Tatooine, Mos Eisley - Raumhafen, Landebucht 94, an Bord der Curessento - Rilanja, Sarid (in den Kabinen) - Kadajj, Brianna (im Cockpit)
Kadajj meinte, dass sie tatsächlich keinen festen Wohnsitz brauchte, solange sie die Fives und Josea im Herzen trug. Sie lebte zwar nicht direkt nach den Traditionen, aber sie beeinflussten doch ihr Leben. Eigentlich, fand Brianna, passte diese Einstellung gut zu den Jedi. Nach allem, was sie wusste, führten Jedi auch mehr oder weniger ein Vagabundenleben, und scheuten feste Bindungen, die sie behinderten. Die Art der Rattataki, mit diesen Beziehungen umzugehen, müsste sich gut damit vereinbaren lassen. Es war auf der einen Seite lose genug, um die Freiheit zu Handeln nicht zu sehr einzuschränken, doch andererseits gab es immer noch das Zusammengehörigkeitsgefühl, die Hingabe, alles was sie in ihrem Herzen trug. Aber sie war in der Lage, ihr eigenes Leben zu leben, zu tun was getan werden musste. Die Echani fragte sich, ob sie sich von ihren Eltern hätte trennen können, um eine Jedi zu werden, unterstellt, sie wären noch am Leben. Sie bedeuteten ihr so viel, und sie hätte alles getan, um sie zurückzubekommen, wenn es nur möglich gewesen wäre, die Ereignisse ungeschehen zu machen. Ihr Blick schweifte voll Melancholie in die Ferne, in die Nebel des Hyperraums vor ihr. Andererseits, dachte sie nach einer Weile, hätten sich die Dinge normal entwickelt, hätte sie ihre Pubertät und das erwachsen werden normal durchlebt, wäre auch ihre Beziehung vielleicht auch eine ganz andere geworden. Doch hier und jetzt war sie auch ungebunden, denn alles, was ihr von den Echani, die ihr in der Galaxis am meisten bedeuteten, geblieben war, trug sie ebenfalls in ihrem Herzen.
Über Kinder hatte sich die Rattataki noch keine Gedanken gemacht, aber gut, sie war noch ziemlich jung, da musste man das auch noch nicht unbedingt. Sie unkte, dass man Rattataki-Kinder mit einem Blaster in der Hand zur Verteidigung großziehen musste, und Brianna musste lachen. Aber so schlimm sei es nicht, schränkte Kadajj sogleich ein und stellte fest, dass es mit Josea schön sein könnte, und die dadurch vielleicht auch friedlicher würden. Die Weißhaarige lachte kurz auf, als sie das vernahm. Es musste doch recht heftig sein, wenn die Gene eines Mandalorianers geeignet waren, die Kinder ruhiger zu machen...
Was die Tätowierungen auf dem kahlen Kopf ihrer Freundin anging, hatte sie richtig getippt, es waren die Wappentiere der Riyoss, geflügelte Schlangen oder Drachen. Brianna betrachtete die Zeichnungen nochmals genau. Auf Anhieb hatte es sich ihr nicht entschlossen, aber wenn man es wusste, dann ja. Demnach bedeutete es, dass die Trägerin aus Sicht der Rattataki so gefährlich war wie eine Schlange oder ein Drache, und soweit sie sich inzwischen kannten, konnte die Echani das bestätigen. Sie hoffte, Kadajj zum Schwimmen überreden zu können, da sie jetzt noch einen Grund mehr dafür hatte. Im Grunde konnte sie es ja, wie sie gesagt hatte, sie musste sie nur davon überzeugen, dass sie ein Auge auf sie hätte und notfalls spielend retten könnte. Die Athletin hatte nicht den geringsten Zweifel, dass dem so war.
Die Pilotin meinte, es wäre kein Problem bei ihrer beider Talent, in Schlamassel zu geraten, den Rückstand aufzuholen, und solange genug Leute um sie seien, die sie aufpäppelten, würde sie sicher bald wie früher aussehen. Brianna lächelte breit.
"Du hast recht - und du erinnerst mich an was. Es sind ja noch welche von Kamees leckeren Sachen da."
Meinte sie und verschwand Richtung Vorratskammer. Sie hatte in Gedanken einen Plan entwickelt, wie sie trotz ihrer Vorliebe für gesunde Lebensmittel, Obst und Gemüse, zulegen konnte. Er umfasste sieben kleinere bis mittelgroße Mahlzeiten täglich, Frühstück, zweites Frühstück, Elf-Uhr-Imbiss, Mittagessen, Fünf-Uhr-Tee, Abendessen und Nachtmahl. Sie hoffte, das in ihren geschäftigen Tagesablauf integrieren zu können, aber mit weniger Essen auf einmal würde sie danach auch leichter wieder Sport treiben können.
Einige Zeit nach ihrer Rückkehr löste der Annäherungssensor aus, sie fielen in den Normalraum zurück und aktivierten die Schilde. Kadajj erwähnte die Eispiraten, wenn man sie so nennen konnte. Die Echani hielt es für verrückt, was man in der Gegend um Tatooine für Wasser so alles machte. Ihre Freundin erzählte, dass sie schon ein paar Gefechte erlebt hatte, es aber auch beängstigend war, wie wenig einem doch von einem Tod im Weltall trennte. Andererseits schien es, als hätte die Rattataki schon ein Faible für Raumkämpfe, so begeistert wie sie mit den Händen rumfuhrwerkte, als säße sie am Steuer irgendeines Geschützturms.
"Genau das macht mir eben Angst. Meinst du, es besteht irgendeine Chance, dass du mir vernünftig fliegen beibringst, falls ich jemals mein Schiff wiedersehe?"
Fragte sie vorsichtig an.
Nach ihrer Ankunft am Raumhafen lugte Brianna vorsichtig zur Einstiegsrampe der Curessento hinaus in die Landebucht 94, und trotz des Schattens kam ihr sofort ein Schwall heißer, trockener, staubiger Luft entgegen. Es würde tatsächlich so schrecklich wie befürchtet werden, erkannte sie, und beschloss bereits jetzt, dass ihr Ando besser gefiel. Sofort zog sie ihren Kopf zurück und begab sich zu Kadajj die ihren eben gemachten Vorschlag, sich erst einmal passend anzuziehen, bereits in die Tat umsetzte. Diese meinte, dass ihr die Zwillingssonnen auch zuviel wären und bot Brianna einen Mantel an, falls ihr ihr Teint lieb sei.
"Das ist er, und da ich leider keinen Mantel mehr besitze, komme ich gerne darauf zurück. Ich habe erst einen schweren Sonnenbrand überstanden und lege keinen gesteigerten Wert auf einen weiteren."
Antwortete sie, zog sich das angebotene Kleidungsstück an und improvisierte einen Mundschutz nach Vorbild ihrer Freundin. Diese empfahl, wehrhaft auszusehen, falls sie nicht als Masseuse eines Podrennfahrers enden wollte.
"Wie kommst du jetzt darauf?"
Fragte Brianna verwundert.
"Ich bin einmal als Tänzerin bei einem Hutten gelandet, als ich bereits eine Padawan war. Bobba der Hutt, in seiner Abwesenheit nannten ihn alle den Fetten. Mein Meister hatte Schulden hinterlassen, die er aufgrund seines vorzeitigen Ablebens nicht mehr hatte bezahlen können, eine Lieferung Söldner, die im Voraus bezahlt war. Pech, wenn die einen persönlich kennen, er hat mich auf Nar Shaddaa gefunden und kassiert.
Er ist einer von jenen, die auf humanoide Tänzerinnen steht, und als Echani war ich natürlich etwas besonderes. Du hättest ihm bestimmt auch gefallen. Ich musste einen Bikini tragen, der nicht richtig passte, weil ihn vorher eine viel üppigere Twi'lek getragen hatte, und elend hohe Absätze. In hohen Absätzen sehe ich lächerlich aus. Ich wäre zwar gern eins achtzig oder fünfundachtzig groß, aber nicht, wenn das der Preis dafür ist. Außerdem wusste ich nicht, was ich ihm hätte vortanzen sollen, sowas wie eine Tanzausbildung fehlt mir leider. Schließlich habe ich was aus meiner Kampfkunst improvisiert, bevor ich von meinem damaligen Meister befreit wurde."
Erzählte sie.
"Generell ist mein Erfolgsrezept allerdings eher, gefährlicher zu sein als ich aussehe. Wobei - Erfolg hab ich ja keinen."
Fügte sie ironisch hinzu. Brianna fragte sich, ob Sarid und Rilanja mitkommen würden, aber wie es aussah, wurden sie noch von Hausmütterchen Levon in Beschlag genommen. Kadajj machte unterdessen Vorschläge, was sie sich alles ansehen konnten, bis sie den Jedi gefunden hätten.
"Hört sich alles gut an für mich, wie du dir denken kannst, habe ich nichts gegen eine ordentliche Schlägerei. Auch nichts gegen Huttenpaläste, solange ich dort nicht als Tänzerin ende. Oder Sarlaccgruben, solange mich keiner hineinwirft. Meinst du, wir können uns so eine ansehen? Vorausgesetzt es gibt welche, die hier in der Nähe sind."
Die Echani wusste immer noch nicht, was Sarlaccs waren, außer dass es sich nach unangenehmen kleinen Viechern anhörte. Zuerst allerdings machten sie sich auf dem Weg zum Marktplatz, und es dauerte nicht lange, bis die hellhäutige junge Frau unter dem geliehenen Mantel zu schwitzen begann.
"Es ist wirklich unerträglich heiß hier, und es erinnert mich an Korriban, als die Sith mich einen Tag lang gefesselt in der Wüstensonne haben braten lassen. Ich hatte einen schweren Hitzschlag danach, und es hätte leicht mein Ende sein können. Nichts, was ich gerne wiederholen möchte."
Erklärte sie und fröstelte trotz der Hitze, als sie daran dachte, während sie von Schatten zu Schatten huschte, solange und soweit welche zu finden waren zumindest.
Zum Sehen war die Stadt ganz interessant, ziemlich fremd und anders als alles, was sie bisher gekannt hatte. Wo es auf Korriban seelenlose Durabetonbauten gegeben hatte, gab es hier... war das Lehm? Je weiter sie in die Innenstadt, falls man das überhaupt so nennen konnte, vordrangen, desto bunter und lebhafter wurde es auf den Straßen. Brianna hätte nicht gedacht, dass es auf einer vermeintlich leblosen Sandkugel so viel Leben geben würde. Was wollten die eigentlich alle hier? Im Laufe der Zeit wurden sie immer mehr von kleinen Kreaturen in weiten Mänteln umlagert, unter deren tiefen Kapuzen zwei glühende Augen hervorscheinten. Sie versuchten ihnen, allen möglichen Schrott zu verhökern, und Kadajj war recht unsanft und unfreundlich zu ihnen, als sie versuchte, sie loszuwerden.
"Es hat wirklich was von Nar Shaddaa, aber das Klima ist unangenehmer und alles ist viel weniger städtisch. Ist Huttese hier auch sowas wie eine Amtsprache, oder zweite Amtssprache? Ich verstehe die Sprache zwar halbwegs, aber mehr auch nicht."
Sie hatten gerade den Marktplatz erreicht, als die Antwort von Semmak eintraf.
"Unser Fischjedi hat es wirklich eilig, von hier wegzukommen, er ist ausgerechnet hier auf Mos Eisley und fragt gleich nach unserer Landebucht. Außerdem bringt er eine weitere Passagierin mit, geht das klar? Sechs Personen hast du gesagt, wenn wir deine kleine Krankenstation ausräumen."
Die Silberhaarige tippte eine kurze Antwort, wo ihr Schiff stand und dass sie sich gerade auf dem Marktplatz befanden. Sie steckte just ihr Kom weg, lediglich einige Meter von der Rattataki entfernt, die schon ein wenig weitergeschlendert war, als sie eine Art von Berührung spürte, die ihr nicht gänzlich unvertraut vorkam. Ihr rechter Arm schnellte wie ein Blitz nach hinten und zog eine Hand aus der Tasche, in die sie ihr Komgerät gesteckt hatte. Sie fühlte sich hart an, und als sie sich umdrehte, sah sie ihren ersten Verdacht bestätigt: der Taschendieb war ein Gand. Obwohl sie ihn früher als Kollegen hätte bezeichnen können, funkelte sie ihn böse an.
"Na sowas! Du versuchst mich zu beklauen! Da bist du aber an die falsche geraten."
Gand waren eine kleinwüchsige insektoide Spezies, Gasatmer, die auf Planeten mit normaler Atmosphäre Atemmasken trugen, so auch dieser. Sie kannte die berüchtigten Gand-Bars auf Nar Shaddaa, so ziemlich die schlimmsten der Stadt. Ein einzelner Gand konnte überaus friedlich und bescheiden sein, doch in diese Bars einzutreten war selbst mit einer Schutzmaske gegen das tödliche Gasgemisch, das dort herrschte, nicht ratsam. Brianna hatte Gerüchte gehört, dass andere Obdachlose, die das Pech hatten, in der Nähe einer solchen Bar zu übernachten, an einem Gasleck gestorben zu sein, sie wusste aber nicht, ob das sein konnte, ob das Gas tatsächlich giftig war oder nicht einfach nur der Sauerstoff fehlte. Jedoch, alles in allem waren es fiese kleine Kreaturen.
Die Kreatur vor ihr versuchte sich loszureißen, doch sein einziger Erfolg war, dass sich Briannas Griff so weit verstärkte, dass sein Exoskelett bedenkliche Geräusche von sich gab. Die muskulöse Echani hatte gute Lust, ihm eine kleine Abreibung zu verpassen. Es hieß, dass manche Echani-Meisterinnen mandalorianisches Eisen mit bloßen Fäusten (oder Füßen) durchdringen konnten, allerdings war sie nicht sicher, ob das überhaupt sein konnte. Wenn, dann brauchte es auf jeden Fall wiederholte Schläge auf genau dieselbe Stelle, und selbst dann... sie hatte aber auch noch keine Chance gehabt, sich daran zu versuchen. Das Exoskelett eines Gand brauchte sie allerdings sicherlich nicht zu fürchten.
Das ahnte dieser wohl auch, und als ihm klar wurde, dass er so nicht entkommen konnte, versuchte er, seinen Blaster zu ziehen. Die Silberhaarige ahnte die Bewegung voraus, und ein heftiger Ruck an seinem Arm in Verbindung mit einer schnellen Fußfegetechnik ließ ihn unversehens auf dem Boden landen. Der Blaster fiel ihm aus der Hand, Brianna trat ihn in die Luft und fing ihn, damit er keinen Schaden mehr damit anrichten konnte, während er die Beine in die Hand nahm und so schnell er konnte davonrannte. Sollte er doch! Die Kampfsportlerin zuckte mit den Achseln. Seine Lektion hatte er vermutlich gelernt... oder so dachte sie zumindest.
Sie wollte sich gerade aufmachen, um Kadajj zu folgen, als sie zwei schwer bewaffnete Leute ausmachen konnte, die sich durch die Menge auf sie zu schoben, ein Rodianer und ein Mensch. Das lästige Insekt war in der Nähe der blaugrünhäutigen Nichtmenschen.
"Na großartig - der Kleine hat seine Mami gefunden..."
Kommentierte sie, während sie überlegte, wie sie die beiden am besten loswürde. Falls es tatsächlich nur zwei waren, und nicht noch mehr, vorausgesetzt. Ein Feuergefecht inmitten dieser Menge würde mit Sicherheit Tote geben, und sie war immer noch genug Padawan um das auf keinen Fall zu wollen, selbst wenn sie es je hätte.
Tatooine - Mos Eisley - Marktplatz - Kadajj (etwas entfernt), NPCs, Brianna