Wow, was für eine Folge. Als ich mir die Beschreibung durchgelesen hatte, dachte ich mir nur: Was zur Hölle? Ventress auf Kopfgeldjagd mit Boba, Bossk und Dengar? Wie hilft uns das weiter? Hatten wir nicht schon genug Kopfgeldjäger-Folgen in dieser Staffel? Was ist denn nun mit Opress und Maul??? Warum muss ich mich in der Staffelfinale-Quadrilogie mit solchen Lückenfüller beschäftigen? Doch es sollte gänzlich anders kommen...
Schon der Anfang auf Tatooine ist atmosphärisch sehr dicht, die Mos Eisley Cantina war wie immer nett anzusehen, nur die Musik hat mir diesmal nicht so sehr gefallen... aber es war ja auch nicht Figrin D'an und seine Gruppe
Wie Ventress erstmal versucht, ihren Kummer in Alkohol zu ertränken und sofort von dem Kopfgeldjäger angebaggert wird und Ventress die Situation auf die ihr eigene brachiale Art löst, war unglaublich cool! Ebenso wie die anderen Gäste darauf reagieren: Zuerst kurzes Erschrecken und Neugierde, dann nachdem Ventress einen lässigen Spruch abgelassen hat, deutlich amüsiert. Hier konnte ich ANH förmlich riechen... sehr geniale Szene.
Hier kommen Bossk und das Rothaar ins Spiel. Bossk und sein Zungengehabe hat es mir eh angetan, die Neue war aber auch nicht schlecht. Hier stört mich lediglich die Bossk-Stimme, die doch immer noch viiiiiel zu sehr wie die Stimme der Klone klingt... Insgesamt hat mir der Dialog, wie eigentlich sämtliche Dialoge der ganzen Folge sehr gefallen. Ventress' Synchronsprecherin hat ohnehin meine Liebe zu dieser Figur noch verstärkt, in ihrer Stimme schwingen in jeder Situation so viele verschiedene Untertöne mit und sie ist einfach so melodisch, düster und stellenweise verletzlich, wie man es von einer vielschichtigen Person wie Ventress erwarten kann. In dieser Folge kann sie dann auch erstmals den lässigen "Does it pay well"-Kopfgeldjäger-Ton anschlagen, der ihr ebenfalls sehr gut zu Gesicht steht. Dass Ventress so widerspruchslos auf Bossks Drohung eingeht, dass sie ihnen entweder hilft oder an die Autoritäten ausliefert (auf Tatooine eigentlich auch ein Witz...), hat mich dann doch ein wenig überrascht, hier habe ich kurz wirklich um Bossks Leben gefürchtet. Allerdings hat Ventress - wie sie ja auch später zugibt - schlicht und ergreifend nichts besseres zu tun, von daher kann sie es sich ja mal anhören...
Einen kurzen Cameo-Auftritt von Embo später trifft man dann auch kurz auf Dengar, dann auf Boba. Der hat sich wirklich gut entwickelt seit der ersten Boba-Folge am Ende von Staffel 2. Sowohl optisch als auch im Verhalten erinnert er weniger an den kleine Episode 2-Boba, sondern schon ein bisschen an den harten Kerl, der er mal werden wird - obwohl es auch deutlich ist, dass er noch einen langen Weg vor sich hat. Etwas seltsam fand ich den Helm... aber klar, vielleicht ist ihm der Jango-Helm noch etwas zu groß. Und dann ist da noch dieser Roboter, bei dem irgendwie sofort REAL STEEL in meinem Kopf aufblinkte... ein bisschen erinnerte er mich an einen der Kampfroboter in diesem Film.
Also gehts los zum Zielplaneten und hier gibts doch tatsächlich sowas wie einen Himmelsdom. Hat mich sofort an Shadows of the Empire erinnert. Hier gibts dann die klassische Briefing-Scene... eine Kiste muss mit dem Zug von A nach B transportiert werden, bitte nicht in die Kiste gucken und dann gibts da noch ein paar Räuber, die die Sache erschweren werden. Dazu wird noch explizit gesagt, dass der Inhaber der Kiste der tyrranische Herrscher des Systems ist... und wem spätestens hier nicht dämmert, was sich wahrscheinlich in der Kiste befindet und dass die bösen Räuber vielleicht doch nicht so böse sind, dem ist nicht mehr zu helfen. Trotzdem bleibt es interessant, den mit den Kopfgeldjägern und Ventress hat man hier eben keine Musterknaben, sondern eher graue Charaktere, bei denen man nicht genau weiß, wie sie mit der Situation umgehen, wenn sie denn herausfinden, was wirklich läuft.
Die neue Alien-Rasse fand ich so ganz nett anzuschauen, viel cooler war natürlich das Design der Ninja-Räuber und ihrer krabbelnden Reittiere. Und natürlich muss eine Erklärung her, warum man den Zug benutzt und nicht einfach mit dem Raumschiff hinfliegt... ich habe ehrlich gesagt nicht viel Ahnung von Atmosphärendruck und wieso der Luftreisen unmöglich macht (wird wohl was mit den Gewittern zu tun haben, die offenbar ganzzeitlich über dem Planeten toben? Atmosphärenstürme? Hm...). Aber das Zielpublikum der Serie wird so eine Aussage wohl einfach schlucken... Wer mir das mal erklären kann, darf das hier gerne tun
Runter gehts optisch ansprechend per Lift, dann weiter in den Zug mit der Kiste. Sofort wird der Zug von den Räubern und ihren Reitkrabblern verfolgt. Meine Frage: Warum greifen sie nicht einfach an, bevor die Kopfgeldjäger in den Zug steigen? Sie sind offensichtlich zahlenmäßig weit überlegen und es dürfte deutlich einfacher sein, diese überlegenheit auszuspielen, wenn man mit Reittieren und Ninja-Fähigkeiten einen stationären Ort angreift, als ein Hochgeschwindigkeits-Fahrzeug, dass zudem innen sehr beengt ist und ein optimales Ausspielen der extremen Sprungkraft, über die die Ninjas offensichtlich verfügen, unmöglich macht. Außerdem kann man in einem engen Gang wesentlich schlechter einem Schuss ausweichen als auf freiem Feld. Aber na gut, vielleicht gabs am Bahnhof ja noch mehr Wachen als man gesehen hat. Von daher ist das okay.
Und schon geht der Angriff los, der natürlich einen klassischen Wild West-Eisenbahnraub simulieren soll... und Ventress hat nach ihrer Abreise von Dathomir wohl ihre Machtsinne komplett ausgeschalten, da sie denn Angriff erst kommen sieht, als die Kerle schon direkt neben ihr stehen... dementsprechend muss sie sich erstmal auf nen Faustkampf einlassen. Der Kampf an sich ist insgesamt sehr gut gemacht und zählt zu dem besten und flüssigsten, was TCW bisher zu bieten hatte. Die Kopfgeldjäger kämpfen alle aus individuelle Art und Weise, besonders eindrucksvoll natürlich die Peitschen von "Pippi Langstrumpf", der Roboter-Rundumbeschuss, aber auch Dengars doch sehr grausige Bombentaktik. Auch Boba kann jetzt beweisen, dass sein Vater und Ausbilder der Beste war... es sieht erschreckend mühelos aus, wie er innerhalb kürzester Zeit mehrere Angreifer erschießt. Irgendwann findet dann Ventress auch mal Zeit ihre Lichtschwerter zu zücken und mäht auch mal ein paar von den Ninja-Knilchen nieder, die sich als sehr gute Kämper erweisen und nacheinander alle Kopfgeldjäger außer Boba und Ventress geschickt aus dem Zug katapultieren... leider wird keiner der Jäger getötet... gerade die zwei Neuen hätten sich da doch angeboten.
Den "over my dead body"-Moment des Schnabel-Aliens fand ich zum Schießen
Der Endkampf zwischen Boba und dem Ninja-Leader führt dann zur Enthüllung von dem, was alle schon vorher wussten: Die kleine Schwester des Leaders, die dort gefangen war. Hier kann Boba zeigen, dass er dann doch noch nicht ganz abgestumpft ist, sondern noch immer das Herz am Rechten Fleck hat und sofort versucht, der etwa gleichaltrigen zu helfen... und bekommt dafür erst eine Ohrfeige und dann einen Tritt ins Gesicht. Beim nächsten Mal überlegt er es sich vielleicht zweimal.
Dann nimmt der böse Räuber die Maske ab und sieht dann auf einmal gar nicht mehr so böse aus und redet auch ganz lieb. Pädagogisch für das Zielpublikum eigentlich top
Und dann kommt Ventress und wie cool sie einfach ist!! "Well, well, well, what do we have here?" Wirklich, ich könnte mir einen zwei Stunden TCW-Film nur mit Ventress drin angucken
In dieser Szene fiel mir mal wieder auf, wie verdammt gut, die TCW-Lichtschwerter aussehen, besonders als der Ninja-Leader dann die Rauchbombe zündet. Aber auch hier scheinen Ventress Machtsinne ein bisschen zu schlafen... der Ninja versteckt sich hinter zwei Sitzen und Ventress kann nicht erspüren, wo er hin ist und wird sofort mal entwaffnet. Peinlich... Das kann sie allerdings sofort wieder gutmachen, indem sie den Ninja-Leader relativ mühelos und mit einem ihre extrem coolen Machtwürgegriffe fertig macht.
Dann, die Wende, die ich so nicht erwartet hätte... Das Mädel hält eine kleine Ansprache darüber, dass sie sich ihre Situation nicht ausgesucht hat und dass Ventress wohl keine Ahnung hat, wie es ist, gewaltsam aus ihrem Umfeld gerissen zu werden... und Ventress erweicht. Und den TCW-Machern gelingt es, das nicht irgendwie unglaubwürdig oder out of character zu machen, sondern nachvollziehbar und mit Einklang zu dem, was man bisher von Ventress weiß. Charakterentwicklung wie sie schöner nicht sein könnte. Ventress beweist dadurch einmal mehr, dass sie sich von all den eindimensionalen TCW-Bösewichten von Bane über Grievous zu Dooku klar abhebt und der wohl interessanteste TCW-Schurke ist.
Aber natürlich spielt sie erst noch die Harte und kann gegenüber Boba nochmal die Dunkle Seite ausspielen... der sich hier definitiv mit der Falschen angelegt hat. Ventress Übergabe der Kiste überrascht dann nicht mehr... das Mädel ist weg und sie hat einen gefesselten und geknebelten Boba zurückgelassen... fast tut der Gute einem hier leid. Aber was ihn nicht umbringt... Natürlich war Ventress klug genug, um noch das Kopfgeld zu kassieren und will sich selbst ihre neu entdeckte Gutherzigkeit auch nicht sooo stark anmerken lassen, sodass sie auch von den Ninjas nochmal kräftig abkassiert... aber es ist doch sehr klar, dass hier nicht das Geld ihr Hauptmotiv war, dass sie dann auch noch brüderlich mit den anderen Kopfgeldjägern teilt und auch was für Boba da lässt, bevor sie verschwindet. Lang her scheinen die Zeiten zu sein, in dem sie einem Mitstreiter noch ein Lichtschwert durch die Brust gebohrt hat, um allein den Ruhm für die Mission einzuheimsen. Und dann verschwindet Ventress in die Galaxis, eine neue Zukunft vor Augen...
Die große Frage ist, wie es jetzt weitergeht. Wars das für Ventress in TCW? War das die Stelle, wo sie in den Sonnenuntergang reitet und nie mehr gesehen wurde. Hier könnten dann die alten Klonkriege-Comics bzw. Obesession greifen und Ventress im Bacta-Tank bei Dooku zeigen. Retcon wäre dann, dass Dooku sie aufgestöbert, schwer verletzt und irgendwie manipuliert hat, um sie wieder zu Loyalität ihm gegenüber zu zwingen. Wenn dann bei Ventress scheintot am Ende von Obsession die helle Seite in ihr hervorbricht, hätte man durch diese Folge einen guten Anknüpfpunkt. Aber vielleicht kommt da ja doch noch mehr. Stören würde es mich, denn Ventress ist definitiv mein absoluter Lieblingscharakter aus TCW und ihre sich wandelnde Figur hat durchaus noch einiges zu bieten.
Für diese Folge, die uns zwar storytechnisch nicht viel weiterbringt aber doch für ventress Charakterentwicklung unglaublich entscheidet und zudem voller sehr gut gemachter Action ist, vergebe ich 9 von 10 durchgeschnittene Vibroklingen...