Crimson
The great Cornholio
The Handmaid's Tale - Der Report der Magd
Wundert mich wirklich, dass diese Serie hier noch keinen eigenen Thread hat. Immerhin ist das die erste VOD-Serie, welche mit dem Emmy und dem Golden Globe die wichtigsten US-Fernsepreise abräumen konnte, und sie ist richtig, richtig gut.
Worum geht's:
Die Serie basiert auf dem Roman der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood aus dem Jahr 1985.
In einer nicht sehr fernen Zukunft geraten die USA infolge schwerer Unweltkatastrophen und Reaktorunfälle in eine schwere Krise. Diese wird von der radikal-christlichen Sekte "Söhne Jakobs" dazu genutzt nach fingierten Anschlägen auf den Kongress und den Präsidenten die Macht in einem Großteil des Landes zu übernehmen. Den neuen Staat nennen sie nach dem biblischen Land gleichen Namens "Gilead", und errichten eine brutale theokratische Diktatur. Regimegegner, Andersgläubige, Homosexuelle und Intelektuelle werden verfolgt, getötet, in Lager gesteckt oder zur Zwangsarbeit in verseuchte Regionen verschleppt, um an der Beseitigung von Umweltschäden zu helfen. Besonders hart trifft es in der neuen Ordnung die Frauen. Diese dürfen fortan weder lesen noch schreiben, keine Arbeit annehmen und kein eigenes Geld besitzen. Da sehr viele Menschen infolge der schädlichen Umwelteinflüsse steril geworden sind, werden die letzten noch fruchtbaren Frauen vom Regime eingefangen, und zu sogenannten Mägden (Handmaidens) erzogen. Diese Mägde werden dann Vertretern der herrschenden Oberschicht quasi als Besitz zugesprochen. Ihre wichtigste Pflicht im Haushalt der sogenannten Kommandanten ist es, einmal im Monat im Beisein der Ehefrau ihres Herren eine ritualisierte Vergewaltigung - genannt die Zeremonie - über sich ergehen zu lassen, um so den Fortbestand der Art zu sichern. (Der biblische Bezug dabei ist die Geschichte von Rachel und Bilah) Um die totale Kontrolle über diese Frauen zu demonstrieren verlieren diese ihre Identität und ihre Namen, und werden fortan mit neuen Einzelnamen versehen, die sich auch der Vorsilbe "Des-" (im Englischen "Of-") und dem Vornamen ihres Besitzers zusammensetzen, z.B. Desfred, Deswarren, Desglen usw.
Doch auch anderen Frauen, die nicht in der Lage sind Kinder zu gebären, ergeht es nicht sonderlich besser, da alle in ein strenges Kastensystem eingeteilt sind. Ganz oben die Ehefrauen der Kommandanten, die ein relativ freies und luxuriöses Leben führen, solange sie sich fügen, und deren Aufgabe es in erster Linie ist, ihrem Mann ein schönes Heim zu bieten. Andere Kasten sind die "Marthas", welche in den Haushalten als Köchinen und Dienstmädchen dienen, und die "Tanten", welche als treue Handlangerinnen des Systems die Mägde ausbilden und überwachen. Frauen, die in dieser Hierarchie keine Verwendung finden enden entweder in geheimen Bordellen für die männliche Oberschicht oder in den verseuchten Kolonien.
Die Story der Serie, von der bislang 36 Folgen in 3 Staffeln erschienen sind, handelt im Wesentlichen von der Magd Desfred, die eigentlich June heißt, und beim Versuch mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter nach Kanada zu flüchten, erwischt wurde und nach als Magd dem Kommandanten Fred Waterford und dessen Frau Serena Joy zugeteilt wurde. Über eine befreundete Magd und den undurchsichtigen Fahrer ihres Herrn, Nick, kommt sie in Kontakt mit einer Widerstandsgruppe namens Mayday, wobei stets unklar bleibt, wem sie wirklich trauen kann, und wem nicht, zumal auch ihr Kommandant Mr. Waterford ein Interesse an ihr zeigt, das weit über das erlaubte hinausgeht...
Meine Meinung:
Der Roman - immerhin 35 Jahre alt - spukte noch irgendwo in meinem Hinterkopf herum, ebenso die eher mittelmäßige Schlöndorff-Verfilmung von 1990, bevor ich durch eine Empfehlung auf die Serie stieß.
Diese fängt die verzweifelte Stimmung der Vorlage perfekt ein. Die Farben der Bilder sind - bis auf das Rot der Kleidung der Mägde - meist ausgewaschen, die Welt in der die Menschen leben, ist meist kalt, abweisend, trostlos und von einer unterschwelligen, fast greifbaren Gewalt geprägt, die immer wieder in ebenso kurzen wie brutalen Eruptionen an die Oberfläche bricht. Was die ganze Sache aus meiner Sicht so interessant macht ist die Tatsache, dass es alle die gezeigten Unterdrückungsmechanismen irgendwann einmal gab oder heute noch gibt, wenn auch nicht so geballt, was erheblich zu der düsteren Atmosphäre der Serie beiträgt.
Die Schauspieler, u.a. Elisabeth Moss, Joseph Fiennes, Yvonne Strahovski, Alexis Bledel und Ann Dowd, liefern alle gute bis sehr gute Leitungen ab, und der Spannungsbogen bleibt bisher (ich bin ca. in der Mitte der 2. Staffel) auf einem hohen Niveau.
Wer die Serie noch nicht kennt, und sich für dystopische Stoffe begeistern kann, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren. Zu sehen dürfte sie auf vielen Streamingprotalen sein, im Entertainment-Paket von T-Online ist sie ohne Aufpreis enthalten.
Wer sie schon kennt ist natürlich herzlich eingeladen, hier seine Eindrücke mitzuteilen...
C.
Wundert mich wirklich, dass diese Serie hier noch keinen eigenen Thread hat. Immerhin ist das die erste VOD-Serie, welche mit dem Emmy und dem Golden Globe die wichtigsten US-Fernsepreise abräumen konnte, und sie ist richtig, richtig gut.
Worum geht's:
Die Serie basiert auf dem Roman der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood aus dem Jahr 1985.
In einer nicht sehr fernen Zukunft geraten die USA infolge schwerer Unweltkatastrophen und Reaktorunfälle in eine schwere Krise. Diese wird von der radikal-christlichen Sekte "Söhne Jakobs" dazu genutzt nach fingierten Anschlägen auf den Kongress und den Präsidenten die Macht in einem Großteil des Landes zu übernehmen. Den neuen Staat nennen sie nach dem biblischen Land gleichen Namens "Gilead", und errichten eine brutale theokratische Diktatur. Regimegegner, Andersgläubige, Homosexuelle und Intelektuelle werden verfolgt, getötet, in Lager gesteckt oder zur Zwangsarbeit in verseuchte Regionen verschleppt, um an der Beseitigung von Umweltschäden zu helfen. Besonders hart trifft es in der neuen Ordnung die Frauen. Diese dürfen fortan weder lesen noch schreiben, keine Arbeit annehmen und kein eigenes Geld besitzen. Da sehr viele Menschen infolge der schädlichen Umwelteinflüsse steril geworden sind, werden die letzten noch fruchtbaren Frauen vom Regime eingefangen, und zu sogenannten Mägden (Handmaidens) erzogen. Diese Mägde werden dann Vertretern der herrschenden Oberschicht quasi als Besitz zugesprochen. Ihre wichtigste Pflicht im Haushalt der sogenannten Kommandanten ist es, einmal im Monat im Beisein der Ehefrau ihres Herren eine ritualisierte Vergewaltigung - genannt die Zeremonie - über sich ergehen zu lassen, um so den Fortbestand der Art zu sichern. (Der biblische Bezug dabei ist die Geschichte von Rachel und Bilah) Um die totale Kontrolle über diese Frauen zu demonstrieren verlieren diese ihre Identität und ihre Namen, und werden fortan mit neuen Einzelnamen versehen, die sich auch der Vorsilbe "Des-" (im Englischen "Of-") und dem Vornamen ihres Besitzers zusammensetzen, z.B. Desfred, Deswarren, Desglen usw.
Doch auch anderen Frauen, die nicht in der Lage sind Kinder zu gebären, ergeht es nicht sonderlich besser, da alle in ein strenges Kastensystem eingeteilt sind. Ganz oben die Ehefrauen der Kommandanten, die ein relativ freies und luxuriöses Leben führen, solange sie sich fügen, und deren Aufgabe es in erster Linie ist, ihrem Mann ein schönes Heim zu bieten. Andere Kasten sind die "Marthas", welche in den Haushalten als Köchinen und Dienstmädchen dienen, und die "Tanten", welche als treue Handlangerinnen des Systems die Mägde ausbilden und überwachen. Frauen, die in dieser Hierarchie keine Verwendung finden enden entweder in geheimen Bordellen für die männliche Oberschicht oder in den verseuchten Kolonien.
Die Story der Serie, von der bislang 36 Folgen in 3 Staffeln erschienen sind, handelt im Wesentlichen von der Magd Desfred, die eigentlich June heißt, und beim Versuch mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter nach Kanada zu flüchten, erwischt wurde und nach als Magd dem Kommandanten Fred Waterford und dessen Frau Serena Joy zugeteilt wurde. Über eine befreundete Magd und den undurchsichtigen Fahrer ihres Herrn, Nick, kommt sie in Kontakt mit einer Widerstandsgruppe namens Mayday, wobei stets unklar bleibt, wem sie wirklich trauen kann, und wem nicht, zumal auch ihr Kommandant Mr. Waterford ein Interesse an ihr zeigt, das weit über das erlaubte hinausgeht...
Meine Meinung:
Der Roman - immerhin 35 Jahre alt - spukte noch irgendwo in meinem Hinterkopf herum, ebenso die eher mittelmäßige Schlöndorff-Verfilmung von 1990, bevor ich durch eine Empfehlung auf die Serie stieß.
Diese fängt die verzweifelte Stimmung der Vorlage perfekt ein. Die Farben der Bilder sind - bis auf das Rot der Kleidung der Mägde - meist ausgewaschen, die Welt in der die Menschen leben, ist meist kalt, abweisend, trostlos und von einer unterschwelligen, fast greifbaren Gewalt geprägt, die immer wieder in ebenso kurzen wie brutalen Eruptionen an die Oberfläche bricht. Was die ganze Sache aus meiner Sicht so interessant macht ist die Tatsache, dass es alle die gezeigten Unterdrückungsmechanismen irgendwann einmal gab oder heute noch gibt, wenn auch nicht so geballt, was erheblich zu der düsteren Atmosphäre der Serie beiträgt.
Die Schauspieler, u.a. Elisabeth Moss, Joseph Fiennes, Yvonne Strahovski, Alexis Bledel und Ann Dowd, liefern alle gute bis sehr gute Leitungen ab, und der Spannungsbogen bleibt bisher (ich bin ca. in der Mitte der 2. Staffel) auf einem hohen Niveau.
Wer die Serie noch nicht kennt, und sich für dystopische Stoffe begeistern kann, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren. Zu sehen dürfte sie auf vielen Streamingprotalen sein, im Entertainment-Paket von T-Online ist sie ohne Aufpreis enthalten.
Wer sie schon kennt ist natürlich herzlich eingeladen, hier seine Eindrücke mitzuteilen...

C.