Tun sie das?
Dem Zuschauer stehen doch alle Optionen offen: Man kann sich für die Charaktere interessieren und deren Geschichten im Verlauf von "The Mandalorian" weiterverfolgen. Die Serie hat ein heutzutage ungewohnt langsames Erzähltempo. Sie läuft jetzt schon fast zwei (kurze) Staffeln lang und ist immer noch dabei, ihre Protagonisten in Position zu bringen. Aber diese haben alle eine Agenda, die der Zuschauer im Lauf der Serie garantiert weiterverfolgen kann. Entweder er interessiert sich für deren Geschichten und bleibt dran, oder ihm liegt die langsame Art der Serie nicht und er schaltet ab. Als Zuschauer ohne "The Clone Wars"- und "Rebels"-Vorwissen lernt man die Charaktere und ihre Ziele nun eben neu kennen. Wenn man sich nicht gerade in einem Star Wars-Forum aufhält und die Diskussionen mitverfolgt, dann fällt es einem ja auch gar nicht auf, dass die Leute alle eine lange Vorgeschichte haben. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich hab die beiden Animationsserien gleichzeitig mit der ersten "Mandalorian"-Staffel geguckt. Dass also Moff Gideon am Ende ein spezielles Schwert namens "Darksaber" in der Hand hatte, war mir gar nicht aufgefallen, denn den hatte ich noch nicht gesehen (oder ihn wieder vergessen...?) - und das hat mich auch nicht gestört. Da wurde ich erst drauf aufmerksam, als ich hier die Diskussionen mitgelesen hab.
Dann bekommt man das Gefühl, man würde was verpassen - dieses Gefühl ist in dieser Staffel mit all den aus den Serien bekannten, aber hier neuen Charakteren wahrscheinlich deutlich ausgeprägter. Und ja, ich bin gerade froh, dass ich die Animationsserien mittlerweile kenne, denn man freut sich darüber, Altbekannte in "echt" erleben zu dürfen und herumzuspekulieren. Mit mehr Hintergrundwissen fühlt sich die aktuelle Staffel ganz anders an, man entdeckt Details und fragt sich, was aus anderen Charakteren geworden ist.
Aber man hat doch auch alle Berechtigung, mit "The Mandalorian" zusammen das Star Wars-Universum neu zu betreten, es gemeinsam mit Mando und dem Kind kennenzulernen und es bei "The Mandalorian" zu belassen - oder eben die anderen Serien auch zu gucken, um mehr Hintergrundwissen zu bekommen oder einfach hier andere Fans zu fragen oder bei Wookieepedia nachzulesen. Man schaut die Serie ohne Hintergrundwissen anders, aber man kann sie doch trotzdem (Gefallen natürlich vorausgesetzt) auf seine eigene Art genießen. Und man muss sich auch nicht "dumm" vorkommen, wenn dann andere über die Vorgeschichten und die sich dadurch ergebenden wahrscheinlichen Handlungsstränge diskutieren. "The Mandalorian" lädt natürlich ein, auch die Animationsserien zu konsumieren. Es wird also mMn nicht vorausgesetzt, dass man alles kennt - man soll doch vielmehr
jetzt alles kennenlernen (und deshalb den Streamingdienst länger abonnieren, weil man noch TCW und "Rebels" gucken muss...
). Aber als neuer Fan muss man ja auch nicht zwangsläufig nur die Disney-Verkaufstaktik sehen, sondern kann "The Mandalorian" auch als Einladung für einen regen Austausch mit anderen Fans nutzen und so das Vorwissen erlangen.
In "Solo" fand ich Maul allerdings auch unpassend. Ich hatte die Serien noch nicht geschaut und dann ist Maul plötzlich da und der Film ist zu Ende. Hä?! Das war einfach ein schlechter Zeitpunkt, um sein Überleben zu "enthüllen" - und dann keine Fortsetzungsfilme zu drehen, in denen das aufgeklärt würde. Beim "Mandalorian" seh ich das aber ganz anders, denn hier haben wir es mit einer Serie zu tun, die die eingeführten Charaktere jederzeit wieder aufgreifen kann und das mit Sicherheit auch tun wird. Außer, wenn jetzt alle abschalten und die Serie deshalb unerwartet gecancelt wird.
Danach sieht's aber gerade nicht aus.