Review
(Mit Spoilern)
Im Kino ist der Film leider an mir vorbeigegangen, aber seitdem ich näheres über den Film erfahren habe, habe ich auf die Blu-Ray gewartet und wurde jetzt nicht enttäuscht.
Ich finde den Film ebenso interessant und gelungen, wie ich ihn mir anhand von verschiedenen Berichten vorgestellt haben.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Bella Swan, die von Kristen Stewart überzeugend verkörpert wird.
Dass Bella neben Edward, aber noch mindestens zwei weitere Verehrer hatte, fand ich etwas übertrieben.
Robert Pattinson finde ich persönlich jetzt auch nicht so attraktiv wie viele behaupten und er schwangt den ganzen Film mit seinen Schauspiel zwischen sehr minimalistisch und übertrieben, aber insgesamt kriegt er die Kurve und gibt einen guten verliebten Vampir ab.
Sicher ist nicht ausnahmslos jeder Dialog bei dieser Liebesbeziehung gelungen, aber insgesamt hat es mir sehr gut gefallen und ich fand es authentisch und glaubwürdig.
Sehr lustig fand ich die Szenen, wo Bella über Edwards besondere Fähigkeiten rätselt:
Edward: „Ich hatte einen Adrenalinstoß.“
....
Bella: „Ich dachte an Kryptonit oder radioaktive Spinnen.“
Auch die menschlichen Nebencharaktere haben mich überzeugt. Die Schulfreunde Bellas bekommen zwar alle nur recht wenig Screentime, aber mögen tue ich sie dennoch. Am besten hat mir ja der Typ von der Schülerzeitung gefallen.
Jacob ist offensichtlich in Bella verliebt und da er wohl kaum zum Zug kommt und so die Rolle des unglücklich Verliebten einnimmt, tut er mir sehr leid.
Sein Vater gefällt mir ebenfalls und die Legenden der Quileute über die Vampire sind ziemlich interessant. Imo liegt im Verhältnis Quileute – Vampire ziemliches Konfliktpotential und etwas wurde das ja bereits angedeutet.
Ich finde es btw. ziemlich schade, dass in amerikanischen Film so selten Schauspieler mit indianischen Wurzeln zu sehen sind.
Einer meiner Lieblingscharaktere des Films ist Charlie, der Vater von Bella. Imo merkt man sehr stark, dass er sich nur das beste für seine Tochter wünscht, er ist halt nur etwas ungeschickt.
Außerdem habe ich ständig den Eindruck gehabt, dass er im Grunde viel mehr verdient hätte, als er derzeitig hat (immerhin bleibt Bella ja jetzt wohl zumindest einige Zeit bei ihm).
Geradezu herzzerreißend fand ich den Moment wo Bella ihn damit konfrontiert zu gehen und er ihr antwortet, dass er weiß, dass es mit ihm nicht so spannend wäre und er das ändern wolle....und dann auch noch die Antwort, die er sich eingefangen hat....
Ansonsten war Charlies beste Szene, als er meint, dass Edward reinkommen könnte und das in genau dem Moment wo er sein Gewehr fertig geladen hat.
Zusammenfassend kann man sagen, dass in dem Film keine schauspielerischen Wunderdinge zu erwarten sind, aber alle ihre Rollen so gut (und tlw. überaus charmant) spielen, dass sie ziemlich glaubhaft sind .
Besonders angetan hat es mir der Handlungsort:
Ist schon eine gute Idee Vampire, die sich im Sonnenlicht nicht zeigen können, im Ort mit dem höchsten Niederschlagsrate von Nordamerika anzusiedeln.
Verbunden mit dem Schauplatz sind wunderschöne Landschaftsaufnahmen, die wirklich Lust machen sich das mal selbst anzusehen.
Auffallend war die ausgeprägte Freundlichkeit der Bewohner von Forks, die Bella wirklich sehr herzlich aufnehmen (soll wahrscheinlich auch zeigen, dass nicht allzuviel in dem Ort passiert). Im Falle der Erwachsenen gleitet das tlw. etwas ins nervig – peinliche ab, aber ich fand es recht unterhaltsam.
Dazu im Kontrast begegnet Bella in der Stadt, wo sie ihr Buch kauft, natürlich sofort einigen dunklen Gestalten in einer dunklen Gasse.
War sehr gelungen, wie Edward sie rettet und sich direkt darauf über die niederträchtigen und abscheulichen Gedanken der degenerierten Typen aufregt und meint, dass er ihnen die Köpfe hätte abreißen müssen.
Auch der gesamte Stil des Films kann mich voll überzeugen:
Er ist nicht so bunt und bombonmäßig wie viele andere Hollywoodfilme, aber auch nicht so düster und depressiv wie der Film vermutlich wäre, wenn er aus Deutschland wäre.
Kurz gesagt man hat einen tollen Mittelweg gefunden und sich für einen Stil entschieden, der wahnsinnig angenehm anzusehen ist.
Die Kritik aus Teilen der Medien, dass der Film nicht viel mit Vampiren zu tun hätte, kann ich absolut nicht nachvollziehen.
Es gibt unzählige Vampir-Interpretationen und die von "Twilight" ist mit Sicherheit nicht schlechter als irgendeine andere, ich finde sie hingegen sogar ziemlich interessant.
Wie bereits gesagt finde ich es sehr gelungen, dass sich die Vampire der Cullen-Familie im ewig wolkenverhangenen Forks angesiedelt haben. Außerdem finde ich es gut, dass sie nur Tierblut trinken und sich darum Vegetarier nennen.
Dass Vampire im Sonnenlicht leuchten, ist eine interessante Variation als Begründung dafür, dass sie sich im Sonnenlicht nicht zeigen.
Auch die Vampirfähigkeiten und, dass alle über unterschiedliche Talente verfügen, überzeugt.
Abgesehen davon gefällt mir das vergleichsweise bodenständige Auftreten der Vampire. Vampire die furchtbare Fratzen ziehen und ihren Opfern den ganzen Hals aufreißen haben sicherlich auch ihre Daseinsberechtigung, aber ich kann mit dem doch schon ziemlich flächendeckenden Einsatz dieser Mittel in den letzten gut 20 Jahren nicht allzu viel anfangen, da m.E. dadurch eine wichtige Komponente der Vampir-Darstellung (häufig ohne ausreichende Rechtfertigung) eliminiert wird.
Eine meiner Lieblingsstellen im Film ist, wo man die Vampir-Familie das erste mal bei sich zu Hause sieht:
Herrlich, Vampire, die für ihren menschlichen Gast kochen und sich dabei wie die kleinen Kinder freuen.
Esme: „Bella, wir kochen Italienisch für dich.“
Das ist imo etwas, womit man absolut nicht rechnet.
Das Haus der Cullens gefällt mir mit seinen großen Glasflächen und seiner Offenheit auch sehr gut.
Die vielen Absolventen-Kappen im Treppenhaus waren ein sehr gelungener Gag.
Die Vampirkräfte wurden gut in Szene gesetzt: Nicht zu viel und nicht zu wenig; kurz: einfach effektiv.
Besonders hat mir die Stelle gefallen, wo Edward Bella auf dem Rücken trägt und durch die Bäume klettert, woraufhin sie dann weit übers Land blicken.
Bei der sicherlich ziemlich grausamen Vernichtung von James sieht man nicht mehr als nötig; man beschränkt sich auf wirkungsvolle Andeutungen. Naja, wie Alice ihm den Kopf verdreht hat, fand ich aber auch nicht übel.
Das Optische und atmosphärische Highlight des Films ist wohl das Baseballspiel der Cullen-Familie .
Hat mir richtig gut gefallen und als dann die bösen Vampire aufgetaucht sind, kam richtig schön eine bedrohliche Stimmung auf.
Man hat sehr gut gemerkt, dass es nun für Bella sehr gefährlich wird und ich war überaus froh, dass die Cullen-Familie deutlich in der Überzahl war.
Von Laurent fand ich es recht anständig, dass er die Cullens später vor den anderen beiden Vampiren gewarnt hat.
Da man ihn wohl nicht zum letzten Mal gesehen hat, bin ich gespannt wie es mit ihm weitergeht.
Durch die Jagd von James auf Bella wurde genau das richtige Maß an Bedrohung und Spannung in den Film eingeführt; weniger wäre zu wenig gewesen und mehr wäre auch nicht gut gewesen.
Die Jagd ist hier einfach das notwendige Salz in der Suppe.
Wie dann später Edward allerdings das Gift aus Bella saugen soll, wobei die Gefahr ja ist, dass er nicht aufhören kann, fand ich nicht so gut. Für mich war das irgendwie die schwächste Stelle im Film, - schade.
James fand ich gut dargestellt und ich habe mich die ganze Zeit gefragt woher ich diesen Typen kenne.
Als ich es dann herausgefunden hatte, war ich ehrlich gesagt doch etwas enttäuscht, denn als Kevin Volchok hat mir der Schauspieler doch noch deutlich besser gefallen und beide Rollen sind ja tlw. durchaus ähnlich angelegt.
Besonders hat mir gefallen, dass die Cullen-Familie praktisch ausnahmslos (den kurzen Protest von Rosalie sollte man imo nicht überbewerten) wie selbstverständlich bereit war Bella vor James zu beschützen, obwohl die Situation durchaus auch für sie lebensgefährlich war.
Mir war die ganze Familie sehr sympathisch.
Vor allem die Mutter machte einen sehr netten Eindruck und Alice und Rosalie (schön, dass es auch ein Familienmitglied gab, was gegenüber Bella skeptisch eingestellt war) waren schon sehr nett anzusehen und haben mich auch ansonsten überzeugt. Speziell von Alice würde ich gerne mehr sehen.
Carlisle ist das passende Oberhaupt für die Vegetarier und mir hat sein beruflicher Hintergrund gefallen: Arzt in einen Krankenhaus und das in Verbindung mit dem beschriebenen Verlangen nach Blut; der Mann muß wirklich die Selbstbeherrschung in Person sein.
Die Stimmwahl bei Carlisle fällt mit Philipp Moog interessant aus; - insgesamt fand ich es passend, wenn auch manchmal imo etwas zu hell.
Die Synchro zählt aber imo nicht unbedingt zu den Stärken von "Twilight", - ich hatte zwei-, dreimal den Eindruck, dass Leute etwas sagen, obwohl sie nichtmal den Mund aufmachen.
An Jasper hat mir gefallen, dass er noch Schwierigkeiten hat mit dem vegetarischen Lebensstil und darum imo immer hungrig aussieht.
Emmett scheint mir bisher der Vampir zu sein, der am wenigsten definiert ist, - wirklich viel hat man nicht über ihn erfahren.
Ein besonderes Highlight des Films ist noch der Soundtrack, der sicherlich zu den ganz großen Stärken des Films gehört und wesentlich zum tollen Gesamteindruck beiträgt.
Wie so vieles im Film ist auch der Soundtrack stets passend; die Musikuntermalung ist in der Tat nahezu perfekt.
Am Ende des Films ist alles erstmal einigermaßen gut:
Bella bleibt in Forks und geht mit Edward auf einen Ball.
Auch der Tanz im Pavillon hat mir gefallen; das gehört zu einen solchen Film einfach dazu und ich fand es sehr schön umgesetzt.
Ganz zum Schluß erfährt man noch, dass Victoria noch in unmittelbarer Nähe ist und da Laurent ja bereits gesagt hat, dass man sie auf keinen Fall unterschätzen soll, darf man wohl für den nächsten Film darauf gespannt sein, was sie vorhat.
Fazit:
Der Film zeichnet sich durch sein enormes Fingerspitzengefühl aus.
Den Verantwortlichen ist es gelungen stets das richtige in genau dem richtigen Maße zu tun.
Der Look des Films und der ganze Stil ist sehr angenehm und der Soundtrack verdient ein besonderes Lob.
Die Schauspieler können in ihren Rollen überzeugen und die Vampire werden gelungen dargestellt.
Ob man den Film mag, entscheidet sich imo schon dabei ob man überhaupt offen für diese Art Film (Romanze mit Vampir-Bezug) ist, denn für das was der Film ist und was er sein will, ist er imo nahezu perfekt.
Ich gönne dem Film seinen gigantischen Erfolg, hoffe aber auch, dass sich dies nicht auf die weiteren Filme der Reihe auswirken wird und man seinen eigenen und guten Stil beibehält.
Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den nächsten Film der Reihe und möchte diesmal auch im Kino dabei sein.
Für "Twilight" vergebe ich
9/10 Punkten.