@Nomis-Ar Somar
Ich spreche mal aus meiner eigenen Erfahrung heraus. Ich bin jemand der sehr spät ein Smartphone hatte und jemand der gleichzeitig sehr früh ziemlich medienaffin war. Ich sehe mich also so ziemlich zwischen diesen Extremen. Ich habe sehr viel Zeit ohne irgendein technisches Gerät draußen verbracht, in der Bahnn, im Garten und anderswo und ich gebe da mal meine ganz ehrliche Meinung ab. Es war sehr oft stinklangweilig und all die Geräusche, Bewegungen und die Natur, waren je nach Situation sicher mal interessant aber ich empfinde hier etwas wie eine.. sagen wir Überhöhung. So in der Art, dass alles was nicht technisch ist etwas.. magisches hätte, einen Zauber, den man mit dem Blick aufs Handy nicht mehr wahrnehmen würde. Und als jemand der halt sehr lange durchaus immer noch ohne Handy unterwegs war und der auch nicht immer erreichbar war, kann ich für mich nur persönlich sprechen aber die Welt ohne Handy ist kein Stück besonderer als mit.
Dann gibts natürlich noch diese Entpersonifizierung aber auch die, ich hab mich mit den Menschen früher auch nicht mehr unterhalten. Kopfhörer hat man schon seit 40 Jahren in den Ohren und ich denke die Bilder früherer Zeiten aus Bahnen oder anderen Orten des Wartens zeigen auch sehr viele Menschen die nach irgendeiner Beschäftigung suchen, weil.. na ja, warten ist sehr langweilig und es hat wohl nie eine Zeit gegeben, wo man ernsthaft dauernd mit irgendwelchen Fremden interagieren wollte und die Zeitungen die man damals las waren auch noch genau so groß, dass man wunderbar seinen Kopf dahinter verstecken konnte. Oder nehmen wir Japan als ein anderes Beispiel, wo Manga riesengroß wurden. Klein, handlich und günstig zu erwerben, waren sie perfekt um unterwegs die Langeweile zu bekämpfen.
Mein ganz persönlicher Eindruck, auch aus meiner eigenen Erfahrung ist also eher, dass sich zwar das Medium verändert aber der Grund für die Nutzung durch die Zeiten hindurch gleich bleibt - Beschäftigung, bevorzugt mit etwas das einem gefällt.
Für mich wäre also eine Dystopie eigentlich genau das Gegenteil. Wenn ich alles erfahren (die Umgebung) müsste, wenn jeder miteinander in Kontakt tritt als wäre alles ein großes Dorf. Wenn das soziale nicht nur aus ein paar Likes besteht, sondern man von jedem ungefragt angesprochen würde, ja auch gern positiv in "like"-form alà "oh was für schöne Schuhe" oder "tolles T-Shirt motiv, echt witzig!". Ja richtig gruselig stelle ich mir ehrlich gesagt ein Leben in diesen ganzen Elfenvölker vor mit ihrem fast schon manischer Bezug zur Natur oder die Protoss in StarCraft, die alle telepathisch durch Khala verbunden verbunden sind.
Auch beim Thema Klima und Umwelt könnte man denke ich recht schnell auf eine dystopische Version kommen. Ich bin nicht der Meinung, dass hier irgendwas auf taube Ohren stößt, viel mehr passiert hier sogar eine ganze Menge und das schon seit vielen Jahren auf allen nur erdenklichen Ebenen. Aber man stelle sich eben vor, eine Gesellschaft würde tatsächlich sagen, dass es gar nichts mehr will was gegen die Umwelt ist. Vielleicht wird die Nahrung auf Brei reduziert, der nur noch das nötigste beinhaltet an Stoffen und rationiert ausgegeben wird. Luxus? Quasi ein Tabu, Fleisch, Schokolade, Kaffee, Bier, der Bürger bekommt was er braucht und die Nahrungsmittelindustrie wird zerschlagen und dazu verdonnert nicht mehr als Reis, Insekten und Tofu zu produzieren. Am Ende hat man blühende Landschaften und eine Bevölkerung die keinen Geschmack mehr kennt und die Zähne verliert, weil es keine feste Nahrung mehr zu sich nimmt. Könnte man auch noch ausweiten. Technologischer stillstand, weil eben die Menschen nicht mehr dauernd neue Technik konsumieren dürfen, etwas darf nur noch repariert werden und neue Ware gibt es nur noch in Ausnahmefällen und die ist dann auch nicht neu, sondern eben auf demselben Stand wie das was man vorher besaß. Ja die Lösung für die vermeindlichen Probleme unserer Gesellschaft kann man auch in wundervolle Albtraumwelten verwandeln.^^