Vomar Steley schrieb:
Und da muss mit dieser Argumentation, wie ihr sie immer verwendet, eben ANH als ausschlaggebende Definition eines Jedi gelten und nicht irgend ein hinterhergeschobener klugscheißender Gnom.
Zuerst erschienen ist nämlich ANH, wenn der nachfolgende Film eine andere Darstellung der Jedi vermittelt, die dem früheren Film nicht mehr angemessen ist, sollte man nicht TESB als Standard für ein adäquates Jediverhalten setzen.
Aber warum sollen Obi-Wans Aussagen in ANH maßgebend für
alle Jedi sein? Nur weil er zufällig zuerst im Film aufgetaucht ist? Wir haben in der OT genau
zwei Vertreter des alten Ordens, der eine offenbar eher militaristisch, der andere pazifistisch ausgerichtet. (Luke zählt da nicht mit, denn er ist sozusagen sein eigener Jedi-Orden. Dass er sich [zunächst] mehr an Obi-Wan orientiert, den er zuerst getroffen hat und dessen Herangehensweise auch seinem jugendlichen Ungestüm entgegenkommt, ist nicht weiter verwunderlich.)
Wenn also die in der OT aufgetauchten Jedi 50:50 waren, warum sollte nicht der ursprüngliche Orden auch 50:50 gewesen sein? Oder jeweils 10% von 10 verschiedenen Ausrichtungen? Ich möchte noch einmal betonen, dass ich nie behauptet habe, dass nach den Informationen der OT
kein Jedi ein Elitekrieger zu sein hatte. Ich wehre mich nur dagegen, dass angeblich
alle Jedi Elitekrieger zu sein hatten. Und Yoda war eben nach seinem Auftreten in der OT ganz offensichtlich
nicht der Typ Elitekrieger. Und zwar nicht aufgrund Nicht-Könnens, sondern aufgrund Nicht-Wollens, das ist ein himmelweiter Unterschied!
Abgesehen davon dachte ich bei "General Kenobi" auch nicht unbedingt an jemanden, der sich mit dem LS ins Kampfgetümmel stürzt wie ein einfacher Soldat. Sondern an einen militärischen Führer, einen Taktiker, einen Planer. Ich bin nach den Informationen aus ANH nie davon ausgegangen, dass Obi-Wan die Klonkriege persönlich im Cockpit oder mit dem LS in der Hand ausgefochten hat. Und es irritiert mich immer noch, dass in der PT Generäle in Raumjägern herumdüsen...
"A Jedi's greatest weapon is his mind" ? das habe ich doch gerade gestern im Tempest-Hörbuch gehört, und ich halte das für sehr wahr.
Das was ich als erstes von diesem Ritter in ANH sehe, ist dass er als General in den Klonkriegen gekämpft hat. Auch spricht sein Verhalten während des Films eigentlich Bände. Es fängt in der Cantina an, wo er als Angehöriger einer politisch verfolgten Gruppe mit zwei imperiumsweit gesuchten Militär-Spionage-Droiden im Schlepptau eigentlich unauffällig sein sollte und stattdessen mit seinen LS den Dicken markiert. Hier war noch nicht mal ein anderer Machtnutzer im Spiel, es wäre für Obi-Wan also ein leichtes gewesen, den Konflikt friedlich zu beenden, wenn er es denn gewollt hätte. Ein schönes Bild gibt hier euer weiser und besonnener Musterjedi ab.
Du hast Recht, wenn man es so betrachtet, wirft Obi-Wan ein ziemlich mieses Bild. Nicht nur aus Sicht eines pazifistischen Jedi, sondern auch aus der Sicht eines Elitekriegers. Sinnlos um sich metzeln, unnötig die Tarnung aufgeben, das macht kein Elitekrieger, der diese Bezeichnung wirklich verdient.
Aber ansonsten betrifft Deine Argumentation mich nicht, weil es mir in erster Linie um Yoda geht, nicht um Obi-Wan.
Im Todesstern wirds auch nicht besser. "Ihr zwei könnt da nichts ausrichten, das muss ich allein erledigen." Klar, in einer bewaffneten und voll bemannten Kampfstation sollte man als Zivilist wirklich nicht rumlaufen, wenn man nicht ein Mann fürs Grobe ist. Man achte darauf, dass Obi-Wan hier die ganze Zeit mit gezücktem LS unterwegs ist.
Er trägt zwar sein LS mit sich herum und ist bereit zum Kampf, wenn es sich nicht vermeiden lässt, aber insgesamt löst er das Problem mit Köpfchen, Besonnenheit, List und ein paar Machttricks und nicht, indem er sich spektakulär durch den Todesstern metzelt...
Das hat für mich mehr von Elite-Agent als von Elite-Krieger.
Und es ist nicht ganz absurd, anzunehmen, dass er Han, Luke und Chewie gerade deshalb zurücklässt, weil er befürchtet, dass sie im unpassenden Moment unbedacht losballern würden und somit seine ganze schöne Heimlichtuerei und damit die gesamte Aktion zunichte machen.
Da wir hier im EU-Bereich sind, kann ich auch noch munter weiter mit der Armee des Lichts 1000 Jahre vor Yavin argumentieren, oder mit Yoda himself, der in Labyrinth des Bösen auf Obi-Wans Aussage, niemand habe sich die Jedi als Generäle vorstellen können, antwortet: "Unsinn dies ist. Krieger stets wir gewesen sind."
Eine Aussage von Yoda, die
nach der Konzeption (bzw. zum Teil sogar dem Abdrehen und Kinostart) der PT-Filme und somit auch
nach der Konzeption des Elitekrieger-Jediordens niedergeschrieben wurde, ist in dieser Diskussion nicht zielführend. Es ist doch völlig klar, dass die Autoren den Charakteren Worte in den Mund legen, die zu den Filmen passen bzw. die Widersprüche zwischen altem und neuem Material zu kitten versuchen (das allseits gehassliebte Retcon

).
Abgesehen davon muss das auch kein Widerspruch zu "groß machen Kriege niemanden" sein. Yoda kann durchaus eingestehen, dass die Jedi immer Krieger gewesen sind, aber gleichzeitig diesen Fakt bedauern und denken, dass sie sich dadurch nicht mit (der richtigen Art von) Ruhm bekleckern, nicht wahrhaft "groß" werden dadurch.
Und jetzt soll die einzige Ausnahme, der einzige nicht-Krieger-Jedi, auf einmal als Maß aller Dinge im Jediverhalten herhalten?
Und warum sollte die einzige Ausnahme, der einzige Krieger-Jedi, nämlich Obi-Wan, auf einmal als Maß aller Dinge im Jediverhalten herhalten?
Wie schon ausgeführt, zählt Luke hier nicht, weil er keine Ahnung von den alten Jedi hatte bis auf das, was Obi-Wan und später Yoda ihm erzählt hatten.
Luke schlägt in TESB und ROTJ auch Salti über Vader hinweg oder um aus seiner Reichweite zu gelangen. Yoda macht in AOTC das selbe, nur eben schneller und öfter.
Ich habe mir die großen Mensch-Mensch-Duelle der PT und OT noch einmal angeschaut und ich muss sagen, so groß ist der Unterschied in der Tat nicht, wenn man das ANH-Duell Obi-Wan/Vader mal herausnimmt, das wirklich ziemlich "lahm" wirkt. Der wesentliche Unterschied ist, dass in der PT alles viel schneller geht ? in der OT dafür kraftvoller wirkt ? und außerdem in der PT viel mehr sinnfrei mit dem LS herumgewirbelt wird.
Das gilt allerdings nicht für die Mensch-CGI-Duelle der PT.
So wie er den X-Wing auch höher aus dem Sumpf heben kann, als Luke das vermag. Prinzipiell tun beide das gleiche, nur eben unterschiedlich intensiv. Ist für mich ein Zeichen dafür, dass Yoda eben um einiges besser ist als Luke.
Dass Yoda (jedenfalls zu diesem Zeitpunkt) eine wesentlich bessere Machtbeherrschung hat als Luke, wird wohl keiner bestreiten wollen. Bessere Machtbeherrschung heißt aber doch nicht automatisch Super-LS-Kämpfer. Natürlich hilft hervorragende Machtbeherrschung dabei, auch mit dem LS exzellent umgehen zu können, aber man kann sich genausogut dafür entscheiden, das LS links liegen zu lassen und die Machtfähigkeiten auf einem anderen Gebiet zu perfektionieren.
Man braucht eine Henne, um ein Ei zu legen, aber wo eine Henne ist, muss noch lange kein Ei sein...
Gegenfrage: Warum musste Obi-Wan auf dem Todesstern unbedingt ein LS-Duell mit Vader austragen? Wenn er doch die zig anderen Möglichkeiten hatte? Warum ist so ein Verhalten einem Sith gegenüber einmal ok und einmal "lächerlich"?
Ich habe nie irgendwo behauptet, dass es lächerlich ist, einem Sith mit Gewalt gegenüberzutreten. (Sogar im Gegenteil, ich habe angedeutet, dass es unter Umständen lächerlich ist, einen Sith bekehren zu wollen, nämlich wenn es schiefgeht...)
Für mich war der Kampf Yoda ? Dooku für die Jedi eine
Niederlage und daher nicht lächerlich, sondern
tragisch. Es ist die
Umsetzung des Kampfes, die auf mich lächerlich wirkt, u.a. gerade
weil Yodas Verhalten der Tragik der Szene nicht angemessen ist (z.B. ultracooles Lichtschwertzücken).
Und warum Obi-Wan gegenüber Vader gleich das LS zog? Weil er ihn schon längst ? nämlich 20 Jahre zuvor ? aufgegeben hatte. Er war verbittert und verhasst ihm gegenüber, weil er die Existenz und das Überleben Vaders für seinen Fehler hielt. Der Gedanke, dass Anakin Skywalker bekehr- und erlösbar sein könnte, war für ihn undenkbar. Außerdem nehme ich an, dass er von vorneherein geplant hatte, sich vor Lukes Augen niederstrecken zu lassen.
Würde Yoda gegen einen gleich großen Kontrahenten im Stile von Luke vs Vader kämpfen, wärs wohl auf einmal nicht mehr "lächerlich"...
Das kommt darauf an, wie dieser Kampf umgesetzt wäre. Da es vermutlich CGI gegen CGI wäre, würde ich befürchten, dass es ähnlich unrealistisch wirken würde und somit einen Hang zur Lächerlichkeit hätte.
Dann hat Obi-Wan in ANH gegen Vader auch verloren, weil er einen primitiven, physischen Kampf ausgetragen hat?
Nun, er
hat in ANH ja auch gegen Vader verloren. Oder trügt mich meine Erinnerung, wer am Ende des Duells tot ist?
Ich glaube, Du verstehst nicht, was ich mit der "Niederlage" meine. Damit meine ich nicht, dass der reale Kampf verloren geht. Die Niederlage ist eine ideelle, weil es überhaupt erst zum Kampf gekommen ist. Wie der Kampf selbst dann ausgeht, ob er gewonnen oder verloren ging, spielt dafür keine Rolle mehr.
Ich weiß natürlich, dass Obi-Wan seine Kampf-Niederlage gegen Vader in einen teilweisen taktischen Sieg gewendet hat. Auch das spielt wieder keine Rolle dafür, dass Gewalt das letzte Mittel für einen Jedi und damit eine Niederlage sein sollte. Wenn bei dem Kampf etwas Gutes herauskommt, was auch unabhängig davon sein kan, ob er gewonnen oder verloren wurde, war die "Kapitulation vor der Gewalt" aber immerhin gerechtfertigt.
Soweit ich mich erinnere, hat Luke auf Bespin ebenfalls gegen Vader verloren. Oder wer war da am Ende zerschlagen und blutig und hatte eine Hand weniger?
Ansonsten war es seine Niederlage, dass er sich nicht beherrschen konnte, sich Vader zu stellen. Damit meine ich nicht, dass er von Dagobah abgereist ist, um Han und Leia zu helfen. Das war okay. Dabei wäre er allerdings möglicherweise effektiver gewesen, wenn er sich auf Bespin tatsächlich darauf konzentriert hätte, sie zu retten, statt Vader nachzustellen...
Ja, in RotJ hat Luke gegen Vader gewonnen. Physisch. Aber auf der ideellen Ebene macht der Film unmissverständlich deutlich, dass Lukes größte Niederlagen zwei von Aggressivität und Gewalt geprägte Momente sind: Der, in dem er sein LS zu sich ruft, um Palpatine zu attackieren. Und der, in dem er voller Wut und Hass auf Vader losgeht, weil dieser Leia bedroht.
Der Kampfsieg gegen Vader ist ein Sieg, den Luke mit einem sehr hohen Preis erkauft ? dem drohenden Fall zur dunklen Seite. Zum Glück erkennt er das gerade noch rechtzeitig und erringt seinen
wahren Sieg in diesem Film: "Ich bin ein Jedi, genau wie mein Vater vor mir." *Lichtschwert wegschmeiß* (!!!!)
So ein Mist, jetzt vermittelt die OT ein völlig falsches Bild von den Jedi, weil ein Jedi was besseres draufhaben sollte, als so einen albernen Kampf, nur damit man mal ein paar tolle LS-Effekte sehen kann.
Tut mir leid, aber das ist jetzt reine Polemik, die jeder Logik entbehrt.
Micah