So, gerade habe ich die letzte Folge der fünften Staffel gesehen und mich damit in Bezug auf "Vikings" auch mal auf den neuesten Stand gebracht
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die zweite Hälfte der fünften Staffel die bisher schlechteste (Halb-)Staffel wäre. So was ist natürlich irgendwo auch immer subjektiv, ermutigend ist so eine Aussage aber natürlich nicht gerade, zumal ich die Serie bisher insgesamt, wie hier schon geschrieben, sehr mochte. Da ich mir zur Vorbereitung die erste Hälfte der fünften Staffel auch nochmal angesehen habe, beurteile ich die fünfte Staffel mal als Komplettpaket. Schlecht fand ich sie auf gar keinen Fall, auch jetzt die für mich neue zweite Hälfte nicht, aber ich muss doch zugeben, dass ich ein wenig ernüchtert bin. Enttäuscht wäre das falsche Wort, gefallen hat sie mir durchaus und als ich wieder mit der fünften Staffel begonnen hab, merkte ich auch schnell, dass ich, obwohl ich länger nichts von der Serie angesehen habe, sofort wieder drin war und dann auch wieder den Drang verspürte, weiter zu schauen - abgesehen von der ersten Folge der zweiten Staffelhälfte, die ich letzte Nacht gesehen habe, hab ich mir die zweite Hälfte tatsächlich komplett heute reingepfiffen ^^ Trotzdem fehlten letzten Endes ein wenig die Aufregung und die Spannung, die die vorherigen Staffeln bei mir erzeugt haben. Das Mitfiebern hat ein wenig gefehlt, es gibt natürlich wieder spektakuläre Schlachten und auch Tode von bedeutenden Charakteren, aber genau hier fand ich es dieses Mal teils ein wenig vorhersehbar, ob ein Charakter stirbt oder nicht. Bei der Schlacht in Folge 15 etwa wusste ich einfach irgendwie, ohne gespoilert zu sein, dass es Heahmund erwischen wird. Beim Zweikampf zwischen Ubbe und dem dänischen Wikinger-König in der vorletzten Folge wird eine enorme Gefahr suggeriert, aber irgendwie kam nie ein Zweifel daran auf, dass Ubbe überleben wird - auch nicht, als er mehr tot als lebendig und reglos am Boden lag. Keine Ahnung, ich konnte es der Serie einfach nicht abnehmen, dass sie das durchziehen würde, und so war es dann ja auch nicht. Das waren jetzt zwei von mehreren Beispielen, die ich insgesamt etwas zu vorhersehbar fand, worunter natürlich der Mitfieber-Faktor leidet.
Darüber hinaus musste ich in der zweiten Staffelhälfte dann auch erzählerisch ein paar Dinge feststellen, die mir etwas sauer aufgestoßen sind, etwa die unklaren Schicksale einiger Figuren: Harald stirbt offenbar in der letzten Schlacht, zumindest wird er schwer verwundet und man sieht ihn danach auch nicht mehr, aber niemand sagt etwas dazu. "Shit happens", oder wie? Oder hat er doch überlebt? Noch schlimmer ist es bei Floki. Grundsätzlich habe ich überhaupt kein Problem damit, wenn man den Verbleib eines Charakters bewusst als Cliffhanger offen lässt, aber hier wirkte es auf mich nicht wie ein intendierter Cliffhanger, sondern wie eine evtl. unabsichtlich halbgare Darstellung. Kam oder kommt er aus der Höhle wieder raus oder nicht? Nach allem, was ich bisher dazu so gelesen habe, kennt sich da kein Mensch aus.
Mein allergrößtes Problem habe ich aber mit Rollo und seiner... na ja, im Grunde nicht wirklich vorhandenen Verwendung. Ich meine, er ist so was wie mein Hass-Charakter in der Serie und das von der ersten Staffel an. Aber die Schlussszene mit ihm zum Mid-Season-Finale hatte mich schon beim ersten Mal Sehen richtig gehyped, weil ich mir sein Eintreten in diesen Konflikt äußerst spannend vorgestellt habe. Und was passiert dann? Er ist in der ersten Folge der zweiten Hälfte dabei und verschwindet dann einfach wieder? Und das ohne wirkliche Erläuterung? Welchen Zweck hat Rollo denn erfüllt? Er schließt mit Ivar ein militärisches Bündnis, welches NIE eine Rolle spielt, auch in der Endschlacht sieht man keine Soldaten aus Paris. Und was sollte das mit Bjorn? Da kommt Rollo, mit Verlaub, angesch*ssen, erzählt etwas davon, dass ER Bjorns leiblicher Vater sei, und dann wird das nie wieder aufgegriffen? Ja, ist er denn jetzt sein leiblicher Vater oder nicht? Und wohin verschwindet Rollo nach dieser einen Folge denn wieder? Und was genau wollte man uns mit seinem Kurzauftritt jetzt eigentlich sagen? Ganz ehrlich, ich check es nicht.
Wie man sieht, die Staffel, und da muss ich in der Tat einräumen insbesondere die zweite Hälfte, lässt mich persönlich mit vielen unbeantworteten Fragen zurück. Grundsätzlich stört mich so was nicht, sondern ich warte dann umso gespannter auf die Fortsetzung, aber hier habe ich das Gefühl, dass ein großer Teil dieser Fragen auch nie beantwortet werden wird. Ein weiterer Kritikpunkt meinerseits ist, dass man Ivar nicht hat sterben lassen und ihn unbedingt noch in die sechste Staffel mitnehmen muss. Das empfand ich auch als inkonsequent, ich meine, da haben sie jetzt einen markanten Antagonisten, der hervorragend dargestellt wird, und trauen sich dann nicht, ihn wieder herauszuschreiben. Erinnert mich ein wenig an The Walking Dead und Negan bis einschließlich Staffel 8 (die neunte habe ich noch nicht gesehen). Auch wenn solche Antagonisten der Serie einen Teil ihres Reizes geben, irgendwann muss meiner Ansicht nach aber auch mal wieder Schluss sein. Ich hätte es jedenfalls konsequenter gefunden, wenn der Krieg gegen Ivar, der sich schon in der vierten Staffel irgendwo andeutete und in der fünften dann begann, mit seinem Tod auch wieder zu einem definitiven Abschluss gefunden hätte.
So, jetzt aber erstmal genug gemeckert

Wenn man meinen doch etwas langen Beitrag so liest (danke an dieser Stelle an alle, die bis hierher gekommen sind), könnte man vielleicht meinen, dass ich die fünfte Staffel nicht mochte. Das tat ich insgesamt durchaus, aber ich habe jetzt einfach mal nur das aufgezählt, was mir nicht gefallen hat. Der Rest war wieder auf sehr hohem Niveau, es ist schon beeindruckend, wie sich die Serie alleine optisch qualitativ gesteigert hat, wobei sie ja auch in ihren Kinderschuhen schon gut aussah. Schauspielerisch gibt es hier ohnehin nichts zu bemängeln, ich finde es immer wieder bewundernswert, wie in der Serie auch kleine Rollen mit größtenteils eher unbekannten, aber dennoch sehr kompetenten Darstellern und Darstellerinnen besetzt werden. Und der Hauptcast ist ohnehin klasse. Trotz der oben genannten Unzulänglichkeiten fühlte ich mich insgesamt gut von der Staffel unterhalten, wobei die sechste gerne wieder an das Niveau etwa der dritten und vierten anknüpfen darf, welches die fünfte meiner Ansicht nach nicht erreichen kann.