Also ohne Zweifel ist festzuhalten, daß das EU den Filmen untergeordnet ist. Und zu betonen ist auch, daß das EU die Grundsätze der Filme in vieler Hinsicht verrät. Nehmen wir nur die vielzitierten "Kriegsherren", die nach Endor durch die Galaxis streifen, oder die Tatsache, daß 5 Jahre nach dem Ende des Imperiums sogenannte "imperiale Streitkräfte" noch Gegenoffensiven starten. Betrachtet man die Filme, ist dies einfach nicht möglich. Das Imperium ist TOT. Seine Streitkräfte stehen damit automatisch unter dem Befehl der durch Palpatines Tod faktisch wiederhergestellten Republik. Und das war's dann auch, Ende, aus.
Natürlich kann jetzt irgendein Autor irgendwelche Geschichte darüber erfinden, wie es weitergehen könnte, und nie würde ich behaupten wollen, daß alle diese Geschichten schlecht sind. Aber in ihrem Grundgehalt widersprechen sie dem Geist der Filme, in denen es unter anderem auch um Übernahme und Wiedergeburt der Republik geht - eine Entwicklung, die auf galaktischer Ebene den Lebensweg des Heros verfolgt und durch Licht und Finsternis letztlich zur Auferstehung des Lebens führt.
Ob man diese Widersprüche - die nicht an Ereignissen festzumachen sind, sondern im Grundverständnis des erweiterten Universums liegen - Infinities nennen will, das ist dann letztlich eine mehr oder minder persönliche Ermessensfrage. Nicht zu widerlegen aber ist, daß der wahre Geist von Star Wars - die Geschichte einer Suche nach Selbsterkenntnis und Überwindung, die letztlich mit dem Tod des bösen Herrschers und der Rückgewinnung von Anakins gutem Selbst ihren Abschluß findet - einen Endpunkt voraussetzt. Wie heißt es so schön, "und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende".
Realistisch ist das nicht, aber um Realismus geht es hier auch nicht. Wie sagt Dex doch so schön, "ihr Jedi solltet den Unterschied kennen - zwischen Wissen und Weisheit". Wissen vermittelt das EU, und dies ist nicht einmal anrüchig. Weise aber ist einzig die Reise Anakins, seine Siege und vor allem seine Niederlagen. In ihr liegt der fundamentale Kern von Star Wars verankert.
Was nebenher geschieht - der Fall der Republik, die Rebellion, Han Solos Schmuggelkarriere - mag durchaus interessant sein, aber faktisch gesehen, ist es bedeutungslos. "Groß machen Kriege niemanden", läßt George Lucas seinen Yoda sagen, und gerade deshalb heißt die Saga "Krieg der Sterne". Vor allem hieran erkennt man, um was es wirklich geht. Die Kriege, politischen Intrigen, Rebellionen und Schlachten sind Kulisse für den wahren Krieg. Und nein, es ist nicht einmal der Kampf zwischen Gut und Böse. Es ist die Geschichte des Lebens - die Frage, nach seinem Sinn, die den Helden hier begleitet. Am Ende erkennt Anakin diesen Sinn in der Selbstaufgabe zum Wohl anderer. Konnte er früher nie loslassen - klammerte er sich um jeden Preis an seine Vergangenheit, an seine Mutter, an seine Frau - so gibt er sich hier auf, um zu dienen und zu helfen. Damit endet der Krieg der Sterne buchstäblich.
Wer ihn darüberhinaus durch nebensächliche Geschichten über oberflächliche Konflikte fortsetzen möchte, dem bietet das Erweiterte Universum die Möglichkeit dazu - auf oftmals unterhaltende, spannende und interessante Weise.
Aber vermag diese Fortsetzung es wirklich, Weisheit zu vermitteln? Erleben wir Veränderungen, Herausforderungen und Selbstüberwindung? Wenn ja, so sind mir diese Aspekte bisher entgangen. Was ich sehe, sind Figuren, die sich einer Seite in einem schier endlosen Krieg verschrieben haben, Figuren, die um nichts ihre Position zu verändern bereit sind. Durch Gefühle binden sie sich mitunter - wie Mara Jade - an ihre einstigen Feinde, doch mit Selbsterkenntnis hat dies nichts zu tun. Sie kämpfen, sie töten, sie reden über Krieg und Frieden, und doch ändern sie nichts. Im Gegenteil, sie erreichen es durch all ihr Tun, das Böse, dessen Überwindung einst ein lebensfrohes Kind in ein schreckliches Anti-Wesen verformt hat, erneut zum annähernden Sieg zu führen. Sie verwischen die Grenze, zwischen richtig und falsch und erreichen es nicht, sich ihrer gegen das Leben eingestellten Grundhaltung bewußt zu werden. Sind das die Helden eines Märchens? Kann ihre Geschichte, das Märchen fortsetzen? Ich behaupte, nein.