Colin Forbes - Incubus
(Politthriller/Spionageroman, 1991)
Original-Klappentext
Ein Mann von unbezähmbarem Machtstreben ist Präsident der International Continental Union Bank: INCUBUS. Er träumt von einem Wirtschaftsimperium, das von Los Angeles bis zum Ural reicht. Seine Leute unterwandern Geheimdienste, Konzerne und Regierungen. Er schreckt weder vor Erpressung noch vor Mord zurück. Franklin D. Hauser verfolgt Pläne von weltweiter Bedeutung, die nur durch weltweiten Terror zu verwirklichen sind. Ein Mann kann die Katastrophe noch abwenden: Tweed, Chefagent einer britischen Geheimdienstorganisation...
Inhaltsangabe
Die Freundin des berühmten Auslandskorrespondenten Robert Newman, einem Freund und engen Mitarbeiter des stellvertretenden Leiters des SIS Tweed, wird ermordet. Der Verdacht fällt auf Newman, der jedoch schnell eine Verbindung zu INCUBUS, der riesigen Bankkrake für die seine tote Freundin als Profilerin arbeitete, aufdecken kann. Gleichzeitig verschwinden mehrere leitende Geheimdienstagenten der kollabierenden Ostblock-Staaten, allen voran der brutale Ex-Securitate-Chef Ion Maneascu. Während Newman sich gemeinsam mit Tweeds Assistentin Paula Grey und dem stellvertretenden Leiter der CIA, Cord Dillion auf die Suche nach den Mördern seiner Verlobten macht, versucht Tweed mit seinem restlichen Team, das Verschwinden der als gefährlich eingestuften Ex-Agenten aufzuklären und stößt dabei ebenfalls auf die finsteren Machenschaften der INCUBUS...
Eindruck
Vorweg: ich bin noch nicht fertig, aber da ich so gut, wie alle Bücher aus der Tweed-Serie schon gelesen habe (übrigens nicht chronologisch), weiß ich so ungefähr, wie das Buch enden wird. Das ist auch eine der größten Schwächen des Buches bzw. der gesamten Serie. Im Prinzip funktionieren die Romane stets nach ein und demselben Schema: eine Bedrohung von internationalen Ausmaßen offenbart sich bei näherer Betrachtung eines Zwischenfalls im näheren Umfeld Tweeds. Besagter Tweed, dessen Vorname übrigens in der gesamten Serie nicht verraten wird, sammelt daraufhin seine treuergebene Truppe um sich und
get's the shit done. Am Ende steht immer ein epischer Showdown, der verfilmt mit Sicherheit, wie eine Bombe einschlagen würde.
Trotzdem mag ich die Bücher, und auch
Incubus finde ich lesenswert. Ich weiß, dass ich keine große Literatur erwarten kann, aber auch, dass sich die Bücher flüssig und angenehm herunterlesen lassen (ein großes Lob an die Übersetzer, obwohl die Bücher teilweise schon 20 Jahre auf dem Buckel haben). Auch die stetige Überlegenheit Tweeds und seiner Mannschaft, gefallen mir. Was sich die Antagonisten auch ausdenken, Tweed und seine Leute schaukeln das Ding. Sei es ein Angriff durch überlegene Gegnermassen, die der talentierte Scharfschütze Marler mit seinem Armalite-Gewehr abwehrt, Schlägereien die vom etwas grobschlächtigen SIS-Agenten Henry Butler (dessen auffälligste Merkmale sein breiter Cockney-Dialekt und sein Körperbau sind) aufgelöst werden, oder die schlussendliche Vernichtung des Bossgegners, durch Schachzüge, die der brillante Tweed bereits vor 20 Kapiteln ausgeführt hat. Forbes ist nicht darum verlegen, richtig auf die Kacke zu hauen, was die Fähigkeiten seiner Protagonisten angeht, so hat der Auslandskorrespondent Newman beispielsweise eine Karriere als Rennfahrer hinter sich, ebenso, wie eine militärische Ausbildung durch den britischen SAS.
Lediglich eine Figur geht mir konsequent auf die Nerven: Tweeds Assistentin und SIS-Agentin Paula Grey. Ich weiß nicht, was Forbes sich bei der Dame gedacht hat, oder wen er bei der Erschaffung dieser Figur im Kopf hatte. Grey ist eine Mischung aus Alice Schwarzer, Lara Croft und [hier beliebige unglaublich hübsche, schwarzhaarige Schauspielerin einfügen]. Scheinbar sollte diese Protagonistin eine emanzipierte, talentierte Dame darstellen, was ich durchaus positiv finde, nur leider, bringt Forbes das Ganze auf derart chauvinistische Art und Weise rüber, dass es sich genau ins Gegenteil verkehrt. So wird Paula beispielsweise ständig von den männlichen Hauptfiguren (namentlich Tweed & Newman) bevormundet und wie ein rohes Ei behandelt, während sie selber wiederum ständig zeigen will, aus welchem Holz sie geschnitzt ist.
Fazit:
Ich mag das Buch, ich mag die Serie und finanziell hab ich sowieso nichts falsch gemacht, weil ich das Buch gebraucht auf Amazon erstanden habe und die Versandkosten höher lagen, als der Preis des Buches.
Insgesamt, kann ich das Buch aber nicht bedenkenlos empfehlen. Vermutlich gibt es viele, die den Roman nach ein paar Seiten beiseite legen und nie wieder anrühren würden - wer allerdings James Bond Romane mag, der wird seinen Spaß haben. Und für Zwischendurch, gibt es keine seichtere und gleichzeitig nicht komplett anspruchslose Thrillerkost, als die Tweed-Serie.
7 von
10 begeisterten SIS-Agenten.