Das Filmerlebnis, auf das ich gut zehn Jahre gewartet, und das schon teilweise Züge eine quasi religiösen Erfahrung hatte, ist vorbei. Und ich bin zufrieden. Der Film war geil!
Als Spoiler- und Drehbuch-Junkie hab ich natürlich nahezu jeden Schnitt gegenüber dem Drehbuch erkannt. Wie hatte ich gehofft, dass die öde Blind-Liebe-Szene geschnitten wurde. Na, war wohl nichts
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GLs Schneidestil ist schlimmer als der meiner Oma. Was soll denn das z. B. Anfang und Ende nahezu jeder Szene wegzuschneiden. Palpatine sagt nicht, dass er nicht vor dem Rat und Anakin weglaufen wird, Padmé reagiert nicht erfreut auf Obi-Wans Überleben. Und verschnitten sind auch genügend andere Szenen. Am schlimmsten:
- Anakins Ernennung zum Jedi-Ratsmitglied durch Palpatine
- die folgende Ratssitzung
- Yodas nicht stattgefundenes Gespräch mit Qui-Gon Jinn [hätte ganz geschnitten gehört]
- Palpatines Ansprache vor dem Senat, die geil ist, aber eigentlich hätte geiler sein sollen.
- teilweise verschnittene LS-Duelle [Palpatine-Windu fehlt der an die Wand geworfene Windu, Sidious-Yoda die letzte Dialogzeile des 'kleinen grünen Freundes', die Schlachtung der Separatisten ist nicht vollständig und Vader-Kenobi fehlen zwei Sequenzen mit Dialog]
- unsinnige Bezugnahme auf Obi-Wans unsichtbaren Besuch bei Padmé
Wie Lucas-Filme atmosphärisch wirklich wirken könnte, wenn der Mann nicht so einen an der Klatsche hätte, merkt man an der Opernszene. Da ist wirklich nicht geschnitten worden. Und das merkt man tatsächlich positiv.
Daumen hoch:
Die komplette Darstellung Ian McDiarmids. Der Mann ist einfach der beste Schauspieler in der PT. Sogar die deutsche Synchronisation war hier nicht voll für 'n Arsch [mit der Ausnahme des kurzzeitigen Auftritts des Sidious-Roboters]. Auch Palpatines Kampfstil hatte was für sich: Wenn der alte Mann schon zum LS greift, dann weil er Leute töten will. Er hat einfach keine Lust auf Pirouetten à la Yoda oder affektierte Fechterei à la Darth Tyranus. Nur der Auftakt von Sidious vs. Yoda war etwas abgehackt
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Anakins Wandlung: Viele kritisierten die schnellen Übertritt Vaders. Im Drehbuch schien mir das auch so. Windu ist tot, Anakin Vader. Wieso? Nun, der eigentliche Wechsel findet in der überragenden Sequenz im Jedi-Tempel statt, in der Anakin die Konsequenzen überdenkt. Er wechselt da schon auf Palpatines Seite, hofft nur, dass Sidious sich irrt und Windu den Sithkanzler nicht umbringen will.
Als das dann doch nicht so ist, kann er nicht mehr anders. Nach dem Mord an Windu kann und will Anakin nicht mehr zurück in den Orden. Er weiß natürlich, dass Palpatines Version ziemlicher Nonsens ist, aber das gebetsmühlenartige Wiederholen läßt das Glauben einfacher werden
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Palpatines Getue ist definitiv Spielerei. Er ist nicht schwach, gibt nicht auf und ist kein alter, netter, verschrumpelter Mann.
Palpatines Gesicht dürfte künstlich gewesen sein. Besonders viel Blitze bekommt er von Windu ja nicht ins Gesicht gehauen, daran kann die Verstümmelung kaum liegen...
- Grievous' ist einer der Kritikpunkte. Eine so vollgestopfte Geschichte hätte nicht zwingend einen so überflüssigen Charakter gebraucht. Theoretisch hätte es doch gereicht, wenn Obi-Wan ausgesandt worden wäre, den Separatistenrat, der die Drioidenarmeen doch zu kontrollieren scheint, festzunehmen. Der hätte dann auch von mir aus nach Mustafar entkommen können. Der einzige Zweck des Utapau-Subplots war ja Obi-Wans Abwesenheit von Coruscant. Und dafür hätte man keinen irren Droidengeneral mit seltsamen Akzent und ineffektiven Kampfstil gebraucht
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- Der Schnitt der politischen Szenen, insbesondere von Mon Mothma, ist sehr schade. Aber wenigstens hat GL diesen Subplot so künstlich reingeschrieben, dass sein Fehlen nichts ausmacht [im Gegensatz zu gewissen Lücken in AOTC].
- Vor dem finalen Duell wird extrem viel postive Spannung aufgebaut. Das sind die klimatischsten und besten Szenen der gesamten Saga! Das Mustafar-Ambiente tut sein übriges hinzu. Wirklich gelungen!
- Vaders Wiedergeburt finde ich nicht misslungen. Die Synchronstimme ist aus Kontinuitätsgründen die aus der neuen DVD-Palpatine-Vader-Szene. Ich weiß eben nicht, ob der Dialog zwischen Droiden und Sidious über Vaders Zustand geschnitten ist, wenn ja, dann ist's schlecht
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- Der Verlust der Qui-Gon-Szene ist wirklich fühlbar. Nicht nur am miserablen Schnitt [noch schlechter ist nur noch Jocasta Nu in AOTC] sondern an dem aufgesetzt wirkenden Dialog zwischen Obi-Wan und Yoda, der seinerseits wieder verstümmelt wurde.
- Die Endmontage finde ich gelungen. War zuerst auch immer der Ansicht, man hätte mit Vader schließen sollen, aber so ist es eigentlich besser. Es geht ja um die neue Hoffnung und nicht um den Todesstern mit kurzer Lebenserwartung.
Dagobah hab ich übrigens nicht im geringsten vermisst.
Freakanmerkungen:
Es ist schade, dass Palpatines Anstachelung während des Dooku-Kampfes fehlt. Irgendwie ist Anakins Sieg so 'Zufall', weil nicht feststellbar ist, dass er plötzlich rücksichtsloser und sith-ähnlicher kämpft.
Auch hätten Dooku 'n paar letzte Worte à la Comic oder Roman durchaus gut zu Gesicht gestanden.
Quinlans Fehlen finde ich gut. EU-technisch müßten wir nämlich seine Reise von Boz Pity [wobei ich nicht weiß, was er auf der Welt will, wo die in 'Besessen #3' doch besetzt wurde] nach Kashyyyk erklären, und in dieser Phase des Krieges macht die wenig Sinn [wo doch Yoda da ist].
Dass Luminara Undulis und Barriss Offees Sterben geschnitten ist, ist hingegen schade. Gerade Luminara sieht man nämlich kurz in einer Weitwinkelaufnahme auf Kashyyyk.
Baron Papanoida hab ich nicht gesehen. Irgendwer sonst?
Ich hoffe sehr, dass GL sich dazu versteigen wird a) gewisse Szenen wieder in die DVD von ROTS wieder reinzuschneiden und b) er dereinst eine Special Edition der gesamten PT auf den Markt werfen wird. So lücken wie z. B. Jocasta Nus dummes Gerede in AOTC gehören einfach gefüllt. Das sind offene Wunden, deren es in ROTS noch mehr gibt.
Gerade bei ROTS scheint mir nicht wenig Hoffnung zu bestehen, denn trotz aller Größe ist der Film an vielen Stellen Flickwerk.