Ich dachte mir, ich schreibe auch mal meine Gedanken zum Film jetzt mit ein wenig Abstand auf. Meistens ist es ja keine gute Idee, direkt aus der ersten Emotion heraus irgendeinen Unsinn zu schreiben, drum habe ich mir etwas Zeit gelassen. Na ja. Auf der anderen Seite wurde es dadurch halt... viel Text, weil immer wieder was dazu kam. Entsprechend chaotisch liest es sich dann vielleicht auch.
Was kann ich generell zu meinem Kinoerlebnis sagen? Ich war in der Preview, zum ersten Mal überhaupt bei einem Film. Alles in allem war ich fast ein bisschen ernüchtert: Relativ wenig Leute kostümiert und die Stimmung war gar nicht mal so überwältigend. Da hatte ich mir eigentlich viel mehr erwartet. Tatsächlich plärrte sogar mitten im Film beim Satz "Ich bin innerlich zerrissen" direkt jemand, was das denn für eine dämliche Zeile gewesen ist. Mhm. Ich weiß nicht, ob wir da einfach Pech hatten, habe ja keinerlei Vergleich. Oder ist das bei Previews so üblich und die Hardcore-Fans sind da besonders kritisch? Keine Ahnung. Aber ich werde mich bei Rogue One trotzdem wieder um Premierentickets bemühen. Nicht zuletzt auch aus Spoilergründen.
Dann zum Film selbst. Ich fange mal mit dem Schlechten an. Davon gibt es einiges und selbst Leute, die den Film vergöttern, sehen die Schwächen ja meist auch selbst. Natürlich sind die Parallelen insbesondere zu Ep. IV und V da und rückblickend betrachtet ärgert mich das sogar mehr als direkt nach den Kinobesuchen. Es hätte so einfach nicht sein müssen. Sicherlich ist das Ganze eine Verneigung und ein Tribut an die alte Filme, aber der Film vergisst dabei teilweise, dass er ein eigenes Werk ist und eben kein Reboot, also mehr seine eigenständige Geschichte erzählen sollte. Auf der anderen Seite habe ich aber auch den Eindruck, dass von manchen extremen Kritikern des Films auch zum Teil unreflektiert etwas nachgeplaudert wird. Zum Teil werden da Plot-Parallelen konstruiert, die überhaupt nicht da sind, sondern nur eine ähnliche Grundsituation haben, im Endeffekt aber plottechnisch völlig anders liegen oder es sind filmische Allgemeinplätze, die im Zuge einer Heldenreise eben eh recht typische Etappen sind. Gerade der Vergleich zwischen der Mos Eisley Cantina und Maz Kanatas Festung ist meiner Meinung nach enorm schwach, da hier zum einen völlig andere Storyfäden gesponnen werden, das Gebäude inhaltlich eigentlich gar nichts mit der Cantina zu tun hat, der Ausgang des Besuchs komplett anders ist und auch die Konsequenzen überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Nur weil etwas stilistisch an etwas anderes angelehnt ist, ist es doch keine Kopie. Und so ist es bei relativ vielen parallelen Szenen. Ich glaube,
@Leorge Gucas hatte das in dem Thema auch recht überzeugend angemerkt. Ep. VII ist im Plot nun wirklich keine Kopie von Ep. IV.
Und dabei habe ich kein wirkliches Interesse daran, die Story schönzureden, denn unabhängig von den Parallelen zu den alten Filmen rauscht sie für mich nur haarscharf an einer Katastrophe vorbei. Hätten die Prequels das so gemacht, hätte ich sie dafür in der Luft zerfetzt. Ich mag die Filme nicht besonders, aber ich gebe ihnen diesen Punkt, dass sie durchgehend ihre eigene Geschichte erzählen. Als Fortführung einer Saga ist Ep. VII meiner Meinung nach eine Enttäuschung. Mal die filminterne Logik außenvor gelassen - es wird einfach nichts erklärt, die galaktische Situation ist mit wirr und unklar noch nett beschrieben. Rein aus dem Film kann niemand verstehen, wie stark die Erste Ordnung ist, wie dominant die Republik und was es mit dem Widerstand wirklich auf sich hat. Das ist ein massives Problem des Storytelling. Dafür braucht es auch keine politischen Dialoge, bestimmte Randbemerkungen am Anfang des Films etwa beim Gespräch zwischen Lor San Tekka und Kylo Ren würden dafür ja schon genügen. Für den Zuschauer wäre das einfach eine Bereicherung gewesen, weil schon durch zwei solche Sätze zu Beginn des Films die galaktische Situation als Grundkonstrukt im Gehirn der Zuschauer etabliert würde, so dass man alle nachfolgenden Szenen einordnen kann. So ist es einfach nur ein Rätsel. Ich weiß, dass es außerhalb des Films erklärt wird - das hilft dem Film selbst aber eben nicht. Es ist faul, relevante Sachen einfach auszulagern. Das habe ich bei Grievous kritisiert, also kritisiere ich es auch hier.
Der zweite Storypunkt, der mich wirklich ärgert, ist die Starkiller Base. Nein, sie ist kein Todesstern und ich kann mich mit ihr als Einwegwaffe zum strategischen Vernichtungsschlag gegen die Republik einigermaßen arrangieren. Aber um Gottes willen, warum musste man denn wirklich auch optisch an den Todesstern erinnern? Warum konnte man nicht wenigstens einfach ein riesiges Artilleriegeschütz auf dem Planeten selbst konstruieren, dann hätte man sich diese Anleihen an den Todesstern ja einfach sparen können. Eben eine Art planetares Galaxisgeschütz. Dann wäre es wenigstens was eigenes gewesen, das nicht so over the top wirkt, sondern einfach nur eine krude, gewaltige Kanone. Zu mehr hat es bei der First Order eben nicht mehr gereicht, nachdem ein Todesstern im Budgetvergleich zum galaxisumspannenden Imperium logischerweise nicht mehr drin war. Die Starkiller Base ist leider einfach völlig einfallslos, wirft massivste Fragen auf und bei ihrer Optik ist es eben kein Wunder, dass sie auch als 3. Todesstern angesehen wird, dazu noch viel größer, mächtiger usw. Das ist - mal rein objektiv betrachtet - unterste Fanfiction und würde in Rollenspielen als Powergaming und zu absurd angesehen werden. Mit Recht.
Erschwert wird das Ganze dadurch, dass für die Basis kein Spannungsaufbau betrieben wird. Sie taucht wirklich einfach aus dem Nichts auf, macht... irgendwas kaputt... und ist dann eben wieder weg. Das ist kein Storytelling! Der Film nimmt so starke Anleihen an Ep. IV, dass ich nicht verstehen kann, wieso man genau diesen Punkt dann so viel schlechter macht. In ANH geht es von Anfang bis Ende um den Todesstern, die Pläne, die von ganz am Anfang geborgen werden müssen und die am Ende ja auch zu seiner Vernichtung führen. Zwischendrin taucht er immer wieder auf und wird hervorragend als Festung der Bösen inszeniert, indem er die Heimat eines Hauptcharakters zerstört. Auch wenn wir von Alderaan sonst nichts sehen, hinterlässt Leias Reaktion doch wenigstens ein bisschen Eindruck, weil wir sie etwas kennengelernt haben inzwischen. Die Zerstörung des Hosnian-Systems hat mich wirklich schon beim ersten Mal überhaupt nicht gekümmert. Da hilft auch nicht die eine kurze Szene mit ein paar Würdenträgern, die man vorher nie gesehen hat. Kein Spannungsaufbau! Es fühlte sich für mich leider völlig belanglos an - was schade ist, weil ich den Eindruck hatte, dass ich dabei irgendetwas hätte fühlen sollen, so wie es inszeniert war. Rein optisch war es ja sehr gut gemacht, auch die Würdenträger und alles. Es hilft nur nichts, wenn die Spannung dahinter nicht da ist.
Bei der Endschlacht ging es mir leider auch wieder so. Sie war hübsch anzuschauen, natürlich. Aber alles in allem fühlte es sich einfach wie eine "Nebenquest" an, nicht wie die finale Auflösung des Films. Auch hier wieder: Ep. IV baut die Endschlacht von Anfang an auf. Das Imperium setzt von Beginn an alles daran, die Basis der Rebellen zu finden, zerstört Alderaan deswegen, lässt den Falken fliehen, Imperium bestätigt Yavin-System und leitet Rotation ein, dann die rasche Besprechung und der Angriff der Rebellen. Eine durchgehende erzählerische Linie. In Ep. VII ist man relativ plötzlich in der Basis des Widerstands, die dann ebenfalls plötzlich bedroht wird, weil... Späher sie jetzt halt gefunden haben. Und die Starkiller Base konnte gefunden werden, weil... Späher sie halt jetzt gefunden haben. Storytelling? Spannungsaufbau? Ich sage damit überhaupt nicht, dass man es so wie Ep. IV hätte machen sollen, sondern nur, dass man halt Vieles an Ep. IV orientiert hat, aber dabei auch sehr Vieles außer Acht gelassen hat, wieso die Episode so funktioniert hatte.
Warum funktioniert die Superwaffe also plottechnisch in Ep. IV so gut und in Ep. VII nicht? Das liegt vor allem daran, dass die Starkiller Base einfach nicht der Plot des Films ist. Es geht ja auch gar nicht um sie. Der Plot des Films ist die Suche nach Luke und die Karte. Darum geht es und darum funktioniert die Schlacht am Ende auch nicht gut, weil sie einfach nichts mit dem Hauptplot zu tun hat. Es fühlt sich also wie eine Nebenquest an, weil es eine ist. Das ist bei so einer überdimensionierten Superwaffe aber einfach völlige Verschwendung. Sie ist daher im Hauptplot deplatziert, da sie dafür ein Fremdkörper ist. Sie wirkt fast wie nachträglich in den anderen Plot eingebaut, weil man halt noch irgendwas Dickes brauchte. Noch dazu verliert sich der Hauptplot durch sie am Ende völlig, weil er dadurch aufgelöst wird, dass R2 eben plötzlich aufwacht. Bei einem Nebenplot eine große Schlacht und beim Hauptplot eine Art Deus ex machina (was bei R2 als Droide besonders gut passt) als Auflösung. Das ist leider nicht gut erzählt. Ich weiß nicht, was da beim Drehbuch schiefgelaufen ist, aber mich überzeugt das leider nicht.
Es gibt natürlich auch Lichtblicke in der Story. Die ersten 20-30 Minuten sind hervorragend, abzüglich der Verwirrung hinsichtlich der galaktischen Situation, die aber auch an anderer Stelle noch erzählbar gewesen wäre. Absolutes Star-Wars-Feeling insoweit. Ich hatte direkt direkt Hoffnung, dass das richtig groß werden könnte. Und dann geht der Film ein gutes Stück den Bach runter, sobald nämlich Han Solo auftaucht. Nichtmal wegen ihm selbst, aber diese Rathtar-Geschichte war einfach... seltsam. Das hat mich völlig aus dem Film genommen, war ganz eigenartig gefilmt und hat mich auch vom Design her überhaupt nicht an Star Wars erinnert. Wirklich erklären kann ich es nicht, aber das ist eine ziemlich groteske Episode, die ich schon beim ersten Mal nicht mochte und nun von Mal zu Mal weniger. Zum Glück wird der Film anschließend auf Maz Kanatas Planet wieder besser.
Bisher klingt das ja ziemlich vernichtend und das sollte es bis hierin auch. Der Film macht einiges einfach überraschend schwach. Warum mag ich nach dieser Darlegung, dass ich die Story wirklich nicht gut finde, den Film trotzdem? Nun ja, er punktet eben da, wo Star Wars es muss: bei den Charakteren. Die OT hat nie eine komplexe Geschichte erzählt, im Gegenteil. Aber es ging um die Figuren, ihre Entwicklung und ihre Beziehungen zueinander. Ich mach es nicht gerne, aber ich muss hier kurz auf die Prequels eingehen. Für mich haben sie es leider nicht geschafft, auch nur eine einzige sympathische oder mich wirklich interessierende Person zu schaffen. Das liegt vor allem auch an der Konstruktion der Filme: An Star Wars mochte ich nie so sehr die Machtbegabten, ich war immer mehr der Fan von Rebellen und Sturmtruppen, von Kampfläufern, TIE-Fightern, X-Wings und Sternenzerstörern - mit einer gewissen Einbettung in die mystische Macht eben. Das war für mich der Kern des Ganzen. Das Konzept der Prequels konnte daher für mich nicht groß aufgehen, da dort eben in fast allen Hauptrollen Machtnutzer sind. Wenn die einen nicht so sehr interessieren, hat man nunmal ein Problem. Generell war die Macht so zentral und essentiell in nahezu allem, dass ich mich da halt nicht wiedergefunden habe. Ich muss also fair sein und sagen, dass die Prequels so für mich auch gar nicht funktionieren konnten - völlig unabhängig, wie gut oder wie schlecht sie jetzt wirklich sind. Ep. VII schafft es dagegen, dass ich keinen Charakter finden kann, den ich nicht irgendwie mochte oder interessant finde. Und es gab zumindest keinen, der mich wirklich stört. Im Gegenteil hat es Ep. VII nun geschafft, dass ich (!) von einem Lichtschwertduell (!) tatsächlich nahezu begeistert war. Zwei Charaktere, na ja, drei eigentlich, die alle ausgearbeitet wurden, die mit jedem anderen Charakter eine Geschichte im Film haben ("Verräter!"), stehen sich gegenüber und prügeln aufeinander ein. Kein Gehopse, kein Schaukampf, keine komplexe Choreographie. Ich bin absolut angetan von diesem Kampf und habe überhaupt nichts dagegen einzuwenden, dass sich sowohl Finn als auch Rey gegen Kylo wehren können. Ich war nie ein Fan davon, dass die Macht einfach Marvel-Superkräfte sind. Kylo ist angeschlagen, körperlich, vor allem aber psychisch nach der Konfrontation mit seinem Vater. Er ist völlig fertig. Adam Drivers Performance fand ich bis dahin nicht erwähnenswert, aber in den Waldszenen kommt er dann richtig gut rüber. Und so schafft es Kylo eben nicht, sich so auf die Macht zu fokussieren, wie er möchte. Darum kann (ein völlig überforderter) Finn zwar eine Weile durchhalten - aber am Ende verliert er dann ja doch ziemlich deutlich. Und Rey ist zu dem Zeitpunkt halt nicht völlig ausgepowert, wurde nicht von einer Armbrust, die mehrere Menschen durch die Gegend fliegen lässt, im Oberkörper verwundet und darüber hinaus noch von einem Lichtschwert verletzt, kann außerdem mit Nahkampfwaffen ganz gut umgehen. Insbesondere weil Rey auch bis zum letzten Moment an der Klippe ja nichtmal besonders gut wegkommt, sondern Kylo sie klar dominiert. Erst als er sie unterrichten will und sie sich der Macht öffnet, zieht sie die Kraft daraus, ihn zu schlagen. Nein, da sehe ich gar kein Problem und ich hoffe sogar, dass wir weiterhin nicht sehen werden, wie sich Machtbegabte durch Horden Normalos prügeln.
Der Charakter, den ich am ehesten nicht mochte, war
Snoke, weil ich finde, dass er nicht überzeugend gemacht war und er ziemlich austauschbar wirkte. Ein bisschen wie ein CGI-Ork aus dem Hobbit. Trotzdem will man natürlich irgendwo wissen, was es mit ihm auf sich hat, aber viel gibt mir der Charakter bisher nicht.
Poe Dameron mochte ich sehr gern, vor allem seine Interaktion mit Finn gefällt mir extrem gut. Als die beiden sich in der Widerstandsbasis unverhofft wiedersehen, ist das einfach ein schöner menschlicher Moment, der zeigt, dass da eine Freundschaft am Wachsen ist. Wir bekommen es nicht erzählt, wir sehen einfach die verschiedenen Etappen davon. Sehr nett gemacht. Einziger Kritikpunkt wäre, dass er im Vergleich zu den beiden anderen Hauptcharakteren wenig Screentime hatte - und ich daher vermute, dass er wohl leider die Trilogie nicht überleben wird.
Finn war zum Glück wirklich das, was der Teaser vermuten ließ: Einfach nur eine Sturmtruppe. Ich liebe die Idee eines Deserteurs einfach, weil es zeigt, dass bei den Bösen eben auch nicht alle durchgehend böse sind. Auch unter den weißen Panzern sind Menschen. Insbesondere hier sind es gehirngewaschene Menschen. Das ist vielleicht das einzige, was mich an Finn störte: Dass er ohne Zögern seine Kameraden abknallt. Er weiß ja, dass das Leute sind, die als Kinder eben nie eine Chance hatten und herangezüchtet wurden. Ein absolut runder Plot wäre es wohl erst, wenn Finn später in irgendeiner Weise dafür sorgen kann, dass die Sturmtruppen sich gegen ihre Unterdrücker wenden - das halte ich aber für unwahrscheinlich, dass man so weit geht. Hoffentlich bewahrheitet sich auch nicht die Spekulation, dass er machtbegabt ist. Nach den Teasern bin ich außerdem sehr angetan von Boyegas Performance, da hatten sie sich in der Vorschau irgendwie nicht die besten Szenen von ihm herausgesucht, denn er hatte auf mich irgendwie wie eine Schwachstelle im Cast gewirkt. Ist im Film aber überhaupt nicht der Fall.
Rey ist die Positivüberraschung für mich. Ich fand sie wirklich gut gespielt, und vom ersten Moment an einfach unheimlich sympathisch. Dass über sie als Mary Sue gesprochen wird, ist nicht ganz von der Hand zu weisen - sie trägt schon einige Elemente mit sich herum, die das rechtfertigen könnten. Erstaunlicherweise stört es mich aber weniger als es vielleicht sollte. Das liegt sicher auch an ihrer tollen Einführung auf Jakku, vielleicht aber auch daran, dass ich es nie so super fand, dass man seine Machtkräfte erst auf der Harry-Potter-Gedächtnisschule lernen muss. Instinktiver und unbewusster Einsatz zusätzlich zu gewissem geistigem Trainung unter einem Lehrmeister fand ich da immer besser. In die Richtung scheint es bei ihr ja jetzt mit Luke auch zu gehen.
Zu
Han, Luke und Leia will ich jetzt gar nicht viel sagen, weil das meiste davon wohl eh schon gesagt wurde. Außerdem bin ich da weit weniger nostalgisch als andere. Alles in allem finde ich es schön, dass sie alle nochmal da waren, aber eigentlich hätte ich mir sogar gewünscht, dass (außer Luke vielleicht) keiner mehr eine relevante Rolle einnimmt. Dass möglicherweise zwei der neuen Hauptcharaktere nun wieder der Skywalker-Solo-Linie angehören, mag ich nicht so sehr. Ich mochte es schon im EU nicht so gern, dass Star Wars mehr und mehr auf eine Oligarchie zweier bedeutender Familien reduziert wurde. Mir wäre es daher persönlich lieber gewesen, gar keine Abkömmlinge irgendwelcher bekannten Charaktere zu haben, sondern eben einfach komplett neue Figuren einzufügen. Darum hoffe ich insgeheim auch, dass die offensichtliche Skywalker-Theorie bei Rey am Ende eben doch zu offensichtlich ist, um wahr zu sein.
Die Erste Ordnung ist schauspielerisch etwas schwächer besetzt. Der Lieutenant, der Kylo Bericht erstatten muss, war leider ein Totalausfall und wirkte etwas stümperhaft, fand ich.
General Hux finde ich dagegen gut besetzt. Das Alter ist ungewöhnlich, aber eigentlich keine große Sache, wenn man überlegt, dass die First Order ja eine etwas kleinere, eingeschworene Gemeinschaft zu sein scheint, so dass es dort auch rasche Aufstiegschancen geben dürfte. Dass er nicht die typische "Offiziersausstrahlung" hat, gefällt mir sogar gar nicht schlecht. Das war bei den imperialen Offizieren ja auch nicht der Fall. Oder kann sich jemand eine flammende Rede von Ozzel vorstellen? Außerdem fand ich seine Synchronstimme überhaupt nicht unpassend, im Gegensatz zu anderen. Tatsächlich gefiel mir seine Rede auf deutsch sogar besser als im Original.
Kylo Ren ist... interessant. Und zudem war die Szene, in der er seine Maske abnimmt, tatsächlich mutig. Bei all meinen Kinobesuchen gab es dabei Gelächter und es zeigt exzellent, wie man hier mit dem Badass-Image gespielt hat. Die Idee, darunter Adam Driver zu haben, ist eigentlich genial, weil er allen Erwartungen völlig widerspricht. Niemand würde je auf die Idee kommen, dass sowas da drunter ist, weil wir eben gerade einen vernarbten, grobschlächtigen, maskulinen Overlord vermuten. Dass nichts davon zutrifft, ist eigentlich perfekt mit dem Klischee gearbeitet. Auch die Rolle find ich durchaus spannend - so eine Ausprägung der dunklen Seite und die Verdrehung, dass er den Sog zum Hellen spürt, hatten wir bislang nicht und hat durchaus Potential. Dass das dämlich sein soll, Angst vor der hellen Seite zu haben, sehe ich überhaupt nicht, da die dunkle Seite ja gerade die Verlockung der grenzenlosen Macht anpreist. Und wer diese will, muss sich vom Hellen freimachen. Eigentlich nur logisch also, dass es ihm nicht gefällt, diese noch zu spüren. Mal sehen, was sie noch aus ihm machen.
Und
BB-8 ist meiner Befürchtung zum Trotz ein sehr liebenswertes Ding, das die Rolle der alten Droiden perfekt einnimmt ohne dabei albern oder aufdringlich zu werden. Ein wirklich guter Comic Relief, den ich jederzeit gerne wieder auf der Leinwand sehe.
Mein Fazit:
Der Film hat enorme, eigentlich unübersehbare Schwächen, auf der anderen Seite meistert er die schwierige Aufgabe, interessante, sympathische und liebenswerte Charaktere für eine Trilogie zu erschaffen mit Bravour und besser als ich erwartet hätte. Meine Erwartung an den Film war, einen ordentlich gemachten Unterhaltungsfilm zu sehen, der mich mehr für die Charaktere begeistern kann als die Prequels es konnten. Diese Erwartung hat der Film alles in allem weit übererfüllt, auch wenn er dafür an anderer Stelle unerwartet große kreative Schwächen hat. In der Bewertung tue ich mich daher etwas schwer, würde den Film aber insgesamt als leicht überdurchschnittlich ansehen und daher in Richtung
6,5/10 Punkten gehen, was ich dann in der Umfrage zu 7 aufrunde.