Schließe mich euch da an (
@Nomis Ar Somar @Bodhi @Raven Montclair ). Die Problematik entsteht, wenn eine Frauenrolle krampfhaft reingeschrieben wird. Anstatt einfach die Story zu schreiben, die in dem fiktiven Universum spielen soll, wird reale Politik reingemischt und sozusagen eine Frauenquote eingeführt.
Die hier vor allem kritisierten Figuren Rose, Rey und Holdo, kommen bei mir unterschiedlich weg:
Mit Rose hab ich kein Problem, sie ist halt so ein Knuddelbotschaft-Charakter. Wir kämpfen für das was wir lieben, nicht gegen das, was wir hassen. Ich finde schon, dass sie gut zum hyperaktiven Finn passt. Mit so einem Charakter hab ich kein Problem, sie ist ja nur eine kleine Nebenrolle.
Rey hat das Problem, dass sie chaotisch geschrieben ist. Ich werd mit ihr nicht warm, aber ich will sie gerne mögen. Hätte man ihre innere Verletzlichkeit und ihre Ängste gegenüber ihres Überlebensinstinkts und ihren Stärken etwas stringenter dargestellt, dann würde sie meiner Meinung nach gar nicht so schlecht wegkommen. Mit Kylo als ebenfalls mit seinen inneren Konflikten kämpfenden männlichen Gegenpart bestünde gerade hier die Chance, Männer und Frauen als gleichberechtigt darzustellen: Indem die beiden Hauptrollen zum Schluss zur Zusammenarbeit kommen und ihre Stärken und Schwächen sich gegenseitig ausgleichen. Also gerade die Hauptrollen könnten völlig unverkrampft eine natürliche und selbstverständliche Gleichberechtigung zeigen. Also schade, dass die Rolle der Rey so holprig daherkommt. Ein Beispiel dafür, was bei Rey und Kylo was das Thema "Gleichberechtigung" betrifft, gut klappt, sind die Kämpfe: Ich sehe Rey unglaublich gerne kämpfen, denn da ist sie eine starke Frauenrolle: Sie ist zwar klein und dünn, aber gut trainiert und kann ihre körperliche Unterlegenheit gut mit ihren technischen Fähigkeiten mit der Waffe ausgleichen. Und ich feuer gleichzeitig genauso happy Kylo an, der sein Schwert nachlässig hinter sich herschleift und dafür seine Muskelkraft voll einsetzt. Gerade im Kampf in TLJ sieht man gut, wie toll Mann und Frau zusammenarbeiten und sich ergänzen. Das wirkt auch nicht verkrampft reingeschrieben, sondern das ist einfach und ganz ungekünstelt die Geschichte der beiden, die der Film erzählen will. (Nicht, dass ich den Kampf ursprünglich als eine Mann-und-Frau-Sache gesehen hätte, aber wenn man's mal hier im Rahmen dieser Diskussion so beleuchten will, ist er ein gutes Beispiel
)
Und dann kommt Holdo. Sie ist für mich der Inbegriff einer richtig schlecht geschriebenen Frauenfigur. Mal ganz abgesehen von ihrem schlechten Führungsstil, den auch eine männliche Figur hätte verkörpern können. Was sie als vornehmlich "starke" Frauenfigur aber komplett disqualifiziert, sind ihre Abschlussbemerkungen a la "Ach, Poe, dieser kleine aufmüpfige Schlingel". Wenn du eine Anführerin bist und einen Untergebenen auf seinen Job als Anführer vorbereiten willst (und ihn auch noch magst!), dann rede Klartext mit ihm und spiel kein Kasperletheater mit deinem "Toyboy". Genau da wird für mich auch der Unterschied zur wirklich starken Frauenfigur Leia klar: Leia darf Poe gerne eine runterhauen, denn zwischen den beiden besteht ein Vertrauensverhältnis und sie sagt ihm deutlich, was ihr an seinem Alleingang nicht gepasst hat. Punkt. Über sowas denkt Poe nach. Denn Leia steht ohnehin auch in der Hierachie über ihm und ist damit seine Anführerin. Und meiner Ansicht nach hätten solche Erklärungen von Leia im Film völlig ausgereicht, um ihn dazu zu bringen, wo er am Ende steht: Dass er erstmal ordentlich nachdenkt bevor er seine Entscheidungen trifft. So hat Holdo mich als weibliche Zuschauerin unnötig verärgert, indem sie meinen coolen männlichen Helden völlig unnötig hat dumm dastehen lassen. Ja, mein cooler männlicher Held, dessen Vorbild ganz unverkrampft eine Frau ist: Nämlich Leia! Außerdem ärgere ich mich über Holdos Verhalten, weil ich mich als Frau in meinem Beruf niemals so unprofessionell verhalten würde. Fremdschäm.