Ja, darfst Du.
Für mich ist das ein typischer Begriff aus einer Zeit in der Weisse es für normal befunden haben Menschen anderer Ethnien von oben herab, unter völliger Missachtung all dessen was jene als einzelnes Individuum und deren Kultur als Ganzes ausmacht, durch die Betonung bestimmer, einzelner "exotischer" Merkmale zu stigmatisieren und Sie auf Ihre vermeintlich primitive Andersartigkeit zu reduzieren. So in etwa als ob man Asiaten "Schlitzaugen" nennt, oder Indianer "Rothäute". Es fällt ja auf, dass solche Begriffe hauptsächlich für angeblich primitive, nicht europäische Kulturen verwendet werden und nicht für welche die man schätzt oder gar als gleichwertig ansieht.
Ich kann Dir sagen, wenn Du das einzige schwarze Kind im Kindergarten bist und die anderen Kinder plötzlich "Zehn kleine Negerlein" singen findest du das nicht besonders lustig. Wie man sich in sonem Moment fühlt kann man schwer beschreiben. Kein schönes Gefühl jedenfalls. Und es hilft einem gar nichts, dass das womöglich gar nicht böse gemeint ist.
Ganz im Gegenteil! Gerade diese Selbstverständlichkeit und Leichtfertigkeit mit der viele ganz normale Menschen dennoch solche ehrverletzenden Begriffe verwenden, zeigt dem "Neger" oder "Schlitzaugen" ziemlich deutlich, wie weit er noch immer davon entfernt ist, die im - sagen wir mal "kollektiven Bewusstsein"- der weissen Mehrheitsgesellschaft noch immer latent empfundene primitve Andersartigkeit tatsächlich überwunden zu haben. In manchen Momenten hat man geradezu den Eindruck sich permanent selbst zu belügen beim Glauben wirklich "dazugehören" zu können.
Aber ich gebe zu, dass man das wohl kaum nachempfinden kann, wenn man nicht selber im Alltag immer wieder ziemlich Schlucken muss bei solchen und ähnlichen Dingen. Da wird man im Laufe der Zeit sehr empfindlich. Und ich bin nicht unbedingt einer von denen, die das einfach ignorieren und dabei die Faust in der Tasche ballen.
Das führt natürlich regelmässig zu Momenten, die von allen Beteiligten dann als sehr peinlich empfunden werden, aber am Ende ist dann doch jeder froh über- und voneinander gelernt zu haben.