Ich würde es schon so sehen, dass man mit Abrams bewusst jemanden als Regisseur verpflichtet hat, welcher sich mit dem "Entstauben" von beinahe antiquiert anmutenden Motiven sehr gut auskennt und es toll beherrscht. Ein Film wie "Super 8" musste einfach von einem Filmemacher in seinem Alter kommen, um wirklich authentisch wirken zu können ohne eine Extremrecherche anzustellen. Der Film spielt im Jahr 1979, JJ ist Jahrgang 1966. Im Filmjahr war er also quasi 13 Jahre alt und - huch - zufällig geht es im Film um Teenager, die mit einer Super 8-Kamera experimentieren. Auch mit dem Ur-Star Trek ist er schon als (denkendes) Kind in Kontakt geraten. Reden wir doch nicht zu viel um den heißen Brei: JJ macht aus einem Grund diese Filme. Super 8, Star Trek, Star Wars. Das passt einfach alles. Und zwar nicht, weil er zufälligerweise 1966er Jahrgang ist (das sind viele Menschen), sondern dass er aus der Zeit stammt und scheinbar ein Händchen für diese gewisse Nostalgie zu haben scheint. Von ihm wird man nie etwas komlett abgedrehtes, wildes sehen. Sein Faible für sogenannte 'Lens Flares' (Bezeichnung für das helle Bild der Lichtquelle in Form der Irisblende, welches durch Reflexionen an einer oder mehreren Linsen im Objektiv entsteht), rührt vermutlich von dem Drang, neben all der Nostalgie etwas "Rebellisches" in seinen Arbeiten festzuhalten, was in diesem konkreten Fall (Lens Flare) z.B. in der klassischen Fotografie sogar als Makel gilt. Durch die von der Firma 'Cokin' (gegründet 1978, aufgekauft 2010) eingeführten neuen Filtersysteme wurde der Lens Flare übrigens erst populär. Und schaue da: Schon wieder eine Zeit (80er Jahre), in der JJ als Jungspund inspiriert worden sein dürfte.
Etwas "abgedreht-wildes" muss er allerdings auch gar nicht zeigen. Dafür hat man andere Namen. Johnson ist nicht unbedingt der ganz große Experimental-Regisseur und mit 42 Jahren auch kein Jung-Regisseur mehr, aber er ist jemand, der sich eher dem Ungezeigten, Anderen, Postmodernen hingezogen fühlt. Man beachte dazu seine Art der Kunst. Um etwas völlig Neues in vage bekanntem Gewand zu zeigen, ist Rian Johnson eine sehr gute Wahl. Das weiß Disney und deshalb macht er VIII auch.
Ach ja, als "absoluten Trend" würde ich im Übrigen immer noch das Geld bezeichnen. Geld liegt immer sowas von im Trend. Und da wird sich im Zweifelsfall auch weniger um künstlerische Konventionen geschert, sondern "blind dem Geruch der Scheine gefolgt". Du hast jetzt zwar nicht gesagt, dass das so nicht wäre - dennoch habe ich manchmal das Gefühl, manche Leute (nicht Du!) würden glauben, dem Grós der Produktionsfirmen ginge es um künstlerische Innovationen. Solange ein größeres Risiko besteht, lässt man da die Finger von. Oft ist das schade, oft ist das aber verdammt gut. In diesem Fall (Anfang Episode VIII) trifft letzteres zu. Man wird keine Zuschauer im Übermaß verärgern wollen und ein alternativer Einstieg hätte keinen wirklichen Nutzen oder eine Innovation. ALSO lässt man es bleiben.
Ja, das würde ich so in etwa unterschreiben. Und wie schon in meinem ersten Absatz angedeutet: Austoben kann man sich woanders, nämlich in der Story. Zum Beispiel! Oder den Humor von SW ein wenig modifizieren. Mal eine neue "Art" von Charakter zeigen.
Es gibt da Tauuuuuusende Möglichkeiten, ein "bisschen herumzuspielen". Nur einige wenige Dinge sind tabu. Namentlich: Auftakt, Abspann, vielleicht noch Form des Filmtitel und etwaige Länge des Filmes (2h sollten es schon ungefähr sein). Dass man dann ausgerechnet über diese Tabu-Themen diskutiert, führt bei mir dann, gelinde gesagt, zu Verwunderung. Da kann man doch eher noch über die Bereiche schreiben, die ich kurz zuvor angerissen hatte - Story, Charaktere, Humor - aber bitte, bitte nicht den Ur-Rahmen eines SW-Sagafilms. Den stellt man nämlich nicht in Frage, sondern zelebriert ihn bis an sein Lebensende.