@YCiv san Togru: ACK soweit, was Padmé betrifft (s. a. in meinem Posting hier weiter unten). Aber IMO ging es DM99 hier mehr darum, wie Anakin das auffasst - bzw. vor allem, weshalb?
So? Zeigt ihm das genau dieses an? Oder was meinte ihr verzweifeltes "Nein", als Kenobi plötzlich auf der Rampe des Schiffes steht?
Anakins Bezichtigung ihr gegenüber des Verrats ist nichts weiter, als sein verzweifelter Versuch, eine Kontrolle zurück zu erlangen, die er längst verloren hat. Der Würge-Griff symbolisiert genau das: Es ist, als würde Anakin damit sagen wollen: "Ich lasse nicht zu, dass Du mir eine Absage erteilst, Padmé!"
Und genau DAS zeigt seine Irrationalität hierbei: Er will ihr etwas verbieten, was er gar nicht mehr kann, weil sie sich längst entschieden hat.
Ihr "Nein" an dieser Stelle habe ich im Übrigen immer als ehrliche Mischung aus Überraschung und verzweifelter Erkenntnis gewertet: Padmé wusste genau - würden Kenobi und Anakin nachdem, was Anakin offenbar getan hatte - zusammentreffen, würde Kenobi als Jedi-Meister Anakin dingfest machen, ausschalten müssen owe.
Gerade deshalb hatte sie ja Kenobi zuvor auf Coruscant auf seine Nachfrage, ob sie wisse, wo Anakin sei, sozusagen fast belogen gehabt. Zum einen, weil sie selbst zuerst mit Anakin reden wollen musste, zum anderen, weil sie wusste, würde Kenobi zuerst auf Anakin treffen, würde sie vielleicht keine Chance mehr dazu erhalten.
Und das schwang auch für Anakin in diesem Moment eindeutig in ihrem "Nein" mit. Nur - Anakin WOLLTE, dass sie schuldig sei. Er WOLLTE, dass er nicht schuldiger war, als sie.
Das wäre sozusagen noch die einzige Möglichkeit gewesen, mit ihr in ihrer Welt der "Guten", der "Demokraten", "Friedensstifter", "Menschenhelfer" usw. auf gleicher Augenhöhe zusammenzutreffen.
Zumindest empfand er das in seiner Verzweifelung wahrscheinlich so.
Doch es war irrational, heißt unsinnig und unvernünftig. Selbst wenn Anakin jemals irgendwie ausreichend mit Padmé verband (was ich allerdings etwas bezweifle), war nach den Taten, die ihn mehr und mehr zum Sith gemacht hatten, schon gar kein Rückweg mehr zu dem "guten", was sie repräsentierte, möglich.
Und aus dieser Verzweifelung heraus beschuldigt er sie hier des Verrates und greift sie sinnloserweise mit dem Würgegriff an.
Sinnlos aber auch deshalb, weil Anakin hier schlicht einfach nur ausrastet, ohne seinem Bewusstsein zu gestatten, sich selbst "zurück zu rufen".
Auch hier sry, aber nein: Ich finde nicht dass Kenobi unwürdig dargestellt wird. Man muss sich mal die Situation vor Augen führen:
Man hat einen jahrelangen guten Kumpel und Freund, der einem durch gemeinsame Erfahrungen wie ein Bruder regelrecht geworden ist. Und auch, wenn man vielleicht nicht alle dessen Ansichten teilt oder manchmal etwas merkwürdig findet, wie dieser Kumpel reagiert, so glaubt man doch zumindest zu wissen, dass er mindestens nicht weiter gehen würde, als man auch selbst gehen würde.
Und dann geschehen plötzlich Dinge bzw. der Kumpel tut Sachen, von denen man nie geglaubt hatte, dass er dazu fähig sei. (Und Kenobis Macht-Gespür scheint ziemlich begrenzt wenn nicht gar schlecht ausgebildet zu sein: Im Aufzug zu Beginn von ROTS ist Kenobi ehrlich überrascht, dass Anakin hinter ihm in den Aufzug runterspringt und zückt gar sein Lichtschwert. Und das war es auch, was Jinn ihm immer beigebracht hatte: Die "lebendige Macht", seine Sinne auf das Hier und Jetzt und auf das, was vor einem liegt zu konzentrieren - nicht auf Dinge hinter einem oder die Kilometerweit entfernt sind. Das bürgt zwar auch erhebliche Nachteile, aber so gesehen ist eben auch Kenobi eben "nur ein Mensch", der nicht alles kann.)
Jedenfalls - wärst Du nicht völlig schockiert und überrascht, wenn Du plötzlich glauben solltest, Dein Kumpel hätte jemanden vergewaltigt oder gar getötet?
Wie gesagt sprechen wir hier ja nicht von einer losen Schulfreundschaft o. ä., sondern von jahrelanger, recht eingeschworener Gemeinsamkeit - eher vielleicht noch vergleichbar, wenn Eltern relativ urplötzlich sinnloser und sinnloser streiten und sich plötzlich gar trennen und scheiden lassen.
Als "Kind" oder "Freund" solcher Personen fragt man sich dann eher, was man selbst falsch gemacht hat (bzw. Erwachsene fragen sich auch, wie man so blind sein konnte, nicht zu sehen, was vor sich ging).
Und genau das ist es, was IMO dort zu diesen Zeitpunkten in Kenobi vorgeht. Wo sich das äußert? In seiner eigentlich sinnfreien Weigerung in Reaktion auf Yodas Hinweis, er müsse Anakin nachgehen und stellen und ihn ausschalten.
Sinnfrei weshalb? Weil Kenobi viel zu alt und erfahren ist, um nicht zu wissen, das Yoda völlig recht hat. Wenn jemand Anakin stellen und bekämpfen kann, dann Kenobi selbst. Denn er kennt ihn am besten, kennt am besten seine Stärken und Schwächen, als sonst jemand.
Und Kenobi befindet sich allerdings hier bei seiner irrationalen Reaktion auf Yoda, er könne das nicht tun, weil Anakin ihm wie ein Bruder sei, im Grunde fast in derselben Position wie Yoda selbst.
Auch Yoda hat nun durch die Holo-Aufzeichnung schon einmal einen Vorgeschmack von Sidious wahrer Macht erhalten. Aber im Grunde gibt es niemanden mehr, der nun tun könnte, was Yoda zufällt. Er ist der Großmeister des Ordens und mit Abstand der mächtigste Jedi seiner Zeit. Und er ist abkömmlich. Für Yoda stellt sich diese Frage da vielleicht gar nicht einmal, aber im Grunde ist es hier auch ebenfalls nur und ausschließlich Yoda, der sich alleine Sidious stellen muss.
Und IMO sind Kenobi als Jedi-Meister diese Dinge durchaus bewusst. Seine irrationale Weigerung hier entspricht nichts anderem als der starken Erschütterung und Schockierung, weil er Anakin viel zugetraut hätte, nicht aber das er Jedi-Jünglinge massakrieren könnte.
Und wenn Kenobi nachher bei Padmé aufläuft oder auf Mustafar plötzlich auf der Ausstiegsrampe erscheint, hat er sich noch immer nicht wirklich von diesem Schock erholt. Noch immer sträubt sich alles in ihm dagegen akzeptieren zu müssen, was Anakin so offenkundig nachweislich getan hatte.
Der junge Schüler, Kumpel und brüderliche Freund, mit dem er sich aufeinander verlassen konnte, mit dem er gemeinsam gescherzt und gelacht hatte - als gäbe es nichts unverfänglicheres auf der Welt.
Wie Kenobi sich hier verhält, ist schlicht dem Bemühen um Rationalität geschuldet. Er versucht einfach das zu tun, was richtig ist bzw. er für richtig hält. Denn als Jedi und Jedi-Meister WEISS er auch: Als er Anakin als Schüler annahm und ausbildete, übernahm er auch die Verantwortung für die Macht-Fähigkeiten, die Anakin entwickeln und ausbilden würde.
Und ob Anakin nun ein dunkler Jedi oder gar schon ein Sith ist - was Anakin tat, darf kein Jedi-Ritter jemals tun und als sein Meister hat Kenobi die Verantwortung, Anakins Fehlverhalten ob der daraus erwachsenen Konsequenzen zu klären.
Doch diese Situation ist eben auch für Kenobi so völlig neu und auf dieser Basis muss man hier verstehen, dass Kenobi nicht offensiv reagiert und auch erst einmal eine weitere Schock-Sekunde überwinden muss. Schließlich tut Anakin hier etwas in jeder Hinsicht komplett Sinnfreies (vor allem, weil Kenobi ja inzwischen wusste, dass die beiden irgendwie eine Liebesbeziehung zueinander aufgebaut hatten), als Anakin Padmé zu würgen beginnt.
Er versucht es mit Worten ("Anakin, lass sie los!"), weil das immer die Art war, wie er mit Anakin umgegangen war. Er wusste, nach kurzem zögern würde Anakin schließlich nachgeben.
Klar hätte Kenobi hier auch versuchen können, mit einem Macht-Schub Anakins Arm wegzustoßen oder gar mit dem Lichtschwert seinen Arm abzutrennen.
Aber Anakin war sehr stark in seinen Macht-Fähigkeiten geworden, dass wusste auch Kenobi. Möglicherweise hätte Kenobis Macht-Schub gar nicht ausgereicht oder das entsprechende Ergebnis erzielt. Und außerdem reagierte Kenobi hier im Grunde wie ein Jedi eben reagiert: schlichtend bzw. vermittelnd.
Was also IMO das Tragische hieran ist: Kenobi befand sich selbst hier in einer ähnlichen Situation wie Padmé. Auch er musste erst einmal mit Anakin reden, musste eigentlich zur eigenen Selbstbestätigung aus dessen Mund hören, was die Wahrheit ist.
Man kann also klar sagen: Ja, Kenobi hätte Padmé wohlmöglich vielleicht dich retten können. Das ist eine Wahrheit. Aber als wer oder was hätte er sie retten können?
IMO eher als der weit jüngere und reaktiongewandtere Kenobi aus TPM.- Und aber selbst dann hielte ich es in dieser Situation dann dennoch für nicht sehr wahrscheinlich. Denn in der Konfrontation mit Maul seinerzeit war alles klar gewesen. Maul war der "Bösewicht, der sie angegriffen" hatte. Und Maul bedeutete ihm nichts. Er war für Kenobi im Grunde tatsächlich nichts weiter als ein "diabolischer Teufelskerl mit Hörnern und Pferdefuß".
Hier aber auf Mustafar stand er einem langjährigen Freund gegenüber, der ihm wie ein Bruder geworden war.