Review:
(Massive Spoiler!)
Ich möchte vorrausschicken, dass ich mit den X-Man Comics und dem Cartoon nie wirklich viel anfangen konnte und sie mich daher wenig interessiert haben.
Der Film wird daher von mir ausschließlich in filmischer Hinsicht und in Bezug auf das Film-Universum bewertet werden.
Auch wenn es nicht so ganz leicht wird bei der Vielzahl der Figuren und der besonderen Schicksale eine wirklich optimale Reihenfolge zu finden, werde ich mich dem Film in bewährter Weise über seine Charaktere nähern.
Der Rückblick mit Charles und Eric vor 20 Jahren hat mir sehr gut gefallen. Es war gut, die beiden mal wirklich ganz freundschaftlich miteinander umgehen zu sehen.
Ansonsten darf Xavier einen interessanten Vortrag über Ethik und Verantwortung halten (imo sind seine Schüler für einen derartigen Unterricht teilweise zu jung) und Storm zu seiner gewünschten Nachfolgerin erklären.
Professor Xavier erhält in diesem Film um einiges mehr Tiefe. Zwar entbehrt sein Verhalten in Bezug auf Jean nicht einer gewissen Verständlichkeit, jedoch ist die Manipulation einer Persönlichkeit in dieser Art und Weise wohl eine der verachtenswertesten Taten, die man sich überhaupt vorstellen kann.
Dankenswerter Weise sagt Logan ihm ja auch einige Worte dazu, allerdings ist es sehr bedauerlich, dass Xavier nicht auch nur eine Spur Einsicht zeigt.
Sein Versuch mit der zurückgekehrten Jean zu reden kann man am besten als mutig oder leichtsinnig charaktersieren, imo durfte er niemals hoffen, dass er diese Begegnung lebend überstehen würde (zumindest hätte er niemals mit Magneto dort rein gehen dürfen).
Sein Tod kann man schon fast als "gerechte Strafe" für seine unglaubliche Tat charaktersieren. Seine Sterbeszene ist perfekt inszeniert und überaus dramatisch.
Wenn Xavier sich langsam auflöst, nimmt das den Zuschauer richtig mit, - wirklich beeindruckend.
Ob seine durch Storm gehaltene Grabrede besonders eindrucksvoll war oder nicht, kann ich nicht genau beurteilen, ich war auf jeden Fall noch völlig mitgerissen von seiner Sterbeszene und dann dem im Büro stehenden leeren Rollstuhl (btw. wieso sitzt Charles überhaupt im Rollstuhl?) und hatte schon Tränen in den Augen.
Schauspielerisch braucht man glaub ich nicht viel zu sagen: Ist eben Patrick Stewart, was soll da noch schief gehen?
Scott ist zum Glück (
) nur kurz im Film zu sehen hat aber eine überaus bemerkenswerte Szene.
Wenn er seine Jean wiedertrifft (btw. die Rückkehr zum Handlungsort des zweiten Teils war eine sehr gute Verbindung) ist dies wirklich wunderschön. Besonders gefällt mir die Stelle, wo sie ihn auffordert seine Augen zu öffnen und er sich zuerst nicht so recht traut. Toll wie sie dann seinen Strahl zurückdrängt und man zum ersten Mal Scott in die Augen blicken kann. Der Kuß der beiden ist wirklich wunderschön fotografiert.
Irgendwie ist es schade, dass es dann so grusellig endet , aber es ist bestimmt nicht der unschönste Abgang den man erwischen kann.
Der Tod Scotts war auch für mich ziemlich bewegend (gut wie man dann später noch seine Brille findet) aber irgendwie hat es als erstes Opfer dieses Filmes mit diesem Unsymphatisanten den richtigen erwischt.
Übrigens wird zwar während des Films beständig davon ausgegangen, dass Scott tot sei, direkt bestätigt wird es imo aber nicht. Wenn man die relative Inkonsequenz des Films (Magneto, Xavier) bedenkt, könnte man sich auch durchaus vorstellen, dass man im nächsten Teil (so es denn einen gibt) einen bärtigen Scott findet, der tagleang "blind" durch den Wald geirrt ist.
Fans von Scott mag das vielleicht als Trost dienen, für mich aber ist er tot und ich gehe davon auch im weiteren Bericht aus.
Jean Grey kehrt also zurück, aber es wird eben auch gleich in ihrer ersten Szene deutlich, dass sie sich grausam verändert hat. Hilfreich war da auch die Szene, die 20 Jahre zuvor in ihrer Kindheit spielte, - dieses kleine Mädchen wirkte durchaus ziemlich bedrohlich. Dass Xavier für die Aufspaltung der Persönlichkeit Jeans verantwortlich ist, ist überaus interessant. Dass macht ihn eventuell sogar noch dafür verantwortlich, was Phoenix (die böse Seite von Jean) im Film anrichtet, wer weiß ob es jemals so schlimm geworden wäre, wenn er nicht eingegriffen hätte.
Famke Jansen spielt die beiden Seiten ihrer Persönlichkeit wirklich beneidenswert gut (im Falle von Phoenix wird ihr Schauspiel natürlich noch durch die wirklich hervorragende Maske unterstützt), wodurch es fast schon zur Nebensache wird, dass sie auch 10 Jahre nach "Goldeneye" noch immer bemerkenswert gut aussieht.
Angesichts ihrer offensichtlichen enormen Macht wirkt es ein wenig seltsam, dass sie während der Entscheidungsschlacht überhaupt nicht tätig wird. Erst als Magneto besiegt wurde, alles gut zu werden scheint und sie dummerweise von übereifrigen Soldaten angegriffen wird, rastet sie erneut völlig aus. Allgemein sind die Kräfte von Phoenix überaus beeindruckend in Szene gesetzt aber das große Finale mit ihr, hat schon apokalyptische Qualiäten. Selten ein so beeindruckendes und atmospähisches Effektgemälde gesehen, wie Phoenix die im Zentrum eines Orkans der Zerstörung steht.
Besonders beeindruckt hat mich, wie die Soldaten im Sekundentakt in hoher Zahl einfach so zu Staub zerfallen sind.
Dass Jean stirbt hat mich doch recht übberrascht, ich hätte erwartet, dass Logan sie irgendwie wieder zurückholen könnte.
Aber so ist es auch gut, denn es führt wieder zu einer wunderschönen und höchst traurigen Szene, wenn Logan gezwungen ist Jean (die er ja liebt) zu töten.
Erfreulicherweise (wohl unabhängig davon wie sehr man den Charakter auch mag) ist Wolverine in diesem Film etwas weniger herausragend exponiert als in den ersten beiden Teilen. Das Ensemble wird dadurch gestärkt und das ganze wirkt insg. runder und ausgeglichener verteilt.
Besonders gefällt mir Logan ja in dem Trainingsraum zu Beginn des Films: Man glaubt, dass dort ein heftiger Krieg ablaufen würde und dieser Typ ist cool, wie ein Eisblock und hat nichts besseres zu tun als sich an den Feuern seine Zigarre anzuzünden.
Als Mann, der Jean liebt kommt ihm in diesem Film natürlich die Rolle zu, bis zu letzt an das Gute in ihr zu glauben und beständig zu versuchen sie doch noch zu retten. Am Ende überlegt er es sich dann aber doch etwas plötzlich anders und sticht Jean nieder. Allerdings hat sie ihn ja doch auch ziemlich hart angegriffen und nur seine überschnelle Selbstheilung ist es zu verdanken, dass er in einem Stück bei ihr angekommen ist, - sehr beeindruckend übrigens, wenn er sich teilweise bereits soweit auflöst, dass man sein metallenes Skeleltt im Brustbereich sehen kann.
Die Handlung von Wolverine rund um Magnetos Mutantencamp sollte wohl ein lustiger Kampf für zwischendurch sein, war aber im Prinzip weitesgehend überflüssig.
Hugh Jackman hat seine Rolle gut verinnerlicht und füllt sie routiniert aus.
Für Fans von Magneto (wie mich) ist der Film wohl etwas zwiespältig zu sehen:
Einerseits hat er hier wohl die meisten und besten coolen Szenen, für die man ihn so mag, andererseits gibt es auch so manche Sache die tendenziell eher verstört.
Der Rückblick in Jeans Kindheit war aus der Magneto-Perpektive sehr interessant: während man Xavier praktisch nicht verändern mußte [wie jeder Stewart Fan weiß, sah er sogar schon vor gut 28 Jahren ziemlich genauso aus, wie heute (nur gerade in der Frühzeit von Star Trek TNG wirkte er allerdings irgendwie kränklich)], leistete die Maske bei Ian McKellen großes, dieser wurde dermaßen gekonnt verjüngt, dass man daran zweifeln mochte, dass er es überhaupt selber war, - wirklich gelungen.
Wie bereits angedeutet hat Magneto in diesem Teil, geradezu fantastische Actionszenen. Schon wenn, er Mystique befreit und den Gefangenenkonvoi stoppt ist das einfach nur heftig, - wie er z.B. die beiden vorderen Autos einfach zerquetscht. Toll auch, wenn er im Wald Wolverine dazu bringt wieder zu "gehen"....
Die Sache mit der Golden Gate Bridge war natürlich auch toll und ließ einem den Atem stocken, -war wirklich eine gute Idee da eine Brücke zu schlagen.
Seine Reden haben mir durchaus gefallen, er nutzt hier eben sein ohne Frage vorhandenes Charisma um die anderen Mutanten zu überzeugen und primär für seine Ziele zu instrumentalisieren.
Das er am Ende seine Kräfte verloren hat, hat mich sehr überrascht und mich zuerst wirklich gestört, näher betrachtet ist die Lösung aber nicht übel. Zusammen mit Magneto haben wohl auch die meisten Zuschauer die Situation einfach unterschätzt. Ich z.B. habe mich auch gefragt, was das bringen soll, wenn Colossus Wolverine in Richtung Magneto wirft, da es mir so klar schien, dass er ihn einfach in der Luft abfangen und zu Boden ziehen würde. Dass Beast dann einfach von hinten kam und ihm die Spritzen reingejagt hat, war für einem guten Helden eigentlich unwürdig, aber immerhin hat es funktioniert.
Sehr gut gefällt mir noch Magnetos trockene Anerkennung, als die Soldaten ihn nur mit Kunststoffwaffen angreifen und er daher kein Metall findet um es gegen sie einzusetzen.
Interessant war natürlich auch, dass Magneto die Lage richtig erkannt hat, dass das "Heilmittel" auch sehr schnell als Waffe gegen die Mutanten zum Einsatz kommen würde.
Kommen wir nun zu den Punkten, die man eher zwiespältig sehen muß:
Da ist zunächst Magnetos Reaktion auf Mystiques "Heilung". Klar paßt dieses Verhalten natürlich grundsätzlich in seine rassistische Ideologie, aber das er Mystique da einfach so zurückläßt, als wenn sie niemals etwas verbunden hätte, war schon etwas hart zu schlucken.
Bei dem Angriff auf Alcatraz ist sein Spruch, dass die Bauern bei einem Schachspiel immer zuerst fallen würden, zwar sehr cool und hat mich im Kino zum schmunzeln gebracht, enthüllt aber eine niedere Gesinnung, die zu anderen Bösewichten wohl besser gepaßt hätte, als zu Magneto.
Sehr schön finde ich Magnetos Trauer wegen Charles Tod. Einmal direkt durch sein Entsetzen ausgedrückt und seine Forderung an Jean aufzuhören, als Charles sich auflöst und dann nochmal als er gegenüber Pyro Charles Verdienste für die Freiheit der Mutanten herausstellt und sein Bedauern über seinen Tod zum Ausdruck bringt.
Sein Verhalten in Bezug auf Phoenix war etwas schwer nachzuvollziehen. Nach so einem ersten Zusammentreffen (btw. war sehr faszinierend Magneto mal so hilflos in der Ecke sitzen zu sehen, obwohl er nicht durch eine metallfreie Umgebung ruhiggestellt war), hätte ich mich aus dem Staub gemacht und gehofft, dass sie mich nicht sieht. Sehr schade ist auch, dass schon ein Schnitt nach Charles Tod Magnetos Betroffenheit völlig weggewischt ist und er nur noch daran interessiert ist Jean für sich zu gewinnen.
Auf eine Warnung vor Phoenix entgegnet er, dass in den richtigen Händen (seinen) alles gut funktionieren würde. Ja schon klar, wenn er eine Möglichkeit hätte sie psychisch zu kontrollieren (also zu bequatschen), wäre dies in Ordnung, aber Magneto hat eben keinesfalls irgendeine Form von Kontrolle und handelt viel zu sehr nach dem Prinzip Augen zu und durch. Erst ganz zum Schluß scheint ihm klar zu werden, was eigentlich offensichtlich war --> "Was habe ich getan?" --> Imo war es schon vorhersehbar, dass die Psychophatin noch völlig ausrasten würde.
Man kann grundsätzlich zwar immer noch sehr gut nachvollziehen, wieso Magneto so handelt wie er handelt aber er büßt in Teil 3 schon so einige Symphatiepunkte ein. In Teil 2 wirkte er am symphatischsten und als er in seinem Kunststoff-Gefängnis saß konnte er einem sogar richtig leid tun, aber nach dem dritten Teil muß man wohl festhalten, dass er ein Fanatiker ist, dessen Fanatismus sich gegen absolut jeden in seiner Umgebung richten kann.
Ich hatte schon fast befürchtet, dass man Eric am Ende einfach vergessen würde, aber glücklicherweise hat man ihn dann doch noch in Zivilkleidung im Stadtpark sitzen sehen. Das wäre eigentlich ein schönes Ende, dass Magneto als älterer Herr endet, der leider keinen Schachpartner findet, aber man kann sich nicht beherrschen und läßt ihn an einer der Schachfiguren wackeln. Vielleicht bekommt er seine Kräfte [für eine eventuelle Fortsetzung (die ohne Magneto imo kaum einen Sinn machen würde)] ja in der Tat wieder.
Und so schön es auch ist Eric in dieser Idylle sitzen zu sehen, muß man doch festhalten, dass er zahllose Menschen auf dem Gewissen hat und dafür zumindest eingesperrt gehören würde. Sehr merkwürdig, dass man ihn anscheinend hat laufen lassen.
Ian McKellen spielt seine Rolle natürlich gewohnt überzeugend, obwohl er als Magneto natürlich nicht so viele Entfaltungsmöglichkeiten hat, wie z.B. in "Da Vinci Code".
Die Syncronstimme gefällt mir für die Rolle des Magneto deutlich besser, als McKellens zweite Synchronstimme.
Respekt an die Kostümdesigner, Stylisten, Maskenbildner, Friseuere etc. von Halle Berry. So gut sah sie seit gut 12 Jahren nicht mehr aus.
Ihr Schauspiel ist sehr solide.
Storm wird in diesem Film zur Nachfolgerin von Professor Xavier und zur überzeugtesten Gegnerin des Heilmittels auf X-Men-Seite. Im Grunde würde Storm auch gar nicht mal so schlecht in Magnetos Gruppe passen, gleichen sich die Argumentationen der beiden doch ziemlich.
Storms Fähigkeiten (insb. das Fliegen) waren gut umgesetzt.
Mystique überzeugt einmal mehr auf der ganzen Linie, - auch wenn sie nur verhältnismäßig kurz zu sehen ist.
Die Demonstration ihrer Treue für Magneto war ziemlich beeindruckend und wenn man sie in Action sieht (Der Sprung über ihre Handefesseln sah klasse aus), fragt man sich, wie es überhaupt gelungen sein soll sie festzunehmen.
Ihre kleinen Spielchen im Gefängnis-LKW waren auch sehr amüsant --> "Ich bin der Präsident der Vereinigten Staaten."
Toll dann auch wie sie sich vor Magneto gestellt hat, damit er nicht getroffen wird. Mystique in ihrer menschlichen Form sah auch gut aus.
Schade, dass man sie nach dieser Aktion doch etwas vergessen hat und sie nur nochmal kurz über eine Videokamera gesehen hat. Mystique hätte als einer der wichtigsten Charaktere der ersten beiden Teile etwas mehr Nachbesprechung verdient gehabt, - hätte mich schon interessiert, wie sie darauf reagiert hat, dass Eric sie einfach so verlassen hat.
Ich gehe mal davon aus, dass sie Magnetos Geheimnisse wirklich verraten hat und der Rest dann ein Trick von Magneto war....
Dr Hank McCoy (Beast) hat mir ziemlich gut gefallen, - weil er typmäßig zuerst so völlig anders war, als man erwarten würde. Sehr diplomatisch, äußerst redegewandt und dann auch noch Zugang bis zum Präsidenten. Seine Einführung, wie er an der Decke seines Büros sitzt und etwas liest war schon sehr gut gemacht.
Wenn er dann später direkt in den Kampf eingreift wirkte das auch sehr überzeugend.
Der Schauspieler konnte überzeugen. Die Sychronstimme (imo die übliche Stimme von Grammer) wirkte zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, weil sie wohl einfach nicht das war, was man erwartete, - später paßte sie dann aber.
Rogues Rolle scheint nochmal etwas zusammengeschrumpft zu sein, aber eigentlich hat sie auch hier wieder eine gute Story, die wenn auch verhältnismäßig kurz gut umgesetzt wurde.
Der Reiz des Charakters hat seit dem ersten Teil imo auch etwas nachgelassen und Anna Paquin entwickelt sich leider nicht unbedingt zu ihrem Vorteil.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass sie das Heilmittel genommen hat. Ich meine so manche Fähigkeit der Mutanten möchte man vielleicht ja sogar selber haben (die von Mystique, Xavier und Magneto sind z.B. recht interessant), aber Rogue ist ja einfach nur bestraft worden. Im Interesse ihres Charakters muß man wohl auch hoffen, dass ihre Beziehung zu Bobby nun in Zukunft wieder besser laufen wird. Auf jeden Fall darf sie sich freuen, dass sie nun endlich andere Leute berühren darf.
Shawn Ashmore macht es einen nicht ganz leicht. Einerseits wirkte er zumeist sehr cool und lässig, aber dann mogelten sich auch immer wieder diese undefinierbaren Gesichtsausdrücke mit unter, mit denen ich so überhaupt nichts anfangen konnte.
Iceman ist nun vollwertiges Mitglied der X-Men und seine Eisform überzeugte effekttechnisch (ich bezweifele aber, dass es wirklich so gut ist sich mitten im Feuer in Eis zu verwandeln).
Sehr schön fand ich seine gemeinsamen Szenen mit Kitty (Schlittschuhlaufen im Schulbrunnen). Die beiden harmonierten wirklich gut miteinander und man wünschte sich fast, dass sie zusammenkommen würden.