[Yavin 4, Sith-Tempel, Eingangshalle]- Solamarée
Yavin 4 lebte. Der allgegenwärtige Dschungel pulsierte geradezu vor dem allerhöchsten Gut der Gaben dieser Galaxis, dem Leben… schreie obskurer Vögel, Rascheln im Geäst und Dickicht- all dies machte das Leben selbst für jene, denen das Gespür der Macht fehlte, fühlbar. Um so größer war der Kontrast, den der rohe, aus solidem Fels gehauene Tempel wirkte, der, wie viele Gebäude ähnlicher Art, der Oberfläche des um den Gasriesen Yavin kreisenden Mondes eine gewisse Aura der Bedrohlichkeit verlieh. Die Tore dieser monumentalen Bauten blieben Forschern und Grabräubern verschlossen, wie auch jedem anderen Individuum, welches im Schatten der Glorie der Sith je nach Antworten suchen würde, ohne sich ihrer würdig zu erweisen. Nur die alten Meister, jene, die die Erschaffung dieser Monumente der Macht eines schwindenden Imperiums in Auftrag gegeben hatten, und jene, die ihnen gefolgt waren und versuchten, diesen alten Glanz neu zu erwecken, würden unbeschadet innerhalb der dicken Mauern verweilen und vom Wissen der Generationen profitieren können.
Die Eingangshalle des prächtigen Tempels, gefertigt nach längst verlorenen Plänen und versehen mit längst vergessenen Tücken, lag in vollkommener Dunkelheit, da das massive, nur durch den Ruf eines wahren Sith zu öffnende Tor am Ende der Halle kein Licht der Sonne jemals durchlassen würde, ebenso wenig, wie es gewaltsamen Angriffen nachgab. In der Mitte der Halle selbst stand ein Podest, auf dem eine Gestalt lag- eine Gestalt, die einer metallenen Statue glich, wäre da nicht das regelmäßige, kaum erkennbare Heben und Senken des Brustkorbes in der Dunkelheit gewesen, welches aufzeigte, dass sie nur schlief. Ein langer Schlaf war es, umgeben von Dunkelheit und abscheulichen Kreaturen, die den Weg durch die engen Ritzen gefunden hatten und sich von ihr ernährten. Die in eine durch Kratzer verunzierte, aber dennoch Ehrfurcht gebietende Rüstung gekleidete Gestalt würde sich erst wieder erheben, wenn ihr Herr nach ihr verlangte. Seit er sich erinnern konnte, hatte Solamarée den hohen Lords gedient, über ihre schwachen Körper gewacht um ihren starken Geistern zu Diensten zu sein. So lange... lange genug, dass vieles in seinen Erinnerungen bereits verwaschen war, nicht mehr rekonstruierbar, für immer verloren. Dann war Erebious gekommen, nach einer langen Phase des Wachens... der Untätigkeit. Er war es letztendlich gewesen, der dem Leben, nein, dem Dasein des Wächters wieder einen Sinn gegeben hatte. Folglich war er es auch, der von diesem Zeitpunkt an absolut über es geboten hatte. Es nach seinem Willen formen konnte. Und den Wächter in einen tiefen Schlaf bis zu seiner Rückkehr senden konnte... ein Schlaf, der nun schon lange dauerte, nach menschlichen Maßstäben. Für Solamarée bedeutete Zeit nichts. Lang, kurz... die Wartezeit war irrelevant. Wenn Erebious kam, ihn erweckte, ihn benötigte würde der Wächter bereit sein. Wie immer.
Der Raum um den wartenden Diener schien sich zu verändern. Ein nicht machtsensitives, ein ordinäres Lebewesen hätte dies freilich nicht gemerkt... höchstens ein undefinierbares Gefühl der akuten Bedrohung, Kälte und Furcht gehabt. Ein Individuum jedoch mit der Gabe, die Wege der Macht zu ergründen und zu erfahren, hätte sofort gemerkt, welch Begebenheit sich zutrug... Erebious war zurückgekehrt, hierher, zu seinem Diener...
Ein plötzliches Beben durchlief die Rüstung, gleich einem plötzlichen, nach Luft gierendem Aufatmen, als sich die über der Brust verkreuzten Arme Solamarées urplötzlich verkrampften... er war erwacht.
Langsam, als müsse sich sein Körper erst an die wiedererlangte Freiheit gewöhnen, richtete der Wächter sich auf und betrachtete durch seinen Helm seine mit gepanzerten Handschuhen umgebenen Hände. Alles war wie üblich... nur ein wenig Staub hatte sich auf ihnen abgelagert. Rasch hob er seinen Kopf, um das zu sehen, was er erwartet hatte... Erebious. Er konnte ihn natürlich sehen, mehr als das, er konnte ihn wahrnehmen. Und er merkte, dass die Kraft seines Meisters abgenommen hatte... ebenso wie er selbst sich ein wenig lebloser zu fühlen schien als üblich. Doch es stand ihm nicht zu, die Gründe zu hinterfragen- dass sein Meister ihn geweckt hatte, konnte nur eines bedeuten- er benötigte seine Dienste.
“Lord Erebious..“, erhob Solamarée seine Stimme. Sie würde schon längst nicht mehr durch seine Stimmbänder transportiert.
“Der Schläfer ist erwacht, um Euch zu dienen...“
[Yavin 4, Sith-Tempel, Eingangshalle]- Erebious, Solamarée