Ich habe jetzt die ersten beiden Staffeln von "Person of Interest" gesehen und denke es ist Zeit für ein Zwischenfazit. In der Serie geht es um eine vom schwer reichen Hacker Harold Finch (Michael Emerson) entwickelte Maschine, welche die Menschen überwacht und ursprünglich den Zweck hatte, Terrorbedrohungen frühzeitig zu erkennen. Die Maschine übermittelt jedoch auch Nummern, die auf normale Leute hinweisen, welche kurz davor stehen, als Opfer oder Täter in ein Verbrechen verwickelt zu sein. Gemeinsam mit dem ehemaligen CIA-Agent John Reese (Jim Caviezel) spürt er den Nummern nach, um die jeweilige Person vor der ihr drohenden Gefahr zu beschützen, oder aber die von der Person ausgehende Gefahr zu eliminieren. Da das Duo hiermit jenseits der Legalität operiert, rufen ihre Aktivitäten schon bald die NYPD-Detectives Jocelyn Carter (Taraji P. Henson) und Lionel Fusco (Kevin Chapman) auf den Plan.
Auch wenn es nicht mehr unbedingt die gängige Erzählweise ist (dabei ist die Serie noch gar nicht alt, lief sie doch von 2011 bis 2016) sehe ich sehr gerne Procedurals. Bei "Person of Interest" gibt es zwar einige horizontale Erzählelemente, die sich über mehrere Folgen oder gar die ganze (bisherige) Serie erstrecken, in fast jeder Folge steht jedoch der in sich geschlossene Fall einer Person, deren Nummer die Maschine übermittelt hat, im Vordergrund. Nun ist es bei solchen "Case of the week"-Folgen üblich, dass es stärkere und schwächere Folgen gibt. Auch "Person of Interest" weist diese Unterschiede auf, aber im Normalfall bieten die Folgen eine stetig ansteigende Spannungskurve, gut funktionierenden Humor und coole Action, sodass sie im Grunde stets gut unterhalten. Wirklich schwächere oder auch nur durchschnittliche Folgen kommen bisher nur sehr selten vor. Besonders gut gelungen ist das Zusammenspiel der beiden in vielen Punkten recht unterschiedlichen, auf ihre Art aber äußerst sympathischen Protagonisten und das schrittweise Aufdecken ihrer Hintergründe. Andere Figuren wie die beiden Detectives lernt man mit der Zeit auch besser kennen und sie werden stetig interessanter. Mit "Root", grandios gespielt von der mir bisher noch völlig unbekannten Amy Acker, hat die Serie zudem eine unglaublich interessante Antagonisten-Figur.
Hinsichtlich des Konzepts bzw. dessen Umsetzung finde ich eine Sache jedoch weniger gelungen: Die Serie stellt die eigentlich höchst spannende Prämisse voran, dass die Person, um die es gerade geht, ein potenzielles Opfer, oder aber ein potenzieller Täter sein kann. In gefühlt 80 bis 90 Prozent der Fälle handelt es sich dann aber doch um Opfer, die beschützt werden müssen. Hier hätte man meiner Ansicht nach häufiger variieren können. Ein weiterer leichter Wermutstropfen, den ich bislang ausmachen kann, ist der, dass ich die erste Staffel insgesamt betrachtet wohl etwas besser als die zweite finde, was sich entsprechend nach einem leichten Qualitätsverlust anfühlt. Die zweite Staffel hat auch eine Vielzahl sehr starker Folgen, nach meinem Empfinden aber auch eine höhere Zahl an Fillern als die erste Staffel. Während ich mir im Grunde jede der Folgen aus der ersten Staffel gern nochmal ansehen würde (und es bei einigen, die mir besonders gefallen haben, auch schon getan habe), hat die zweite Staffel doch einige Folgen, auf die ich nicht nochmal Lust hätte, weil ich sie sehr belanglos und wenig interessant fand. Das bleibt aber bei Einzelfällen und spätestens das herausragende, zweiteilige Staffelfinale der zweiten Staffel entschädigt hierfür vollauf. Ich bin jedenfalls gespannt, wie es weitergeht und freue mich schon sehr auf die drei noch ausstehenden Staffeln.