Hustlers (2019)
„[…] das ganze Land ist ein Stripclub. Es gibt Leute, die mit Geld um sich werfen …und welche die dafür tanzen.“
Destiny (Constance Wu) tanzt. In den USA im Jahre 2007 schlägt sie sich als Stripperin gerade so durch. Das Geld ist knapp, denn neben ihrem eigenen Lebensunterhalt unterstützt sie ihre verschuldete Großmutter. Als sie im Stripclub Moves anfängt, trifft sie auf Ramona Vega (Jennifer Lopez), die ihr Geschäft versteht und beherrscht; ganz im Gegensatz zu Destiny. Ramona nimmt sie unter ihre Fittiche und schnell entwickelt sich eine enge Freundschaft zwischen den Frauen, gepaart mit wachsendem Erfolg. Doch die Zeiten ändern sich und als die Weltfinanzkrise 2008 die Wallstreet erschüttert, versuchen sie sich auf ihre Art mit den neuen Umständen zu arrangieren. Dabei schrecken sie nicht vor kriminellen Methoden zurück, um sich das zu holen, was sie ihrer Meinung nach verdienen.
Glücklicherweise setzte man sich nicht als Ziel, einfach mit einer halbnackten Jennifer Lopez Kasse zu machen. Ja, die Dame zeigt eindrücklich, dass sie immer noch Top in Form ist und zu ihrem Körper auch steht, aber statt stumpfen Erotik-Trash ist Regisseurin Lorene Scafarina ein solides Krimi-Drama gelungen. Hustlers zeigt, wie die jungen Frauen in diesem Gewerbe als Lustobjekte eines reichen Milieus verstehen, aus ihrer Rolle Profit zu generieren und die Kontrolle zu behalten. Es fällt sehr leicht, mit ihnen zu sympathisieren, wenn ein reicher Broker sie mit seinen Blicken auszieht und dabei gar nicht merkt, dass sie bestimmen, mit wie viel Geld sie am Ende aus Kabine gehen. Dabei entwickelt sich allerdings auch eine Selbstgerechtigkeit, mit der die Grenzen zur moralisch Verwerflichen und zur Kriminalität irgendwann ignoriert oder geleugnet werden.
Wirklich düster wird Hustlers aber nicht, dramatische Szenen wechseln sich mit solchen ab, in denen der Film immer wieder mit dem Auge zwinkert und Situationen auflockert. Da wurde ein Mittelweg gefunden, der den Film für die viele sehr angenehm zu schauen machen dürfte.
Die schauspielerische Stärke zeigen vor allem Constance Wu, aber auch Jennifer Lopez, die für ihre Leistung übers Klee gelobt wurde, geht sichtbar auf in ihrer Rolle als zwielichtige, abgebrühte Stripperin mit einem irgendwo guten, aber auch ambivalenten Herzen.
Ein wenig schade finde ich, dass der Film recht schnell viele Figuren einführt, die aber weitestgehend oberflächlich behandelt werden und weder mit Namen noch Gesicht wirklich hängen bleiben. Selbst Jennifer Lopez‘ Charakter Ramona hat zwar eine starke Präsenz, wenn sie auftritt, aber wirklich Tiefgang habe ich nicht wahrnehmen können. Was dem Film meiner Meinung nach gut getan hätte, wäre etwas „edgier“ zu sein und weniger der vorhersehbare, sympathische Hollywood-Streifen.
Positiv überrascht hat mich der Film aber trotzdem und wenn es auch nicht der große Wurf ist, sicher eine Sichtung wert.