Es geht sehr rasant los mit der Wiederholung von Quentin Becks Video; das enorme, bis zum Auftritt von Dr. Strange anhaltende (Schnitt-)Tempo war mir ein bisschen zu viel des Guten. Alles fliegt hektisch um einen herum (was ungewollt auch die schnellebige Medienwelt illustriert). Matt Murdocks Auftritt (bei dem ich innerlich gejubelt habe) war das beste Beispiel dafür; kaum wird der Blindenstock ins Bild gehalten, telefoniert er kurz, lächelt einmal wissend den Fans zu, fängt einen herbeifliegenden Ziegelstein und ist genauso schnell wieder weg. Hätte man besser,
sachter machen können.
Dr. Strange ist halb Stichwortgeber, halb comic relief, was seiner Figur nicht ganz gerecht wird. Dass er in der Spiegeldimension von Peter übertölpelt und festgehalten wird, spricht für den anpassungsfähigen Titelhelden, aber weniger für einen der mächtigsten lebenden Magier.
Zu meiner Enttäuschung gab es kein "3 Spider-Men vs. The Sinister Six". Das scheitert nicht nur an der Anzahl vorhandener Feinde: da Sandman und Doc Ock bereits in den alten Filmen nicht
per se böse waren, hätte das wohl nur mit Inklusion von weiteren/anderen (MCU-)Bösewichtern funktioniert (Vulture und Mysterio waren meine Wunschkandidaten). Electro und Lizard (bei welchem ich schon 2012 nicht verstanden habe, wieso er nie mit krokodilsähnlicher Schnauze designed wurde, weil es weit besser aussähe) sind klassische Mitläufer. Spideys Gegenspieler unter ein Dach zu bringen, wo sie einander besser kennenlernen, war jedenfalls interessant zu beobachten.
Willem Dafoes Green Goblin ist der Star des Films. Seine Schizophrenie zwecks Vertiefung wieder aufzugreifen, war ein klasse Schachzug der/des(?) Drehbuchautoren. Er zertrümmert die ikonische Maske, behält sie jedoch bei sich....nur in anderer Weise. Als Mays Mörder nicht nur überzeugend, sondern wirklich hassenswert.
Brandstifter Jameson macht seine Sache ebenfalls gut, v.a. mit der für ihn typischen, bellenden Sprechweise, die seine "Info Wars"-mäßige Hetze noch überzeugender darstellt.
Tobey (optisch sichtlich gealtert) und Andrew haben den Streifen bereichert (auch wenn beim ersten Aufeinandertreffen der drei ein bisschen zu viel auf die Tränendrüse gedrückt wurde). Die Szenen mit ihnen bzw. Tom wirken teilweise wie BTS-Bonmots (Andrews "Rückentherapie"!). Tobeys "großer Bruder"-Moment mit Tom im Endkampf mit dem Goblin fand ich ausgesprochen stark, definitiv einer der Höhepunkte.
Strange macht also am Ende den Zauber rückgängig und vorerst verschwindet das "Multiverse". Peter verliert alles: May, Ned, MJ, Happy samt Avengers-Connection. Er fängt von vorne an. Allein. Wie seine Kollegen aus den Paralleluniversen. Damit schließt sich ein Kreis (womöglich beginnen hier neue Partnerschaften: Daredevil? F4? X-Men? Wir werden sehen.).
Ganz zum Schluss bekommt auch noch Tom Hardy seinen Gastauftritt. Als er die Zusammenhänge in der für ihn neuen Welt einigermaßen verstanden hat, geht es für ihn dank Stranges neuem Spruch schon wieder heimwärts und er ist weg -- aber nicht, ohne vorher ein kleines Andenken zu hinterlassen...
Naja, das war es dann wohl mit einem möglichen Crossover. Schade.