Ach du wolltest eine Meinung äußern. Ich hatte den Eindruck du widersprächest in Bezug auf die reale Faktenlage...
Ah, endlich... Nein, genau das hatte ich nicht gewollt gehabt, aber die Disku hier entwickelte sich in diese Richtung. Mit der "realen Faktenlage" wäre ich indes ohnehin vorsichtig, gebe aber zumindest zu bedenken, das bestimmte dafür heranziehbare historische Markstein-Ereignisse ebenso nur unzureichend exemplarisch sind bzw. sein können.
Das gesamte internationale Klima hier in Europa bzw. zwischen den westlichen Industrienationen ist heute im Vergleich dazu völlig anders.
Dann zur Meinung. Diese Ansicht ist aber höchst unpraktisch. Jeder der mit der Regierung irgendein Problem hat wird früher oder später auf die Idee kommen auszusteigen. Dann hätten wir in kürzester Zeit eine Masse an gescheiterten Kleinsstaaten und/oder direkt Anarchie...
Das habe ich ja auch damit nicht bestritten oder bestreiten wollen. Deine Realitäts-Einschätzung dazu teile ich wiederum nicht ganz, weil ich glaube, dass sich auf politischer Ebene so manche Menschen in z. B. Westeuropa die Folgen einer Sezession für sie selbst gut ausmalen können/könnten. Für andere europäische Staaten bzw. den Mentalitäten ihrer Bevölkerungen mag das aber - dazu ACK - doch wieder vlt. anders aussehen.
Allerdings, ein Urteil des Obersten Gerichtshofs ist - logischerweise - selten unumstritten.
Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass das THX1138 hier auch noch anders meinte.
Der "gute Grund" waren in dem Fall Streitigkeiten über Steuerrecht und Warenverkehr. Ob das eine Revolte und einen Krieg rechtfertigt sei mal dahingestellt. Wenn ja dann könnten die Bayern ja doch noch wegen des Länderfinanzausgleichs in den Kampf ziehen...
Das ist es ja gerade: Ich habe ja nicht behauptet, dass hier dann irgendjemand dafür in den Kampf oder Krieg zieht oder ziehen sollte. Und ja, der Begriff "Revolte" ist hier Deinerseits durchaus gut gewählt - plastiziert er sehr eindeutig in einem gewalttätigen Konfliktfall eine der beiden dabei kontrahierenden Sichtweisen.
Die andere Seite der Betrachtung wäre dabei die der CSA (wenn wir schon bei dem historischen Beispiel sind!).
...Mit Verlaub, aber größeren historischen Unsinn habe ich selten zu Lesen bekommen...
Mit Verlaub -

D) - nicht weniger Unsinnig ist das. was Du daraufhin schriebst...
...Einen souveränen Staat bildete die Konföderation vielleicht in ihren Träumen...
Und das ist genau der Punkt, den ich meine. Jetzt mal ungeachtet dessen, welche moralisch-ethische (fragwürdige) Berechtigungsbasis hier die CSA hatten - geht es nicht gerade bei dem Recht um Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung um die Realisierung bzw. Umsetzung seiner Träume und Wünsche?
Klar, historisch-faktisch waren sie wohlmöglich tatsächlich weiter davon entfernt, ein wirklich ausreichend homogenes, souveränes Ganzes zu sein, als ihnen vlt. selbst bewusst oder lieb gewesen war.
Die praktische Möglichkeit aber - ungeachtet dessen, was in der hist. Realität dann tatsächlich passiert ist - ein souveräner Staat zu werden bzw. zu sein, hätten sie IMO dennoch gehabt.
Den hist. Faktor des "Amerik. Bürgerkriegs" kann man in diesem Zusammenhang dann so oder so bewerten: Entweder, dass er der Markstein war, der dann letztlich die Souveränität der CSA verhindert hat oder dass die CSA dadurch, dass sie diesen Krieg verloren bewiesen, das sie nicht souverän genug gewesen waren.
Für die Regierung Nordstaaten waren das hingegen einfach Landesteile, die sich in offener Rebellion gegen die Zentralregierung befanden, und auch die internationale Anerkennung blieb den CSA verwehrt...
Und auch das hätte im Grunde den CSA egal sein könne - aber richtig, das war es nicht! Sie waren nicht souverän ausreichend befähigt (so gesehen!).
Dass die Südstaaten es Abraham Lincoln abgenommen haben, den ersten Schuss dieses Krieges abzugeben dürfte dieser mit ziemlicher Sicherheit als großes Glück empfunden haben, aber marschiert wären die Armeen des Nordens früher oder später auf jeden Fall, auch ohne die Schüsse auf Fort Sumter...
Das mag sein - bzw. hatte ich da auch nicht in Abrede stellen wollen. Es ist halt anders gelaufen.
Nichts desto trotz - was sagt das für diesen Fall aus? Nur eben mal als kritische Meinung in den Raum gestellt: Vielleicht mag ja die Vielstaaterei aus Sicht Lincolns (und sogar gerechtfertigt) etwas gewesen sein, was man unbedingt vermeiden müsse, um die europäischen Altlasten hinter sich zu lassen. Bestimmten verschiedenen liberalitäts-intentionalen Motivationen der europäischen Aussiedler auf den amerikanischen Kontinent dürfte jedenfalls die Vorstellung von den (notfalls zwangs)vereinten Staaten von Amerika zuwider gelaufen sein.
Letztlich ist es natürlich nun müßig, daran viel herum zu diskutieren: Lincoln wollte diese Einigkeit und er hat sie letztlich durchgesetzt gekriegt (auch eben notfalls gegen multipolare Herzen und Seelen in der amerikanischen Bevölkerung in verschiedenen Bundesstaaten).
Ob nun also die Nordstaatenseite den ersten Schuss nicht abgab oder zumindest notfalls selbst vorgehabt hatte, diesen abzugeben - UNKRITISCH in diesem Zusammenhang bleibt Lincolns politisch-intentionales Ansinnen deshalb hier exemplarisch dennoch nicht.
Hier sollte man sich schlichtweg nichts vormachen: Auch seinerzeit zu Zeiten des berühmten "Dark Age" im 5./6. Jh. haben auf dem britischen Kontinent die Angeln und Sachen und viel später dann im 11. Jh. die Normannen "Zwangsvereinigungskriege" geführt, die zu ihrer eigenen Herrschaftsergreifung führten.
Und davor waren es schon die Römer gewesen, welche einen Großteil des britischen Inselkontinents eingenommen und für sich selbst annektiert gehabt hatten.
Das waren die Anfänge des britischen Königreiches.
In allen diesen Fällen läuft das aber aus meiner Sicht dennoch auf dasselbe hinaus: Im Endeffekt wurden dabei Liberalitätsansprüche vereinzelter mit Füßen getreten.
...ergo war der Sezessionskrieg eine innere Angelegenheit der USA und die CSA niemals ein souveräner Staat...
Und das ist genau das, was ich oben schon die ganze Zeit meinte bzw. gesagt habe: Das ist eine Frage der Betrachtungsweise (in der lediglich der mit mehr Macht - wie diese auch immer dann strukturiert ist - mehr "Recht" hat) bzw. der Standpunkte. Wenn die CSA dort souverän sein wollten und sich als solches erklärt hatten, waren sie es auch. Aus Sicht der CSA wäre es also "keine innere Angelegenheit" sondern eine "internationale" Angelegenheit gewesen.
...So ein Quatsch! Wenn das so ist, dann gründe ich morgen in meinem Schrebergarten die CkafVR Deutschland*, male mir einen eigenen Personalausweis und stelle bis auf weiteres die Steuerzahlungen an die Bundesrepublik ein. Du kannst ja mal raten, wie schnell die Bullen bei mir auf der Matte stehen, und wer am Ende Recht bekommt...
Das könntest - wie viel (oder besser wenig) Realitätssinn das auch immer machen würde - IMO durchaus tun und sogar IMO auf internationaler Ebene danach versuchen, Deine Rechte auf der Basis der Menschenrechts-Konventionen einzufordern.
Aber glaube nicht, ich wäre schwachsinnig. Mir ist durchaus klar, was das hieße und was für einen selbst in diesem Moment sich stattdessen "realistisch gesehen" einfach nur "rächen" würde.
Und jetzt mal die "Polizei" hin und etwaige Gerichtsprozesse wegen Steuerhinterziehung her - was das aber eigentlich im Rahmen einer Demokratie, welche die BRD sein möchte heißt, weißt Du hoffentlich auch, oder?
Das hat ja nun nichts damit zu tun, dass sich dann im Endeffekt letztlich hier die Tatsächlichkeiten am Ende selbst in den Finger schneiden. Es ist stattdessen eher so, wie THX1138 oben völlig korrekt verstanden hat: Eine rein geistig-hypothetische Fragestellung.
Im Endeffekt ginge es in diesem Beispielsfall von Dir letztlich um die Gegenüberstellung, dass die einen sagen: "Wieso? Im Rahmen unserer demokratischen Rechte haben Sie sich doch letztlich durch ihre Wahlteilnahme demokratisch für eine Regierungspartei entschieden und somit auch ihre Zustimmung zur Aufrechterhaltung und Durchführung bzw. -setzung unseres Steuerrechts gegeben!" und Du würdest entweder kleinduckmäuserisch gar nichts entgegnen können wollen oder auch: "Nein habe ich nicht. Und hiermit fordere ich auch, meine demokratisch-liberalen Rechte als Mensch dazu ein, von dieser Diktatur der Steuerzwangseintreibung freigestellt zu werden!" - AW der Gegenpartei dazu: "Na schön. Tun sie das. Mal schauen, was ihre Nachbarn zu ihrer hoch gelobten Liberalität sagen - die Nachbarn, die durch ihre Arbeit und ihre Steuerzahlungen ihnen dann mit ermöglichen, dass sie in diesem Land sicher und gesichert durch unsere Polizei und die Bundeswehr leben und existieren können!"
Verstehst Du jetzt, weshalb ich alles andere als ein schwachsinniger Narr bin, der hier irgendwelches linkes Gewäsch von sich gibt.
Mit meinem ursprünglichen hypothetischen Beispiel hatte ich bloß nach meinungstechnisch auffassbaren Rechtsaufassungs-Prinzipien auf der Basis von gegensätzlicher Ethik- bzw. Moralitäts-Standpunkte gefragt, nicht nach wie gesagt der Praktikabilität oder des tatsächlich-umsetzungstechnischen Sinngehalts von so etwas.
Deshalb - was Du in Deinem Beispiel eben vorgeschlagen hast, könntest Du tatsächlich IMO in die Realität umsetzen. Das das noch nichts über Vor- oder Nachteiligkeit der damit verbundenen, daraus resultierenden Konsequenzen zu tun hat, ist doch klar.
(Sehr wahrscheinlich würde Dich die Polizei wohlmöglich direkt oder spätestens nach entsprechenden Gerichtsverhandlungen in die Psychiatrie überweisen - je nachdem, wie rechtsmündig Du Dich präsentieren würdest)
...und die meisten Staaten, die irgendwann einmal aus einem Staatenverbund ausgeschert sind haben sich ihre Unabhängigkeit mit Blut erkauft...
Das ist zwar im größer betrachteten historischen Rahmen teilweise noch ganz anders abgelaufen bzw. zu betrachten, aber im Grundsatz hierzu ACK. Also aber ja, absolut - mit Blut wurde sich in den Jahrhunderten bis heute viel schwer erkauft.
Interessant dabei aber: Und wo stehen diese ehemals liberal-souveränen heute?
Vor dem Scherbenhaufen liberaldemokratischer Prinzipien!!!
Entweder man hat oder bekommt die Macht sich unabhängig zu machen oder man wird scheitern...
Und deshalb auch noch einmal zum Abschluss diese IMO wahre Aussage: Genau das, ACK. Nicht mehr und nicht weniger wollte ich damit sagen (etwaige Detailzusammenhänge durchaus berücksichtigt!)
Allerdings sei dazu auch gesagt: Die westlichen Industriedemokratien sind - vor allem mit Betonung auf "Demokratien" - entsprechend ihrer rechtlich durchgesetzten freiheitlichen (Rechtsstaats-)Prinzipien nach wie vor IMO das Beste in dieser Richtung, was wir haben.

