Coruscant

Coruscant – Jedi-Tempel, Trainingsraum 256 – Bailee und Brianna

Es war schon ungewollt komisch, dass Bailee ausgerechnet bei der Erwähnung von Mya von ‚Freunden in höheren Positionen‘ sprach. Die Lethan und die Echani verband eine innige gegenseitige Abneigung. Wie konnte frau auch so jemand nicht nicht leiden können? Miss Perfekt aus gutem Hause, die schon als Padawan für Mode-Holozine gemodelt hatte und sich dann bei einem Rat bewarb, dessen Schwäche für das weibliche Geschlecht im ganzen Tempel und darüber hinaus bekannt war? Selten war das Schimpfwort ‚Tentakelschlampe‘ so treffend wie bei ihr, aber sie hatte sich eben auch in eine Position gebracht, in der sie schwer zu ignorieren war.

„Nicht alle sind Freunde… aber frau lernt hier schon Leute kennen, wenn frau auf ihr Recht besteht. Hättest du in meiner Abwesenheit auch machen sollen. Die meisten Jedi sind ja hilfsbereit, dann wär das sicher besser gelaufen.“

Brianna warf ja noch mehr Namen in's Feld und dass sie einen Zeltron erwähnte, schien ihre Padawan als sportliche Herausforderung zu sehen. Das Wettstinken der Pheromone sozusagen.

„Jeg Harkness ist immer eine interessante Begegnung, aber das würde ich gerne miterleben, so viel steht fest,“

Erwiderte die Silberhaarige und rollte mit den Augen. Die beiden, da wäre wohl buchstäblich alles möglich. Auch dass da bald die Hochzeitsglocken läuteten. Da war Marrev eindeutig die sicherere Wahl.

„So meinte ich das auch nicht. Er ist nicht so ein Rattataki, da kenn' ich ganz andere. Marrev und ich waren zusammen auf Mission, das ist alles.“

Was Energy-Drinks anging, schien Bailee eine grundlegend andere Einstellung zu haben als ihre Meisterin. Brianna verstand das grundlegende Konzept nicht, warum dicke Leute sich diese Dosen massenweise hinter die Binde kippten, während sie die halbe Nacht lang auf dem Sofa saßen und Holosoaps guckten. Für sie machte das so überhaupt keinen Sinn, aber wenn die Padawan meinte…

„Solange du aufpasst, ob das Zeugs nicht zufällig toxisch für Nautolanerinnen ist, kannst du das meinetwegen machen.“

Anschließend gingen sie zum dynamischeren Teil der Trainingseinheit über. Saubere Technik, das hatten sie lange genug geübt und es wäre ohnehin nicht denkbar, die Nautolanerin in nur einer Übungsstunde auf ein Niveau zu hieven mit dem Brianna zufrieden wäre. Überleben würde sie hoffentlich auch ohne das sauberste Shii-Cho, so lange sie von der Verteidigung zum Gegenangriff übergehen konnte, damit sie eben nicht in die Situation geriet, in der die erstbeste Sith-Schülerin so lange auf ihre arme Padawan eindrosch, bis sie dann doch mal traf.

Leicht machte sie es Bailee natürlich nicht. Sie mochte größer als die Echani, aber die war um – wieviel? Die Hälfte? – schwerer oder so. Naja, vielleicht nicht ganz so viel, aber die Silberhaarige war es gewohnt, physisch zu dominieren. Andere einfach wegzuschieben, wenn sie nicht schlau genug waren, von vornherein zurückzuweichen. Natürlich trieb sie ihre Padawan kreuz und quer durch den Trainingsraum; sie musste mental auf das vorbereitet sein, was sie auf Bastion möglicherweise erwartete.

Interessanterweise steigerte Bailee nach einer Weile selbst die Intensität. Sie war wild entschlossen, nicht einfach nur das wehrlose Oper sein zu wollen, und das gefiel Brianna. Sie ließ sich ein bisschen zurückdrängen, wobei die Echani stets nicht mehr Raum preisgab als nötig war, und die erinnerte ihre Übungsgegnerin mit ihren schnellen Kontern daran, die Defensive dabei nicht aus den Augen zu lassen. Ehrlich gesagt wäre es ihr lieber, wenn ihre Padawan im Ernstfall den Selbsterhaltungstrieb in den Vordergrund stellte und das Kopf-Kürzer-machen von Sith ihrer Meisterin überließ, aber sie bewunderte den Einsatz, und gegen eine schwächere Gegnerin mochte es vielleicht sogar funktionieren.

Nach einer längeren Phase des intensiven Sparrings hatte Brianna das Gefühl, dass Bailee genug hatte, und bedeutete ihr mit einem Handzeichen, dass das Training beendet wäre.


„Gratuliere! Hätte nicht gedacht, dass du so gut in Form bist,“

Lobte sie ihre Padawan. Selbstredend zeigte sie dabei nicht das leiseste Zeichen von Anstrengung.

„Genauso wichtig wie das Training ist natürlich das Dehnen. Du hast das Yoga erwähnt, ich nehme also an, dass du hier auch Fortschritte gemacht hast.“

Brianna zeigte die Dehnübungen, die sie dann gemeinsam ausführten. Dabei strafte sie das Klischee Lügen, dass muskulöse Leute nicht biegsam wären. Ihre Knochen schienen förmlich aus Gummi zu bestehen.

„Ich habe nachgedacht,“

Meinte sie währenddessen. Ja, sie hatte gegrübelt, während sie sich eher intutiv gegen ihre Padawan verteidigt hatte.

„Wir sollten probieren, ob du Talent für Machtheilung hast. Auch im Hinblick auf die Rettungsaktion. Ich habe mir überlegt, als blinde Passagiere von einer unbedeutenden Imperialen Welt, vielleicht einer Farmwelt aus, nach Bastion einzureisen – wobei ich noch keinen konkreten Planeten im Auge habe, das müsste ich noch recherchieren. Zum Beispiel könnten wir in der Kühlkammer eines Fleischtransporters ausharren. Niemand wäre so blöd, dort nach blinden Passagieren zu suchen, aber in Stasis könnten wir das aushalten. Was meinst du?“

Sie dehnten Arme, Beine, Rumpf und alles was dazugehörte gründlich, um einen Ausgleich für das Lichtschwerttraining zu schaffen. Anschließend setzte Brianna sich in den Lotossitz und überließ es Bailee, sich diese oder eine andere bequeme Sitzhaltung auszusuchen.

„Das wichtigste bei der Heilung ist, eine Stelle zu finden, die der Heilung bedarf. Klingt komisch, ist aber so. Zu spüren, wo der Energiefluss gestört ist, das ist der Trick. Die Sache zu reparieren ist danach nur noch eine reine Frage der Ausdauer – wie eben beim Training. Hier – falls du was Offensichtliches zum Spüren brauchst,“

Meinte Brianna und krempelte ihren linken Ärmel hoch. Sie konnte den Unterarm zwar wieder normal und weitgehend schmerzfrei bewegen, aber er war nicht gerade ein schöner Anblick durch die Folgen von Adrias Nachtschwestern-Gift.

Coruscant – Jedi-Tempel, Trainingsraum 256 – Bailee und Brianna
 
[Coruscant-System - Coruscant - Jedi Tempel - Meditationskammer - Mas Nerlo und Thyr Denul]

Mas Lob war wie eine dringend benötigte Dusche, doch Thyrs Reflex setzte fast sofort ein und er spielte es vor sich selbst herunter. Der Machtsinn war schließlich seine einzige nennenswerte Technik, die über das Stadium der Theorie hinaus ging und selbst dafür hatte er schon lange genug gebraucht. Dennoch sprach er es nicht aus. Ihm war schon häufig genug passiert, dass diese Erwiderungen ohnehin nicht angenommen wurden. Stattdessen setzte er sich nach der Geste seines Meisters, während er sich gleichzeitig tonlos – also nickend - dafür bedankte.

Er war noch dabei, da fing der Jedi Ritter an die Technik namens „Geistige Abschirmung“ zu erklären. Wie auch jede andere der grundlegenden Anwendungsmöglichkeiten hatte der Padawan schon davon gehört und viel darüber gelesen, doch es hatte sich dennoch immer nur wie ein außenstehendes Zusehen angefühlt. Als hätte er als Fisch einen Vogel beim Fliegen zugesehen. Nun erklärte ihn ein Jedi, der diese Technik mit Sicherheit selber schon angewandt hatte, wie sie funktionierte und er selbst war – in der Theorie – dazu in der Lage sie anzuwenden. Und vor allem willig! Erst jetzt, während Mas ein Satz an den nächsten reihte, offenbarte sich für Thyr eine Wahrheit, die ihm zuvor gar nicht bewusst geworden war. Als würde sein Meister rein zufällig alle richtigen Worte wählen, die man zuvor ebenso zufällig ausgelassen hatte.

Diese Technik war wie für einen Menschen wie Thyr geschaffen worden. In seiner Phantasie konnte er sich ja nun wirklich viel vorstellen, aber ein Krieger zu sein gehörte sicherlich nicht dazu. Hingegen quasi unsichtbar zu sein schon eher. Währenddessen dann, später, also sehr viel später, auch noch gleichzeitig zu heilen, na wäre das nicht was? Hatte Mas diese Technik deshalb jetzt ran nehmen wollen? Wegen der Gespräche hier im Orden? Oder war es Zufall? Sollte er seinen Meister fragen, fragte sich der Padawan, da ging es aber schon weiter. Na gut. Fragen konnten auch noch später gestellt werden.

Thyr sollte sich zuerst einmal richtig hinsetzen. Also eine meditative Position annehmen. Die kannte er auch schon, doch da er nicht das intuitive Talent besaß, seinen Körper genau so zu bewegen, wie er es vor seinem geistigen Auge sah, musste ihn
Mas noch ein wenig korrigieren, doch es sah schon deutlich besser aus als noch auf Taris oder Haruun Kal.

Darauf folgte der Machtsinn. Diesmal brauchte der Padawan etwas länger, weil er – zumindest aus dem eigenen Empfinden heraus – wohl zu viel Druck auf sich selbst aufbaute, da es ja nun um etwas neues und zugleich wichtiges ging. Das verzögerte den Einsatz seiner Technik, die er vor ein paar Minuten gerade erst angewandt hatte. Womit sich mal wieder zeigte, dass man bei einem Erfolg in etwas beim nächsten Mal nicht am selben Punkt wieder starten konnte. Ganz so leicht war das Leben dann eben doch nicht. Aber, am Ende, schaffte er es. Mas erklärte seine eigene Aura und eine Art „Hintergrundrauschen“, welche im Grunde einfach alles Lebende um sie herum war. Ganz Coruscant sogar. Tatsächlich konnte Thyr den Ritter jetzt besser wahrnehmen, doch sein Licht war keine einzelne Kerze in der Finsternis. Viel mehr hatte er selbige einfach Mittags angezündet und konnte sie trotz über sich brennendem Stern nur deshalb so klar sehen, weil sie sich eben in seiner Hand befand, sich direkt neben ihm befand. Schon die letzten zehn Minuten hatten bewiesen, wie wenig aktuell nötig war, um die kleine Flamme im grellen Licht des Tages zu verlieren.


„Ich spüre es... irgendwie.“ Thyr lächelte ein wenig. Der Machtsinn war schon irgendwie komisch. So ganz anders als seine biologischen Sinne und doch … nicht total fremd. Kein vergessener Sinn, der plötzlich aktiviert wurde und von seinem Körper vollwertig akzeptiert wurde. Nein, es war schon irgendwie... äußerlich? War das das richtige Wort? Oder eher fremd? Nein, eigentlich weder das eine noch das andere, aber halt auch nicht … lag es an der Position? Alle seine Sinne saßen ja quasi außen am Körper. Augen, Ohren, Nase, Haut und so weiter. Alles wurde außen aufgenommen. Aber die Macht und der Machtsinn … als wäre... sein Gehirn (?) oder sogar sein gesamter Körper selbst ein Sinnesorgan geworden? Konnte man es so ausdrücken? Was es aber auch war, es war auf jeden Fall – nicht negativ gemeint – gewöhnungsbedürftig.

Das Rauschen, das Licht des Sterns über ihm, sollte er nun aber ausblenden. Auf einfache körperliche Sinne bezogen fiel das Thyr inzwischen leicht. Er konnte Geräusche ausblenden und einzelne Stimmen herausfiltern, wenn es gerade regnete. Oder ein ganz bestimmtes Objekt anvisieren, welches sich im hohen Gras versteckte. Er konnte sich sogar auf Dinge auf seiner Haut konzentrieren und dabei anderes ausblenden. Sogar Schmerzen. Nur bei Gerüchen war er noch nicht so weit. Doch das war alles einfach. Er hatte viele Jahre Zeit gehabt dies zu erlernen und das war ja auch alles Biologie. Jedes Lebewesen, ob sich nun der Macht bewusst oder – statistisch gesehen höchstwahrscheinlich – nicht, lernte dies irgendwann. Manchmal nach Jahren, manchmal buchstäblich noch in der selben Stunde der Geburt.

Aber wie sollte er das mit dem Machtsinn machen? Kaum hatte er
Mas Kerze gesucht und dafür seine Augen geöffnet, war natürlich auch das grelle Tageslicht als ungewollter Begleiter dazugestoßen. Es war zumindest bei diesem Gleichnis auch schwerlich zu vermeiden. Aber auch nicht unmöglich. Man konnte das natürliche Licht ausblenden und das Strahlen des Feuers verstärken. In dem Beispiel bedurfte es dann Hilfsmittel wie eine Hand. Beim Machtsinn war es an sich sogar einfacher, denn er konnte die Macht nutzen um das Rauschen zu dämpfen oder komplett auszublenden. Oder... Moment. Konnte man das? Oder war das eine Sache der Konzentration? Des Verstandes?

Diese und jene Fragen stellte sich der Padawan, während er gleichzeitig seinen ersten Versuch startete. Bevor er verbal fragen würde, wollte er wenigstens ein bisschen herumprobieren. Sein erster Ansatz war auch der primitivste. Er würde einfach alle Energie, allen Fokus auf Mas Aura lenken und somit sozusagen dem Rest keine Chance geben ihn abzulenken. Er verengte quasi seine Augen zu Schlitzen, legte die Hände noch zusätzlich an diese und ging möglichst nahe an die Flamme heran, sodass er wirklich fast nur noch diese sehen konnte. In der Realität brauchte er natürlich etwas länger und die vitale Atmosphäre Coruscants verschwand nie wirklich, aber Mas Aura wurde tatsächlich noch etwas stärker. Na immerhin!


„Das hat … funktioniert. Aber … ehrlich gesagt … ich glaube ich habe mich einfach nur stärker konzentriert. Ich möchte aber noch etwas probieren.“

Das durfte er natürlich. Mas gab seinem Padawan noch etwa eine halbe Stunde Zeit sich völlig frei auszuprobieren, dann war es Thyr, der seine Augen öffnete und damit das Ende seiner Versuchsreihe verkündete.

„Zuerst habe ich mich einfach auf eure Aura konzentriert, Meister. Das hat geholfen, aber ich glaubte nicht, dass das im normalen Leben gut funktionieren würde.“

Ein unbewegtes Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, wenn sich auch sonst nichts um einen herum bewegte, war schließlich nicht sonderlich schwer.

„Danach hab ich versucht mich auf eure Aura zu konzentrieren und gleichzeitig daran zu denken. Also … damit ich alles andere vergesse. Aber das war auch irgendwie... es hat kurz funktioniert. Aber dann denke ich ja viel zu viel nach und irgendwann...“

Sabotierte er sich selbst, weil seine Gedanken doch wieder bei Coruscants Bewohner landeten. Das Ausblenden des Hintergrundrauschens durch Gedanken war kein besonders erfolgversprechender Ansatz gewesen.

„Als letztes wollte ich mich dann … na ja … daran gewöhnen? Wie das auch im, also, so jetzt ist, an einem normalen Tag. Hier im Tempel oder bei mir auf der Farm auf Bandomeer. Man kennt die Geräusche, die Gerüche, hat alles tausend Mal gesehen. Man bemerkt es erst wieder, wenn es fehlt.“

Das Fazit war nicht seines. Das hatte er mal wieder aus der Schule, wenn auch diesmal von einem Schüler. Der es, jetzt da Thyr darüber nachdachte, vermutlich auch nur von einem Lehrer hatte.

„Aber das hat nicht so wirklich geklappt. Vielleicht später...? Falls ihr noch eine Idee hättet, damit es schneller funktioniert...?!“

Thyrs Grundgedanke war, wie schon seit langem, das es natürlich an ihm selbst lag. Das andere solche Techniken schneller erlernten. Mas wahrscheinlich auch...

[Coruscant-System - Coruscant - Jedi Tempel - Meditationskammer - Mas Nerlo und Thyr Denul]
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation mit Krina



Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - Intensivstation? - Ians Zimmer, mit Eowyn, Malek vor der Tür

Ian hatte sich an die Hoffnung geklammert, dass sie Bastion überleben würden. Die Pille im Zahn hatte er verweigert, um sich noch mehr Ansporn zu geben, alles zu tun, um zu überleben. Und jetzt saß sie vor ihm. Verletzt – auf wie viele Arten und vor allem wie stark, wusste Ian nicht, aber sie lebte. Sie lebten beiden. Eine ungeahnte Erleichterung machte sich in Ian breit, die sich anfühlte, als hätte er nie, nicht ein einziges Mal etwas erlebt, dass ihm Schaden zugefügt hätte. Bei der Macht, er fühlte sich, als wäre er gerade in einem verheißenen Paradies aufgewacht und das, allein weil sein kleines Wunder hier saß und lebte. Keine Sekunde musste vergehen, um Eowyns Hand zu ergreifen, vorsichtig, da er nicht wusste, ob sie auch darin Schmerzen hatte, aber ohne zu zögern.

„Ich bin so erleichtert“, sagte er heiser und das war die präziseste Antwort darauf, was oder wie er gerade fühlte. Wenn da auch noch immer Chaos war, noch immer nichts geordnet, trotzdem war da Erleichterung. Nicht nur, weil sie lebten – sie hatten geschafft, wofür sie alles in die Waagschale geworfen hatten. Das Virus finden, es sicher nach Coruscant bringen und überleben. „Bis jetzt hat nur Riuen mit mir geredet. Ich weiß noch … Wie wir in den Katakomben waren. Am Ende. Dann war ich hier.“ Da waren einige Puzzleteile die fehlten, wenn nicht gar eine Menge. Doch hatte Ian eben noch eine Menge wissen wollen, waren sein Berg an Fragen zusammengeschrumpft. „Wie geht es dir?“, wollte er stattdessen wissen. „Ich meine wirklich“, schob er hinterher, da er befürchtete, dass Eowyn, um ihn zu schonen, nicht die Wahrheit sagen würde. Dann tauchten sie wieder auf, Fragen, die den ganzen Tag füllen würden. Was genau war geschehen? Auf Bastion. Mit ihr. Warum saß sie in diesem Stuhl? Stimmte es, dass alle, bis auf Ahna überlebt hatten?



Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - Intensivstation? - Ians Zimmer, mit Eowyn, Malek vor der Tür

 
Coruscant- Jedi-Tempel- Trainingsraum 256- mit Brianna

Brianna tadelte sie, dass sie hier keine Kontakte geknüpft hatte und Bailee zuckte mit den Schultern.

„Es ist ja nun nicht so, dass ich gar keine Kontakte gehabt hätte. Nur sind die alle wieder verpufft. In Raumschiffe gestiegen und seit dem nicht mehr aufgetaucht. Akani, Calen, Sarid Horn, Eriu, Yneha,Jax… Da waren schon einige. … Bis dann der Typ vor der Tür stand und meinte, ich solle mein Zeug packen, ich würde nach Felucia gehen. Felucia!!! Weisst du, wo das ist? Hinterm letzten schwarzen Loch gleich links. Und so gemütlich mit der Flora und Fauna da.Würd mich mal interessieren, wie viele von meiner Reisegruppe noch am Leben sind.“

Sie schnaubte bei dem Gedanken. Gut, sie war raue Natur gewohnt. Glee Anselm war ja nun auch nur auf den ersten Blick ein Paradies, wie das meistens auf diesen Planeten so war. Aber sie kannte Felucia auch und hatte wirklich keine Lust, dort auf Wanderung zu gehen.

Brianna meinte dann, dass sie gern bei einer Begegnung zwischen ihr und diesem Jeg Harkness dabei wäre. Allerdings rollte sie mit den Augen und Bailee grinste. Das war wohl ironisch gemeint. Aber gut, sie würde diesen Marrev nachher mal ausfindig machen, um ihn um Hilfe bei ihrem Schloss-Problem zu bitten. Damit Brianna nicht beunruhigt war. Der Gedanke liess Bailee noch breiter grinsen.

Zu ihrer Energy-Drink- Idee gab Brianna ihr nur die Aufgabe, sich nicht dran zu vergiften. Bailee lachte.

„Wenn mans drauf anlegt, schafft man das sogar mit Wasser. Aber keine Sorge: Bevor das passiert bin ich erstmal so drauf wie du!“

Was vielleicht generell keine schlechte Idee wär, so, wie Brianna sie beim Lichtschwerttraining an ihre Grenzen trieb. Ob so ein Kampf mit 2-3 Rationen von so nem Getränk anders verlaufen würde? Auf jeden Fall wären die Konsequenzen verheerender, wenn die Wirkung nachliess. Ein Versuch wäre es vielleicht trotzdem wert und das nur, um Briannas Gesicht zu sehen. Das sie nicht ganz faulpelzig gewesen war in ihrer Abwesenheit, merkte die Echani aber dennoch und lobte sie dafür. Bailee grinste, musste aber erstmal ein paar Atemzüge nehmen, um wieder Luft genug zu haben. Voll unfair, das Brianna das garnicht mitzunehmen schien.

„Ich wusste halt, dass du zurück kommst und hab mir schon gedacht, dass meine Ausbildung dann richtig los geht. Ich wollte nicht, dass dir vom ganzen Augen-Rollen dabei schwindelig wird.“


Und das wäre garantiert passiert. Brianna wurde nach dem Lichtschwert-Training nichtmal langsamer, sondern begann sofort mit ihrem Yoga. Bailee runzelte die Stirn. Ja, sie war mit einigen Positionen besser geworden. Aber nicht SO!

„Ich hab nen Holo-Tagebuch über mein Yoga-Abenteuer geführt, wie du gesagt hast. Ja , ich bin besser geworden. Und Ja: Die Anfänge sahen echt zum Schiessen aus.“

Während Bailee mit den Figuren kämpfte, die Brianna einnahm als wäre es das natürlichste der Welt, begann sie zu erzählen. Wie bekam sie überhaupt Luft so? Ganz blieb Bailee dann die Luft weg, als Brianna davon sprach, sich in einem Fleischtransporter nach Bastion bringen zu lassen. Bailee richtete sich wieder auf und sah ihre Meisterin an, als hätte sie den Verstand verloren. Holte sogar Luft um sie genau das zu fragen, besann sich dann aber eines besseren und wackelte mit dem Kopf, während ihr Gehirn ihr schon Lösungen für die zuvor gesehenen Probleme bei dieser Idee lieferte.

„Du wolltest schon lebend da ankommen, oder? Nur so für meine Zukunftsplanung. Und du weisst, dass interplanetare Transportcontainer für Lebensmittel was anderes sind als die Kühlhäuser hier im Keller, oder? Da geht es nicht nur darum, das die Lebensmittel so beim Kleinverteiler ankommen, als wären sie gestern erst geschlachtet oder geerntet worden. Pest-Control ist genauso wichtig. Landwirtschaftsplaneten haben fast alle ihren Spass mit irgendwelchem Ungeziefer, dass um ihre Waren drum rum huscht. Und das sollte nicht mit den Waren in der ganzen Galaxie verteilt werden. Das bedeutet…Fleischcontainer sagst du? Gut. Wir haben 2 Minuten in dem Ding, dann sind da nicht nur -40 Grad sondern auch keine atembare Luft mehr. Die meisten Container werden zum Transport umgegast- auch um Oxidation zu verhindern. Und um zu verhindern, das da drin irgendwas einfach in den Winterschlaf geht und dann am Zielort für Chaos sorgt. Wir haben es dann entweder mit einem CO2-Stickstoff-Gemisch zu tun .Oder mit Argon. Das sind die neueren Container. Und die haben Sensoren, damit niemand aus versehen seinen Kollegen drin einsperrt. Dann geht der Container nicht in den Transportmodus sondern schreit:“Warenraum prüfen“.

Sie sah ihre Meisterin an, die sich schon in den Lotussitz setzte. Etwas, das Bailee auch noch nicht konnte. Aber der Schneidersitz ging immer. Also setzte sie sich dazu und ihre Augen funkelten angesichts der Herausforderung.

„Wenn ich also auf die absolut idiotische Idee käme, mich in so nem Ding einsperren zu lassen, mit dem Ziel, nicht entdeckt zu werden, würde ich als allererstes die Sensoren überschreiben. Das die mit meiner Anwesenheit einverstanden sind. Das könnte mit nem Computervirus passieren. Oder indem man das Signal der Sensoren überschreibt an irgendeiner Stelle zwischen Sensor und Computer. Da die Container aber alle halbwegs baugleich sind, sollte das auch gut funktionieren. Und ich hätte mich extrem gut auf die Sache vorbereitet mit so viel Isolation wie möglich. Am besten wären wohl raumtaugliche Anzüge. Ansonsten: Vollgesichtsmaske mit persönlicher Atemluftversorgung .Mit zwischengeschaltetem Wasserreservoir, um die Atemluft zu befeuchten und den Flüssigkeitsverlust über die Schleimhäute und Augen zu minimieren. Und nem kleinen Heizelement, dass die Atemluft auf zumindest 5 Grad aufheizt, damit die Feuchtigkeit nicht gefriert, bevor man es einatmet. Reicht immernoch für ne Lungenentzündung im späteren Verlauf, aber das wär dann eben für später. Und dann müsste man wohl hoffen, dass die Isolation und die Atemluft reicht, bis man ankommt. Gefrierbrand am Hintern ist sicher unangenehm.“

Wenn einem die Luft ausging, war der Gefrierbrand wiederum egal.

„Also, ja. Kann man machen. Mit Vorbereitung, sonst landet man nicht da, wo man hin wollte. Aber dann hast du definitiv recht: Man würde nicht mit uns rechnen in dem Container. Niemals!Also. Türen knacken, das Unmögliche möglich machen, sonst noch was?“

Die Nächte würden kurz werden. Verdammt kurz. Sie würde mehr Energy-Drinks brauchen, als angenommen. Und angesichts der wachsenden ToDo-Liste hatte sie fast ein schlechtes Gewissen, hier mit Brianna zu sitzen statt für ihren Komfort in einer absolut lebensfeindlichen Umgebung zu sorgen. Aber das Training hatte jetzt genauso eine Prio wie die Vorbereitung auf die Rettungsmission. Hätte sie ihr nicht die ToDo-Liste schon vor ner Woche schicken können oder so? Dann hätte Bailee schon fertig sein können.So ein Mist.
Um dem ganzen noch eins drauf zu setzen, zeigte ihr Brianna eine deutlich sichtbare Vergiftung an ihrem Arm, nachdem sie ihr erklärt hatte, wie man heilt. Bailee’s Augen wurden gross, als sie den Arm ihrer Freundin sah.

„Und du sagst, ich soll keine Energydrinks saufen, die für mich toxisch sind. Und dann kommst du mit SOWAS um die Ecke. Was ist das?“

fragte sie und wunderte sich , wie Brianna hier so chillig rumsitzen und den nächsten Einsatz planen konnte mit sowas am Arm. Ganz zu schweigen vom Lichtschwert-Duell, das sie nichtmal ins Schwitzen gebracht hatte. Das war doch nicht menschlich! Ok, Brianna war eine Echani, aber normal war das dennoch nicht. Aber gut, Brianna hatte in sofern recht, dass das ein gutes Übungsobjekt für Bailee war. Nichtmal, damit sie was hatte, an dem sie sich ausprobieren konnte. Nein. Bailee machte sich Sorgen um Brianna- vor allem in Anbetracht der viel zu kurz bemessenen Zeit, die sie noch hatten, bevor sie los mussten. Wenn es ihr möglich wäre, sie irgendwie dabei zu unterstützen, mit einer besseren Ausgangslage zu starten, würde sie es mit Freuden tun. Mit entsprechendem Enthusiasmus machte sie sich jetzt auch daran, die Erkrankung? In der Macht zu erforschen. Allerdings machte sich hier ihre mangelnde Übung bemerkbar. Ja, sie hatte geübt. Mit Brianna auf dem Weg nach Alderaan und mit Akani auf dem Weg zurück. Aber das waren nur sehr oberflächliche Übungen gewesen, wie das Erspüren anderer im Generellen. Feindiagnostik wie das hier hatte nicht dazu gehört. Dem entsprechend ging es eine ganze Weile, bis Bailee nicht nur Brianna als machtsensitives Wesen als solches wahrnahm, sondern gezielter entdeckte, wie genau die Macht durch sie floss. Sie hätte sich eindeutig mehr damit auseinandersetzen sollen, statt an irgendwelchen Gerätschaften zu tüfteln. Vielleicht hätte sie das auch tatsächlich getan, wenn man sie nicht mehr oder weniger raus geschmissen hätte. Mit dem aufkommenden Frust darüber verlor sie auch wieder den Fokus und musste sich bewusst wieder mehr auf die Problemzone konzentrieren. Aber irgendwann erkannte sie, was Brianna meinte. Es fühlte sich in Briannas Arm an, als hätte die Macht dort Schwierigkeiten, ihren Weg zu gehen. Als wäre es zäh, schwer zu durchqueren, schlammig wie die Sumpfregionen von Gleeanselm, wo eigentlich ein klarer Bach sein sollte. Aber das hier war ein Körper, keine Landschaft. Wie könnte man das reinigen?

Coruscant-Jedi-Tempel- Trainingsraum 256- mit Brianna
 
Coruscant – Jedi-Tempel, Trainingsraum 256 – Bailee und Brianna

Okay, Bailee hatte schon einige Kontakte im Jedi-Orden geknüpft. Nur eben lange nicht so viele wie Brianna, die praktisch jedes Ratsmitglied persönlich kannte. Außerdem hatte sie mehr Pech gehabt und war nach Felucia geschickt worden, wo auch immer das sein sollte.

„Nein, keine Ahnung,“

Erwiderte Brianna kopfschüttelnd, als ihre Padawan danach fragte. Im Hinblick auf die wohl bevorstehenden Experimente war sie skeptisch – nicht dass die Nautolanerin sich mit einer Dose mit Spice versetztem Green Nerf in Sphären schoss, die eine Teilnahme an einer Undercovermission auf feindlichem Terrain undenkbar werden ließen.

„Sei' aber vorsichtig, ja?“

Irgendwann ging das Lichtschwerttraining zu Ende und Brianna hatte nicht den Eindruck, dass sich da jemand noch mit Stimulanzien pushen müsste. Gemessen an ihrem Ausbildungsstand war Bailee schon recht fit. Weder mit noch so viel Fitness oder Energydrinks würde sie ihren Schützling aber in der Kürze der Zeit auf ein Niveau bringen können, um sie guten Gewissens nach Bastion mitzunehmen. Gaya und Riuen waren beide schon viel weiter gewesen und das Bastion von damals, ähem, vor noch wenigen Tagen war Kindergarten verglichen mit dem, was sie nun erwarten würde. Aber zufrieden war sie trotzdem mit dem Ausbildungsstand. Kein Grund zum Augenrollen, wie Bailee glaubte,

„Als ob ich das je tun würde!“

Echauffierte sich Brianna entrüstet. Sie war weit davon entfernt, ihre Maßstäbe an andere anzulegen. Ganz im Gegenteil gefiel sie sich ja darin, hoch über fast allen anderen zu schweben. Das zeigte sich auch im Yoga, aber deswegen taten sie es nicht, das Dehnen nach dem Sport war einfach zu wichtig, so viel Zeit musste sein.

„Sag' doch nicht sowas. Es war nicht zum Schießen, es war in Ordnung für eine Anfängerin,“

Ermahnte die Ritterin sie ernst. Als sie dann von ihren Überlegungen sprach, wie sie sich vorstellte, ungesehen nach Bastion zu gelangen, sah Bailee sie erst an, als hätte sie den Verstand verloren und legte ihr dann wortreich dar, warum ihre Idee ziemlich dämlich war. Brianna hörte sich die Tirade schweigend an und dehnte ihre Arme, um beschäftigt zu wirken. Schließlich seufzte sie und meinte:

„Okay, tiefgefroren ist doof, also kein Fleischtransport. Hast du eine bessere Idee? Wir werden in Stasis sein, wir brauchen keinen Sauerstoff und kein Wasser. Dein… Ergon?… sollte kein Problem sein, wenn es uns nicht innerhalb von ein paar Minuten nach dem Aufwachen umbringt. Im Grunde kann uns recht wenig was anhaben, außer eben großer Hitze oder Kälte und schnellwirkendes Gift zum Beispiel. Das ist auch gut so, denn große Mengen Überlebensausrüstung werden wir nicht mitnehmen können. Ich werde froh sein, wenn wir Lichtschwerter, Koms und Schlossknacker durch die Kontrollen schleusen können. Deshalb auch die Stasis. Wir müssen nicht nur irgendwelche Statussensoren von Kühlcontainern überlisten, die werden jedes Stück, das den Raumhafen durchläuft komplett abscannen. Wenn die irgendwelche Vitalfunktionen oder Körperwärme registrieren, war's das für uns. Bastion wird nach den Ereignissen der letzten Tage wie ein Kolossuswespennest im Belagerungszustand sein, das kann ich dir sagen.“

Sie sah ihre Padawan eindringlich an. Merkte sie langsam, worauf sie sich da einließ, wenn sie ihre Meisterin nach Bastion begleiten wollte?

„Organisches Material als Fracht wäre gut, irgendwas, was auf dem Scanner unserem Fleisch ähnelt. Deshalb wäre mir der Gedanke, mich zwischen irgendwelchen Nerfhälften zu verstecken, ja sympathisch gewesen. Etwas, was in großen Mengen, also containerweise, zur Weiterverarbeitung gebracht wird und was entweder zu empfindlich zum Einfrieren ist oder so unempfindlich, dass frau es gar nicht erst kühlen muss. Außerdem muss es natürlich was sein, was Bastion von außen importieren muss – klingt, als müssten wir zu allem anderen auch noch imperiale Ein- und Ausfuhrstatistiken wälzen.“

Irgendwie kam sie ihrem Ziel nicht wirklich näher. Es gab noch so viel zu tun und die Zeit rannte Kestrel davon. Auch Briannas Unterarm ließ sich mit der Heilung Zeit. Der Anblick ließ Bailee erschrecken und sie fragte gleich, was das wäre.

„Eine Sith hat mir das beim Kampf mit einer vergifteten Klinge zugefügt. Der Analyse nach ist es Dathomir-Hexengift, vermutlich von Nachtschwestern. Es ist schon aus dem Körper raus, aber die Folgen kannst du hier noch bewundern,“

Klärte Brianna sie auf. Als Übungsobjekt für Machtheilung war der Arm natürlich perfekt. Der Echani war klar, das Ian oder sie Bailee in Stasis versetzen werden müsste, doch je mehr die Padawan schon von diesen Dingen verstand, desto besser. Gerade wenn sie mit Ergon und anderem Teufelszeugs fertigwerden mussten. Körperliche Verletzungen in der Macht spüren zu können, das wäre erst mal das wichtigste.

Gemeinsam konzentrierten sie sich also auf die Macht. Bailee versuchte, diese Kraft zu fühlen und Brianna, sie dabei zu beobachten. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich bei der Nautolanerin etwas wahrnehmbares tat. Das war ihr Machtfühler in der Wunde, nicht wahr?


„Sehr gut, ich glaube, du hast es. Die Heilung fällt mir jetzt zu beschreiben, für mich ist das etwas Intuitives und ich weiß, dass ich anders arbeite als die klassisch ausgebildeten Heilerinnen. Ich spüre eben, dass das Qi an einem Ort schlecht ist und mache, dass es wieder fließt, etwa so,“

Erklärte Brianna und ließ eigene heilende Energie in den Unterarm fließen, damit ihre Padawan etwas zum Beobachten hatte.

Coruscant – Jedi-Tempel, Trainingsraum 256 – Bailee und Brianna
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - Intensivstation - Ians Zimmer - mit Ian, Malek vor der Tür

Er griff tatsächlich sofort nach ihrer Hand. Es fühlte sich... seltsam an. Wie eine ferne Erinnerung aus weit vergangener Zeit, und gleichzeitig - präsent. Sie zwang sich, nicht ihren Blick darauf zu richten, da eine so normale, einfache Berührung eigentlich nicht der Rede wert sein sollte.

Eigentlich.

Es war wohl ein gutes Zeichen, dass seine Antwort auf ihre Frage 'Erleichterung' war? Schätzte sie einmal. Schließlich hätte auch alles andere dabei herauskommen können, und dass Erleichterung vor dann wohl nicht unerträglichen Schmerzen stand, war eben eine gute Sache. Eowyn nickte sachte.
Das ist gut. Anschließend runzelte sie minimal die Stirn. Nur Riuen hatte mit ihm geredet - was war mit der Jedi, die gegangen war, als sie eingetreten war? Oder meinte er, was die Mission anging? Egal. Viel interessanter war, dass er anscheinend überhaupt nichts mehr von ihrer Begegnung im Raum wusste? Es versetzte ihr einen unbewussten Stich, auch wenn sie aktuell nicht verstand, wieso. Wenn er sich nicht erinnerte... dann wusste er weder, wie sie nach Bastion das erste Mal aufeinandergetroffen waren, noch, wie er sie geheilt hatte oder wie wenig sie sich um ihn gekümmert hatte. Genausowenig, dass sie die Mission nach Kast angesprochen und er zugestimmt hatte... aber das hatte der Chiss ihm vermutlich schon berichtet? Schätzungsweise schon. Zumindest, dass sie überhaupt nach Kast geflogen waren und was am Ende dabei herausgekommen war.

Sie überlegte gerade, was sie ihm alles berichten musste, was Riuen vielleicht nicht hatte tun können, als er die Frage zurückgab. Wie es ihr ging... Wenn sie das wüsste, wäre sie wesentlich klüger. Und ausweichend antworten war raus aus dem Spiel, nachdem er diesen Nachsatz hinterhergeschoben hatte.
Es tut nicht mehr so weh, sagte sie schließlich ehrlich, ohne ihn direkt anzusehen. Die Behandlungen zeigten ihre Wirkungen, schließlich kümmerte man sich von vielen Seiten um sie. Malek, die Heilerinnen, das Bacta... Selbst ihre Stimme war zwar noch kratzig, und sie musste aufpassen, nicht zu viel zu sprechen, aber es war kein Vergleich zu ihrer Ankunft hier. Und es verheilt. Das meiste. Die Narben natürlich nicht, genauso wenig wie ihr Rücken. Aber der Rest... wurde besser. Noch ein bisschen schonen eben. Sie würde es ihm sagen müssen. Das mit dem Laufen. Zwar war die Chance noch vorhanden, dass alles verheilen würde, aber mindestens genauso groß war die Wahrscheinlichkeit, dass es das gewesen war. Sie war nicht nur äußerlich gezeichnet, sie war auch noch... kaputt. Ein zerstörtes Wrack eben. Während er... sich laut dieser Akte vollständig erholen würde, den Märkten sei Dank.

Ja, sie würde es ihm sagen. Aber erst einmal wollte sie noch ein paar Minuten ohne seine Reaktion darauf sein.

Stattdessen konnte sie ihm ihre Sicht berichten. Riuen war schließlich auf der anderen Seite gewesen, und wer wusste schon, was er alles weggelassen hatte.


Ich kann dir sagen, was du verpasst hast... unterbrich mich einfach, falls du es schon weißt. Wir haben uns mit drei Schiffen im Raum getroffen. Du bist mit Brianna zu uns rübergekommen und hast gleich angefangen, mich zu heilen... Was sie hätte unterbinden müssen.

Ahna hat dann später das komplette Team gebrieft, dass wir nach Kast müssen, um den Imperator zu töten. Es kam so leicht über ihre Lippen mittlerweile. Als wäre das alles ohnehin nicht sie gewesen - und genauso relativ monoton berichtete sie weiter. Wir hätten keine andere Wahl, er arbeite schon an einem neuen Virus. Zurückfliegen hätte zu viel Zeit gebraucht. Du hast als erster zugestimmt. Riuen und Gaya waren weniger begeistert, sind am Ende aber trotzdem mit. Der Plan war, dass Brianna und du mich zum Imperator bringen und der Rest von außen Zugriff findet. Nach dem Treffen haben du und Brianna mich an Bord der Nightmare weiter geheilt. Ich bin dabei eingeschlafen... und als ich wach wurde, bis du gerade nebenan umgekippt. Herzinfarkt mit C-Infektion wohl, wie du vielleicht weißt. Wir wussten es in dem Moment nicht. Ich habe versucht, dich zu reanimieren, aber ohne Brianna... Die Echani hatte sie am Ende eben beide gerettet, ...wärest du tot. Sie hat dich stabilisiert und Ahna hat dich mit Marcus nach Coruscant geschickt.

Wir haben die Sache dann eben alleine durchgezogen und es ging einiges schief. Brianna und Ahna haben dafür gesorgt, dass ich Allegious töten konnte, aber Ahna hat sich dann für uns geopfert. Sie hat seine Energie absorbiert.
Etwas, woran Eowyn in diesem Moment nicht gedacht hatte. Welch absoluter Fehler. Sie ist in die Macht eingegangen. Nicht, ohne ihr zuvor die Schatten zu übertragen. Was aber niemand zu wissen brauchte. Wir dachten dann, es wäre vorbei, aber warum auch immer sie da waren, plötzlich standen Sturn, die Guldurs und ein paar andere vor der Tür. Wir konnten gegen sie standhalten, so weit ich weiß, ist niemand dabei umgekommen. Sturn und zwei Schüler konnten wir sogar verletzt als Geiseln mitnehmen, aber die anderen sind geflohen - und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis daher die ganze Galaxis weiß, was geschehen ist, auch, wenn wir die Festung direkt danach in die Luft gejagt haben.

Was bedeutet, dass es gut möglich ist, dass ich bald etwas weg bin. Die Regierung ist sicher längst informiert; es kann sein, dass man mich befragen wird.
Genau genommen ging Eowyn sogar davon aus - die Frage war nur, wie, wo und in welchem Rahmen. Aber er war eben erst aufgewacht. Schlimm genug, dass sie ihn damit konfrontieren musste; es zu unterlassen würde aber auch nicht helfen, da er nicht auf den Kopf gefallen war. Lieber ansprechen und gleich abmildern.
Hatte sie etwas vergessen? Erst einmal fiel ihr nichts ein, im Zweifel konnte Ian ja nachfragen. Blieben noch zwei Dinge, von denen Eowyn nicht wusste, was sie zuerst erwähnen sollte. Spontan entschied sie sich für Brianna und dafür, Ian wenigstens schon einmal zu informieren, was Sache war. Vorher aber deaktivierte sie kurzerhand mit Hilfe der Macht den Droiden, zur Sicherheit senkte sie ihre Stimme auf ein Minimum.


Brianna wird in den nächsten Tagen erneut nach Bastion fliegen. Die Guldurs haben ihr berichtet, dass jetzt ihre ehemalige Meisterin Kestrel Skyfly dort im Tempel sitzt. Ich habe ihr dafür die Erlaubnis erteilt, ansonsten wird sie so wenige einweihen wie möglich. Ich würde sie begleiten... aber aktuell wäre ich eher eine Last als eine Hilfe. Als ich Sturn mein Schwert in den Bauch gebohrt habe, hat er massive Kräfte entfesselt, gegen die ich mich nicht mehr wehren konnte. Der Aufprall und die massive Körperbeherrschung davor waren wohl zu viel, mein Rücken ist gebrochen. Seither spüre ich meine Beine nicht mehr und es kann sein, dass es so bleiben wird.

Noch immer blickte Eowyn ihn nicht an. Sie war froh, es hinter sich gebracht zu haben. Da war nicht die geringste Ahnung, wie er auf all diese Dinge reagieren würde, immerhin war er selbst vor wenigen Stunden erst aufgewacht. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es war, plötzlich mit so vielen Informationen bombardiert zu werden. Vermutlich hatte sie etwas übertrieben.

Tut mir Leid. Ich hätte dir alles schonender sagen müssen.

Und langsamer. Aber nun war es geschehen - und Fakten berichten fiel ihr nun einmal aktuell wesentlich leichter, als alles andere.

Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - Intensivstation - Ians Zimmer - mit Ian, Malek vor der Tür
 
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Coruscant-Jedi-Tempel-Trainingsraum 256- mit Brianna

Brianna hatte keine Ahnung, wo Felucia war und Bailee lachte.

„Genau da. In der Nähe von „keine Ahnung“ im äusseren Rand. Und die lokale Flora und Fauna ist sehr interessiert. An dir. So als… Snack? Rancors, Sarlaccs. Sowas halt. Die sind da zu Hause.“

Ihre Meisterin ermahnte sie dann noch, mit den Energy-Drings vorsichtig zu sein und Bailee nickte. Es war nicht ihr erster Exzess und sie kannte die Risiken. Anschliessend erklärte die Echani entrüstet, dass sie niemals mit den Augen rollen würde. Bailee lächelte. Natürlich würde sie das nicht. Genauso wenig, wie sie über Anfänger lachte, die nicht mit ihr mithalten konnten. Das konnten wohl eh die wenigsten. Als sie dann über den Fleischtransporter sprachen, erklärte Brianna, das sie weder Sauerstoff noch Wasser benötigen würden und warum nicht. Bailee hatte im Geschichtsunterricht natürlich gelernt, das Stasis-Kapseln zu Beginn des Hyperraumreisens die Norm waren, nur meinte Brianna wohl etwas anderes, weswegen Bailee skeptisch eine Augenbraue hob.

„Gar keinen Sauerstoff?“

Ohne Wasser ein paar Tage durchhalten konnte sie sich vorstellen. Auch als Wasser-Bewohnerin. Ohne Sauerstoff hingegen, war ein anderes Thema. Nicht umsonst musste man reanimieren und so. Zellen brauchten Sauerstoff und Glucose, sonst gingen sie ein. Die Chance zu überleben sank pro Minute um 10% und sie würden deutlich länger in dem Container sein.Allerdings wirkte Brianna da so sicher, dass Bailee sich sicher war, irgendwas nicht mitbekommen zu haben. Sie würde sich also überraschen lassen. Wovon Bailee deutlich mehr verstand, waren Element. Brianna hatte offensichtlich keine Ahnung, was Argon war, meinte aber, solang es nich zu toxisch war, wärs kein Problem.

„Direkt toxisch ist es nicht. Du atmest mehrere Liter am Tag davon ein, weil es in fast allen atembaren Atmosphären zu finden ist. Mit irgendwas zwischen 0.5 und 1,5% in der Atemluft. Ist ein Edelgas, schwerer als Sauerstoff, leuchtet schön rot-violett, wenn du Strom drauf gibst – natürlich nur in der Reinform. Und verdrängt durch seine Dichte den Sauerstoff, weswegen es als Schutzatmosphäre für leicht Verderbliches oder Aromatisiertes verwendet wird. Ab 37% Argon in der Atemluft merkst du einen Einbruch in deiner Leistungsfähigkeit und mit steigendem Vorkommen des Argons Schwindel und Atemnot, ab 40% folgt dann sehr bald mal Ohnmacht und Tod durch ersticken. Drum hab ich gefragt, was du vorhast.Aber gut, das sähe ja mit Stickstoff-CO2-Gemisch nicht viel anders aus.“

Brianna erklärte aber noch einmal, warum sie nicht viel Ausrüstung mitnehmen konnten und Bailee nickte verstehend.

„Wenn wir eh an den Sensoren rumpfuschen, könnten wir vielleicht dafür sorgen, dass auch der Gasaustausch-Sensor nicht ganz korrekt läuft.Es gibt ja keine feste Liter-Zahl, nur so ein „ungefähr“, weil die Dichte der Ladung ja auch ne Rolle spielt. Das garkein Gasaustausch stattfindet, können wir nicht durchbringen. Wenns nicht zischt und pfeift merken die das. Aber wenn der Container- sagen wir mal- nur zu 80% damit gefüllt wird und der Sensor trotzdem 100% angibt.. und wir uns OBEN lagern – wie gesagt, Argon ist schwerer als Sauerstoff- dann haben wir wie ne Blase von atembarer Luft, die uns für ein paar Minuten reichen sollte.“

Brianna erklärte dann, was sie sich vorgestellt hatte. Etwas, dass im Scanner aussah wie sie und am besten nicht so kalt wurde. Und so, wie sie klang, gab sie die Fleisch-Kühler-Idee auf.Bailee schüttelte den Kopf und grinste. Sie fragte sich nicht nach dem Ob, sondern eher nach dem Wie.

„Es gibt ja auch Gepökeltes und Geräuchertes mit Knochen. Auch zerstückeltes Nerf. Jetzt vielleicht nicht als Hälfte, aber so grob zerhackt.Wird für Brühen, Saucen und manches Schmorgemüse verwendet. Manche Schlachter verkaufen auch einfach nur geräucherte Knochen für sowas. Wenn wir uns da eingraben, fallen wir auf Scannern sicher nicht auf.Und wir riechen auch noch gut, wenn wir da raus kommen. Ich denke, dass die auch umgasen um Aromaverlust zu vermeiden und eben wegen Ungeziefer, aber die müssen das nicht zusätzlich kühlen! Zumindest nicht so. Da reicht Kühlschrank 5-Grad. Das könnte gehen. Oben lagern wegen der Luftblase da und ab dafür?“

Nicht nur die Wärmesensoren sondern auch die Gassensoren stören, damit schied die Option das vor Ort manuell zu machen aus. Sie brauchte einen Virus, dass die Daten überschieb und dem Kontrollsystem weis machte, es seie alles in Ordnung. Wenn sie das in der kurzen Zeit hinbekam, konnte sie sich wahrscheinlich offiziell Hacker nennen.

„Hast du dir auch überlegt, wie wir da wieder weg kommen? Schliesslich haben wir dann noch deine Freundin dabei und wir wissen nicht, in welchem Zustand sie ist. Aber wenn ich mir dich so anschaue, erwarte ich nicht, dass sie uns fröhlich von ihrem Aufenthalt erzählt.“


Damit waren sie dann auch beim nächsten Thema: Dem Arm der Echani. Und sie erklärte ihr, dass das nur die Überreste waren und das eigentlich Übel schon aus ihrem Körper raus war.

„Sieht trotzdem noch übel aus. Aber gut, dass es keinen weiteren Schaden anrichtet in diesem Moment.“


Dann machte Bailee sich an die „Arbeit“. Oder sowas in der Art. Nachdem sie die Wunde gefunden hatte, lobte Brianna sie und versuchte ihr zu erklären, wie sie die Heilung dort ankurbeln konnte. Aber die Erklärung der Echani liess Bailee nur die Stirn runzeln. Das war...so garnicht hilfreich. Doch sie konnte Brianna verstehen. Wenn man etwas intuitiv tat, konnte man anderen das so kaum erklären. Brianna würde sie wahrscheinlich auch nur doof angucken, wenn sie nachher anfing, das Virus für den Computer am Container zu bauen. Aber vorher würde sie diesen Marrev nerven. Plötzlich tat sich etwas an der Wunde und Bailee spürte..tja, was war das? Brianna war da tätig, ja. Brachte sie etwas zum Fliessen, das still stand? Irgendwie schon. Wenn sie so das gesunde Gewebe drum herum betrachtete, waren da wie feine Linien, die auch in der Wunde zu finden waren, aber schwächer. Und was Brianna tat war, diese zu füttern irgendwie. Das musste sie doch auch hinbekommen! Konnte sie Brianna damit eigentlich weh tun? Wahrscheinlich schon, wenn sie nicht aufpasste. Lieber vorsichtig ran tasten als mit dem Kopf durch die Wand. Also arbeitete sie mit der Vorstellung, wie etwas von diese Energie von ihr zu diesen Linien floss, um sie zu stärken. Wieder brauchte es ein paar Anläufe, aber das kannte sie ja mittlerweile. Irgendwann glaubte sie, dass da etwas ging. Aber so wenig, dass es gut auch Einbildung sein könnte. Sie wollte helfen, verdammt! Warum dröpperte es dann nur? Frust kam auf und katapultierte sie grad wieder raus- wie beim letzten Mal. Aber Bailee war noch nie jemand gewesen, der leicht aufgab. Also startete sie postwendend den nächsten „Angriff“ auf die Wunde ihrer Freundin in der Hoffnung, es jetzt besser hinzubekommen.Hoffentlich würde es auf Bastion keinen Notfall geben, der genau das bedurfte. Sie fühlte sich wie der Depp vom Dienst, auch wenn sie ihr Bestes gab. Und immerhin glaubte sie ja nicht, das garnichts geschah. Es war nur...nicht wirklich nennenswert. Vor allem nicht, wenn man sich Brianna dagegen ansah. Gut. Erfahrene Heilerin und so. Klar ging bei ihr deutlich mehr. Wahrscheinlich war das wie beim Echani-Yoga. Am Anfang tat sich fast garnichts, aber wenn sie es öfter üben würde, würd vielleicht auch mehr gehen. Aber sie hatten keine Zeit für „öfter“. Abreise war in ein paar Tagen. So ein Banthamist.

Coruscant-Jedi-Tempel-Trainingsraum 256- mit Brianna
 
Coruscant – Jedi-Tempel, Trainingsraum 256 – Bailee und Brianna
„Klingt spaßig,“


Meinte Brianna, als Bailee ihr Felucia beschrieben hatte und meinte das auch völlig ernst. Keine Spur von Ironie. Sie war im Dschungel der Stadtwelten genauso zuhause wie auf eher naturbelassenen Planeten wie Gamorr, Hauptsache nicht ungefährlich, also langweilig und die Neigung hatte sie schon von klein auf gehabt.

„Als Kind hatte ich unter anderem einen Gummirancor und ein Plüschnexu. Das harmloseste unter meinen Spielsachen war Juyi, der Wookiee.“

Auch das meinte sie völlig ernst, keine Spur von Humor. Ähnlich trocken ging es bei der Frage nach der Einreise nach Bastion zu. Nachdem die Nautolanerin lang und breit erklärt hatte, warum es nicht so ratsam war, zwischen Nerfhälften zu reisen und die Echani sich ebenso ausführlich verteidigt hatte, kamen sie wenigstens allmählich auf einen gemeinsamen Nenner. Bei der Machtstasis hatte die Padawan allerdings noch Aufklärungsbedarf, wie es schien.

„Nein, ein bisschen schon, allerdings läuft der Stoffwechsel in Stasis so langsam ab, dass uns der im Körper gespeicherte Sauerstoff locker für den ganzen Flug reicht. Das halten wir länger aus als Kestrel in ihrer Zelle, deswegen hab ich sowieso nicht vor, wochenlang auf einem Frachter mit Hyperraumklasse 4 durch's All zu treiben, das sollte irgendeine Agriwelt in relativer Nähe zu Bastion sein,“

Erklärte die Silberhaarige und ließ sich im Gegenzug in Bezug auf Argon aufklären. Alsbald sah sie ihre Trainingspartnerin nur noch verwirrt an.

„Du hattest als Kind nur Enzyklopädien statt Spielsachen, oder?“

Dem Plan mit der Manipulation der Sensoren und dem sich nach Oben verlagern konnte sie halbwegs folgen.

„Klingt vernünftig. Ein paar Minuten brauchen wir eben, bis alle in Stasis sind und wir die Kiste nach dem Aufwachen geöffnet haben.“

Bailee überlegte, zwischen welchen alternativen, nicht tiefgefrorenen Ladungen sie sich möglicherweise verstecken konnten. Die Alternativen klangen appetitlich, zu appetitlich für nach dem Sport.

„Hör' auf, ich bekomm' sonst Hunger!“

Brianna lachte.

„Fünf Grad würde sicher gehen. Wird nicht das angenehmste Erwachen, aber Schäden befürchte ich da keine. Wenn das eine Lieferung wäre, die direkt an eine Großküche ginge, wäre das perfekt für uns, vor allem wenn mich der Geruch dann dazu verleitet, was zum Essen zu klauen.“

Den Hinflug hatten sie damit weitgehend durchgeplant, zumindest in der Theorie. Über den Rückflug hatten sie dagegen noch überhaupt nicht gesprochen.

„Zunächst einmal gar nicht. Wir bringen Kestrel in eines unserer Safehouses von der Mission und ich heile sie dort. Idealerweise haben sich bis dahin die Gemüter auf Bastion wieder etwas beruhigt. Danach gibt es verschiedene Optionen. Meine Prio ist aber erst einmal das Leben retten – zeitnah nach Coruscant zurückzukehren ist mir da nicht so wichtig.“

Heilen konnten sie bis dahin schon einmal ein bisschen üben und Briannas linker Unterarm war das ideale Anschauungsobjekt dafür. Bailee mühte sich redlich und es wäre auch zu viel verlangt gewesen, hier sofort sichtbare Erfolge zu erwarten. Heilung war ja bei weitem kein Anfängerinnenthema. Es zeigte sich aber bald, dass ihre Padawan die grundsätzliche Fähigkeit dafür besaß. Brianna spürte eine wohltuende Kraft, die durch ihren Arm floss, die beim zweiten Versuch sogar noch etwas stärker wurde, aber irgendwie fühlte es nicht so ganz richtig an. Nur, in Worten zu beschreiben, wie es stattdessen sein sollte, konnte Brianna nicht.

„Das tut gut, du bist aber noch nicht ganz da, wo du hin musst. Du machst ein bisschen was anderes als ich. Mein Gefühl sagt mir aber, dass du bald Magenverstimmungen kurieren und Fieber senken kannst, denn die Begabung für diese Dinge hast du. Das muss auch heute noch nicht klappen, es ist noch keine Meisterin von den Sternen gefallen,“

Tröstete sie ihre Padawan und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter.

„Vielleicht ist es besser, wenn du die Heilung in dir selbst spüren kannst. Wir machen noch einen Versuch, dann heißt es Feierabend. Erzwingen kann man diese Dinge nicht. Hier hilft nur die Regelmäßigkeit, nicht die Intensität.“

Brianna spürte nach dem Körper ihres Schützlings und fand bald eine Stelle, wo ihr Qi nicht in Ordnung war. Alles andere hätte sie gewundert. Irgendwelche kleinen Verletzungen oder nicht spürbaren leichten Infekte hatte doch jede. Sie musste auch gar nicht auf den sich abzeichnenden Muskelkater ihrer Freundin zurückgreifen. Die Echani ließ die Macht fließen, langsam, behutsam, damit Bailee auch die Zeit zum Spüren hatte, bevor alles weggeheilt war.

Coruscant – Jedi-Tempel, Trainingsraum 256 – Bailee und Brianna
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation mit Krina

Eine halbe Ewigkeit hatte Ian Eowyns Hand nicht mehr gehalten und wenn er sie am liebsten in seinen Armen gehalten hätte, war diese kleine Geste für ihn eine Besondere. Kein Versteckspiel, keine Lügen. Für ein paar Sekunden wurde der Mann erneut von einer Flutwelle der Gefühle erfasst, aber er rang nach Konzentration. Wollte wissen, wie es Eowyn ging. Dass sie weniger Schmerzen hatte, klang gut, auch wenn das, was sie preisgab, nur wenig aufschlussreich war, denn Ian hatte keine Ahnung, was ‚es‘ war, das langsam verheilte und weniger weh tat.
Die feinen Linien in ihrem Gesicht, die Tatsache, dass sie im Schwebestuhl saß, gaben vage Vermutungen. Und dann war da etwas, das wie ein leises Echo zurück in Ians Gedächtnis kehrte. Keine Worte, keine Bilder. Ein vages Gefühl, das erst weit weg schien und dann überdeutlich wurde. Immenses Leid. Auf Bastion hatte er es gespürt, es war zweifelsfrei von Eowyn gekommen, war nicht zu ignorieren gewesen, trotz des Müssens. Mehr als einmal hatte der Dunkelhaarige etwas gespürt, dass am Ende mit nur einem Wort zusammengefasst werden konnte, dass die Tragweite des Inhalts dennoch nicht fassen konnte.
Folter. Ians Gefühl wurde dumpf. Das meiste verheilte, hatte sie gesagt. Das meiste. Natürlich ahnte Ian nicht, dass Eowyn etwas anderes meinte, den Rücken, die Narben. Denn seelische Wunden verheilten anders. Oft viel langsamer, wenn sie es denn taten und auch dann ließen sie Spuren zurück, die unauslöschlich waren. Wo physische Narben oft entfernt werden konnten, war es mit traumatischen ganz anders. Sie ätzten sich in die Seele, in das Innerste und vielleicht war es genau diese Unsichtbarkeit, die sie so spürbar machten. Was war ihr auf Bastion widerfahren? Da waren so viele Fragen …

Einen Teil davon begann sein kleines Wunder zu beantworten, indem sie fehlende Puzzleteile zusammensetzte. Das Treffen auf einem der Schiffe im Weltraum, in dem sie mit Rätin Rigby gesprochen hatten. Diese Erinnerung schien beinahe vergessen oder verblasst, doch ein Teil von ihr wurde durch das, was Eowyn erzählte, wieder lebendig. Sie hatten über Kast gesprochen, gemeinsam mit der handverlesenen Zahl der Jedi, die mit auf die Mission gekommen waren. Dort hatte die Rätin allen eröffnet, dass ihre nächste Mission die sein würde, nach Kast zu reisen, um Allegious zu töten. Der dort schon an einem neuen Virus gearbeitet hatte. Eine Information, die in Ian keinen Aufruhr erzeugen konnte, nicht etwa, weil sie unwichtig gewesen wäre, sondern weil die nächsten Informationen noch mehr auslösten. Ian hatte einen Herzinfarkt und eine Virusinfektion gehabt? Keine Zeit Eowyn fragend anzusehen, als sie mit der nächsten Wahrheit herausrückte. Sie hatte Allegious getötet. Nun, Riuen hatte bereits erwähnt, dass Allegious nicht mehr lebte, genau wie Ahna, doch dass Eowyn die gewesen war, die das Leben des Imperators beendet hatte? Das hatte sein Freund nicht erwähnt. Ian hätte Eowyn am liebsten gestoppt, um die Chance zu haben, seine Gedanken zu ordnen, doch offensichtlich war heute der Tag, an dem alle dazu neigten, kleine oder größere Monologe zu führen, ohne abzuwarten, ob oder wie der Zuhörer reagierte. Sie hatten Sturn gefangen genommen und Eowyn hatte auch ihn schwer verletzt, ihm ihr Schwert in den Bauch gerammt.

Das war … Sie hatte Allegious getötet.
Eowyn hatte getötet. Das würde sie für immer verändern. Sie hatte den schlimmsten Mann der Galaxis getötet, aber das war eine Tatsache, die vermutlich überhaupt nicht ins Gewicht fallen würde. Nein. Nein, Ian wusste es genau und als er ihren Blick suchte und feststellte, dass er ihn, seit sie zu ihm gekommen war, nicht gefunden hatte, wurde es noch deutlicher. Das hatte sie verändert. Der Tod veränderte immer. Führte man ihn herbei … Ian spürte, wie sich seine Augen mit Tränen füllen wollten, wehrte sich aber vehement dagegen.
Er war ein Mörder – seine Schuldgefühle waren berechtigt. Doch Eowyn? Wie sehr hatte er für sie gehofft, niemals in diese Lage geraten zu müssen. Allegious getötet und Sturn ein Schwert in den Bauch gerammt. Das hieß, sie hatte alles gesehen. Gespürt. Warum hatte ihr nicht wenigstens das erspart bleiben können?


Keine Pause, noch mehr Information. Brianna hatte vor, zurück nach Bastion zu kehren, da ihre ehemalige Meisterin dort ebenfalls in Gefangenschaft war. Hatte Eowyn das vor oder nach der Sache mit Sturn gesagt? Ian hatte keine Ahnung und bei der nächsten Information geschah es doch. Ian starrte Eowyn fassungslos an. Ihr Rücken war gebrochen und sie spürte ihre Beine nicht mehr.
Allegious tot. Getötet von Eowyn. Janus, ein Gefangener der Jedi. Brianna wollte in die Hölle zurück. Ahna tot. Eowyn hatte einen gebrochenen Rücken und spürte ihre Beine nicht mehr. Information, Information, Information. Erst jetzt bemerkte Ian, dass er Eowyns zwar vor sich sah, ihre Hand in der seinen hielt – doch spüren? Spüren konnte er
nichts. Sie hätte ihm ebenso ein Rezept herunterrasseln können, oder irgendetwas anderes, unbedeutendes. Eowyn sah ihn nicht an und da war nichts, keine Emotion in ihrer Stimme, gar nichts. Nicht einmal in ihrer Entschuldigung, dass sie all das hätte schonender sagen müssen. Dabei war das wie mehr als schonend gewesen.

Wyn …“, begann Ian und brach ab, runzelte die Stirn. Was sollte er sagen? Oh, da war so viel, was er sagen wollte. Begonnen damit, dass es ihm leidtat, weiter damit, dass er sie trotz allem liebte. Bloß … bloß war da einfach zu viel. Durchatmen. Sammeln. Nachdenken. Dem Chaos mehr Gestalt geben. Sie hatte noch etwas anderes gesagt. Angedeutet. Dass man sie befragen würde. Brianna sollte dabei sein. Falls das geschah, war es unabdingbar, dass Brianna dabei sein musste. Aber wenn sie zurück nach Bastion ging… Wieso überhaupt eine Befragung? Duval. Ians Gesicht wurde farblos, als er an den Agenten zurückdenken musste. Wer, wenn nicht der NRGD würde sie befragen wollen? Dieser widerliche Agent! „Das …“, doch erneut brach Ian ab. Er konnte schlecht sagen, dass er nicht zulassen würde, dass Duval sie befragte. So gerne er das auch aus dem Brustton der Überzeugung gesagt hätte. Es wäre nicht mehr, als einer dieser schnellen, unbedachten, sich echauffierenden Sprüche gewesen. Nachdenken. Sammeln.
„Es tut mir leid“, sagte Ian dann und suchte nach Eowyns Blick. „Du musstest mich nicht schonen. Ich wünschte, man hätte dich geschont.“ Was alles und nichts bedeutete.
„Wyn, ich will, dass du weißt, dass sich nichts geändert hat, hörst du? An meinen Gefühlen. Für dich.“ Das zu sagen erschien ihm am wichtigsten, auch wenn es absurd war, hier eine Reihenfolge festlegen zu wollen. „Ich werde dir beistehen. Bei allem.“



Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - Intensivstation? - Ians Zimmer, mit Eowyn, Malek vor der Tür
 
Coruscant-Jedi-Tempel-Trainingsraum 256- mit Brianna

Brianna war definitiv jemand, der auf Felucia fischen gehen würde. Was auch immer da so anbeissen würde. Als sie von ihren Spielsachen erzählte, erklärte das einiges. Sie war wohl mit der Einstellung erwachsen geworden, dass überall etwas lauerte, dass sie fressen wollte. Gut, für Bailee hatte das eine Zeit lang ja auch gegolten. Aber sie genoss auch den Frieden, wenn sie ihn bekam.

„Warst bestimmt ein ordentlicher Wildfang.“

Meinte sie und stellte sich Brianna mit Seitenzöpfen und Latzhose vor, wie sie die Nachbarschaft auf den Kopf stellte. Aber sie wusste ja schon, das Briannas Kindheit nicht daraus bestanden hatte, in Flüssen zu planschen und Bäume hoch zu klettern.

Brianna klärte sie dann in Bezug auf die Stasis auf, die sie anstrebte. Das klang schon wie das System, dass jetzt seit wie vielen tausend Jahre aussortiert war? Vorteil war, das Brianna nur nen Kurzaufenthalt im Kühlhaus anstrebte und keine jahrhunderte dauernde Reise.

„Und das macht ihr einfach so?“

fragte sie nach und hob ne Augenbraue. Winkte dann aber ab.

„Ach, vergiss es. Ich lass mich überraschen.“

Nachdem sie Brianna über Argon aufgeklärt hatte, fragte ihre Freundin sie, ob sie als Kind nur Enzyklopädien gehabt hatte. Bailee lachte.

„Ich glaube, mein Dad wär froh gewesen, wenn ich mich nur mit der Theorie zufrieden gegeben hätte. Es fing ganz einfach mit einem Chemie- und einem Technik-Baukasten an und endete ein paar Jahre später darin, dass mein Dad mir ein Zimmer im Keller einrichtete, mit einem Steinboden, weil der Teppich in meinem Zimmer eigentlich nur noch aus Brandlöchern bestand.“

Bailee grinste bei den Erinnerungen daran. Oh, was hatte sie da unten alles erforscht und sich wie eine richtige Wissenschaftlerin gefühlt. Und viel Blödsinn angestellt.Zusammen mit ihrem Vater, wenn es gefährlichere Versuche waren. Oder mit ihren Freunden. Aber sie hatte auch wahnsinnig viel gelernt dadurch. Darum konnte sie Brianna ja jetzt auch Vorträge halten. Was das anging, ergänzten sie sich also gut. Und auch die Idee mit dem Pökelfleisch-Container kam gut an und Brianna beschwerte sich, dass sie von dem ganzen Gerede über Lebensmittel jetzt wieder Hunger hatte. Bailee grinste und schüttelte den Kopf. So lang war die letzte Mahlzeit ja nun auch nicht her. Aber Brianna war so schlank, dass ihr Stoffwechsel wohl generell mit Hyperantrieb lief.

„DU brauchst wahrscheinlich auf jeden Fall ne ganze Weile, bis du deinen Stoffwechsel runter gefahren hast. Wir waren doch vorhin erst essen und du bekommst schon wieder Hunger.“

Brianna
hoffte auf eine Lieferung an ein Restaurant und Bailee schüttelte den Kopf.

„Solche Container gehen nicht direkt an Restaurants sondern an Kleinverteiler. Irgendwie ein Lagerhaus etwas im Abseits, dann wird auf Lasttransporter umverteilt und an eben Supermärkte oder Restaurants und so verteilt. Hat aber den Vorteil, dass in den Lagerhäusern meist weniger los ist. Auch wenn wir dann zusehen müssen, wie wir an unser Ziel kommen. Nen Transporter klauen. Oder den Luxus-Gleiter vom Chef.“

Bailee grinste. Da gab es sicher Möglichkeiten. Auch es so aussehen zu lassen, als wäre es einfach nur ein Streich von ein paar Halbstarken gewesen. Als Brianna dann meinte, dass der Geruch sie vielleicht zu Mundraub verleiten würde, lachte Bailee.

„Solang du dich nicht selbst ankaust, weil du überall nach Salami riechst, kann man das sicher verschmerzen. Und ich glaube, du hast wirklich hunger.“

Der Rückflug war jedoch noch nicht bedacht worden. Bailee verzog das Gesicht bei dem Gedanken auf einen vielleicht längeren Aufenthalt da. Atmete dann aber durch und zuckte mit den Schultern.

„Sollten wir wider aller Erwartung deine Freundin ungesehen da raus bekommen, geh ich uns dann morgens Brötchen holen. Wenn man euch sucht und mich – noch- nicht bis dahin.“

Wahrscheinlicher war jedoch, dass sie dann genauso gesucht wurde wie Brianna und ihre Meisterin. Was auch noch auffällig war: Ein Safehouse auf Bastion?

„Und kannst du mir mal verraten, wie der Jedi-Orden es geschafft hat, sich gleich mehrere Safehouses auf Bastion anzulegen? Und: Haben die Sith auch welche hier?“

Das wäre durchaus...beunruhigend. Vor allem, wenn sie überlegte, wo sie hier schon überall gewesen war. Dann gings an den Heil-Versuch mit homöopathischem Erfolg. Auch wenn Brianna das Feedback gab, dass ihr gut tat, was sie da machte.

„Wenns immerhin schonmal gut tat, gibts vielleicht nur nen Wellness-Palast oder so.“

Bailee lächelte , während Brianna ihr auf die Schulter klopfte, damit sie sich nicht schlecht fühlte. Bailee war aber froh das überhaupt irgendwas passiert war. Das war.. überraschend gut! Brianna meinte aber, dass sie etwas anders machte und beschloss, ihr ein Beispiel an Bailee selbst zu geben. Bailee verschränkte die Arme vor der Brust und sah Brianna herausfordernd an. Es ging ihr gut und ihr fiel im ersten Moment gar nichts ein, was Brianna heilen müsste. Schon gar nichts in der Liga ihres Armes. Im nächsten Moment konnte Bailee Briannas Suche in ihrem eigenen Körper spüren. Auch ne ziemlich persönliche Sache, fand sie. Brianna hatte Glück, das Bailee sie wirklich an Freundin ansah und darum kein Problem damit hatte. Hängen blieb Brianna dann an einer Stelle an ihrer Seite. Ihr Ernst? Jaaa, sie war gerade am Abnehmen und ihr Bauchumfang befand sich irgendwie gerade zwischen zwei Einstellungsmöglichkeiten des Gürtels. Das, zusammen mit ihrem Sturkopf, führte dazu, dass sie die engere Variante gewählt hatte, was dazu führte, dass sie an der Seite jetzt etwas Wund war. Minimal. Bailee hatte dem nicht mal Beachtung geschenkt, aber Brianna machte deswegen jetzt ein Büro auf. Auf der anderen Seite: Zum Demonstrieren wars vielleicht genauso praktisch wie Briannas Arm. »Schnall den Gürtel enger, wir machen morgen ne Heilübung!« Vielleicht war das ein typischer Jedi-Satz? Naja, wenigstens konnte Bailee jetzt am eigenen Leib spüren, warum es Brianna so gefallen hatte vorhin. Das leichte Brennen verschwand augenblicklich, als hätte es Angst vor Brianna. Und Bailee konnte spüren, wie Brianna die oberste Hautschicht mit quasi Extra-Energie versorgte, damit es schneller abheilen konnte.Und das nicht nur auf den Energie-Bahnen, die Bailee jetzt auch in sich selbst in der Form entdeckte.Auch auf die Wundränder, von denen typischerweise die natürliche Heilung ausging. Dabei hielt sie sich- gemessen an dem, was Bailee am Arm ihrer Freundin erlebt hatte- zurück. Wahrscheinlich, damit Bailee sich einprägen konnte, was sie wahr nahm. Sie begann dann auch, mit zu heilen. Auch um den Unterschied zu spüren zwischen dem, was Brianna tat und dem, was sie machte. Ja, es gab definitiv einen Unterschied. Nicht nur in der Intensität, sondern irgendwie...hmm. Aber gut, jetzt hatte sie einen Ist- und einen Soll-Wert. Bailee würde das auf jeden Fall weiter üben. Das war ziemlich genial. Und vielleicht war sie bei Brianna doch zu vorsichtig gewesen. Sie würde es an sich selbst ausprobieren. Nur vielleicht nicht in den nächsten Tagen. Da hatte sie anderes auf dem Programm. Genug anderes. Und wenn sie es nicht hinbekam: Sie wollte sich auch nicht für Bastion disqualifizieren, weil sie irgendeinen Mist gebaut hatte. Andernfalls wär sie da sicher mutiger.

Schnell war die wunde Stelle wieder wie vorher und die Übung wurde beendet. Bailee strahlte Brianna an, machte den Gürtel doch eine Stufe weiter und nickte.

„Danke für die Kostprobe. Absolut genial! Wenn ich mal nen Wehwehchen hab, komm ich auf jeden Fall zu dir!“

Nun. Vielleicht nicht, weil sie sich wundgescheuert hatte. Eher bei etwas -für sie- langwierigerem wie Verbrennungen oder so.

„Wenn ich mal wieder übermüdet irgendwas löte und mir das aktive Lötgerät an die Nase drücke zum Beispiel. JA, das ist mir schonmal passiert. War erst schmerzhaft, dann lustig, dann noch zwei Tage schmerzhaft. Sowas bekommt auch nicht jeder hin. Ne Verbrennung zweiten Grades an der Nasenspitze.“

Bailee schmunzelte über sich selbst bei der Erinnerung. Sie war damals am Ende ihrer Ausbildung gewesen und durch lernen und Prüfungsstress eigentlich total fertig gewesen. Und Müde plus „Nur mal schnell“ hatte zu diesem Unfall geführt. Narben hatte es zum Glück keine gegeben, aber sie hatte ein paar Tage lustig ausgesehen. Briannas erst Aufgabe als ihre Freundin wäre in so einem Fall wohl, sie erstmal gehörig auszulachen, bevor sie ihr half. Und es wäre nur gerecht.

Coruscant-Jedi-Tempel-Trainingsraum 256- mit Brianna
 
Coruscant – Jedi-Tempel, Trainingsraum 256 – Bailee und Brianna

Die paar Worte hatten gereicht, um Bailee einen einigermaßen präzisen Eindruck von der jungen Brianna zu verschaffen. Wobei ‚Wildfang‘ noch eine harmlose Formulierung war. ‚Kaum zu bändigen‘ wäre vermutlich zutreffender, aufgrund der Enge eines Raumfrachters waren es auch erschwerte Bedingungen gewesen. Wehe wenn sie vom Schiff gelassen… in etwa so. Mit einem melancholischen Lächeln auf den Lippen dachte die Echani zurück an die vergangenen unbeschwerten und unschuldigen Tage.

„Oh ja, ich war schrecklich,“

Meinte Brianna und frau sah ihr an, dass sie selbst nichts schreckliches daran fand. Als sie später von der Stasis sprachen tat sich Bailee recht schwer mit dem Konzept.

„Jepp, einfach so.“

Die Silberhaarige grinste. Wie sich herausstellte, war Bailee als Kind auch nicht ganz harmlos gewesen. Brianna stellte sich das recht abenteuerlich vor. Sie wäre beunruhigt, wenn die Tochter auf ihrem Zimmer mit solchen Sachen hantierte. Dass Nautolanerinnen keine Haare hatten, die abbrennen konnten, war vermutlich ein Glücksfall.

„Klingt, als wärst du auch nicht ganz ohne gewesen als Kind. Die Lust auf Technik scheint dir jedenfalls in die Wiege gelegt worden zu sein.“

Bailee vermutete, dass der auf Hochtouren laufende Stoffwechsel ihrer Meisterin, nicht leicht runterzufahren war, wenn sie schon wieder Hunger hatte.

„Heyyy, ich hab' ja auch Sport gemacht und ich werde nachher auf der Tardis noch ein paar Hanteln stemmen. Das hab ich eh zu lange nicht gemacht. Natürlich muss ich dann auch essen…“

Meinte Brianna und versuchte, brüskiert zu klingen, als hätte die Nautolanerin ihr vorgeworfen, Völlerei zu betreiben. Dabei musste sie aufpassen, nicht zu sehr abzunehmen. Sie war ja chronisch gertenschlank, obwohl die Waage was anderes sagte. Mit Reiseproviant würde sie sich wohl versorgen müssen, da es Bailee zufolge eher unwahrscheinlich war, in einem Restaurant aufzuwachen. Ein abgelegenes Lagerhaus hatte aber auch seine Vorteile.

„Wenig Leute – gut für uns,“

Konstatierte die 28jährige. Sie würde wohl den Räucher- und Wurstkram aus dem Container mitgehen lassen müssen. Lieb von der Padawan, auf Bastion morgens für ihre ständig hungrige Meisterin Brötchen in's Safehouse holen zu wollen.

„Ich hoffe mal nicht, dass wir so viele Spuren hinterlassen, um dich auf eine Fahndungsliste zu bringen,“

Meinte Brianna.

„Ich hab keine Ahnung, wie die Jedi sich die verschafft haben. Ich wäre nicht überrascht, wenn es andersrum auch so wäre. Denk dir nur: Rätin Chesara, oberste Heilerin des Ordens, verschollen in den Unteren Ebenen? Dem C-Virus ist die sicher nicht erlegen, und so jemand fällt auch nicht einer Bande Junkies zum Opfer. Es gibt Sith, die sich mit solchen Dingen brüsten!“

Zum Glück nahm sich Bailee nicht zu Herzen, dass sie nicht gleich beim ersten Versuch heilen konnte wie eine erfahrene Jedi. Es wäre auch vermessen gewesen, sowas zu erwarten. Sie nahm die Sache mit Ironie, die die Echani aufgriff:

„Ich wäre die erste Kundin in deinem Wellnesstempel.“

Anschließend demonstrierte Brianna ihrer Padawan die Heilung nochmals auf andere Weise. Bailee konnte den Prozess in ihrem eigenen Körper spüren, was möglicherweise besser klappte. Auf jeden Fall tat sie ihrer Freundin damit etwas gutes, die sie dafür auch dankbar anstrahlte und ankündigte, bei Bedarf künftig gleich zu ihr bekommen.

„Natürlich, mach das! Du brauchst dich doch nicht tagelang mit irgendwelchen Brandverletzungen rumplagen. Sowas kann ja mit Trainingslichtschwertern auch passieren und die kurieren wir auch nicht tagelang aus, wir nehmen die Abkürzung,“

Versprach die Silberhaarige, stand auf und drückte ihren Schützling zum Abschied. Sie bemühte sich dabei, es mit wenig Kraft zu tun.

„Wir sehen uns morgen!“

Nun war Brianna natürlich neugierig auf Bailees Präsent. Ein Neoprenanzug maßgefertigt für ihre Sanduhrfigur – ohne zu frieren in kalten Meeren schwimmen, das klang schon toll. Also machte sie sich auf den Weg dorthin, wo sich vor gefühlten Äonen ihr Quartier befunden hatte. Sie öffnete die Tür und – moment, die junge Dame kannte sie doch.

„Was, du schon wieder?“

Fragte sie die kleinwüchsige Ishi Tib, die sie neulich schon einmal aus einem Zimmer vertrieben hatte. Wie von der Kolosswespe gestochen sprang das Amphibienwesen auf und griff zitternd nach seiner Reisetasche.

„Ich geh' ja schon!“

Die Echani sah ein, dass sie sich im ersten Überraschungsmoment ausgesprochen unhöflich und patzige benommen hatte. Ihr tat die kleine Padawan leid und versuchte, ihren Fehltritt ungeschehen zu machen und auch den von gestern.

„Nein, warte! Sorry, wir hatten einen schlechten Start. Ich bin wahrscheinlich hangry, weißt du was das ist? Nein? Okay, versuchen wir es einfach nochmal. Hallo, mein Name ist Brianna, es ist schön, dich wiederzusehen.“

„H… hallo,“


Erwiderte die Padawan kleinlaut.

„Die haben dir das Zimmer hier als Ersatz für das andere gegeben, richtig? Weißt du, was mit den Sachen passiert ist, die hier drinnen waren?“

Die Ishi Tib schüttelte den Kopf.

„Nein? Wer hat dir das Büro zugeteilt?“

„E… ein Ritter Jør, Meisterin Jedi.“


Der Name sagte Brianna zwar nichts, sie würde es aber sicherlich schnell herausfinden.

„Okay, dann frage ich ihn nach meinen Sache. Er dürfte das wissen.“

„O…k, Meisterin Jedi.“


Die Kleine schien ehrlich erleichtert, nochmals glimpflich davongekommen zu sein.

„Schönen Abend dir, und… bis in ein paar Wochen werde ich wieder anfangen, Lichtschwert- und Selbstverteidigungskurse zu geben. Ich erwarte von dir, dass du erscheinst. Du brauchst dringend mehr Selbstbewusstsein! Das nächste Mal, dass jemand ungefragt in dein Zimmer platzt, wirfst du sie hochkant raus. Das ist deins, verstehst du? Außer es ist deine Meisterin, oder ich, oder die Reinigungsdroiden… du verstehst schon.“

Brianna musste wirklich was essen. All das Gerede von Pökelfleisch und Salami… bevor sie sich sowas reinpfiff, suchte sie sich lieber ein leckeres Gemüsegericht. Für einen Teller gebratenes Gemüse auf Reis, wie sie es von Zuhause kannte, wäre sie meilenweit gelaufen, aber Echani-Küche gab es im Tempel ja nicht. Aber der Ortolaner war ja auch nicht schlecht, dorthin würde sie gehen. Vielleicht traf sie auch ein paar ihrer Heilerkolleginnen, die Zeit näherte sich dem Schichtwechsel.

Coruscant – Jedi-Tempel, auf dem Weg zur ortolanischen Cantina – Brianna (allein)
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - Intensivstation - Ians Zimmer - mit Ian, Malek vor der Tür

Es war klar, dass er nicht viel sagen konnte. Wie auch, nach all den Dingen, von denen sie erzählt hatte? Sie hatte die letzten Tage in drei Minuten zusammengefasst, davon wäre jede Person erst einmal überfordert. Aber es war einfacher gewesen, alles einfach herunterzurattern, ähnlich wie gestern, als Rornan sie um ihren Bericht gebeten hatte. Der war länger ausgefallen, natürlich, aber ansonsten hatte es nicht viel Unterschied gegeben.
Zum zweiten Mal brach er ab, und Eowyn nickte leicht.
Es ist okay. Du musst nichts sagen. Das war nicht einmal so dahingesagt, sondern es stimmte. Er musste überhaupt nichts sagen. Was sollte er auch schon sagen? Sie war schon viel weiter als er, der gerade erst aufgewacht war. Da war nichts neues, was er ihr erzählen konnte, nichts, was irgendetwas ändern würde.

Und dann entschuldigte er sich? Oder drückte er sein Bedauern aus? Sie spürte, dass er sie ansah, aber sie wusste nicht, ob sie es ertragen würde, in seine braunen Augen zu blicken und zu sehen, was darin zu lesen war. Überforderung - und vermutlich noch vieles, vieles mehr.
Sie schonte ihn nicht, ganz im Gegenteil. Sie hatte ihm eigentlich alles berichtet, was zu berichten war. Sein Wunsch war der gleiche, den er auch vor dieser Mission gehabt hatte, aber es war von Anfang an klar gewesen, dass er nicht in Erfüllung gehen würde.
Ich habe damit gerechnet. Was Eowyn mit "damit" meinte, war selbst ihr nicht hundertprozentig klar, aber letzten Endes hatte sie mit allem gerechnet. Sie war am Leben, und das war im Prinzip mehr, als sie erwartet hatte. Ihr war noch immer nicht ganz klar, wieso sie eigentlich noch atmete.

Dann aber wurde seine Stimme drängender und fester, sicherer. Und seine Worte... jetzt war es an
Eowyn, nicht zu wissen, was sie sagen, geschweige denn, denken sollte. Es hatte sich nichts geändert? Nichts geändert. An seinen Gefühlen. Das war... Ja. Was? Nicht das, was sie erwartet hatte? Nicht nach allem, was sie beide durchgestanden hatten. Nicht nach allem, was zwischen ihnen geschehen war. Nicht nach dem, wie hässlich sie nun war und wie verkrüppelt.
Sie glaubte es ihm - das stand außer Frage. Er war überzeugend und ohnehin zog sie ihn nicht in Zweifel. Aber damit gerechnet hatte sie nicht, und sie wusste außerdem nicht, ob er sich nicht vielleicht selber etwas vormachte. Er war eben erst erwacht. Ob all die Dinge, die geschehen waren, überhaupt präsent waren bei ihm? Oder hatte er sie völlig anders wahrgenommen? Vielleicht war für ihn auch alles, was im Tempel geschehen war, schlicht nicht mehr relevant, weil es Ausnahmesituationen gewesen waren? Eigentlich würden sie darüber reden müssen. Aber darüber reden würde bedeuten, über
alles zu reden, und dafür hatten sie keine Zeit; nicht, falls er wirklich mit Brianna nach Bastion fliegen würde. Das ist... schön, sagte sie schließlich, und wusste schon während sie es aussprach, dass das nicht die richtigen Worte gewesen waren. Ich glaube es dir, schob sie hinterher, nur, falls ihre erste Aussage zu zweifelnd geklungen hatte.

Bloß das beistehen... dazu würde es nicht kommen. Nicht, wenn es nach Brianna und ihr ging, und er, um den es ging, er wusste noch nichts von diesem Plan, was nicht fair war.


Ich weiß nicht, ob du mir wirst beistehen können. Ohnehin, falls die Republik beschloss, sie aus dem Tempel zu holen und die Jedi sie nicht würden schützen können, dann war das Thema erledigt. Der viel größere Grund allerdings war... Auch weil... Brianna braucht Unterstützung. Sie kann nicht alleine fliegen, das werde ich nicht erlauben. Sie braucht jemanden, dem sie hundertprozentig vertraut, der fähig ist, der Kampferfahrung hat, der sich dort auskennt. Sie war kaltherzig, ihm diese Dinge kurz nach ihrem Wiedersehen unter die Nase zu halten. Aber das war es, was Jedi manchmal waren... kalt. Zumindest dann, wenn sie nach dem Kodex lebten.
Du weißt, worauf ich hinauswill. Ich bitte dich darum. Ich kann nicht - und ich darf nicht. Aber du... sie kann dich heilen. Und im besten Fall nehmt ihr den gleichen Ein- und Ausgang wie vor ein paar Tagen bei mir. Ich weiß, worum ich dich bitte. Er würde die Welt nicht verstehen. Die alte Eowyn hätte ihn nicht geschickt, nie im Leben. Aber es war ihre Pflicht. Sie war nun einmal Rätin und vor allem eine Jedi. Und natürlich musst du nicht sofort entscheiden. Und hier... du kannst mir hier nicht helfen. Auf Bastion bist du hilfreicher.

Endlich zwang sie sich, ihren Blick zu heben und ihm wirklich in die Augen zu sehen - auch auf die Gefahr hin, Enttäuschung darin zu lesen. Oder Fassungslosigkeit. Ich bitte dich, wiederholte sie.

Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - Intensivstation - Ians Zimmer - mit Ian, Malek vor der Tür
 
Coruscant – Jedi-Tempel, zu Arrestzellen umgebaute alte Quartiere weit unten – mit Riuen, Daemon, Lt. Xiu (NPC)

Dauerte ein bisschen, bis auch Elise endlich erkannte, dass Mr. Wichtig nichts als warme Luft produzierte. Beinahe noch ein Jünger, war er so weit unten auf der Informationsliste, dass jede Wand auf Bastion besser für ein Verhör gewesen wäre. „
Vielleicht gebt ihr ihm noch etwas zu Essen, was Richtiges und ein Glas Wasser“, wandte auch er sich an den Leutnant. Nicht, dass Riuen etwas zu sagen hatte, aber selbst dieser Widerling hatte Grundbedürfnisse, die erfüllt werden sollten.

Alsdann verließ er mit seiner Meisterin den Raum, betrat einen Turbolift, der sie in eine bessere Etage bringen würde.

„Auf die Palme?“ Der Chiss lachte. Glaubte Elise wirklich, dass Blondie ihn wütend gemacht hatte?
„Ich kann den Kerl nicht leiden und glaube, er wäre auf Kast besser aufgehoben gewesen, aber um mich auf die Palme zu bringen, braucht es mehr, als ein paar hohle Anfeindungen.“ Wenn ihn etwas wütend machte, dann viel eher die Tatsache, dass sie ihn und diesen Sturn überhaupt erst mitgenommen hatten, vor allem, die kopflose Aktion von Elise, dies zu tun, während der Boden unter ihnen Füßen dahingebröckelt war. Oh, ja, das hatte ihn tatsächlich auf die Palme gebracht und dachte er daran, spürte er, wie der Anflug von Wut zurückkam.
Wurde nicht gerade besser, in dem kleinen Turbolift, der dem Duo wenig Platz schenkte. Doch die Fahrt währte nicht lange und Riuen folgte seiner Meisterin. Die abrupt stehen blieb und klang, wie eine schlechte Therapeutin. Was-denkst-du-und-wie-fühlst-du waren Fragen, die er nicht sonderlich leiden konnte, schon gar nicht in Kombination mit der Frage, was gerade in ihm arbeitete.

„Milz, Herz und Leber, nehme ich an.“

Der Rest ihrer Aussagen waren eher verwirrend und Riuen sah sie fragend an. „Bin nicht sicher, ob ich dich jetzt richtig verstehe. Wer sind die Schweine, die sich über Verhaftete lustig machen? Unser Leutnant von eben? Oder die Imperialen?“
Natürlich war naheliegend, dass sie letzteres meinte, doch ihre Worte waren völlig aus dem Zusammenhang gerissen gewesen. Ich ‚bin‘ oft in Büros von diesen Schweinen klang bloß nicht nach Imperialen. Oder Elise machte sich alle zwei Wochen auf und versteckte sich in einem Büro des IGD.


Coruscant - Jedi-Tempel - Gänge - An einem kleinen Innenhof - mit Elise
 
\\ Core ~ Corusca-System ~ Coruscant ~ Jeditempel, Meditationskammer ~ Mas und Thyr //

Es hatte Zeiten gegeben, da war Mas mit Sicherheit noch ungeduldiger gewesen, doch gerade in diesem Moment war er das nicht. Seinem Padawan war es vermutlich nicht so bewusst, doch die Übung, die er gerade versuchte ihn zu lehren war doch schon fortgeschrittener.

Thyr brauchte natürlich noch immer ein wenig, bis er sich beruhigte und auf seine Machtsinne zugriefen konnte, doch Mas bekam so langsam den Eindruck, das er so etwas wie eine Routine entwickelte. Ein sehr guter Anfang.

Der Jedi hielt seine Augen geschlossen und achtete darauf, wie sich
Thyrs Aura und seine Emotionen veränderten. Tatsächlich war da nicht mehr diese Verzweiflung und Angst, zu versagen, welche Thyr sehr schnell durchlebte und was oft mit Furstration kam. Nein, sein Padawan ging konzentriert an die Übung heran und versuchte Mas sehr bildliche Beschreibung umzusetzen.

Ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf die Lippen des Ritters. Ja,
Thyr brauchte wirklich mehr Selbstvertrauen, dann klappte es auch einfacher. Das war vermutlich der Beste Weg, zu ihm vorzudringen und ihn wirklich weiter zu bringen. Nach einigen Minuten spürte Mas sogar eine Art Hauch von Triumph in Thyr aufwallen, der sich jedoch schnell wieder verzog und der Padawan sprach ihn jetzt zum ersten Mal wieder an.

Mas nickte, obwohl sein Padawan seine Augen geschlossen hielt. Er glaubte zu verstehen, was
Thyr damit meinte, dass er sich nur stärker konzentriert hatte, nämlich das er lediglich seinen Fokus auf Mas oder auf einen anderen Jedi gelegt hatte, dadurch jedoch nicht die Umgebung ausgeblendet bekam. Zugegeben, es war auch schwer. Ebenso, wie es für das menschliche Auge schwer war, Dinge, die direkt in seinem Sichtfeld waren auszublenden oder sogar gar nicht wahrzunehmen.

Sein Padawan bekam die Zeit, die er verlangte. Sein Meister beobachtete ihn dabei auch die erste Zeit durch die Macht, dann jedoch glitt sein Geist weiter Weg und sein Bewusstsein wandte sich seinem Inneren und der Macht zu.

Der Vorteil war, dass ihm die Zeit zwischen Abdriften und wieder angesprochen werden nur wie ein Augenblick vorkam.

Er hörte
Thyr aufmerksam zu und nickte verständnisvoll. Thyr hatte sich zu sehr auf den Konzentrationsaspekt des Ganzen fokussiert und sich dabei wohl etwas verrant.

"Zugegeben Thyr, durch diese Fokussierung auf meine Aura kannst du mich sehr gut beobachten und mit einiger weiterer Übung wirst du sogar Emotionen bei mir wahrnehmen, aber..." Wie sagte man noch gleich? Man zielt auf einen Mond um bei den Sternen zu landen... "Du hast gerade unbewusst deine Machtsinne weitergeschärft und eine höhere Stufe des Fokus erreicht."

Ein wenig Stolz lag in Mas Stimme. Das war schon wirklich Interessant, wie Thyr auf einmal einen Sprung an Wissen und Fähigkeiten hinlegte. Er pausierte kurze und dachte über die Frage seines Padawan nach.

"Vielleicht hilft dir dieser bildliche Vergleich, Thyr: Versuche deine Machtsinne zu verengen. Quasi wie bei deinem Auge, wenn du es zusammenkneifst oder dich auf etwas in deiner Nähe konzentrierst. Du wirst wie gesagt alles nicht komplett im Alltag ausblenden können, jedoch wirst du mit etwas mehr Übung weiter entfernte Wesen und ihre Emotionen schwächer wahrnehmen. Dann fokussierst du deine Sinne automatisch auf deine nächste Umgebung und schärfst sie hierfür."

Als Mas so seinen Vergleich mit dem sehen noch einmal präzisierte fiel ihm eine Übung ein, die Thyr vielleicht auch helfen konnte. Quasi eine Kombination aus der klassischen Übung, Gegenstände mit den Machtsinnen zu finden und gleichzeitig einer Fokussierung hierauf. Doch das würde er heute definitiv nicht mehr mit seinem Padawan durchführen. Stattdessen war er der Meinung, dass diese ruhige Episode ihnen beiden gut Tat und Thyr womöglich noch ein paar Fortschritte machen konnte.
\\ Core ~ Corusca-System ~ Coruscant ~ Jeditempel, Meditationskammer ~ Mas und Thyr //
 
Coruscant – Jedi-Tempel, ortolanische Cantina – Brianna (allein)

Brianna war überrascht von der Lautstärke, kaum dass sie durch die Schiebetür zur Cantina getreten war. Den Grund dafür erkannte sie schnell: die meisten ihrer Kolleginnen bei den Heilerinnen saßen da und feierten. Da waren Woaz'n, Deife, Kuka-rouz und Brena an dem einen sowie Ruam, Moooch und der Lustmolch Raylum, der genausowenig fehlte wie Meister Vewis. Die einzige prominente Abwesende außer der verletzten Usara war, und irgendwie war die Echani nicht überrascht, Alvaba, wer sonst. Immer am Arbeiten. Vermutlich gab es kaum eine Feier, die die Grünhäutige nicht verpasste.

Aber was war der Anlass? Ein Geburtstag? Aber das Chrono zeigte die falsche Zeit, es war noch VOR dem Schichtwechsel. Niemand feierte in die Schicht hinein. Brianna sah nochmal auf die Uhr. Nanu, begann die Nachtschicht neuerdings zu einer anderen Uhrzeit? Abgesehen davon erinnerte sie sich an keine so rauschende Party, auf großen Platen gab es Schnittchen, ortolanische Reis-Gemüse-Bällchen, Obstsalat, sogar Wein. Alkohol, das waren ja ganz neue Sitten hier.


„Ja hallo, was ist denn hier los?“

Begrüßte Brianna die Anwesenden und strahlte sie an. Brena sah sie daraufhin etwas überrascht an – nicht jede konnte den Gesicht einer Whiphidin lesen, aber die Echani hatte lange genug mit ihr zusammengearbeitet.

„Weißt du es denn noch nicht? Das C-Virus ist Geschichte!

Die hünenhafte Pelzträgerin stand auf, um sie zu umarmen. Nun war es an Brianna, verdutzt zu gucken.

„Wie, es ist Geschichte?“

Die Umarmung erwiderte die Silberhaarige aber sofort. Brena konnte frau wenigstens herzhaft drücken, ohne dass sie sich gleich beschwerte oder gar Rippen brachen.

„Jetzt setz' dich erstmal.“

Brianna wollte sich nicht auf den freien Platz neben Raylum setzen, der obendrein bereits weg von ihr rutschte, sobald sich ihre Blicke trafen. Also wechselte Woaz'n an den anderen Tisch und Brena reichte der Echani eine der noch gut gefüllten Servierplatten, bevor sie mit den Erklärungen begann:

„Es hat mit den Tumulten auf der Krankenstation und auf ganz Coruscant angefangen. Beim zweiten Mal hast du uns ja geholfen…“

„Danke nochmals dafür,“


Warf Ruam ein. Die Echani und der Mon Cal hatten sich lange Zeit nicht gut verstanden, aber als Helferin in der Not hatte sie wohl Karmapunkte bei ihm gesammelt.

„Keine Ursache.“

„Jedenfalls, in der Tagschicht sind die letzten Reste von Viruserkrankungen nach und nach abgeklungen.“

„So plötzlich? Wie das denn?“

„Keiner weiß es. Alvaba hat sich in den Kopf gesetzt, erst dann zu feiern, wenn sie den Prozess verstanden hat.“

„Ich bringe ihr nachher einen Teller Häppchen und den Tee in's Labor, den sie so gern mag,“


Warf Deife die Devaronianerin ein und machte damit zugleich klar, dass sie nicht mit baldigen Erkenntnissen rechnete.

„Du trinkst auch wieder deinen Tee?“

„Genau.“

„Und vorhin haben die Meister unter uns die Mitteilung von Rat Murrrarchesch erhalten, dass das medizinische Personal wellenweise in Urlaub geschickt wird. Deshalb feiern jetzt die Urlaubenden gemeinsam mit den noch Dableibenden den Augenblick. Hattest du während der Epidemie überhaupt einmal frei, Brena?“


Die Angesprochene schüttelte den Kopf.

„Nein, nur mal tageweise, aber nicht längere Zeit am Stück.“

„Was uns zu der Frage führt…“


Deife holte sowohl rhetorisch als auch mit ihren Armen weit aus, verschüttete dabei sogar ein bisschen von ihrem Wein. Es schien nicht das erste Glas zu sein.

„Wo du die ganze Zeit gewesen bist, Brianna. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass wir dir die Mär vom Wechsel zur Dunklen Seite abgekauft hätten!“

Briannas Gesicht lief augenblicklich rot an.

„Ich… kann nicht darüber reden.“

„Ach koooomm…“


Auch Woaz'n hatte wohl langsam genug, seiner Aussprache nach zu urteilen. Nach und nach ergab sich ein Bild, wer genau ab sofort im Urlaub war. Natürlich konnte eine Heilerin die Folgen des Alkohol auch einfach wieder wegheilen, aber so etwas war verpönt, jedenfalls bei jenen, die Schichtdienst hatten.

„Also schön.“

Brianna senkte die Stimme und reckte den Kopf nach vorne. Sie musste es ja nicht den anderen gleichtun, mit ihrer Gesprächlautstärke die komplette Cantina zu unterhalten.

„Ja, ich war auf einer geheimen Mission. Sehr wichtig, und sehr geheim. Zu gegebener Zeit kann ich euch mehr darüber erzählen, aber… jetzt noch nicht.“

„Uuuuuh,“


Ließ sich ein mehrstimmiger Chor vernehmen, viel lauter als es Brianna recht war. Deife erhob das Glas und sprach den Toast:

„Auf deine geheime Mission!“

„Auf meine geheime Mission!“


Echote Brianna und fühlte sich nicht gut dabei, nicht nur deshalb, dass sie noch gar nichts zu trinken hatte, Wein wollte sie ja keinen. Die Party nahm ihren Lauf, bis irgendwann die noch Dienst habenden begannen, sich zu verabschieden und die Echani nahm das auch als Anlass, sich zu verabschieden.

„Aber du bleibst jetzt aber schon hier auf Coruscant, oder?“

Fragte Brena.

„Ich bin nochmal ein paar Tage weg, aber dann, ja.“

Die Whiphidin runzelte die Stirn. Der Blick einer Heilerin, deren Patientin ihr gerade gesagt hatte, dass sie gerne einmal Death Sticks ausprobieren würde.

„In deinem Zustand? Dein Arm ist noch nicht wieder gut und der Rest von dir auch nicht. Einer Heilerin kannst du nichts vormachen. Keine deiner ganzen Verletzungen ist wirklich auskuriert.“

„Keine Sorge, ich passe auf mich auf,“


Beschwichtige die Silberhaarige sie.

„Kann mir nur eine der Dableibenden etwas versprechen?“

„Alles!“


Gelobte Moooch.

„Seht bitte zu, dass Ian Dice so schnell wie möglich gesund wird, und Eowyn… kümmert euch auch bitte gut um Eowyn…“

„Geht klar!“

„Danke,“


Erwiderte Brianna und lächelte erleichtert.

„Ich wünsche euch einen schönen Abend! Feiert noch ordentlich!“

* * * * *

Es war natürlich viel zu spät gewesen, um sich noch nach diesem Ritter Jør umzuhören. Also schlief Brianna auf der Tardis und es war vielleicht auch besser so. Nichts fühlte sich für sie so sehr wie ein Zuhause an als ein alter YT-Frachter. Auf einem solchen war sie groß geworden und das prägte. An Bord hatte sie eine kleine Überraschung vorgefunden: ihre Sachen hatte man alle in den Frachtraum gebracht, und auch den neuen Neoprenanzug von Bailee fand sie dort. Brianna nutzte die Gelegenheit, zum Frühsport in's Schwimmbad zu gehen. Brena hatte ja recht. Sie hatte sich noch nicht ganz von ihren Verletzungen erholt und da war Wassersport eine gute, schonende Alternative zu ihrem üblichen Programm.

Der Anzug passte, sogar an den Oberschenkeln. Auch eine Kapuze gab es, nützlich damit ihr Haar trocken blieb und sie nicht den halben Tag lang tropfend durch die Gegend laufen musste. Erstaunlich, dass ausgerechnet eine Nautolanerin an sowas dachte. Obwohl sie gewohnheitsgemäß früh dran war, zog sie sich eine zu große Männerrobe über den Neoprenanzug, Brianna wollte nicht, dass alle Leute sie angafften, wie sie mit so einem eng anliegenden Ding durch den halben Tempel lief. Außerdem war es ja eigentlich Quatsch, mit so einer Kaltwasserausrüstung in ein Hallenbad zu gehen, aber sie musste ihn ja irgendwo testen. Meere gab es auf Coruscant ja keine und selbst wenn, die Zeit hätte sie nicht gehabt.

Während dem Frühstück legte sie sich ihre Agenda des Tages zurecht und plante ihre nächsten Schritte. Sie brauchte Informationen. Janus würde nicht reden können und das leider womöglich nie mehr, aber sie hatte noch weitere Optionen. Sie legte sich einen Plan zurecht und machte sich, sobald sie alles vorbereitet hatte, auf den Weg in die unteren Etagen des Tempels, wo Kayn und Daemon gefangen gehalten wurden.


Coruscant – Jedi-Tempel – Altes Treppenhaus, auf den Weg zu den Gefängniszellen – Brianna (allein)
 
Coruscant-Jedi-Tempel-Trainingsraum 256- mit Brianna

Jedi taten schon echt krasse Sachen, wenn man so drüber nachdachte. Dagegen war sie bisher ja eigentlich doch recht bodenständig gewesen. Aber das war sie eben. Sie mochte Dinge, die man anfassen konnte. Logik. Naturgesetze. Vieles, was sie bisher gesehen hatte, würde dagegen laufen. Aber wenn man sich näher mit der Macht befasste, fielen sie dann doch wieder in das, was man Logik und Naturgesetz nannte. Das machte die ganze Sache deutlich angenehmer und jemanden wie Bailee einfach neugieriger darauf, wie etwas funktionierte.

Und vor dem ganzen pseudo-magischen Fähigkeiten waren Jedi Lebewesen wie jeder andere auch. Mit Sünden im Gestern und Flausen im Kopf im Heute. Bailee grinste Brianna an, als sie meinte, sie seie Furchtbar gewesen.

„Vielleicht besser, dass wir uns erst jetzt hier getroffen haben und nicht schon vor 10 Jahren oder so. Ich glaub, da wär nix und niemand vor uns sicher gewesen.“

Sie hätten wahrscheinlich entweder zusammen für Chaos in der Nachbarschaft gesorgt oder hätten sich damit die Zeit vertrieben, sich miteinander zu fetzen. Sicher hätten sie aber bei beidem jede Menge Spass gehabt, so wie jetzt ja eigentlich auch.

Die Idee, das Jedi sich einfach so in Stasis schiessen konnten war-nett gesagt- gewöhnungsbedürftig. Ja, es gab Extremsportler, die einen ebenso extrem niedrigen Ruhepuls hatten. Bailee war auch eher tief, was Vitalwerte anging, aber das kam bei ihr sicher nicht vom vielen Sport. Wobei: Es wär mal interessant, wie das jetzt bei ihr aussah, wo sie ja doch bisschen mehr Sport machte. Aber Brianna hatte davon gesprochen, keine für Sensoren messbaren Vitalwerte abzugeben. Wie ernst sie die Sache tatsächlich meinte, wollte Bailee eigentlich gar nicht so genau wissen.

Ihren überaus gesunden Appetit erklärte Brianna mit ihrem exzessiven Sport und Bailee nickte. Ja, wahrscheinlich brauchte Brianna 2500 kcal, wenn nicht mehr. Die musste sie ja auch erstmal zusammen bekommen. Bailee hatte in den letzten Wochen geschaut, dass sie unter 2000kcal zu sich nahm, trotz Training. Einfach, um eine etwas bessere Figur zu machen, auch wenn sie nicht wirklich fett gewesen war.

„Na dann, hau rein.“

meinte Bailee nur und schmunzelte vor sich hin bei dem Gedanken, wie Brianna den Köchen in der Kantine im wahrsten Sinne des Wortes die Haare vom Kopf frass. Und das ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen. Es war beneidenswert.

Die Idee mit dem Verteilerzentrum auf Bastion fand Brianna gut und Bailee ebenso. Vorrausgesetzt die Imperialen funktionierten da genauso wie die Republik. Aber die interplanetaren Container hatten halt auch ein Fassungsvermögen, dass einem entsprechenden Handel würdig war. Kein Restaurant oder Hotel konnte solche Mengen verarbeiten. Ihre Meisterin hoffte ausserdem, dass sie wirklich die Versorgungsläufe würde tätigen können, weil sie auf keine Fahndungsliste kam. Wenn Bailee ehrlich war, mussten sie wohl eher hoffen, da überhaupt wieder raus zu kommen. Andersrum: Wenn sie nicht mehr raus kamen, kam Bailee auch garantiert auf keine Fahndungsliste. Positiv denken. Ha ha.

Brianna zerschmetterte dann ihre Hoffnung, dass das mit den Safehouses ein einseitiges Vergnügen war und erzählte von einer Jedi-Rätin, die in den unteren Eben verschollen war. Das C-Virus und diverse Kleinkriminelle schloss sie aus. Bailee machte grosse Augen.

„Eine Jedi-RÄTIN?“

flüsterte sie schockiert. Brianna war „nur“ Ritter und war der absolute Hammer. Bailee kannte keine Räte und stellte sie sich fast gottgleich vor. So jemanden verschwinden zu lassen...sie zweifelte daran, dass überhaupt ein Normalsterblicher dazu in der Lage war.

„Ich geh nie wieder allein da runter.“

murmelte sie vor sich hin und dachte an ihren Ausflug mit den anderen Anwärtern, der sie am Ende auf die Krankenstation gebracht hatte. Sie war sicher überall gewesen, nur nicht in einem Wellnesstempel. Dafür hatte sie da das erste Mal erfolgreich levitiert! Um beim Positiven zu bleiben. Brianna hingegen schien von der Idee einer Wellnessbehandlung bei ihr angetan zu sein und Bailee grinste.

„Ich kann dich ja mal durchkneten, wenn wir zurück sind. Mal schauen, wie du das dann findest und verdient hättest du es dir allemal..“

bot Bailee an. Sie würde das mit dem Heilen bis dahin sicher noch üben und vielleicht konnte man das tatsächlich kombinieren. Das wär natürlich der Kracher.

„Wir müssen nur schauen, dass wir da nicht drauf gehen.“

Oder auf dem Weg da hin, weil jemand den Stoffwechsel abgeschaltet hatte, so dass man anschliessend Hirntod oder gleich ganz hinüber war. Auf der anderen Seite war die Sache mit der Heilung ja auch etwas, dass einem jemand von ausserhalb so nie glauben würde. Vielleicht sollte sie weniger ungläubig an die Sache ran gehen. Wenn sie mehr Zeit hätte, würde sie sich drüber schlau machen. Aber sie bezweifelte, dass sie in den nächsten Tagen auch nur dazu kam, ordentlich zu essen. Was vielleicht andersrum auch nicht schlecht war. Was passierte mit einer Muja, die auch nur ein paar Stunden in nem Organismus rumlag, der selbige nicht verdaute? Nachher fing sie noch an zu schimmeln oder so. Warm. Feucht. Ideal. Und wenn sie anfing Chlor zu saufen, um dem vorzubeugen, würde Brianna sie garantiert durch den ganzen Tempel jagen. Da war der Plan besser, bis zum Tag X halbwegs frei von Nahrungsresten zu sein. Das bedeutete: Noch drei Tage. Das bedeutete: Sie sollte ihre nächsten 1 bis 2 Mahlzeiten weise wählen und dann aufhören zu Essen. Bis sie anfing zu verhungern dauerte es zum Glück ein ganzes Stück länger als bei Brianna, also machte sie sich da keine Sorgen. Und um zukünftige Wehwehchen musste sie sich auch keine Sorgen machen. Brianna würde sich drum kümmern und erklärte ihr gleich, dass sie wahrscheinlich mit dem Trainingslichtschwert noch so manche knusprige Stelle bekommen würde. Heute hatte sie da Glück gehabt, aber sie hatte mit dem Spiel ja auch gerade erst begonnen. Und jeder wusste, wie tödlich echte Lichtschwerter waren. Bailee hatte keine Lust, denen näher als unbedingt nötig zu kommen, solang sie da nicht sicher war.

Dann war der Unterricht beendet. Bailee erhob sich mit Brianna zusammen und umarmte sie genauso herzlich.

„Bis morgen. Und schön, dass du wieder da bist.“

Sie schenkte ihrer Freundin noch ein Lächeln und sah ihr dann nach, wie sie los marschierte. Das sollte sie jetzt auch tun. Dringend! Ein Blick auf ihr Chrono und sie nickte. Das wichtigste zuerst: Treibstoff! Zügigen Schrittes verliess sie den Tempel und steuerte den nächsten Lebensmittelmarkt an. Dort stand sie vor dem Regal mit den Energy-Drinks und sah noch einmal auf ihr Chrono. Dann schnappte sie sich kurzerhand den ganzen Karton mit 24 Dosen. Sie würde es brauchen. Als Wachmacher und schimmelresistenten Nahrungsersatz. Kalorien hatte das Zeug ja genug. Wahrscheinlich hatte sich das mit dem engeren Loch an ihrem Gürtel in drei Tagen dann wieder erledigt. An der Kasse sah sie der Mensch überaus skeptisch an. Bailee zeigte ihre ID, dass sie volljährig war und grinste.

„Ist für ne Party.“

erklärte sie und der Mensch nickte und rechnete ab. Und was für ne Party. Drei Tage vorglühen und dann ab ins Getümmel. Bailee schnappte sich den Karton und marschierte zurück in den Jedi-Tempel. Auf dem Weg zu ihrem Quartier wurde sie von anderen Jedi genauso doof angeguckt wie von dem Verkäufer. Aber es war ihr egal. Es ging hier nicht um Gesund oder nicht, sondern ums nackte Überleben. Sie brauchte das. Die erste Dose verschwand darum schon gleich mal und Bailee verstaute den Rest auf ihrem Kleiderschrank. Wobei…. Drei Dosen stellte sie auf den kleinen Schreibtisch. Das Zimmer würde bald riechen wie ein Süsswarenladen, aber das war ihr grad egal. Während sie die erste Dose trank, suchte sie im Computer nach diesem Marrev. Die Personal-Datenbank des Jedi-Ordens war echt geil gepflegt, fand sie. Com-Frequenz, Zimmernummer, gegenwärtiger Status, Spezialisierung. Alles da. Und- wie es aussah- war er da. Zum dritten Mal heute sah sie auf ihr Chrono. Vielleicht war er gerade in seinem Quartier oder...halt da, wo die Techniker abhingen. Die Heiler hingen ja meistens im MedCenter hier ab. Also würde sie diesen Marrev bei den Werkstätten suchen. Wo waren die? Jetzt wär ihr Ziel-Leitsystem doch echt brauchbar. Verdammt. Sie hatte keine Zeit zum suchen! Sie warf die leere Dose in den Müll, warf einen Blick auf die Karte und machte sich auf den Weg. Viel Arbeit. Sehr viel. Aber vielleicht hatte sie ja Glück und Marrev konnte sie da unterrichten. Dann würde sie hoffentlich schnell genug lernen. Hoffentlich.

Coruscant-Jedi-Tempel-Gänge- auf der Suche nach Marrev- mit vielen anderen Jedi.
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Gänge - An einem kleinen Innenhof - mit Elise

Er war wohl auf keiner Palme gewesen. Muss eine Fehlsichtung gewesen sein. Vielleicht war seine Palme aber auch einfach viel höher gewesen als ihre. Aber so war das zwischen ihnen. Missverständnisse griffen in sich wie Zahnräder und doch liefen sie gemeinsam wie ein komisches, aber gut eingespieltes Uhrwerk. "Hohle Anfeindungen" spuckte sie vor sich her, dabei strotzte es nur so von Hass aus dem großmäuligen Bösling. Daemon war die übelste Sorte Sith-Abschaum, die sich Elise in ihrem Kopf immer ausgemalt hatte. Arrogant. Vermessen. Widerlich. Grausam. Jederzeit zum Töten bereit. Bitte, sie war keine Schülerin mehr und musste sich auch vor Markus nicht mehr rechtfertigen. Es lag ihr fern einem Sith in irgendeiner Weise ein Entgegenkommen anzubieten. Doch jeder hatte seinen Umgang damit. Riuen haute drauf, Elise versuchte es taktisch. Nichts zündete. Doch ihretwegen hätte dieses Scheusal da unten auch verhungern können. War bei Machtnutzern eh nicht so leicht. Ein Sith weniger, um den sich die Galaxis sorgen musste. Keiner von Wert, aber immer hin. Ganz anders als bei Sturn. Die Ritterin hoffte inständig, dass die Republik gemeinsam mit den zuständigen Gremien die richtigen Schlüsse ziehen und den maximalen Gegenwert herausholen konnte.

Vielleicht war er auch ein gutes Faustpfand für die mit tödlicher Sicherheit eintreffende Retour-Kutsche.

Ihren Weg durch die Gänge meisterten sie nicht im Dialog. Zumindest entstand nicht der Dialog, den Elise beabsichtigte zu starten. Riuen antwortete in der gewohnten Form nackter Provokation, die danach schrie, dass sie ihm endlich mal die Ohren langzog. Doch stattdessen erntete er eine so weit in die Höhe gezogene Augenbraue, dass es fast nach Krampf aussah. Wie auch immer. Sie hatte ihn offen eingeladen, sich auszuspeichern, falls da etwas auszuspeichern war. Zuletzt stand ihr nicht gut zu Gesicht, Erlebtes einfach im Rahmen eigener Interpretation im Raum stehen zu lassen und weiter zu machen. Zu dem hatten sie die letzten Tage und Wochenkeinen ruhigen Moment gehabt miteinander zu sprechen. Gerade wo ihr letztes tiefgründigeres Gespräch sich um eine Familie gedreht hatte, die Riuen möglicherweise hatte. Und auch wenn er dafür vermeintlich keinen Anlass zu haben schien, war dieser plötzliche Moment der Ruhe für sie Anlass genug über das auf Bastion erlebte zu reflektieren. Sie schüttelte den Kopf, der Lieutenant war nicht gemeint.

"Ich hatte Kollegen auf Bastion" wobei sie Kollegen mit einer überschweifenden Tonlage herausbrachte "... das auszuhalten war echt hart für mich. Die haben da über Flüchtlinge und Andersdenkende geurteilt wie Tribunale über Mörder. Diese Maschinerie. Das standardisierte Einsperren, Foltern und nicht zuletzt Töten - oft wegen nichts. Ich habe jeden Tag zur Macht gebetet, dass der Tag der an dem wir das Virus in den Händen halten und den verdammten Planeten verlassen würden, endlich kommen würde." Der Mückenschwarm flog in einer kleinen Formation nun an eine andere Ecke des Gartens und Elise verfolgte seine Route neugierig mit den Augen.

"Aber naja. Ich bin froh, dass es vorbei ist" sie machte eine kurze Pause "auch wenn das etwas ist, das mich nicht loslässt." Den Teil mit dem Macht-Gegner-Orden neu aufzuwärmen ersparte sie ihm dann, zumindest vorerst. Er kannte die Geschichte, als einer von Wenigen.

"Hast du noch einen Weg?"

Coruscant - Jedi-Tempel - Gänge - An einem kleinen Innenhof - mit Elise
 
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