(Ich zweckentfremde den Thread einmal, da es sich hierbei vermutlich um den passendsten bereits existierenden handelt.)
Heute jährt sich zum 30.Mal die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl.
Während der Simulation eines vollständigen Stromausfalls im Reaktorblock Nr.4, kam es zur Explosion des Kernreaktors. Obwohl sich die Explosion bereits gegen 01:30 des 26.Aprils 1986 ereignete und die Schäden am Reaktor spätestens im Tageslicht offenbar wurden, beharrte die Leitung des Kraftwerkes noch bis zum Abend desselben Tages darauf, dass der Reaktor intakt sei und lediglich gekühlt werden müsse und übermittelte dies nach Moskau. Heute wird angenommen, dass dieser Umstand die Hauptursache für die späte, erst einen Tag nach der Katastrophe durchgeführte, Evakuierung der angrenzenden Arbeiterstadt Prypjat war.
Am 28.April wurde im über 1000 Kilometer entfernten schwedischen Kernkraftwerk Forsmark automatischer Alarm ausgelöst, als an Arbeitern und im Gelände um das Kraftwerk eine erheblich erhöhte Strahlung festgestellt wurde; es kam zur Evakuierung des Kraftwerkes, da ein Störfall vermutet wurde, jedoch konnte ein solcher bald ausgeschlossen werden, sodass man die Ursache für die erhöhte Strahlenbelastung, aufgrund der herrschenden Windrichtung, auf dem Gebiet der Sowjetunion verortete. Nachdem eine anfängliche Nachrichtensperre durch die sowjetischen Behörden verhängt wurde, meldete meldete die staatliche Nachrichtenagentur TASS am Abend desselben Tages schließlich einen Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl.
Nachdem am 27.April bereits die Einwohner Prypjats (~ 50.000 Menschen) evakuiert wurden, wurden bis zum 4.Mai 1986 schrittweise alle Einwohner im Umkreis von 30 Kilometern um das Kraftwerk angewiesen, ihre Häuser zu verlassen. Bis heute wurde der Radius der Sperrzone auf 37 Kilometer erweitert. Unmittelbar am Kraftwerk, wurden mehrere Schritte unternommen, um die Lage unter Kontrolle zu bringen und die Folgen einzudämmen. Wollte man zuerst, durch einen Tunnel zwischen Block 3 und Block 4, eine Kammer ausheben, um eine Kühlanlage unter dem havarierten Kernreaktor zu installieren, entschied man sich alsbald dazu, die Kammer mit Beton aufzufüllen, um ein Einsickern der Strahlung in das Grundwasser zu vermeiden. Schließlich wurde der havarierte Reaktorblock, nach einer aufwändigen, von Menschenhand durchgeführten Dekontaminierung der Umgebung, mit einem Bauwerk aus Stahl und Beton, dem sog. Sarkophag, versiegelt.
In den Jahren 1986 und 1987 waren insgesamt 200.000 Liquidatoren im und am Kernkraftwerk sowie in der unmittelbaren Umgebung im Einsatz; unter ihnen Feuerwehrmänner, Soldaten, Milizionäre, Zivilschutztruppen, Bau- und Bergarbeiter, aber auch Bus- und LKW-Fahrer, Fotografen, Jäger und Reinigungspersonal. Obwohl aufgrund verschiedener Umstände keine genaue Zahlen über die Langzeitfolgen unter diesen Liquidatoren vorliegen, gehen Schätzungen von bis zu 50.000 Toden aufgrund verschiedener Folgen der Strahlenbelastung aus. 41 Menschen starben an den direkten Folgen der Explosion, unter ihnen sieben Feuerwehrmänner, die unmittelbar nach der Explosion mit den Löscharbeiten am Reaktor Nr.4 begannen und dabei wahrscheinlich wohl wissend ihr Leben riskierten. Drei von ihnen wurden als Helden der Sowjetunion ausgezeichnet.
Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl war das erste von bis heute zwei Ereignissen, das auf der internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse als major accident eingestuft wurde.