Nachdem ich erstmal überlegen mußte, ob mir mir Prometheus im Kino oder überhaupt jemals anschaue, habe ich es letztendlich doch mal riskiert.
SPOILERALARM:
Ich beginne mal mit dem positiven Aspekten. Das Produktionsdesign ist wirklich schön. Der Film ist handwerklich gut gemacht. Die Kamera ist nicht herausragend, fängt die Bilder aber stimmig ein. Die Musik ist nichts besonderes, paßt in einigen Szenen aber ganz gut. Die FX können überzeugen. Außerdem ist der Film besser als der vierte Teil, was aber diesem Desaster aber kein Kunststück ist.
Jetzt kommt der kritische Teil, und der ist etas länger: Der Film hat viel zu viele Charaktere oder besser gesagt Figuren. Die meisten davon sind überflüssig, zum Teil verschwinden sie auch einige Zeit völlig aus der Handlung. Eine Bande von Wissenschaftlern, die sich wie dumme Teenies in einem 08/15 Slasherfilm verhalten. Und Charaktere gibts leider nur einen, und das ist David. Alle anderen Figuren fallen sehr flach aus. Der Captain ist zumindest ein Typ, bei Vickers deutet man zwar mehrmals an, sie könnte ein Android sein, aber das verebbt einfach. Bis auf Michael Fassbender und Idris Elba bleiben die Darsteller blass. Noomi Rapace lächelt sich durch den halben Film und wirkt oft merkwürdig unbeteiligt.
Die Story besteht eher aus ein paar Fragmenten, die um die Plotlöcher herumschwirren:
- Die Drohnen kartographieren das Raumschiff und alle Crewmitglieder werden überwacht. Dennoch verirren sich Fifield und der andere Wissenschaftler und kommen nicht mehr aus dem Schiff raus.
- Als sie dann die Alienschlangen treffen, will einer das Viech natürlich gleich mal anfassen. Tolle Idee... würde ich auch machen, denn eine fremde Spezies beißt einen garantiert nicht in die Hand. Auch auf der Erde kann man schließlich jeden streunenden Hund anfassen, die beissen nicht. (Der Sarkasmus-Detektor ist gerade am obersten Ende seiner Skala angekommen)
- Warum wollen die Konstrukteure die von ihnen geschaffene Menschheit wieder vernichten?
- Der Captain ist laut eigener Aussage nur dabei, um das Schiff zu fliegen. Trotzdem kommt er zum Schluß, bei dem Raumschiff würde es sich um eine Basis mit Biowaffen handeln.
- Weyland finanziert den Trip, will da hin und versteckt sich an Bord seines eigenen Schiffes? Hatte er vielleicht Angst davor, die anderen könnten über das lächerliche Makeup lachen? Wenn ja, dann aus gutem Grund.
- Der Abtreibungsszene war die wohl die beste im Film. Eine Minute nach dem Eingriff und mit geklammerter Bauchdecke springt man aber nicht einfach so munter durchs Raumschiff....
- Laut David war das Schiff nicht das einzige. Warum liegen die einfach so herum? Kam bei der Vernichtung der Menschheit was dazwischen? Stürzen die Schiffe ständig ab?
Die Sache mit dem Space Jockey und die Verbindung zu Alien:
Der Film will kein Prequel sein, ist aber nicht anderes als eben das. Darüber täuscht auch das konstruierte Setting nicht hinweg: Das ist ein anderer Planet, der zwar fast wie der im Original aussieht, aber es ist nicht der gleiche! Das ist ein anderes Raumschiff, das zwar fast wie das im Original aussieht, aber es ist nicht das gleiche! Und der Space Jockey... also... der sieht fast genauso aus wie der im Original, aber es ist nicht der gleiche!
Nur die Facehugger sehen hier anders aus. In Prometheus sind es Riesenviecher, die sich sogar Godzilla vom erstmal vom Fuß kratzen müßte.
In Prometheus weiß jeder, David ist ein Roboter. Und Vickers ist vielleicht auch einer. Im original Alien macht es aber den Eindruck, die Crew wäre völlig davon überrascht ist, daß Ash ein Roboter ist und keiner eine Ahnung hätte, daß es sowas überhaupt gibt.
Prometheus macht den Space Jockey wie befürchtet kaputt.
Der Space Jockey im Original ist also nur ein Anzug. Das Innenleben wird auch noch großartig breitgetreten. Da Prometheus den Space Jockey erklärt und dadurch entmystifiziert, ist der ganze Flair der Szene im Original im Eimer.
Bewertung:
Der Film sieht gut aus und wäre es kein Alien-Prequel und man hätte den Space Jockey usw. einfach weggelassen, wäre es trotz der Plotlöcher ein passabler Film gewesen. Die Story hat keine Schockmomente, ist nicht sonderlich spannend, irgendwie aber auch nicht langweilig. Aber die Verbindung zu Alien ist der Todesstoß für den Film.
Alienfans, die Prometheus noch nicht gesehen haben, sollen es dabei belassen. Nicht anschauen. Nicht im Kino, nicht auf DVD, nicht im Fernehen. Gar nicht, niemals! Alienfans, die Prometheus schon gesehen haben, sollten ihn möglichst schnell vergessen. Ich habe schon den vierten Teil für nicht existent erklärt.
Von daher:
4 von 10 für den Film und den George Lucas Award für Ridley Scott, der es ebenfalls geschafft hat, seine eigene Schöpfung zu demontieren.