Hyperraum, Richtung Ando - An Bord der Curessento - Levon (NPC), Kadajj, Brianna
Kadajj erklärte auf Briannas Nachfrage hin, dass es sich bei Levon nicht um Eifersucht in dem Sinne handelte, aber irgendwie dann doch wieder, und sie mutmaßte schließlich, ihn zu sehr als Lebewesen zu sehen. Für die nicht gerade technikaffine Echani war es ohnehin ein Rätsel, wie totes Metall und oxidierte Drähte ein derartiges Eigenleben entwickeln konnten, und warum die hochintelligenten Wesen, die in der Lage waren, derartige Geräte zu konstruieren, sich nicht stattdessen darauf konzentrierten, Droiden zu entwickeln, die einfach nur das taten, was man ihnen sagte, was unter dem Strich praktischer für alle wäre. Was dazu passte war, dass ihre Freundin meinte, sie bekäme es mit Levons Hausfrauenehre dazu, wenn sie etwas kaputt machte. Brianna lachte kurz auf.
"Keine Sorge, ich bin zwar grundsätzlich in der Lage, so ziemlich alles kaputt zu machen was nicht aus massivem Durastahl ist, treffe aber andererseits ein Ziel über meinem Kopf millimetergenau mit dem Fuß."
Kicherte sie - nützlich, um beispielsweise einem Wookiee das Nasenbein zu brechen. Wenn sie so zurückdachte, schien das Brechen von Nasen fast eine Art Hobby zu sein.
"Zumindest konnte ich das, als ich noch in Form war."
Schränkte sie anschließend ein wenig niedergeschlagen ein.
Sie hätte wohl zuviel Zeit mit Mandalorianern und Rattataki verbracht, mutmaßte Kadajj. Mit der Standardbewaffnung des Schiffes hätte sie sich nackt gefühlt. Brianna fragte sich allerdings, ob es im Ernstfall tatsächlich etwas ausmachte. Bei ihrem Frachter war es klar: falls ihr Piraten oder sonstwer einmal ans Leder wollen sollten, wäre sie entweder ganz schnell im Hyperraum oder tot. Wenn man lediglich über die defensiven Fähigkeiten einer Standard-YT1300 verfügte, war geschicktes Ausweichen die einzige Option - in Anbetracht ihrer Flugkünste und der Flugeigenschaften des Schiffs war es keine. Eine divenhafte alte Schnecke, das traf es auf den Punkt, wofür diese fliegende Untertasse stand.
Brianna vermutete ganz richtig, dass die Rattataki vor allem gut darin war, mithilfe der Macht zu sehen, doch offenbar fiel es ihr schwer, die Beschreibung der Weißhaarigen nachzuvollziehen. Dass selbst diese es geschafft hätte, fand Kadajj nur im ironischen Sinne tröstlich.
Es war nicht einfach für die Echani, sich zu konzentrieren, weshalb sie fast ein bisschen verwundert war, dass ihre Trainingspartnerin die Übung nicht zuerst bewältigte. Als sie in dem blauen Nebel, welcher in ihrer Vorstellung die Macht war, langsam eine Präsenz wahrnahm, fühlte sich diese nach allem an, was für Kadajj in ihrem Kopf stand - der Geruch einer tapferen Kriegerin, der Anblick großer runder Augen eines Waisenkinds, der Klang der freundlichen Stimme einer guten Freundin, unter vielen anderen Dingen. Die Präsenz einer Person in der Macht war so eindeutig wie die Iris oder der Fingerabdruck, wahrscheinlich sogar noch eindeutiger.
Und dann ging dieses Gefühl, dieses schöne Gefühl, sich einer liebgewonnenen Person näher zu fühlen als je zuvor, schlagartig verloren, als eben diese plötzlich die Augen aufriss und aufgeregt fragte, ob sie das war, weil sie vielleicht etwas gespürt hätte. Brianna sah sie erst einmal ein wenig verdattert an, weil sie so plötzlich aus der Konzentration gerissen und zurück ins hier und jetzt befördert worden war.
"Ja, das war ich. Ich kam gerade dazu, deine Aura in der Macht zu spüren."
Erklärte sie schließlich.
"Erinnerst du dich, wie es sich angefühlt hat? Vielleicht kannst du dieses Gefühl benutzen, um daraus zu lernen, welchen Zustand du erreichen musst. Etwa so, wie aus dem Gefühl, welches man empfindet, wenn man mit dem Finger berührt wird, zu schließen, wie es sich anfühlt, selbst jemand anderen zu berühren. Probieren wir es nochmal!"
Ermunterte Brianna sie. Während die silberhaarige Padawan ihre Konzentration relativ schnell wieder fand, und sich lange genug mit den beiden einzigen Präsenzen im Umkreis von - ohne allzu verwegene Behauptungen aufzustellen - vermutlich mindestens einigen Lichtminuten beschäftigt hatte, ließ sie ihren Machtfinger sich frei durch das gesamte Schiff wandern. Als sie zu sich zurückkehrte, hatte sie die erleichternde Empfindung, dass die Macht dabei war, ihre heilende Wirkung innerhalb ihres Körpers zu tun. Kadajj hingegen kam kein Stück weiter als beim ersten Mal und wirkte ziemlich enttäuscht.
Wahrscheinlich war sie einfach eine ganz schlechte Lehrerin, vermutete sie. Nicht von ungefähr durften nur Ritter Padawane ausbilden. Oder es war das Flair des Versagens, das von ihr ausging. Die kalkweiße Frau meinte beim anschließenden Imbiss, dass das Erreichte besser als nichts wäre, klang jedoch völlig anders. Sie konnte ihr sehr gut nachfühlen, weil oder obwohl sie schon derart oft in derselben Situation gewesen war, dass sie sich nicht mehr darüber ärgern konnte und nichts mehr dabei empfand außer einer gewissen entfernten Traurigkeit und jeder Menge Resignation. Unter anderem um sich abzulenken, studierte Kadajj das Material über die gesuchte Rätin, kam jedoch zu dem wenig ermutigenden Schluss, dass sie eine Durchschnittsmenschin mit jeder Menge Veränderungspotential suchten, und es in der Tat schwierig würde, wenn sie ihre Lektion nicht lernte.
"Ja, ich dachte mir auch sowas. Ich weiß nicht, Menschen sind so... beliebig, und eine Blondine sieht letztendlich aus wie die andere. Und solche Wesen, denen man vermutlich ein Portrait jeder anderen jungen Echanifrau mit ein wenig Schminke als mein Bild verkaufen könnte, verlangen von uns, dass wir so eine finden. Wenn ich wenigstens wüsste, wie sich ihre Aura anfühlt..."
Meinte Brianna und klang leicht frustriert ob der bevorstehenden Aufgabe. Sie war sich nicht mehr so sicher, was ihre Fähigkeit anging, ihre Machtsinne lange genug benutzen zu können, um im Gewirr von Lebensformen, welches eine Großstadt nun einmal darstellte, eine bestimmte Person finden zu können.
Die Rattataki meinte, dass sie sie jetzt viel besser verstehen konnte, was Misserfolge anging, doch die junge Echani nickte nur. Zusammenhanglos erklärte ihre Freundin dann, dass "bantha" eines der häufigsten Passwörter sei, was sich für Brianna eher wie ein erzwungener Themenwechsel wirkte als wie ein interessanter Fakt, den Kadajj ihr unbedingt mitteilen wollte.
"Deswegen war auch die Wahrscheinlich recht groß, dass es dort drauf war. Meister Janson hat sich nicht allzu viele Gedanken über die Sicherheit gemacht, und ich bin gerne so optimistisch, zu hoffen, dass der Grund ist, weil er weiß, dass ich sie ohnehin nicht verliere."
Erwiderte sie aufmunternd. Die Schiffseigentümerin hielt ihr dann einen langen Vortrag über die Notwendigkeit, Daten angemessen zu schützen und erläuterte die üblichen Vorgehensweisen. Brianna ertrug es nur deswegen, weil es ihrer Freundin hoffentlich half, die Misserfolge von vorhin zu vergessen. Soweit sie das zu beurteilen vermochte, konnte die Rattataki unter Umständen ziemlich leicht reizbar sein, und "gereizt" war überhaupt nicht die Grundstimmung, bei der sie einen weiteren Versuch starten wollte. Irgendwann, als die sportliche Echani sich schon eine Weile mit dem Gedanken trug, unauffällig ein paar Dehnübungen zu machen, wurde sie erlöst.
Die folgenden paar Stunden verbrachte die muskulöse Weißhaarige mit anspruchsvollem Techniktraining, gefolgt von einer kleinen Einheit Kraftübungen, für die sie eine mechanische Winde und andere Kleinigkeiten aus dem Abstellraum zweckentfremdete. Ihre Freundin hatte es ihr schließlich erlaubt.
Nach einer üppigen Abendmahlzeit (zumindest für Brianna, während die andere Frau sich mit ihrem Zielplaneten vertraut machte), fühlten sie sich fit für einen weiteren Versuch, die Machtsinne zu trainieren. Kadajj hoffte, Sarid trieb sich nicht irgendwo auf dem Meer herum. Sie konnte zwar schwimmen, aber das Gewässer durfte nicht tiefer als fünf Meter und ein Ufer musste in Reichweite sein. Brianna ließ die Schultern enttäuscht hängen.
"Das heißt, ich brauche mir keine Hoffnungen zu machen, dass wir einmal mit einander zum See gehen? Wenn ich schwimme, heißt das halt eben nicht nur am Ufer herumplanschen, eher alles andere. Was Sarid angeht, falls sie tatsächlich auf dem Meer herumschippert, dürfte die Aussicht, sie zu finden, nahe Null sein. Wenn wir sie auf absehbare Zeit finden, dann in der Hauptstadt."
Fand sie, und ihre Freundin dachte offenbar ähnlich. Da sie nicht mehr viel Zeit hatten, bevor das Schiff den Planeten erreichte (es musste wohl sehr schnell sein), war es das sinnvollste, das Training entweder gleich zu beginnen oder es ganz sein lassen. Brianna hatte ein wenig nachgedacht und überhäufte die andere Frau nun mit Informationen, die hoffentlich hilfreich wären.
"Ich habe mir überlegt, da du ja eher die Technikerin bist, könnte es dir helfen, wenn ich dir ein wenig die Hintergründe erkläre. Die Macht lässt sich am ehesten mit einer Art Energiefeld vergleichen, das durch jede Form von Materie fließt. Sie ist omnipräsent, selbst im Vakuum, meinetwegen so ähnlich wie kosmische Hintergrundstrahlung, und verbindet alles mit allem. Unsere Fähigkeit, die Macht zu benutzen rührt von den sogenannten Midichlorianen her, eine mikroskopische Lebensform, die in Symbiose mit uns verbunden und in jedem Lebewesen zu finden sind. Diese sind auch der Grund, warum man alles Lebendige so viel stärker spürt als bloße tote Materie - und einen Machtsensitiven stärker als einen, der es nicht ist. Du und ich - wir haben ganz einfach in Relation gesehen mehr von ihnen als die meisten anderen. Und je mehr Midichloriane, desto stärker das Energiefeld. Genau danach suchen wir, nach diesen Konzentrationspunkten."
Brianna machte eine Pause, während der sie ihr Gegenüber anlächelte.
"Hab' ich dich schon mit Informationen erschlagen? Gut! Was ich mir auch überlegt habe, wir könnten uns gegenseitig an den Händen halten, um deinen Kopf weg vom sehen und hin zum fühlen, zum haptischen zu bringen."
Meinte sie, ergriff ihre Hand und konzentrierte sich mit geschlossenen Augen.
"Versuche die Macht zu spüren, und wo sie stark ist."
Wies sie sie abwesend klingend an.
Nach dem Ende der Übung dösten sie ein wenig im Cockpit vor sich hin, bis sie ihr Ziel erreichten. Nach der Rückkehr in den Normalraum flog Kadajj sie sicher, unterstützt von Brianna zum Raumhafen von Quantill City und landete dort. Während Levon zur Bewachung des Schiffs eingeteilt wurde, sahen sich die beiden in der Landebucht um. Auf einem alten Schild stand "Willkommen auf Ando" - darunter hatte jemand gekritzelt: "Erledigen Sie ihre Geschäfte und machen Sie keinen Ärger". Einer der merkwürdig aussehenden einheimischen Aqualish stand in der Nähe und notierte offenbar die Ankunft der chromglänzenden Yacht auf einem Datenblock. Die junge Echani setzte ein freundliches Lächeln auf und bewegte sich mit weiten, eleganten Schritten auf ihn zu.
"Guten Tag mein Herr. Darf ich Sie kurz stören? Wir sind auf der Suche nach einer Menschenfrau. Können Sie uns vielleicht helfen?"
Sprach sie ihn an, das Datenpad mit den Bildern vorbereitet.
"Mpf!"
"Oder wenn Sie die Güte hätten, uns mitzuteilen, an wen wir uns wenden könnten?"
"Mpf!"
"Sprechen Sie überhaupt Basic? Oder wenigstens Bocce? Es wäre wohl zu viel zu erwarten, dass Sie Echani verstehen."
"Mpf!"
Brianna seufzte. Die Aqualish waren Fremden gegenüber offenbar tatsächlich so aufgeschlossen wie in den Artikeln über Ando beschrieben. Es erinnerte sie an den Reiseführer über Gamorr, der ihr einst in die Hände gefallen war. Es war ein kleines Stück Flimsiplast gewesen, mit nur sieben Wörtern darauf: "Verzichten Sie auf einen Besuch auf Gamorr.". Der Vorteil gegenüber dem Planeten, auf dem sie Jahre ihres Lebens verbracht hatte, bestand wohl vor allem darin, dass man sie in der Minute, die sie hier waren, noch nicht angegriffen hatte, und das, obwohl sie einem Einheimischen begegnet waren. Sie wandte sich ihrer Freundin zu.
"Komm, vergiss den Typen, wir suchen uns jemand anderen."
"Mpf!"
"Vielleicht versuchen wir es in einer der Raumhafenbars. Dort treffen wir hoffentlich auskunftsfreudigere Personen, auch wenn es uns vielleicht ein paar Credits kosten könnte. Wenn das nichts hilft, können wir uns überlegen, wie wir unsere speziellen Talente am besten einsetzen."
Ando - Landebucht 42, nahe der Curessento - Kadajj, Brianna