Argai

-- Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Orbit von Argai || Eingreifgruppe „Voleur“ | NBF „Aliéstra“ | Deck Fünfzehn | Frachtraum | Lieutenant Noak Fremyn, Senior Operative Diar'mon, Corporal Dent, Operative Jaren Khaar und weitere Imperiale--

Jaren „Spike“ Khaar, Slicer, NPC

Der Arkanianer hatte seinen Kopf mit einer gerunzelten Stirn aufmerksam zu seinem Vorgesetzten gedreht, als dieser davon sprach, dass die Informationsbeschaffung bereits angelaufen war. Und wenn er ehrlich war, eine Übergabe dieser Daten auf dem Transmissionsweg wäre durchaus eine heikle Angelegenheit gewesen. Der junge Slicer nickte langsam.

Verstehe... Spike sprach es nicht aus, aber es war ihm durchaus ganz recht, dass man solche Daten eher persönlich übermittelte. Nicht zuletzt konnte eine Mission aus solchen Gründen durchaus scheitern.

Und immerhin wußte er nun tatsächlich darüber Bescheid, dass Informationen bereits gesammelt wurden. Das hieß für Spike, dass er sich in der jetzigen Situation nur einen Plan zurecht legen konnte. Je nach Art der Informationen und den zur Verfügung stehenden Gegenständen würde er wohl oder übel sogar improvisieren müssen. Und dafür würde er wohl oder übel Zeit brauchen, um die entsprechenden Programme umzuschreiben und um diverse Antislicingprogramme damit umgehen zu können. Es war jedoch nicht so, dass er mit diesen Vorfällen nicht rechnen würde – Spike war nur zumeist gerne gut vorbereitet, für den Fall der Fälle. Denn jedes Programm hatte Fehler im Code, Hebel, welche man zum Umgehen oder Ausschalten nutzen konnte. Das Problem war allerdings, diese erst einmal zu finden und als Sicherheitsleck identifizieren zu können.

Spike runzelte die Stirn über seiner rotlich schimmernden Brille, welche die Augenpartien komplett umschloss und über die Worte der Scharfschützin nachdachte. Ein ID10 also, ein Suchdroide. Es war in den Augen des Slicers eine recht ungewöhnliche Wahl, denn soweit er es in Erinnerung hatte, waren diese rein auf das Erkunden ausgelegt. Inwiefern sie jedoch einen Scharfschützen bei der aktiven Aufschaltung des Zieles unterstützen konnten, das war dem Slicer nicht klar. Und wenn er ehrlich war, wollte er es auch nicht wirklich wissen.


Hmm, wenn ich mich nicht täusche sind diese Modelle reine Sucherdroiden, deren Aufgabe es ist, bestimmte Ziele zu tracken. Spike neigte den Kopf leicht zur Seite und sah dabei dennoch recht nachdenklich aus. Die Subroutinen des Hauptchips geben leider keine Ressourcen für eine weitere Programmierung her und, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, können damit keine ballistischen Berechnungen durchgeführt werden. Sind sie sicher, dass sie das wollen?

Brummte der Arkanianer nachdenklich, während er nun den Kopf zu der hellroten Person drehte. Das so helle Licht begann wieder, in seinen Augen zu schmerzen und während er auf eine Antwort wartete, petzte er diese zusammen. Wie so oft waren diese Plätze kein guter Ort für einen Arkanianer, wohl ganz zu schweigen von Argai selbst. Es war schlichtweg zu hell für seine Spezies. Arkania, seine Heimat, war an der Oberfläche von Eis übersäht und im Inneren von Mineralien, Kristallen und Diamanten bevölkert. Sonnenlicht, zumindest in der Itensität, welche man durchaus von anderen Planeten kannte, war kaum bis garnicht auf dem Eisplaneten vorhanden. Für menschliche Verhältnisse war es schlichtweg dunkel, selbst wenn die Sonne auf Arkania im Zenit stand. Im Infrarotbereich jedoch, welcher das Tageslicht umfasste, war für Spike jedes einzelne Detail auf Arkania sichtbar. Es war jedoch der Flottenoffizier, welcher ihn nun aus seinen Gedanken zurück in die Realität holte.

Neugierig schaute der Slicer ebenfalls, wie alle anderen am Tisch, zu dem Lieutenant hinüber, als er seine ersten Worte an die Runde richtete. Nur für einen kurzen Moment, bevor ihn das grelle rötliche Licht wieder dazu zwang, seinen Kopf nach unten zu senken, bevor die Schmerzen zu stark werden würden. Interessant war die scheinbar wirkende Abgeklärtheit des Offiziers, obwohl sich der Arkanianer durchaus sicher war, dass diese nur stärker war als die Nervosität. Wer hatte denn schon wirklich gerne mit dem Geheimdienst Angelegenheiten zu regeln oder zu besprechen? Vorallem bei den militärischen Teilstreitkräften oder gar bei der zivilen Bevölkerung? Meist versprach dies Ärger, welchem man nicht mehr Herr wurde. Ärger, welchen sie bei dieser Mission tunlichst vermeiden wollten, gerade in einer so brenzligen Lage wie einem diplomatischen Bankett. Diese ganze Operation, oder zumindest der ursprüngliche Plan, würde den ersten Feindkontakt in Form einer Abstimmung des Besuchsablaufes mit einem republikanischem Admiral erst überleben müssen.Umso mehr würde die jetzige Planung an Bedeutung gewinnen, würde bei diesem Treffen zwischen der Führungsriege des Schiffes, dem Gesandten und dem hohem republikanischem Offizier etwas schief laufen.


Spike neigte den Kopf ein wenig zur Seite und sah zwischen dem Flottenoffizier und der Scharfschützin hin und her, verfolgte das Gespräch der beiden Personen mit einer neutralen Miene. Bei einer solchen diplomatischen Veranstaltung werden die regulären Crewmitglieder nur mit einer geringen Wahrscheinlichkeit teilnehmen, Miss. Brummte er mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln in einem sehr leisen Stimmton. Es war allerdings der Notfallplan, welcher dem Slicer Sorgen machte. Tarnidentitäten waren für gewöhnlich nicht sein Fachgebiet, aber für den Notfall konnte man nie wissen. Die Ausbildung im Geheimdienst war stets vollumfassend.

Wie viel Zeit würde die Durchführung dieses Befehls denn in Anspruch nehmen, Lieutenant?

Spike sah immer noch nach unten, da ihn nach wie vor das Licht störte, als er den Flottenoffizier ansprach.



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Da er sich in seinem bisherigen Leben noch nie mit Droiden beschäftigt hatte, die einem imperialen Scharfschützen beim Zielen irgendwie helfen sollten, und dementsprechend keine Ahnung von den notwendigen Parametern hatte, ließ der kurze Wortwechsel, der sich mit einem Mal zwischen Lucy Dent und dem Slicer Spike abspielte, den Bakuraner ein wenig ratlos zurück. Bei so mancher Stelle glaubte er zwar zeitweise erahnen zu können, was der fahle, Sonnenbrille tragende Geheimdienstler mit seinen technischen Einwendungen in etwa bezwecken wollte, aber ihm fehlte letztlich trotzdem das abschließende Quäntchen zum vollständigen Verstehen. Wenngleich es überhaupt nicht seinem eigenen Ehrgeiz entsprach, musste er sich in diesem Augenblick wohl oder übel mit den wenigen Brocken begnügen, die er bei diesem Nebenthema verstand.

Brennan Diar'mon, der nebenbei irgendetwas auf seinem Datapad gelesen hatte, schaltete sich mit einem Mal in das Gespräch der beiden Teammitglieder ein. Bei dem Bakuraner erweckte dessen Stimme noch immer einen distanzierten Eindruck als er sagte:
„Im Hinblick auf die technischen Details muss man Spike natürlich Recht geben. Die eingebauten Komponenten bestimmen das Aufgabenspektrum – und ein einfaches Zweckentfremden könnte zu Problemen führen.“ Der drahtige Geheimdienstler nickte dem Slicer kurz zu. „Jedoch darf man bei der ganzen Diskussion ein Detail nicht außer Acht lassen: Der Markt für taugliche Spotter-Droiden ist nicht besonders groß. In der gesamten Galaxie greifen die jeweiligen Streitkräfte letztlich nur auf drei, vier Modelle zurück. Sollten sich nahe dem Forschungsinstitut irgendwelche Überwachungskameras befinden und Dents Droide – aus welchen Gründen auch immer – in dessen Sichtfeld geraten, könnten die Ermittler überraschend schnell eine geheimdienstliche Operation als Ursache für den Einbruch vermuten. Und genau DAS möchten wir nicht.“

„Ich könnt versuch’n die Technik, die im Spott’r steckt, in das Gehäuse von ’nem Such’r zu packen“
, schlug das kleinwüchsige Wesen mit dem zotteligen Backenbart (Vuull) plötzlich grunzend vor. „So ham ’mer die gewünscht’n Leistungen in ’nem unauffälligen Kasten.“ Dann kratzte er sich das breite Kinn und schaute – jedenfalls für Noak – grübelnd drein. „Bräuchte aber so zwo, drei Tage und ’ne gute Werkbank zum Basteln, Sir. Vielleicht geht’s auch ’n biss’l schneller, wenn mir Spike hilft. Wer weiß.“

Der leitende Geheimdienstler lehnte sich schnaubend zurück, verschränkte die Arme vor der breiten Brust und ließ sich den unterbreiteten Vorschlag anscheinend noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen. Das Zeitfenster, das ihnen für die ganze Aktion auf Argai zur Verfügung stand, war mit fünf Standardtagen in der Tat nicht besonders groß. Puffer hatten sie eigentlich keine. Demnach mussten sie in den nächsten Tagen – hintereinanderweg – eine Station nach der anderen abarbeiten. Sollten der untersetzte Nichtmenschen-Techniker und der hellhäutige Slicer am Ende keinen improvisierten Spotter-Droiden zusammengebaut bekommen, würde sich die blonde Scharfschützin etwas anderes überlegen müssen. Diese simple Tatsache war selbst Noak klar. Er schnaubte daraufhin ebenso.

Diar'mon lehnte sich wieder ein bisschen nach vorn und sah in die Runde.
„Vielleicht haben wir ja ein kleines Bisschen Glück und unsere Leute vor Ort haben an dieses Detail gedacht. Dann bräuchte es keiner Werkbank. Um auf Nummer Sicher zu gehen, können Sie aber gerne in den nächsten paar Stunden mit Spike die Köpfe zusammenstecken, Vuull.“ Kurz ließ er die getroffene Entscheidung sacken. Dann schlug er unvermittelt mit der flachen Hand auf den Tisch. „Kommen wir noch einmal kurz auf die zweite Etappe zurück: Das Kartenarchiv. Shysa, wie sehen Ihre Vorbereitungen aus?“

Sämtliche Aufmerksamkeit am Tisch wanderte plötzlich zu einer Person, die bis zu diesem Moment noch gar nicht bei dieser Besprechung in Erscheinung getreten war. Ein paar Sekunden brauchte der junge Bakuraner zwar, weil die angesprochene Dame eine andere Haarfarbe sowie Frisur hatte, aber dann erkannte er sie doch. Es handelte sich um die zweite Kartographin der Alièstra. Sobald das Team, das in die Forschungseinrichtung einbrach, die Daten der Blackbox in seinen Besitz gebracht hatte, würde sie den damaligen Kurs bei den heutigen Sternenkonstellationen ermitteln. Denn in den letzten fünfundzwanzigtausend Jahren hatte sich natürlich auch in diesem Teil der Galaxie allerhand geändert. Um den Schatz schlussendlich finden und heben zu können, war ihr Mitwirken an dieser Operation demzufolge unerlässlich.

„Momentan kann ich zu der ganzen Sache leider noch nicht allzu viel beitragen, Lieutenant“, sagte die Kartographin mit ruhiger Stimme, strich sich beiläufig eine lange, brünette Haarsträhne aus dem Gesicht und zündete sich anschließend ebenfalls eine Zigarette an. „Bei Bimmissari konnte ich zwar aktuelles Kartenmaterial zu den hiesigen Sektoren abgreifen, aber ohne die antiken Karten und jene Daten, die in der Blackbox schlummern, kann ich weiterhin nur wenig tun. Ich schätze, allein das simple Übertragen alter Wegpunkte auf die derzeitigen Verhältnisse dauert zwei, drei Tage. Was für Probleme das Aufbereiten der zu ergatternden Informationen birgt, kann ich hingegen zur Zeit noch gar nicht abschätzen.“

Ozuar, der in dieser Runde für Kommunikation und Kryptographie zuständig war, brummte und gab zu bedenken:Einiges an Zeit wird auch das Entschlüsseln der eingesetzten Codes fressen. Etwas Soft- und Hardware habe ich zwar hier an Bord, die mir helfen soll, aber möglicherweise bräuchte ich an dieser Stelle später etwas Hilfe.“

Erneut gab der leitende Geheimdienstler ein Schnauben von sich, während er neuere Überlegungen anstellte. Noak, der in diesem Augenblick auffallend still war, griff in der Zwischenzeit nach seinem Glas und trank einen großen Schluck Wasser. Seiner Meinung nach kam Diar'mon nicht umhin, das Team in den ersten Tagen aufzuteilen, um sowohl das Museum als auch das Kartenarchiv möglichst schnell abhaken zu können. Sobald sie diese beiden Punkte von der Liste gestrichen hatten, konnten sie sich voll und ganz auf den schwierigsten Part, den geplanten Einbruch in das Forschungsinstitut, konzentrieren. Hier würden sie zweifelsohne die meisten Fähigkeiten gebündelt vor Ort benötigten, sollte alles glatt über die Bühne gehen. Der Bakuraner genehmigte sich noch einen zweiten Schluck.

Da anscheinend alle Anwesenden den Einbruch als „Knackpunkt“ der Mission betrachteten, kreiste die Besprechung kurz darauf schon wieder um diese Sache. Zum Beispiel griff die blonde Soldatin das Thema noch einmal auf, um ihre Bedenken hinsichtlich einer Extraktion am letzten Abend zu äußern. Ihrer Auffassung nach könnte das Fehlen zu vieler Cygnier beim angedachten Bankett den örtlichen Vertretern auffallen und so vorzeitig die Mission torpedieren. Somit müsse man entweder vor dem Beginn der Feierlichkeit den beabsichtigten Einbruch begehen oder sich erst nach dem offiziellen Programm abkapseln. Dass sie bei diesen Überlegungen von falschen Voraussetzungen ausging, da die Mannschaft der Alièstra kaum an solch einer Veranstaltung würde teilnehmen dürfen, wandte – richtigerweise – Spike sogleich ein.


Richtig“, stimmte ihm Noak zögerlich zu als Diar'mon keine Anstalten machte irgendetwas zu der Sache sagen zu wollen. „Im Gegensatz zu Chalacta, wo aufgrund des angestrebten Bündnisses gegen die Hutten die cygnische Delegation deutlich größer war, soll dieses Mal nur der 'Kern' – bestehend aus Captain Mirtan und Gesandter Mulran – am Bankett teilnehmen. Dieses Mal sind wir also fein aus dem Schneider, Miss Dent.“

Unwillkürlich musste der Bakuraner an den feierlichen Empfang auf Chalacta denken. Nachdem die Delegationen dem plötzlich beginnenden Tumult auf Jordirs Straßen entkommen waren, hatten sich die Gastgeber ordentlich ins Zeug gelegt, um den anfänglich guten Eindruck beizubehalten. Da der junge Imperiale im Laufe seiner bisherigen, kurzen Karriere nur wenig Veranstaltungen dieser Art erlebt hatte – eigentlich war der verhängnisvolle Empfang auf Cygnus sein erstes Mal gewesen –, hatten die Chalacter leichtes Spiel bei ihm gehabt. Indem Jolene Mirtan ihn kurzerhand unter ihre Fittiche genommen hatte, hatte er diesen Abend jedenfalls heil überstanden. Doch im Hinblick auf Argai zeichnete sich ab, dass das Cronese-Mandat dem Cygnischen Sternenimperium sehr ähnlich war. Demzufolge war er ganz froh über den Umstand, dass bislang niemand nach Rowan Karsteens Anwesenheit verlangte.

Eine weitere Person, die bislang schweigend an dem Tisch gesessen hatte, machte sich plötzlich mit einem tiefen Räuspern bemerkbar. Nachdem sie die fette Zigarre gekonnt in den linken Mundwinkel geschoben hatte, sagte sie:
„Im Zusammenhang mit dem letzten Abend gibt’s meiner Meinung nach noch eine Sache zu besprechen: Wie wollen wir von der Kugel nach dem Einbruch wieder herunter kommen? Das nervöse Früchtchen...“ Den Finger richtete die Person auf einmal auf Noak. „... sprach vorhin davon, dass wir per Shuttle runterkommen. Jedoch müssen wir – am Besten ohne Aufsehen zu erregen – wieder auf die Fregatte rauf, bevor wir mit der Jagd nach dem Schatz beginnen können.“

Bei dem Zigarre rauchenden Anwesenden handelte es sich um Major Crix Sinan. Das Mitglied des Imperialen Sternjägerkorps leitete bei dieser Mission offiziell die an Bord der Alièstra stationierte Einheit Xg-Eins Sternflügler und unterstand folglich dem Cygnier Rahvin Buffort. In Wahrheit war er aber der führende „Fluchtfahrer“ und sollte in dieser Phase der Geheimoperation gemeinsam mit zwei weiteren imperialen Piloten die nötigen „Fahrzeuge“ besorgen, um die notwendige Flexibilität zu garantieren. Laut Diar'mon war der dunkelhäutige Uniformierte ein Allround-Talent. Immerhin soll er wohl vom Speedbike über einen Gleiter bis zum Hovertruck jegliches Vehikel kurzschließen und steuern können. Einen Moment lang ließ der breitschultrige Major den musternden Blick auf Noak ruhen, dann sprang die Aufmerksamkeit zum leitenden Geheimdienstler. Auffordernd reckte er das kantige Kinn.

Jedoch ließ sich Brennan Diar'mon auch dieses Mal keine Nanosekunde lang aus der Ruhe bringen.
„Mister Fremyn hatte es vorhin schon erwähnt. Grundsätzlich sollen uns unsere eigenen Shuttles zum Planeten runter und zur 'Alièstra' wieder hinauf bringen. Laut den Informationen, die wir vom 'Veteranen' zuletzt erhalten haben, steht wohl der eine oder andere Vorarbeiter im Raumhafen auf dessen Gehaltsliste. Sollten wir unser Vorhaben innerhalb der fünf Tage erledigt und die Rebellen in dieser Zeit keinenVerdacht geschöpft haben, geben die meinen Leuten ein bestimmtes Zeichen und in den nächsten Shuttles sind Plätze für uns reserviert.“

„Und wenn der Einbruch erst in der Bankettnacht durchgezogen wird?“, fragte Major Sinan nach.

Die Miene des Geheimdienstlers blieb starr als er antwortete: „Für den Tag nach dem Bankett wird Mirtan und Mulran ein größeres Shuttle zur Verfügung gestellt. Im Schutz der Dunkelheit werden wir uns in dem Fall auf den Landeplatz schleichen und im vergrößerten Frachtraum Zuflucht suchen müssen. Nicht sehr bequem, aber wir kommen unbemerkt von Argai herunter.“

„Netter Einfall, Lieutenant. Ein wirklich netter Einfall“, entgegnete der Pilot mit einem breiten, höhnischen Grinsen. „Da haben Sie sich ja eine amüsante Dreistigkeit überlegt.“ Er lachte belustigt laut auf und klopfte sich dabei einmal auf den dicken Oberschenkel. „Eine letzte Frage noch – falls Sie es mir gestatten. Und was machen wir, wenn wir bei dem Einbruch auffliegen? Die Cygnier werden in diesem Fall kaum ein Shuttle nach Argai schicken...“

Nun lächelte Diar'mon kühl. „In diesem Fall ist Ihr Talent gefragt, Sinan. Dann werden Sie einen Frachter organisieren und uns schnellstmöglich aus dem Tion-Cluster bringen müssen. Sobald wir im neutralen Raum sind, können wir dann Kontakt mit der 'Alièstra' aufnehmen, einen Treffpunkt ausmachen und mit ihr wieder zusammenstoßen.“

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[OP @Darth Makhaira und @Blutfeuer: Grundsätzlich würde ich die Besprechung im nächsten Noak-Beitrag beenden wollen. Falls ihr auf den einen oder anderen Planungspunkt noch etwas genauer eingehen wollt, könnt ihr das natürlich gerne tun. Es steht euch frei die NPCs zu benutzen. Ich würde mich dann nach euch richten. Sobald ihr mir das Zeichen gebt, käme dann der entsprechende Beitrag.]
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System| Victory-II Fregatte „Arcadia“ | Quartier der Geschäftsführung] Arguss

Wärend die Priesen Mannschaft sein Schiff, besser gesagt das Schiff seiner Firma nach Argai flog, wurde er in seinem Quartier festgehalten, in welchem er sich allerdings frei bewegen konnte. Nachdem er einen Anwalt seiner Wahl über seine Aktuelle Lage konsultiert hatte, und dieser ihm zugesagt hatte das er seinen Fall übernehmen würde, schrieb Arguss eine Nachricht an seinem Stellvertreter das dieser vorerst die Geschäfte führen solle, und seine Termine übernehmen soll. Sobald Arguss allen Wichtigen Personen seine letzten Anweisungen übermittelt hatte, damit sie keinen Verlust erlitten, legte er die Jacke ab, so dass er nur noch in dem Edlen Hemd und der Braunen Hose bekleidet war, auch die Hose wechselte er durch eine Schwarze Anzug Hose. Daraufhin setzte er sich an seinen Schreibtisch, und nahm einen Stift so wie Papier zur Hand, um Analog eine Verteidigungsstrategie auszuarbeiten, da sein Wissen über das Republikanische Recht sehr begrenzt waren hatte er große Schwierigkeiten dort irgendetwas ausfindig zu machen was ihn aus dieser Lage befreien konnte, dennoch gab er sein bestes, und bekam zwei Seiten einer ersten Verteidigung zusammen. Da er wusste das sämtliche Anschuldigungen recht wacklig waren und er zudem ohne eine Belehrung über seine Rechte verhaftet wurde, hatte er somit einen kleinen Vorteil, welchen er auch gnadenlos ausnutzen würde, sobald er vor einem Richter stand. Auch wenn die Soldaten und Zollbeamten weitere Durchsuchungen veranlassten konnte man dies, nachdem wissen von Arguss gegen die Soldaten und Beamten verwänden.

Arguss spürte wie das Schiff langsamer wurde und Schluss endlich auch zum stillstand kam, er konnte Stimmen vor der Türe hören, allerdings konnte er nicht hören was diese sagte, dennoch wusste er das man ihn bestimmt verlegen wird, weshalb er eine Krawatte, eine schwarze Weste, so wie eine Schwarze Anzug Jacke anzog, in welche er alles nötige Packte. Sobald die Türe auf ging hob er die Hände, damit die Soldaten sahen das er nichts in den Händen hatte, womit er diese verwunden oder gar töten konnte. Ein Mann wies ihn durch einen wink an, das Quartier zu verlassen, Arguss kam der Aufforderung auch prompt nach. Er wurde nicht in Handfesseln gelegt, warum auch immer, Arguss schob diese Tatsache auf seine Kooperation, die er schon von Anfang an zugesagt hatte. Flankiert von den beiden Soldaten ging er einem Dritten, welcher voran ging hinter her, sobald sie das schiff verlassen hatte, hielt Arguss eine Hand vor seine Augen, damit die sonne ihn nicht so sehr blendete.

„Erlauben sie mir eine Zigarette?“

„Ja, aber wir nehmen diese raus, und zünden sie auch an.“

Arguss war es relativ egal, wer nun die Zigarette oder das Feuerzeug in der Hand hatte, solange er noch ein Rauchen konnte. Arguss zeigte dem Soldaten wo er beides Finden konnte, und dieser nahm Etui und Feuerzeug an sich, ehe er Arguss eine Zigarette ihn hielt, und sie ihm anzündetet, daraufhin steckte der Soldat beides wieder in die Innentasche von der Jack, von Arguss. Sie gingen weiter, zu einem Gebäude, welches Arguss immer mehr als eine Militärische Einrichtung erschien als eine Polizei Station, oder ein Gefängnis. Dennoch konnte er sich immer noch gegen so ziemlich jede Eventualität wären, solange dies so blieb, war es so gut wie irrelevant wo man ihn hinbrachte, allerdings konnte sich Arguss ausmahlen was man mit ihm machen wird, um ihn zu einem Geständnis zu bringen, oder auch Informationen zu erhalten, welche er nicht hatte.

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System| Argai | Militärkomplex] Arguss, Soldaten der Republik (NSCs)
 
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Lucy starrte gebannt auf die Projektionen. Ihre Stirn war leicht in Falten gelegt während sie nachdenklich in ihren Tee schaute. Irgendwie mochte sie den Slicer nicht wirklich. Jedoch half es nichts. Der Auftrag war wichtig. Sie mussten ihn erfolgreich ausführen. Dazu kam noch die ganzen Korrekturen. Der Mangel an Informationen welchem sie nun zum Opfer fiel erzeugte ein klares Bild. Man wollte nicht, dass sie sich weiter dazu äußerte sondern eher eine schweigsame Maschine war die ihren Job machte. Es war also so einfach? Faszinierend. Langsam lehnte sie sich etwas mehr zurück und schloss nach einem leichten Nippen an ihrer Teetasse die Augen. Langsam ging sie alles noch einmal durch. Sie würde bei dem Museum nicht benötigt wenn sie ehrlich mit sich selbst war. Ihre Fähigkeiten brachten nichts in geschlossenen Räumen. Daher musste sie wohl besser darauf achten sich zurück zu halten. Natürlich hatte Lucy eine Grundausbildung erhalten. Aber diese war eben kaum mehr als das. Im Prinzip war sie immer noch nicht mehr als eine Scharfschützin. Auf die Worte des Slicers hin nickte Lucy nur kurz nachdenklich ehe sie nach einer kurzen Pause selbst das Wort an ihn richtete.

“Ich hatte mal einen modifizierten Suchdroiden. Der dürfte irgendwo in meiner Kaserne in einem Lager verstauben. Der war perfekt auf meine Arbeitsweise abgestimmt. Er hat nur einen Teil der Berechnungen übernommen. Ich hatte immer ein gutes Gespür dafür zu schießen. Wenn ich nur die Berechnungen bräuchte, könnte ich auch eine Rechenmaschine mitnehmen. Ich will lieber etwas in meinem Umfeld mit einem brauchbaren Scanner haben der mich darüber informiert ob ich noch alleine bin. Ich hatte schon zu oft mit den Droiden welche im Prinzip nur bessere Taschenrechner sind das Problem fast erwischt worden zu sein… Aber ja, ich verstehe ihre Bedenken…”

Es war eine relativ klare Aussage. In der Tat verschwieg Lucy lieber, dass sie ihre meisten Abschüsse bis etwa 600 Meter quasi ohne Droiden unter Einsatzbedingungen geschafft hatte. Am Ende waren es genau diese Leistungen, welche ihr den Job hier erst eingebracht hatten. Allerdings würde sie für längere Distanzen bessere Informationen über Windstärken, Auf- sowie Abwinde brauchen und wie das Wetter samt Lichtverhältnisse sich veränderte. In die Technik der Droiden vertraute sie allgemein nicht. Ein leises Seufzen drang schließlich über Lucys Lippen. Während sie so da saß könnte man fast meinen sie wäre eingeschlafen, wenn da nicht das gelegentliche nippen an der Teetasse wäre. Es war eine Marotte welche sich irgendwie etabliert hatte. Ein kleiner Tick welcher Lucy seit dem Anfang ihrer Karriere im imperialen Militär begleitet hatte. Es hatte bei verschiedenen Wesen, vor allem Vorgesetzten, stets unterschiedliche Reaktionen vorher gebracht. Man hielt sie durch dieses Verhalten nicht selten für kaltherzig. Alleine weil bei Planungen in denen es um ein kleines Massaker ging ihr Verhalten ähnlich gewesen war. Sie hatte ihre Äußerungen getätigt. Ging innerlich aber andere Optionen durch. Ein Spotter Droide hatte am Ende genau das Problem welches Brennan ansprach. Es gab nur wenige geeignete Modelle. Sie brauchten eine Alternative. Doch ehe sie was äußern konnte übernahm Vuull das Wort. Wieder würde man ihr einen Taschenrechner mitgeben. Kurz verzog Lucy leicht angesäuert das Gesicht ehe es wieder zur Ruhe kam. Es war am Ende einfach nicht das was sie im Kopf hatte. Das ergebnis war klar. Lucy würde sich wie so oft anpassen müssen. Daher hüllte sich die die blonde Menschenfrau lieber in Schweigen. Die ganze Mission verlief jetzt schon sehr chaotisch. Da sollte sie selbst lieber nicht versuchen ihren Kopf durch zu drücken.

Das restliche Gespräch nahm Lucy eher nur als Randnotiz mit. Es war nicht ihre Aufgabe. Sie sollte nur ihre Ziele eruieren und dann ihre Meinung äußern wenn diese gefragt war. Immerhin hatte sie nach und nach Ideen, wie sie vorgehen könnte. Jedoch war es bei weitem nicht fehlerlos. Geschweige denn dass sie einen genauen Plan hatte. Vermutlich hätte sie am Ende nur einen besseren Taschenrechner an ihrer Seite. Irgendwie wünschte sich Lucy ihren alten Droiden-Partner zurück. Am Besten würde sie diesen in Zukunft mit sich nehmen. Vielleicht könnte sie ihn nach dieser Mission von den verdienten Credits vom Imperium abkaufen. Der Droide vergammelte ohnehin nur in der Kaserne in der hintersten Ecke. Alleine wegen seiner Eigenwilligen Natur und dem Charakter welcher von anderen oft als schwierig beschrieben wurde. Viele ihrer Kollegen zählten nun einmal auf Droiden welche eher reine Recheneinheiten sind als auf einen Partner. Wahrscheinlich war Lucy daher einfach nur ein altes Relikt vergangener Zeiten oder aber einfach nur sehr eigenwillig was ihre Droiden anging. Nachdenklich massierte sie sich ihren Nacken und sie schaute kurz in die Runde. Das Gespräch ermüdete sie. Auch die anderen Anwesenden waren nur mehr anstrengend. Die Worte von Noak quittierte sie dahingehend nur mit einem Nicken. Sie würden also freigestellt sein. Allgemein stellte sich ihr aber dennoch die Frage was eine Scharfschützin bei der Sache im Museum tun sollte. Gerade bei dem geplanten Vorgehen. Sie wäre nur eine weitere Person die auffallen könnte. Daher wäre sie quasi nutzlos. Doch wer war Lucy schon um das in Frage zu stellen? Bevor man etwas dummes fragte, fragte man lieber gar nichts.

Eine Person mit einer Zigarre im Mund welche Lucy am Liebsten selbiger Person so tief in den Rachen gestopft hätte bis dieser wie ein Glühwürmchen aus dem Hintern leuchten würde ging Noak direkt an. Lucy welche sich wieder entspannt mit ihrer Tassetee zurück lehnte seufzte leise.Probleme. Man sollte vorbereitet sein. Jedoch war der springende Punkt dass man improvisieren konnte. Daher öffnete Lucy nur ein Auge und starrte den Major an als wäre sie der Teufel persönlich.

“Sir… Haben Sie vergessen, was man bereits in der Grundausbildung lernt? Wenn alle Stricke reißen muss man improvisieren können. Ein Fehlschlag liegt im Bereich des möglichen, aber wir können nicht sagen, wann wir wo und wie auffliegen würden. Daher kann man diesen Teil nicht planen. Manchmal muss man daher hinter feindlichen Linien in einem Graben übernachten oder in den Kanalisationen. Wir sollten uns allerdings nichts vor machen. Sollte man jemanden von uns ergreifen müssen wir wissen was uns erwartet und das wir dem Imperator treu ergeben sind!”

Anders als man es sonst von ihrer kalten Mimik erwartete konnte man bei Lucy, welche im Laufe ihrer Worte aufgestanden war ein Feuer in den Augen erkennen. Ihre Haltung war stramm und man erkannte darin die Disziplin und den Drill welchen sie in der Armee erlernt hatte. Sie war ein Vorbild für jeden Soldaten. Ihr kalter Blick durchbohrte den Major regelrecht. Er war ihr Vorgesetzter. Lucy schaute sich die Abbildungen alle nacheinander an und nickte nur knapp nachdem sie sich alles eingeprägt hatte. Schließlich trank sie ihre Tasse leer und schaute alle anwesenden nacheinander an. Ihr Blick zeigte, dass sie es gewohnt war in diesen Momenten eine kleine eigene Gruppe anzuführen welche ihrem Befehl folgte. Langsam stellte die Frau daher auch ihre Tasse ab wodurch ihre Abstammung aus einen besserem Hause leicht zu erkennen war. Man hatte sie in diese Welt geworfen. Jedoch anders als ihre Familie erwartet hatte war Lucy nicht gescheitert. Sie war eine angesehene Soldatin in ihrer Heimat geworden. Nun würde sie sich auf einen Einsatz mit zweifelhaftem Ausgang begeben. Jedoch schien hier nichts so extrem schief gehen zu können, als dass sich Lucy ernsthafte Sorgen machen müsste.


“Ein Scheitern ist für mich keine Option. Wer jetzt vom Scheitern spricht untergräbt die Moral. Wir haben einen Plan oder? Also halten wir an unseren Plänen fest. Nicht an einer möglichen Niederlage!”


Lucy hasste es wenn Vorgesetzte die Moral mit gerede über mögliche Fehlschläge untergruben. Hier hatte man einen Plan sie raus zu holen. Oft genug in ihrer Vergangenheit hatte Lucy sich selbst wieder zurück zum Imperium kämpfen müssen. Einmal hatte man, eben bei jenem Einsatz bei dem sie in Gräben und Kanalisationen übernachtet hatte, sogar den Tod der Soldatin Dent verkündet. Als sie quasi zu ihrer eigenen Beerdigung zurück kam war man erstaunt oder sichtlich überrascht. Man konnte entkommen. Selbst ohne den Luxus großer Pläne für solche Fälle. Schief gehen konnte alles. Wenn man sich auf diese Gedanken aber zu sehr einließ wurde meist sehr schnell aus einem “könnte” ein “wird”. Daher galt es derartige Flausen aus den Köpfen zu verbannen. Die Piloten in ihren Tie-Fightern flogen ohne Schilde und eigene Lebenserhaltung während ihre Gegner genau über derartige Dinge verfügten. Man konnte sich einfach nicht auf alles vorbereiten. Es war eine klare Sache.


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Die patriotische, selbstbewusste Entgegnung, die Lucy Dent direkt an den Major richtete, sorgte am Tisch sichtlich für Eindruck. Imponiert nicke der eine oder andere Anwesende mit dem Kopf. Und selbst der leitende Geheimdienstler, Brennan Diar'mon, schien der Unteroffizierin anerkennend zu zunicken, während der auf der anderen Tischseite sitzende angesprochene Offizier zähneknirschend die Zigarre ausdrückte. Erstaunt war auch Noak. Seit die Alièstra ihren Heimathafen im Cygnus-System verlassen hatte, hatten die beiden Menschen im Laufe der zwei Standardmonate zwar schon einige kurze Sätze miteinander gewechselt, aber SO hatte er sie bislang noch nicht erlebt. Meist war sie ihm eher unterkühlt und distanziert erschienen. Eine solche Leidenschaft hatte er bei ihr wirklich nicht vermutet. Demnach betrachtete der junge Bakuraner sie gerade einen Moment lang mit richtig großen Augen.

Diar'mon räusperte sich als die Stille drohte allzu groß zu werden und unterband so eine eventuelle Erwiderung seitens des nun grummelig dreinblickenden Sternjägeroffiziers.
„Kommen wir nun aber wieder zum eigentlichen Kern der ganzen Sache zurück, meine Damen und Herren.“ Ganz langsam sprang sein musternder Blick von Gesicht zu Gesicht. „In groben Zügen steht nun unser Plan für die kommenden Tage. Es waren allerhand wichtige – und nützliche! – Gedanken dabei. Das ist gut. Das ist sehr gut. Gehen wir nun also abschließend den morgigen Tag durch.“

Beiläufig griff der blasse Geheimdienstler nach seinem Datapad, ließ den Bildschirm erwachen und zügig einen Befehl routiniert eintippte. Daraufhin verschwand mit einem Mal die dreidimensionale Darstellung von Sah Gosta und an dessen Stelle trat eine Art „Ablaufschema“. Brummend machten sich die ersten Anwesenden knappe Notizen oder versuchten sich einzelne Details – vor allem jene, die im Zusammenhang mit ihrem Namen standen – einzuprägen. Noak, der noch keine Erfahrungen mit solchen Besprechungen hatte, brauchte jedoch etwas länger als manch anderer, um sich bei dem Gewirr an Zeilen und Spalten richtig zu orientieren. Leicht verdutzte kratzte sich der Lieutenant am Hinterkopf, während er ein bisschen ziellos seinen Namen suchte.

Der Geheimdienstler nahm auf solche kleineren Komplikationen jedoch keinerlei Rücksicht. Kaum hatte Vuull das letzte Bisschen Flackern beseitigt, fuhr er ohne Umschweife fort:
„Der 'Veteran' hat uns zuletzt wissen lassen, dass auf Argai ein Safe House bereitstehen wird. Da die Kommunikation zwischen dem Planeten und unserem Schiff aber zu unsicher ist, haben wir uns darauf verständigt, dass alle relevanten Informationen zur Örtlichkeit sowie der Zugangsschlüssel in einem Schließfach im zentralen Repulsorbahnhof im Inneren der Stufenpyramide hinterlegt ist. Soweit mir bekannt ist, ist der 'Veteran' schon länger im Cronese-Mandat aktiv und konnte so über die Zeit eine Menge Kontakte aufbauen. Möglicherweise liegt das Safe House in einem Wohnbereich der Pyramide. Unter Umständen könnte es aber auch im äußeren Stadtring sein, wo das Museum und das Forschungsinstitut zu finden sind. Es kommt wohl ganz darauf an, wie viele Credits er von dem ihm zur Verfügung stehendem Budget für uns auszugeben bereit ist.“ Unvermittelt wandte sich Diar'mon der blonden Soldatin, die nicht unweit von ihm an dem runden Tisch saß, zu. Lucy, Sie werden sich morgen zusammen mit Spike um den Unterschlupf kümmern. Suchen Sie das Schließfach auf, finden sie den Unterschlupf und inspizieren Sie die Räumlichkeiten und die eingelagerte Ausrüstung. Das Scharfschützengewehr, das Sie auf Chalacta ausgesucht haben, müsste schon dort sein. Sobald Sie der Meinung sind, dass es dort nichts gibt, was uns Schwierigkeiten machen könnte, schicken Sie mir die Adresse. Sowohl den Code für das Schließfach als auch einen präparierten Kommunikator kann ich Ihnen nachher geben.“ Sein Blick wanderte plötzlich kurz zu Noak. „Ach, und nehmen Sie Fremyn mit. Dann können Sie bei der Gelegenheit gleich zu dritt die Museumssache in Angriff nehmen.“

Obwohl das Zeitfenster, das ihnen zum Erledigen der drei Stationen zur Verfügung stand, nicht sehr groß war, hatte der Bakuraner nicht mit diesem hohen Tempo gerechnet. Brennen Diar'mon schien bei diesem Landgang keine einzige Minute verschwenden zu wollen. Demzufolge würden sich für den Lieutenant die letzten beiden Zwischenstopps, die die Alièstra bei Chalacta und Bimmissari – aufgrund ihrer offiziellen Mission – eingelegt hatte, im Nachgang wie Urlaub anfühlen, obschon auch da wegen der vielen diplomatischen Gespräche jede Menge Stress involviert war. Ein Seufzer entglitt unwillkürlich seinem Mund. Danach raffte er sich auf und sah sich die beiden Personen, die ihm ab morgen „Gesellschaft“ leisten würden, noch einmal genauer an. Wenngleich die Soldatin nur Minuten zuvor eine ihm noch unbekannte Seite von sich gezeigt hatte, konnte er sie deutlich besser einschätzen als den fahlen Kerl mit dem Basecap.

Diar'mon sprach in der Zwischenzeit zu der anwesenden Kartographin.
„Nutzen Sie die Zeit schon mal, um die richtigen Karten ausfindig zu machen. Möglicherweise sind die nicht unter Verschluss. Das würde uns einiges an Ärger ersparen.“ Er nickte ihr zu. Danach galt seine Aufmerksamkeit wieder allen am Tisch. „Der Rest könnte die Zeit nutzen, um sich – im Idealfall ganz unabhängig voneinander – einen Eindruck von der Stadt zu machen: Wie ist es hier um die Sicherheit bestellt? Überwachungskameras oder Streifen – Was bevorzugt man auf dieser Welt? Wie ist es mit dem bodennahen Verkehr bestellt? Solche Dinge halt...“

Die Anwesenden, die bis zu diesem Moment noch keine konkrete Aufgabe von dem kühl wirkenden Geheimdienstler zugeteilt bekommen hatten, nickten verstehend. Dem Grund nach bestand zwar zu jeder Zeit die Möglichkeit, sich mit einer weiteren Nachricht erneut an den „Veteranen“ und dessen auf Argai gerade verfügbare Zellen zu wenden, aber aus für Noak unerfindlichen Gründen schien die Alièstra-Truppe davon keinen Gebrauch machen zu wollen. Der imperiale Lieutenant hatte in diesem Augenblick vielmehr den Eindruck, dass Brennan Diar'mon die ganze Operation möglichst allein durchziehen wollte. Möglicherweise wollte er sich auf diese Weise gegenüber seinen eigenen Vorgesetzten beweisen. Vielleicht stand er auf der Kandidatenliste für die nächste Beförderung. Da las es sich im späteren Bericht selbstverständlich schon besser, wenn er ohne jegliche fremde Hilfe die anstehenden Hürden bewältigte.

Derweil er sein Datapad wieder mit einer raschen Fingerbewegung sperrte und sich gleichzeitig von seinem Stuhl erhob, wandte er sich noch einmal dem blassen Kerl zu.
Spike, heute Abend können Sie bei mir gerne die für Argai bestimmten IDs abholen und einer letzten Prüfung unterziehen. Ich möchte nur ungern riskieren, dass unser ganzes Unterfangen wegen einer harmlosen Kontrolle der Personendaten auffliegt. Da unten muss niemand nämlich wissen, dass wir in Wahrheit Imperiale sind, die eigentlich Cynier spielen.“ Der Holoprojektor schaltete sich mit einem letzten recht lauten Brummen ab. „Ruhen Sie sich heute Abend alle aus. Denn wir nehmen morgen das erste Shuttle zur Planetenoberfläche...“

Der Bakuraner ordnete noch kurz die auf seinem Datapad befindlichen Notizen, die er im Laufe der Besprechung angefertigt hatte, trank den letzten Schluck Chalacta-Tee und erhob sich dann ebenso von seinem knarrenden Stuhl. Obgleich die ganze Veranstaltung höchstens eine oder zwei Stunden gedauert haben mochte, spürte er wie sein Körper ganz leicht verspannt war. Hatte er die ganze Zeit tatsächlich so unvorteilhaft da gesessen? Dem Impuls, sich zu strecken, widerstand er. Stattdessen griff er nach der halbvollen Zigarettenschachtel und verstaute sie in seiner Uniform. 'Vielleicht hilft mir nachher eine heiße Dusche', dachte er sich beiläufig und ging langsam auf die geschlossene Tür zu. Plötzlich landete eine Hand auf seiner Schulter und drehte ihn – etwas unsanft – zu sich herum.

Diar'mon sah ihm tief in die Augen als er mit kühler Stimme sagte:
Ich freue mich schon auf das Dinner in der Offiziersmesse heute Abend, Fremyn. Genießen Sie noch einmal diese mit Sicherheit sehr exquisite Mahlzeit. Denn in den nächsten Tagen werden wir auf solch einen Luxus leider verzichten müssen.“

Ver... Verstanden“, stammelte der Bakuraner leicht verdutzt.

Der Geheimdienstler schmunzelte freudlos.
„Und bitte kein einziges Wort über dieser Besprechung an der Tafel. Unsere Freunde müssen in diese Details nicht eingeweiht werden. Denn je weniger sie wissen, desto weniger können sie im Zweifel bei einer für uns eher unpassenden Gelegenheit ausplaudern. In Ordnung?“

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Orbit von Argai || Eingreifgruppe „Voleur“ | NBF „Aliéstra“ | Deck Fünfzehn | Frachtraum || Lieutenant Noak Fremyn, Senior Operative Diar'mon, Corporal Dent und weitere Imperiale]
 
-- Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Orbit von Argai || Eingreifgruppe „Voleur“ | NBF „Aliéstra“ | Deck Fünfzehn | Frachtraum | Lieutenant Noak Fremyn, Senior Operative Diar'mon, Corporal Dent, Operative Jaren Khaar und weitere Imperiale--


Wer den Krieg kannte betrachtete viele Dinge anders. Wer nicht faul auf seinem Hintern sondern in einem Schützengraben gesessen hatte neigte dazu die Anweisungen, Ideale ja auch die Ziele derjenigen zu hinterfragen, die sicher hinter den Grenzen sitzen und dort die Befehle erteilten, die ein normal denkendes Wesen niemals auch nur auszusprechen gewagt hätte. Viel zu schnell konnte man vergessen, dass die Figuren auf den Karten das Abbild realer Wesen darstellen. Jedoch war es nun einmal so, dass diese Anführer diesen Teil nur zu gerne vergaßen. Alleine dafür hasste Lucy die Obrigkeiten im Imperium. Deswegen wollte sie lieber nicht mehr für dieses System immer wieder in den Krieg ziehen. Jetzt allerdings saß sie in einem Kreis mit einer solchen Person, die nicht dabei wäre wenn sie und die anderen ihre Hände beschmutzen würden. Am Ende war es lediglich ihr Eid, ihre Loyalität dem Imperator gegenüber, welche sie daran hinderte ihre Heimat zu verraten. Ob Lucy wollte oder nicht. Das Imperium war ihr Zuhause. Nicht die Republik. Wer konnte schon wissen, ob eben jene Republik wirklich besser wäre? Ihre Worte schienen jedoch nicht die befürchtete Ablehnung sondern eher Zustimmung zu erfahren. Langsam setzte sich Lucy wieder und nippte an ihrem Tee. Der Plan stand. Zumindest im Groben. Die Pläne verschwanden bald und wurden durch einen Ablaufplan abgelöst. Lucy holte ihr eigenes Pad hervor und fing an sich Notizen zu machen. Nachdenklich lauschte Lucy den Worten Vuulls und fokussierte sich auf den Ablaufplan. Es dauerte nicht lange bis das Wort an Lucy gerichtet worden war.

Ihre Aufgabe war also der Unterschlupf. Gut. Sie nickte langsam und lächelte. Ein Safe House war wirklich nicht schlecht. Jedoch würde sie im Falle eines Fehlschlags eher dieses meiden bis sie sicher war nicht verfolgt zu werden. Morgen also. Es wäre eine mögliche Anlaufstelle für den Falle eines Fehlschlags. jedoch war dieser Punkt derzeit eher zweitrangig. Allerdings verzog Lucy dezent das Gesicht bei dem Gedanken, Fremyn mit sich schleppen zu müssen. Alleine sein ausgiebiger Konsum an Räucherwerk waren nicht gerade förderlich für ein unauffälliges Auftreten. Daher musterte Lucy den Mann nur mit einer leicht hochgezogenen Augenbraue. Das Museum also. Als gute Soldatin aber stand Lucy sofort auf und salutierte mit einer Körperspannung bei der ein Stück Kohle zwischen ihren Arschbacken ohne nennenswerte Probleme als lupenreiner Diamant herausgekommen wäre.

“Jawohl Sir! Wir werden uns dieser Angelegenheit annehmen Sir!”

Sie sagte es mit einem Nachdruck der von ihrem harten Drill in der Armee zeugten. Ihre Stimmung schien deutlich gehoben zu sein. Der Kampf gegen einen Feind oder auch nur der Ansatz einer klaren Aufgabe ließen das herz der Soldatin in ihrem Körper höher schlagen. Ein knappes Nicken in der Runde und ein zufriedenes Lächeln waren der Beweis, dass Lucy bereit war diesen Auftrag anzugehen. Jedem Widerstand zu trotzen und so gesehen voran zu kommen. Das Safehouse war ein wichtiger Ausgangspunkt. Mit verschränkten Armen musterte Lucy Spike und Fremyn ehe sie leicht lächelte. Vermutlich war sie nicht gerade in einem Trupp wie sie ihn sich gewünscht hätte. Jedoch war dies nun ihr Team mit dem sie arbeiten durfte. Mit den abschließenden Worten der Vorgesetzten verließ Lucy den Raum. Das Datapad unter den Arm geklemmt und die nun leere Tasse in ihrer Hand. Der Auftrag war klar. Also würde sie nun langsam die Vorbereitungen treffen, welche ihr möglich waren. Mit strammen Schritten suchte Lucy ihre Unterkunft auf und legte dort ihre Uniform ab. Zufrieden betrat sie die Nasszelle und reinigte sich noch einmal bevor sie ihre letzte Mahlzeit an Bord dieses Schiffes für eine eher unbestimmte Zeit zu sich nehmen würde. Endlich würde sie arbeiten können. Das warme Wasser war ein Segen. Es wusch die Anspannung weg und einen nicht zu unterschätzenden Schweißfilm welcher auch von dem Geruch des Rauches durchzogen war welcher von den Zigarren und Zigaretten der Anwesenden ausgegangen war. Wie gerne hätte sie bei diesen Bedingungen ein Machtwort gesprochen oder die Besprechung an die frische Luft verlagert. Bloß dafür fehlte Lucy die Befugnis. Damit musste sie es also einfach hinnehmen und akzeptieren. Frische Luft. Dahin gehörte sie, nicht auf einen Koloss aus metallischen Legierungen welcher von irgendwelchem explosiven Zeug angetrieben wurde. Lucy zog daher festen Boden allem anderen vor. Erst nach einer ausgiebiger genutzten Zeit unter dem warmen Wasser machte sich die Frau auf den Weg zu ihrer Messe wo sie dann ihre Essensration ausgehändigt bekommen würde. Morgen würde eine harte und möglicherweise auch nicht minder lästige Zeit beginnen.


-- Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Orbit von Argai || Eingreifgruppe „Voleur“ | NBF „Aliéstra“ | Gänge | Corporal Dent--
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Orbit von Argai || Landungsschiff der Nu-Klasse | Passagierbereich || Lieutenant Noak Fremyn, Senior Operative Diar'mon, Corporal Dent und weitere Imperiale]

Beim Flug zur Planetenoberfläche hätte Noak eigentlich nervös sein müssen. Immerhin begann nun der eigentliche Teil der imperialen Geheimoperation – und in dieser Sache war er im besten Fall ein mittelprächtiger Laie. Mit Sicherheit lauerten auf Argai unzählige Tücken und Gefahren auf ihn und seine deutlich geübteren Begleiter. Die eine oder andere mochte er nach zwei Monaten, in denen er sich nun schon als „Rowan Karsteen“ ausgab, möglicherweise schon von allein erkennen, aber ihm fehlte eindeutig die Routine, die zum Beispiel ein Brennan Diar'mon an den Tag legte. Demzufolge hätte sein Herz in diesem Moment eigentlich wie wild in seiner linken Brust schlagen müssen. Doch dem war nicht so. In diesem Augenblick hatte er tatsächlich ein anderes Problem.

Da er sich als imperialer Flottenoffizier die meiste Zeit auf einem Kriegsschiff – fern irgendwelcher Planeten – befand, hatte er an und für sich nur bei den eher rar gesäten Landgängen die Gelegenheit in einem Shuttle zu sitzen. Obwohl er noch einen subalternen Rang bekleidete, besaß er trotz allem das Privileg komfortable Fähren zu nutzen und nicht wie die Matrosen und Unteroffiziere einfach in einem Truppentransporter zu sitzen. Dass der Bakuraner nun in einem cygnischen Landungsschiff der veralteten Nu-Klasse auf dem Weg zur Planetenoberfläche saß, war somit eine Premiere für ihn – und diese gefiel ihm ganz und gar nicht! Schließlich musste er in diesem Ding auf einer ziemlich harten, pritschenartigen Bank sitzen; Schulter an Schulter zu seinem jeweiligen Nachbar. Außerdem spürte man hier selbst die kleinste Erschütterung und von irgendwoher war das beständige Klappern irgendwelcher Armaturen zu hören, die sich mit der Zeit gelockert haben mussten.

Und gerade als er so richtig tief in die Lektüre versunken war, die er auf Bimmisaari zusammen mit einer Bimm-Flöte ergattert hatte, um zu lernen wie man dieses ziemlich obskure Instrument richtig spielt, trötete auf einmal – ganz herzlos – der Eintrittsalarm und zwei, drei Sekunden später wurden sämtliche Passagiere ordentlich durchgeschüttelt als das Landungsschiff in die oberen Schichten der im Gegensatz zu anderen bewohnten Welten eher dünnen Atmosphäre eindrang. Nachdem sich das Shuttle wieder stabilisiert hatte und sich weiter im steten, kontrollierten Sinkflug auf Sah Gosta, die planetare Hauptstadt Argais, befand, sah sich Noak etwas perplex in der doch ziemlich geräumigen Passagierkabine um. Sowohl Diar'mon als auch Major Sinan machten jedenfalls nicht den Eindruck als handle es sich bei diesem Flug um ihr erstes Mal. Beide wirkten vollkommen entspannt, hatten sich auf ihren Plätzen zurückgelehnt und tuschelten von Zeit zu Zeit miteinander. Plötzlich beugte sich der breitschultrige Pilotoffizier etwas vor, sah den Bakuraner direkt an und grinste schief.


Fremyn, Sie sehen etwas grün um die Nase aus“, sprach er ihn in einem belustigten Ton an. „Falls Sie es nicht mehr zurückhalten können, einfach nach vorne beugen. Ein Putzdroide wird sich schon um Ihre Hinterlassenschaft kümmern.“

Der eine oder andere Anwesende schmunzelte amüsiert. Offensichtlich war Noak der einzige, der in diesem Augenblick eindeutig blasser als sonst war. Alle anderen steckten das ständige Gerüttel und Geschüttel anscheinend deutlich besser weg; waren also diese Art des Reisens offenbar gewohnt. Er musste sich folglich fragen, ob er als (subalterner) Flottenoffizier verwöhnt war. Hätte er in diesem Moment die Möglichkeit gehabt, rot zu werden, er wäre es wohl geworden. So blieb aber viel mehr die leicht ungesund wirkende Blässe in seinem Gesicht. Das Unwohlsein, das er seit dem Abheben aus dem Haupthangar der Alièstra verspürte, nahm mit einem Mal zu. Womöglich stieß er sogar unwillkürlich ein bisschen bittere Magensäure auf.

Eher aus einem plötzlichen Impuls heraus begann der junge Bakuraner in seinen Taschen nach der Packung Zigaretten zu fischen. Das Rauchen eines einzelnen Glimmstängels hatte ihn bisher immer so weit beruhigt, dass er sich wieder voll und ganz unter Kontrolle hatte. Schnell hatte er die kleine Schachtel in seiner rechten Jackentasche ertastet. Zwei, drei Mal schnappten seine Finger ein wenig unbeholfen nach dem Ding, dann hatte er sie endlich zu fassen bekommen und zog sie – mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen – heraus. Das Öffnen der Packung sowie das Entnehmen einer Zigarette stellte anschließend keinerlei Hürden mehr für den Imperialen dar. Doch gerade als er den Glimmstängel zum Mund führen wollte, schaltete sich Brennan Diar'mon ein.

Seine Stimme klang gewohnt kühl als er sagte:
„Hier unten sollten Sie auf diese Dinger verzichten, Fremyn. Die Luft ist draußen einfach viel zu dünn. Und innerhalb der Pyramide dürfte jemand, der ständig eine imperiale Marke raucht, schnell auffallen.“ Der Geheimdienstler griff nun selbst in eine Jackentasche, holte ebenfalls eine kleine, rechteckige Schachtel hervor und warf sie im Anschluss kurzerhand Noak zu. „Nikotinpflaster. Die sollten helfen.“

Überrascht betrachtete der Imperiale die Schachtel; sah sich Seite für Seite an. Wann hatte Diar'mon diese Pflaster besorgt? Noch vor ihrem Aufbruch vor zwei Monaten? Oder viel mehr unterwegs bei ihren Aufenthalten auf Chalacta oder Bimmisaari? Oder hatte er sich diese Schachtel vielleicht vom Schiffsapotheker der Alièstra geben lassen? In der Kürze der Zeit, die ihm zur Verfügung stand, konnte Noak die Herkunft der Schachtel jedoch nicht bestimmen. Erschwerend kam eventuell noch hinzu, dass er eigentlich keinerlei Ahnung von Medizin oder Pharmazie hatte. Bevor er sich für die Pflaster bei dem Geheimdienstler bedanken und sie in seinem Gepäck verstauen konnte, wurde das Landungsschiff ein weiteres Mal kräftig durchgeschüttelt und die Schachtel wäre ihm dabei beinah aus der Hand gefallen. Belustigt von so viel Unbeholfenheit in einer Person schmunzelten abermals einige Anwesende.

Nachdem sich Diar'mon kurz ans Ohr getippt hatte, erhob er sich auf einmal von seinem Platz, ging sicheren Schrittes in die Mitte des Raumes und griff nach einem in die Decke gelassenen Halter, um nicht beim nächsten Rüttler umzufallen.
„In wenigen Minuten überfliegen wir Sah Gosta und setzen dann zur Landung im oberen Teil der Stadtpyramide gelegenen Raumhafen an. Soweit man mich in Kenntnis gesetzt hat, hat der 'Veteran' wohl sehr gute Kontakte ins hiesige Hafenamt, wodurch wir eine andere, sichere Landebucht zugeteilt bekommen. Dadurch dürften wir ungesehen in die Stadt gelangen.“ Sein Blick fiel plötzlich auf den fahlen Slicer. Spike, teilen Sie ruhig schon mal die für diese Etappe angedachten IDs aus. Ich möchte, dass wir uns nur so kurz wie nötig in dieser Bucht aufhalten. Je schneller wir das haben, was wir haben wollen, desto besser.“

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || über Sah Gosta || Landungsschiff der Nu-Klasse | Passagierbereich || Lieutenant Noak Fremyn, Senior Operative Diar'mon, Corporal Dent und weitere Imperiale]
 
– Chandra Luun, neurepublikanische Rechtsanwältin bei „Kroan – Luun – Neezuma“

§ Äußerer Rand | Tion-Sternhaufen | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai §
§ Sah Gosta | höhere Ebene der Stadtpyramide | behördlicher Distrikt §
§ Arrestkomplex | gesicherter Bereich | Gang §
Chandra Luun, neurepublikanischer Corporal und Vier-Icks

Tick-Tack; Tick-Tack; Tick-Tack. Die Zeit arbeitete momentan gegen sie, Chandra Luun, und ihren neusten Mandanten. Obwohl man ihre auf der Thronwelt Chandaar sitzende Rechtsanwaltskanzlei Kroan – Luun – Neezuma schon wenige Standardstunden nach dem Vorfall beauftragt hatte und sie kurz darauf höchstpersönlich nach Argai aufgebrochen war, verbrachte ihr Klient nun schon fast einen halben Standardtag in einer Zelle. Viel zu lang für das, was ihm die beteiligten Behörden vor Ort vorwarfen - jedenfalls ihrer Meinung nach. Nachdem sie noch einmal einen letzten, flüchtigen Blick auf ihr analoges Taschenchrono geworfen und das Gerät anschließend irgendwo zwischen den Falten ihrer weiten Kleidung hatte verschwinden lassen, richtete sich die sehr hagere Heptooinianerin zu ihrer vollen Größe auf, musterte abermals den untersetzten Wachmann vor sich und winkte dann beiläufig ihren schweigsamen Protokolldroiden zu sich.

„Meine Zeit ist knapp bemessen, Corporal“, zischte sie kühl in die Richtung des Soldaten. „Lassen Sie mich also endlich zu meinem Mandanten.“

Der Mensch, der eine gepanzerte Dienstuniform der neurepublikanischen Streitkräfte trug, brummte genervt. „Ma'am, Vorschriften sind Vorschriften. Richten Sie Ihre Beschwere entweder an den Rat der Kapitäne oder die cronesische Krone selbst, wenn Ihnen das hiesige Prozedere nicht passt.“ Der Unteroffizier, der eine rosafarbene Haut besaß, warf ihr einen ziemlich giftigen Blick zu. „Noch ist Ihr Mandant nicht aus dem Schneider.“

Besäße ihre Spezies ein Riechorgan wie ihr menschliches Gegenüber, hätte die Rechtsanwältin diese in diesem Moment wohl theatralisch gerümpft, um ihrer gespielten Empörung etwas mehr Ausdruck zu verleihen. So blähten sich bloß ihre Nüstern etwas mehr als sonst und ein kurzes Schnauben war zu hören. Seit die Neue Republik mit dem Galaktische Imperium bei Umbara Frieden geschlossen und (unter anderem) ihre Kanzlei sich auf dessen Besonderheiten spezialisiert hatte, musste sie von Zeit zu Zeit beim Vertreten imperialer Mandanten diese Spielchen neurepublikanischer Institutionen mitspielen. Denn bislang hatte sich noch keine der beiden Großmächte getraut tatsächlich über den eigenen Schatten zu springen. Möglicherweise glaubten ranghohe Repräsentanten beider Fraktionen auch, dass eine solche Geste von der anderen Seite nur als Schwäche ausgelegt werden würde. Eine Änderung der derzeitigen Gepflogenheiten im Umgang miteinander war demzufolge auf absehbare Zeit nicht in Sicht.

Ein lautes Tröten kündigte dem uniformierten Wärter an, dass die gepanzerte Tür, vor der sie gerade standen, nun endlich geöffnet war und er – gemeinsam mit seinen beiden „Besuchern“ – seinen Weg zum Besprechungsraum fortsetzten konnte. Begleitet von einem hydraulischen Zischen glitt die Tür zur Seite und legte auf diese Weise einen weiteren langen Korridor frei. Brummend ging der feiste Unteroffizier voran. Chandra Luun gab ihrem Protokolldroiden ein weiteres Handzeichen und folgte dann dem uniformierten Menschen. Da sie ihn mühelos um zwei ganze Köpfe überragte, schloss sie binnen Sekunden zu ihm auf. Eine geschlossene Zellentür nach der anderen passierten sie. Bevor sie nach Argai gekommen war und beim Warten auf den Wärter einen Blick auf den Lageplan geworfen hatte, hätte die Rechtsanwältin niemals vermutet, dass die argai'schen Sicherheitskräfte tatsächlich einen solch großen Arrestkomplex in Sah Gosta, ihrer planetaren Kapitale, unterhalten würden. Ihr Planet war immerhin kein Drehkreuz des Handels im Cronese-Mandat.

Bevor die Rechtsanwältin gemeinsam mit ihrem Droiden endlich vor dem Besprechungsraum stand, hatte sie noch drei massive Schutztüren sowie einen besetzten Kontrollpunkt passieren müssen. Der Corporal, der sie begleitet hatte, nickte dem mit einem Elektrostab bewaffneten Wachposten zu und ließ dann – bloß per Handzeichen – die Tür öffnen und trat anschließend in den winzig anmutenden Raum ein. Bis auf einen länglichen Tisch und mehreren Stühlen befand sich kein weiteres Mobiliar darin. Man hatte auch auf jegliche Fenster verzichtet. Jegliches Licht, das das Zimmer erfüllte, kam demzufolge ausschließlich von der Handvoll Lampen, die man an verschiedenen Stellen in die hohe Decke eingelassen hatte. Die Heptooinianerin folgte dem Menschen ins Innere. Danach betrat auch ihr Protokolldroide das Zimmer. Ihr Klient, der imperiale Geschäftsmann Arguss, saß schon auf der anderen Seite des Tisches. Sie nickte ihm kurz zu und ließ sich dann auf einem Stuhl nieder, während der beleibte Unteroffizier ihrem Mandanten die Handschellen abnahm.


„Mister Arguss, mein Name ist Chandra Luun von 'Kroan – Luun – Neezuma', stellte sich die recht fahle Rechtsanwältin vor, nachdem man sie allein gelassen hatte. Routiniert zückte sie eine schmale Visitenkarte. Sobald ihr Klient diese in die Hand nahm, erwachte ein Mikrochip im Inneren und ließ holografische Letter in die Luft projizieren. Der Blick ihrer azurblauen Augen ruhte währenddessen auf ihm. Sie musterte den raubtierhaften Nichtmenschen in der Tat eingehend. „Ihr Rechtsbeistand auf Ord Mantell hat meine Kanzlei gestern umgehend mit der Vertretung Ihres Falls beauftragt und alle Informationen – soweit vorhanden – übermittelt. Da mir bewusst ist, dass Zeit äußerst kostbar ist und sie schnellstmöglich wieder auf freien Fuß sein wollen, werde ich mich kurz fassen.“

Die letzten acht, neun Standardstunden hatte Chandra Luun größtenteils mit dem Bearbeiten dieses Falls verbracht. Über ihren als Sekretär fungierenden Protokolldroiden hatte sie in dieser Zeit jede Menge behördliche Unterlagen und Stellungnahmen angefordert, während sie selbst schon mit dem Recherchieren passender Argumente begonnen hatte. Dafür hatte sie jedoch nicht nur eine Vielzahl an Gesetzen, Verordnungen und Urteilen gewälzt, sondern auch viele gängige Kommentare zu Rate gezogen. Dabei war der nichtmenschlichen Rechtsanwältin mal wieder nur allzu bewusst geworden wie wenig Gedanken sich die auf Umbara tätig gewordenen Delegationen beider Seite eigentlich gemacht hatten als sie den Frieden verhandelt hatten. Letztlich hatten sie den Bestimmungen, die in dem Vertrag festgehalten hatten, mehr (juristische) Probleme geschaffen. Doch die Heptooinianerin verdiente (unter anderem) mit diesen rechtlichen Winkelzügen ihren Lebensunterhalt. War sie also wirklich in der Position sich über das berüchtigte Dokument und dessen Folgen zu beschweren?

„Besonders viel Zeit zum Einarbeiten habe ich bislang zwar noch nicht gehabt, Mister Arguss, aber ein paar gute sowie schlechte Nachrichten kann ich Ihnen trotz allem schon jetzt mitteilen“, fuhr sie ohne Umschweife mit kühler, distanzierter Stimme fort. „Lassen Sie uns mit den positiven Punkten beginnen. Nach den letzten Stunden, die Sie erlebt haben, dürften diese sicherlich eine aufbauende Wirkung auf Ihr Gemüt haben.“ Sie deutete kurz ein Lächeln an. „Mister Arguss, die Ermittler sind inzwischen nach dem Sichten der Mannschaftsrolle zu dem Schluss gekommen, dass Sie tatsächlich kein Mitglied der 'Arcadia'-Besatzung sind, sondern sich gewissermaßen als 'Passagier' an Bord des Frachters aufgehalten. Im Hinblick auf den Vorwurf der Spionage, des unregistrierten Eintritts in das Argai-Systems und der Behinderung der Justiz durch das Fälschen von Dokumenten ermittelt man aktuell nicht mehr in Ihre Richtung. Ich gehe deshalb davon aus, dass man Sie innerhalb der nächsten halben oder ganzen Stunde wieder auf freien Fuß lässt.“

Die gertenschlanke Heptooinianerin nickte ihrem zygerrianischen Klienten abermals knapp zu. Die Ermittler, die sich – ganz das Klischee – wie Bluthunde verhalten hatte, hatten nur schweren Herzens von dem gegenwärtigen Vorstandsvorsitzenden der Atlas Corporation abgelassen. In ihren Augen war es nur allzu offensichtlich gewesen, dass sie ihn gerne zum alleinigen Haupttäter erkoren hätten. Doch der Geschäftsmann mit den luchsartigen Gesichtszügen mochte zwar das auf Ord Mantell sitzende Unternehmen leiten und – in einem weiter gefassten Sinne – sämtliche „ihm“ gehörende Frachter koordinieren, aber die Entscheidung vor Ort traf die jeweilige Schiffsführung. Indem Arguss somit nicht in der Mannschaftsrolle stand und dementsprechend kein Teil der Besatzung war, fiel jegliche Verantwortung auf den Kapitän und dessen Ersten Offizier zurück. Auf diese Personen stürzten sich die Bluthunde nun – und Chandra Luun sah kaum Chancen ihnen zu helfen.

„Eine weitere gute Nachricht ist, dass der argai'sche Zoll in der Zwischenzeit Ihre Ladung in Gänze überprüft hat“, sprach sie nach einer kurzen Pause im stoischen Ton weiter. „Soweit ich informiert bin, ist Ihre Unternehmung in der Rüstungsbranche tätig. Hätten Ihre Frachter entsprechende Güter an Bord gehabt, hätte das sehr schwerwiegende juristische Folgen haben können. Kaum bearbeitete Grundstoffe, generelle Komponenten oder Einzelteile können ohne Probleme in das Territorium der jeweiligen Großmacht ein- und ausgeführt werden. Ihre Frachter sowie die jeweiligen Besatzungen – ausgenommen der Schiffsführungen – dürfte ich somit innerhalb der nächsten paar Tage ebenfalls frei bekommen.“

§ Äußerer Rand | Tion-Sternhaufen | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai §
§ Sah Gosta | höhere Ebene der Stadtpyramide | behördlicher Distrikt §
§ Arrestkomplex | gesicherter Bereich | Besprechungsraum §
Chandra Luun, Arguss und Vier-Icks
 
- Jaspar, Dockmeister Sah Gosta-Raumhafen

$ Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai $ Sah Gosta | Zentrale Stufenpyramide (Stadtkern) | obere Stufen | Raumhafen | Kontrollraum $
Dockmeister Jaspar und R'ov


R'ov, sein kleinwüchsiger, haariger Untergebener an der Kontrollkonsole, meldete ihm unvermittelt: „Boss, irg'nd so 'n Idiot pingt uns da auf ein'r kom'schen Frequenz an.“

Die grunzende Stimme des Talpiddian riss ihn mit einem Mal aus seinen Gedanken. Bis zu diesem Moment hatte der massige, dreiarmige Besalisk Zigarre rauchend in seinem Sessel gesessen – mehr geflätzt als alles andere – und den unscheinbaren Creditstick in seiner rechten Pranke betrachtet. Er hatte diesen kleinen Gegenstand für eine Gefälligkeit bekommen. „Eine Hand wäscht die andere.“ – Hatte ihm die hagere, menschliche Gestalt zu gewispert als sie ihm den Stick in die Hand gedrückt hatte. Dass es sich bei dem Kerl um einen Abgesandten des berüchtigten Schattennetzwerks handeln musste, darüber war sich der nichtmenschliche Dockmeister ziemlich sicher. Mit der linken Pranke kratzte er sich beiläufig am weichen, schwabbeligen Doppelkinn.

R'ov sah von seiner Konsole auf.
„Hast du mich gehört, Boss?“ Er deutete mit einem Finger auf das flimmernde Display. „Hier ist irg'nd so 'n Idiot und pingt uns ständig an.“

Ungerührt kratzte sich der Besalisk weiter das Doppelkinn. Derweil seine kleinen Augen weiter den Stick musterten, ließ er seine Gedanken etwas wandern. Das Schattennetzwerk war seit Jahrzehnten eine treibende, mächtige Kraft im riesigen Cronese-Mandat, die ausschließlich hinter den Kulissen agierte. Soweit er aus Erzählungen gehört hatte, hatte das Netzwerk wohl allerhand undurchsichtige Verbindungen zur Handelsallianz und zur Kommerzgilde. Manche hatten dabei in seiner Gegenwart die Meinung vertreten, dass das Netzwerk folglich in deren Sinne arbeiten würde. Andere glaubten hingegen viel mehr, dass eher die beiden Verbände deren Instrumente waren. Grübelnd brummte der Dockmeister. Je länger er in diesem Augenblick überlegte, desto mehr kam er zu dem Schluss, dass ihm eigentlich egal war, wer nun wessen Handlanger war. 'Hauptsache die Bezahlung stimmt!'

Erneut grunzte der Talpiddian. „BOSS?“

Mit einer gewissen Verärgerung im Blick richtete sich die Aufmerksamkeit des in dem recht breiten Sessel fläzenden Nichtmenschen auf den vor der Konsole stehenden Untergebenen. Wenngleich Sah Gosta mit seiner gewaltigen Stufenpyramide im Stadtkern mit Sicherheit keine kleine Siedlung war, war der zentrale Raumhafen, der sich in einer der oberen Stufen befand, trotz allem nicht besonders groß. Entsprechend „überschaubar“ war auch dessen Kontrollraum. Ein huttischer Fluch kam dem Besalisken über die wulstigen Lippen als er sich recht schwerfällig von dem Sessel erhob. Langsam stapfte er auf die kantige Konsole zu. Seine riesige, rechte Pranke umschloss dabei unbewusst den klitzekleinen Creditstick. Vor dem haarigen Untergebenen baute sich der Dockmeister letztendlich grunzend zu seiner vollen Größe auf – und war damit gut zwei Köpfe größer.

„Ich habe dich schon gehört, R'ov!“, knurrte er griesgrämig und sog kräftig an seiner Zigarre. „Bin doch nicht taub. Und falls du möchtest, dass dieser kleine Kerl hier einen Freund bekommen soll“, geschickt zauberte der Besalisk plötzlich zwischen seinen dicken Fingern den Creditstick hervor und wedelte damit herum, „solltest du jetzt deine 'Magie' wirken lassen, indem du unser kleines Programm startest und dieses Shuttle in Landebucht Dreizehn lotst. Also genau so wie wir es erst gestern besprochen haben.“ Er grunzte abermals. „Ich bereite in der Zwischenzeit unsere Begrüßung vor.“

Sein musternder Blick ruhte noch einen Moment lang auf dem haarigen Untergebenen, dann drehte er sich jäh um und stapfte schwerfällig in Richtung Tür. Von Zeit zu Zeit stieß er eine Wolke blauen Dunst in die trockene Luft, während er zielsicher durch die von flackernden Licht erhellten Gänge schritt. Hin und wieder kamen ihm auf seinem Weg zur Landebucht einfache Dockarbeiter, bullige Lastdroiden oder pfeifende Astromechs entgegen. Er ignorierte sie. Glücklicherweise behelligte ihn in diesem Augenblick aber auch niemand. Keine Fragen. Keine Unterschriften. Keine Berichte. Ja, für den Augenblick konnte man tatsächlich den Eindruck gewinnen als käme der ganze Raumhafen für ein paar Minuten auch ohne seinen Dockmeister aus. Der Besalisk brauchte nicht besonders lang bis er sein Ziel erreichte. Ein letztes Mal sog er genüsslich an seiner Zigarre. Dann, nachdem er den qualmenden Stummel achtlos in eine schattige Ecke geschnippt hatte, betätigte er die Türkontrolle, um sich Zutritt zu verschaffen. Begleitet von einem recht widerwilligen, mechanischen Ächzen und einem lauten Zischen glitt die gepanzerte Tür nach oben.

Landebucht Dreizehn war wirklich eine echte Besonderheit in diesem Raumhafen. Denn gegen eine fünfzwanzigprozentige Beteiligung deckte der Hafenkapitän seine Behauptung, dass hier seit einer ganzen Weile komplizierte, zeitaufwendige Baumaßnahmen stattfinden würden und somit keinerlei Frachtverkehr möglich wäre, obwohl in Wahrheit seit dem ersten Tag dubiose Geschäftspartner wie das Merasska-Syndikat oder das Schattennetzwerk hier ihre „heißen“ Frachter ungestört be- und entladen ließen. Glaubte der beleibte Dockmeister seinem Bauchgefühl, dann hielt jedoch nicht nur der Hafenkapitän bei diesem dreisten Schwindel seine Hand auf, sondern auch der für Handel und interstellaren Verkehr zuständige Ratskapitän. Die Verschwörung reichte demzufolge – wie immer – bis nach ganz oben! Und solange jedes einzelne Rädchen ordentlich geschmiert wurde, lief dieser Betrug auch weiterhin vollkommen reibungslos.


Langsam stapfte der Nichtmensch auf die Kontrollen vor Ort zu. Schließlich mussten erst die Luken zu dieser Landebucht geöffnet werden, bevor die betreffende Fähre überhaupt ins Innere schweben und anschließend landen konnte. Routiniert glitten seine Finger über das Bedienfeld der Konsole. In kürzester Zeit hatte der Dockmeister die notwendigen Befehle und Eingaben gemacht, sodass sich bloß einen Wimpernschlag später – langsam, äußerst langsam – eine Öffnung auftat. Derweil er die Kontrollkonsole wieder verließ und schon einmal einen ersten Blick auf das sich am roten Himmel abzeichnende Schiff warf, führte R'ov im fernen Kontrollraum das Programm aus, dass die für den Luftverkehr zuständigen Sensoren täuschte. Während die Fähre in Wahrheit ihren derzeitigen Kurs gar nicht änderte und sich weiterhin unbeirrt Landebucht Dreizehn näherte, zeichneten die Sensoren auf wie es nach einer Weile angeblich eine andere Bucht ansteuerte. Dort waren in diesem Moment jedoch nur irgendwelche Droiden aktiv, die mit gefälschten Protokollen aufwarteten.

Die Fähre, ein cygnisches Landungsschiff, schwebte wenige Minuten später langsam in die Bucht, drehte sich horizontal um einhundertachtzig Grad um die eigene Achse und setzte anschließend sehr sanft auf den ausgefahrenen Füßen auf. Hier und da zischte geräuschvoll die Hydraulik und ein paar Stellen schienen auch unheilvoll zu quietschen. Jedoch machte das Vehikel alles in allem einen sehr robusten Eindruck auf den Dockmeister. Nachdem sich der dreiarmige Besalisk beiläufig an seinem breiten Hintern gekratzt und das Sitzen seines schmutzigen Overalls einmal kurz korrigiert hatte, stapfte er auf die niedergehende Rampe zu. Obwohl seine Gedanken schon um den nächsten Stick kreisten, der ein kleines Vermögen beinhalten würde, blieb er trotz allem überaus wachsam. In der Vergangenheit hatte er zwar schon das eine oder andere Geschäft mit dem Schattennetzwerk gehabt, aber der Maxime, „Vorsicht ist besser als Nachsicht.“, blieb er dessen ungeachtet weiter treu. Kaum stand er vor dem Ende der Rampe, kam ihm auch schon ein fahler Mensch entgegen.

„Es freut mich Geschäfte mit Ihnen zu machen, Sir“, grüßte der Besalisk den Cygnier kurz darauf mit einem falschen Lächeln. „Mein Name ist Jaspar und ich bin der hiesige Dockmeister. Ich hoffe, Ihre Reise war bis hierhin unbeschwert.“

Der Fremde musterte ihn kühl. „Meine Begleiter und ich können nicht klagen, Jaspar.“

„Sehr schön, sehr schön“, entgegnete er. „Dann sollten wir nun zum Geschäftlichen kommen. Mit Sicherheit haben Ihnen Ihre Freunde vom Netzwerk die Bedingungen genannt...“

$ Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai $ Sah Gosta | Zentrale Stufenpyramide (Stadtkern) | obere Stufen | Raumhafen | Landebucht Dreizehn $ vor dem Landungsschiff $
Dockmeister Jaspar und ein Fremder; im Hintergrund weitere Cygnier
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | „Leerer“ Raum | MUN „Blue Huntress“ | Etara, Spectre, Kiara, Besatzung (NSC)

Eine Binsenweisheit unter Raumfahrern besagte, dass es im All nichts gab, davon aber sehr viel. Zwischen den Sternen und den Welten, die tatsächlich von intelligenten Lebewesen besidelt wurden – oder von irgendetwas bewohnt wurden – herrschte eine gewaltige, schier unendliche Leere. Vor Erfindung des Hyperraumantriebs musste diese Distanz schier unüberwindbar erschienen sein, hatten sich Zivilisationen isoliert von einander entwickelt und manchmal nicht einmal gewusst, was in ihrer Nachbarschaft passierte. Aber diese Zeiten waren glücklicherweise schon lange, lange vorbei. Etara konnte sich kaum etwas schlimmeres vorstellen, als das ganze Leben auf einem einzigen Planeten, in einer einzigen Kultur und nur umgeben von einer einzigen Spezies vorzustellen. Die Langeweile würde sie wahrscheinlich binnen kürzester Zeit in den Wahnsinn treiben, dachte sich die Chiss mit einem trockenen Lächeln auf den Lippen. Aber dieses Schicksal blieb ihr erspart, und tatsächlich meinte es das Schicksal gut mit ihr. Sie hatte nicht bloß die Möglichkeit, zu reisen und neue Erfahrungen zu machen, nein, nun hatte sie auch die Chance, wirklich etwas daraus zu machen. Ihre eigene Legende unter Abschaum, Kriminellen, Schmugglern, Söldnern und Piraten zu schreiben. Und das Schiff, auf dessen Brücke sie stand, aus dessen Sichtfenstern sie mit roten Augen hinaus in die Unendlichkeit blickte und dessen Besatzung auf ihre Befehle hörte, war der Schlüssel dazu. Die „Blue Huntress“, wie die doch ein wenig eitle Nichtmenschin diesen Kreuzer der Munificent-Klasse getauft hatte, war wunderschön. Über 800 Meter lang, ein stattliches Arsenal an schweren Waffen, exzellente Sensoren und ein leistungsfähiger Antrieb machten diesen Schiffstyp, der einst die Schätze des Bankenclans transportiert und dessen Feinde überwacht hatte, zu einem Geschenk für Piraten wie sie. Ein Geschenk, das Etara mit den freundlichen Grüßen von Nerra Kalea in Empfang genommen hatte, bei einer kleinen Raumstation mitten im Nirgendwo. Die Blauhäutige hatte sich sofort verliebt, und das heftig, selbst in seinem schmucklosen grauen Urzustand war dieser Kreuzer ein Prachtstück. Und nachdem sie lange genug und viel Klimpern darum gebeten hatte, war auch jemand weich geworden, hatte genügend blaue und rote Farbe aufgetrieben und den Kreuzer in etwas verwandelt, das auch optisch den Vorstellungen seiner Kapitänin entsprach. Eine Hülle in kühlem Blau und ein unerbittlich starrendes rotes Auge – bei Piraterie kam es mindestens so sehr auf Einschüchterung und Reputation an wie auf Gewalt und Überraschung. Das Schiff war bereit: Die Crew hatte noch einmal Landgang genossen, die Vorräte waren aufgefrischt und auch Etaras Frachter hatte einen – wenn auch beengten – Platz an Bord gefunden. Für diejenigen Kräfte der Black Sun und die Freischaffenden, die auf Serenno ihr Interesse geweckt hatten, hatte die Chiss eine verschlüsselte Nachricht verschickt, in der sie aufgefordert worden waren, sich unauffällig im Argai-System einzufinden und weitere Instruktionen abzuwarten. Natürlich mit der Aussicht auf fette Beute - diese Leute mussten motiviert werden.

Alles war bereit, und waren sie hier. Das Argai-System im Cronese-Mandat, in jener Region der Galaxis, die gemeinhin als äußerer Rand bekannt war. Ein Gebiet, das in den „zivilisierten“ Gegenden entweder als Hort der Freiheit und des Entdeckens romantisiert oder als Grube voller Schrecken und Barbarei mit wohligem Schauder gemieden wurde. Für Etara zählte nur eines: Hier gab es etwas zu holen, etwas Großartiges. Etwas, für das sich jedes Risiko und jede Gefahr lohnte. Nachdenklich ließ Etara ihren Blick über die Brücke schweifen, über die Lebewesen, die sie in diese Gefahren begleiten würden. Es waren fähige Leute, rau, gewissenlos und gierig – aus dem richtigen Holz geschnitzt. In der Regel nicht so appetitlich wie die Frau, an der ihr Blick kurz hängen blieb, aber es konnte schließlich nicht jeder Spectre sein. Die ehemalige imperiale Attentäterin war gewohnt ruhig und distanziert, eine wachsame Statue, die jederzeit und blitzschnell in Aktion treten konnte. Ein wenig hatte Etara den Eindruck, dass ihre Freundin ein wenig verstimmt war, was sehr wahrscheinlich mit der Anwesenheit der und Etaras Interesse an der formvollendeten Mando namens Kiara lag, die sie auf Serenno aufgelesen hatten. Eifersucht war manchmal genau die Würze, die eine Beziehung brauchte, damit sie interessant und aufregend blieb, aber für den Moment konzentrierte sich Etara auf das, was anstand. Einem Nexu nicht unähnlich erhob sich die schlanke, hübsche Blauäugige von ihrem Kapitänssessel, streckte ein wenig ihre langen Beine und nickte dann ihren Begleitern zu, ein abenteuerlustiges Funkeln in den Augen.


„Ich weiß, die Reise war furchtbar öde, und ich bin dankbar für Eure Geduld. Die wird jetzt belohnt, denn hier im Argai-System fängt der spaßige Teil dieser ganzen Sache an. Die „Blue Huntress“ wird hier am Rand des Systems, schön verborgen zwischen diesen Asteroiden, warten. In der Zwischenzeit unternehmen wir mit meinem Frachter einen kleinen Ausflug zur Hauptstadt von Argai, die da Sah Gosta heißt. Klangvoller Name, huh? Arrangements wurden bereits in die Wege geleitet, wir brechen zeitnah auf. Dezente Bewaffnung, wenn ich bitten darf, kompakt und gut zu verbergen. Oh, und...zieht was Nettes an.“


Die Chiss grinste, zwinkerte kurz und strich im Gehen beiläufig mit den Fingernägeln über Spectres Wange, als sie sich abwandte und die Brücke hinter sich ließ. Die Crew würde die undankbare Aufgabe übernehmen, Caf zu schlürfen, aus dem Fenster zu starren und den pockennarbigen Felsbrocken dort draußen beim Treiben durchs All zuzusehen. Gab bei der Macht schönere Sachen, aber das war nicht Etaras Problem. Zufrieden summend und mit beschwingtem Gang suchte sie ihr Quartier auf, gönnte sich eine ausgiebige Dusche, wählte Kleidung aus – ein figurbetontes und geradezu gefährlich knappes schwarzes Kleid – und legte sogar ein wenig Make-up auf, das ihre Lippen und Augen besonders gut zur Geltung kommen ließ. Ein kompakter Hold-out Blaster wanderte zusammen mit einer ausgesprochen spitzen Nagelfeile in ihre Handtasche und so ausgerüstet marschierte die Kriminelle zu ihrem Frachter, wo sie die anderen im Empfang nahm und dann ohne große Umschweife den Start einleitete. Etara erlaubte sich den Spaß, in besonders hohem Tempo ein paar halsbrecherische Manöver um die Asteroiden herum zu fliegen, als sie ihren YT-2000 – der mit entsprechend harmlosen und legalen Transpondern und ID versehen war – weit genug hinaus zu steuern, bis sie den Hyperraumantrieb aktivieren konnte. Etara pfiff, sichtlich entspannt, und lehnte sich ein wenig zurück.


„Okay, dann kommen wir mal zum zweiten Teil der Geschichte. Wir werden uns ein wenig im örtlichen Museum auf Argai umsehen, denn wir suchen etwas: Hinweise auf die legendäre Schatzflotte, die einst irgendwo in dieser Region verschollen ging. Hab euch das wichtigste auf euren Datapads zusammengefasst, am Besten bisschen einlesen. Ah, ja, apropos: Ich bin für den Zweck der Reise jemand anderes: Lifera, Kernname natürlich. Gelangweilte Unternehmerin vom Schmugglermond, hab mein Geld mit der Entsorgung von Abfällen verdient, bis ich mich zur Ruhe gesetzt habe. Verbringe nun meine Zeit und mein Vermögen damit, allerhand kuriose Artefakte zu sammeln. Bisschen exzentrisch, wie sich das für Reiche gehört. Wer ihr seid, überlasse ich euch, wenn es zu der Tarnung passt, wäre das ideal. Unsere Quelle hier hat angedeutet, dass es andere interessierte Parteien gibt, also Vorsicht.“


Die Blauhäutige nickte kurz in die Runde und wartete dann geduldig ab, bis sie endlich ihr Ziel erreichte. Den Landeanflug nach Sah Gosta übernahm sie natürlich wieder selbst, meldete sich brav und nur sanft mit einem melodischen Akzent versehenen, ansonsten aber glasklarem und etwas hochtrabendem Basic bei der Flugleitkontrolle und ließ sich zum Landeplatz lotsen. Es waren Übereinkünfte mit dem hiesigen Dockmeister, einem Besalisken namens Jaspar, getroffen wurde, gegen eine stattliche Summe hatte er versprochen, für eine ruhige und diskrete Ankunft zu sorgen. Es schien so, als hätte er Wort gehalten, und als der corellianische Frachter landete und Etara an der Spitze über die Ausstiegsrampe von Bord ging, hatte sie das gute Gefühl, auf dem Weg zu etwas ganz Besonderem zu sein.


[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Zentrale Stufenpyramide (Stadtkern) | Obere Stufen | Raumhafen | Landebucht 13, vor der „Wild Hunt“ | Etara, Spectre, Kiara
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | zentrale Stufenpyramide | obere Ebenen | Raumhafen | Landebucht Dreizehn || Landungsschiff der Nu-Klasse | Passagierbereich || Lieutenant Noak Fremyn, Senior Operative Diar'mon, Corporal Dent und weitere Imperiale]

Bevor die cygnische Fähre mit einem Mal auf dem Boden aufsetzte, schrillte im Passagierbereich abermals die Sirene. Kurz, aber eindringlich. Jene Anwesende, die das Fliegen im Shuttle durch ihre Tätigkeit bei der Imperialen Armee gewohnt waren, überraschte es kaum als plötzlich ein kräftiger Ruck zu spüren war. Da Noak Fremyn als subalterner Flottenoffizier jedoch nicht zu diesem äußerst erlesenen Kreis gehörte, war er selbstverständlich zu keiner Sekunde auf die bevorstehende, „sanfte“ Landung vorbereitet. Ganz im Gegensatz zu beispielsweise Brennan Diar'mon und Lucy Dent japste er unvermittelt nach Luft als die auf ihn einwirkenden Trägheitskräfte seinen Körper plötzlich ganz eigenmächtig bewegen wollten. In diesem Augenblick konnte der junge Bakuraner froh sein, dass er vor dem Abflug den Sicherheitsgurt angelegt hatte. Denn dieser hielt ihn nun an Ort und Stelle.

Derweil vor seinen Augen noch unzählige Sterne kurz aufblitzten – und er mit Sicherheit ein wenig orientierungslos wirken musste –, hatte der kühle Geheimdienstler Diar'mon schon wieder das Wort ergriffen:
„Leute, wir haben nun Argai erreicht.“ Zwischen den beiden Sitzreihen stand er und ließ langsam seinen Blick von Gesicht zu Gesicht wandern. „Jeder kennt noch seine Aufgaben? Ja? Gut. Dann können wir ja loslegen!“

Zum Unterstreichen seiner letzten Worte klatschte er einmal laut in die Hände. Sogleich schnallten sich die sitzenden Anwesenden los, griffen blind nach dem unter ihrem jeweiligen Platz verstauten „Gepäck“ und erhoben sich. Der eine oder andere atmete hörbar auf oder streckte sich sogar. Noak, der langsam wieder klar sehen konnte, folgte dem Beispiel der anderen. Nachdem er seine Lektüre, ein Handbuch, um sich das Spielen auf der Bimm-Flöte selbst beizubringen, rasch in seinen Seesack gestopft hatte, löste er den fixierten Gurt und stand ebenso von der harten, pritschenartigen Sitzbank auf. Dass sein Hintern das harte Polster nicht gewohnt war, brannten die Backen leicht. Noch mehr störte ihn aber das Nikotinpflaster, das er sich vor einigen Minuten auf den linken Oberarm geklebt hatte. Es juckte unter dem schlichten Hemd, das er zur Tarnung trug.

Ja, um auf Argai nicht aufzufallen, musste Noak – wie die anderen auch – in den nächsten Tagen auf das Tragen einer Uniform verzichten. Denn gemäß den Unterlagen über seine Tarnidentität, die ihm der teameigene Slicer Spike vorhin ernst nickend in die Hand gedrückt hatte, mimte er ab sofort nur einen normalen, harmlosen Frachtermatrosen der Handelsallianz auf Landgang. Nervös kratzte sich der Imperiale am Hinterkopf als sich alle – teils murmelnd, teils schweigend – zum Verlassen der cygnischen Fähre anstellten. Erneut beschlichen ihn an seinen Nerven nagende Zweifel. Zwar hatte er sogar (schweren Herzens) auf die Pomade in seinem Haar verzichtet, um seiner Meinung nach noch etwas authentischer zu wirken, aber reichte das aus? Konnte man auf diese Weise wirklich die Sicherheitskräfte vor Ort zum Narren halten? „Vorn“ war plötzlich ein lautes Zischen der Hydraulik zu hören. Dann senkte sich langsam die Rampe herab.

Noak, der auf Bakura aufgewachsen und vor dem Beitritt zur Imperialen Flotte nie gereist war, war eigentlich bloß zwei Jahreszeiten gewohnt: Warme Sommer und laue Winter. Bevor er an Bord der Silver Bullet gegangen war und seinen Posten als Waffenoffizier eingenommen hatte, hatte ihn Rendili bei seinem kurzen, mehrstündigen Landgang mit andauerndem Regen und stetem Grau in Grau empfangen. Cygnus B hatte ihn am Ende mit einer klirrender Kälte sowie jeder Menge Schnee verabschiedet. Und Chalacta hatte er in den wenigen Tagen, die er dort verbracht hatte, ausnahmslos von dessen subtropischer Seite – mit drückender Hitze und plötzlichem Platzregen – erlebt. Dachte er etwas länger darüber nach, war von den paar Welten, die er bis dato so besucht hatte, lediglich Bimmisaari seiner geliebten Heimat wohl am nächsten gewesen. Dort hatte er sich tatsächlich wohl gefühlt. Die Chancen, dass Argai mit seinen brütend heißen Tagen, seinen eiskalten Nächten sowie der schier endlosen Wüste aus Stein und Fels ebenso zu einem Favoriten avancierte, standen somit schlecht. Sehr schlecht.

Die Landebucht, in der das cygnische Shuttle stand, war nicht besonders beeindruckend. Hatte man in seinem bisherigen Leben schon mal den einen oder anderen Raumhafen besucht, konnte man hier sogar rasch den (richtigen) Eindruck gewinnen, dass dieser Bereich eigentlich gar nicht dürfte offen sein. Eigentlich müssten in dieser Landebucht Baudroiden oder Handwerker herum wuseln. 'Oder man nutzt es halt zum Drehen krummer Geschäfte', merkte der Bakuraner in Gedanken an als er die Rampe herabstieg. Für einen flüchtigen Moment verzog sich bei diesen Gedanken sein Gesicht ganz säuerlich. 'Gehört das hier ernsthaft zum üblichen Tagesgeschäft der Geheimdienstler?' Mit einem Mal zerplatzte in seinem Kopf die von populären Holodramen genäherte Illusion über die Agenten des Galaktischen Imperiums. Neben den Zweifeln, die unaufhörlich an seinen Nerven nagten, fühlte er sich nun auch noch schmutzig.

Beim Gehen knirschte der grobkörnige Sand leise unter ihren Sohlen. Obwohl Sah Gostas zentraler Raumhafen nur den nördlichen Teil der obersten Stufen der Pyramide einnahm, wehte der scheinbar allgegenwärtige Wind – bei offenen Toren – wieder und wieder ein Schwall ins Innere. Da in dieser Landebucht zudem keine Putzdroiden zugegen waren, hatte sich im Laufe der letzten paar Monate allmählich auf dem Boden eine dünne Schicht angesammelt. Noak, der den Seesack lässig über die Schulter geworfen hatte und die Jacke etwas fester um seinen Oberkörper schlang, folgte Lucy Dent und dem Slicer Spike schweigend. Erst jetzt bemerkte der Bakuraner, dass die blonde Soldatin – im Gegensatz zu ihm – einen leicht schützenden Anzug samt Helm trug. Darüber hinaus war sie mit einem Blaster und einem leichten Gewehr bewaffnet. Offenbar hatte Diar'mon ihr die Identität einer professionellen Personenschützerin oder einer lizenzierten Kopfgeldjägerin zugeschanzt. Dadurch konnte sie relativ offen Waffen tragen. Noak verkniff sich bei dieser Erkenntnis ein Pfeifen. Sollten sie in eine Kontrolle geraten, konnte diese Identität vielleicht nützlich sein.


Haben Sie eine Ahnung wie wir nachher zu diesem Repulsorbahnhof mit den Schließfächern kommen?“, fragte Noak die rechte Hand des Geheimdienstlers als sich die Imperialen in der Bucht in kleinere Grüppchen aufteilten. „Bestimmt ist dieser Bahnhof irgendwie ausgeschildert, aber ich weiß nicht, ob wir hier wirklich allzu sehr als orientierungslose Fremdwelter auffallen sollten.“

Da das seine erste richtige geheimdienstliche Mission war, hatte Noak natürlich keinerlei Ahnung, ob er gerade Unsinn redete. In den Holodramen wirkte der heldenhafte Agent immer so als kenne er jede Stadt und jede Raumstation wie seine Westentasche. Karten oder ein Navigationsgerät wurden nicht gebraucht. Sollte dieses winzige Detail allen Ernstes der Realität entsprechen, würden sie mit Sicherheit sogleich auffliegen, sobald sie sich einem Infoschalter auch nur näherten. Der Bakuraner schluckte nervös. Während die einzelnen Gruppen – jede für sich allein – letzte Abstimmungen trafen, unterhielt sich Diar'mon mit einer beleibten, dreiarmigen Echse (Jaspar). In einer beiläufigen Bewegung tauschte in diesem Augenblick mit einem Mal ein Creditstick den Besitzer und die Echse grinste kurz darauf noch ein Tick breiter als zuvor. Obwohl er sich sicher war, dass dieses schuppige Lebewesen „vernunftbegabt“ war, konnte sich Noak nicht des Gefühls erwehren, dass es gleich den kühlen, drahtigen Geheimdienstler vor sich verspeisen würde. Blässe zeichnete sich in dem Gesicht des Imperialen ab.

Nachdem Diar'mon das Gespräch mit der Echse beendet hatte, gab er das Zeichen. Das Shuttle ließ die Triebwerke wieder aufheulen und die Repusloren knisterten voller Energie. Die Gruppen warfen einen letzten Blick auf das in die Lüfte steigende Landungsschiff der Cygnier und gingen dann eilig auf die massive Tür zu, die sie aus der Landebucht bringen würde. Sowohl den plötzlichen Kloß in seinem Hals als auch das juckende, auf seinem linken Oberarm klebende Pflaster ignorierte er als er gemeinsam mit seinen beiden Begleitern durch die offene Tür in den dahinter liegenden Korridor schritt. Er hatte keine Ahnung, was ihn auf dieser Welt erwarten würde. Er hatte keine Ahnung, ob sie hier bei der Suche nach dem Aufenthaltsort der seit Jahrtausenden verschollenen Pourriture Erfolg haben würden. Er hatte keine Ahnung, ob die Neue Republik nicht schon längst Verdacht geschöpft hatte. Und all diese Ungewissheiten störten ihn; lenkten ihn ab. Er ging jedenfalls nicht mit der Zuversicht an diese Aufgabe heran, die er – insbesondere nach dem Sehen all der populären Holodramen über Agenten im Dienste des Imperialen Thrones – eigentlich haben müsste.


[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | zentrale Stufenpyramide | obere Ebenen | Raumhafen | Korridor zu Landebucht Dreizehn || Lieutenant Noak Fremyn, Corporal Dent und Slicer Spike]
 
- Jaspar, Dockmeister Sah Gosta-Raumhafen

$ Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai $ Sah Gosta | Zentrale Stufenpyramide (Stadtkern) | obere Stufen | Raumhafen | Kontrollraum $
Dockmeister Jaspar und R'ov

Nachdem er die „Cygnier“ in Landebucht Dreizehn abgefertigt, seine Bezahlung eingestrichen und anschließend noch mitverfolgt hatte wie deren Landungsschiff sich wieder auf den Weg in Richtung Orbit machte, war er danach wieder umgehend in den nur eine Etage höher liegenden Kontrollraum zurückgekehrt, hatte sich erneut in seinen Sessel gefläzt und betrachtete nun die beiden Creditsticks in seiner rechten Pranke. Unwillkürlich stahl sich ein zufriedenes, selbstgefälliges Lächeln auf sein breites Gesicht. Immerhin hatte ihn das Schattennetzwerk fürstlich entlohnt! Natürlich besaß er von dem Gesamtbetrag bloß einen überschaubaren Anteil. Denn sowohl die jeweilige Beteiligung seiner beiden Vorgesetzten – der Hafenkapitän von Sah Gosta sowie der derzeitige Ratskapitän für Handel und Verkehr – als auch die Bezahlung seiner Untergebenen musste er von der Summe, die er nun in den Händen hielt, noch abziehen. Doch selbst das, was letztlich für ihn übrig blieb, war groß genug, um noch an diesem Abend in einem hiesigen Casino oder Nachtclub sogleich umgesetzt zu werden.

„Das war ein guter Job, R'ov, knurrte Jaspar, der Dockmeister von Sah Gosta, weiterhin zufrieden und schloss die Pranke um die beiden Creditsticks. Routiniert fischte er in einer Tasche seines roten Overalls nach einer neuen Zigarre, steckte sie sich beiläufig in den Mund und zündete sie an. „Nur selten, ganz selten verdient man so einfach sein Geld. Heute ist wirklich unser Glückstag, R'ov!“ Er blies einen Schwall blauen Dunstes in die Luft. „Ein wirklich guter Job.“

Sein haariger Untergebener nickte bloß zustimmend, während er weiterhin mit seiner Konsole den hiesigen Luftraum überwachte und sowohl die ankommenden als auch abfliegenden Schiffe sicher lotste. Weil der Planet Argai kein Dreh- und Angelpunkt für den interstellaren Handel war, hielt sich der alltägliche Verkehr die meiste Zeit eigentlich in überschaubaren Grenzen. Deshalb hatte sich der Hafenkapitän schon vor etlichen Jahren dafür entschieden, dass ein durch Künstliche Intelligenz unterstützter Lotse pro Schicht vollkommen ausreichend zum Bewältigen aller täglich anfallenden Aufgaben sei. Bloß für den in ein paar Tagen anstehenden Besuch des cronischen Prinzen sollte der Personalbestand in diesem Bereich vorübergehend um eine Person aufgestockt werden. Jaspar hatte diesbezüglich schon eine vertrauensvolle Seele im Blick. Vielleicht würde er diese locken können, indem er mit ihr heute das eine oder andere Ale würde heben gehen.

„Kann immer noch nicht glauben wie reibungslos die ganze Sache vonstatten gegangen ist“, sprach der Besalisk nach ein paar kräftigen, tiefen Zügen an der Zigarre plötzlich weiter. „Ich schätze, das hat vorhin bloß fünfzehn Minuten gedauert. Höchstens!“ Er öffnete wieder seine rechte Pranke und starrte auf die beiden unscheinbaren Creditsticks. „Eine ziemlich organisierte Gruppe war das...“

R'ov hob den Blick von seiner Konsole. „Nur nich' zu viele Gedank'n mach'n, Boss. … Tut dir nich' gut und macht nur Ärger.“

„Stimmt schon“, brummte Jaspar und kratzte sich mit der Linken den Bauch. „Was geht es mich an, wofür das Schattennetzwerk irgendwelche 'Experten' braucht. Je weniger wir wissen, desto weniger können wir ausplaudern.“ Er erhob sich brummend. „Ich sollte mir zur Beruhigung einen Tasse Caf machen … oder so.“

Der Talpiddian nickte abermals dem Besalisken schweigend zu. Derweil er langsam zu einer Nische stapfte, wo ein kastenförmiger Automat zum Caf-Brühen stand, stopfte er die beiden Creditsticks in eine größere Overalltasche. Erneut nahm er einen sehr tiefen Zug von der herben Zigarre, blies eine weitere Wolke blauen Dunstes in die Luft, griff nach einer unbenutzten Tasse im Regal und machte sich dann an dem Gerät zu schaffen. Begleitet von Zisch- und Brummlauten erwachte das Ding zum Leben. Hier und da leuchteten außerdem mit einem Mal diverse Lämpchen auf. Er stellte die Tasse unter die passende Öffnung, drückte einen der aufblinkenden Knöpfe und ließ den Automaten dann das tun, wofür er konstruiert war. Obwohl noch der beißende Zigarrengeruch in der Luft lag, konnte man schon nach kürzester Zeit auch Nuancen des aufgebrühten Caf riechen. Jaspar brummte wieder zufrieden und griff nach der vollen Tasse, nachdem der letzte Tropfen nach unten gefallen und das Ding verstummt war.

Plötzlich schrak Ak'iv, ein bis zu diesem Zeitpunkt auf seinem Platz dösender Gektl jüngeren Alters, auf, setzte sich ordentlich auf seinen Stuhl und richtete fahrig das Headset auf seinem Kopf.
„Bozz. Bozz. Da möchte Zie jemand zprechen. Klingt nach Merazzka.“

Jaspar hob verwundert eine Augenbraue. Hatte das Syndikat etwa tatsächlich Wind von dem Job für das Schattennetzwerk bekommen? Soweit er aus zwielichtigen Kreisen gehört hatte, fanden sich die beiden Organisationen bei so manchem Konflikt auf gegenüberliegenden Seiten wieder. Die Freude, die er bis gerade eben noch verspürt hatte, verflog für einen Augenblick. Denn er wollte eigentlich nur ungern, äußerst ungern in diese Auseinandersetzung hineingezogen werden. Er wollte doch bloß all die Credits abgreifen, die hier und da für jemanden wie ihn abfielen. Sowohl Ak'iv als auch R'ov musterten ihn aufmerksam. Intuitiv bleckte der Besalisk die gelben Zähne, kippte den viel zu heißen Caf mit einem Schluck herunter und stopfte sich dann wieder die Zigarre ins breite Maul. Da diese spontane „Machtdemonstration“ aber nur bedingt den Effekt bei seinen Untergebenen erzielte, den der Dockmeister eigentlich beabsichtigt hatte, stapfte er danach knurrend zu seinem Stuhl zurück.

„Stell durch, Ak'iv, brummte Jaspar, nachdem er ächzend Platz genommen hatte. Die Zigarre legte er in einer Halterung des nahen Aschebechers ab.

Nach einem kurzen Knacken, das wohl auf das manuelle Verbinden sowie die veraltete Technik im Kontrollraum zurückzuführen war, erklang eine dem Dockmeister nur allzu bekannte Stimme: [Oh, Jaspar. Endlich. Ich dachte schon, du möchtest keine Credits mehr verdienen.]

Bei der Stimme, die einen leicht surrenden Unterton aufwies, handelte es sich um Cril. Sie gehörte als ausgewachsene Culisetto zum eigentlichen Merasska-Schwarm, der das Syndikat anführte. Trotz der Widrigkeiten, die der von Menschen dominierten Tion-Cluster ihnen seit jeher bereitete, hatten sie sich in der hiesigen Unterwelt erfolgreich etablieren können und waren in den folgenden Jahren rasch gewachsen. Längst arbeiteten Vertreter all möglicher Spezies – darunter auch viele Menschen – für diese fliegenartige Kriminellen. Diebstahl, Erpressung und Schmuggel waren mit der Zeit zu ihren Steckenpferden avanciert. Jedoch hatten sie ihre Finger selbstverständlich auch im Handel mit Rauschmitteln und in der Prostitution mit im Spiel. Zwischen Dellalt, Raxus, Kanaver, Lianna und Chandar machte ihnen zweifelsohne niemand etwas vor! Deshalb waren Jaspar eigentlich die Hände gebunden.

„Ich habe nichts dagegen einzuwenden, ein paar Credits zu verdienen, Cril, entgegnete er.

Ein Geräusch, was wohl an ein Kichern erinnern sollte, war kurz vom anderen Ende der Leitung aus zu hören.
[So kennen wir dich, Jaspar. So haben wir dich schätzen gelernt.] Kaum waren die Worte ausgesprochen, folgte eine Pause von einigen Sekunden. Offenbar bereitete die Culisetto nebenbei irgendetwas vor. [Geschäftspartner – gute Geschäftspartner – treffen innerhalb der nächsten paar Stunden auf Argai ein. Vielleicht sind sie sogar schon im System. Sie wollen für ein paar Tage Sah Gosta besichtigen und suchen nach einer diskreten Unterbringung für ihre Schiffe. Da musste ich sofort an dich und all die tollen Leistungen, die du in der Vergangenheit wieder und wieder für uns vollbracht hast, denken, Jaspar.]

„Um wie viele Schiffe geht es denn?“, hakte der Besalisk nach. „Und was für Modelle?“

Cril Merasska schwieg einen Augenblick. [In diesem Punkt waren unsere Geschäftspartner bislang nicht besonders mitteilungsfreudig. Die Gegenwart der dicken Pötte, die allein zum Beeindrucken der Cygnier in Argais Umlaufbahn ihre Kreise ziehen, haben mit Sicherheit den einen oder anderen Interessenten, der zu unseren Geschäftspartnern gehört, abgeschreckt.] Die Technik, die in Jaspars Stuhl verbaut war, registrierte auf einmal den Eingang von Daten. [Soweit man uns unterrichtet hat, reisen die federführenden Geschäftspartner wohl auf einer Fregatte der Munificent-Klasse ('Blue Huntress') an. Die entsprechenden Daten übermittel ich dir gerade.]

Jaspar schaute mit einem Mal verdutzt ins Nichts. Immerhin war das Ding mit seiner Länge von fast einem Kilometer viel zu groß für die meisten Landebuchten im Raumhafen. Wollte ein Schiff dieser Größe auf dem Planeten – nahe Sah Gosta – landen, sah die Vorschrift in diesem Fall eigentlich vor, dass er es auf einen offenen Landeplatz lotsen ließ. Dort hatte das Ding nämlich ausreichend Platz zum Manövrieren. Jedoch wurde dann auch der hiesige Zoll – oder das neurepublikanische Militär – schneller auf dessen Anwesenheit aufmerksam. Brummend zog der Besalisk einen Display, der an einem Bügel befestigt war, vor sein Gesicht und rief den momentanen Lageplan auf. Im Normalfall hätte Jaspar bei diesen Gegebenheiten zähneknirschend ein zweites Mal zu Landebucht Dreizehn gegriffen und diese einfach – trotz anderslautender Absprachen mit dem Schattennetzwerk – länger reserviert. R'ov war klug genug, um die Systeme abermals an der Nase herumzuführen. Doch dieses Mal lag die Sache anders. Das Ding musste mit einem größeren Aufwand verborgen werden.

Nachdenklich trommelte er mit den Fingern der linken Pranke auf der Armlehne, während er weiter auf den Bildschirm starrte. Obwohl der überwiegende Teil des zentralen Raumhafens schon ein paar Jahrtausende auf dem Buckel hatte, hatte man bei manchen Landebuchten mit der Zeit Neuerungen vorgenommen. Indem man die Trennungen zwischen einzelnen Bereich herunter ließ, konnte man so an einigen Stellen für mehr Platz sorgen. Unter normalen Umständen benötigte der Dockmeister dafür aber die Zustimmung des Hafenkapitäns. Doch würde der tatsächlich seine Unterschrift unter das entsprechende Formular setzen, wenn der Anlass zwielichtig war? Und selbst wenn er vor Ort den nötigen Platz für das Ding fand und eine Unterschrift seines Vorgesetzten hatte, musste er noch irgendwie dafür sorgen, dass die Behörden letztendlich keinen Wind davon bekamen. Schnüffelnde Zöllner konnte er schließlich in seinem Raumhafen nicht gebrauchen! Jaspar brummte grummelig.


„Eure Geschäftspartner reisen aber mit einem ganz schön großen Pott an“, maulte der Besalisk nach all diesen Überlegungen. „Und mit 'groß' meine ich vor allem 'auffällig'.“

Die Culisetto surrte leicht gereizt. [Manchmal kann man sich seine Geschäftspartner nur schwer aussuchen, Jaspar. Mach' dir aber keine Sorgen. Du bekommst als Entschädigung für deine Mühen genügend Credits.] Das Surren wurde etwas lauter. [Sorge bloß dafür, dass die gewohnte Diskretion gegeben ist. … Eine 'kleine' Anzahlung – so als Anreiz von uns – dürftest du jetzt auf deinem Konto sehen. Sind wir also im Geschäft?]

Jaspar hob abermals verwundert eine Augenbraue. Seit die „Geschäftsbeziehungen“ zwischen dem Syndikat und ihm bestand, waren eigentlich noch nie irgendwelche Anzahlungen als „Anreiz“ für irgendetwas gezahlt worden. Bisher hatte man die Gesamtsumme nur in zwei Teile gesplittet, um im schlechtesten Fall die angefallenen Kosten der Vorbereitung zu kompensieren. Neugierig ließ der kräftige Besalisk den Lageplan in den Hintergrund treten und rief stattdessen rasch sein Bankkonto auf. Und zu seiner Überraschung hatte der Kontostand in der Tat einen gewaltigen Satz in die Höhe gemacht. Er japste unwillkürlich nach Luft. Jene Zweifel, die ihn zuvor noch hatten zögern lassen, traten beim Anblick der Zahlen auf einen Schlag in den Hintergrund und überließen stattdessen der schnöden Gier jegliche Kontrolle über sein Bewusstsein. Ließe er diesen Job sausen, wäre er schön blöd! – So mit einem Mal die ausgegebene Parole.

„Wir sind mal wieder im Geschäft, Cril, antwortete der Dockmeister und nachdem die Verbindung zu der Culisetto getrennt war, wandte er sich seinen Untergebenen zu: Ak'iv, gib Ereen Bescheid. Sie soll in Landebucht Dreizehn die Trennwände zu Zwölf und Vierzehn herunterlassen. Ich helfe ihr dann beim Öffnen des Daches.“ Der drahtige Gektl mit den smaragdgrünen Schuppen nickte ihm zu. „Und R'ov, du musst unser Programm anpassen. Das Beste ist wohl, wenn die Sensoren glauben das Ding ist abgedreht und zurück in den Orbit geflogen.“

$ Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai $ Sah Gosta | Zentrale Stufenpyramide (Stadtkern) | obere Stufen | Raumhafen | Kontrollraum $
Dockmeister Jaspar, R'ov, Ak'iv
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Zentrale Stufenpyramide (Stadtkern) | Obere Stufen | Raumhafen | Landebucht 13, vor der „Wild Hunt“ | Etara, Spectre, Kiara

Landebuchten hatten ihren ganz eigenen Charme, fand Etara. Das Geräusch von abkühlenden Raumschiffantrieben, das geschäftige Surren von Droiden, der Geruch von Öl und das Gefühl, Durastahl unter den Füßen zu haben, das weckte viele angenehme Assoziationen für die junge Chiss. Sie war viel rum gekommen, hatte so einige Welten gesehen, und der allererste Eindruck – der viel verraten konnte – war in der Regel der örtliche Raumhafen. Nach längeren Flügen suchte sie in der Regel die örtliche Bar auf, um sich was Leckeres zu gönnen, aber das musste in diesem Fall hinten anstehen. Es gab Arbeit zu erledigen, und so blickte sich die blauhäutige Nichtmenschin mit aufmerksamen roten Augen um. Der erste Eindruck, ja, der konnte viele Informationen. Was für Schiffe waren gelandet, wie sahen die Besatzungen aus, herrschte Chaos oder Ordnung, war es schmutzig oder dreckig, all das gab Einblicke in die Zustände und Vorgehensweisen vor Ort. Dieses Wissen konnte bare Credits wert sein und manchmal sogar das Leben retten. Nicht überall waren Schmuggler willkommen, auf manchen Welten hatte man als Nichtmensch schlechte Karten, und wer frech oder dumm genug, sich mit dem hiesigen Zoll anzulegen, konnte sich so richtig üblen Ärger anfangen. Das war hier nicht das Ziel, tatsächlich sogar das glatte Gegenteil: Ruhig und diskret sollte die Angelegenheit hier auf Argai ablaufen. Kein Geballer, keine wilde Flucht, keine dramatischen Verfolgungsjagden mit aufgemotzten Speeder. Eigentlich furchtbar langweilig, aber wer wusste schon, was passieren wurde? Etara grinste in sich hinein, ging ein paar Schritte vorwärts und streckte sich. Längerer Aufenthalt auf Raumschiffen ließ manchmal die Glieder ein wenig träge werden und das wollte sie nun wirklich nicht haben – vielleicht wurde es sehr schnell doch kritisch. Unter anderen Umständen hätte sie sich wahrscheinlich Spectre geschnappt, diese Wände sahen halbwegs sauber und stabil aus, aber ein flüchtiger Blick hatte Überwachungseinrichtung enthüllt und ein unterhaltsames Holo für das örtliche Personal zu produzieren stand nicht auf dem Zettel. Schließlich war sie Lifera, Unternehmerin vom Schmugglermond, mit Credits und Langeweile gesegnet und an der Geschichte dieser Welt und der Region interessiert. Beiläufig strich die Chiss ihr abenteuerlich geschnittenes schwarzes Kleid ein wenig glatt und beäugte ihre sorgfältig manikürten Fingernägel. Sie hatte sich schick gemacht, immerhin war sie gemäß ihrer Geschichte ja jemand.

Ein rasselndes Geräusch weckte Etaras Aufmerksamkeit. Sie kannte es – da wurden gerade die Trennwände aktiviert und heruntergelassen. Jemand schuf gerade zusätzlichen Platz, denn Platz wurde gebraucht. Nicht für die recht kompakte „Wild Hunt“, der YT-Frachter nahm nicht sehr viel Raum ein. Aber das andere Schiff, das Schiff, das im Zweifelsfall den Weg freimachen würde, war eine Bankenclan-Fregatte von fast 900 Metern Länge. Ein ausgewachsenes Kriegsschiff, und seine Geschütze hörten auf ihr Kommando. Im Moment aber war nicht der Zeitpunkt, diese zu entfesseln, stattdessen war Diskretion angesagt. Offenbar waren die relevanten Personen hier im Bilde und ausreichend motiviert – genügend Credits im Spiel, hieß das in der Regel. Das war ein gutes Zeichen, und da Etara nicht so ganz aus ihrer Haut hinaus wollte oder konnte, drehte sie sich zur nächsten Überwachungseinrichtung um, setzte ein kokettes Lächeln auf, beugte sich ein wenig nach vorne und hauchte einen Kuss in die Richtung. Gute Arbeit musste schließlich honoriert werden.


„Ah, sehr schön. Hier weiß man offenbar noch, was Service heißt. Jetzt fehlt nur noch eine höfliche Begrüßung. Dann kann sich jemand auch gleich sein Trinkgeld abholen.“


Kurz hob Etara ein wenig die Stimme und sie verschränkte kurz die Arme vor der Brust, bevor sie sie wieder entspannt an der Seite baumeln ließ und darauf wartete, ob sich jemand zeigen würde. Gewisse Angelegenheiten besprach man am Besten von Angesicht zu Angesicht, und die Chiss wollte sich einen Eindruck davon verschaffen, mit wem sie es hier genau zu tun hatte. Die Black Sun hatte ihr die ein oder andere Information bereits im Vorfeld gegeben – die hübsche Kriminelle wollte aber lieber genauer wissen, was Sache war.


[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Zentrale Stufenpyramide (Stadtkern) | Obere Stufen | Raumhafen | Landebucht 13, vor der „Wild Hunt“ | Etara alias Lifera, Spectre, Kiara
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | zentrale Stufenpyramide | obere Ebenen | Raumhafen | Korridor zu Landebucht Dreizehn || Lieutenant Noak Fremyn, Corporal Dent und Slicer Spike]

Im klassischen Sinne – also von Planet zu Planet – war Noak in seinem bisherigen Leben noch nie gereist. Bevor er auf die Militärakademie gegangen war, hatten seiner alleinerziehenden Mutter und ihm schlicht die Credits für solche kostspieligen Annehmlichkeiten gefehlt. Und nachdem er dann seinen Abschluss gemacht und ab diesem Moment das begehrte Offizierspatent in den Händen hielt, hatte er sich nur noch an Bord irgendwelcher Kriegsschiffe befunden. Und als Mannschaftsmitglied schiffte man über spezielle Transporter ein und aus. Selbst als er als Teil der cygnischen Delegation Chalacta und Bimmisaari besucht hatte, hatte man den Empfang nie über den regulären Raumhafen abgewickelt. Stets hatten die jeweiligen Repräsentanten vor Ort sie auf besonderen Landefeldern – im Beisein der Presse – begrüßt. Demnach erlebte Noak in diesem Augenblick eine Premiere. Zum ersten Mal in seinem Leben war er in einem zivilen Raumhafen.

Natürlich kannte Noak aus den Erzählungen diverser Freunde sowie aus einzelnen Folgen populärer Holoserien das übliche Prozedere. In den Terminals patrouillierten stets Sturmtruppen und planetare Sicherheitskräfte, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Die Mitarbeiter ziviler Fluglinien saßen an den Check in-Schaltern oder verkauften putzige Souvenirs. Und eine Vielzahl von Besuchern vertat sich seine Zeit vor dem Abflug, indem sie nach der Gepäckaufgabe durch die zahlreichen Geschäfte im öffentlichen Bereich stromerten, während andere panisch zu „ihrem“ Gate rannten, um in letzter Sekunde noch „ihr“ Schiff zu bekommen. Ein eigener, klitzekleiner Mikrokosmos. – So stellte sich der junge Bakuraner nach all diesen Geschichten jedenfalls den Alltag an einem Raumhafen vor. Da sich die imperiale und neurepublikanische Gesellschaft aber nur bedingt ähnlich waren, war er doch ziemlich verwundert als er gemeinsam mit Lucy Dent und Spike – ohne jegliche Kontrollen – in die große Empfangshalle trat.

Im Gegensatz zu den meist in den galaktischen Kernregionen gelegenen Planeten, die man aus den Holoserien kannte, war das im Äußeren Rand gelegene Argai in der Regel kein Besuchermagnet. Es tat sich demnach nicht besonders viel in der Empfangshalle als die drei Imperialen gemeinsam aus der Tür traten. Zischend schloss sich die Tür hinter ihnen. Während die blonde Soldatin Dent – ihrer militärischen Ausbildung entsprechend – nach potenziellen Hinterhalten Ausschau hielt, hatte Noak in diesem Moment bloß Augen für die vielen kleinen Lädchen. Insbesondere jene Nischen, wo man Essen kaufen konnte, zogen ihn aufgrund ihrer exotischen Düfte schnell in seinen Bann. Obwohl er Minuten zuvor noch eine leichte Übelkeit verspürt hatte, die größtenteils von seiner Nervosität und den damit einhergehenden Zweifeln herrührte, knurrte sein Magen nun vor Hunger. Peinlich berührt sah er zu seinen Begleitern.


Um nicht allzu sehr aufzufallen, sollten wir vielleicht zu diesen paar Ständen dort gehen und etwas Zeit vertun“, schlug der Imperiale wispernd seinen beiden Kameraden vor und deutete dabei auf die entsprechende Stelle. „Bloß ein paar Minuten.“

Bevor seine beiden Begleiter auch nur die Gelegenheit hatten, irgendwelche Einwände zu erheben, stolzierte der junge Imperiale auch schon los, um sich das – für seine Begriffe – exotisch duftende Speisenangebot aus der Nähe anzuschauen. Auf seinem Weg buhlten einige grelle Holo-Werbungen um seine Aufmerksamkeit. Manche warben für Reisen mit einer örtlichen Fluglinie nach Chandaar, Desevro, Jaminere, Lianna oder Mullan; andere priesen lokale Getränkemarken gegen die Kälte der hiesigen Nacht an. Wenngleich die Neue Republik auch für ihre „bunte“ Gesellschaft bekannt war, zeigten die meisten Projektionsfläche in der Empfangshalle trotz allem nur Menschen. Zielgerichtet ging Noak weiter. Die Werbung versuchte er zu ignorieren.

Den unbekannten Düften folgend blieb der Bakuraner letztlich vor einem Stand stehen, der „Baljos' nautische Leckerbissen“ hieß. Eine fischartige Gestalt mit großen, eher trüben Glubschaugen starrte ihn an. Dessen Haut mochte zwar irgendwann einmal allein lachsfarben gewesen sein, inzwischen hatten sich aber ein paar gelbliche Flecken, die einen kränkelnden Eindruck vermittelten, hinzu. Es gluckste geistig abwesend, während Noak das an einer holografischen Tafel angepriesene Angebot studierte. Offensichtlich bot der Stand „Köstlichkeiten“ aus dem Meer an. Hauptsächlich handelte es sich dabei um Suppen. Manche waren herzhaft, andere eher süß-sauer oder gar scharf. Doch bei den Beilagen geriert sein Blick ins Stolpern. 'Krupuk?', fragte er sich irritiert. 'Was soll das sein?' Er versuchte sich auf die Bilder, die er unter „Beilagen“ sah, einen Reim zu machen. Es gelang ihm nicht.


Krupuk?“, fragte er dementsprechend laut und kratzte sich am Hinterkopf?

Das trüb dreinblickende Lebewesen schien mit einem Mal aufzuwachen. Dessen Basic klang etwas langgezogen als es träge antwortete:
„Dahs sindh Chiphs aus Dac-Shrimps.“ Es griff beiläufig in ein Fach und zog ein weißes, styroporartiges Ding heraus, um es dem interessierten Bakuraner kurz zu zeigen. „Dahs hat einen eighnen Geschmack. Willhste mahl probieren?“

Mhm“, er kratzte sich wieder nachdenklich am Hinterkopf. Sein Magen knurrte. „Welche Suppe ist denn empfehlenswert?“

Gerade als der nichtmenschliche Angestellte langatmig die Menükarte zu erklären begann, landete plötzlich eine Hand auf Noaks rechter Schulter, packte spürbar zu und drehte ihn mit einem äußerst kräftigen Zug – ohne eine Möglichkeit der Gegenwehr – um. Und so blickte der Bakuraner plötzlich in Lucy Dents grimmiges Gesicht. Ihre dunklen Augen wirkten kühl; beinah eisig. Hätte der jüngere Imperiale in diesem Augenblick einen Schritt zurück machen können, hätte er es wohl auf der Stelle getan. Doch die blonde Soldatin ließ ihm keinen Spielraum. Nachteilig war in diesem Moment mit Sicherheit auch, dass er so nah am Tresen stand. Er schluckte. Zum Glück knurrte sein Magen nicht noch einmal.

In Ordnung, in Ordnung“, brummte der Bakuraner. „Dann halt kein Essen...“

Um der grimmig dreinblickenden Soldatin deutlich zu signalisieren, dass er ab sofort keine weiteren Spielchen unternehmen würde, zuckte er mit den Schultern in Richtung des Standes, nickte nur kurz zum Abschied dem Nichtmenschen zu und trottete ihr dann brav hinter. Ihr merkwürdiger, blasser Slicer schien in der Zwischenzeit einen altmodischen Stadtplan organisiert zu haben. Immerhin galt es herauszufinden, wo in dieser gewaltigen Stufenpyramide der zentrale Repulsorbahnhof zu finden war. Dort mussten sie dann das richtige Schließfach finden, um anschließend überhaupt zum längst vorbereiteten Safe House gelangen zu können. Eine Menge Umwege. Eine Mahlzeit würde Noak so schnell also nicht zu Gesicht bekommen. Und so knurrte sein Magen ein weiteres Mal als sich seine Begleiter auf den Weg zu ihrem nächsten Etappenziel machten.

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | zentrale Stufenpyramide | obere Ebenen | Raumhafen | Empfangshalle (nahe der Ausgänge) || Lieutenant Noak Fremyn, Corporal Dent und Slicer Spike; andere Reisende und Personal im Hintergrund]
 
- Jaspar, Dockmeister Sah Gosta-Raumhafen

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Dockmeister Jaspar und Ereen

Etwas ungläubig starrte Jaspar, Argais Dockmeister, den schnittigen corellianischen Frachter (Wild Hunt) an, der langsam durch das geöffnete Dach in die extra für eine Munificent-Fregatte, die man anstelle dieses winzigen Zivilschiffs erwartet hatte, vergrößerte Landebucht schwebte. Neben ihm kicherte Ereen amüsiert. Denn offensichtlich war das Merasska-Syndikat am Ende doch noch nicht größenwahnsinnig geworden, sondern bewies abermals ein gesundes Augenmaß. Schließlich hätten selbst die technischen Spielereien, die man an diesem Raumhafen zum Verschleiern ankommender Schmuggler üblicherweise verwendete, kein fast einen Kilometer langes Schiff vor den ansässigen Behörden verschwinden lassen können. Der Besalisk hatte aus diesem Grund in den letzten Stunden auch schon ein leichtes Sodbrennen entwickelt. Hörbar stieß der Dockmeister auf.

Die Jashwik Ereen, die neben ihm saß, betrachtete das landende Schiff.
„Entweder sind die Dinger im Laufe der Jahre eingegangen oder der Bankenclan spart inzwischen an allen Ecken und Enden.“ Sie rieb sich die spitze Nase grinsend. „Beim nächsten Gespräch solltest du Cril Merasska wirklich darum bitten, dass sie dich nicht noch einmal so unnötig ins Schwitzen bringt, Boss.“

„Halt die Klappe“, knurrte Jaspar und funkelte sie dabei böse an. „Es ist gut möglich, dass das bloß eine Art 'Vorhut' ist, um unsere 'Qualitäten' zu testen.“ Er grunzte. „Sollte das der Fall sein, steht uns noch eine Menge Arbeit bevor. Scheuche also lieber wieder deine Droiden auf.“

Bevor seine Untergebene ihm eine patzige Entgegnung an den Kopf verwerfen konnte, machte sich der echsenhafte Dockmeister daran zur Landebucht zu gehen. Während er träge dem Wartungsgang entlang stapfte und das Metall unter seinen Füßen leicht vibrierte, griff er zu seinem Komgerät, um noch schnell letzte Details mit dem Kontrollraum abzuklären. Es bestand ja schließlich noch immer die Möglichkeit, dass sich der dürre Riese noch Argai nähert. Unter Umständen schreckte die starke Militärpräsenz im System die Fregatte von einem schnellen Annäherungskurs ab. Kleine Droiden rollten Jaspar piepsend über den Weg, nachdem er den oberen Bereich über eine sehr schmale Leiter verlassen hatte. Über die Lautsprecher war zu hören, dass ein Shuttle mit Gepäck für einen Flug in den Orbit befüllt werden sollte. Jene Dockarbeiter, die gerade Pause machten und dabei essend auf Kisten saßen, nickten ihm respektvoll zu.

Höchstens fünf Minuten waren seit der Ankunft des corellianischen Frachters vergangen als Jaspar den Zugang zu Landebucht Dreizehn öffnete. Begleitet von einem äußerst lauten Zischen wurde die massive Metalltür zur Seite geschoben. Durch die herabgelassenen Seitenwände wirkte das Areal zu groß für das einzelne, unscheinbar wirkende Schiff. Irgendwelche Individualisierungen oder sogar Modifikationen konnte der Besalisk auf den ersten Blick nicht ausmachen. Dass ein paar Jahre seit dem Stapellauf vergangen sein mussten und man schon diverse Planeten bereist hatte, konnte man dem Ding allenfalls nachsagen. Jedoch traf das Wohl auf fast neunundneunzig Prozent aller Schiffe, die durch diese Galaxie flogen, zu. Während sich der Dockmeister weiter dem Frachter näherte, ließ er seinen aufmerksamen Blick vom Cockpit zu der langsam herabfahrenden Rampe wandern. Zwei blauhäutige Damen (Etara und Spectre) – nach seinem Dafürhalten zweifelsohne Pantoranerinnen – kamen ihm kurz darauf entgegen.


„Willkommen auf Argai, die Damen“, grüßte der Dockmeister die Neuankömmlinge sogleich. Dass er die letzten Stunden wie auf heißen Kohlen gesessen hatte, sah man ihm höchstens an, wenn man Reptiloide zu lesen vermochte. „Mein Name ist Jaspar und ich bin der hiesige Dockmeister.“ Kurz deutete er eine Verneigung an wie es auf Pantora wohl üblich war. Sogar ein paar Brocken Pantoran kamen ihm über die wulstigen Lippen. „Eure Geschäftspartnerin kündigte eine Munificent-Fregatte an. Kommt die noch? Oder wird aus anderen Gründen so viel Platz benötigt?“

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Dockmeister Jaspar und zwei Fremde
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | zentrale Stufenpyramide | untere Ebenen | Repulsorbahnhof | Empfangshalle || Lieutenant Noak Fremyn, Corporal Dent und Slicer Spike; andere Reisende und Personal im Hintergrund]

Die Stufenpyramide, die Sah Gostas alten Stadtkern bildete, war gewaltig. Denn jede einzelne Stufe umfasste selbst mehrere Etagen, wodurch sich im Innere riesigen Plätzen, breite Promenaden sowie große Grünanlagen befanden. Jedoch reichte der zur Verfügung stehende Raum auch aus, um in der Pyramide den Bau von Gebäude zu ermöglichen, die auf anderen Welten wohl als „Wolkenkratzer“ bezeichnet worden wären. Neben altmodischen Treppen griff man innerhalb der Pyramide auch auf Turbolifte zurück, um von der untersten Ebene – schnell und zudem bequem – zur obersten Etage zu gelangen. Diese fuhren in regelmäßigen Abständen und fassten in der Regel dutzende Personen mit einem Mal. Im Stadtkern entfloh man dem Gedränge demzufolge nur selten, äußerst selten.

Gemäß der Planung, die man im Vorfeld auf der Alièstra gemacht hatte, war für Noak und dessen Begleiter der Repulsorbahnhof das erste Etappenziel. Dort sollte sich ein Schließfach befinden, das hiesige Zellen des Imperialen Geheimdienstes wohl als eine Art toten Briefkasten nutzten. Soweit die drei Imperialen informiert waren, befanden sich dieses Mal die nötigen Zugangsdaten zu einem Unterschlupf darin. Immerhin konnte man nicht erwarten, dass Brennan Diar'mons Team die ganze Sache an einem einzigen Tag durchzog. Das Safe House sollte jedoch nicht nur eine sichere Bleibe darstellen, sondern all jene Ausrüstung, die man nicht nach Argai hatte bringen können, sollte sich dort ebenso befinden. Lucy Dent, die blonde Soldatin an der Seite des Bakuraner, sollte zusammen mit dem Dritten im Bunde, dem Slicer Spike, die bereitgestellten Gegenstände inspizieren. Und erst im Anschluss stand der Museumsbesuch auf dem Plan.

Im Gegensatz zum zentralen Raumhafen in den oberen Stufen, der auf Noak im ersten Augenblick ziemlich verwaist gewirkt hatte, war der in den unteren Stufen gelegene Repulsorbahnhof regelrecht belebt. Überall wuselten Bürger umher. Manche rannten mit ihrem Gepäck hektisch von Gleis zu Gleis. Andere lasen die holografischen Fahrpläne oder ließen die beinah allgegenwärtige Werbung auf sich wirken. Planetare Sicherheitskräfte drehten in der großen Bahnhofshalle ihre Runden. Hier und da schwirrten auch kleine, kugelförmige Drohnen über die Köpfe der Leute hinweg. Zwischen all dem chaotischen Gedränge bahnten sich die drei Imperialen zielstrebig ihren Weg zu dem Areal, wo sich das besagte Schließfach laut ihren Informationen befinden sollte. Das murrende Gemurmel, das manch angerempelter Passant von sich gab, ignorierten sie weitestgehend. Schließlich war man zwei, drei Wimpernschläge später eh in der Masse wieder verschwunden.

Die Schließfächer waren für den Bakuraner und seine beiden Begleiter schon auszumachen als sich ihnen plötzlich ein bewaffneter Beamter – samt surrender Drohne – in den Weg.
„Nicht so schnell, die Dame und die Herren. Ihre IDs bitte.“

Kurz stockte dem jungen Bakuraner das Herz und hätte er sich nicht in letzter Sekunde wieder unter Kontrolle gehabt, wäre ihm in diesem Moment wohl ein verräterischer Japser entfleucht. Natürlich hatte er – spätestens seit dem Verlassen der Alièstra – damit gerechnet, dass sie sich wohl früher oder später hätten ausweisen müssen. Doch wirklich „vorbereitet“ war er auf diese Situation deshalb trotzdem noch lange nicht! Unwillkürlich sprang sein Blick zu seiner bewaffneten Begleiterin Lucy Dent. Möglicherweise aus einem reinen Automatismus heraus hatte die Soldatin ihre eine Hand auf den Blastergriff gelegt, während sie mit der anderen zur gleichen Zeit ihre (gefälschte) ID-Karte aus einer Jackentasche fischte. Ihrem Beispiel folgte schweigend der Slicer Spike.

Der Beamte nahm die bedruckten Kärtchen entgegen und fütterte seine Drohne damit. Dann richtete sich seine Aufmerksamkeit auf einmal auf den verschreckt dreinblickenden Bakuraner.
„Und was ist mit Ihnen? Basic verstehen Sie doch, oder?“

„Na... natürlich“, stammelte Noak und kramte seine ID ebenfalls heraus. „B... bitteschön.“

Obwohl er in seinem bisherigen Leben als Offizier der Imperialen Flotte schon so manches Gefecht miterlebt hatte – und demzufolge Gefahr sowie Todesnähe nichts Fremdes für ihn waren –, spürte er in diesem Augenblick wie die Angst sich seiner zu bemächtigen versuchte. Das Herz in seiner Brust schlug in diesen Sekunden lauter. Immer lauter. Sogar erste funkelnde Schweißperlen bildeten sich allmählich unter dem wuscheligen, pechschwarzen Haar. Während der Beamte kurz auf das Display seines Datapad schaute, um die eingelesenen Daten zu überfliegen, sah der Bakuraner rasch zu der imperialen Soldatin an seiner Seite. Ihre Miene war kühl; abgeklärt. Es lies sich nur schwer, äußerst schwer darin lesen. Demnach konnte Noak sich nicht sicher sein, ob sie gerade das Erschießen des kontrollierenden Beamten in Erwägung zog. Scheiterte ihre Geheimmission schon hier? Würden sie der ganzen Sache Jetzt und Hier unwillkürlich den Todesstoß verpassen?

Die Ungewissheit, der sich Noak nun ausgesetzt fühlte, schlug sich auf seinen Magen nieder. Hatte er zuvor noch etwas Hunger verspürt und sich geärgert, dass er nicht einmal etwas Fischsuppe hatte probieren können, kämpfte er nun mit einem Mal gegen die Übelkeit an, die in seiner Bauchgegend erbarmungslos wütete. Darüber hinaus plagten ihn nun auch noch Bedenken, die ihn mit Sicherheit die ganze Nacht wach halten konnten. Er sah sich und seine beiden Begleiter schon an dieser Stelle scheitern. Gleich würde Lucy Dent ihren Blaster zücken, die Waffe zügig auf den Beamten richten, den Abzug kurz darauf betätigen und während der Kerl tot zu Boden fiel, würde in dieser riesigen Halle urplötzlich das Chaos ausbrechen. Sicherheitskräfte, die sich bis jetzt im Hintergrund hielten, würden mit einem Mal auftauchen, sie sofort aufs Korn nehmen und handlungsunfähig schießen. Im besten Fall starben die drei Imperialen im Feuergefecht. Im schlechtesten Fall landeten sie in einem Gefängnis bis der neurepublikanische Geheimdienst Zeit für sie erübrigte.

Seine Nervosität war gerade im Begriff einen neuen Höhepunkt zu erreichen und ihn in Gedanken neue schreckliche Szenarien sich ausmalen zu lassen als der Beamte plötzlich brummend den Kopf hob, ihnen zunickte und ihnen ihre ID-Karten zurückgab.
„Sieht gut aus. Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag … und weiterhin noch einen schönen Aufenthalt auf Argai.“

Erst nachdem sich der Beamte auf ein paar Meter entfernt hatte und dessen Drohne wieder über den Köpfen der Leute surrend seine Runden drehte, erlaubte Noak sich selbst hörbar aufzuatmen. Bloß langsam, ganz langsam fiel die Anspannung von ihm ab, die sich erst in den paar letzten Minuten aufgebaut hatte. Sein Körper – vor allem sein Herz – brauchte eine ganze Weile, um wieder zur Ruhe zu kommen. Somit trottete er in diesem Augenblick nur teilnahmslos seinen beiden Begleitern hinterher. Beide schienen die Kontrolle souveräner überstanden zu haben als er. Keinen der beiden merkte man irgendeine soeben erlebte Unruhe an. Ganz im Gegenteil: Sie waren so fokussiert wie eh und je. Systematisch suchten sie den Schließfächerbereich nach der richtigen Zahl ab.

Das richtige Schließfach war dann ziemlich schnell gefunden. Kaum hatten sie mit dem Lesen der kleinen Plaketten begonnen, gingen sie auch schon von „Schrank“ zu „Schrank“. Spike, der wegen einer Art „Lichtempflichkeit“ eine spezielle Brille tragen musste, übernahm rasch die Führung und lotste die anderen beiden Imperialen durch das Gewirr. Die Eigenheiten der Verteilung zu verstehen, schien für ihn keine Mühe zu sein. In Rekordzeit stand er vor der richtigen Nummer und nachdem Lucy Dent die ihr mitgeteilte Zahlenkombination eingegeben hatte, öffnete sich tatsächlich auch an dieser Stelle die kleine Tür. Eine Code-Karte und ein Datastick lagen im Inneren. Kurz warfen sich die drei Imperialen überraschte Blicke zu. Dann griff der blasse Slicer nach dem Stick, während die blonde Soldatin die Karte an sich nahm. Ein Stadtplanausschnitt mit Markierung war auf dem Stick gespeichert.


Sieht nach Stadtring aus...“, merkte Noak an als man sich gemeinsam den Kartenausschnitt auf einem Datapad anschaute.

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | zentrale Stufenpyramide | untere Ebenen | Repulsorbahnhof | Empfangshalle (bei den Schließfächern) || Lieutenant Noak Fremyn, Corporal Dent und Slicer Spike; andere Reisende und Personal im Hintergrund]
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Zentrale Stufenpyramide (Stadtkern) | Obere Stufen | Raumhafen | Landebucht 13, vor der „Wild Hunt“ | Etara alias Lifera, Spectre, Jaspar (NSC)

Warten war nicht unbedingt Etaras Stärke. Eigentlich war es überhaupt nicht ihre Stärke, die muntere Chiss saß ungern auf ihrem Hintern und drehte Däumchen, wenn sie stattdessen etwas Interessantes anstellen konnte. Sicher, manchmal gab es Situationen, in denen man nichts anderes tun konnte als warten – zum Beispiel, wenn sich eine imperiale Zollkorvette im Mynocktempo an dem Asteroidenfeld vorbei schleppte, in dem man sich und seine heiße Ware vor ihr versteckte und fror, weil man alle Systeme auf ein absolutes Minimum herunterfahren hatte. So schnell würde sich eine solche Lage aber nicht ergeben, dachte sich die hübsche Kriminelle mit einem verwegenen Grinsen. Immerhin gebot sie nun dank der „Blue Huntress“ über genügend Feuerkraft, um sich den Weg frei zu ballern und darauf zu pfeifen, was andere wollten oder nicht. Hier auf dem Boden galten aber erst einmal andere Regeln, also waren tatsächlich Geduld und Diskretion gefragt. Zumindest die Geduld wurde auch nicht über Gebühr strapaziert, es dauerte nicht lange, bis sich zischend eine der großen Metalltüren öffnete und eine massige, dreiarmige Gestalt (Jaspar) dahinter hervortrat. Ein Besalik, da war sich Etara ziemlich sicher, immerhin liefen in der Galaxis nicht so viele Spezies mit dieser Konstellation von Gliedmaßen und diesem wuchtigen Körperbau mit dem markanten Köpfen herum. Aber hatten die nicht eigentlich vier Arme? Egal, der Rest passte, also musste es einer sein. Ein wenig erheitert verschränkte Etara ihrerseits die Arme vor der Brust und musterte den Neuankömmling, als sie schwungvollen Schrittes näher kam. Ihr fielen spontan so einige Verwendungsmöglichkeiten für ein Lebewesen mit so vielen großen, kräftigen Händen ein, aber erstens war sie geschäftlich hier und zweitens stand Spectre neben ihr. Vielleicht später. Kurz rief die Chiss ab, was sie über die örtlichen Kontakte der Black Sun wusste. Dieser Mann war der örtliche Dockmeister und er stand auf der Gehaltsliste der Familie – das waren schon mal gute Startvoraussetzungen. Wie hieß er noch gleich? Irgendetwas mit J. Es würde ihr schon wieder einfallen. Gelassen verfolgte Etara, wie der Besalisk ihr Schiff musterte und wohl zu der Conclusio kam, dass die „Wild Hunt“ verflixt gewöhnlich war. Und solange er keinen Blick ins Innere warf, würde er wohl auch bei dieser Ansicht bleiben. Die blauhäutige Frau musterte ihrerseits den Dockmeister aus schwer zu lesenden roten Augen und wartete ab, bis er das Wort an sie richtete, lediglich ein kurzes Tippen ihrer Fingerspitzen an ihren Arm verriet, dass sie nicht ewig abwarten würde. Dockmeister Jaspar also, das war der Name. Etara reagierte mit einem verbindlichen Nicken, wölbte allerdings irritiert eine Augenbraue, als sich ihr Gegenüber sehr förmlich anmutend verbeugte. Ein Charmebolzen? Die Kriminelle sah nicht unbedingt aus wie eine Prinzessin von Alderaan, wurde aber so behandelt – und teilweise in einer Sprache angesprochen, die sie überhaupt nicht verstand.


„...Hä?“

Kam es wenig damenhaft, mit irritiertem Gesichtsausdruck und in die Hüften gestemmten Armen schließlich aus ihr heraus, als sie die seltsamen Worte hörte. Wenn er gerade versuchte, Cheunh zu sprechen, dann hatte er in etwa so viel Ahnung davon wie ein ISB-Offizier von freier Meinungsäußerung. Irrte er sich vielleicht in der Sprache oder in der Spezies? Oder in beidem? Chiss waren nicht unbedingt alltäglich in der Galaxis, und es gab andere Spezies mit blauer Haut. Etara entschied, nicht verschnupft zu sein, und hob lediglich eine Hand, bevor sie in melodisch angehauchtem Basic antwortete.


„Ich weiß Ihre Bemühungen zu schätzen, aber für unsere Zwecke genügt Basic. Und verbeugen ist niedl...ist nett, jedoch unnötig. Ich sehe, dass Sie bereits die Vorkehrungen getroffen haben, um das größere „Frachtschiff“ sicher unterzubringen. Das weiß ich zu schätzen, und ich werde dafür sorgen, dass mein Stellvertreter Sie zeitnah kontaktiert, bevor der Anflug beginnt. Wir warten noch ein günstiges Fenster dafür ab.“


Die Piratin zwinkerte anspielungsreich, machte dann eine kurze Pause und nickte schließlich zufrieden, nachdem sie sich noch einmal im Hangar umgesehen hatte. Genügend Platz war vorhanden, der Dockmeister war kooperativ und seine Leute offenbar auf Zack. Fing doch schon mal ganz gut an, fand sie, und sie reichte dem Besalisk ein Datapad und bat ihn um einige Informationen über örtliche Neuigkeiten und ihren Auftrag. Freundlicherweise händigte Jaspar diese ohne große Umstände aus und empfahl auch ein halbwegs schmuckes Hotel sowie eine günstige Route zu dem Museum, in dem sich möglicherweise das erste Puzzlestück verbarg. Etara entlohnte den Mann über die bereits vereinbarte Summe hinaus noch aus der Portokasse, schenkte ihm ein charmantes Lächeln und einen Augenaufschlag und verabschiedete sich dann zusammen mit Spectre. Einen kurzen Aufenthalt im Hotel nutzte sie, um sich ein wenig frisch zu machen – und den Nacken ihrer Freundin mit Küssen zu bedecken – dann organisierte sie ein Speedertaxi und ließ sich und ihre Begleiterin zum Museum kutschieren. Sie nahm dabei nicht den direkten Weg, sondern hieß den Fahrer, einen recht wortkargen Quarren, in bester Touristen-Manier an, mal hier und mal dort zu halten, schnappte sich eine lokale Köstlichkeit – oder was als solche angepriesen wurde – machte ein paar Holoaufnahmen von Sehenswürdigkeiten und ließ sich von einer Straßenhändlerin auch einen kleinen Schmuckteppich zu einem latent überteuerten Preis andrehen. In der Gewissheit, ihrer Tarnung genüge getan zu haben, wurde schließlich das Museum angesteuert, der Fahrer entlohnt und bewaffnet mit einer Broschüre über ihr Ziel – und dessen große Attraktion, das uralte, lange verschollene Schatzschiff – marschierte Etara schließlich los.


„Kannst Du Dir das vorstellen, ein Relikt aus den Zeiten von Xim dem Deposten! Ich meine, man hat hier offenbar schon einige ältere Schiffe ausgestellt, aber das ist nun mal wirklich ein Fund. Eine Attraktion! Hach, ich wusste, wir finden hier etwas Interessantes für meine Sammlung. Oh, und wenn Vater anruft, sag ihm, ich bin beschäftigt und ich bring ihm ein Souvenir mit.“


In bester „Verwöhnte Tochter aus gutem Haus mit zu viel Credits und zu wenig Verstand“-Tonlage und Haltung plapperte die Chiss vor sich hin, bezahlte den Eintritt und machte dann die ersten Schritte auf dem Gelände. Das Museum war ein Freiluftmuseum, im Grunde nichts anderes als ein alter Landeplatz, auf dem man noch ältere Schiffe restauriert und in Szene gesetzt hatte. Etara hielt man vor der einen Infotafel, dann vor der anderen, machte aber einen Bogen um die Museumsführer. Das „Cormil Sanpass Museum für Raumfahrt und Technologie“ wollte sie in ihrem eigenen Tempo erkunden...


[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Stadtrand | Cormil Sanpass Museum für Raumfahrt und Technologie | Etara alias Lifera, Spectre
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Wohnbezirk || Sicherer Unterschlupf | Erdgeschoss | Küche || Lieutenant Noak Fremyn allein]

Noak hatte mit seiner Anmerkung Recht gehabt. Der sichere Unterschlupf, den man den Imperialen der Alièstra kurzerhand zur Verfügung gestellt hatte, lag tatsächlich im ausgedehnten Speckgürtel der recht archaisch anmutenden Metropole – nicht unweit vom „Cormil Sanpass Museum für Raumfahrt und Technologie“. Auf den ersten Blick wirkte das betreffende Gebäude ziemlich unscheinbar: Zwei Stockwerke, eine schlichte Fassade, eine etwa ähnlich große Unterkellerung und eine kleine Gleitergarage. Es fügte sich somit mühelos in die umliegende Nachbarschaft ein. Weil in dieser Gegend nicht nur jene Bürger lebten, die in der Stufenpyramide oder den nahen Fabriken für einfachen Lohn arbeiteten, sondern auch die Saisonkräfte, die man größtenteils aus benachbarten Planetensystemen angeworben hatte, fiel eine größere Gruppe unterschiedlichster Personen hier kaum auf. In diesem Stadtviertel grüßte man sich bestenfalls morgens und abends. Den Rest des Tages lebte man hingegen aneinander vorbei.

Ein leises „Pling“ ließ den jungen Bakuraner unwillkürlich aufhorchen. Während sich seine beiden Begleiter gleich nach dem Betreten der Unterkunft an die Arbeit gemacht hatten und nun ihre ganze Zeit entweder in der versteckten Waffenkammer oder an der Werkbank im Keller verbrachten, hatte Noak lieber die Küche aufgesucht, um endlich seinen nervösen Magen zu beruhigen. Dabei hatte er eigentlich bloß das Zubereiten eines Tees im Sinn gehabt. Doch bei der Suche nach den Teebeuteln, die schon nach ein paar Minuten von genervten Flüchen begleitet wurde, war er letztendlich zufällig auf die „Verpflegung“ für die nächsten Tage gestoßen: MREs. Diese verpackten Rationen, die man grundsätzlich auch kalt essen konnte, nutzte das Imperiale Militär – und augenscheinlich auch der Imperiale Geheimdienst – ausschließlich im Feldeinsatz, wenn den Soldaten keine reguläre Kantine zur Verfügung stand. Irgendwann einmal im Laufe seiner Grundausbildung hatte Noak eine solche Ration herunterwürgen müssen. Da mit einem Mal aber das Magenknurren zurückgekehrt war, das er schon im Raumhafen verspürt hatte, hatte er sich notgedrungen so eine Packung warm gemacht.


Ich vermisse jetzt schon das Essen in der Offiziersmesse“, murmelte der Imperiale vor sich hin als er den Deckel vorsichtig entfernte und sich mit der dampfenden Ration an den Tisch setzte.

Der Duft, der ihm in diesem Augenblick in die Nase stieg, war jedoch nicht so übel wie er – nur aus der Erinnerung heraus – geglaubt hatte. Hatte man ausreichend Hunger, sah es seiner Meinung nach sogar ganz vernünftig aus. Natürlich konnte man in der braunen Sauce bloß schwerlich das Fleisch identifizieren, aber es machte keinen „tot“ gekochten Eindruck. Nachdem er ein bisschen gepustet hatte und der erste Bissen endlich in seinem Mund verschwunden war, griff er beiläufig nach dem Deckel, um das Etikette zu lesen. Denn Noak hatte einfach blindlings nach einer Ration gegriffen und diese in einem Erhitzer warm gemacht. „Iridorianischer Gulasch“ – Mehr oder weniger gängige Standardkost beim Imperialen Militär. 'Keine kulinarische Offenbarung, aber den Hunger vertreibt man schon damit.' Schweigend nahm er den nächsten Bissen zu sich.

Im Großen und Ganzen sättigte ihn die Ration und die wollige Wärme, die kurz darauf von seinem Bauch ausging, ließ ihn sich entspannt zurücklehnen. Der Stuhl knarzte etwas als sich das auf ihm lastete Gewicht auf einmal verlagerte. 'Wir haben es tatsächlich ohne größere Probleme nach Argai geschafft', sinnierte er zufrieden. Aus einer über die Jahre angeeigneten Gewohnheit heraus, griff er nun automatisch in eine Jackentasche, öffnete rasch die darin ruhende Packung und fischte fix einen Glimmstängel heraus. Bevor er überhaupt einen bewussten Gedanken fasste, hatte er die Zigarette schon angezündet und inhalierte den ersten Zug. Begleitet von einem leisen Brummen sprang sofort die im ganzen Haus verbaute Lüftung an. Durch das eingetretene Sättigungsgefühl und die vor gut einer Stunde erlebte Euphorie, im Repulsorbahnhof nicht aufgeflogen zu sehen, dachte er sich bloß: 'Ups.' Und ein zufriedenes Lächeln zeichnete sich dabei auf seinem Gesicht ab.

Mit dem Rauchen seiner Zigarette ließ sich der Bakuraner Zeit. Dumpfe Geräusche, die womöglich aus dem Keller oder der Waffenkammer kamen, drangen an sein Ohr. Er war in diesem Augenblick aber zu phlegmatisch, um seine Neugier zu befriedigen. 'Entweder nimmt Dent gerade alle Waffen, die drin gelagert sind, auseinander und setzt sie anschließend wieder zusammen', mutmaßte er und ließ den gelangweilten Blick in die entsprechende Richtung wandern. 'Oder dieser Spike hat schon mit dem Modifizieren der Spotter-Drohne begonnen.' Obwohl beide Sachen als Vorbereitung für die kommenden Tage ziemlich essenziell waren, um die Geheimmission tatsächlich zu einem Erfolg zu führen, hatte er – als Flottenoffizier mit Schwerpunkt Taktische Planung und Schiffsartillerie – von Beidem einfach zu wenig (fachliche) Ahnung, um auf die eine oder andere Weise eine brauchbare Hilfe zu sein. 'Möglicherweise sind die beiden auch eher Einzelgänger. Bislang waren sie jedenfalls ziemlich schweigsam.'

Einen Moment lang betrachtete er den ausgedrückten Zigarettenstummel und überlegte, ob er nicht noch einen Glimmstängel rauchen sollte. Der Impuls, einfach in die Jackentasche zu greifen und die nächste Zigarette herauszufischen, war natürlich vorhanden – und nicht gerade schwach. Er musste sich schon bewusst gegen diesen „Zeitvertreib“ entscheiden und anschließend die Küche sogar auf schnellstem Wege verlassen, um der Versuchung zu widerstehen. Weil seine beiden Begleiter noch immer keine Hilfe seinerseits angefordert hatten, schlenderte er dann von der Küche intuitiv in den Raum, der unter normalen Umständen wohl so eine Art „Wohnzimmer“ wäre. Im Hinblick auf das vorhandene Mobiliar hatte man zum Glück aber ein größeres Sofa und einen zivilen Holoprojektor da gelassen. Noak nutzte die Gunst der Stunde und ließ sich auf die bequemen Sitzpolster fallen und schaltete per Fernbedienung den Projektor ein.

Da der Unterschlupf vom Galaktischen Imperium genutzt wurde, konnte der Imperiale natürlich nur auf eine Hand voll (eher harmloser) Sender – hauptsächlich regionaler Herkunft – zurückgreifen. Er zappte willkürlich das Programm. Eine Weile blieb er bei dem romantischen Schinken „Tränen von Theed“, mit der selbst für ihn bekannten Akemi Akanato in der Hauptrolle, hängen. Überwiegend handelte das Drama von den kaltherzigen Intrigen des Naboo'schen Adels. Eine hübsche junge Frau, die selbstverständlich von schlichter Herkunft war, gerät unwillkürlich in das Ränkespiel mächtiger Blaublüter. Mit der Zeit behauptet sie sich immer mehr in dieser Gesellschaft, ohne ihre Wurzeln zu verraten. Jedoch muss sie am Ende trotz all der Vorsicht, die sie bis dahin hatte walten lassen, um ihre wahre Liebe kämpfen. Denn ihre größte Widersacherin neidet ihr das aufziehende Glück. Noak blinzelte schnell die eine oder andere Träne weg, die ihm beim Sehen kam, als er plötzlich Schritte hörte. Gleichzeitig wechselte er per Knopfdruck den Kanal.

Derweil sich die blonde Soldatin und der Slicer – möglicherweise in der Waffenkammer – unterhielten, ertönte auf einmal aus Richtung des Projektors eine fremde Stimme. Der Bakuraner hatte zufällig zu den (Lokal-)Nachrichten geschaltet und die Sendung zeigte gerade einen Reporter, der berichtete:
[Ich stehe hier in Ambaril am Königlichen Palast. Seine Hoheit, Principe Daynar zu Cron, hat sich gerade den wartenden Untertanen gezeigt und ein paar Hände geschüttelt, bevor die Königliche Garde ihn zum Raumhafen brachte.]

Kurz spielte der Sender einige Bilder der soeben erwähnten Begebenheit ein. Vor einem imposanten Gebäude, das dem cygnischen Pendant in Kaprala zweifelsohne in nichts nachstand, stand ein recht schmächtiger Jüngling in feinstem Zwirn und winkte jubelnden Menge zu. Dessen pechschwarzes, lockiges Haar wehte ein kleines Bisschen im lauen Wind. Im Gegensatz dazu war dessen Haut eher blass. Das Lächeln, das der cronesische Prinz mit seinen sehr schmalen Lippen aufgesetzt hatte, war kaum zu erkennen. Trotzdem ließ ihn die Menge hochleben. Noak japste empört auf. Das cygnische Königshaus zog tatsächlich in Erwägung ihre Kronprinzessin mit diesem Kerl zu verheiraten? Hatte Illriana Anara II. nicht einen besseren Mann an ihrer Seite verdient?

Der ist doch die reinste Luftnummer!“, polterte Noak sichtlich verärgert und starrte grimmig das Holo an.

Unwillkürlich dachte der Imperiale an die erste Begegnung mit ihr. Unter Captain Manius Selgorias' Kommando hatte die Eingreifgruppe jene Piraten unschädlich machen können, die im Begriff waren das königliche Konsularschiff Confidence zu entern. Da diese Kriminellen ihrem Ziel zuvor eine Reihe schwerer Schäden zugefügt hatten und die an Bord befindlichen Cygnier es demzufolge nicht mehr bis zu ihrer Thronwelt geschafft hätten, hatten die imperialen Schiffe selbstredend sofort ihre Hilfe angeboten. Um aber das Protokoll zu wahren – immerhin gilt das Cygnische Sternenimperium als souveräner Staat –, hatte sich der Captain schlussendlich zu einer diplomatischen Unterredung hinreißen lassen. Und damit die Kronprinzessin während des Gesprächs nicht allein war, hatte man ihn als „Gesellschaft“ kurzerhand mit auf die sterbende Confidence genommen. Im roten Schein der Notbeleuchtung war er ihr begegnet und trotz der Strapazen und Ängste, die sie durchlebt hatte, war sie ihm wie ein „Engel“ erschienen. Schlagartig war Noak hin und weg gewesen.


Deutlich näher war er ihr dann aber auf dem am selben Abend stattfindenden Ball gekommen. Aus Gründen, die er nicht kannte und wohl auch nicht nachvollziehen konnte, hatte man seine Wenigkeit auserkoren gehabt mit der Kronprinzessin zu tanzen. Der Geruch ihr lieblich duftendes Parfüm kam ihm unwillkürlich in den Sinn als er an diesen besonderen Tanz dachte. So wie man es ihm auf der Militärakademie beigebracht hatte, hatte er sich in ihrer Gegenwart natürlich stets wie der perfekte Gentleman verhalten. Entsprechend unverständlich war ihm der Tumult gewesen, der anschließend – ausgehend von Major Aden Roice – die Veranstaltung sprengte und ihn zu einem Duell mit dem cygnischen Adligen nötigte. Die tiefe Narbe, die er als „Andenken“ am linken Oberschenkel davon getragen hatte, juckte bei dem Gedanken an den Fechtkampf auf einmal höllisch. Säuerlich verzog der Bakuraner das Gesicht und kratzte die betroffene Stelle.

Ein bitterböser Fluch lag ihm auf der Zunge, der an den arroganten Cygnier gerichtet war, als wieder die Stimme des Reporters zu hören war. Eine Karte des Sternhaufens wurde eingeblendet, während er den Zuschauern berichtete: [In den nächsten Tagen wird Seine Hoheit jeweils Barancar, Arramanx, Derellium und Nuswatta einen längeren Besuch abstatten, bevor er am Ende der Standardwoche die cygnische Delegation auf Argai trifft. Den cygnischen Gesandten, Señor Barret Mulran und Capitàna Jolene Mirtan, lässt Seine Hoheit aber schon jetzt beste Grüße ausrichten und wünscht ihnen einen angenehmen Aufenthalt im 'Gedächtnis' des Cronese-Mandates.] Kurz blendete man Bilder der Captain und des Gesandten ein, die augenscheinlich am Tag zuvor im riesigen Hangar der Res Publica gemacht worden waren. [Aus höfischen Kreisen ist zu vernehmen, dass beide Königshäuser wohl gedenken ihre diplomatischen Beziehungen zueinander aufzufrischen, indem Seine Hoheit schon in Bälde Kronprinzessin Illriana Anara II., aus dem Hause Samick, ehelicht.] Kaum hatte der Reporter den Satz beendet, zeigte der Sender auf einmal ein Bild von Commander Tej Darran. Erneut richtete der Reporter das Wort an die Zuschauer: [Fraglich ist in diesen Tagen bloß, ob das tyrannische Bastion einen solchen Bund zulassen wird. Kanzler Qúun hat aus diesem Grund den cygnischen Botschafter, Señor Jaq de Voddher, zu einem Gespräch einbestellt gehabt. Konkrete Informationen, wie diese Unterredung letztendlich gelaufen ist, liegen dem 'Cronese News Network' jedoch bislang nicht vor. Die Chancen, dass sich Imperium und Neue Republik aus diesem Anlass ein weiteres Mal an den Verhandlungstisch setzen, schätzen unter anderem die Experten der 'Friedensgesellschaft' als ziemlich gering ein. Eine schwache Hoffnung besteht aber trotzdem weiterhin – Sowohl hier im Cronese-Mandante als auch im fernen Cygnischen Sternenimperium.]

Noak verzog abermals das Gesicht und schaltete den Holoprojektor aus. Schon auf Chalacta hatte er mitbekommen, dass die Neue Republik ihre „liberale“ Propaganda vor allem über augenscheinlich „unabhängige“ Sender verbreiten ließ. Kannte man die andere Seite nicht, fiel einem dieser Betrug kaum auf. Denn man stellte sich selbstverständlich nicht dumm an. Kein Anlass schien den für diese mediale Manipulation verantwortlichen Medienmachern dabei zu gering zu sein, um das glorreiche Galaktische Imperium in Misskredit zu bringen zu versuchen. Man arbeitete sich förmlich an Allem und Jedem ab. Der Bakuraner schüttelte verärgert den Kopf. 'Wir haben die Prinzessin vor den Piraten gerettet; nicht irgendsoein sprechendes Fellknäuel', murrte er in Gedanken leicht verbittert und stapfte gedankenverloren in Richtung Flur. Sein Körper war mit einem Mal voller Tatendrang, weshalb er nicht länger tatenlos in diesem Unterschlupf herumsitzen konnte. Ja, er musste endlich aktiv werden. Ja, er musste endlich etwas tun. Ohne sich noch einmal mit seinen beiden Begleitern abzusprechen, schnappte er sich seine Jacke und verließ das Haus. Nächstes Ziel: Das „Cormil Sanpass Museum für Raumfahrt und Technologie“.

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Wohnbezirk || vor dem Sicherer Unterschlupf || Lieutenant Noak Fremyn allein]
 
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[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | „Leerer“ Raum | MUN „Blue Huntress“ | Etara, Spectre, Kiara, Besatzung (NSC)


Spectre stand wie immer einen halben Schritt rechts hinter dem Sessel von Etara. Und ja, Ihre Freundin hatte mit Ihrer Vermutung Recht, was die Mandalorianerin betraf. Sie hatte der Mando auch bereits bei einem kleinen Treffen unter 4 Augen klar gemacht, dass diese die Finger von Etara lassen sollte. Aber Kiara hatte nur abgewunken und ruhig erörtert, dass sie an der Schmugglerin kein Interesse hatte. Trotzdem blieb eine gewissen Anspannung, die nicht gehen wollte, auch wenn die hübsche Chiss vom Schmugglermond sich für Ihre Verhältnisse zurückhielt.

Der neue Auftrag und Etaras Tarnidentität passte Spectre gut um auf andere Gedanken zu kommen.



Sinaesh – Mittelname. Privatsekretärin und Kunsthistorikerin. Steht Lifera seit Jahren beratend zur Seite und genießt Ihr volles Vertrauen.“


Kam es von der Attentäterin, die sich die letzten Tage im Hyperraum schon auf die Aufgabe vorbereitet hatte. Nicht wenige Augen auf der Brücke schien das zu überraschen. Aber falls Kiara mit von der Partie sein würde, wäre der Mandalorianerin in ihrer markanten Rüstung die Sicherheitschefin eher zuzuschreiben.


Die Begegnung mit dem Dockmeister ließ Sie gelangweilt über sich ergehen. Sie hatte sich bereits in die Rolle eingefunden und war auch so gekleidet. Ein eleganter Zweiteiler in Weiß mit einer roten Handtasche und eine Brille rundeten das ganze Bild mit den Streng zur einem Dutt zurückgebundenen Haare ab. Neben diversen Schönheitsartikeln des täglichen Bedarfes aus Etaras Sammlung war auch ein kleiner Blaster in die Handtasche gewandert. Ein Vibrodolch in Ärmel ergänzte die Bewaffnung.

Bei dem kurzen Zwischenstop im Hotel entzog sie sich Etaras Liebkosung und blickte sie finster an. Das hier war ein Job und wenn es etwas gab, was man nach Spectres Meinung ganz klar trennen sollte, dann war es Job und Privates. Eigentlich hatte Sie das Etara auch klar gemacht, dachte die Maritima und das fröhliche Kichern Etaras irritierte sie noch mehr. Schließ0lich hatte die Pilotin aber Erbarmen und klärte die Ex-Imperiale über das kleine Spiel auf.
Zurück in den Rollen ließen Sie sich dann zum Museum fahren. Etara spielte die Rolle wirklich überzeugend, dass musste man ihr lassen. Vermutlich hatte Sie ein Vorbild für die Rolle.



„Selbstverständlich und ich bin mir sicher wir werden sowohl etwas für Sie als auch ihren werten Herrn Vater finden.“


Dann folgte sie Lifera wortkarg durch das Museum. Lediglich zu Fragen der Echtheit einiger Stücken gab Sie Auskunft.


„… Es mag durchaus sein, dass dies eine akzeptable gute Replik des Duellsäbels von Xer dem 8., aber sicher nicht das Original...“


„Wie kommen Sie darauf?“


Mischte sich ein anderer Besucher ein.

Sinaesh hob eine Augenbraue und betrachtete sich den jungen Menschen während Sie Ihre Brille zurechtrückte.


„Ist das nicht offensichtlich?“



Sie machte eine kleine Pause um den verständnislosen Blick des Menschen zu genießen ehe sie seufzte.


„Also, neben den offensichtlich fehlenden Gebrauchsspuren an einem Schwert, dass mehrere 10000 Jahre alt sein soll, sind die Griffschalen gegossen würden. Diese Technik wurde im Tionkluster, aus dem der Pirate ursprünglich stammt erst fast 8500 Jahre später eingeführt, da die Schmiede dieser eleganten Klingen möglichst wenig Technik bei der Erstellung verwenden wollten. Es mag sein, dass das Museum in den Archiven die echte Klinge aufbewahrt, aber zu Vorführungszwecken ist eine Replik nahe am Originalzustand besser geeignet, als ein vermutlich stark beschädigtes Schwert mit einem verwitterten Griff. Da werden Sie mir sicher nicht widersprechen, oder?“



Mit einem Lächeln drehte Sie sich wieder Lifera zu und ließ den Mann stehen.


„Ich für meinen Teil bin gespannt, ob es sich wirklich um ein Schiff von Xim dem Despoten handelt. Ich persönlich zweifele noch daran.“



Sie folgte weiter Lifera zwischen den Schiffen und anderen Ausstellungsstücken hindurch. Zum größten Teil handelte es sich um alte Raumschiffe, die im Inneren mit einer Ausstellung mit anderen Stücken aus den jeweiligen Epochen ausgestattet waren. Langweilige Zeugen einer anderen Zeit.





[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Stadtrand | Cormil Sanpass Museum für Raumfahrt und Technologie | Etara alias Lifera, Spectre alias Sinaesh
 
Outer Rim Territiries / Hyperraum / 'Rusting Giant' /Jevan Vassic & Crew, Maalraas​


Nach Argai selbst zu kommen war ein schwieriges Unterfangen, nicht etwa wegen Zöllen, Kopfgeldjägern, Imperialen oder anderem Weltraumabschaum. Nein, Argai war ein Hinterwäldler Planet, zumindest von der bekannten Hyperraumrouten. Es gab im Tion-Cluster Planeten die Lagen nahe der Perlmianischen Handelsroute, wie etwa Desevro oder Omman und waren daher gut besucht. Doch Argai lag hinter der Spirale und das Cronese Mandate war der südlichste Bereich des Tion Clusters. Und so brauchte die ‚Rusting Giant‘ und seine Besatzung mehr als Zwei Tage für den kleinen Hüpfer von Serenno zu ihrem neuen Ziel. Man hatte sich die Zeit mit einigen Wartungsarbeiten, etwas Kennenlernen des „Neuen“, Sabbacc und Dejarik vertrieben. Auf dem kleinen Holoprojektor in der Lounge hatte 8L0-G1K einige Informationen zu Argai, dem Tion-Cluster und den Welten drum herum zusammengesucht. Nichts höchst brisantes, nur informativ, Geschichtlich und somit furchtbar Langweilig.

Obwohl Jevan zugeben musste, das ihn die Gesichte von Xer dem Achten und Xim dem Despoten schon ein wenig interessierte. Ein Pirat der so mächtig wurde sich selbst zu einem König zu machen, ein Reich zu erobern, was sein Sohn noch erweiterte. Eine grandiose Vorstellung, der Stoff aus dem Legenden wurden. Doch ihr Fall war es das sie sich mit den Hutten angelegt hatten, diesen schleimigen Würmern und ihren aberhunderten Handlangern. Nicht das der Teufel des Balor-Nebels das Geld dieser Würmer nicht annehmen würde, aber dennoch da war ihm die Schwarze Sonne doch um einiges lieber.

Versonnen grinsend und an einer Zigarra ziehend dachte er noch einmal an das kleine Gespräch zurück das er mit Maalraas dem Banditen hatte. Auf die Frage zu was Argai gehören würde, hatte er gegrinst und nur gemeint:


“Nominell Republik, aber… nichts das uns aufhalten oder Schwierigkeiten bereiten würde mein Freund. Der Planet befindet sich am Arsch der Galaxie, noch ein Stück weiter und man ist der Kloake des Alls, dem Huttenreich. Mach dir also mal keine Sorge, was werden sie dort haben? Eine Korvette? Zwei? Vielleicht eine Fregatte?“

Er hatte gelacht und dem Ravul (Bandit auf Proto-Basic) seine spitzen Zähen gezeigt. Auf die kleine Anekdote des Menschen hin erwiderte er:

“Interessant… nicht wahr. Das Imperium schlägt überall da über die Stränge, wo es glaubt es sich erlauben zu können. Und sie es mal so, wenn sie die Stabilisierende Kraft auf diesem Planeten sind, der so unmissverständlich ins Chaos zu stürzen droht, zu wem wird sich die Bevölkerung freiwillig wenden? Vor allem die die auf Ruhe, Frieden und Regelmäßig geleerte Mülltonnen abfahren? Richtig, denen die Stabilität versprechen und ihre Armee mit Helmen wie Mülleimer ausstatten.“

Jevan hatte schon mitbekommen, das Maalraas dort etwas von sich selbst offenbart hatte, doch was sollte er darauf erwidern? Ob er seiner Crew dann den State of the Art Blaster der Republik besorgen könne? Oder ihm sagen wo er herkam? Das war ja doch wohl offensichtlich.

Als der Bandit ihm von der Brücke gefolgt war, da der Devaronianer ihm sein Quartier zeigen wollte, begann der neuen Partner zu fragen ob das Cronese Mandate eine Schmuggler Route sei. Schief sah ihn Captain Vassic an, meinte er das tatsächlich ernst? Oder nahm er ihn auf den Arm? Jevan kratze sich am Hinterkopf und sagte:


“Ich lasse 8L0-G1K ein Infopaket zusammenstellen, doch meines Wissens nach ist das einer der Bereiche des Tion-Clusters und zwar der mit den schlechtesten Hyperraumrouten diesseits von Kessel. Aber komm ich zeige dir deine Koje, du hast eine Kajüte zusammen mit Mathazar, das beste Zimmer auf dem ganzen Schiff.“

Schelmisch zwinkerte der gehörnte Pirat dem menschlichen Banditen zu und führte ihn ein Deck tiefer.



Doch nun hing man am Rand des Argai-Systems im Raum und Scannte die Umgebung. Die Brücke war auf Rotlicht geschaltete worden und jeder hatte seine Station bemannt. Bis auf die Zweite Kanonier Station, zu der Captain Vassic Maalraas gebeten hatte und leise geflüstert hatte. “Kommt es hart auf hart, brauche ich einen guten zweiten Kanonier.“ Und dann hatte er ihm kurz die Konsole erklärt, bevor er weiter nach vorne ins Cockpit marschiert war um auf den Bericht des Scanns zu warten. Zwei Warrior-Klasse Kanonenboote, etwas mehr als erwartet doch nichts schlimmes. Triumphierend grinsend, weil seine Vorhersage mal wieder gestimmt hatte, wandte er sich um.


“Na Männer was habe ich gesagt, ein bis zwei Korvetten. 8L0-G1K übermittle unseren Code dem Netzwerk und frage an wo wir runter gehen können. Wir sehen uns derweil noch ein wenig das System an was?“

Am liebsten hätte der Teufel des Balor-Nebels sich jetzt in einen Sessel fallen lassen und seine in polierten Stiefeln steckenden Füße auf eine der Konsolen abgelegt, so zufrieden war er mit sich und der ganzen Sache. Der Droide würde ihren Code an einen der Relais Satelliten übermitteln und wenn es hier Liegenschaften der Schwarzen Sonne gab, würden diese von dort ihre Botschaft erhalten und über einen anderen Satelliten ihnen antworten. Doch diese Art der Kommunikation war nicht so schnell wie das Hyperkom aber um einiges Sicherer, warum? Das wusste der Droide Captain Vassic vermutete das es etwas mit Löschroutinen und dergleichen zu tun hatte. Aber es war ihm auch egal, solange es funktionierte. Gerade als sich der Devaronianer genüsslich streckte, meldete sich der erste Maat. Auf dem Scanner waren weiter Schiffe aufgetaucht, Kriegsschiffe. Als erstes war eine Fregatte der CC.9600-Klasse hinter einem der Monde hervorgekommen und dann noch ein Schlachtkreuzer der Dauntless-Klasse aus dem Scannerschatten des Planeten. Was bei den Sonnen veranstalteten die hier?

“Kein Grund zur Sorge, wir ändern den Transponder und springen einmal um das System und treten auf der anderen Seite als… ‚Silver Star‘ wieder ins System. Oder was meint ihr? Sicherheitsberater oder In und Export? Mhh? Auf jedenfalls andere Seite des Systems und auf einer der Einflugschneisen für Handelsschiffe und dann schön langsam und Unauffällig zum Planeten dümpeln.“


Outer Rim Territiries / Tion Cluster / Cronese Mandate / Argai System / Rand des Systems / 'Rusting Giant' /Jevan Vassic & Crew, Maalraas​
 
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