[Bastion, Imperialer Komplex, Gänge]- Nereus
Wo immer der Oberbefehlshaber der Imperialen Streitkräfte sich zeigte, zollten Soldaten und Offiziere ihm Respekt. Es war ein offenes Geheimnis, dass viele von ihnen den Zeitpunkt herbeigesehnt hatten, da die Fremdkontrolle des Militärapparats durch einen Sith beendet wurde. Und da Phollow es gewesen war, der diesen Schritt schlussendlich durchgesetzt hatte, musste Nereus sich keine Gedanken um die Loyalität seiner Männer machen. Beide Flügel der Admiralität waren durch Phollows Schachzug geeint worden, sodass nunmehr Sith-Skeptiker wie Flottenadmiral Dorja an einem Strang zogen mit jenen Offizieren, die die Stärke der Sith bewunderten und sich ihnen bereitwillig untergeordnet hatten. Die Imperiale Flotte war gestärkt daraus hervorgegangen, innerhalb der Armee sah es ähnlich aus. Die totalen Siege bei Corellia und Borleias taten ihr übriges, das Selbstbewusstsein der Streitkräfte zu stärken. So war es nur eine Frage der Zeit, bis Nereus für seinen Imperator die gesamte Galaxis erobert hatte.
Natürlich gab es dennoch das sprichwörtliche Haar in der Suppe... Menari und seine Ash’rak. Sie gefährdeten alles, was das Imperium bisher erreicht hatte. Ein weiterer Konflikt innerhalb des Ordens würde katastrophale Folgen haben, doch trotzdem zeigten sich erste Anzeichen der Illoyalität. Sie wollten nicht erkennen, dass Phollow das Richtige getan hatte. Dass er das Imperium zu größerem Glanz führte als jeder Imperator vor ihm, Arthious inklusive, der lediglich verheerende Niederlagen und die Entzweiung der imperialen Bestandteile vorzuweisen hatte. Unwillkürlich ballte Nereus seine in schwarzen Lederhandschuhen steckenden Fäuste. Diese Störfaktoren mussten ausgemerzt werden... mit aller erbotenen Härte.
Schließlich erreichte er sein Ziel – das Herz des Flottenkomplexes, eine gewaltige Computeranlage, bemannt mit etlichen Analysten und Taktikern, von der aus man nahezu jeden Vorgang im gesamten Imperium punktgenau überwachen konnte. Der Sperrriegel um Bothawui, die Besatzung Corellias, Coruscants Verteidigung...
Die zwei am Eingang postierten Sturmtruppler strafften sich sichtlich in ihrer Haltung, als Nereus eintrat. Dieser griff jedoch nicht auf die Dienste eines Analysten zurück, sondern setzte sich selbst an einen der Computerarbeitsplätze, der unbesetzt war. Sein Rangzylinder gestattete ihm dabei vollen Zugriff auf sämtliche Daten. Vor ihrem Oberbefehlshaber hatten die Streitkräfte keine Geheimnisse – lediglich einige vom IGD verwalteten Archive würde er nur gemeinsam mit einem Direktoriumsmitglied einsehen können.
Seine Arbeit war rasch verrichtet. Ein paar leichte Befehlsmodifikationen, kleine Korrekturen bei der Verteilung einiger Einheiten... schon konnte er beruhigter Atmen. Er würde sich von nichts überraschen lassen.
Noch während er die Spuren seines Zugriffs für Unbefugte verwischte, meldete sich Nereus’ Comlink. Eine Nachricht des Imperators. Dessen Aufbruch stand kurz bevor – Zeit für Nereus, aufzubrechen.
Rasch überflog er die Informationen, die Phollow ihm übermittelt hatte. Alles in allem sah es nach einer ungemütlichen Umgebung aus... sehr ungemütlich. Also war zunächst ein Besuch in einer der Waffenkammern angesagt. Schließlich wollte er vor all den Sith nicht wie ein hilfloses Baby dastehen...
Der diensthabende Quartiermeister schien überrascht, seinen Oberbefehlshaber persönlich zu sehen. Seine Ehrenbezeichnung jedenfalls fiel über alle Maße zackig und korrekt aus.
„Hoch... Hochadmiral Kratas, Sir! Was... führt Sie hierher?“
“Was denken Sie denn, Sergeant?“, erwiderte Nereus kühl. “Ich benötige einen Ausrüstungssatz. Möglichst angelegt auf widrige Verhältnisse.“
Natürlich fand sich schnell etwas. Diese Waffenkammer stattete die Elite des Imperiums aus, die Sturmtruppen, das Storm Commando, selbst das AFC hatte seine Ausrüstung bereits hierher verlegt.
Nereus hatte sich schließlich in eine pechschwarze Rüstung des Storm Commandos gezwängt, wobei der Quartiermeister es sich nicht hatte nehmen lassen, die Ranginsignien eines Hochadmirals auf den Brustpanzer zu stanzen. Bewaffnet war der Hochadmiral nun mit seinem persönlichen Dienstblaster, einer schweren Blasterpistole, den Thermaldetonatoren im Munitionsgürtel sowie einem Blastergewehr, wie es die Sturmtruppen an vorderster Front benutzten. Den zu der Rüstung passenden Helm hielt er noch in der Hand, während er versuchte, sich an das ungewohnte Gefühl der schweren Ausstattung anzupassen.
„Kennen... kennen Sie sich damit aus, Sir?“
“Ein wenig...“, erwiderte Nereus. Während seiner Grundausbildung hatte er natürlich auch ein paar Mal eine Kampfrüstung getragen und war seitdem darauf bedacht gewesen, seine Fertigkeiten als Schütze konstant zu halten, aber ansonsten... Nun, zumindest würde er so schwerer zu verwunden sein.
Den Helm in der rechten Hand stapfte Nereus nun, der sich dank der flexiblen Bauart der Rüstung schnell an sie gewöhnte, zum privaten Hangar des Imperators. Natürlich nahm er dabei einige Umwege - es musste nicht jeder wissen, wohin der Oberbefehshaber der Imperialen Streitkräfte so herausgeputzt unterwegs war. Er kam jedoch nicht umhin, sich in seiner kriegerischen Aufmachung etwas lächerlich vorzukommen... schließlich entsprach sie mitnichten seinem Rang. Doch Gerüchten zufolge war selbst Needa in Panzerungen gestiegen, wenn die Situation es erforderte.
[Bastion, Imperialer Komplex, Phollows Privathangar]- Nereus