[Orbit ~ SSD “Final Reversal” ~ Gänge] – Flottenadmiral Moresby, Commander Dalmascae
Bis heute Morgen hatte Jade das feste Bild vertreten, die imperiale Marine sei auf männlicher Seite mehr als nur feindlich gegenüber Frauen. Nicht alle, aber deutlich zu viele. Es sei denn in einem Gefecht, da war keine Zeit für so was, nicht über all zumindest. Diejenigen die unter ihr standen waren von jenem denken einfach noch nicht allzu schwer verpestet und gehörten zu der seltenen Schicht die auch Frauen akzeptierten. Die Kommandantin hatte eine vage Vermutung warum ihre Koimmunikations- und Sensroikoffizierin so still war. Gesprochen hatte sie nicht mit ihr, ihr war klar das es hier an Bord besser laufen würde, als beispielsweise an der Akademie. Die anderen, durch Frauen besetzten Ränge waren derart spezialisiert genug, das sie wusste, es gab in der Flotte noch mehr weibliche Vertreterinnen. Die Sache, auf die sie gedanklich jedenfalls hinaus gewollt hatte, war die Tatsache, dass sie seit dem zusammentreffen mit Moresby nicht mehr ganz so negativ dachte. Es gab, wie der Offizier bewies durchaus ehrbare Männer. Einmal davon abgesehen das sie bis jetzt keine zu schlechte Meinung von Admiral Bolthio gehabt hatte. Es war auch mehr Skepsis gegenüber den männlichen Vertretern. Abneigung nur dann, wenn sie so verblendet waren, die Meinung zu haben, Frauen seien weniger Wert, oder wie auch immer sie auf den Schluss kamen, sie haben nichts in der Flotte zu suchen. Sachte schüttelte sie mit dem Kopf. Jades Blick huschte kurz rüber zu Moresby. Er hasste Politik? Die Mundwinkel der weiblichen Captain zuckten kurz. Vielleicht war er sogar durchaus ‚in Ordnung’. Wie man so zu sagen pflegte. Jener Oberkommandant, dessen Adjutantin sie nun war, schien das Herz am rechten Fleck zu haben. Andere Offiziere, die ihr denken nur immer wieder bestätigten, vielleicht nicht einmal eine Frau in ihre jetzige Position erhoben. Sie verdammte jene Gedanken zurück auf die Strafbank. Seit wann ließ sie sich denn derart in jenen Gedanken gehen? Mit grimmiger Erheiterung stellte sie fest, dass es sich um die Nervosität, ob der kommenden Besprechung handelte. Sie wollte sich schlichtweg auf das schlimmste wappnen. Aber das war lächerlich. Wieso sollte ihr etwas angelastet, geschweige an den Kopf geworfen werden? Sie war die Adjutantin des Oberkommandierenden. Und in gewissem Sinne war sie damit über solcherlei Zweifel erhaben. Und außerdem sollte sie über jenem Verhalten stehen. Unter der Schilderung wie es nun beim letzten Mal zugegangen sei, konnte man sich allerdings vorstellen, was er damit meinte, wenn er konstatierte, die Politik habe Einzug gehalten. Als fege eine unsichtbare Hand durch ihren Kopf, wurde alles beiseite gewischt. Und sie war wieder vollkommen aufmerksam.
So bemerkte sie auch, dass man sich nun wohl vor dem Konferenzraum befand. Oder zumindest kurz davor. Der Flottenadmiral antwortete nun auf ihre Frage hin, wie sie sich zu verhalten hatte. Das er sie wappnete, Flottenadmiral De Vries könnte sie gar ansprechen, vermerkte sie sich, diese Sitzungen betreffend weit oben. Sie wollte nicht zu überrascht aussehen, sollte es wirklich geschehen. Mit jenen anderen Restriktionen, oder schlichtweg Hinweisen, kam sie gut zurecht. Zur Not konnte sie auch einen Datenblock mit sich führen um auf jenem, ihre Gedanken festzuhalten und diesen dann unauffällig im Sichtfeld des Flottenadmirals platzieren. Sie atmete nochmals, sich selber Mut machend, ein. Und dann betraten sie den Raum. Jade hatte nun zu einer Position etwas hinter ihm gewechselt und nach dem eintreten huschte der Blick der blondhaarigen Frau sofort zu jenem, etwas erhöhtem Tisch am anderen Ende. Sie entdeckte Admiral Bolthio wieder und ebenso den Blick von Line Captain Herrick streifte sie. Also würden sie auch sofort sehen, wohin ihre Worte sie gebracht hatten. Maßgeblich wohl die des Line Captain. Auch ein Punkt, der sie noch hoffen lassen hatte, als Moresby ihr das eröffnet hatte. Es war schon seltsam. Jetzt war Moresby durch diese Bemerkung des Line Captains auf sie aufmerksam geworden und hatte sie, dadurch, fußend auf dem was sie geleistet hatte, Jade in ihren jetzigen Rang erhoben. Bevor der Gedanke ob sie das überhaupt wollte, kommen konnte, hatte sie ihn schon erstickt. Sie war nicht darauf aus, aber sie war nicht die Person die eine Beförderung und Verbesserung ihrer Situation abweisen würde. Steigende Verantwortung, war das Mitbringsel ihres Berufs und außer dem die Herausforderung die es so schmackhaft machte. Augen mit der Farbe des Eises wanderten weiter über die bereits anwesenden. Zufrieden stellte sie fest, das trotz allem die Namen jener Anwesenden Herren bekannt waren. Die weibliche Person, von welcher lediglich ein Hologramm zugegen war, konnte sie allerdings nicht benennen. Dem Rang nach, stand sie wohl über ihr, mutmaßte Jade, während ihr Blick nach den wenigen Sekunden dann zum Holoprojektor des Besprechungsraumes wanderten. Entgegen der Methoden die sie kannte, war er hier in die Decke eingelassen. Zu was dieses Modell fähig sein würde, würde sie mit Sicherheit noch mitbekommen.
Sie widerstand dem Drang an ihrer Uniform zu zupfen, da sie mit einem Mal wieder nicht zu sitzen schien. Wenn sie das jetzt tat, nachdem sie so gefasst zu dem ihr gehörenden Stuhl gegangen war, würde man sofort merken, dass sie einigermaßen nervös war. Aber wer würde es ihr verdenken? Fragte sie sich leichtgläubig. Bis vor kurzem war sie noch eine schlichte Commander auf der Brücke eines Dreadnaught gewesen. Jetzt war sie nicht nur befördert worden, nein, sie saß auf einer Sitzung des Oberkommandos. Als Adjutantin des Oberkommandanten. Aber wieso machte sie das nervös? Sie hatte ‚es geschafft’. Es zu etwas gebracht, dachte Jade mit einem Mal in kühler Befriedigung. Und die Anspannung löste sich etwas von ihr. Unerwartet beugte sich Line Captain Herrick zu ihr herüber. Die Beglückwünschung zu ihrer Beförderung nahm sie mit einem Nicken hin. Als er jedoch auf die ‚Überzeugen sie mich’-Masche zu sprechen kam, huschte ihr Blick kurz zu Moresby herüber und ihre Mundwinkel zuckten ersichtlich. Jedenfalls für den Line Captain, der sie gerade anblickte. Dann wanderte ihr Kopf wieder zu ihm zurück. Sie rang für einen knappen Bruchteil einer Sekunde mit ihren Gedanken und erwiderte schlussendlich doch etwas. Ein sanftes Grinsen im Gesicht. Freundlichkeit und Offenheit projizierend. Ja, hat er.“ Sprach sie zwar gedämpft, aber wohlweislich in dem Wissen, das Moresby es dennoch mithören konnte. Unterdessen traf ein weiterer Admiral ein. Jade war sich ziemlich sicher, es handle sch dabei um Hochadmiral Jeratai. Ihr Blick folgte dem Weg des Mannes kurz, bis er seinen Platz fast erreicht hatte und wand sich dann, kurz nach links blinkend, in die andere Richtung. Die Stimme des ergrauten Flottenadmirals Moresby erhob sich und seine Worte eröffneten nun die Sitzung. Aus einem ihr unerklärlichen Grund, hielt sie die Luft an. Bemerkte aber noch rechtzeitig, dass das relativ auffällig, zudem unnötig war und verfiel wieder in einen ruhigeren Atemrhythmus. Für alle Fälle kramte die junge Kommandantin ihren Datenblock hervor und zog den dazugehörigen Stift hervor. Nach kurzem Prozedere war ihr Code eingegeben und das Menü des kleinen, nützlichen Geräts lud lautlos. Unterdessen hatte sich die holografische Anwesende als Line Captain Tavira herausgestellt. Demnach Hochadmiral Niriz Adjutantin, murmelte sie in Gedanken und musterte die Frau eingängig, aber nicht allzu bohrend. Auffällig waren sofort die lila-pupur angehauchten Augen der Frau.
Und dann ging es auch schon los. Die Thematik, die sie zuvor als so katastrophal angesprochen hatte, die ihren Ursprung in jener Schlacht fand, in der sie derart heraus gestochen war, wurde zu erst behandelt. Jade unterdessen hatte zwar ihren Datenblock noch immer in der Hand, war aber bis jetzt nicht dazu genötigt sich weitere Notizen zu machen. Wie Moresby schon erwähnt hatte, hatten ihm die beiden Flottanadmirale De Vries und Nort jene Methode nahe gelegt, folglich bedurfte es nicht seiner Adjutantin, die es noch einmal vermerkte. Der Vorschlag war vernünftig und brachte wenig Gefahr mit sich. Sorgte aber zugleich dafür, das jene Welten womöglich nicht ‚überzeugt’ werden konnten. Ein Dilemma, dachte sie kurz angebunden. Wenn jene Schlacht nur nie passiert wäre, dachte sie. Dann wäre ich auch nicht hier, folgte es unmittelbar darauf. Doch ehrlich gesagt, würde sie ihren alten Posten sofort eintauschen, gegen die bestehenden Verhältnisse vor der Schlacht. Bereinigt und nicht mit der Gefahr eines späteren Ausbruchs. Aber die gegebene Situation war zu sehr für jenen Putsch geeignet gewesen. Niemand hätte das verhindern können. Die Reaktion, auf das ansprechen der Adjutantin Hochadmiral Niriz, fiel dahingegen deutlich interessanter aus. Deren herausfordernde Antwort brachte eine Braue von Jade kurz dazu sich zu wölben. Ehe irgendjemand dies bemerken konnte hatte sich ihr Blick gesenkt, am Bildschirm des Datenblocks haftend, huschte der Stift, der nicht viel mehr war als ein simpler kleiner Stab, über die glatte Oberfläche hinweg. Über die Sensoren im Datenblockbildschirm, wodurch er wie ein Touchscreen fungierte, wurden ihre Bewegungen digitalisiert als Schrift dargestellt. Eine glatte, elegante und geschwungene Handschrift wurde offenbar, wenn man sie betrachtete und selbst jetzt wo sie sich nur Notizen machte, wirkte sie überaus ordentlich.
Gerade als Jade das Schreiben beendet hatte und auch die Line Captain geendet war, wurde links von ihr das Wort erhoben. Admiral Banjeer. Eine kurze Notiz zu jenem Mann und der Antwort Line Captains Tavira später sprach nun Moresby. Und als dieser dann die zu verlegenden Einheiten angesetzt hatte, sowie Taviras Zustimmung erfolgt war – durch simples Nicken – wurde ihr klar, was er mit Politik gemeint hatte. Machtkämpfe. Allen voran wahrscheinlich Neid als Antrieb. Vermutete sie, aber die Anspannung die vorherrschte, war durch die jüngsten Ereignisse auch verständlich. Nun. Deswegen auch die Notizen dachte sie mit einem imaginären, süßlichen Grinsen.
Das Wort wurde weiter gereicht an Bolthio. Die Gletscherfarbenen Augen der Kommandantin der Creeping Death ruhten für einen Moment auf ihm, in dem sie sich nicht regte. Weder mit der Wimper zuckte, noch ihre Hand über den Datenblock gleiten ließ. Seine Worte klangen ruhig und kontrolliert. Zweifellos hatte auch er jene Informationen gesichtet die sie von Moresby erhalten hatte. Wusste wahrscheinlich noch deutlich mehr über sie, wenn es Dinge geben sollte, nebst ihrem Auftreten, die sie daraus nicht hatte schließen können. Die Möglichkeit, dass sie sich in jenem Krieg der Sith für eine der Seiten entschied, war durchaus gegeben. Jade konnte sich mit jenem Gedanken nicht allzu klar anfreunden. Würde sie das wirklich tun? Sie war zuerst zur Flotte gekommen und dann erst ‚entdeckt’ worden. Wie auch immer dies von statten lief. Flink huschte ihre Hand weiter, immer zu notierend, in stark verkürzter Form, was der Mann sagte. Auch das was – ihre Gedanken zögerten kurz – Nort von sich gab, verewigte sie. Die blondhaarige Kommandantin hatte gewusst, dass man nicht allzu viel von den Sith hielt, war sich auch im klaren das jene Meinungen, die sie vielleicht positiv gehalten hatten mittlerweile langsam am ersterben waren, aber das man nicht darüber nachdachte was mögliche wäre wenn sie der Flotte treu ergeben wären? Sie unterband es jedoch, derart rahmenlose und noch ins nichts führende Gedanken an Moresby weiterzuleiten. Einen Vermerk machte sie sich jedoch.
Immer wieder hob sie den Blick und sah einem jeden, so unauffällig wie möglich ins Gesicht. Zeigten sich bestimmte Regungen? Ein kurzer flüchtiger Ausdruck der vielleicht aufm ehr deuten ließ? Hier und da, aber sie musste zugeben, es war nicht gerade leicht, irgendetwas zu erkennen. Tollkühn stahl sich der Gedanke vor, dass man als Sith wohl leichtere Karten hatte. Erschrocken darüber pausierte sie in ihren Notizen und warf sich vor, genau das zu denken, wovor man sich schützen wollte. Oder wollte man sich davor schützen? Auch, gestand sie. Vorerst war es die Integrität und der Zusammenhalt der Flotte, die Fähigkeiten eines Sith jedoch waren bekanntermaßen mannigfaltig, was die Frage aufwarf, wenn sie in der Flotte blieben, in wie weit sie davon gebrauch machen würden. Offiziere im Rang der hier anwesenden Personen jedoch rechnete sie nicht zu, unterworfen zu werden, von jenen mysteriösen Kräften. Nein, ganz entschieden nicht. Und um ehrlich zu sein, sie glaubte das auch nicht. Die Laufbahn von Nerethin und auch Karats sprachen eine andere Sprache. Ebenso nahm sie es nicht bei jenem Captain Slayer an. Er war ihr, selbst in jenem kurzen Kontakt zu kompetent für so etwas vorgekommen. Was wenn er genau das jedoch bezwecken wollte.
Da sie abgedriftet war, nahm Jade überrascht auf, als sich die Tür öffnete und zwei Frauen eintraten. Captain Alynn Kratas und Elysa Nerethin. Sie war nicht überrascht, hatte sie doch bereits Bilder gesehen. Die kupfernrothaarige Alynn trug die Uniform eines Captains, Elysa hingegen ranglos. Eingängig musterte sie die beiden und notierte zugleich – da sie schreiben ohne hinzusehen konnte – was sie bei dem Anblick der beiden empfand. Gerüchte und all das konnte sie später noch damit in zusammen hang bringen. Denn selbst wenn es ihr nur die Techniker erzählten, was sie wussten, irgendwo lag immer ein Fünkchen Wahrheit verborgen. Der länger währende Blick, den die brünette Elysa ihr zuwarf, erwiderte sie ohne zu straucheln. Das wahren also Sith. Da sie noch nicht allzu viele gesehen hatte, war sie vielleicht ein klein wenig enttäuscht, aber zugleich fasste sie auch etwas Mut. Vielleicht waren nicht alle Angehörigen solche Monster, wie man sich erzählte. Diese beiden stufte sie für ein erstes nicht sofort dafür ein. Jenen anderen Sith Captain ebenso nicht. Aber sie hatte bis jetzt auch noch keine weiteren getroffen.
Die sichere, überzeugte Stimme jener braunhaarigen Sith erreichte sie mit einer Mischung aus Gefühlen. Der Klang des ganzen allein war beruhigend. Weckte keinen Argwohn, oder sollte er es doch gerade weil er keinen weckte? Nichtsdestotrotz merkte man, dass sie sich ihrer Sache sicher waren, aber waren Sith das nicht immer? Sie runzelte kurz die Stirn und machte sich den Vermerk bei Gelegenheit mehr über jenen Orden in Erfahrung zu bringen.
Was dann von ihr verlangt wurde, war zugegeben viel und die Worte von Bolthio hallten in ihrem Kopf nach. „…sollte sie sich für eine der Seiten innerhalb des Sithkrieges entscheiden…“ Es war die Erinnerung an De Vries Worte die sich daran anreihte. „…Immerhin haben sie auch die Schlacht über Bastion beendet.“ Mit einer kurzen Berührung ihres Fingers speicherte sie das bis jetzt angelegte Dokument ab und wand ihren Blick dann wieder auf die beiden Sith. Ehe Jade sich nochmals die Anwesenden besah. Den Chip bemerkte sie so erst, als er bereits in der Hand der Sith ruhte. Nach kurzen Erklärungen trat sie nach vorn und überreichte ihn Moresby. Wenig später schob sie das kleine Speichermedium in ihren Datenblock und begann dessen Aufzeichnungen zu durchforsten. Sie verkleinerte das Fenster und, öffnete eine weitere leere Datei – wie zu beginn – und überflog die Texte. Schnell das wichtigste bezüglich der Lage jener Anlage, deren Zweck und letztendlich der Pläne heraus zu filtern. Kurz darauf schloss sie ihren Datenblock an einen freien Port des Tisches und sandte Moresby ihre Notizen und die wichtigsten Passagen jener auf dem Chip enthaltenen Daten auf seinen Bildschirm. Mehr konnte sie für ein erstes wohl nicht tun...
[Orbit ~ SSD “Final Reversal” ~ Besprechungsraum Bastion] – Flottenadmiral Moresby, Flottenadmiral Nort, Flottenadmiral de Vries, Hochadmiral Jeratai, Admiral Bolitho, Admiral Banjeer, Commodore Vivant, Line Captain Herrick, Line Captain Tarvia, Captain Dalmascae, Captain Kratas und Lady Nerethin