Sin Ragath
Sith Apprentice
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Und wieder wandelte sich die Welt um Sin herum, doch wie ein Träumender fand er es gar nicht merkwürdig das dies geschah, er nahm es hin als wäre es völlig normal. Die Veränderungen konnte er jedoch nicht so ohne weiteres ignorieren. Sie stand plötzlich auf dem Grat vor ihm, welcher sich im selben Augenblick in einem Podest verwandelte welchen der Ragath sehr gut kannte. Auch das Schlachtfeld verschwamm und wurde schließlich durch einen großen halbrunden Raum ersetzt. Dieser war mehr als doppelt so hoch wie er auf Grund der Körpergröße der Frauen hätte eigentlich nur sein müssen, war vollgestopft mit blinkenden und leuchtenden Konsolen die allesamt in dunkle Farbtöne gehalten waren. Und sie stand dort oben, vor ihrem Thron – so nannten die Gildenmeisterinnen ihre Sessel immer von denen aus sie ihre Armeen befehligten – und starrte mit eiskalten Augen auf ihn herab. Zwei weitere Frauen, jeweils rechts und links neben ihr in einen Abstand von mehr als 5 Metern, hatten sich ebenfalls erhoben und glotzten ihn an, als wäre er eine Unmöglichkeit des Universums, als dürfte es ihn gar nicht geben. Sin hatte jedoch nur wenig für all das übrig, denn er war damit beschäftigt nicht wieder Diener seines Hasses zu werden, welcher nun heißer als je zuvor aufloderte. Da sah er sie, das Hexenweib welches ihn seit 7 Jahren versklavte und jede Nacht in einen anderen Kampf schickte. Und sie war so gut wie schutzlos. Natürlich besaßen Frauen wie sie Leibwächter, speziell gezüchtete Drohnen die ihr gesamtes Leben lang an ihrer Seite standen und Wache hielten. Diese auserwählten Kampfmaschinen waren gut ausgebildet worden und lebten durchschnittlich 17 Jahre, dann wurde es zu kostspielig sie weiter am Leben zu erhalten und sie wurden ersetzt. Aber das tat nichts zur Sache, wie der macht-sensitive Ragath wusste. Ja sie waren ein ganzes Jahr lang ausgebildet worden, doch seit dem hatten sie diesen Raum nur alle 16 Standardstunden für 8 verlassen – zum Schlafen, mehr nicht. Also keine Zeit um Kampferfahrung zu sammeln, keine Chance sich zu beweisen. Sie waren Theoretiker, okay, mit Muskeln wie ein Bodybuilder und einer verdammt scharfen Streitaxt an der Seite, aber sonst? Nutzlos, chancenlos in einem Zweikampf mit Sin.
Die Matriarchin sah das natürlich anders. Sie war niemals persönlich herausgefordert worden oder Gefahr gelaufen verletzt oder gar getötet zu werden. Der Gedanke, das sich das ändern könnte, war für sie schlicht nicht vorstellbar. Dieses Szenario existierte nicht, weder für sie, noch für die anderen Frauen. Und so war es selbstverständlich, das sie ihren Zorn freien lauf ließ und den bei weitem stärkeren Sin angriff. Noch bevor dieser reagieren konnte traf ihn etwas mitten im Gesicht und auch wenn der Schlag selber ihn kaum bis gar nicht weh tat, brannte sich unmittelbar danach etwas mit einem höllischem Feuer durch sein Gesicht. Er wollte die Hände heben um die sich ausweitende Wunde zu bedecken, bemerkte jedoch in dem Augenblick das seine Extremitäten gefesselt waren und er außerdem ja auch keinen Anzug mehr trug. Mit rasselndem Atem keuchte Sin angestrengt vor sich hin, versuchte die dunkle Seite die er noch vor wenigen Minuten hatte entfesseln können, durch seine Adern rasen zu lassen, die gerad eben so todsichere Situation nicht durch seine Finger gleiten zu lassen. Der Schmerz sollte vergehen, seine Kraft die durch die Säure in seinem Gesicht regelrecht aus dem Körper gezogen wurde, wiederkehren.
Doch es gelang ihm nicht, denn merkwürdigerweise schien die Macht dies nicht tun zu wollen. Er spürte sie noch, sie war da, wartete, tat jedoch nichts um ihm zu helfen. Zweifel begannen, beschleunigt durch den wachsenden Schmerz, an seinem vor wenigen Sekunden noch so starken Selbstbewusstsein zu nagen. War die Macht wirklich so unberechenbar? Verschwand sie schon beim ersten Treffer? Bei den ersten Schmerzen? Sin verstand sie einfach nicht. Zu wenig wusste er darüber, zu wenig hatte er bisher gelernt. Der Hass machte ihn stark und war eng mit der dunklen Seite der Macht verbunden, doch wie konnte er hassen wenn sein gesamter Körper gerade damit beschäftigt war nicht zu sterben und sein Geist vor Agonie Amok lief? Wie sollte er eine Waffe schwingen, wenn seine Hände gelähmt waren? Wie sollte er Kräfte frei setzen, wenn er blind und taub war vor Schmerzen? Wie Rachegelüste empfinden und den Hass mehren wenn man an nichts anders denken konnte als an das was gerade mit dem Körper geschah?
Sin sackte nun auf beide Knie hinunter, die weiteren Schläge seiner Herrin bekam er kaum mit. Sein kostbares Ragathblut tropfte aus unzähligen Wunden auf den schwarzen polierten Boden, wo sie Lachen bildeten oder an seinen Beinen sammelten.
Die Ohnmacht kam mit großen Schritten näher, baute sich vor den fast schon bewusstlosen Sin auf und war bereit seine mitternachtsschwarzen Schwingen um den Leib des Sklaven zu legen. Würde er das tun, wäre das sein Ende. Er würde sich nicht erholen, er würde nicht wieder als freier Ragath aufwachen. Lediglich die Wiedergeburt stand ihm bevor, erneut würde er als willenloser Sklave dienen und sterben müssen. Und dann wieder dienen und sterben. Und wieder. Und wieder. Bis seine Spezies aussterben würde.
Besäße diese Ohnmacht ein Gesicht, so würde es in diesem Augenblick sicherlich ein diabolisches Grinsen auflegen, waren die Versuche von Sins Körper, mit Adrenalin und anderen körpereigenen Aufputschern gegen den Tod zu kämpfen doch so lächerlich sinnlos wie erheiternd. Nein, das hatte keinen Zweck. Er hatte die Schwelle bereits überschritten, sein Körper war machtlos. Das bedeutet nicht das Sin schon aufgegeben hatte, denn noch war sein Lebenswille ja nicht erloschen. Aber für viel mehr schien es nicht zu reichen.
Inzwischen lag er bereits auf dem Bauch in seinem eigenen Blut, die pechschwarzen Augen halb geschlossen und sein Geist kurz davor zu erlöschen...
Und in diesem Augenblick, wo all seine Sinne in den Hintergrund traten, nahm er die Macht stärker wahr als je zuvor. Sie war immer noch da, sie hatte ihn nicht verlassen wie er geglaubt hatte.
Sich an diesen letzten Strohhalm klammernd, fixierte Sin sich vollständig auf diese mystische Kraft in ihm. Dunkle Wogen peitschten in seinem Innersten nach wie vor hin und her, genährt von seinem Hass auf die Frau die ihn inzwischen nicht mehr schlug, sondern nur noch dabei zusah wie er verblutete. Und dieser Hass war gar nicht verschwunden, er war ebenfalls noch da! Sin begriff in einem Zeitlupenmoment was das bedeutete. Verstehen klärte seinen Geist und er griff nach der dunkelsten Emotion über die er verfügte. Erinnerungen fluteten sein Gehirn, bauschten die kochende Flut in ihm auf, drückten sie Richtung Ausgang. Sein Hass startete einen Großangriff auf seinen eigenen Körper, Zellen wurden assimiliert, Muskeln infiltriert und pervertiert, das Gehirn gefangengenommen und manipuliert. Von seinem Rechenzentrum im Kopf blieb gerade noch so viel das er das Ziel seines Hasses bestimmen konnte. Und dieses stand vor ihm, die hässliche Fratze durch Unglauben verzerrt. Sie verstand nicht was dort gerade geschah, konnte nicht begreifen das ein Toter sich erhob. Tja, das war das Problem mit den Ragath. Sie begriffen so wenig.
Wie schon auf dem Schlachtfeld zuvor explodierte die dunkle Seite in Sin. Schmerzen, die einen normalen Menschen in 99% der Fälle wahnsinnig gemacht hätten, wurden zu einem nervigen, aber erträglichen Stechen, die durch die Auspeitschung ausgetrieben Kraft floss wieder zurück in seine Muskeln und plötzlich stand er wieder. Sein Gesicht war inzwischen nur noch eine blutig aufgequollene Masse aus verätztem Fleisch und kautarisiertem Blut. Allein seine schwarzen Augen waren ihm geblieben und diese töteten gerade die Gildenmeisterin. Das sie noch stand war lediglich Formsache.
Sin nutzte den Überraschungsmoment und sprang den Absatz hinauf um auf das Podest zu gelangen. Von den insgesamt 6 männlichen Wachen machten nur zwei Anstalten einzuschreiten und zwar genau die beiden, die die Frau beschützen sollten die Sin töten wollte. Auch hier offenbarte sich wieder ein schwerwiegender Fehler in der Konditionierung dieser Drohnen. Sie beschützten nur immer die Frau, auf die sie geprägt worden waren. Keine anderen. Und gegen 6 hätte selbst der erneut aus der Asche auferstandene Sin nicht gewinnen können. Doch zwei waren kein Problem.
Als wären die beiden Hünen noch langsamer und ungeschickter als er geglaubt hatte, warfen sich die beiden wie in Zeitlupe gegen ihn. Deshalb starben sie auch schnell. Der rechte von beiden war zuerst bei Sin, schwang seine Waffe in einem kurzen Bogen. Einmal geschickt ausgewichen, war der Kampf auch schon gelaufen, konnte er die Waffe doch nicht mehr zur Verteidigung nutzen. Sin schlug ihm einmalig gegen die Nase und trieb ihn dabei einen abgesplitterten Teil seines Nasenbeines ins Gehirn, was ihn auf der Stelle tötete. Die linke Drohne hatten diesen Moment genutzt und einen abgewandelte Stoß angewandt, welcher darauf abzielte Sins wichtigste Organe mit einem Treffer in Fetzen zu reißen. Und es hätte wahrscheinlich auch funktioniert, wäre Sin nicht einen Herzschlag früher von einer Vorahnung dazu gebracht worden sich wegzudrehen und den Angriff deshalb ins Leere laufen zu lassen. Ein Ellenbogentreffer später lag die zweite Wache mit zerschmettertem Kehlkopf auf dem Boden.
„Unmöglich“ schrie die Meisterin hysterisch und wich zurück, wobei sie soweit ging das sie in ihrem Sessel landete. Und als hätte das gereicht um sie wieder klar denken zu lassen, wand sie abrupt den Blick von Sin ab und starrte auf die Armaturen ihrer rechten Lehne. Die zittrigen Finger versuchten etwas einzugeben, doch Sin begriff zu schnell was sie vor hatte und reagierte prompt. Noch während er auf sie zu sprang und den rechten Arm vorstreckte, schnellte die darin versteckte Klinge heraus. Binnen eines Wimpernschlages war der letzte Meter überbrückt und die Durasitklinge durchbohrte ihren Schädel auf der Höhe ihrer Augen. Aber das reichte dem rebellierendem Ragath nicht, sodass er sich schon von der Leiche vor sich abwand bevor ihre rechte Hand von der Lehne rutschte.
Also erledigte er auch die beiden anderen Frauen und ihre Wachen, ähnlich wie die ersten und als er schließlich vor der letzten noch lebenden weiblichen Ragath stand, welche hektisch auf ihrer Konsole herum tippte, gestattete er ihr sich in Todesangst zu winden. Wie auch sie hätte eigentlich wissen müssen, konnte sie Ragaths Neuralchip keinen Selbstmordcode übermitteln, das konnte nur seine Meisterin von ihrer Konsole aus. Die Paranoia der Ragath führte nun also zu ihrem Tod. Einfach erstechen wollte Sin sie jedoch nicht. Quasi als Dank für die Hilfe der Macht wollte er sie damit umbringen. Sie zu erwürgen schien ihm angemessen, deshalb hob er seine kybernetische rechte Hand und konzentrierte sich auf seinen Hass und die Macht. Angeblich war diese Geste überflüssig, war so etwas gewaltiges wie die Macht doch nicht an solche Gesten gebunden. Aber Sin tat es dennoch, vielleicht deshalb weil er es noch nie getan hatte.
Also tat er wie er glaubte es tun zu müssen und dachte daran sie zu erwürgen, ihre Luftröhre wie einen Wasserschlauch zuzudrücken. Und er war wirklich davon überzeugt es tun zu können, bei solch einem Hass musste es doch funktionieren...
Tat es aber nicht. Nichts geschah, außer vielleicht das die Frau nun noch verstörter guckte als vor diesem in ihren Augen sicherlich merkwürdigen Ritual. Die Reaktion Sins darauf war jedoch ebenso unerwartet. Er schnaubte nur kurz, ballte dann seine Klauenhand zur Faust und ließ sie mit voller Wucht auf ihre Stirn nieder gehen. So robust die Ragathknochen durch die Genmanipulation auch waren, dem konnten sie nicht widerstehen. Die Schädeldecke brach und sie starb noch während er seine kybernetische Rechte wieder hinaus zog. Einen Augenblick lang starrte er sie noch an, dann ging er zurück zum Thron seiner ehemaligen Meisterin und setzte sich hinein - natürlich nachdem er den Leichnam auf den Boden geschmissen hatte. Die Füße auf dem blassen Gesicht der Frau drapiert, schloss Sin Ragath, bisher einziger bekannter Machtnutzer seiner Spezies, seine unendlich schwarzen Augen. Und berauschte sich an der Macht. Und seiner Freiheit.
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