[Bastion | Center | Sith-Tempel | Domäne der Wissenden | Janus´ Quartier | Janus
Trotz des kleinen Zwischenfalls in seinem Quartier war Janus in guter Stimmung, als er es verließ. Der Teppich war zwar teuer gewesen, aber für jemanden mit seinen finanziellen Mitteln war es nicht schwer, einen neuen Teppich zu finden. Viellicht diesmal etwas von Naboo? Die Weber dieser Welt waren bekannt für ihre aufwändigen Arbeiten, und seitdem zumindest offiziell eine Art Frieden zwischen Imperium und Neuer Republik herrschte, war es leichter geworden, an Produkte aus dem Gebiet des ehemaligen Feindes zu kommen. Der Graf machte sich eine mentale Notiz, einen entsprechend qualifizierten Händler zu kontaktieren und verließ dann sein Quartier.
In den Taschen seiner eleganten schwarzen Robe, die mit zwei roten Streifen verziert war, trug er die beiden goldenen Halsketten bei sich, die er auf Thearterra gefunden hatte. Es war wohl das beste, sie von einem Sith untersuchen zu lassen, der sich mit dieser Art von uralten Schmuckstücken auskannte. Trotz seines Wissensdursts waren die Kenntnisse des Sith-Krieger über diese spezifsche Form von vermutlich rituellem Schmuck begrenzt und er wollte sichergehen, dass die Halsketten harmlos waren. Schließlich konnte man unschöne Erfahrungen mit alten Sith-Artefakten machen, wenn man nicht vorsichtig war.
Leise seufze der weißhaarige Fastmensch und strich sich nachdenklich über sein Kinn, als der die dunklen Gänge des Tempels mit angemessener Würde und Geschwindigkeit durchquerte. Jemand von seinem Stand hatte es nicht nötig, in Eile zu sein. Hier und da begegneten ihm einige Jünger, die ehrfürchtig zur Seite auswichen. Ein dünnes Lächeln huschte über die vornehmen Gesichtszüge des schlanken Sith. Angst, Respekt, Neid. Die Gefühle, die wohl jeder Jünger kannte. Sie waren armselige Kreaturen, die meisten von ihnen bestenfalls für einfache Tätigkeiten als Boten oder Wächter geeignet, aber manchmal konnte man unter ihnen auch Wesen mit Potential finden. Ungeschliffene Diamanten, aus denen ein kluger Meister mächtige Diener machen konnte.
Oder mächtige Feinde, wie Janus in Erinnerung an seinen letzten Schüler missmutig feststellte. Die Ausbildung eines Schülers war ein ständiger Tanz auf dem Vulkan, ein Drahtseilakt. Brachte man dem Schüler zu viel bei oder war unvorsichtig, dann fand man sich eher mit einem Messer im Rücken wieder als ein Hutt ein Mittagessen verspeisen konnte. Und doch war ein Meister nichts ohne einen Schüler. Janus hatte Gefallen daran gefunden, die Talentierteren unter den Jüngern für seine Zwecke zu nutzen, aber keiner von ihnen besaß das Potential, um sein Schüler werden zu können. Er würde die Augen offen halten müssen.
Doch zunächst galt es, sich um diese Halsketten zu kümmern. Dafür würde der Graf in Kontatk mit den Zirkeln im Orden treten müssen. Er rechnete nicht damit, dass man ihm einfach so helfen würde. Jeder der Zirkel würde eine Gegenleistung erwarten, daher war es wichtig, an welchen Zirkel sich Janus wenden würde. Einige kamen von Anfang an nicht in Betracht – die Extinktoren waren wohl kaum geeignet, um sich mit diesen Halsketten auseinanderzusetzen, das gleiche galt für die Assassinen. Von den übrigen Zirkeln waren für Janus schlussendlich die Inquisitoren am besten für seine Zwecke geeignet, nicht zuletzt, weil er ohnehin Interesse an diesem Zirkel hatte. Vielleicht würde sich eine Gelegenheit bieten, um beides miteinander zu verknüpfen.
Bedauerlicherweise konnte man solche Dinge nicht einfach bei einer guten Tasse Tee in seinem Quartier besprechen. Janus würde sich wohl oder übel durch die modrigen Katakomben zu dem Zirkel begeben und als Bittsteller vor sie treten müssen. Der Graf wusste nicht, welcher Teil für ihn unangenehmer war, aber es führte kein Weg daran vorbei. Also erhöhte er sein Tempo etwas und begab sich zu der düsteren Treppe, die hinab in die Katakomben tief unter dem Sith-Tempel führte.
Dort war er offenbar nicht allein mit seiner Absicht, sich in die Katakomben zu begeben. Mehr aus Gewohnheit als aus echter Neugier streckte der wachsame Graf seine Machtsinne aus. Jünger, so wie es aussah. Zwei von ihnen. Soweit nichts ungewöhnliches, wenn da nicht die brodelnde, unbändige Wut in einem der Wesen zu spüren gewesen wäre. In der Macht erinnerte einer dieser Jünger an eine lodernde Flamme, die gierig danach strebte, alles und jeden um sich herum zu verbrennen. Ein Lächeln bildete sich auf dem blassen Gesicht des Sith-Kriegers. Das war vielleicht doch einen genaueren Blick wert.
Leise und unauffällig näherte sich Janus den beiden Jüngern und verschleierte dabei seine Präsenz in der Macht, zwar nicht vollständig, aber doch so, dass seine Gegenwart mehr einem kühlen Windhauch glich als einem Sturm. Nun, da er nah genug war, konnte der Graf erkennen, dass die beiden Jünger Twi´leks waren. Beide Humanoide mit roter Haut und den Kopffortsätzen, die man als Lekku bezeichnete. Lethan-Twi´leks, also solcher mit einer roten Hautfarbe, waren selten und brachten auf dem Sklavenmarkt gute Gewinne ein, wenn man sie an die richtigen Kunden verkaufte. Waren die beiden vielleicht Brüder oder anderweitig verwandt? Das würde die Ähnlichkeit zwischen ihnen erklären. Aus alter Gewohnheit rechnete Janus im Kopf den Wert der beiden Humanoiden aus und kam zu dem Schluss, dass er sich von dem Erlös wohl sicher einen neuen Teppich hätte leisten können, wenn er denn noch mehr Geld nötig gehabt hätte.
Aber dieser Teil seines Lebens lag zumindest soweit hinter ihm, dass er sich in diese Richtung keine weiteren Gedanken machte und stattdessen neugierig die Ereignisse verfolgte. Er war offenbar über einen Streit unter Jüngern gestolpert, denn der wütende Twi´lek näherte sich seinem Artgenossen so bedrohlich und voller Hass und Zorn, dass die beiden wohl kaum Freunde waren. Leider war Janus zu spät eingetroffen, um die Vorgeschichte des Konflikts mitzubekommen. Seltsam war allerdings, dass der zornige Nichtmensch meinte, dass er dem anderen Twi´lek eigentlich nicht wehtun wolle, der ihm offenbar zuvor den Weg zu den Katakomben versperrt hatte, nun aber die weise Entscheidung getroffen hatte, sich an eine der Wände zurückzuziehen.
Nun, um was auch immer es bei dem Streit ging, er würde bald zu Ende sein. Der wütende Twi´lek wirkte trotz seiner Worte entschlossen, das Dasein seines sich keuchend an die Wand gestützten Artgenossen zu beenden, wenn schon nicht absichtlich, dann wohl aus schierer Raserei. Der brodelnde Hass in dem Jünger ließ ihn in Janus´ Augen mächtiger wirken, aber als der Graf in der Hoffnung, vielleicht auf einen würdigen Kandidaten gestoßen zu sein, seine Machtsinne konzentrierte, wurde er enttäuscht. Dem zornigen Humanoiden mangelte es ganz eindeutig an Selbstkontrolle, Konzentration und Fokus. Sein Hass verlieh ihm Kraft, zweifellos, aber ewig würde dieser Zustand nicht anhalten und Janus glaubte, Bedauern, Reue und Trauer als Ursachen und Folgen des Hasses spüren zu können. Vermutlich würde der Jünger sein Opfer erschlagen und dann, nachdem der Zorn verraucht war, weinend auf den Boden sinken. Das war nicht das Holz, aus dem Sith geschnitzt waren. Es fehlte der Hunger nach Macht, das Streben nach Größe.
Fast schon desinteressiert wandte Janus seine Aufmerksamkeit nun dem Twi´lek zu, der sich schwer atmend gegen die Wand stützte. Er besaß eine gewisse Machtbegabung und sein Potential war nicht gering, wie der Graf überrascht feststellte. Trotz seiner scheinbar unterlegenen Position wirkte der Jünger nicht so, als würde er aufgeben wollen. Nein, ganz im Gegenteil. Ganz deutlich spürte Janus den Drang zum Überleben und das Streben nach Höherem. Neugierig verfolgte der Sith, wie der Jünger sich von der Wand löste und zum Kampf bereit machte. Nun fiel ihm auch das zusätzliche Paar Arme auf, das zuvor in dem schwachen Licht der synthetischen Fackel hinter Janus fast verborgen geblieben war. Eine zufällige Mutation? Ein selbst durchgeführtes Experiment? Oder die Folge einer Begegnung mit einem moralisch flexiblen Forscher? Interessant.
Der vierarmige Jünger überraschte Janus erneut, als er in seine Richtung blickte und ihn nach einigen suchenden Blicken entdeckte. In der Macht konnte der Graf spüren, wie der Jünger seine Gegenwart bemerkt hatte, während sein wütender Artgenosse zwar kurz innehielt und sich suchend umsah, ihn aber in seinem von Hass gelenkten Tunnelblick nicht entdeckte und daher wieder auf den vierarmigen Jünger zuschritt. Janus bemerkte die Unsicherheit des Twi´leks, der sich unschlüssig umsah. Und doch hatte der Jünger ihn bemerkt, trotz der Gefahr, in der er schwebte, er besaß Kampfgeist, Intelligenz und einen wachsamen Blick, und tief in ihm schlummerte ein Hunger nach mehr, nach Größe, Stärke und Respekt. Qualitäten, die für Janus mehr zählten als kurzfristige, nur für eine Weile von Hass genährte rohe Kraft, die zudem ziellos und ohne Sinn verwendet wurde.
Ruhig wie eine Statue verfolgte der hochgewachsene Graf aus seiner etwa acht Meter von den beiden Jüngern entfernt, wie der zornige Twi´lek auf seinen Artgenossen zuschritt, die zitternden Hände zu Fäusten ballte und drauf und dran war, auf den anderen Nichtmenschen einzuschlagen. Vermutlich wollte er ihn wirklich nicht töten, aber der Hass vernebelte seinen Verstand und Janus wusste instinktiv, dass er nicht rechtzeitig aufhören würde. Es wäre schade um das vergeudete Potential des Vierarmigen.
Nur einen Augenblick später, als der Jünger bereits zum Schlag ausholte, traf der Graf seine Entscheidung. Mit übernatürlicher Geschwindigkeit überwand er von der Macht gelenkt die Distanz zu dem zornigen Nichtmenschen. Fauchend erwachte seine blutrote Energieklinge zum Leben und mit einer eleganten, kühl kalkulierten Handbewegung bohrte sie sich von hinten in das Herz des Twi´leks. Die gelben Augen des Nichtmenschen weiteten sich kurz und er öffnete den Mund, dann sackte er tot auf die Knie und fiel auf den kalten Fußboden. Er hatte sein Verderben nicht kommen sehen, aber immerhin war sein Ende schnell und sauber gewesen. Das war mehr, als die meisten Jünger erwarten konnten.
Janus warf dem toten Jünger einen leicht verächtlichen Blick zu, dann deaktivierte er sein Lichtschwert und verstaute den goldverzierten gekrümmten Griff wieder an dem Gürtel unter seiner eleganten Robe. Seine Bewegungen und Gesichtsausdruck waren vollkommen ruhig und gelassen, ganz so, als hätte er überhaupt nichts mit dem Tod des Jüngers zu tun. Die grünen Augen des Grafen richteten sich nun auf den lebenden Twi´lek vor ihm und er lächelte höflich, seine Stimme klang kontrolliert und fast schon freundlich.
„Ich bitte um Entschuldigung für meine Intervention in diesen offenbar privaten Konflikt, aber es ist Jüngern untersagt, sich gegenseitig zu töten. Und wo kämen wir hin, wenn die Regeln nicht mehr gelten würden? Wir wären kaum besser als unzivilisierte Barbaren oder gar Tiere.“
Erklärte der Sith höflich und etwas von oben herab, er hatte seine Hände hinter dem Rücken verschränkt und stand nun aufrecht dort, wo zuvor der wütende Twi´lek gestanden hatte. Sein Lächeln nahm kurz einen verächtlichen Ausdruck an, als er auf den toten Jünger hinabblickte.
„Wesen wie er, die ohne Selbstkontrolle und Würde durch diesen Tempel streifen, sind ein Schandfleck für den Orden. Ein Tropfen Gift in einer edlen Flasche Serenno-Wein, wenn Ihr mir die Metapher gestattet. Glücklicherweise gibt es erprobte Mittel und Wege, dieses Gift zu entfernen, ohne die ganze Flasche leeren zu müssen.“
Janus pausierte kurz und sah seinem Gegenüber dann ruhig in die Augen, bevor er leicht den Kopf neigte.
„Ah, verzeiht mir meine Unhöflichkeit. Hier stehe ich und halte Vorträge, ohne mich vorzustellen. Ich bin Graf Janus Sturn, Krieger im Orden der Sith. Und wie es scheint heute damit beschäftigt, die Schandflecken in diesem Tempel zu entfernen. Mit wem habe ich das Vergnügen? Und um meine Neugier zu befriedigen, würde ich es begrüßen, wenn Ihr mir den Grund für diese Konfrontation erläutern könntet.“
Der blasse Sith lächelte amüsiert. Seine ausgewiesene Höflichkeit war teils anerzogen, teils ein Test, um zu sehen, wie der Jünger auf diese alles andere als alltägliche Erfahrung reagieren würde. Vielleicht stecke in dem vierarmigen Jünger das Potential, um Janus nützlich sein zu können.
[Bastion | Center | Sith-Tempel | Gänge | Treppe zu den Katakomben | Voth, Janus
Trotz des kleinen Zwischenfalls in seinem Quartier war Janus in guter Stimmung, als er es verließ. Der Teppich war zwar teuer gewesen, aber für jemanden mit seinen finanziellen Mitteln war es nicht schwer, einen neuen Teppich zu finden. Viellicht diesmal etwas von Naboo? Die Weber dieser Welt waren bekannt für ihre aufwändigen Arbeiten, und seitdem zumindest offiziell eine Art Frieden zwischen Imperium und Neuer Republik herrschte, war es leichter geworden, an Produkte aus dem Gebiet des ehemaligen Feindes zu kommen. Der Graf machte sich eine mentale Notiz, einen entsprechend qualifizierten Händler zu kontaktieren und verließ dann sein Quartier.
In den Taschen seiner eleganten schwarzen Robe, die mit zwei roten Streifen verziert war, trug er die beiden goldenen Halsketten bei sich, die er auf Thearterra gefunden hatte. Es war wohl das beste, sie von einem Sith untersuchen zu lassen, der sich mit dieser Art von uralten Schmuckstücken auskannte. Trotz seines Wissensdursts waren die Kenntnisse des Sith-Krieger über diese spezifsche Form von vermutlich rituellem Schmuck begrenzt und er wollte sichergehen, dass die Halsketten harmlos waren. Schließlich konnte man unschöne Erfahrungen mit alten Sith-Artefakten machen, wenn man nicht vorsichtig war.
Leise seufze der weißhaarige Fastmensch und strich sich nachdenklich über sein Kinn, als der die dunklen Gänge des Tempels mit angemessener Würde und Geschwindigkeit durchquerte. Jemand von seinem Stand hatte es nicht nötig, in Eile zu sein. Hier und da begegneten ihm einige Jünger, die ehrfürchtig zur Seite auswichen. Ein dünnes Lächeln huschte über die vornehmen Gesichtszüge des schlanken Sith. Angst, Respekt, Neid. Die Gefühle, die wohl jeder Jünger kannte. Sie waren armselige Kreaturen, die meisten von ihnen bestenfalls für einfache Tätigkeiten als Boten oder Wächter geeignet, aber manchmal konnte man unter ihnen auch Wesen mit Potential finden. Ungeschliffene Diamanten, aus denen ein kluger Meister mächtige Diener machen konnte.
Oder mächtige Feinde, wie Janus in Erinnerung an seinen letzten Schüler missmutig feststellte. Die Ausbildung eines Schülers war ein ständiger Tanz auf dem Vulkan, ein Drahtseilakt. Brachte man dem Schüler zu viel bei oder war unvorsichtig, dann fand man sich eher mit einem Messer im Rücken wieder als ein Hutt ein Mittagessen verspeisen konnte. Und doch war ein Meister nichts ohne einen Schüler. Janus hatte Gefallen daran gefunden, die Talentierteren unter den Jüngern für seine Zwecke zu nutzen, aber keiner von ihnen besaß das Potential, um sein Schüler werden zu können. Er würde die Augen offen halten müssen.
Doch zunächst galt es, sich um diese Halsketten zu kümmern. Dafür würde der Graf in Kontatk mit den Zirkeln im Orden treten müssen. Er rechnete nicht damit, dass man ihm einfach so helfen würde. Jeder der Zirkel würde eine Gegenleistung erwarten, daher war es wichtig, an welchen Zirkel sich Janus wenden würde. Einige kamen von Anfang an nicht in Betracht – die Extinktoren waren wohl kaum geeignet, um sich mit diesen Halsketten auseinanderzusetzen, das gleiche galt für die Assassinen. Von den übrigen Zirkeln waren für Janus schlussendlich die Inquisitoren am besten für seine Zwecke geeignet, nicht zuletzt, weil er ohnehin Interesse an diesem Zirkel hatte. Vielleicht würde sich eine Gelegenheit bieten, um beides miteinander zu verknüpfen.
Bedauerlicherweise konnte man solche Dinge nicht einfach bei einer guten Tasse Tee in seinem Quartier besprechen. Janus würde sich wohl oder übel durch die modrigen Katakomben zu dem Zirkel begeben und als Bittsteller vor sie treten müssen. Der Graf wusste nicht, welcher Teil für ihn unangenehmer war, aber es führte kein Weg daran vorbei. Also erhöhte er sein Tempo etwas und begab sich zu der düsteren Treppe, die hinab in die Katakomben tief unter dem Sith-Tempel führte.
Dort war er offenbar nicht allein mit seiner Absicht, sich in die Katakomben zu begeben. Mehr aus Gewohnheit als aus echter Neugier streckte der wachsame Graf seine Machtsinne aus. Jünger, so wie es aussah. Zwei von ihnen. Soweit nichts ungewöhnliches, wenn da nicht die brodelnde, unbändige Wut in einem der Wesen zu spüren gewesen wäre. In der Macht erinnerte einer dieser Jünger an eine lodernde Flamme, die gierig danach strebte, alles und jeden um sich herum zu verbrennen. Ein Lächeln bildete sich auf dem blassen Gesicht des Sith-Kriegers. Das war vielleicht doch einen genaueren Blick wert.
Leise und unauffällig näherte sich Janus den beiden Jüngern und verschleierte dabei seine Präsenz in der Macht, zwar nicht vollständig, aber doch so, dass seine Gegenwart mehr einem kühlen Windhauch glich als einem Sturm. Nun, da er nah genug war, konnte der Graf erkennen, dass die beiden Jünger Twi´leks waren. Beide Humanoide mit roter Haut und den Kopffortsätzen, die man als Lekku bezeichnete. Lethan-Twi´leks, also solcher mit einer roten Hautfarbe, waren selten und brachten auf dem Sklavenmarkt gute Gewinne ein, wenn man sie an die richtigen Kunden verkaufte. Waren die beiden vielleicht Brüder oder anderweitig verwandt? Das würde die Ähnlichkeit zwischen ihnen erklären. Aus alter Gewohnheit rechnete Janus im Kopf den Wert der beiden Humanoiden aus und kam zu dem Schluss, dass er sich von dem Erlös wohl sicher einen neuen Teppich hätte leisten können, wenn er denn noch mehr Geld nötig gehabt hätte.
Aber dieser Teil seines Lebens lag zumindest soweit hinter ihm, dass er sich in diese Richtung keine weiteren Gedanken machte und stattdessen neugierig die Ereignisse verfolgte. Er war offenbar über einen Streit unter Jüngern gestolpert, denn der wütende Twi´lek näherte sich seinem Artgenossen so bedrohlich und voller Hass und Zorn, dass die beiden wohl kaum Freunde waren. Leider war Janus zu spät eingetroffen, um die Vorgeschichte des Konflikts mitzubekommen. Seltsam war allerdings, dass der zornige Nichtmensch meinte, dass er dem anderen Twi´lek eigentlich nicht wehtun wolle, der ihm offenbar zuvor den Weg zu den Katakomben versperrt hatte, nun aber die weise Entscheidung getroffen hatte, sich an eine der Wände zurückzuziehen.
Nun, um was auch immer es bei dem Streit ging, er würde bald zu Ende sein. Der wütende Twi´lek wirkte trotz seiner Worte entschlossen, das Dasein seines sich keuchend an die Wand gestützten Artgenossen zu beenden, wenn schon nicht absichtlich, dann wohl aus schierer Raserei. Der brodelnde Hass in dem Jünger ließ ihn in Janus´ Augen mächtiger wirken, aber als der Graf in der Hoffnung, vielleicht auf einen würdigen Kandidaten gestoßen zu sein, seine Machtsinne konzentrierte, wurde er enttäuscht. Dem zornigen Humanoiden mangelte es ganz eindeutig an Selbstkontrolle, Konzentration und Fokus. Sein Hass verlieh ihm Kraft, zweifellos, aber ewig würde dieser Zustand nicht anhalten und Janus glaubte, Bedauern, Reue und Trauer als Ursachen und Folgen des Hasses spüren zu können. Vermutlich würde der Jünger sein Opfer erschlagen und dann, nachdem der Zorn verraucht war, weinend auf den Boden sinken. Das war nicht das Holz, aus dem Sith geschnitzt waren. Es fehlte der Hunger nach Macht, das Streben nach Größe.
Fast schon desinteressiert wandte Janus seine Aufmerksamkeit nun dem Twi´lek zu, der sich schwer atmend gegen die Wand stützte. Er besaß eine gewisse Machtbegabung und sein Potential war nicht gering, wie der Graf überrascht feststellte. Trotz seiner scheinbar unterlegenen Position wirkte der Jünger nicht so, als würde er aufgeben wollen. Nein, ganz im Gegenteil. Ganz deutlich spürte Janus den Drang zum Überleben und das Streben nach Höherem. Neugierig verfolgte der Sith, wie der Jünger sich von der Wand löste und zum Kampf bereit machte. Nun fiel ihm auch das zusätzliche Paar Arme auf, das zuvor in dem schwachen Licht der synthetischen Fackel hinter Janus fast verborgen geblieben war. Eine zufällige Mutation? Ein selbst durchgeführtes Experiment? Oder die Folge einer Begegnung mit einem moralisch flexiblen Forscher? Interessant.
Der vierarmige Jünger überraschte Janus erneut, als er in seine Richtung blickte und ihn nach einigen suchenden Blicken entdeckte. In der Macht konnte der Graf spüren, wie der Jünger seine Gegenwart bemerkt hatte, während sein wütender Artgenosse zwar kurz innehielt und sich suchend umsah, ihn aber in seinem von Hass gelenkten Tunnelblick nicht entdeckte und daher wieder auf den vierarmigen Jünger zuschritt. Janus bemerkte die Unsicherheit des Twi´leks, der sich unschlüssig umsah. Und doch hatte der Jünger ihn bemerkt, trotz der Gefahr, in der er schwebte, er besaß Kampfgeist, Intelligenz und einen wachsamen Blick, und tief in ihm schlummerte ein Hunger nach mehr, nach Größe, Stärke und Respekt. Qualitäten, die für Janus mehr zählten als kurzfristige, nur für eine Weile von Hass genährte rohe Kraft, die zudem ziellos und ohne Sinn verwendet wurde.
Ruhig wie eine Statue verfolgte der hochgewachsene Graf aus seiner etwa acht Meter von den beiden Jüngern entfernt, wie der zornige Twi´lek auf seinen Artgenossen zuschritt, die zitternden Hände zu Fäusten ballte und drauf und dran war, auf den anderen Nichtmenschen einzuschlagen. Vermutlich wollte er ihn wirklich nicht töten, aber der Hass vernebelte seinen Verstand und Janus wusste instinktiv, dass er nicht rechtzeitig aufhören würde. Es wäre schade um das vergeudete Potential des Vierarmigen.
Nur einen Augenblick später, als der Jünger bereits zum Schlag ausholte, traf der Graf seine Entscheidung. Mit übernatürlicher Geschwindigkeit überwand er von der Macht gelenkt die Distanz zu dem zornigen Nichtmenschen. Fauchend erwachte seine blutrote Energieklinge zum Leben und mit einer eleganten, kühl kalkulierten Handbewegung bohrte sie sich von hinten in das Herz des Twi´leks. Die gelben Augen des Nichtmenschen weiteten sich kurz und er öffnete den Mund, dann sackte er tot auf die Knie und fiel auf den kalten Fußboden. Er hatte sein Verderben nicht kommen sehen, aber immerhin war sein Ende schnell und sauber gewesen. Das war mehr, als die meisten Jünger erwarten konnten.
Janus warf dem toten Jünger einen leicht verächtlichen Blick zu, dann deaktivierte er sein Lichtschwert und verstaute den goldverzierten gekrümmten Griff wieder an dem Gürtel unter seiner eleganten Robe. Seine Bewegungen und Gesichtsausdruck waren vollkommen ruhig und gelassen, ganz so, als hätte er überhaupt nichts mit dem Tod des Jüngers zu tun. Die grünen Augen des Grafen richteten sich nun auf den lebenden Twi´lek vor ihm und er lächelte höflich, seine Stimme klang kontrolliert und fast schon freundlich.
„Ich bitte um Entschuldigung für meine Intervention in diesen offenbar privaten Konflikt, aber es ist Jüngern untersagt, sich gegenseitig zu töten. Und wo kämen wir hin, wenn die Regeln nicht mehr gelten würden? Wir wären kaum besser als unzivilisierte Barbaren oder gar Tiere.“
Erklärte der Sith höflich und etwas von oben herab, er hatte seine Hände hinter dem Rücken verschränkt und stand nun aufrecht dort, wo zuvor der wütende Twi´lek gestanden hatte. Sein Lächeln nahm kurz einen verächtlichen Ausdruck an, als er auf den toten Jünger hinabblickte.
„Wesen wie er, die ohne Selbstkontrolle und Würde durch diesen Tempel streifen, sind ein Schandfleck für den Orden. Ein Tropfen Gift in einer edlen Flasche Serenno-Wein, wenn Ihr mir die Metapher gestattet. Glücklicherweise gibt es erprobte Mittel und Wege, dieses Gift zu entfernen, ohne die ganze Flasche leeren zu müssen.“
Janus pausierte kurz und sah seinem Gegenüber dann ruhig in die Augen, bevor er leicht den Kopf neigte.
„Ah, verzeiht mir meine Unhöflichkeit. Hier stehe ich und halte Vorträge, ohne mich vorzustellen. Ich bin Graf Janus Sturn, Krieger im Orden der Sith. Und wie es scheint heute damit beschäftigt, die Schandflecken in diesem Tempel zu entfernen. Mit wem habe ich das Vergnügen? Und um meine Neugier zu befriedigen, würde ich es begrüßen, wenn Ihr mir den Grund für diese Konfrontation erläutern könntet.“
Der blasse Sith lächelte amüsiert. Seine ausgewiesene Höflichkeit war teils anerzogen, teils ein Test, um zu sehen, wie der Jünger auf diese alles andere als alltägliche Erfahrung reagieren würde. Vielleicht stecke in dem vierarmigen Jünger das Potential, um Janus nützlich sein zu können.
[Bastion | Center | Sith-Tempel | Gänge | Treppe zu den Katakomben | Voth, Janus