[Bastion-System | Bastion | Center | Tempel der Sith | Hangar in der Ebene der Oberen] Janus, Brianna, Kate, Jarael, Darth Keebo, Eowyn
Die Position eines Vollstreckers im Orden der Sith war begehrt und umkämpft, in den dunklen Gängen des Tempels und darüber hinaus hungerten viele ehrgeizige Krieger und selbst manch besonders ehrgeiziger Schüler nach der Macht, dem Wissen und dem Prestige, die dieser Titel mit sich brachte. Als Auszeichnung für diejenigen, die sich in den Augen der Dunklen Seite und des Imperiums bewährt hatten, war es allerdings Fluch und Segen, in diese Sphären vorzudringen. Wer erst einmal Vollstrecker war, rückte ins Zentrum der Aufmerksamkeit und wurde von Rivalen, Neidern, Speichelleckern, Günstlingen – und solchen, die es werden wollten – umlagert und misstrauisch beäugt. In einer solchen Lage war es klug, ein Netzwerk von Informationen und Spionen zu unterhalten, die einen mit mehr oder weniger nützlichen Informationen versorgen konnten. Wer etwas wusste, konnte planen und handeln, und wer etwas wusste, bevor es andere taten, konnte dies umso besser. Ein faszinierendes Spiel, in dem Gerüchte, Halbwahrheiten, Lügen und Intrigen die Mittel der Wahl waren, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Janus hatte einiges an Credits, Ressourcen und Zeit in Jünger investiert, die ihm in dieser Hinsicht nützlich sein konnten, und während er in Richtung des landenden Schiffes und der Personen, die es schließlich verließen, blickte, grub er in seinem Gedächtnis die entsprechenden Informationen heraus. Das Schiff selbst mochte ihm nicht allzu viel sagen – die meisten Sith besaßen verschiedene Transportmittel, je nach Einsatzzweck. Aber die Person, die das Vehikel verließ, die war ihm nicht unbekannt, jedenfalls war es die Beschreibung nicht. Die für menschliche Verhältnisse ungewöhnlich große Gestalt, dunkles Haar und braune Augen, das Sith-Taith, das die aufmerksamen Augen des Grafen auf der linken Hand des Mannes erspähten, all dies ließ nur einen Schluss zu: Darth Keebo war nach Bastion zurückgekehrt.
Damit hatte Janus nun ein Gesicht und einen Namen für den Heimkehrer und somit eine Grundlage, mit der er arbeiten konnte. Der Vollstrecker verfügte über ein exzellentes Gedächtnis und fasste für sich rasch zusammen, was er wusste. Darth Keebo war ein Sith, der von Gerüchten umgeben war – nicht ungewöhnlich bei einem Mann seines Ranges, aber einige dieser Mutmaßungen waren in der Tat beachtenswert. Früher hatte dieser Mensch mal die Position des Zirkelmeisters der Hexer bekleidet, was naturgemäß Neider und Intriganten auf den Plan gerufen hatte. Wie viel also an den Berichten, Darth Keebo sei ein begabter Heiler und noch nie dabei ertappt worden, Jünger zu quälen, dran war, war schwer einzuschätzen. Janus für seinen Teil nahm an, dass der andere Sith seine sadistische Ader vielleicht einfach nur diskreter auslebte als die meisten und wenn er wirklich über Heilkräfte verfügte, kamen dem fastmenschlichen Aristokraten auch einige nützliche Anwendungen im Bereich der Folter in den Sinn. Schlussendlich war einiges auch nur Spekulation, solange er nicht mehr wusste, würde er Darth Keebo so behandeln wie die meisten anderen Sith: Potentielle Bedrohung und potentieller Verbündeter gleichermaßen. Damit verlagerte sich das Interesse von Janus auf das Objekt – besser gesagt die Person – die der Neuankömmling mit sich trug. Eine menschliche Frau (Eowyn), blondes, lockiges Haar, offenkundig bewusstlos. Ihre Aura hatte den penetranten Geruch von Doppelmoral und „Rechtschaffenheit“, die der blasse Adlige mit Jedi assoziierte. Eine Gefangene? Tatsächlich glaubte Janus, sie schon einmal in diesem Zusammenhang gesehen zu haben. Alter und Statur passten, das Gesicht ebenfalls. Der Sith war sich nicht absolut sicher, hatte aber den Eindruck, es mit der Jedi Eowyn El´mireth zu tun zu haben. Nun, insofern man mit jemandem etwas zu tun haben konnte, der wie ein nasser Sack auf den Armen eines Vollstreckers lag. Wenn es sich tatsächlich um die Rätin handelte, wäre dies ein außergewöhnlicher Fang – augenblicklich stieg das Interesse von Janus und er präsentierte ein höflich-respektvolles Lächeln, als er sich der Begrüßung von Darth Keebo widmete.
Wenn Sith aufeinander trafen, erinnerte das nicht selten an Begegnungen von Raubtieren in freier Wildbahn. Man beäugte und beschnupperte sich, steckte Territorien ab und achtete darauf, dem Gegenüber nicht zu nah zu kommen, während man es vermied, den weichen Unterleib zu entblößen. Ja, sie waren zivilisierte Raubtiere, und als solche gab es gewisse ungeschriebene Gesetze, an die es sich zu halten galt, wenn man sich nicht exponieren wollte. Es schien, als wären Darth Keebo diese Gesetze bekannt und er geneigt, sich an sie zu halten, seine Eröffnungsworte an den Grafen fielen in Auswahl und Ton angemessen aus. Als Reaktion neigte Janus leicht den Kopf und wartete auf die obligatorische Verbeugung, er ließ seinem Gegenüber Zeit, erst einmal die Lage in Augenschein zu nehmen – was in diesem Fall hauptsächlich darauf hinauslief, dass Brianna taxiert wurde. Nicht verwunderlich, die gefallene Jedi war jemand, der ohne Zweifel einen zweiten oder dritten Blick wert war, ihre Aura passte noch nicht zu diesem Ort. Noch nicht. Als Überläuferin würde sie auch in Zukunft noch weiteres Interesse auf sich ziehen, daran bestand kein Zweifel. Janus für seinen Teil lächelte weiterhin, sein Gesicht eine glatte, kultivierte Maske, die nichts preis gab. Schlussendlich verneigte sich sein ranggleicher Gegenüber, was der Graf zum Anlass nahm, es beinah zeitgleich ebenfalls zu tun. Ein kleiner, aber feiner Unterschied. Bevor er die verbale Begrüßung erwiderte, wurde er jedoch zunächst Zeuge einer kleinen Darbietung, Darth Keebo ließ seine Gefangene zu Boden fallen, direkt vor Briannas Füße. Weder Zufall noch Absicht, das Lächeln des dunkelhaarigen Menschen sprach Bände. Janus gestattete sich ein dezentes Schmunzeln, bevor seine glatte, ruhige Stimme – gewürzt mit dem leichten Akzent seiner Heimatwelt Taris – erklang.
„Willkommen auf Bastion, Darth Keebo. Es ist Ehre und Vergnügen, Euch hier zu begrüßen. Ganz besonders angesichts Eurer illustren Begleitung. Ihr kehrt als Triumphator nach Bastion zurück – so, wie ich es tue.“
Nachdem beide Sith ihre Verbeugungen vollendet hatten, richtete sich Janus wieder auf und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, seine vornehme Haltung strahlte höfliche Neugier aus, ohne aufdringlich zu wirken. Fast ebenso sehr wie auf das Verhalten des anderen Vollstreckers achtete er dabei auf Briannas Reaktion. Es war eine Sache, sich von den Jedi abzuwenden, eine andere jedoch, eine ehemalige Kameradin wie ein Stück Vieh vor sich auf den Boden fallen zu sehen. Was nun passierte, würde ohne Zweifel sehr aufschlussreich sein. Zunächst aber war Darth Keebo an der Reihe. Er hatte diese Partie Dejarik mit einem dramatischen Zug eröffnet und setzte nun nach, er bekundete seine Freude darüber, nun wieder auf Bastion zu sein – was eine längere Abwesenheit zumindest vermuten ließ – bevor er auf Brianna zu sprechen kam und offenbar rasch erkannte, dass sie aus freien Stücken hier war. Prompt folgte eine Gratulation, der diese mit einem höflichen Nicken quittierte und dann beiläufig auf Eowyn deutete.
„Ihr seid zu großzügig. Denn wie ich sehe, ist Euer Erfolg nicht zu unterschätzen. Eine Rätin des Jedi-Ordens, erst seit kurzem in dieser Position, wenn ich mich recht entsinne. Sie macht einen etwas ruhigeren Eindruck als im Holonet. Nun, das soll die Gefangenschaft so mit sich bringen, nicht wahr? Ein großer Tag, in der Tat. Der Tag der Rache. Der Tag des Sieges. Der Tag der Sith. Ich muss gestehen, ich bin ausgesprochen neugierig, wie Ihr eine solche Beute zur Strecken bringen konntet. Der Imperator – Ruhm seinem Namen – wird gewiss erfreut sein. Lasst uns gemeinsam diesen erhabenen Moment genießen.“
Janus vollführte eine ausladende Geste, die den ganzen Raum umfasste, und auf einen mentalen Befehl des Grafen hin begannen seine Leibwächter, ihre Schockstäbe im Takt auf den Boden zu stoßen. Funken flogen und das Dröhnen erfüllte den Hangar, während der Graf seinen Hofstaat ohne ein Wort dazu anhielt, den Namen von Darth Keebo und seinen eigenen zu rufen und ihre Erfolge zu bejubeln, was auch enthusiastisch geschah, einige besonders eifrige Speichellecker schrien sich in diesen Momenten vermutlich heiser. Subtil verstärkte Janus mit der Macht die Gefühle, ließ Bewunderung zu fanatischer Begeisterung werde, Jubel zu anhimmelnder Hingabe, Lob zu Lobpreisung. Es war in dieser Atmosphäre der Erwartung, dass Brianna vortrat, sie hatte den anderen Vollstrecker bereits zornig angefunkelt und eine Welle der Abneigung rollte über sie hinweg, als sie ihn und Eowyn ansah und schließlich – gewohnt offensiv und scharfzüngig das Wort erhob. Sie machte aus ihrer Antipathie gegenüber Person und Verhalten keinen Hehl, äußerte sich mitleidig-geringschätzig auch über Eowyn und natürlich fehlte auch nicht eine Spitze gegen ihre Mitschülerinnen. Janus ließ sie erst einmal gewähren, seine Miene neutral, und auch, als sie schließlich Eowyn vom Boden aufhob und ihm nun – auf „würdige“ Weise – übergab, zuckte der schlanke Fastmensch nicht mit der Wimper. Brianna bestätigte, dass es sich in der Tat um eine Jedi-Rätin handelte, eine Person, die über enormes Wissen verfügte, doch auch dabei zeigte der Graf keine Reaktion. Er ließ seine neue Schülerin eine ganze Weile im unklaren, seine Miene so sorgfältig abgeschirmt wie seine Aura, bevor er die Spannung endlich auflöste und ihr huldvoll zunickte.
„Ich weiß den Respekt zu schätzen, den Du mir mit dieser Tat erweist, Brianna. Es spricht für Deine wachsenden Einsichten in die Dunkle Seite, aber vergiss nicht, dass Rätin Eowyn El´mireth weder meine Gefangene ist noch die Deine. Sie ist die Gefangene von Darth Keebo, der sie zur Strecke gebracht hat und dessen Respekt sie sich offenbar nicht verdient hat. Und somit obliegt es ihm, wie mit der Jedi weiter verfahren wird. Ohne Zweifel wird der Imperator interessiert sein an den Informationen, die sie enthüllen kann, doch sollten er und Ihr, Darth Keebo einverstanden sein, wäre es mir eine...Herzensangelegenheit, bei der Befragung dieser Jedi mitzuwirken. Der Zirkel der Inquisitoren und ich wären ihm für diese Gelegenheit, die Geheimnisse unserer Feinde in Erfahrung zu bringen, zu Dank verpflichtet.“
Die weißen Zähne des Sith blitzten wie Dolche in der Nacht auf, als er so sprach, und niemand, der ihn so sah, würde bezweifeln, dass sich hinter der glatten, höflichen, kultivierten Fassade ein Monster verbarg, das gelernt hatte, seine wahre Natur sorgfältig zu verbergen. Janus nickte Darth Keebo zu und das Monster kehrte in seine Höhle zurück, machte wieder dem charmanten Mann von Welt Platz.
„Euren Worten entnehme ich, dass Ihr längere Zeit auf die Annehmlichkeiten der imperialen Zivilisation und unseres Ordens verzichten musstet. Zur Feier unserer Triumphe würde ich mich daher geehrt fühlen, wenn Ihr Euch uns anschließen würdet, Darth Keebo. Wenn Ihr es wünscht, kann ich auch für Euren Gast entsprechende Vorkehrungen treffen lassen. Vielleicht lockern Häppchen und Champagner ihre Zunge besser als Schmerz und Demütigung – aber wie ich bereits sagte: Diese Entscheidung obliegt Euch.“
In den Worten des Vollstreckers lagen weder Falschheit noch – bemerkenswerterweise – boshafte Absichten. Körperliche Qualen, Folter und Tod mochten ohne Zweifel unterhaltsam sein, aber diesen Methoden fehlte in seinen Augen eine gewisse Eleganz. Finesse. Ungleich befriedigender war es doch, einen Gefangenen geistig von Grund auf zu brechen – genauer gesagt, die Fundamente seiner Überzeugen zu erodieren – und ihn Stück für Stück neu zu formen, nach den eigenen Vorstellungen umzugestalten. Eine Jedi-Rätin, die ihr Wissen preis gab, war ein Erfolg. Eine Jedi-Rätin, die ihr Wissen preis gab, sich für die Dunkle Seite öffnete und im Holonet voller Überzeugung die Lügen ihres alten Ordens denunzierte...nun, das war ein Triumph. Und Janus hatte Geschmack an Triumphen gefunden.
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