[Orbit ~“Creeping Death” ~ Brücke] – Captain Dalmascae
Es war einer dieser wenigen Augenblicke in denen die Brücke so gut wie leer war. Genau wie der Rest des Schiffs. Wobei leer der weniger treffende Ausdruck war. Es war mittlerweile Nacht geworden und der größte Teil der Hauptcrew schlief. Kaum ein Geräusch, von gelegentlich aufblickenden Konsolen einmal abgesehen, war zu hören. Hier und da glitt ihr Blick über die leer stehenden Terminals, über weniger bekannte Gesichter als die ihr vertraute Hauptcrew und sie erwiderte gelegentlich ein schwaches Nicken. Jade, die nun seit mehreren Stunden ihren Platz nicht verlassen hatte, erhob sich langsam und streckte sich leicht. Ihr Körper schrie förmlich nach Schlaf. Und doch wollte sie nicht. Sie sollte sich jetzt gleich an die Planung jenes Angriffs gegen die Forces of Hope setzen. Aber andrerseits, was brachte es ihr, wenn sie mitten in der Nacht zu arbeiten begann und nur Fehler nach Fehler einschummelte? Wenigstens ein paar Notizen konnte sie sich ja machen, beschloss die Kommandantin. Noch während sie sich abwandte, fiel ihr das angespannt wirkende Gesicht ihrer Sensorik- und Kommunikationsoffizierin auf. Mit einer leicht gewölbten Braue trat sie näher an die noch ziemlich junge Frau heran. Jade hatte ihr Alter nicht aus dem Stehgreif parat, schätzte sie aber auf etwa 20, oder maximal 22 Jahre. Nicht wirklich viel weniger, als ihre 28 Lebensjahre und doch war Hakagi schon immer das Küken gewesen – wenn man so wollte. Ihre noch recht jugendlichen Züge taten dem wohl weniger Abbruch, als das sie dazu beitrugen. Und doch hatte sie in der unlängst ausgefochtenen Schlacht bewiesen, dass sie einen kühlen Kopf bewahren konnte und sich auch in hitzigen Situationen nicht übernahm, oder verhaspelte. Im Moment brütete sie offenbar über ihrem Bericht, das sie diesen hier auf der Brücke schrieb überraschte Jade ein wenig, sie ertappte sich aber dabei, das sie schon mehr als nur einen Bericht in ihrem Kommandosessel geschrieben hatte. Während die Kommandantin des Dreadnaught näher kam bemerkte die junge Ensign die blondhaarige Frau. „Captain.“ „Ensign Hakagi.“ Irgendwie fühlte es sich deutlich besser an, mit ihrem neuen Rang angesprochen zu werden. Daher huschte ein schwaches Lächeln über ihre Mundwinkel, ehe ihr Gesicht wieder zu einer neutralen Miene wurde. Jade schaffte es, mit einem kleinen Kommentar die Aufmerksamkeit der jungen Frau vollends von ihrem Bericht weg zu forcieren und die Beiden verfielen in ein seichtes Gespräch. Die Kommandantin erkundigte sich wie es innerhalb der Crew ablief, während Hakagi Interesse am Oberkommando zeigte. Aber welcher karriereorientierte Offizier würde seinen Blick nicht darauf fallen lassen? Und welcher treu ergebene Offizier würde nicht aufblicken zu jenen Mannen die die Geschicke der imperialen Marine lenkten? Jades Mundwinkel kräuselten sich leicht. Und nach ein paar Anläufen gelang es den beiden sich in eine Unterhaltung zu begeben, die dann eher privater Natur war. Nicht das sie pikante Details austauschten, Mitsuko erzählte lediglich von ein paar Boutiquen auf Bastion, die einen Besuch wert sein sollten. Sie gab nicht sonderlich viel auf diese Dinge, aber wenn sie Urlaub hatte und in der Nähe war… Irgendwie musste sie die freie Zeit ja füllen. Sollte sie überhaupt noch dazu kommen freie Zeit zu genießen, jetzt wo sie die Adjutantin von Flottenadmiral Moresby war. Die blonde Kommandantin schaffte es ein Gähnen zu unterdrücken, nutzte jenes Signal dann aber als Stichwort in ihr Quartier aufzubrechen. „Ich werde mich nun auf mein Quartier begeben. Weiterhin viel Erfolg bei ihrem Bericht, Ensign Hakagi.“ Ihre Abschiedsworte waren knapp, aber offen und freundlich. Sie wünschte der Offizierin ebenfalls noch guten Schlaf, dann verließ sie die Brücke wirklich und strebte gen ihres Quartiers.
Erschöpft, aber noch nicht annährend müde genug um zu schlafen begann sie sich das Material, das sie brauchen würde, zurecht zu legen. Die Daten über die Forces of Hope, Material das für eine Angriffsflotte von Nöten war. Die zur Verfügung stehenden Schiffstypen, Daten über das System, Sternenkarten der umliegenden Systeme, Berichte über Feindsichtungen in jenen Gebieten, kürzliche Aktivitäten der Forces of Hope und was noch alles benötigt wurde. Dabei stieß sie darauf, dass bei der Schlacht um Bilbringi, die nur kurz vor dem imperialen Ball statt gefunden hatte, Einheiten der Forces of Hope zugegen gewesen waren. „Interessant.” Und jene Gefangene, von welcher die rothaarige Sith - Alynn – ihre Informationen bekommen hatte, würde wohl in jenem Gefecht gefangen worden sein. Mit etwas Nachdruck suchte sie heraus welche Einheiten dort gewesen waren und was alles zurückgekehrt war. Das mit jenem Angriff endlich aufgeräumt würde, in Hinsicht der Forces of Hope standen die Chancen mehr als gut. Und Jade, von neuem Eifer gepackt, begann erste Worte auf Flimsiplast niederzuschreiben. Notierte auf einer Seite die Streitkräfte der verräterischen Forces of Hope und gegenübergestellt das was ihr, in ihrer Planung zur Verfügung stand. Sollte sie wirklich eine komplette Angriffsflotte einsetzten, so wäre das Imperium in jener Schlacht, allein was die Zahlen anging, drei zu eins überlegen. Nein. Moresby würde es bestimmt nicht gut heißen, wenn sie alle Einheiten einplante, oder deutlich zu viele. Dennoch, die ersten Gedanken die sie sich bereits dazu gemacht hatte, würden darin resultieren, dass die imperialen Streitkräfte überlegen waren. Aber Jade hatte nicht vor einen plumpen Angriff zu fahren. Dahinter steckte keine Finesse, wenn man mit einfacher, roher Gewalt – in jenem Falle Feuerkraft – zuschlug um seinen Feind zu erdrücken und in Staub zu verwandeln. Wenngleich ihr jener Gedankengang sehr gefiel. Es waren lediglich zehn gegnerische Schiffe. Von den Jägern einmal abgesehen, konnten die Forces of Hope kaum noch Widerstand leisten. Noch während die Kommandantin erste konkretere Gedanken niederschrieb, gähnte sie mehrfach und deutlich ausgiebig. Jade legte den Stift nieder und rieb sich ihre Augen, die stumm anfingen zu brennen. Es wurde wirklich Zeit das auch sie sich jetzt etwas schlaf gönnte. Und so ließ sie ihren Schreibtisch in wüster Unordnung zurück, um sich endlich nieder zu betten.
Beim Erwachen geisterten seltsame Bilder in ihrem Kopf herum. Ein paar Worte konnte sie sogar noch zusammen fügen. Jade schien gewartet zu haben, war ein wenig wütend gewesen und deswegen auf und ab gegangen. Aber wo, das konnte sie nicht sagen. Sie hatte auf jemanden gewartet. Aber wen? Und wozu? Die blondhaarige wälzte sich auf ihre rechte Seite und schob die Gedanken hinfort. Was kümmerte sie schon irgendein Traum? Sie war hier in ihrem Bett, weich, bequem und sie hatte noch mindestens eine Stunde Zeit, bevor sie irgendetwas tun musste. Ohne es wirklich zu wollen, drehte sich ihr Körper zurück und sie lag auf dem Rücken, starrte zur Decke und seufzte schwer. Die letzten Schlieren des Schlafes in ihrem Geist zerrissen, wodurch sie vollends wach wurde. Und so erhob sie sich, während ihre Gedanken bereits bei der gestern Nacht begonnenen Arbeit weilten. Die sie auch ohne große Umschweife wieder aufnahm, nachdem sie akkurat in ihre Uniform geschlüpft war. Bevor Jade beginnen konnte, wurde sie durch die junge Ensign Hakagi unterbrochen. Doch störte sie sich nicht weiter daran, immerhin wollte sie lediglich ihren Bericht abgeben. Die junge Imperiale wirkte, ebenso wie Jade, schon frisch und ausgeruht. Offenbar hatte sie sich nicht allzu spät nach ihr selbst ins Bett begeben und dann heute Morgen den Bericht vollendet. Mit einem Nicken nahm sie ihn entgegen und platzierte die Arbeit in greifbarer Nähe, auf einer noch unbenutzten Fläche. „Sie können der Crew ausrichten, Ensign Hakagi, dass die nächsten Tage für ein erstes doch entspannter werden und sie sich über halbierte Dienstzeit für 2 Tage freuen dürfen. Ich muss mich derweil um eine Aufgabe von Flottenadmiral Moresby kümmern, sie entschuldigen.“ Mit einem geflissentlichem ‚Ja, Ma’am’ verschwand sie aus ihrem Quartier und Jade brütete weiter über ihrer Planung. Nicht das sie nicht zurecht kam, es lag mehr an der Tatsache, das sie grübelte, wie man am besten eine schlagkräftige Einsatzgruppe formierte. So das sie sowohl gegen kapitale Schiffe, als auch gegen zahlreiche Jägerstaffeln ankam. Denn wenn die Republik sich auf eines verstand, dann war es der Jägerkampf. Das musste man ihnen schlichtweg zugestehen.
Allein die kapitalen Schiffe betreffend wären vier Sternenzerstörer der Imperiums Klasse durchaus ausreichend. Eine kurze Notiz später war sie bereits bei der nächsten Schiffsklasse. Die Vielfalt an unterschiedlichen Einheiten bewog Jade dazu, ein relativ ausgeglichenes Verhältnis an Strike, Vindicator und Dreadnaught Kreuzern zu wählen, rechnete den Interdictor, der ebenfalls angedacht war aber auch direkt mit ein. Sie hielt für einen Moment inne um jene Gedanken noch einmal nachzuvollziehen. Eine Kampfgruppe aus vier Sternenzerstörern und sechs Kreuzern würde vermutlich bereits ausreichen. Oder? Würde sie das? Unverhofft war es Everet der ihr Quartier betrat. Sie winkte ihn direkt zu sich heran. „Sieh dir das mal an… Ich soll für Flottenadmiral Moresby den Angriff auf die Forces of Hope planen. Die Streitkräfte die ihnen zur Verfügung stehen belaufen sich auf insgesamt zehn Schiffe, wohingegen ich eine komplette Angriffsflotte als Schiffspool verwenden darf.“ „Aber du gedenkst nicht sie alle einzusetzen, richtig?“ „Richtig. Wozu auch? Das wäre viel zu viel, selbst unter dem Aspekt, dass die Forces of Hope endgültig vernichtet werden sollen.“ „Deine bisherigen Ideen sind gut. Ich selbst hätte vielleicht mehr auf reine Feuerkraft geachtet.“ „Wenn ich nicht wüsste, das der Flottenadmiral dies bestimmt wieder als eine Prüfung für mich benutzen würde, ich wohl auch. Aber er hat mir damit ein wenig die Augen geöffnet. Mit überlegener Feuerkraft allein anzugreifen mag vielleicht die sicherste Methode sein, aber andererseits ist es auch - in diesem Fall - unnötig eine komplette Angriffsflotte zu verwenden. Ressourcenverschwendung. Ein kleiner, flexiblerer Verband, der aus mehreren kleineren Schiffen bestünde wäre ebenso in der Lage diese Mission ohne weiteres zu überstehen, aber zugleich auch besser geeignet um auf eventuelle Hinterhalte zu reagieren.“ „Unter diesem Gesichtspunkt liegt dann dein Fokus wohl darauf, dass du die Sternenzerstörer einsetzt, um die größeren Schiffe effektiv zu binden, während die Kreuzer sich den anderen Schiffen zuwenden?“ „Ja. Die momentane Verteilung und davon ausgehend das die Angaben betreffend der feindlichen Schiffe stimmen, würden zwei, oder maximal vier Kreuzer ausreichen, aber so können sie effektiver die Sternenzerstörer unterstützen, sobald die gegnerischen Unterstützungsschiffe ausgeschaltet sind.“ „Und betreffend der Jäger? Deine Notizen scheinen hier ja ziemlich darum zu kreisen.“ „Mittlerweile ist es mit Nichten so schlimm wie es war, bevor die MK IIs entwickelt wurden, aber dennoch denke ich, es wäre durchaus besser auch dafür zu sorgen in dem Bereich der Stärkere zu sein. Nicht übermäßig, aber eben genug um auf der sicheren Seite zu sein.“ Mit einem ironischen Grinsen viel ihr auf, wie sehr sie sich an jenen Satz, das Beste zu hoffen, aber auf das Schlimmste vorbereitet zu sein eingelassen hatte. Moresby gab ihr jene Tipps nicht ohne Grund, rief sie sich in den Sinn und blickte zu Everet als er sprach. „Dann werden wohl noch einige Nebulon Fregatten in den Verband aufgenommen. Was alles in allem die effektivste Methode wäre, ein entsprechendes Maß an Feuerkraft und Jägerunterstützung zu bekommen“ „Genau. Ich bin, bei den Recherchen über die Schiffstypen, aber auch auf etwas interessantes gestoßen. Coronoa Fregatten. In der Bewaffnung minimal schwächer als die Nebulon Schiffe, aber mit Ionenkanonen, stärkeren Schilden und besserer Rumpfpanzerung ausgerüstet und in der Lage drei Staffeln zu transportieren.“ „Interessant. Sind das neuere Schiffstypen? Ich muss gestehen, dass ich noch nichts von diesen Schiffen gehört, oder gelesen habe. Oder es schlichtweg vergessen habe.“ „Ich glaube… sie sind neueren Typs. Sechs Nebulon und zwei Coronoa Fregatten sollten ausreichen.“ „Mit Sicherheit. Sollten diese Schiffe wirklich mit dabei sein, werde ich nach der Schlacht sehen, ob ich an die Berichte ran komme.“ „Das sollte denke ich nicht allzu schwer sein. Vielleicht leitet der Flottenadmiral sie auch auf Anfrage an mich weiter.“ „Das wäre ebenfalls eine Möglichkeit. Und zu guter Letzt kommen nun die Begleitschiffe.“ Und so sprachen sie noch einige Zeit hin und her, änderten hier und da an der Zusammenstellung der Schiffe und ließen einen kleineren Holoprojektor ihre Vorstellungen der unterschiedlichen Formationen durchlaufen. Um vollendete Gewissheit zu haben, würde man aber eine komplette Simulation, inklusive der gegnerischen Streitkräfte erstellen müssen. Schlussendlich war die Zusammenstellung doch noch an diesem Tag vollendet und bewegte sich nahe an dem, was Jade als erstes angedacht hatte. Den Rat ihres XO, auch einige Lancer mit einzubeziehen, hatte Jade beherzigt und daher drei jener Schiffe vorgesehen. An den richtigen Stellen positioniert würden sie einen guten Schutz gegen die feindlichen Jäger abgeben. So war sie auch auf den Gedanken gekommen, dem Interdictor mindestens eine als Schutz zu überlassen. Der Blick auf die Uhr offenbarte das zwischenzeitlich der komplette Tag vergangen war und man beschloss daher, sich für ein erstes damit zufrieden zu geben, wie man es jetzt festgehalten hatte. So trennten sich die beiden und Jade sortierte ihren Schreibtisch, auf dem sie dann den Bericht von Mitsuko wieder in ihren Händen vorfand. Diesen las sie noch, während sich die blonde Kommandantin in ihr Bett begab, nach einem wortreichen Tag, erschöpft in den Schlaf sinkend.
[Orbit ~“Creeping Death” ~ Captains Room] – Captain Dalmascae