[Bastion - Sith-Orden - Cantina] Tasela, Vincent
Er hatte sie gerade nach ihren Beweggründen gefragt, die sie dazu verleitet haben, den Sith beizutreten, als das Essen kam. Die Bedienstete stellte ihnen beiden jeweils einen Teller vor die Nase und als Tasela bezahlt hatte, verschwand sie ohne ein weiteres Wort. Es war nicht gerade Rosenessenz nach der diese Mahlzeit roch, um nicht zu sagen sie stank. Er war zwar immer offen für Neues, aber das hier brachte ihn an seine Grenzen, noch bevor er davon gekostet hatte. Wenn es genauso schmeckt wie es roch, dachte er sich, müsste er sich über seine Aufnahme als Jünger in den Sith-Orden wohl keine Sorgen mehr machen. Tasela schien über seiner Reaktion erfreut, wenn nicht gar erzückt, meinte jedoch er solle es essen, denn etwas anderes würde er in der Akademie für die nächsten Jahre wohl nicht bekommen. Vorsichtig spießte er ein Stück des Fleisches, wenn dieses abartige Zeug denn wirklich welches war, auf und nahm es in den Mund. Sollte es sich dabei wirklich um etwas tierisches handeln, wollte er nicht wissen von welchem Lebewesen es ursprünglich stammte.
Während er noch lustlos in seiner Mahlzeit herumstocherte fing die Jüngerin an zu sprechen und erzählte ihm von sich selbst. Es schienen einige gemeinsamen Parallelen ihrer beiden Leben zu geben, natürlich nur wenn man nach seiner erfundenen Geschichte ging. Wie viel Wahres an ihrer Erzählung war und wie viel sie, genau wie er selbst, dazuerfunden hatte konnte er nicht sagen. Das mochte nichts heißen, sie konnte diese Lüge schon so oft wiederholt haben, dass man es ihr nicht mehr ansah. Danach, was ihn doch sichtlich verwunderte, sagte sie ihm aus dem Blauen heraus, dass sie ihm seine kleine Lüge zwar nicht abkaufte, seine Einstellung jedoch genau das war, was man als Sith zum Überleben brauchte.
Tasela erhob sich nachdem sie ihren Teller geleert hatte und bedeutete ihm mitzukommen. Er schob seinen Teller, von der er nur ein einziges Häppchen zu sich genommen hatte, angeeckelt von sich. Er folgte ihr, blieb jedoch noch einmal stehen, wande sich um und holte seine Tasche, die er vergessen hatte. Er war sich zwar sicher, dass kein Sith seine Tasche stehlen würde, aber er wollte es auch nicht unbedingt herausfordern. Er rannte Tasela fast hinterher um sie einzuholen, denn sie machte keine Anstalten auf ihn zu warten. Überhaupt schien sich etwas an ihrer Art geändert zu haben. Ihre Bewegungen waren steifer als zuvor und sie wirkte irgendwie tatendurstig, als erwarte sie etwas. Sie irrten scheinbar ziellos durch die schwarzen Gänge der Akademie und obwohl jeder gang haargenau dem anderen gleichte, fand Tasela den Weg. Sie kamen in die nähe des Eingangsportals, doch sie überging sein Stirnrunzeln und die damit verbundene Frage, warum sie wieder hierher kamen, indem sie einfach zielstrebig weitermarschierte. Sie verliesen den Gebäudekomplex des Ordens und erklommen eine kleine Anhöhe. Tasela blieb ihm den Rücken zugewand stehen. Es ging etwas Bedrohliches von seiner Begleiterin aus, etwas das er zuvor nicht verspürt hatte. Er stellte den Koffer ab und spannte sich an, seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Zwar wusste er nicht was die Jüngerin vorhatte, aber es konnte nichts Gutes sein, immerhin war sie trotz all ihrer äußeren Freundlichkeit eine Sith.
Ihre Stimme hatte nichts von ihrer zuvorigen Liebwürdigkeit eingebüßt, aber ihre Worte liesen ihn die Stirn verziehen und über das Gesagte nachdenken. Sie war gar keine Jüngerin, warum hatte sie ihm das dann vorgespielt? Ein heftiger Juckreiz an seinem Hals lenkte ihn ab und lies ihn sich kratzen. Das Gefühl wurde von Sekunde zu Sekunde stärker, und mit dem anschwellenden Schmerz kam die Erkenntnis, dass die Ursache die Sith sein müsste. Seine Luftröhre wurde langsam aber sicher zusammengedrückt und er konnte nichts tun, nicht einmal Schreien. Sie musste es als perverses Spiel empfinden ihre Opfer erst ein klein wenig kennen zu lernen, bevor sie sie tötete. Töten? Nein, so weit würde sie nicht gehen, wahrscheinlich wollte sie ihn nur testen, doch noch während er über all das nachdachte, nahm der Schmerz an Intensivität zu. Er sank auf die Knie und hielt sich den Hals, versuchte diese Qual zu beenden, aber er konnte es nicht. Wenn er nicht bald Luft in seine Lungen bekam würde ersticken, kein besonders rühmlicher Tod. Dieser Sith war er auf Gedei und Verderb ausgeliefert, stellte er erschreckt fest. Dann wurde es noch schlimmer, viel schlimmer, und er vergass alles an das er gerade dachte und wand sich unter den Höllenqualen. Schwarze, flimmernde Punkte tanzten durch sein Sichtfeld und gerade als er meinte in Ohnmacht fallen zu müssen, erlöste sie ihn. Der Schwall Luft, der sein Inneres flutete, schien das wundervollste Gefühl seit Gezeiten zu sein. Doch es war noch nicht vorbei, noch lange nicht.
Es war nur ein kleiner Stein der ihn an der Stirn traf, doch er schlug ihm die Haut auf. Ein dünnes Rinnsal Blut suchte sich seinen Weg quer über sein Gesicht und lief ihm in den Mundwinkel. Er schmeckte die metallische Flüssigkeit und spuckte aus. Dann prasselten unzählige Schläge, unmöglich physicher Natur, auf ihn ein. Tasela stand wie eine Rachegöttin über ihm, die Sonne in ihrem Rücken erhellte sie und trug ihren Teil dazu bei die Illusion noch zu verstärken. Sie bewegte sich nicht und doch wurde er von hunderten von Faustschlägen gleichzeitig malträtiert. Er hatte schon zuvor von der Macht gehört und was sie bewerkstelligen konnte, doch niemals hätte er sich so etwas ausmalen können oder gar wollen. Es schien als hätte er unter all den Qualen seine ganze Gefühlswelt eingebüßt, doch dem war nicht so. Langsam trang ein Gefühl aus seinem Inneren hoch, von der nicht einmal wusste, dass es noch existierte, Hass. Ja, Hass und Wut. Wut auf sie, da sie dachte ihn einfach quälen zu können, weil ihr gerade danach war. Und Wut auf sich selbst, auf seine Schwäche. Als ob Tasela genau das gespürt hätte, lies sie von ihm ab. Er brach vollends zusammen, rang nach Luft und übergab sich bis sein Magen aufhörte zu rebellieren.
Seine Peinigerin zog wortlos eine Vibroklinge unter ihrer Robe hervor und warf sie vor ihm in das vom Nieselregen noch leicht feute Gras. Aller Kampfgeist in ihm war noch nicht dahin und mit zittrigen Fingern griff er danach. Er versuchte sich aufzurappeln und schaffte es zwar auch, aber sein Stand war unsicher. Erwartete sie von ihm, dass er jetzt in dieser Verfassung noch gegen sie kämpfte? Wenn er mit sich selbst ehrlich war, interessierte es ihn nicht, was sie von ihm forderte oder erreichen wollte. Sein einziger Wunsch war sie leiden zu sehen, ihr jeden geführten Schlag mit zwei eigenen heimzuzahlen. Er stolperte mehr als das er rannte, doch er kam ihr näher und kurz bevor er sie erreicht hatte, zückte sie ihre Lichtschwerter. Es war eine fliesender, schon hundertmal getaner Handgreif und dann lies sie die rot pulsierenden Klingen aufleuchten. Die Luft wurde von dem Geruch nach Plasma erfüllt.
Er schwang sein Schwert, welches Tonnen in seinen Händen zu wiegen schien, und lies es auf die Sith niederfahren. Fast anmutig hob sie den Arm und blockte den Angriff mit ihrer eigenen Waffe ab. Er schlug noch einige weiteres Male zu, doch sie schien sich nicht beeindrucken zu lassen. Unter normalen Umständen hätte er sie vielleicht besiegt, versuchte er sich einzureden, wobei er selbst nicht wirklich daran glaubte, doch dieser Kampf hier war mehr als ungerecht. Er war geschwächt, ausgelaugt und sein ganzer Körper schmerzte als hätte man ihn in flüssiger Magma getaucht. Er spürte wie sein Verstand komplett aussetzte, unter den gegebenen Umständen auch kein Wunder, und schlug einfach mit der Aufbietung seiner letzten Kraftreservern zu. Als Tasela des Spieles überdrüssig wurde, stieß sie ihn mit einem für die Augen nicht sichbaren Schlag von sich. Er schlitterte durchs Gras und verharrte einfach regungslos dort wo er lag. Seine Kräfte reichten kaum mehr zum Atmen, welches wie alle anderen Aktionen, unsägliche Schmerzen durch seinen Körper trieb. Die Wut war wie von selbst einfach weggeblasen, machte wieder dem Gefühl der Trauer platz, Trauer nicht stark genug zu sein um selbst dieses kleine Hindernis in seinem Leben zu überwinden.
Tasela trat zu ihm und erklärte ihm etwas, unverständliches Zeug, da er sich nicht auf ihre Worte konzentrieren konnte. Alles was er heraushörte war, dass sie ihm etwas geben wollte und er jetzt mit ihr kommen müsse um zu erfahren was es war. Irgendwie schaffte er es schlieslich doch sich aufzurichten, auch wenn er mit einer erneuten Schmerzenswelle dafür bestraft wurde. Langsam schlurfte er hinter ihr her.
Sie lief wie schon zuvor mit unverminderter Geschwindigkeit, seinen Zustand missachtend, in Richtung der nahegelegenen Stadt. Das Imperial Inn, ein ziemlich nobles Hotel, stellte ihr Ziel dar. Sie traten ein und alles was ihn interessiert war auf ein Zimmer zu gehen und zu schlafen. Im Zimmer der Sith angekommen schloss Tasela die Tür hinter ihnen beiden und entkleidete sich bis auf die Unterwäsche. Er wunderte sich sagte jedoch kein Wort, was ihr ein Lächeln entlockte. Sie war eindeutig nicht seine Art, doch sie war auch nicht unansehlich, im Gegenteil. Er wartete geduldig während sie in einer der Schubladen herumkrammte, bis sie den gesuchten Gegenstand gefunden hatte. Es war ein Lichtschwert. Sie übergab es ihm und forderte ihn auf es anzuschalten. Eine rote Klinge schoß aus dem Griff und versetzte seinen ganzen Körper in eine ungewohnte Schwingung. Das Summen, welches er schon bei der Aktivierung ihres Lichtschwertes vernommen hatte, erfüllte den Raum.
Als sie ihm erklärte es sei nur ein Übungsschwert und dass es Jüngern nicht gesattet sei eine tödliche Ausgabe dieser Waffe zu besitzen, hörte er nur mit halbem Ohr hin. Zu sehr faszinierte ihn diese Waffe, das prickelnde Gefühl in seiner Hand, dem dazugehörigen Arm und sogar seinem Geist, als dass er sich den Moment durch Worte streitig machen lassen wollte. Als er die Klinge wieder deaktivierte, was eine ganze Zeit dauerte, da ihn der Anblick des Schwertes nicht loslies, kam sie ihm noch ein paar hilfreiche Tipps und sicherte ihm ihre Hilfe zu, wenn er seine Prüfung zum Jünger angehen wolle. Ihre letzte Frage, ob er wirklich den Pfad der Sith gehen wolle, bejahte er mit einem knappen Nicken. Sichtlich zurfrieden wande sie sich ab und bot ihm ihr Bett an. Zu erschöpft, um an irgendwelche Höflichkeitsfloskeln zu denken, warf er sich auf die angenehm kühlen Lacken. Dass Tasela mit der Couch vorlieb nehmen musste war ihm bewusst, doch seine Müdigkeit lies es ihm gleichgültig, völlig unbedeutend, erscheinen. Ihre letzten Worte gingen einfach ungehört an ihm vorbei. Noch vollkommen bekleidet, sank er fast augenblicklich in einen tiefen Schlaf. Man sollte meinen nach all den Strapazen würde er traumlos schlummern, doch als ihn die Dunkelheit umfing, sah er wieder seine Zieheltern vor sich und wie ihre Körper leblos auf dem Boden aufschlugen, immer und immer wieder.
[Bastion - Center - Imperial Inn - Gästezimmer] Tasela, Vincent