[Bastion - Center - Sith-Orden - Archieve] Vincent
Schlagartig riss er die Augen auf. Wie lange hatte er geschlafen? Sein Blick huschte über den Bildschirm des vor ihm stehenden Computers, der unter anderem auch die Uhrzeit anzeigte. So spät war es schon? Er schwang sich auf, musste jedoch erst einmal ein oder zwei Sekunden stehen um sein Gleichgewicht zu finden. Er war noch immer schrecklich müde und volkommen erschöpft. Keine Frage, das zweitägige Training hatte ihn stark mitgenommen. Hätte er gewusst was ihn erwartete, hätte er vielleicht eine andere Entscheidung über den Beitritt in den Sith-Ordens gefällt. Nein, wahrscheinlich doch nicht, sein Durst nach Rache zwang ihn dazu ein Jünger zu werden. Wie sollte er sonst jemals denen Gerechtigkeit wiederfahren lassen, die seinen Eltern so viel Unrecht entgegengebracht haben? Er lies es auf sich beruhen und verscheuchte den Gedanken, auch wenn es ihn einiges an Willenskraft kostete.
Langsam schlenderte er durch die Gänge der Archieve und versuchte dabei seine Gedanken zu ordnen. Der Kopf schwirrte ihm noch immer von dem vielen Kleingedrucken, dass er sich gestern einverleibt hatte. Das zuletzt Gelesene schien ihm vollkommen abhanden gekommen sein, doch einer der Berichte war so interessant gewesen, dass er ihn gar nicht vergessen konnte, selbst wenn er es versuchen würde. Teile davon waren ihm natürlich entfallen, aber das wichtigeste hatte sich wie ein Brandzeichen in sein Gehirn eingebrannt. Wenn er ehrlich war, hatte er nicht einmal gewusst, dass der Sith-Orden sich in zwei getrennte Lager gespalten hatte. Ebensowenig hatte er von den Ereignissen auf Bastion gehört, obwohl es, dem Text nach zu urteilen, als Schlagzeile durch alle Medien gelaufen sein musste. Eines hatte der Bericht ihm jedoch auch gezeigt, nämlich dass die Sith die sich Loyalisten nannten und hier in der Akademie lebten nicht wirklich das verkörperten, was er sich erhofft hatte. Die andere Seite, die in allen Texten die er gefunden hatte nur als Abtrünnige beschrieben wurden, schienen ganz andere Ideale zu verfolgen, die er nicht als gänzlich uninteressant verwerfen konnte. Wenn er mit sich selbst ehrlich war, hatten die Lehren des Darth Menari, dem Anführer des Verstoßenen, ihn sogar wortwörtlich in seinen Bann gezogen. Hätte er die freie Wahl wäre es sofort aufgebrochen, um diesen mysteriösen Sith zu suchen und sich ihm anzuschliesen, anstatt als sich als Jünger in der Akademie zu behaupten. Leider würde das nicht ganz einfach werden, den das System in dem dieser sich befand lag etwas entfern von Bastion. Nur gut, es würde zwar nicht allzu lange dauern dort hinzureisen, aber seine Ersparnisse gingen zur Neige, was ihn nicht gerade eben versöhnlicher stimmte. Eigentlich war es ihm auch ja nicht wichtig auf welchem Weg er zu einem Sith werden würde, solange er die Macht erhielt, die er sich erhoffte. Seine Hände ballte sich zu Fäusten, als kurze Erinnerungsblitze an seine Eltern durch seine Nervenbahnen schossen. Jedes mal wenn er an die seine Aufnahme in den Reihen der Sith dachte, erinnerte er unweigerlich an seine Rachegelüste und den damit verbundenen Qualen.
Weder die Gedanken an den unnützen Tod seiner Mutter und seines Vaters, noch seine Kopfschmerzen wollten vergehen. Seine Hände glitten zu seinem Kopf und er massierte sich die Schläfen. Um auf andere Gedanken zu kommen, überlegte er sich wo er eine Dusche nehmen konnte, was er dringend nötig hatte, wie er bemerkte, als er an seiner Kleidung roch. Bei dem Gedanken an heißes Wasser lief ihm ein angenehmer Schauer über den Rücken. Er war zwar für gewöhnlich ein sehr reinliches Wesen, doch die letzten Tage hatten ihm einfach keine Gelegenheit gegeben sich auch nur einmal schnell frisch zu machen. Diese Tasela hatte ihm wirklich alles abverlangt, was er jemals an Kraftreserven zu besitzen glaubte. Er stöhnte innerlich als er an all die blauen Flecken und Aufschürfungen dachte, die sie ihm beigebracht hatte. Er glaubte noch immer, dass sie ihm nie wirklich helfen wollte, sondern sich einen Spaß daraus gemacht hatte ihm Schmerzen zuzufügen. Obwohl sie äußerlich einen recht freundlich Eindruck erweckte, hieß das nicht, dass es zwingend zutreffen musste. Nun, wenn sie ihn schon so zugerichtet hatte, hätte sie wohl nichts dagegen, wenn er ihr Quartier im Imperial Inn aufsuchen würde und sich schnell duschte. Außerdem stand sein Koffer noch immer in ihrem Zimmer und überhaupt musste sie ja gar nicht erfahren, dass er es betreten hatte.
Er machte sich auf den Weg durch die dunklen Gänge und diesmal fand er den Weg ohne einen der scheinbar ziellos umhereilenden Jünger danach zu fragen, was ihn selbst verwunderte. Am Eingangstor angelangt atmete er die frische Morgenluft ein. Eigentlich war es schon Mittag, aber das nahm er nicht so ernst , da er sowieso jemand war, der sehr gerne auch mal einen halben Tag verschlief. Nicht dass er faul gewesen wäre, aber die dunklen Ringe unter seinen Augen sprachen für sich. Er lies die Akademie hinter sich und kam der Stadt näher.
Das Imperial Inn lag nicht weit vom Standort des Sith-Ordens entfernt und so dauerte es keine halbe Stunde bis er das großflächig angelegte Gebäude betrat. Einer der Bediensteten erkannte ihn seinem Blick nach zu urteilen, in dem Misstrauen mitschwang. Wahrscheinlich hatte dieser vorgestern ebenfalls Dienst gehabt, als er nach dem Training mit Tasela mit auf ihr Zimmer gegangen war, was auch gleichzeitig seine Abneigung erklären würde. Auch die Sith wurden eben nicht nur gefürchtet und bewundert, sondern bei manchen Schichten der Bevölkerung auch verachtet. Er lief zu dem Mann mittleren Alters und bedeutete ihm mitzukommen, da Tasela ihm keinen Schlüssel für das Zimmer gegeben hatte. Da der Kodex des Personals nun mal besagte, dass der Kunde König war, konnte er ihn wohl schlecht missachten und folgte ihm, wenn auch nur sehr zurückhaltend, die Treppen hinauf. Er musste kurz überlegen welche Nummer dem Zimmer von Tasela zugeordnet war und als er sich erinnerte, nannte er sie dem Bediensteten, der bis jetzt seltsamerweise noch kein Wort von sich gegeben hatte. Er zog eine Karte aus seiner Uniform und lief voraus. Diesmal war es an ihm den Weg zu weisen, denn er selbst hatte völlig vergessen in welchem Stock des Hotels sich die Räumlichkeiten befanden, in denen er die letzte Nacht verbracht hatte. Dort angekommen zog der Angestellte die Schlüsselkarte durch das dafür vorgesehene Lesegerät und verwand anschliesend ohne ein Wort zu sagen. Er stieß die Tür sachte an, sodass sie nach Innen aufschwang und betrat anschliesend das Zimmer.
Das erste was ihm auffiel war, wie unberührt hier alles schien. Nirgends war auch nur ein Körnchen Staub zu finden, geschweigeden eine andere Unreinheit. Die Lacken des Bettes war so klattgestrichen, als wären sie mit einem Lineal vermessen worden. So viel Abneigung das Personal auch gegen die Sith zu haben schien, ihr Pflichtgefühl litt nicht darunter. Er ging in Richtung Bad und als er sich vergewissert hatte, dass er wirklich alleine war, schloss er die Tür von Innen ab und entkleidete sich. Es schien ihm, als wäre er noch nie so versessen auf eine Dusche gewesen. Sie war, wie man es in diesem Hotel auch nicht anders erwartet hätte, überdurchschnittlich groß, sogar ein Hutte hätte wohl keine Probleme gehabt sie zu betreten. Er drehte das Wasser auf und als sich das kühle Nass über seinen Körper ergoss schauderte es ihn, was ihn dazu veranlasste den Temperaturregler umzustellen. Das nun warme Nass brannte zwar auf den zahllosen Schnitten und Schürfwunden, die seinen Körper zierten, aber gleichzeitig beruhigte es ihn. In seinem Kopf herrschte eine wohltuende Leere, all seine grausigen Erinngerungen schienen mit dem Wasser den Abfluss hinab gespült worden zu sein, wenigstens für den Moment. Nachdem er sich gründlich gewaschen gewaschen hatte, schaltete er das Wasser ab, nahm sich eines der an Hacken hängenden Badetücher und trockente sich ab. Erfrischt und wieder zu allen Schandtaten fähig ging er aus dem Bad und suchte nach seinen Koffer, den er in einem Schrank verstaut vorfand. Viel Auswahl an Kleidungsstücken hatte nicht und so zog er eben das an, was ihm als erstes in die Hände fiel. Fertig angezogen packte er seine Sachen zusammen und versetzte das Zimmer wieder in seinen Ursprungszustand zurück. Tasela musste nicht unbedingt von seinem kleinen Besuch erfahren und das Personal wird sich hüten ihr etwas zu sagen. Noch ein letztes mal schaute er sich in dem Raum um, bevor er sich abwande und Richtung Ausgang des Hotels schritt. Er würde nicht mehr hierhin zurück kommen, auch nicht zur Akademie. Seine Entscheidung war gefallen. Hier hielt ihn nichts, und die Berichte über diesen Darth Menari hatten ihn in ihren Bann gezogen. Er wusste nicht was es war, doch irgendetwas in ihm schien zu wissen, dass er nicht hier sein Glück finden würde, sondern auf einem anderen Planeten. So aberwitzig es auch klingen mochte, er wollte Bastion verlassen und sich auf die Suche nach diesem Sith begeben. Eine Stimme in ihm flüsterte ihm zu wie unsinnig es war jetzt aufzugeben, wo er sich doch einen Platz als Jünger in der Akademie sichern konnte, doch er überhörte sie. Sein Entschluss stand fest.
[Bastion - Center - Imperial Inn - Lobby] Vincent