Lisha
Fremdling mit Faible für Sonne
Bastion -:- Tempel der Sith ~ Trainingsraum -:- Zion und Lisha
Schweigend fuhr sie mit der Beobachtung fort, während Zion allmählich an Kraft gewann – so schien es zumindest. Seine bisher gebückte Haltung verwandelte, straffte sich, inmitten der Stimmen wurde Geflüster laut, als wäre ein Teil seiner Macht bisher verdeckt gewesen und wäre jetzt herausgebrochen, zum Vorschein gekommen.
Sie behielt den Sith unsicher im Auge, wechselte ein paar mal die Hand, die das Lichtschwert hielt – vielleicht ein offensichtliches Symbol der leichten Nervosität, die von ihr Besitz ergriffen hatte, allerdings war gleichermaßen das Gefühl anwesend, sich vor Zion nicht verstecken zu müssen. Erstens hatte der Sith noch keine Hinweise geliefert, Jünger generell aus dem Weg räumen zu wollen und zweitens würde er ohnehin und ziemlich leicht die Gefühle eines jeden, einfachen Jüngers lesen können, dazu fehlte selbigen die Abschottung durch die Stimmen, die früher oder später gelernt werden musste.
Bevor sie noch weiter über das Für und Wider des Jüngerdaseins nachgrübeln konnte, wurde ihr schon eine weitaus drängendere Frage beantwortet. Lord... Pherrn? Die Corellianerin zog die Augenbrauen zusammen, kramte in ihrem Gedächtnis. Nein.
Der Name war ihr fremd, auch wenn der dahinterstehende Ordensanhänger einen relativ hohen Rang einnahm, nach den Worten zu schließen.
„Darth Menari...“
Sie biss sich auf die Lippen. Der Lord schien bedeutend zu sein, sie hatte seinen Namen schon gehört, meinte sie zumindest. Oder nicht?
Vielleicht würde sie mehr erfahren, falls sie... Moment, unterlegen? Hieß das... Dieser Sith war ein Gegenspieler zum jetzigen Imperator gewesen? Oder wie? Oder was?
Aber dann...
Frustriert schüttelte Lisha den Kopf. Diese ganzen Intrigen machten doch verrückt!
Hoffentlich konnte ihr das einer mal genauer erklären.
Sie lugte zu Zion hinüber. Jetzt war sicherlich nicht der richtige Moment, ein langes Gespräch über mögliche Konflikte innerhalb des Tempels zu starten – aber später einmal?
Überhaupt, was würde jetzt noch passieren?
Sollte sie sich nicht langsam einmal bemühen, einen Meister zu ergattern?
"Ich war eine Zeit lang nicht ich gewesen, ein Teil von mir wurde blockiert. Dies hat Lord Pherrn in Ordnung gebracht."
Überrascht sah sie auf, in die orangenen Augen ihres Gegenübers. Ein Teil von ihm war blockiert worden? Über mehr oder minder lange Zeit hinweg? Alleine der Gedanke daran war schrecklich!
Deswegen hatte seine Aussage, neu zu sein, wohl nicht mit der Macht übereingestimmt...
Aber wie konnte ein Teil des eigenen Ichs einfach so blockiert werden?
Wenn diese Angst nicht mal einen guten Grund für ein ausgereiftes Paranoia hergab! Konnte man nach einem solchen Fall überhaupt noch beruhigt einschlafen?
Was in einem frei zugänglichen Raum des Ordens sicherlich nicht klug war, wie sie sich griesgrämig erinnerte.
„Das... Hm... Ich hatte erst Angst, dass der Lord dich irgendwie manipuliert... Aber so gesehen kann man den Stimmen nur danken, dass er da war!"
Eigentlich hatte sie vorgehabt, ihn mit Fragen zu bestürmen – ob er wusste, wer ihm dieses Schicksal aufgezwungen hatte? Kannte er Lord Menari? War er schon lange im Orden?
Andererseits hielt sie lieber ihre Zunge zurück und wartete ab, früher oder später würde sie schon an die nötigen Informationen kommen. Und aus Erfahrung heraus geschah das früher, falls man die Kunst des Abwartens kannte. Was auf sie nur bedingt zutraf.
Die nächsten Worte ließen sie nicht gerade freudig aufspringen... Er musste gehen?
Irgendwie logisch, im Orden gab es genügend hohe Persönlichkeiten, die auf eine Erklärung seiner Abwesenheit warteten, so dachte die Jüngerin.
Aber... es war schade, ihn so schnell wieder verabschieden zu müssen... irgendwie.
Sie versuchte, die Enttäuschung aus ihrem Blick zu bannen, in Optimismus umzuwandeln und nickte Zion zu.
„Schade... Aber man wird sich sicherlich mal wiedersehen. Viel Glück... wo auch immer du jetzt hin musst!“
Das konnte man hier wahrscheinlich gut gebrauchen, stand ihm doch offenbar ein klärendes Gespräch bevor. Während der Sith die kleine Kammer zielstrebigen Schrittes verließ, sprang ihr die größte Frage ähnlich einer dieser nervigen Flugspinnen ins Gesicht.
Was machen?
In der Kammer weiter trainieren? In die Bibliothek? Wohin?
Einige Minuten lang lehnte sich die Jüngerin an die Wand, schloss die Augen und ging die Möglichkeiten durch, die der Tempel ihr bot.
Ein weiterer Erkundungsgang wäre mit Sicherheit nicht schlecht, Orientierung konnte überlebenswichtig sein, wie sie es von Coronet kannte.
Apropos Coronet – wie lang war es jetzt her, dass sie lebte? Eine Woche? Länger?
Aber was war davor gewesen? Hatte jemand ihren Geist ebenfalls blockiert?
Es fühlte sich nicht unbedingt danach an... Sie war einfach... plötzlich da gewesen. In die Welt geschmissen worden. Woher kam dann das Allgemeinwissen, falls sie zuvor noch nie in diesem Leben geweilt hatte? Es musste eine Vorgeschichte geben!
Etwas gelangweilt über den immergleichen Gedankengang, bei dem sie noch jedes Mal beim gleichen Ergebnis gelandet war – es musste eine Vorgeschichte geben, die sie weder kannte, noch in irgendeiner Weise vertraut vorkam -, seufzte sie auf und sah sich noch einmal in der Kammer um.
Nein, vielleicht sollte sie sich erst einmal um die Gegenwart kümmern. Gedankenverloren griff sie in die Taschen ihrer Robe. Was zum...?
Lisha verzog das Gesicht. Sand, Gestein, sonstige Überbleibsel von Korriban hatten sich dort angesammelt. Bei Coronet... Seufzend zwang sie ihre protestierenden Gelenke, den Rand zu halten und stand auf, streckte sich ein wenig, trat von einem Fuß auf den anderen und verließ die Kammer, nicht ohne davor die Tür zu schließen. Wenn sich Crole schon eine Pause gönnte, sollte immerhin das Risiko, von etwaigen Jüngerrudeln entdeckt zu werden, möglichst klein gehalten werden!
Hoffentlich war er ihr nicht böse, dass sie sich einfach so aus dem Sand machte, allerdings musste sie allmählich in die Gänge kommen. Ein guter Anfang war, sich ein Quartier zuteilen zu lassen.
Was die Diebin nur zu gerne in die Tat umsetzte.
Mit federndem Schritt folgte Lisha dem Korridor, kam erst an den Meditationskammern vorbei, dann an der Bibliothek.
Nach einer Weile fand sie sich im Eingangsbereich des Tempels wieder und griff sich den erstbesten Droiden, der nach langweilig und protokollierend aussah.
Für Droiden hatte sie noch nie viel übrig gehabt. Nach einem kurzgehaltenen Wortschlagabtausch sah die Corellianerin sich nicht nur im Besitz eines kleinen Quartiers, sondern auch einer detaillierter Wegbeschreibung und vor allem einer hastig geschilderten Lebensgeschichte voller Klage und Leid.
Was Droiden alles so erlebten...
Man bekam fast schon Mitleid mit diesem kleinen Blechkerl.
Die Diebin schenkte ihm zur Feier des Tages ein gezwungenes Lächeln und machte sich auf den Weg.
Coronet sei Dank hatte sie noch nach dem Weg gefragt... Viel herumgekommen war sie bisher noch nicht und so lernte sie immerhin einen recht großen Teil des Tempels kennen.
Es dauerte nicht allzu lange, bis sie vor einer kleinen Tür stand, die anscheinend in ihr Quartier führte. Sie zuckte mit den Schultern, öffnete und betrat das kleine Stück Freiraum.
Ihr fielen fast die Augen aus.
Mit offenem Mund betrachtete die Jüngerin das Zimmer, die spärliche Einrichtung – Bett und Schrank, ein winziges Waschbecken und ein ebenso kleines Fenster. Anscheinend hatte es noch weitere, luxuriösere Räume gegeben, allerdings hatte sie von Anfang an um ein möglichst kleines Quartier gebeten. Mit viel Anwesenheit würde sie den Raum nicht beehren, außerdem brauchte sie ohnehin nicht groß Platz – was hatte sie schon dabei?
Trotzdem... Nach allem, was ihr die letzten Tage an Unterkünfte angeboten worden war... Das hier schien passend!
Für den Moment zufrieden verfrachtete sie die übergroße Robe im Schrank, das Amulett, dass sie auf dem Schiff nach Korriban gefunden hatte, ebenso und schnappte sich letztendlich eine der anderen Roben, die ihr zu passen schienen.
„Endlich! Wenn ich noch einmal über diesen verdammten Saum gestolpert wäre...“
bemerkte sie erleichtert und setzte sich auf das schmale Bett, steckte Dolch und Trainingslichtklinge in den Gürtel. Und jetzt?
Die Stille, die die Kammer einnahm, tat gut, unbeachtet des Geflüsters, das durch die steinernen Wände strömte. Einen Moment lang blieb die Jüngerin in der Trance, nahm erneut das Geflüster wahr, das Pulsieren der einzelnen Gegenstände in der Macht. Sie wusste nicht, wie die anderen Machtsensitiven das wahrnahmen, wahrscheinlich gab es tausende Arten, die Macht zu spüren.
Jedenfalls nahm sie selbst es als Pulsieren war, beispielsweise waren Menschen, Geschöpfe, die allgemein als lebend galten, besser zu erkennen, da sie mehr Unruhe innerhalb des Stimmengefüges hervorriefen.
Das Ganze war ziemlich ominös, wenn sie darüber nachdachte. Es stellte das ganze Weltbild auf den Kopf, aber Fakt war, dass man eben doch Eisenkugeln alleine durch Willenskraft erheben konnte – falls man der Stimmen mächtig war!
Ihr verging der Appetit, als sie daran dachte, wie viel sie noch zu lernen hatte. Viel zu viel!
Allmählich wurde der Corellianerin die Stille ebenfalls zu viel. Jetzt wäre doch ein guter Zeitpunkt, diese Bibliothek mal genauer anzusehen! Dahingehend motiviert, ein neues Ziel vor Augen zu haben, stand sie auf und tauschte die stille Umgebung gegen eine laut schwatzende Jüngergruppe, die soeben an der kleinen Kammer vorbeikam und der sie sich wortlos anschloss. Offenbar hatten sie das gleiche Ziel. Ein Blick nach rechts ließ sie geschockt innehalten: Da war schon wieder dieser komische Jünger! Der mit den eigentümlich stark geröteten Augen und dem griesgrämigen Gesichtsausdruck, dem sie schon ganz am Anfang einmal begegnet war. Hatte der auch mal gute Tage? Offensichtlich nicht.
Da niemand ihre Anwesenheit in Frage stellte, blieb sie bei der Gruppe, lauschte den Gesprächen und setzte sich, im Reich der Holopads angekommen, an einen Tisch. Neugierig betrachtete sie die verschiedenen Informationsquellen, danach die Persönlichkeiten, die sich hier eingefunden hatten.
In einer Ecke befand sich eine scheinbar höhere, rothaarige Sith (Alaine), die sie schon einmal gesehen zu haben meinte... Neben ihr offenbar ein Jünger (Sin), der mit seinem ungewöhnlichen Erscheinungsbild schwer einzuschätzen war, auf jeden Fall aber Interesse weckte und ein weiterer, höherer Sith (Schvoy). Ansonsten nur weitere Jüngergruppen und einzelne Novizen.
Die meisten Gesichter sagten ihr nichts, weswegen sie sich schnell wieder den Holopads zuwandte.
Was war wichtig? Geschichte der Sith? Allgemeinwissen über Raumfahrt, Planeten, Raumschiffen?
Ooh, ganz sicher nicht! Wie sie Raumschiffe verabscheute! Vor allem die kleinen Sardinenbüchsen, die ihr ein Schauer über den Rücken jagten. Sie schüttelte abgelenkt den Kopf, konzentrierte sich wieder.
Sithgeschichte. In Ordnung. Lisha schnappte sich eines der Holopads, zusätzlich noch eine Quelle über Machtfähigkeiten und die Rollenverteilung im Orden (sie wollte wissen, worauf sie rechnen musste!) und verschwand wieder aus der imposanten Halle, nachdem das kurzzeitige Ausleihen der drei Holopads geklärt war. Flink suchte sie sich einen neuen Platz, fand einen passenden auf einer etwas versteckten Bank vor einer Fensterreihe.
Eine Weile lang las sie in den Holopads, obwohl sie viele der verwendeten, hochgestochenen Floskeln nicht verstand und sich nachher nicht unbedingt klüger fühlte. Aber irgendwas musste sie machen!
Nachdem die Langweile ihr allmählich in den Kopf stieg, fiel sie zurück in die vorherige Meditation und streckte neugierig ihre kümmerlichen Machtsinne aus, erkundete die nahe Umgebung. Zwei Jünger in einem nahen Trainingsraum, ansonsten eine große Versammlung der Stimmen in Richtung Bibliothek. Unbewusst ergriff sie mithilfe der Macht ein Holopad, festigte die Verbindung, ließ es schweben. Wenn sie schon Zeit hatte, konnte sie auch gleich etwas üben!
Ob Zion wiederkommen würde?
Bastion -:- Tempel der Sith ~ verwinkelter Gang unweit der Bibliothek -:- Lisha
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