Bastion, Stadtmitte – NoiTec-Tower, Etage 66 – Bankettsaal – u. a. Angelus mit Odile, Adria mit Venris und Janus mit Brianna
Venris, der rothäutige Zabrak, machte einen sehr umgänglichen Eindruck. Man hätte ihn – an einem anderen Ort – genauso gut für einen Jedi-Padawan halten können. Bereitwillig erzählte er Brianna von seinem Werdegang. Natürlich konnte er noch nicht lange Schüler der blutjungen Adria sein, natürlich hatte er bereits ein Vorleben. Wieso sich die gutaussehende Dunkelhaarige allerdings plötzlich angegriffen fühlte und meinte betonen zu müssen, dass sie – und niemand sonst – für Venris' Ausbildung war, war der Echani nicht ganz klar. Vielleicht war es auch wegen Angelus, der einen entsprechenden Einwurf verlauten lassen hatte. Die Angesprochene nickte, was sollte man denn auf so eine Reaktion denn auch erwidern?
„Sicher.“
Sagte es und wandte sich dem Schüler zu, in freundlichem Tonfall, nicht geheuchelt, wie es unter den Sith üblich zu sein schien, sondern tatsächlich.
„Du bist also gerade erst dabei, die in dir steckenden Fähigkeiten wirklich zu entdecken? Das muss eine aufregende Zeit für dich sein, gerade wo du durch deine Meisterin Zugang zu gesellschaftlichen Anlässen wie diesen erhältst. Gut ist, dass du schon vor deiner Ausbildung Initiative gezeigt hast und den Willen zu führen, denn das ist es, wozu wir bestimmt sind, nämlich Anführerinnen zu sein.“
Brianna war durchaus klar, dass sie sich so gar nicht anhörte wie eine Schülerin, aber sie sah es auch nicht ein, sich so zu verstellen. Hey, immerhin war sie nicht nur weit über Venris' Niveau hinaus, sondern sie hatte im Gegensatz zu (aller Wahrscheinlichkeit) Adria tatsächlich schon eine Schülerin, Talery, fertig ausgebildet und deren Padawan Okin dürfte inzwischen schon weiter sein als der Zabrak.
Janus indes gab vor, nur an den musikalischen Fähigkeiten dieser Odile interessiert zu sein, wovon die Silberhaarige als seine Schülerin allerdings nicht so überzeugt war. Vielleicht lag es auch daran, dass sie selbst keinerlei Bezug zu Musik hatte und sich daher nicht vorstellen konnte, dass die Kunst Janus' Hauptinteresse an dieser Frau sein konnte, so kunstinteressiert er sonst auch war.
„Klingt nach einem Erlebnis, das ich mir nicht entgehen lassen sollte,“
Erwiderte Brianna vorgeblich interessiert, obwohl sie ganz genau wusste, dass sie an so einem Konzertabend vor Langeweile umkommen würde. Sie würde diesen Satz irgendwann bereuen, ganz sicher, so wie sie jetzt schon dafür ärgerte, warum sie der ganzen Runde auf die Nase hatte binden müssen, dass sie Adrias Aura bereits während Kiras Schwangerschaft erspürt hatte. Die Menge an Erklärungsbedarf und weiteren Problemen uferte langsam aus und sie kam langsam nicht mehr umhin, offen zu erklären, dass sie bereits für geraume Zeit den Rang einer Jedi-Ritterin bekleidet hatte. Die Frage war nur, ob das die Sache noch schlimmer machte. Kiras Meinung kannte die Echani ja – wie standen die Anwesenden wohl zu Überläuferinnen? Die zumindest nicht erflunkerte Alternativ-Erklärung, dass ihre Kampfkunstfähigkeiten ihr das Erkennen von Kiras Schwangerschaft ermöglicht hatte, verfing ja auch. Zumindest ging die Silberhaarige davon aus, dass Angelus nicht nur aus bloßer Neugier fragte. Ob Brianna gegen ihn oder Adria bestehen würde? Was für eine Frage! Unter normalen Umständen wenigstens… langsam nervte sie das ewige Rumgeeiere, weil sie auf dem Papier nur eine Schülerin war. Dabei konnte sie sich so gar nicht vorstellen, dass Angelus oder Adria einen Kampf gegen sie lange durchhalten würden. Dass die Brünette der ganzen Scharade noch die Krone aufsetzte, kam noch erschwerend hinzu. Sie stellte ganz offen die Frage, wieso das bei ihr alles so lange gedauert hatte. Was Brianna aber wirklich wütend wurde, lag daran, dass die in Echtzeit Fünfjährige allen Ernstes meinte, ihr einen Kurs in Etikette verpassen zu müssen, dabei besaß sie doch selbst keine. Darin und in der Aggressivität, die die junge Guldur plötzlich an den Tag legte, erinnerte sie doch sehr an ihre Mutter. ‚Nicht dass er Odile dir irgendwann vorzieht‘ – das hätte wörtlich auch aus Kiras Mund stammen können.
„Das traut er sich nicht,“
Entgegnete Brianna in kaltem Tonfall, sah anschließend aber schalkhaft grinsend in Janus' Richtung. Das verschaffte ihr Zeit, sich zu überlegen, wie sie reagieren sollte. Die Stimme der Vernunft in ihr sagte er, dass es das nicht wert war und dass sie Kira zu gut kannte um zu denken, dass all das nicht in einer Spirale der Eskalation enden würde – die Tochter schien ja doch nicht weit vom Stamm gefallen zu sein. Aber die Silberhaarige war sauer und hatte keine Lust mehr, ständig zurückzustecken, sich alles gefallen zu lassen, von einer jungen Dame, die noch total grün hinter den Ohren war. Brianna beherrschte sich aber und bemühte sich um einen sachlichen Tonfall, als sie sagte:
„Du hast mir als Ranghöhere zuerst konkludent das Du angeboten, ich habe angenommen, das ist es, was die Regeln der Etikette besagen.“
Taten sie das wirklich? Und galt das auch im Sith-Orden? Egal, Adria wusste das doch genauso wenig wie Brianna. Janus war der einzige her, dem sie so unnützes Wissen zutraute. Einschüchtern ließ sie sich jedenfalls nicht.
„Wenn dir das Sie, oder noch besser das Ihr, doch lieber ist, soll es mir auch recht sein. Aber dann bleib' auch selbst dabei. Hoffentlich genießt wenigstens Venris eine Beziehung gegenseitigen Respekts? Ich lasse mir dieses Von-Oben-Herab jedenfalls nicht gefallen. Wie sich aus dem Zusammenhang erschlossen haben dürfte, bin ich nämlich keine gewöhnliche Sith-Schülerin, sondern ich bin wesentlich erfahrener in Machtdingen als du es bist. Ich bin überrascht, dass du das offenbar nicht an meiner Aura spüren kannst. Du magst eine außergewöhnliche Sith-Kriegerin sein, aber eben auch nicht mehr als das, und ich werde nicht allzu lange auf dem Range einer Schülerin bleiben. Du gerätst viel zu sehr nach deiner Mutter und in diesem Fall ist das nichts Positives! Also komm' wieder runter, atme tief durch und behandele mich bitteschön wie eine Person, nicht wie eine Hündin.“
Brianna war klar, dass sie sich bei Adria recht weit aus dem Fenster lehnte, aber das Schiff war gefühlt längst abgeflogen. Tochter Guldur besaß dasselbe Talent wie Kira, andere Leute ohne jede Not gegen sich aufzubringen – um eines Tages, wenn man darauf angewiesen war, ohne jede Verbündete dazustehen. Ärgerlich fand sie nur, dass diese Auseinandersetzung auf das Verhältnis zu Angelus durchschlagen konnte, der sich selbst weit auf unsicheres Terrain begeben hatte, indem er offenkundig davon ausging, dass er in einem Kampf mit Brianna leichtes Spiel haben würde. Die muskulöse Echani hatte nicht den Eindruck, dass er tatsächlich hinter den schmeichelhaften Worten über Echani stand, die er wiedergab, sonst hätte das ihr hitziges Gemüt wieder etwas abgekühlt. So wirkte er nur wie ein weiterer Sith, dem man im Grunde eine Lektion erteilen müsste – womöglich auch in Bezug auf das Duzen. Im Moment, und mit einigermaßen Wut im Bauch, fragte die Silberhaarige sich echt, was sie hier eigentlich machte.
„Nun, in dem Fall kommt es darauf an, von welchen Bedingungen frau ausgeht. In einem waffenlosen Kampf, ohne die Macht, hättet ihr beide nicht einmal zusammen eine Chance. Allerdings denke ich eher, dass du von einem Kampf Echani-Kampfkunst versus Dunkle Seite ausgehst. Ihr scheint mir beide selbst eher beschlagen im Kampf zu sein als Ritterinnen des Imperiums und so. Die besten Kampfkünstlerinnen können es wohl mit einer durchschnittlichen Jedi-Ritterin oder Sith-Kriegerin ohne überdurchschnittliches Kampf-Talent aufnehmen, aber bei kämpfenden Machtnutzern glaube ich das nicht. Ich hatte nun aber selbst eine eher bewegte Vergangenheit hatte, sonst könnte ich Kira nicht schon so lange kennen. Tatsächlich bin ich noch nicht lange Teil des Ordens, aber ich kann die Dunkle Seite der Macht nutzen. In einem Duell vor all den Leuten hier könntet ihr beide daher eine höchst unwillkommene Überraschung erleben – denn Ränge und Titel sagen nicht wirklich etwas darüber aus, wie gut jemand tatsächlich ist,“
Holte die fast 28jährige abermals nach außen hin sachlich aus und überging dabei weitere Erklärungen, was sie denn vorher eigentlich gemacht hatte und woher sie Kira nun wirklich kannte. Vielleicht wäre es langsam wirklich besser damit herauszurücken, dass sie seit über drei Jahren fertig ausgebildete Jedi-Ritterin war – der man infamerweise ohne Grund die Beförderung zur Meisterin verweigert hatte noch dazu. Denn langsam konnte sie ihren Unmut über die so empfundene Zurücksetzung kaum mehr verbergen:
„Ihr denkt doch nicht, dass Janus jede x-beliebige zur Schülerin nehmen würde? Meine Mitschülerinnen sind die Tochter des berühmten Jedi Led Manice und eine Gottheit, nach eigener Aussage,“
Polterte sie und nahm dabei Bezug auf Kate und Jarael. Aus taktischen Erwägungen suchte sie demonstrativ den Schulterschluss zu Janus und packte ihren Janus an der Taille, demonstrativ die Lücke zu ihm schließend. ‚Überlegt euch gut, wie ihr mit der Gespielin eines Dunklen Lords umgeht,‘ lautete die Botschaft, die sie auszusenden versuchte.. Der Halbechani bestätigte immerhin ihre Geschichte, so halbwegs wenigstens, und spannte anschließend einen weiten Bogen hin zum Imperium und einer neuen galaktischen Ordnung, was in kollektiven Heilrufen auf den Imperator mündete.
„Wo immer er auch gerade stecken mag,“
Ergänzte Brianna ironisch, die sich nicht zu verbaler Lobhudelei hinreißen konnte. Zunächst hatte sie einen Riesenbammel gehabt, wegen einer Zeremonie mit dem Imperator persönlich, nur um dann einen imperatorfreien Audienzsaal kennen zu lernen. Sie konnte nur hoffen dass zumindest dieser Zion, dessen Tag es heute war, ihn zu Gesicht bekommen hatte. Sie selbst hatte sich die ganze Sache reichlich anders vorgestellt, ohne freilich zu wissen, was beim Imperium als normal galt. In der Republik, wo sich Politiker bis hin zum Kanzler bei Ordensverleihungen gerne einmal im Glanz von Kriegs- oder Seuchenheilheldinnen sonnten, würde es aber komisch wirken. Alles sprach von ihm, keiner bekam ihn zu sehen – das glatte Gegenteil des berühmten Grasers im Raum. Hoffentlich gab es wenigstens diesen Zion tatsächlich, wobei hier die Geschichten ebenfalls zu dick aufgetragen wirkten, um wahr zu sein. Drei Kämpferinnen würden gegen ihn den Kürzeren ziehen? Pauschal? Das konnte sie sich schwer vorstellen.
„Das wäre nun ein Duell das ich viel lieber sehen würde,“
Kommentierte sie Angelus Worte, kurz bevor ein weiterer riesenhafter Sith (Nergal) mit allerdings ungleich mächtigerer Aura als Agatosh zu ihnen stieß? Am ehesten konnte man ihn – abgesehen von der Statur – mit Janus vergleichen. War das etwa Zion? Briannas musterte ihn gespannt, doch dem Gespräch mit ihrem Meister war schnell zu entnehmen, dass es sich um jemand anderen handeln musste.
Bastion, Stadtmitte – NoiTec-Tower, Etage 66 – Bankettsaal – u. a. Nergal, Angelus mit Odile, Adria mit Venris und Janus mit Brianna