Notwehr ist kein Grundrecht, jedenfalls wüsste ich nicht, dass das irgendwo in den 20 Artikeln zu finden ist, die allgemein als Grundrechte bezeichnet werden. Was die Notwehr bzw. Nothilfe ist, ist ein Rechtfertigungsgrund, der zur Straffreiheit bei Körperverletzung oder Totschlag führen kann. Darum, werden z.B wenn ein Polizist Gebrauch von seiner Schusswaffe macht, immer Ermittlungen wegen Totschlages aufgenommen - in deren Verlauf dann geprüft wird, ob eine Notwehr- bzw. Nothilfesituation vorlag ...
Notwehr ist kein Grundrecht? Gut - das lasse ich mal so stehen. Vlt. ist das so, ich bin ja kein Jurist. Wenn aber, dann geht aus meiner Sicht das Recht auf Notwehr - also sprich sich selbst wenn mgl. gegen tätiche Angrifffe bzw. Angreifer zu verteidigen - in jedem Fall aber auf folgendes Grundrecht eindeutig zurück bzw. aus diesem hervor:
GG ART. 2, ABS. 2:
... (2)
Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden. ...
Quelle:
gesetze-im-internet.de | GG - Art. 2
Und jeder Arzt bzw. Notfall-Mediziner würde entsprechend fachmännisch bestätigen können, dass es auch alleine schon durch Schlägereien zu durchaus erheblich den "Körper versehrenden" Folgeschädigungen kommen kann.
DAS HEISST für schlichtweg, dass Notwehr bzw. Verteidigung GEGEN tätliche Angriffe schlichtweg aus meiner Sicht ein GRUNDRECHT IST. Denn ebenso wenig, wie ich selbst also durch eine entsprechende Tat oder Aktion die körperliche Unversehrtheit eines anderen bzw. Mitmenschen gefährden darf, so brauche ich mir auch nicht gefallen lassen, dass mir jemand so etwas antut - vorausgesetzt, ich kann es wirksam verhindern und Dritte sind im Rahmen der Nothilfe-Maßgaben nicht abkömmlich. Allerdings sehe ich hier hinsichtlich Letzteren tatsächlich auch eher eine irrational
prinzipialisierte Motivations-Problematik (um mit gebotener Höflichkeit den Courage-Begriff dabei zu umgehen!)
In dem Punkt kann ich Peter-der-Meter nur zustimmen, das ich mich im Not- bzw. Ernstfall genau darauf weder verlassen wollen könnte - noch wollte.
Mir selbst wäre in der Situation am ehesten daran gelegen, dass mir nichts passiert. In sofern halte und schätze ich von ihrer Wertigkeit die Rechte auf Notwehr, den Schutz der eigenen körperlichen Unversehrtheit und schlichtweg auf Selbstbestimmung weitaus höher ein.
Sollte das der allgemeinen Rechtspraxis bzw. -auffassung entgegen stehen, habe ich kein Problem damit, anderer Meinung zu sein.
Darüber hinaus halte ich eine damit verbundene Gefährdung unserer rechtsstaatlichen Prinzipien der Vermeidung bzw. Vorbeugung von Selbstjustiz hier eher geringfügiger bei gefährdet.
Oder anders gesagt - ich selbst bin grundsätzlich ein friedfertiger Mensch und tue niemanden (mutwillig) etwas. Wenn mir also aber jemand was grob gesagt "auf die Fresse gibt", habe ich schlichtweg wenig Muße darauf zu warten, dass mir irgendjemand hilfreich oder helfend zur Seite springt. Es mag schön sein, wenn es so wäre oder das gar die Regel wäre, aber es ist nicht so.
Heißt auch: Bevor ich mich also notfalls krankenhausreif prügeln lassen muss, will ich nichts weiter als ein unverblümtes Recht darauf, mich zur Wehr zu setzen - oder ggf. den anderen auf meinen zukünftigen Weg (der Pflegebedürftigkeit) mitzunehmen.
Wenn Recht und Gesetz dann den Typen nachträglich verurteilen - von mir aus.
...Ansonsten, pflichte ich David zu 100% bei. Der beste Kampf ist der Kampf, der gar nicht erst stattfindet. Das wird jeder Nahkampfausbilder bestätigen können.
Hier allerdings im Sinne der Gewalt-Prävention auch ein eindeutiges ACK von mir zu!
Und deshalb wiederhole ich hier auch noch einmal eine einfach verdammt vernünftige, weise und sinnvolle Aussage aus diesem Thread:
Es geht nicht darum sich alles gefallen zu lassen, es geht darum sich angesichts einer Drohung aus einem besoffenen Kopf nicht selbst den Kopf auszuschalten um seinen Standpunkt klar zu machen. Ich finde es eher bedenklich, dass hier so viele aufgrund einer verbalen Drohung zum letzten Mittel greifen um ja nicht ins Hintertreffen zu geraten.
Streit gehört zum Leben dazu, ist sogar eine Kommunikationsform, und das schon seit dem Kindergarten. Wer den Schritt, vom sich erfolgreich provozieren lassen zu einer gewissen Gelassenheit, nicht gemacht hat, hat für mich eindeutig Defizite.
Ich würde zwar dabei nun nicht behaupten wollen, dass sich unsere Gesellschaft über und über mit Ruhm dabei bekleckert hat, im Zuge hoher moralischer Ansprüche potenzielle Gewaltbereitschaft, sowie Wut, Zorn und Hass erfolgreich präventiv zu bekämpfen.
Ungeachtet dessen muss ich hier allerdings nebenbei auch mal sagen, dass wir gottlob - ob die nun immer ausreichend gehört und wahrgenommen werden oder nicht - teilweise sehr fähige und kluge Psychologen (vor allem vlt. auch in den Kriminalwissenschaften) in diesem Land haben.
Letztlich aber - und das sagt Davids Posting auch aus meiner Sicht ganz klar erwachsen und vernünftig auch aus - kann sich niemand völlig und alleine auf Fachleute und die Hoffnung auf staatliche oder ähnliche Reform-Projekte o. Ä. verlassen wollen sollen, sondern letztlich liegt bei jedem von uns in unserer eigenen Verantwortung zu begreifen, zu verstehen und zu lernen, mit Ärger, Wut bzw. Streit auch irgendwo umzugehen.
Auch das alleine ist eindeutig kein absoluter Garant für Gewaltfreiheit (vor allem im physischen Sinne), aber es ist IMHO ein besserer Weg, als z. B. stattdessen gewaltverherrlichende Filme, Musik oder Videogames anzuklagen oder gar verbieten zu wollen.
Was last-but-not-least allerdings abschließend auf jeden Fall im Rahmen von Nothilfe immer wenigstens auch Bestandteil bleiben sollte und muss, zeigen Schilderungen von Ereignissen, wie sie KungFuPanda hier vorgenommen hat.
Was auch nach meinem Verständnis bzw. meiner Einschätzung ein absolutes Minimum hinsichtlich der Nothilfe sein sollte, ist das "Nicht-Wegschauen" bzw. "Aufmerksam werden und bleiben" - und somit der Teil der Nothilfe, der vorsieht, sich auch als Dritter (Beobachter) wenigstens wenn dann an fachlich dazu ausgebildete Professionsinstanzen zu wenden, die uns allen bekannt sein sollten.