Raumhafen von Drev'starn, Landebucht - (Cal,) Kestrel, Brianna
Brianna betrachtete ihre am Boden sitzende, an die Wand gelehnte Mentorin. SIe erinnerte sich nicht daran, sich jemals so schwach gefühlt zu haben wie sie in diesem Moment - nicht einmal nach dem Hitzschlag auf Korriban. Kestrel hatte gesagt, sie müsse sich keine Vorwürfe deswegen machen; die Padawan war sich hierbei nicht sicher. Sie hatte offenbar bei dem Versuch, die Jedi von dem zu kurieren, was nach Ausschluss der meisten übrigen Möglichkeiten wohl eine Folge von Raniks Folter sein musste, versagt. Sie hatte es nicht einmal gesehen, und daher hatten sich die anfänglichen Fortschritte schließlich wieder ins Gegenteil verkehrt. Es schien ihr schon fast wieder so schlecht zu gehen wie unmittelbar nach dem Kampf. Trotzdem hieß dies nicht automatisch, dass die Echani sich Vorwürfe machen müsste. Vielleicht war es einfach zuviel für sie, besonders in ihrem Zustand, sie spürte doch selbst, wie sehr ihr die lange Gefangenschaft zugesetzt hatte. Und vielleicht ginge es ihrer Freundin ohne sie noch viel schlechter.
Doch im Moment zählte nur, dass Kestrel ihr nicht helfen konnte, falls es zu einem Kampf käme. Dass sie - so ungern Brianna diesen Gedanken formulierte - eine Belastung darstellte. Eine Last zwar, die sie gerne zu tragen bereit war, von der sie jedoch nicht wusste, ob sie sie bis zum Ende aushalten konnte.
Die Jedi ärgerte sich darüber, dass sie angenommen hatte, nur auf Kashyyyk würde nach ihnen gesucht, und fragte nach, ob das hieß, dass sie nicht zum Hauptausgang hinaus konnten.
"Wahrscheinlich hattest du auch recht, dass sie uns zuerst nur auf Kashyyyk erwarteten. Doch bedenke, inzwischen sind Tage vergangen, und sie haben uns dort logischerweise nicht gefunden."
Die Sportlerin zuckte mit den Schultern. Es spielte jetzt keine Rolle mehr, was sinnvoller gewesen wäre, dass Kestrels Zustand sich so verschlechtern würde, hatte schließlich keiner geahnt.
"Vier Soldaten in der Nähe, eine weitere Patrouille von acht weiter hinten. Zuviele für mich allein mit zwei Leuten, auf die ich aufzupassen habe:"
Antwortete sie. Die Ritterin schlug ein Ablenkungsmanöver vor, um durch die Hintertür hinaus zu gelangen. Obwohl Brianna ein bisschen skeptisch war, ob sie dazu noch in der Lage wäre (sie selbst hätte es nicht auf die Schnelle gekonnt), willigte sie ein. Letztendlich vertraute sie doch ihrer Freundin, und ihrem Urteil
Sie folgte den Anweisungen der Jedi und begab sich zur Hintertür, als sie es sagte, hinter einige Stapel mit Kisten, damit der Bothan sie nicht sehen konnte. Dann gab es das geplante Getöse, als die Metallkisten im Frachtraum umpurzelten, und der Hafenoffizier verschwand. Auf Kommando rannte sie los, zu der Hintertür. Es war eine schlichte Schwenktür aus Durastahlblech, mit einem Knauf und einer kleinen Zugangskonsole daneben, doch wie schon fast befürchtet, war sie verschlossen. Von hinten waren Schritte zu hören. Der Krach hatte die Sturmtruppen alarmiert.
"Sie kommen. Sie kommen, um uns zu holen."
Jammerte Brianna leise. Um ein Haar hätte die kräftige Echani kurzerhand die Tür eingetreten, doch Kestrel hielt sie davon ab, und die Jedi war tatsächlich in der Lage, sie mithilfe der Macht zu knacken. Die Weißhaarige freute sich, dass die Jedi immer noch ihren Teil zur Flucht beitragen konnte, auch wenn sie jetzt schwitzte und erst recht erschöpft war. Doch trotzdem, sie waren noch nicht verloren.
"Gut! Nichts wie weg hier! Beeil dich, Cal!"
Zischte die junge Frau, stieß die Tür auf und rannte voraus, durch dunkle Gänge, die übersäht waren mit Leitungen aller Art. An den Wänden standen diverse Schaltkästen und andere Dinge, die Brianna nicht erkannte. Sie musste sich konstant umsehen, denn Cal war sehr langsam, und sie musste immer wieder auf ihn warten. Alleine hätte sie den Soldaten davonlaufen können, selbst mit Kestrel auf den Schultern, da die Rüstung diese genauso aufhielt. Es war feige, so eine Rüstung zu tragen, fand Brianna, und dumm. Immerhin konnten sie nur bestimmte Arten von Blaster abhalten, und man behalf sich damit, alle anderen für illegal zu erklären. Vibromesser mochten leicht davon abgleiten, aber ein harter Schlag oder Tritt einer Kampfsportlerin wie ihr würde weitgehend hindurchgehen, dafür war das Material zu biegsam. Konsequenterweise war der Echani-Sport ebenfalls in einigen Systemen verboten...
Die Gänge verzweigten sich gelegentlich, und mit etwas Glück sorgte es dafür, dass die imperialen Truppen sich aufteilen müssten. Mit allen auf einmal konnte Brianna es schließlich doch nicht aufnehmen. Sie dachte gerade darüber nach, wohin sie am besten gehen sollten, um sie los zu werden, ob es sich lohnte, eine der Seitentüren zu versuchen, als ein Blasterschuss um die Ecke und knapp am zurückhängenden Cal vorbei in einer Wand einschlug. Sie holten sie ein!
"Hier hinein!
Raunte sie ihm zu und deutete auf ein Eck hinter einem großen Schaltschrank. Die Echani setzte Kestrel ebenfalls ab und wartete vor ihnen auf die Soldaten. Der rechte von ihnen war auf sie gefasst und aufmerksam. Er drehte sich ihnen fast automatisch zu, fast hätte er mit dem Blaster auf Brianna gezielt, doch die Echani war einfach rasend schnell. Mit ihrer linken fasste sie seinen rechten, den Blasterarm, und drückte ihn über Kopf und Schulter nach hinten und zwang ihn so in die Knie. Er versuchte zwar sich zu wehren, doch er hatte nicht die geringste Chance gegen die Echani. Selbst wenn sie keinen effektiven Hebelgriff eingesetzt hätte, hätte sie ihn ohne Schwierigkeiten mit schierer Muskelkraft in der Position halten können. Der zweite lief an ihm vorbei und stand zu Briannas rechter Seite. Er erhob ebenfalls seine Waffe, doch bevor er zielen konnte, traf ihn die Padawan mit einem harter Tritt ihres linken Beines mit solcher Gewalt im Solarplexus, dass die Brustplatte seiner Rüstung einen Sprung bekam und Rippen brachen; er war bewusstlos, bevor er an der gegenüberliegenden Wand aufschlug.
Vom Zurückziehen ihres Beines ging sie direkt in einen senkrechten Tritt über, der das Schienbein des ersten Soldaten von hinten traf und diesen entgültig zu Fall brachte; im Fallen rammte sie ihm den Ellenbogen des Arms, mit dem sie ihn gehalten hatte, gegen den Schädel. Die Weißhaarige grinste, als die die beide betrachtete. Sie lebte für den unbewaffneten Nahkampf, und nichts machte ihr mehr Spaß als dies.
Zwei weitere Soldaten kamen. Brianna empfing den ersten der beiden mit einem Kreisbogentritt von rechts gegen seine Schläfe, dann packte sie seinen erschlafften Körper und warf ihn auf auf den zweiten. Mit einer schnellen Drehung nach links um die eigene Achse schlug sie ihm zuerst ihre linke Handkante gegen den Schädel und dann ihre rechte Faust frontal gegen die Nasenwurzel. Innerhalb von Sekunden hatte sie alle vier Soldaten durch ihre enorme Schnelligkeit und Schlagkraft erledigt, doch leider hatte sie keine Zeit, den Sieg zu genießen.
"Schnell, wir müssen weiter! Es wird nicht lange dauern, bis sich jemand wundert, wo sie abgeblieben sind. Wir müssen unseren Vorsprung nutzen, solange wir ihn noch haben."
Ermahnte sie ihre Gefährten, hob sich das Leichtgewicht Kestrel wieder auf die Schulter und rannte weiter. Es war an der Zeit, dass sie irgendeine Möglichkeit fanden, ihnen zu entwischen. Brianna versuchte die erste Türe auf der linken Seite. Es stellte sich heraus, dass sie zu einer leeren Landebucht führte - nicht das, was sie sich vorgestellt hatte. Es machte keinen Sinn, im Kreis durch den Raumhafen zu laufen. Die Echani lief weiter und ließ die Türe bewusst offen. Hinter der nächsten Tür verbarg sich eine weitere Landebucht, in der ein corellianischer YT-2000 abgestellt war. Davor unterhielten sich zwei Männer.
"... aber wir müssen zusehen, dass uns das Imperium nicht erwischt."
Schnappte sie auf. Welch ein Zufall! Natürlich war es nicht gesagt, dass Feinde ihrer Feinde (sie nahm jedenfalls an, dass sie es waren) auch ihre Freunde waren, doch es schien einen Versuch wert zu sein. Falls es nicht klappte, waren es schließlich nur zwei, die sie überwältigen musste. Brianna schloss die Tür hinter sich und eilte auf die beiden zu. Sie hatte kein schlechtes Gefühl bei ihnen.
"Hilfe! Bitte! Ihr müsst uns helfen! Wir werden auf Bothawui unschuldig verfolgt und müssen dringend weg von hier."
Fragte die Echani und machte dazu große flehentliche Rehaugen. Kestrel setzte sie ab und hielt sie fest, damit sie aufrecht stehen blieb.
Raumhafen von Drev'starn, YT-2000-Landebucht - (Cal,) Kestrel, Brianna