Tramas Qubenter
Agent des NRGD
║ Cadomai ║ Brella ║ Äußere Stadtviertel ║ Arbeiterquartiere ║ Tramas Qubenter, Q1 und Danair Petinom ║
Es war unverkennbar, dass Petinom ablehnte, mehr zu erzählen. Zwar glich das Thema besuchter Welten einer scheinbaren Belanglosigkeit, vor allem, wenn man vom Besuch einer minderbedeutsamen Welt erzählte, die man im Zweifel nicht einmal besucht hatte, dennoch schien die Frage einen wunden Punkt bei seinem Partner getroffen zu haben. Andererseits war es ihm selbst ebenso wenig gelungen, in dieser Hinsicht den persönlichen Kontext aus seinen Gedanken zu verbannen. Relativ zügig hatten ihn die Erinnerungen an Kaya ereilt. Tramas beließ es daher dabei und nahm die mehr kryptische Antwort Petinoms so hin und navigierte sie durch die Straßen und Gassen des Arbeiterviertels von Brella. Wenn man ihre Vorbereitungszeit bedachte, hatten sie noch genug Zeit, um einander näher kennenzulernen. Zumindest soweit es für ihre Arbeit als Partner notwendig war. Sie mussten die Stärken und Schwächen des anderen kennen, um sich auf einander möglichst blind verlassen zu können. Persönliche Informationen waren nachrangig, halfen aber häufig, sein Gegenüber besser einschätzen zu können. So erschien Petinom eher mürrischer Natur zu sein, machte den Eindruck jahrelanger Erfahrung, die sich im strengen Blick seiner tiefdunklen Augen widerzuspiegeln schien. Es sei denn man hatte die Möglichkeit zur Provokation, wie während der Missionsvorstellung unmissverständlich deutlich geworden war – dann konnte sich die Stimmung seines Gegenübers rasch wandeln.
Die Gedanken über seinen Partner abschließend und mittlerweile auf der Rückbank des Speedertaxis sitzend, genoss der Chandrilaner die Flucht aus der immerwährenden Kälte in den warmen Innenraum des Gleiters. Sein Fahrer, nach Tramas' Einschätzung ein älterer Snivvianer, hatte ihn nach ihrer Abfahrt einige weitere Mal durch den Rückspiegel beäugt, der Agent suggerierte dem Einheimischen während eines flüchtigen Blickkontaktes jedoch deutliches Desinteresse an einer Konversation und widmete sich dann der vorbeihuschenden Welt von Brellas Straßen. Es dauerte wenige Augenblicke, da besann sich Qubenter auf die jüngsten Inhalte ihrer Missionsbesprechung und rekapitulierte diese ungeachtet der emotionalen Wogen, die vorhin über Petinom gekommen waren. Unter den wenigen Missionen, an denen er bislang beteiligt war, verlangte die jetzige ein überaus hohes Maß an Vorbereitung. Zudem hatte er während vergangener Missionen eher im Hintergrund gearbeitet, nie eine vergleichbar zentrale Rolle eingenommen. In diesem Fall erschien er gar den Mittelpunkt darzustellen, war er schließlich derjenige, der sich offenkundig mit der grundlegenden Thematik ihrer Tarnidentitäten und des Missionsziel besser auskannte als Petinom.
Tramas sah sich daher einer großen Verantwortung aufgebürdet. Mit einem unscheinbaren Griff in eine der Taschen des Parka suchte der junge Agent nach einem Gefühl der Sicherheit und seine Finger umschlungen das darin verstaute Komlink. Nicht die vertraute Wärme der gefütterten Jackentasche, vielmehr die zugesandten Codes auf seinem Komlink, die ihnen der Mittelsmann des NRGD zugesandt hatte, ließen den einengenden Strudel aus Gedanken abebben. Wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, war er mittlerweile mehr als neugierig, auf welche Daten ihnen Zugriff gewährt wurde, wie ihre Dossiers aussahen und welche Einsatzpläne für sie arrangiert wurden. Eine präzise und akkurate Datenanalyse würde die erste Tätigkeit sein, der es nachzugehen galt. Ein knappes Lächeln legte sich auf die Lippen des Chandrilaners, als er an die ihm zugewiesene Identität dachte. Abgänger von der Rigovianischen Technischen Universität? Der junge Agent konnte immer noch nicht fassen, welchen Hintergrund man für ihn angefertigt hatte. Sehr gut konnte er sich mit dem Gedanken anfreunden, wenngleich ihn die schiere Kompetenz, die man ihm dadurch zusprach, einschüchterte. Wesentlich vordergründiger war dagegen die Erkenntnis, einen großen Teil seiner wahren Interessensphäre und somit seiner Persönlichkeit im Rahmen seiner Tarnidentität Preis zu geben. Das war ein weiterer Unterschied im Vergleich zu den Vormissionen. Eine Antwort auf die schwelende Frage im Umgang mit dieser Tatsache fand der Chandrilaner nicht, sah seine Gedanken jedoch stets an einen Punkt wiederkehren: sein Komlink und die Autorisierungscodes für den Datenzugriff. Einzig dies bot die Möglichkeit auf Antworten.
In Gedanken versunken bemerkte der Agent nahezu nicht, wie das Speedertaxi an der Zieladresse, dem Snivvian Sleeves, vorfuhr. Die scheinbar langsam vorbeigleitende Außenwelt machte ihn jedoch auf ihre baldige Ankunft aufmerksam. Tramas händigte dem Fahrer, der es während ihrer Fahrt tatsächlich nicht gewagt hatte, seinen Kunden in ein oberflächliches Gespräch zu verwickeln, die Bezahlung aus, verabschiedete sich dann mit einer knappen snivvianischen Grußformel und stieg aus dem Speedertaxi. Erneut zog der Chandrilaner reflexartig seinen Parka zusammen, als die kalte Brise Cadomais seinen Körper ereilte. Es war nach wie vor unangenehm.
„Geht es Dir gut?“, erkundigte sich der Agent halb in sich hinein nuschelnd bei seinem unsichtbaren Begleiter.
Q1, welcher weiterhin im Tarnmodus auf Tramas' Schulter verweilte, piepste in einer kurzen Abfolge, die seinem Erschaffer als positive Rückmeldung bekannt war.
„Sehr gut. Gleich wird’s wieder angenehmer, mein Freund“, antwortete Qubenter, während er sich zur Außenfassade des Snivvian Sleeves bewegte. Erst jetzt bei Tag stellte der Chandrilaner fest, wie heruntergekommen seine auserwählte Unterkunft wirklich war. Aber selbst in diesem Fall war der Einfluss der unwirtlichen Witterung Cadomais nicht zu verleugnen. Zerbeult und durch Spuren von Schmutz und Abnutzung übersät erschienen die matten Durastahlwände des minderen Etablissements. Wahrlich stand es keinen Vergleich zum Grand Cado im Zentrum Brellas, beide taten jedoch ihre Dienste und darauf kam es schließlich an.
Tramas' Blick huschte ab und an auf sein Chronometer, als er sich möglichst gelangweilt dreinblickend an die Fassade des Svnivvian Sleeves anlehnte und die vorbeischlendernde Bevölkerung beobachtete. Es waren weiterhin überwiegend Snivvianer, hie und da ein anderer Fremdweltler oder Mensch, die im Zwielicht des herabgekommenen Viertels flanierten. Ein Besalisk hatte sich schließlich mit einem mobilen Verkaufsstand auf der anderen Seite eingefunden, scharte Kundschaft um sich, die die feilgebotene dampfende Speise in sich hineinschlang. Wenn er noch länger der Kälte ausgesetzt blieb, hätte er sich in die Warteschlange eingereiht. Tramas wusste zwar nicht, was angeboten wurde, er wusste dagegen, dass ihn die Speise wärmen würde, und ein seichtes Hungergefühl hatte sich mittlerweile auch in seine Magengrube gelegt. Es war jedoch die verabredete Zeit erreicht und knappe 30 Minuten nach seiner Ankunft am Snivvian Sleeves, so zeigte es ihm sein Chronometer an, fuhr ein Speedertaxi vor, aus welchem das ihm nun bekannte, bärtige Gesicht seines Partners Petinom hinausstieg, nur wenig gefolgt von dessen tieftönender Stimme.
‚Entsetzen‘, fasste ein Gedanke Tramas' zusammen. Der seiner Frage innewohnende stimmliche Farbton unterschied sich nur unwesentlich von dem während ihrer Unterredung am geheimen Treffpunkt im Arbeiterviertel von Brella, einzig war er weniger vehement ausgeprägt. Jedoch eben der Unvorstellbarkeit einer hiesigen Unterbringung fiel Tramas' Wahl auf das Snivvian Sleeves nicht zufällig aus. „Von innen ist es beschaulicher“, kommentierte Qubenter nur und deutete mit dem Haupt in Richtung Eingang. Er ging vor, nahm die Treppe zum Eingang des Snivvian Sleeves, in welchem ein schlaksiger Rodianer gerade seinen Rausch auszuschlafen schien. Zielstrebig und in bekannter Manier seines Alias Onik Tigon bewegte sich der junge Agent durch den Eingangsbereich direkt zur Treppe hinauf zu den Zimmern des Etablissements. Ein prüfender Schulterblick suggerierte, dass Petinom kurz zögerte, ihm dann aber mit einer Schrittlänge folgte.
„Hey, deine Begleitung hast du gestern nicht angemeldet!“, rief der snivvianische Rezeptionist ihm entgegen. Ein kurzer Schauer lief Tramas über den Rücken. Kein anderes Wesen in der Eingangshalle schien die Aussage jedoch wirklich registriert oder interessiert zu haben.
Qubenter wandte sich zur Rezeption, dann nahm erneut sein Alias Kontrolle über seinen Körper. „Pass auf“, leitete er ein, als er seine Arme auf den Tresen wuchtete. Eine gute Hand Credits bewegte sich dabei in Richtung des Snivvianers. „Hast nichts gesehen, verstanden?“
Der Snivvianer blickte kurz hinunter und die anfängliche Irritation in seiner Miene wich Zufriedenheit beim Anblick der Metallchips auf dem Tresen. Vorsichtig schob er die Credits mit einer Pranke zusammen und sackte sie ein. Ein Seufzen erklang, gefolgt von einem Nicken. „Ich habe mich wohl geirrt.“
Qubenter bestätigte das Nicken, ehe er sich vom Rezeptionisten abwandte und wieder lockeren Schrittes zur Treppe schritt, Petinom erneut mit einem Wink hinterher lotste.
Im Zimmer angekommen fiel die Last seiner Scharade von ihm und Tramas entspannte seine Schultern. Jetzt war er wieder ganz er, die Rolle des verwegenen Draufgängers abgelegt. „Q1, Tarnmodus deaktivieren und Umgebungsanalyse. Abgleich mit den Vordaten.“
Der schmale, kugelige Droide auf Tramas' Schulter nahm wieder Form an und bewegte sich augenblicklich über dessen Arm auf den Tisch im Wohnbereich des Apartments, ehe er wiederholte Sequenzen an Piepsen von sich gab. Qubenter bewegte sich derweil vorsichtig durch den Raum und prüfte dessen Status im Vergleich zum Morgen. Wie gewohnt hatte sich der Chandrilaner versteckte Markierungen zur Orientierung gesetzt, um mögliche Manipulation auszumachen. Es waren Eckpunkte, die den Raum und sein Interieur definierten, Tramas fand jedoch keine Auffälligkeiten. Nur wenig später verkündete Q1 das Ergebnis seiner Analyse, die ebenso unauffällig ausgefallen war.
„Gut, es ist sauber“, verkündete Qubenter Petinom und verwies auf die zugegebenermaßen schlecht gepolsterte, eher abgenutzte Couch. „Setze dich ruhig.“
Tramas schaltete die Wärmeaggregate in seinem Parka aus und befreite sich aus dessen schützender Hülle. Sorgsam hing er diesen in den Wandschrank neben der Eingangstür des Zimmers und zog danach einen kleinen Koffer aus selbigem hervor. Nachdem sich der Chandrilaner auf der Couch niedergelassen hatte, offenbarte er schließlich den Inhalt des Gepäcksstücks: ein Datenpad. Im Nu hatte er sein Komlink an der dafür vorgesehenen Schnittstelle angeschlossen, nur noch auf die Freischaltung der Daten wartend.
„Q1, Radiofunktion aktivieren“, sprach er in den Raum und der Klang eines treibenden Rhythmus gepaart mit sanften Tönen eines Kloohorns legte sich in die Luft, seinen Ursprung vom kleinen Begleiter des Agenten nehmend. Eine reine Sicherheitsmaßnahme – wenngleich Tramas auch einiges für den Klang von Jizz übrighatte. Nicht ohne Grund hatte er die Musikfunktion in Q1 integriert. Aktuell sollte jedoch keiner hören, welchen Angelegenheiten sie nachgingen. „Dann wollen wir mal sehen“, flüsterte Tramas mehr in sich selbst hinein, schenkte Petinom aber einen kurzen, gespannten Blick.
Ein Flottieren von Daten überströmte den Bildschirm des Datenpads für mehrere Minuten, als die Autorisierungscodes eingelesen wurden, und wurde anschließend vom Emblem der Sektion 01 des NRGD abgelöst. Die Datenfreigabe und -übertragung war damit vollständig. Vom Drang der Neugierde getrieben und angestachelt öffnete Qubenter die ersten Dateien und scannte den Inhalt.
‚Etti IV – Cybot Galactica – Sicherheitsstufe IIIa – Forschungsblock Besh – Droide vierten Grades‘
So sehr er die Missionsinhalte in sich einverleiben wollte, so brennend suchte er die Dossiers ihrer Tarnidentitäten. Momentan war nichts von größerem Interesse und wenn er vermuten musste, dann galt sehr wahrscheinlich selbiges für seinen Partner. Tramas' Finger huschten förmlich über die Tasten des Datenpads, während er die Daten unnachgiebig nach dem gesuchten Inhalt durchforstete. Er hatte die Umgebung des Apartments vollkommen ausgeblendet, lediglich nahm er noch dumpf den Rhythmus des in der Luft liegenden Jizz wahr. Sein Fokus lag voll und ganz auf dem Bildschirm vor ihm. Gedanken lösten sich auf und formten sich neu, als wechselnde Inhalte auf seinem Datenpad erschienen, er befand sich in einem mentalen Strudel, der der Isolation des Hyperraums gleichkam. Ähnlich einem Sprung in den Normalraum verlangsamte sich dann alles schlagartig, als die Zieldaten auf dem Bildschirm erschienen.
Akte: Dr. Hawn Biwesh
Grunddaten:
Name: Hawn Biwesh
Alter: 28 Standardjahre
Spezies: Mensch
Geschlecht: männlich
Heimatwelt: Coruscant
Lebenslauf:
- Schulischer Abschluss, Freie Schule Coruscant
o Wissenschaftspreis der Jugend: Dynamische Droidenprogrammierung- Studium der Informationswissenschaften, Technische Universität Rigoviao Abschlussnote: sehr gut- Dissertation: Subanalyse der Implementation mehrstufiger Droidenmodule nach der RiX-Methodeo Abschlussnote: summa cum laude
Charaktergutachten: …
Tramas schluckte einen Moment. Der NRGD hatte ein wahrlich ausgearbeitete Tarnidentität erschaffen. Jedoch so detailliert und dekoriert, dass sich bei dem jungen Chandrilaner Sorgen ob der Erfüllung seiner Rolle anbahnten. Der Werdegang seines neuen Alias glich dem eines Genies. Dass Cybot Galactica ebenjenen Dr. Hawn Biwesh mit Handkuss in ihren Forschungseinrichtungen begrüßte, verwunderte Tramas daher mitnichten. Die Vorbereitungen würden intensiv werden, wenn er dieser Rolle gerecht werden wollte, dachte er bei sich und versuchte sich zu beruhigen. Sie hatten Zeit und er vertraute auf die Einschätzung des NRGD. Seiner Kompetenz wegen hatten sie ihn für diese Mission ausgewählt und seiner Kompetenz wegen wollte er diese Mission erfüllen. Er musste es sich beweisen, wenngleich es ein schwieriger Weg werden würde. Er wollte schließlich einen Unterschied machen.
Mit kritischem Blick schaute er dann zu Petinom hinüber. „Bereit für Euer Dossier?“
║ Cadomai ║ Brella ║ Äußere Stadtviertel ║ Snivvian Sleeves ║ Tramas Qubenter, Q1 und Danair Petinom ║
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