Cadomai

Cadomai Brella Äußere Stadtviertel Arbeiterquartiere Tramas Qubenter, Q1 und Danair Petinom

Es war unverkennbar, dass Petinom ablehnte, mehr zu erzählen. Zwar glich das Thema besuchter Welten einer scheinbaren Belanglosigkeit, vor allem, wenn man vom Besuch einer minderbedeutsamen Welt erzählte, die man im Zweifel nicht einmal besucht hatte, dennoch schien die Frage einen wunden Punkt bei seinem Partner getroffen zu haben. Andererseits war es ihm selbst ebenso wenig gelungen, in dieser Hinsicht den persönlichen Kontext aus seinen Gedanken zu verbannen. Relativ zügig hatten ihn die Erinnerungen an Kaya ereilt. Tramas beließ es daher dabei und nahm die mehr kryptische Antwort Petinoms so hin und navigierte sie durch die Straßen und Gassen des Arbeiterviertels von Brella. Wenn man ihre Vorbereitungszeit bedachte, hatten sie noch genug Zeit, um einander näher kennenzulernen. Zumindest soweit es für ihre Arbeit als Partner notwendig war. Sie mussten die Stärken und Schwächen des anderen kennen, um sich auf einander möglichst blind verlassen zu können. Persönliche Informationen waren nachrangig, halfen aber häufig, sein Gegenüber besser einschätzen zu können. So erschien Petinom eher mürrischer Natur zu sein, machte den Eindruck jahrelanger Erfahrung, die sich im strengen Blick seiner tiefdunklen Augen widerzuspiegeln schien. Es sei denn man hatte die Möglichkeit zur Provokation, wie während der Missionsvorstellung unmissverständlich deutlich geworden war – dann konnte sich die Stimmung seines Gegenübers rasch wandeln.

Die Gedanken über seinen Partner abschließend und mittlerweile auf der Rückbank des Speedertaxis sitzend, genoss der Chandrilaner die Flucht aus der immerwährenden Kälte in den warmen Innenraum des Gleiters. Sein Fahrer, nach Tramas' Einschätzung ein älterer Snivvianer, hatte ihn nach ihrer Abfahrt einige weitere Mal durch den Rückspiegel beäugt, der Agent suggerierte dem Einheimischen während eines flüchtigen Blickkontaktes jedoch deutliches Desinteresse an einer Konversation und widmete sich dann der vorbeihuschenden Welt von Brellas Straßen. Es dauerte wenige Augenblicke, da besann sich Qubenter auf die jüngsten Inhalte ihrer Missionsbesprechung und rekapitulierte diese ungeachtet der emotionalen Wogen, die vorhin über Petinom gekommen waren. Unter den wenigen Missionen, an denen er bislang beteiligt war, verlangte die jetzige ein überaus hohes Maß an Vorbereitung. Zudem hatte er während vergangener Missionen eher im Hintergrund gearbeitet, nie eine vergleichbar zentrale Rolle eingenommen. In diesem Fall erschien er gar den Mittelpunkt darzustellen, war er schließlich derjenige, der sich offenkundig mit der grundlegenden Thematik ihrer Tarnidentitäten und des Missionsziel besser auskannte als Petinom.

Tramas sah sich daher einer großen Verantwortung aufgebürdet. Mit einem unscheinbaren Griff in eine der Taschen des Parka suchte der junge Agent nach einem Gefühl der Sicherheit und seine Finger umschlungen das darin verstaute Komlink. Nicht die vertraute Wärme der gefütterten Jackentasche, vielmehr die zugesandten Codes auf seinem Komlink, die ihnen der Mittelsmann des NRGD zugesandt hatte, ließen den einengenden Strudel aus Gedanken abebben. Wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, war er mittlerweile mehr als neugierig, auf welche Daten ihnen Zugriff gewährt wurde, wie ihre Dossiers aussahen und welche Einsatzpläne für sie arrangiert wurden. Eine präzise und akkurate Datenanalyse würde die erste Tätigkeit sein, der es nachzugehen galt. Ein knappes Lächeln legte sich auf die Lippen des Chandrilaners, als er an die ihm zugewiesene Identität dachte. Abgänger von der Rigovianischen Technischen Universität? Der junge Agent konnte immer noch nicht fassen, welchen Hintergrund man für ihn angefertigt hatte. Sehr gut konnte er sich mit dem Gedanken anfreunden, wenngleich ihn die schiere Kompetenz, die man ihm dadurch zusprach, einschüchterte. Wesentlich vordergründiger war dagegen die Erkenntnis, einen großen Teil seiner wahren Interessensphäre und somit seiner Persönlichkeit im Rahmen seiner Tarnidentität Preis zu geben. Das war ein weiterer Unterschied im Vergleich zu den Vormissionen. Eine Antwort auf die schwelende Frage im Umgang mit dieser Tatsache fand der Chandrilaner nicht, sah seine Gedanken jedoch stets an einen Punkt wiederkehren: sein Komlink und die Autorisierungscodes für den Datenzugriff. Einzig dies bot die Möglichkeit auf Antworten.

In Gedanken versunken bemerkte der Agent nahezu nicht, wie das Speedertaxi an der Zieladresse, dem Snivvian Sleeves, vorfuhr. Die scheinbar langsam vorbeigleitende Außenwelt machte ihn jedoch auf ihre baldige Ankunft aufmerksam. Tramas händigte dem Fahrer, der es während ihrer Fahrt tatsächlich nicht gewagt hatte, seinen Kunden in ein oberflächliches Gespräch zu verwickeln, die Bezahlung aus, verabschiedete sich dann mit einer knappen snivvianischen Grußformel und stieg aus dem Speedertaxi. Erneut zog der Chandrilaner reflexartig seinen Parka zusammen, als die kalte Brise Cadomais seinen Körper ereilte. Es war nach wie vor unangenehm.

„Geht es Dir gut?“, erkundigte sich der Agent halb in sich hinein nuschelnd bei seinem unsichtbaren Begleiter.

Q1, welcher weiterhin im Tarnmodus auf Tramas' Schulter verweilte, piepste in einer kurzen Abfolge, die seinem Erschaffer als positive Rückmeldung bekannt war.

„Sehr gut. Gleich wird’s wieder angenehmer, mein Freund“, antwortete Qubenter, während er sich zur Außenfassade des Snivvian Sleeves bewegte. Erst jetzt bei Tag stellte der Chandrilaner fest, wie heruntergekommen seine auserwählte Unterkunft wirklich war. Aber selbst in diesem Fall war der Einfluss der unwirtlichen Witterung Cadomais nicht zu verleugnen. Zerbeult und durch Spuren von Schmutz und Abnutzung übersät erschienen die matten Durastahlwände des minderen Etablissements. Wahrlich stand es keinen Vergleich zum Grand Cado im Zentrum Brellas, beide taten jedoch ihre Dienste und darauf kam es schließlich an.

Tramas' Blick huschte ab und an auf sein Chronometer, als er sich möglichst gelangweilt dreinblickend an die Fassade des Svnivvian Sleeves anlehnte und die vorbeischlendernde Bevölkerung beobachtete. Es waren weiterhin überwiegend Snivvianer, hie und da ein anderer Fremdweltler oder Mensch, die im Zwielicht des herabgekommenen Viertels flanierten. Ein Besalisk hatte sich schließlich mit einem mobilen Verkaufsstand auf der anderen Seite eingefunden, scharte Kundschaft um sich, die die feilgebotene dampfende Speise in sich hineinschlang. Wenn er noch länger der Kälte ausgesetzt blieb, hätte er sich in die Warteschlange eingereiht. Tramas wusste zwar nicht, was angeboten wurde, er wusste dagegen, dass ihn die Speise wärmen würde, und ein seichtes Hungergefühl hatte sich mittlerweile auch in seine Magengrube gelegt. Es war jedoch die verabredete Zeit erreicht und knappe 30 Minuten nach seiner Ankunft am Snivvian Sleeves, so zeigte es ihm sein Chronometer an, fuhr ein Speedertaxi vor, aus welchem das ihm nun bekannte, bärtige Gesicht seines Partners Petinom hinausstieg, nur wenig gefolgt von dessen tieftönender Stimme.

‚Entsetzen‘, fasste ein Gedanke Tramas' zusammen. Der seiner Frage innewohnende stimmliche Farbton unterschied sich nur unwesentlich von dem während ihrer Unterredung am geheimen Treffpunkt im Arbeiterviertel von Brella, einzig war er weniger vehement ausgeprägt. Jedoch eben der Unvorstellbarkeit einer hiesigen Unterbringung fiel Tramas' Wahl auf das Snivvian Sleeves nicht zufällig aus. „Von innen ist es beschaulicher“, kommentierte Qubenter nur und deutete mit dem Haupt in Richtung Eingang. Er ging vor, nahm die Treppe zum Eingang des Snivvian Sleeves, in welchem ein schlaksiger Rodianer gerade seinen Rausch auszuschlafen schien. Zielstrebig und in bekannter Manier seines Alias Onik Tigon bewegte sich der junge Agent durch den Eingangsbereich direkt zur Treppe hinauf zu den Zimmern des Etablissements. Ein prüfender Schulterblick suggerierte, dass Petinom kurz zögerte, ihm dann aber mit einer Schrittlänge folgte.

„Hey, deine Begleitung hast du gestern nicht angemeldet!“, rief der snivvianische Rezeptionist ihm entgegen. Ein kurzer Schauer lief Tramas über den Rücken. Kein anderes Wesen in der Eingangshalle schien die Aussage jedoch wirklich registriert oder interessiert zu haben.

Qubenter wandte sich zur Rezeption, dann nahm erneut sein Alias Kontrolle über seinen Körper.
„Pass auf“, leitete er ein, als er seine Arme auf den Tresen wuchtete. Eine gute Hand Credits bewegte sich dabei in Richtung des Snivvianers. „Hast nichts gesehen, verstanden?“

Der Snivvianer blickte kurz hinunter und die anfängliche Irritation in seiner Miene wich Zufriedenheit beim Anblick der Metallchips auf dem Tresen. Vorsichtig schob er die Credits mit einer Pranke zusammen und sackte sie ein. Ein Seufzen erklang, gefolgt von einem Nicken.
„Ich habe mich wohl geirrt.“

Qubenter bestätigte das Nicken, ehe er sich vom Rezeptionisten abwandte und wieder lockeren Schrittes zur Treppe schritt, Petinom erneut mit einem Wink hinterher lotste.

Im Zimmer angekommen fiel die Last seiner Scharade von ihm und Tramas entspannte seine Schultern. Jetzt war er wieder ganz er, die Rolle des verwegenen Draufgängers abgelegt.
„Q1, Tarnmodus deaktivieren und Umgebungsanalyse. Abgleich mit den Vordaten.“

Der schmale, kugelige Droide auf Tramas' Schulter nahm wieder Form an und bewegte sich augenblicklich über dessen Arm auf den Tisch im Wohnbereich des Apartments, ehe er wiederholte Sequenzen an Piepsen von sich gab. Qubenter bewegte sich derweil vorsichtig durch den Raum und prüfte dessen Status im Vergleich zum Morgen. Wie gewohnt hatte sich der Chandrilaner versteckte Markierungen zur Orientierung gesetzt, um mögliche Manipulation auszumachen. Es waren Eckpunkte, die den Raum und sein Interieur definierten, Tramas fand jedoch keine Auffälligkeiten. Nur wenig später verkündete Q1 das Ergebnis seiner Analyse, die ebenso unauffällig ausgefallen war.

„Gut, es ist sauber“, verkündete Qubenter Petinom und verwies auf die zugegebenermaßen schlecht gepolsterte, eher abgenutzte Couch. „Setze dich ruhig.“

Tramas schaltete die Wärmeaggregate in seinem Parka aus und befreite sich aus dessen schützender Hülle. Sorgsam hing er diesen in den Wandschrank neben der Eingangstür des Zimmers und zog danach einen kleinen Koffer aus selbigem hervor. Nachdem sich der Chandrilaner auf der Couch niedergelassen hatte, offenbarte er schließlich den Inhalt des Gepäcksstücks: ein Datenpad. Im Nu hatte er sein Komlink an der dafür vorgesehenen Schnittstelle angeschlossen, nur noch auf die Freischaltung der Daten wartend.

„Q1, Radiofunktion aktivieren“, sprach er in den Raum und der Klang eines treibenden Rhythmus gepaart mit sanften Tönen eines Kloohorns legte sich in die Luft, seinen Ursprung vom kleinen Begleiter des Agenten nehmend. Eine reine Sicherheitsmaßnahme – wenngleich Tramas auch einiges für den Klang von Jizz übrighatte. Nicht ohne Grund hatte er die Musikfunktion in Q1 integriert. Aktuell sollte jedoch keiner hören, welchen Angelegenheiten sie nachgingen. „Dann wollen wir mal sehen“, flüsterte Tramas mehr in sich selbst hinein, schenkte Petinom aber einen kurzen, gespannten Blick.

Ein Flottieren von Daten überströmte den Bildschirm des Datenpads für mehrere Minuten, als die Autorisierungscodes eingelesen wurden, und wurde anschließend vom Emblem der Sektion 01 des NRGD abgelöst. Die Datenfreigabe und -übertragung war damit vollständig. Vom Drang der Neugierde getrieben und angestachelt öffnete Qubenter die ersten Dateien und scannte den Inhalt.

Etti IVCybot Galactica – Sicherheitsstufe IIIa – Forschungsblock Besh – Droide vierten Grades

So sehr er die Missionsinhalte in sich einverleiben wollte, so brennend suchte er die Dossiers ihrer Tarnidentitäten. Momentan war nichts von größerem Interesse und wenn er vermuten musste, dann galt sehr wahrscheinlich selbiges für seinen Partner. Tramas' Finger huschten förmlich über die Tasten des Datenpads, während er die Daten unnachgiebig nach dem gesuchten Inhalt durchforstete. Er hatte die Umgebung des Apartments vollkommen ausgeblendet, lediglich nahm er noch dumpf den Rhythmus des in der Luft liegenden Jizz wahr. Sein Fokus lag voll und ganz auf dem Bildschirm vor ihm. Gedanken lösten sich auf und formten sich neu, als wechselnde Inhalte auf seinem Datenpad erschienen, er befand sich in einem mentalen Strudel, der der Isolation des Hyperraums gleichkam. Ähnlich einem Sprung in den Normalraum verlangsamte sich dann alles schlagartig, als die Zieldaten auf dem Bildschirm erschienen.

Akte: Dr. Hawn Biwesh

Grunddaten:
Name: Hawn Biwesh
Alter: 28 Standardjahre
Spezies: Mensch
Geschlecht: männlich
Heimatwelt: Coruscant

Lebenslauf:
- Schulischer Abschluss, Freie Schule Coruscant

o Wissenschaftspreis der Jugend: Dynamische Droidenprogrammierung
- Studium der Informationswissenschaften, Technische Universität Rigovia
o Abschlussnote: sehr gut
- Dissertation: Subanalyse der Implementation mehrstufiger Droidenmodule nach der RiX-Methode
o Abschlussnote: summa cum laude

Charaktergutachten:


Tramas schluckte einen Moment. Der NRGD hatte ein wahrlich ausgearbeitete Tarnidentität erschaffen. Jedoch so detailliert und dekoriert, dass sich bei dem jungen Chandrilaner Sorgen ob der Erfüllung seiner Rolle anbahnten. Der Werdegang seines neuen Alias glich dem eines Genies. Dass Cybot Galactica ebenjenen Dr. Hawn Biwesh mit Handkuss in ihren Forschungseinrichtungen begrüßte, verwunderte Tramas daher mitnichten. Die Vorbereitungen würden intensiv werden, wenn er dieser Rolle gerecht werden wollte, dachte er bei sich und versuchte sich zu beruhigen. Sie hatten Zeit und er vertraute auf die Einschätzung des NRGD. Seiner Kompetenz wegen hatten sie ihn für diese Mission ausgewählt und seiner Kompetenz wegen wollte er diese Mission erfüllen. Er musste es sich beweisen, wenngleich es ein schwieriger Weg werden würde. Er wollte schließlich einen Unterschied machen.

Mit kritischem Blick schaute er dann zu Petinom hinüber.
„Bereit für Euer Dossier?“
Cadomai Brella Äußere Stadtviertel Snivvian Sleeves Tramas Qubenter, Q1 und Danair Petinom
 
Zuletzt bearbeitet:
Cadomai Ѻ Brella Ѻ Vor dem Snivvian Sleeves Ѻ Danair Petinom und Tramas Qubenter

Die Arbeit eines Informationsbeschaffers, wie Mitarbeiter des Geheimdienstes der Neuen Republik manchmal – sehr kurzsichtig – genannt wurden, machte es erforderlich, dass man in seinen Ansprüchen und vor allem in seiner Fähigkeit sich der Umgebung anzupassen flexibel sein musste. Etablissements wie das Snivian Sleeves waren für Männer wie Danair Petinom kein Novum, die zwölf Jahre Untergrundarbeit auf dem schwarzen Juwel des Hutt-Raums hatte ihn mit deutlich verruchteren Megablocks arbeiten lassen bei denen er aktive Teilhabe dran hatte, dass die Grundstückspreise aufgrund der darin begangenen Taten erheblich sanken. Es war nur, dass er nicht geglaubt hätte, dass der Bursche mit den zarten Gesichtszügen sich ebenfalls auf eine solche Spelunke eingelassen hätte. Tramas Qubenter schien nach diesem ersten Eindruck vielleicht doch kein kaltes Eisen zu sein, sondern heißer Stahl. „Nicht schlecht, Kleiner.“ Gestand ihm Petinom in Gedanken zu, gab sich jedoch nach außen hin stoisch wie immer.
Gebäude wie diese waren mit einem TT-8L/Y7 Torwächterdroiden bewacht. Eine eher rudimentäre Sicherung also die, je nach Vermieter, auch nur eine Attrappe war, um das wirklich kognitiv bodenständige Gesindel abzuschrecken. Die Innenräume bestätigten den Eindruck des Pyn’gani. Über Kunst konnte man wahrlich verschiedener Meinung sein, Petinom wusste es aus eigener Erfahrung, wenn er anderen Wesen seine abstrakten Kunstwerke gezeigt hatte. Auf Naboo hatte er seinen Stil verfeinern können. Doch die „Künstler“, welche die Innenräume des Snivvian Sleeves mit allerlei Graffiti und Fäkalbegriffen auf Bocce gepflastert hatten, zählten für den Pyn’gani nicht wirklich zum avantgardistischen Untergrund Cadomais. Nicht einmal annähernd. Doch das Publikum dieser Kunst war weder mit hohen Standards gesegnet noch überhaupt wach um darüber sinnieren zu können. Ein Beispiel dafür war der Rodianer, dessen Gehirn von allerlei Substanzen perforiert, in der Nähe des Eingangs schlafend oder bewusstlos sein Dasein fristete.


„Du Glückspilz.“ dachte Petinom während er über die langen, schlaksigen Beine des Insektoiden stieg und Qubenter ins Innere des Snivvian Sleeves folgte. Als der Rezeptionist das ungleiche Duo erblickte und in einer gewohnt auf monetäres Wachstum ausgelegten Gesinnung sich echauffierte, dass Qubenter seinen Besuch nicht angekündigt hatte, blickte sich Petinom um. Er könnte den Kopf des Wesens auf die Theke knallen lassen, vielleicht mit genügend Wucht, um über die Nervenbahnen des Snivvianers in deren Rüssel eine Bewusstlosigkeit zu erreichen. Ein gezieltes Ausschalten, ein Verschwinden lassen würde unter Umständen nicht viel Aufmerksamkeit erregen. Säumige Zahler dieser Arkologie wären ihnen unter Umständen sogar dankbar und behilflich, doch würden diese einen Womp Rattenschwanz an Problemen nach sich ziehen. Qubenter schien jedoch die größte Motivation für diesen Mann in seiner Hosentasche zu haben, als er eine beachtliche Menge Credits dem Nichtmenschen anbot, um das durchaus prägnante Gesicht des Pyn’gani zu vergessen.
Das wäre nicht unbedingt der Weg gewesen, denn der Pyn’gani gewählt hätte, andererseits musste auch Danair zugeben, dass es in dieser Situation vielleicht doch die klügere Entscheidung war. Im Endeffekt fing man mit Honig mehr Sokafliegen als mit Essig. „Verdient hätte es die räudige Rüsselnase“ dachte der Pyn’gani und warf dem Snivvianer einen Blick zu, den dieser Trotz aller Credits niemals vergessen würde. Mit seinem Zeige- und Mittelfinger machte der Agent eine Geste, die dem Nichtmenschen zeigen sollte, dass er ihn im Blick behalten würde, egal was sein Partner ihm gerade erst angeboten hatte. Zuckerbrot und Laserpeitsche, ein Duo, dass seine Effektivität über die Jahrtausende nicht verloren hatte.


Sie gingen eine schier endlose Treppe hinauf, da der Turbolift außer Betrieb war. Wenig überraschend. Solche Orte verfügten selten über funktionierende Turbolifte, sehr zum Leidwesen der Kreaturen, die in den oberen hundert Stockwerken lebten. Da wäre es manchmal schneller und einfacher sich aus dem Fenster zu werfen, befand Petinom und formte ein verwegenes Lächeln, dass er förmlich in seinen Bart hineinkicherte. Qubenter bekam von all dem nichts mit, waren doch beide Agenten damit beschäftigt diese überraschend sportliche Aktivität hinter sich zu bringen und vor dem anderen nicht offenbaren, dass man außer Puste sein könnte. Ein Eingeständnis körperlicher Schwäche für welche die Beziehung der beiden Männer noch nicht annähernd tief genug war. Scheinbar schien der junge Agent in einer besseren Verfassung zu sein oder er hatte schlichtweg bereits oft genug diese Treppen bestiegen, jedenfalls erschien Agent Qubenter nicht außer Atem zu sein während Petinom sich darauf konzentrieren musste flach zu atmen um sein Schnaufen zu verbergen.
In der Wohnung angekommen, warf Petinom einen kurzen Blick über die Einrichtung. Weder besonders schmutzig noch besonders sauber. Musste im Vergleich zu den anderen Wohnung beinahe schon die Penthouse Suite sein. Das perfekte Versteck, um unter dem Radar zu fliegen. Nachbarn, die wenig Fragen stellten und wussten, dass neugierige Nasen schnell an ähnlicher Schnappatmung leiden würden wie es Petinom in diesem Moment erlebte. Der Agent nickte, war zufrieden mit der Wahl seines unerwünschten Partners. Doch als dieser einen kleinen Droiden hervorkramte, den er schon in Anwesenheit des Ringers gesehen hatte, wurde dem Agenten schlagartig bewusst wieso er diesem Agenten misstraute: Er war ein Blechfreund. Ein Paradoxem, wenn sich gewahr machte, was ihr Auftrag war. Doch Petinom hatte seine Ansichten und die würde er nicht einfach so abschütteln können. Wer wusste schon, was diese kleine Getränkedose mit Servo-Motoren alles aufzeichnete? Petinom gefiel der Gedanke nicht.

Der Einladung Qubenters folgend setzte sich und verzog amüsiert die Lippen zu einem schmalen Lächeln, als der Agent ihm versicherte, es sei sauber. Wenn er wüsste in welchen Bruchbuden er schon für Rabaras dem Hutten hatte wohnen müssen, hätte der Agent auch den Müll seiner Kücheneinheit auf dem Boden verteilen können, Petinom hätte nicht mit der Wimper gezuckt. Seinen Mantel über die Lehne des Sofas gelegt, setzte sich der Pyn’gani in das weiche, doch leicht ausgesessene Material des Möbelstücks. Als Qubenter den Droiden anwies etwas Jizz aufzulegen, hätte der Agent glatt meinen können der junge Schönling versuche ihn zu bezirzen. Lädt ihn in seine Wohnung ein, legt etwas Musik auf, fehlte nur noch dass der Mann für ihn kochte. Amüsanter Gedanke. Petinom hörte lieber Herglic Wutmetall, eine Musikrichtung die sich aus dem Heavy-Isotope entwickelt hatte und lauschte auch gern den synthetisierten Klängen von Core Drive. Doch beide Männer waren nicht hier um über ihre musikalischen Vorlieben zu debattieren und sich darüber auszutauschen ob Dissonanzen und Bendings einen Song bereicherten oder eher eine Kakophonie von Lauten waren, sondern um das weitere Vorgehen zu besprechen und in die Akten zu blicken, die so schwer wie Kreuzer der Mon Calamari auf seinem Gemüt wogen.


„Dann schauen wir mal, in wessen Haut wir schlüpfen.“ Antwortete der Agent sardonisch auf die Frage seines Partners wider Willens.

Sein Datapad benötigte ähnlich wie das von Agent Qubenter einige Zeit um die verschiedenen Sicherheitsprotokolle und Verschlüsselungen zu dekodieren, doch schließlich spuckte das Gerät alle Daten aus, die der

KJrUAkz.png


Akte: Dr. Otem Nipe

Grunddaten:
Name: Otem Nipe
Alter: 35 Standardjahre
Spezies: Mensch
Geschlecht: männlich
Heimatwelt: Naboo

Lebenslauf:

Ѻ Schulischer Abschluss, Königliches Haus des Lernens
Ѻ Studium der Informationswissenschaften, Technische Hochschule Theed
Ѻ Abschlussnote: sehr gut
Ѻ Dissertation: Sicherheit in der Wesen-Droiden-Interaktion durch einen biofidelen Bewertungsansatz
Ѻ Abschlussnote: summa cum laude

Charaktergutachten:

„Karabast“ war das erste Wort, dass ihm dazu einfiel. Diese Kath Hunde hatten seinen Einsatz von langer Hand geplant. Er musste dem Drang widerstehen sich die Hand gegen die Stirn zu schlagen, um so blauäugig gewesen zu sein. „Otem Nipe“ war sein Alias auf Naboo gewesen, eine Tarnidentität, die man ihm dort gegeben hatte. „Zu seiner eigenen Sicherheit“ hatte man ihm damals gesagt. Doch sein Exil in dem Dorf, seine Auszeit auf Naboo, es war alles kein Zufall gewesen. Sie hatten ihn dort eingepflanzt um den Nährboden für diese Tarnidentität zu geben. Sie hatten ihn vor Ort quasi seinen Charakter einstudieren lassen, bevor er nun auf Etti IV eingesetzt werden würde. Diese verdammten Würmer. Mit großen, starrenden Augen blickte Petinom auf das holografische Antlitz seiner selbst, dass man mithilfe verschiedener Programme des Geheimdienstes so geformt hatte, dass sein Aussehen dem eines Wissenschaftlers entsprach.

„Brillen stehen mir gut, hm?“ fragte der Agent, latent angesäuert, und zeigte seinem Partner wider Willen seine Akte, während er Qubenters Dossier studierte.


Cadomai Ѻ Brella Ѻ Snivvian Sleeves Ѻ Danair Petinom und Tramas Qubenter
 
Cadomai Brella Äußere Stadtviertel Snivvian Sleeves Tramas Qubenter, Q1 und Danair Petinom

Der NRGD tat sich sichtlich gut darin, neue Tarnidentitäten für seine Agenten nicht nur anhand von Charaktermerkmalen und -eigenheiten zu erschaffen, sondern ebenso in einer präzisen Darstellung des physischen Äußeren der Außendienstler. Sie kreierten ein komplett neues Bild, ein neues Wesen mit neuem Kern und neuer Hülle, dessen Dasein, Eigenschaften und Äußeres in glaubwürdiger Harmonie erscheinen sollten. Jedes kleine Detail, prägende Mimik, akzentgefärbte Sprache, ein Muttermal oder eben die Verwendung einer Brille, gehörte dazu und war entscheidend für ein überzeugendes Gesamtergebnis.

„Wie ein neuer Mensch“, erwiderte Tramas im Versuch neutral zu bleiben, lächelte dabei seicht. Sich des aufbrausenden Verhaltens seines neuen Partners bewusst, war ihm jede andere Antwort zuwider. Die Wogen schienen für den Moment etwas geglättet, da war es klüger, keinen erneuten Sturm zu provozieren. Sie waren gerade dabei eine Vertrauensbasis untereinander zu bilden. Diese nicht direkt wieder einstürzen zu lassen, war daher ein großes Ziel.

Dr. Otem Nipe war nun der zweite Name, unter dem er Petinom einzuprägen hatte. Der Werdegang dessen fiktiver Identität umfasste also auch die Erlangung eines akademischen Grades und als Tramas das ihm vorgehaltene Dossier näher studierte, musste er feststellen, dass Dr. Nipes Hintergrund mit einer ähnlich ansehnlichen und hochrangigen wissenschaftlichen Laufbahn versehen wurde wie Tramas' Alias Dr. Hawn Biwesh. Ohne solche Lebensläufe, die zwar offensichtlich blendend waren, auf welche Cybot Galactica jedoch großen Wert zu legen schien, hätte der Verwaltungs- und Wissenschaftsressort des Technologieunternehmens ihre Bewerbungen sicherlich nicht akzeptiert. Dieser hohe Standard wurde vorausgesetzt, das Unternehmen hatte schließlich Rang und Namen.

Tramas las weiter im Dossier seines Partners, als erste Gedanken über Naboo seine Gedanken durchströmten.

‚Mittlerer Rand – außergewöhnlicher Plasmakern – Einhemische GungangsTPSVECN-1 Sternenjäger...‘

Die besonders ästhetische Bauweise der Naboo-Jäger hatte der Chandrilaner bereits als kleiner Junge mit Jägermodellen im Kinderzimmer spielend bewundert. Aus den Richtsätzen der Wissenschaften galt dabei stets der Grundsatz, dass die Form der Funktion folgte. Die Form einer Platine, von Handschellen oder gar die Form eines Cockpits oblag in jederlei Hinsicht seines eigentlichen Nutzens in seiner Anwendung. Dieser Primäraspekt fand sich für Tramas in den wohlgeformten Jägern der Naboo kaum wieder. Ihre elegante Bauweise glich sogar einem Alleinstellungsmerkmal. Die hohe Kunst dahinter rechnete Tramas den Ingenieuren daher hoch an. Es war das eine Technologie mit adäquater Funktion, das andere diese sogar mit formvollendeter Ästhetik zu entwickeln.

Für einen kurzen Moment erinnerte sich Tramas an seine Kindheitsträume, die viele galaxisweite Reisen zu fremden Planeten im eigenen Raumschiff beinhaltet hatten. Seines großen Interesses an der Erkundung der Galaxis zum Trotz, entpuppte sich der Chandrilaner im Rahmen der Grundausbildung des NRGD jedoch nicht als großer Pilot. Die Grundausbildung vermittelte ihm ein basales Verständnis in der Führung eines Raumschiffs, zur Anwendung war dieses Wissen bislang jedoch nicht gekommen. Tramas war sich nicht sicher, ob er besser froh darüber sein sollte. Die Simulationen der Grundausbildung waren lange her. Er vertraute bloß darauf, dass ihn die Wege der Macht auf dem richtigen Weg hielten und selbst so eine Situation überwinden ließen.

Tramas' persönliches Interesse galt ohnehin einer gänzlich anderen Domäne, der er nun in besonderer Ausprägung im Rahmen der neuen Mission ausgesetzt war. Allein bemessen an dem akademischen Werdegang von Dr. Nipe würde sie eine intensive Vorbereitungsphase erwarten. Der Chandrilaner hoffte nur, dass Petinom sich darauf einlassen konnte, anders sah er ihre Mission sonst in Gefahr. Umso mehr hoffte er allerdings, dass sein Partner diesen Themen inhaltlich gewachsen war. Bei Betrachtung des Dossiers erwuchsen beginnende Zweifel in ihm. War all dieser entstandene Trotz und Frust bei Vorstellung der Missionsdetails nur Ausdruck von Abneigung und Desinteresse in diesen Belangen oder auch der Wunsch einer persönlichen Meidung dieser Themen ob ihrer Komplexität? Tramas versuchte seinen Partner zu verstehen und je länger er darüber nachdachte, konnte Petinoms Empfinden Tramas' Abneigung für philosophische Themen gleichen. Im Zwiegespräch mit Kaya hatten in der Vergangenheit genau solche Inhalte den sonst stoischen Chandrilaner zu ähnlicher – im direkten Vergleich jedoch milderer – Reaktion geführt wie bei Petinom. Denn wenn der Chandrilaner etwas nicht ausstehen konnte, dann die definitive Unschärfe philosophischer Abhandlungen. Es gab zu viel Interpretationsspielraum, keine Eindeutigkeit. Kaya dagegen liebte es. Die Freiheit einer persönlichen Interpretation, die Integration eigener Ansichten. Technologie war dagegen nun Mal anders. Eine Programmierung war klar und strukturiert, ließ sich nicht biegen und wenden und wenn ein Fehler vorlag, ließ sich dieser nach entsprechender Analyse ausfindig machen und beheben. Gerade diese immanente Logik war es, die Tramas an der technischen Wissenschaft liebte.

Der Agent sortierte seine Gedanken schließlich und wandte sich an Petinom.
„Wir werden uns intensiv vorbereiten müssen. Diese Identitäten werden Fehler unsererseits nicht verzeihen“, fasste der junge Agent seine Skepsis zusammen. Analysierend hielt er den Blickkontakt, denn er hoffte auf eine Antwort oder eine bloße Reaktion im Antlitz seines Gegenübers, die ihm Vertrauen suggerieren konnte. Vielleicht mehr Wunsch als Realität, er konnte es jedoch nicht abschütteln.

Tramas' Blick wich dann erneut auf sein eigenes Dossier, als er begann weiterzulesen.

Akte: Dr. Hawn Biwesh

[...]

Charaktergutachten: Dr. Hawn Biwesh ist Sohn einer wohlhabenden Familie der Oberen Ebenen Coruscants. Nichts anderes liegt für den jungen Wissenschaftler im Fokus, als die Arbeit an sowie die Erforschung und Entwicklung von Droidentechnologie. Entsprechend engstirnig und ernst betrachtet der Coruscanti die Thematik, widmet gar jeden Aspekt seiner Zeit der fachlichen Auseinandersetzung. Fachliche Expertise stellt für den intelligenten Wissenschaftler höchste Priorität dar, Züge von Überheblichkeit und Arroganz schließt dies nicht aus.

Dr. Hawn Biwesh ist geprägt von einer geringen Form der sozialen Phobie der egozentrischen Variante. Es besteht deutliche Furcht vor öffentlicher Erniedrigung durch Unwissenheit und daher Rückzugstendenz, Einzelgängertum und Isolation soweit möglich. Selbst in einfacher sozialer Interaktion ist er von Unsicherheit dominiert, das High Coruscanti gefärbt von Angst sowie der Tendenz eines raschen, jedoch stolpernden Wortflusses. Emotion wird nicht ausgelebt, die Situation wird verlassen.

Ein Schmunzeln legte sich um die Lippen des Chandrilaners. Wie passend, dass er sich für seinen kunstaffinen Alias Derun Crove einen Einschlag von High Coruscanti bereits angeeignet hatte. Er würde sicherlich noch mehr daran arbeiten müssen, eine fundierte Grundlage besaß er aber bereits. Anders war es mit der charakterlichen Ausgestaltung von Dr. Biwesh. Eine soziale Phobie als diese zu spielen, dass das Gefühl einer affektiv auffällig gefärbten sozialen Interaktion auch beim Gegenüber entstand, war nicht leicht. Allzu schnell konnte man bei nicht überzeugender Darstellung als wildes Bantha umgeben von höchstfragilem Clari-Crytallin erscheinen und die Fassade zum Bröckeln bringen. Tramas war von Natur aus nicht sonderlich extrovertiert, soziale Interaktion empfand er jedoch nicht als unangenehm. ‚Phobische Störungen‘ war ein neues Stichwort, das er in Gedanken seiner Rechercheliste hinzufügte.

Während ihm die Gedanken durch den Kopf gingen, beobachtete Tramas wie Petinom über seinem Datenpad brütete. Weiterhin hoffte er nur, dass kein neuer Anflug des Entsetzens in seinem Gegenüber entstand. Die Deutung der markanten Mimik seines Partners fiel ihm weiterhin schwer.
„Diese Dossiers sind sehr ausführlich und ins Detail ausgearbeitet. Die Missionsdaten werden mit Sicherheit genauso akribisch, wenn nicht umso mehr, durchdacht worden sein. Die Erhöhung der Sicherheitsvorkehrungen von Cybot Galactica war reaktiver Natur auf was auch immer man uns verschweigt.“ Tramas rief die initialen Ausführungen des Mittelsmanns des NRGD zu Beginn ihrer Unterredung am geheimen Treffpunkt in Erinnerung. „Hast Du schon die Missionsdaten geöffnet?“

Cadomai Brella Äußere Stadtviertel Snivvian Sleeves Tramas Qubenter, Q1 und Danair Petinom
 
Cadomai Ѻ Brella Ѻ Snivvian Sleeves Ѻ Danair Petinom und Tramas Qubenter

Die Wesen dieser Galaxis waren so vielschichtig wie eine Zwiebel. Schicht um Schicht umgab ihr Innerstes, gut bewahrt und stets dazu bereit andere Wesen zum Weinen zu bringen. Doch Tramas Qubenter, er war richtiges Agentenmaterial. Ein Lächeln, dass von den Augen nicht getragen wurde, ein Satz, der mehr bedeuten konnte als der oberflächliche Anschein suggerieren wollte. Bisher gefiel ihm jedoch die Art des Burschen. Er redete nicht zu viel und er redete vor allem keinen Unsinn. Danair Petinom konnte es nicht ausstehen, wenn Personen wie affektierte kowakianische Affeneidechsen mit ihrem Halbwissen brillieren wollten, geboren aus einem Gefühl der Minderwertigkeit. Leider war er in seinem vorherigen Auftrag von vielen solcher Wesen umgeben gewesen. Wesen, die aus einer prekären Vergangenheit herauskatapultiert worden waren um am Busen der illegalen Geschäfte sich zu nähren und zu wachsen. Man konnte den Slumbewohner aus dem Slum holen aber nicht den Slum aus dem Slumbewohner. Wer auch immer dieser Qubenter war, er hatte nicht die prekären Verhältnisse dieser Existenz erleiden müssen.

Solange der Pyn’gani das Gefühl hatte, er konnte den Agenten lesen, fühlte er sich sicher. Die augenscheinliche Verschlossenheit des Mannes stellte aktuell für Petinom kein Problem dar, entband ihn das doch von der misslichen Lage Fragen über seinen eigenen Werdegang gestellt zu bekommen. Stattdessen huschten seine großen, manchmal wirren Augen über die Aurebesh Lettern der holografischen Darstellung seines neuen Alter Egos. Gemeinsam mit Agent Qubenter studierte der Agent die Eigenschaften seines neuen Wesens, ein Konstrukt, dass die Profiler der Sektion 1 sich ausgedacht hatten, basierend auf seinem psychologischen Profil.

Akte: Dr. Otem Nipe

[...]

Charaktergutachten

Ein Spross der kultivierten Welt von Naboo ist Otem Nipe als Sohn zweier Ingenieure aufgewachsen. Bereits in jungen Jahren werkelte der enthusiastische Nipe Jr. an verschiedenen Geräten, liebte es, sehr zum Missfallen ihrer MR-9 Einheit, den Staubsauger aus- und wieder zusammenzubauen. Von diesem Talent begeistert, entschieden sich seine Eltern dieses Talent zu fördern. Von einer beinahe schon kindlichen Neugier ergriffen, suchte Otem Nipe stets nach Antworten auf die großen Fragen der kybernetischen Welt und fand sie in der Dekonstruktion und Rekonstruktion seiner Umwelt. Eine andere mit Kindern in Verbindung zu bringende Eigenschaft ist dabei sein Temperament, doch erwies sich sein hitziges Naturell bei vergangenen Arbeitgebern, im Vergleich zu seinen Leistungen, immer als ein entschuldbarer Malus.

Während seine Augen über die Lettern huschten konnte der Pyn’gani das Gefühl nicht abschütteln, dass sich die Profiler von Sektion 1 mit ihm einen üblen Scherz geleistet hatten. Danair Petinom empfand sich selbst nich als besonders „lebhaft“ oder „aggressiv“, er hatte nur eine intensive Liebe für alle Facetten des Lebens. Wer in seinem Arbeitsfeld tätig war, musste das Leben lieben, schließlich konnte es aufgrund einer noch offenen Rechnung im nächsten Moment vorbei sein. Und es gab verdammt viele offene Rechnungen. Dabei wurden auch einige Modelle gezeigt, an denen Dr. Otem Nipe angeblich mitgearbeitet haben soll, beispielsweise eine modifizierte R4 Einheit, die eine bessere Schnittstelle zwischen Pilot und N-1 Sternenjäger darstellen sollte.


„Huh, und ich dacht‘ immer die Nubianer wären die Designer der ganzen Vehikel auf Naboo.“ sprach Petinom und verzog dabei seine Mundwinkel in einem Akt der Überraschung nach unten. „Wieder was gelernt“ verkniff er sich, dachte es aber. Es wäre ein peinliches Malheur gewesen, dieses Detail im kommenden Vorstellungsgespräch fallen zu lassen.

Eklatante Wissenslücken galt es zu schließen, das wurde Petinom klar als er die Reaktion seines Partners wider Willen sah. Doch genau dafür waren sie hier. Sein Hinweis auf die intensive Vorbereitung wirkte in diesem Zusammenhang wie ein besonders eindringlicher Apell an Petinom sich am Riemen zu reißen und die Vorbereitung so schnell wie möglich beginnen zu lassen. Auch wenn ihm der Pyn’gani gern widersprochen hätte, abgewunken hätte, musste er zerknirscht zugeben, dass der Agent recht hatte. Es verletzte vielleicht seinen Stolz, doch waren Cybot Galactica seine Gefühle egal, wenn sie ihn der Lüge überführen würden. Den Themenwechsel hieß der Agent daher willkommen, als Qubenter nach den Missionsdaten fragte. Doch Ernüchterung machte sich nach einer kurzen Lektüre bei Petinom breit, der NRGD schien besonders großes Vertrauen in ihre Fähigkeiten und ihrer operativen Kreativität zu besitzen.

„Jep. Doch steht da nicht mehr drin als das, was unser Freund uns bereits gesagt hat. Klassische Mischung aus einer Extraktion und eines E&E’s, quasi ein Triple E.“ schloss der Pyn’gani seine Erklärung und musste über den eigenen Wortwitz kurz lachen, was eher nach einem erstickten Grunzen klang. Dabei ließen seine prägnanten Augen den Mann ihm gegenüber nicht aus dem Sichtfeld.

E und E’s, wie sie im Agentensprech genannt wurden, waren klassische Einbruch und Enterungen. Die meisten Missionen waren mit diesem Parameter bestückt, entweder um Technologie zu stehlen, Sabotage zu begehen oder falsche Beweise zu pflanzen. Dabei durfte man sich nicht dumm anstellen, denn die Sicherheitsvorkehrungen der meisten Unternehmen, ganz zu schweigen von Cybot Galactica, waren eine Kunstform für sich. Retinascans, magnetische Schlösser, Temperaturauslöser, die bemerkten, wenn ein Wesen den Raum betrat, in dem sonst nur Droiden zugelassen waren, es gab zig verschiedene Möglichkeiten einen Raum zu sichern. Die Gegenkunst war es für jeden dieser Möglichkeiten den passenden Konter parat zu haben. Die Einbettung der beiden als Mitarbeiter der Korporation war ein gewiefter Schachzug, der nur jenen möglich war, die über genügend Zeit verfügten.
Die Extraktion war der Teil der Mission, der ihn stutzig machte. Normalerweise sprach man von der Extraktion einer Person, mit Vorliebe lebend. Nicht nur der Geheimdienst benutzte diese Taktik, auch Unternehmen suchten nach Möglichkeiten aggressiv feindliche Prestigeforscher, gerissene Finanziers oder andere wertvolle Personen abzuwerben. Auch gegen ihren Willen. Doch bestand ihre Mission nicht daraus einen Droiden, noch dazu einen Prototyp zu entwenden? Man konnte sich darüber streiten, was als „Leben“ und als „künstliches Leben“ galt, waren von Quermianer auch nur genetisch modifizierte Konstrukte, aus Xexto von den Arkaniern geschaffen. Doch für Petinom blieben alle Droiden Gegenstände. Elaboriert sprechende oder piepende Gegenstände, doch das konnte ein Holowecker auch sein. Es kam immer auf die Programmierung an.


„Unser Ziel ist Projekt Projekt H-3/L-4. Sie vermuten, dass es sich um einen Droiden vierten Grades handelt, doch das heißt nicht viel, jeder motorisierte Mülleimer in den Klonkriegen war ein Droide vierten Grades. Was genau das Projekt ist, verschweigen die Daten. Wenn du mich fragst, weiß es der NRGD selbst nicht.“

Seine Analyse war nicht abgeschlossen, doch zögerte Petinom einen Moment die folgenden Worte laut auszusprechen, denn es war auch eine Art Eingeständnis ihres Dienstherren. Ein Eingeständnis, dass für einen Geheimdienst immer besonders schmerzlich war.

„Und genau das macht ihnen zu schaffen.“

Von der vollen Wucht dieser Erkenntnis getroffen, ließ sich Petinom nach hinten fallen, in die Polster der Couch. Sein Blick heftete sich an das Hologramm, fixierte es, als würde er zwischen den einzelnen Interferenzen nach Antworten suchen, die ihm vorher nicht ersichtlich waren, als würden in den kleinen Pixeln Antworten versteckt sein, die nur darauf warteten von ihm entdeckt zu werden. Doch er fand sie nicht. Es blieb ihm nur da einzige andere fühlende Wesen im Raum nach seiner Einschätzung zu fragen.

„Was denkst du?“ fragte der Pyn’gani seinen Partner wider Willen, dessen Meinung ihm, wie ihm nun klar wurde, doch wichtiger war, als er es für möglich gehalten hatte.

Cadomai Ѻ Brella Ѻ Snivvian Sleeves Ѻ Danair Petinom und Tramas Qubenter
 
Zurück
Oben