[Corellia-System – Planquadrat E6 – Vindicator Klasse Kreuzer Behemoth - Ersatzbrücke] Norin Asharra, Vlademir Krakov und Brückencrew
Die Behemoth zog hoch, senkte die Nase und die noch einsatzbereiten Buggeschütze feuerten auf das Großkampfschiff der Neuen Republik. Unterdessen musste der Vindicator-Kreuzer ebenfalls Treffer einstecken.
„Senken Sie den Bug und feuern Sie mit sämtlichen Buggeschützen auf die Brückensektion dieses Ungetüms“, befahl der vorläufige aus Courscant stammende Kommandant der Behemoth. Dann zählte er leise bis fünf und rief danach: „Steuermann: Bringen Sie uns hoch, harte Wende nach Steuerbord und vollführen Sie das Manöver erneut. Wir halten uns in Bewegung. Feuerleitstelle: Befeuern Sie weiterhin die Brücke des moncalamarischen Undings, alle anderen verfügbaren Geschütze befeuern die Sekundärziele nach eigenem Ermessen. Vordere Turbolaser feuern nur auf meinen Befehl.“
Kaum hatte er ausgeredet, wurde der Kreuzer von einer heftigen Erschütterung erfasst. Norin fiel rückwärts gegen eine Wand, die einen unsanften Aufprall auf dem Boden verhindert hatte. Mehrere andere Crewmitglieder hatten weniger Glück. Doch es gab auf der Ersatzbrücke zum Glück keine ernsthaften Verletzungen, sodass auch kein Medic-Team benötigt wurde. Der vorläufige Kommandant rieb sich den Hinterkopf und nahm dann wieder seine Position ein. Während das alles geschah, brüllte ein Crewman: „Das Hangardeck wurde getroffen, Hüllenbrüche in der gesamten Sektion!“
Von außen konnte man eine waagrechte Feuersäule sehen, die das Schwarz des Alls für den Bruchteil einer Sekunde erhellte und sich dann im Vakuum auflöste. Wo einst das Hangardeck des Vindicator-Kreuzers gewesen war, prangte jetzt ein großes Loch, fast doppelt so groß wie der Hangar selbst. Doch das wusste die Brückenbesatzung noch nicht. Niemand der noch Lebenden, wusste, wie groß die Schäden waren.
„Commander Krakov leiten Sie alles zur Evakuierung des dort stationierten Personals ein, dann lassen Sie den gesamten Bereich großräumig versiegeln und kappen Sie die Energiezufuhr in die gekennzeichneten Bereiche. Damit steht unseren Schilden wieder mehr Saft zur Verfügung.“ Zumindest hoffte er es. Krakov, seines Zeichens, XO der Behemoth kam diesmal seiner Aufgabe zügig nach und zwar ohne eine Gegenrede. Rasch waren die Befehle weitergegeben worden und die entsprechenden Stationen meldeten ihre Bereitschaft. Reparaturteams waren in Dauerbeschäftigung, ebenso das medizinische Personal, die an Bord befindlichen Bodentruppen wurden zu deren Ärger zu allen möglichen Hilfsarbeiten eingesetzt, wie Räumungen, Evakuierungen. Bald waren die Außensektionen der Behemoth von jedem Leben geräumt.
„Sir, eine Marauder Corvette nähert sich unserer Position“, meldete die Sensorstation.
„Kennung?“
Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis Norin die Antwort erhielt. „Imperial, Sir.“
„Na, besser als gar nichts“, murmelte er. „Die ist wenigstens noch frisch und unbeschädigt. Ich hoffe, sie leistet hier ein wenig Feuerunterstützung.“ Etwas lauter und an einen Crewman gewandt fuhr er fort: „Finden Sie heraus, wer das Schiff kommandiert.“ Erneut wandte er sich an seinen XO: „Teilen Sie den noch vorhandenen Fightern mit, dass Sie bei uns nicht mehr landen können und ersuchen Sie die anderen Schiffe unserer Kampfgruppe die Überlebenden aufzunehmen.“
Nur bestätigende Worte, dann eifriges Arbeiten war zu erkennen, während die Behemoth zu ächzen und zu stöhnen schien. Norin fühlte immer mehr, wie der Durastahl unter der Belastung litt. Die Schilde waren kaum mehr erwähnenswert, drei Turbolasertürme waren weggeblasen worden, zahlreiche Decks nur noch Löcher in der Hülle, die Brücke ein Trümmerhaufen und nun war auch noch das Hangardeck Geschichte. Wenn sie nicht selbst bald in die Analen der Historie eingehen wollten, dann musste er sich etwas überlegen und zwar rasch.
Mit zwei Schritten war er an der taktischen Station und schaute sich die schematische Darstellung der Schlacht an. Er neigte den Kopf zu Krakov und zeigte mit seinem XO eifrig tuschelnd auf einige Punkte.
„Ich werde den Vorschlag, Captain Jericho unterbreiten“, sagte er schließlich zu seinem XO, der nicht gerade begeistert wirkte, aber auch die Chancen sah, die ein solches Vorgehen bot, abgesehen von einem Rückzug.
Gerade wollte er sich eine Verbindung zur Annihilator geben lassen, da rief die Kommunikation dazwischen:
„Eingehende Nachricht eines Rebellenschiffs, Sir!“
Der vorläufige Kommandant der Behemoth wirkte einen Moment lang verblüfft, dann wies er Lieutenant Mongraz, die viel von ihrer vitalen Strahlkraft eingebüßt hatte, an, die Verbindung zu öffnen.
Kurze Zeit später hörte man die Stimme einer Frau auf der Brücke widerhallen.
„Hier spricht Commander Irons vom republikanischen Dreadnaught-Kreuzer Deliverance. Ich fordere hiermit alle Imperialen im System auf, sich selbst die Frage zu stellen, ob sie weiterhin für einen Vorgesetzten kämpfen wollen, der nicht bereit ist, dasselbe Schicksal wie sie zu teilen. Betrachten Sie Ihre Holo-Projektoren. Was Sie dort sehen werden, ist ein vom Schlachtfeld fliehendes Flaggschiff [Harbinger], das ganz bewusst einen vollends vom Feind umringten Kreuzer [Intrepid] zurückließ, um die eigene Haut zu retten. …“
„Stellen Sie das ab!“, bellte Norin dazwischen. Er hatte genug von Rebellenpropaganda. Diese feigen Luschen zogen alle Register, schickten Frauen und Aliens in den Kampf, weil das eigene Mannsvolk zu ängstlich war, um selbst zu kämpfen. Sein Blick wurde hart. Zuerst die wendehalsigen Hapaner, dafür wünschte ihnen Norin, dass sie allesamt in ihrer finstersten Hölle schmoren sollten, dann diese Ansage! Nichts, so redete er sich ein, konnte ihn dazu bewegen, seinen Posten zu verlassen. Nur einen Befehl seines direkten Vorgesetzten würde er befolgen.
„Sir, die Marauder Korvette steht unter dem Kommando eines gewissen Lieutenant Commander Vladimir Borchov, Kennung des Schiffes: Retribution.“ Der Crewman war wirklich eifrig, dass er die Daten so schnell aus dem Bordcomputer geholt hatte. Die Stimme des jungen Besatzungsmitglieds klang zittrig, so als würde er die Worte der Dame in Erwägung ziehen und es für logisch halten, was sie sagte. Norin war froh, als die Verbindung getrennt wurde und er die Stimme dieser Person nicht mehr hören musste.
„Danke Crewman.“ Er verstaute den Namen des anderen Kommandanten in seinem Gedächtnis, ebenso wie den dieser Irons und wandte sich dann erneut der taktischen Station zu. Rasch ordnete er seine Gedanken, schob die Worte, der Rebellin in einen hinteren Winkel seiner Gedanken, und ging dann wieder in die Mitte der kleinen und sehr zweckmäßigen Ersatzbrücke.
„Sir, die Errant haut ab!“, rief der Mann an der Sensorstation, zwar nicht ganz korrekt im Wortlaut, aber doch sehr stimmig. Norin fuhr sich in einer an Verzweiflung grenzenden Geste durchs Haar. Das war eine große Schwächung ihrer Kampfkraft, gerade mit der Feuerkraft des Dreadnaught hatte er gerechnet. Das verkomplizierte die Sachlage, erschwerte die Entscheidungen, die irgendwann getroffen werden mussten. Der Coruscanti erwartete keine Unterstützung mehr, das Auftauchen der Retribution machte es deutlich. Doch er war zu sehr imperialer Offizier, um weitere verräterische Gedanken in seinem Hirn zu dulden. Als Kommandant hatte man Vorbild zu sein. So schluckte er seine … wenn er ehrlich zu sich war, musste er es mit Angst benennen, hinunter und machte weiter, als wäre nichts gewesen. Dabei hätte er sich am liebsten irgendwo in einen fernen Winkel verzogen und seine Ruhe gehabt. Rasch und energisch zwang er seinen Aufmerksamkeitsfokus wieder auf die Brücke. Dennoch konnte er zumindest seinen Plan an die bereits schwer angeschlagene Annihilator übermitteln, obwohl er schon sehr stark bezweifelte, dass er ohne die Hilfe der Errant gelingen konnte, dennoch … zumindest … Abermals strich er sich durch das dichte Haar und schaute dann zu Lieutenant Mongraz.
„Kommunikation: Schaffen Sie mir eine Verbindung zur Annihilator“, befahl er barsch und hoffte, dass die Verbindung halten würde. Das war ja seit den zahlreichen direkten Treffern nicht mehr ganz sicher. Doch solange die Antriebe in Ordnung waren, hatte er gute Hoffnungen, sich immer wieder entfernen zu können, um die schlimmsten Schäden reparieren zu lassen. Er hielt viel von taktischen Rückzieher, Scheinangriffen, Beweglichkeit und nichts von dem seit jeher angewendeten Taktiken der „Haudraufmethode“, wie er sie nannte, und mach so viele Gegner zu Schrott wie möglich. Das war zwar auch in seinem Sinn, allerdings sah er die Dinge ein wenig anders. Er wollte das Flaggschiff, das größte Schiff kampfunfähig machen, dann gaben meist die kleineren von selbst auf. Dieses Vorhaben ging auch mit kleineren Schiffen, wenn man die Treffer nur gezielt setzte und die Schiffe von allen Seiten Position beziehen ließ. Das wollte er nun Captain Jericho vorschlagen. Es war nur eine Idee – eine vage, vielleicht sogar ein Spiel mit hohem Risiko. Aber war das nicht jeder Kampfeinsatz?
Während er wartete, dass die Verbindung hergestellt wurde, brachte er sich in Position, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und stand stramm, auch wenn er nur Audio sendete. Innerlich war er froh darüber, dass die Holoverbindungen noch nicht instand gesetzt worden waren. Eine Sichtverbindung hätte nur gezeigt, wie elend er sich fühlte, denn er ahnte, dass Captain Jericho dafür ein Auge hatte, auch hätte er es gehasst, diesen Huttverschnitt mit dem hässlichsten Doppelkinn der gesamten Galaxis zu sehen, Commander Maevric.
„Sie können sprechen, Sir“, vermeldete die Kommunikationsoffizierin.
„Danke Lieutenant Mongraz.“ Er fuhr sich durchs Haar, atmete einmal tief durch und fragte sich selbst, was er eigentlich machte, denn es glich für sein, für Commander Mengsks, Schiff einem Himmelfahrtskommando.
„Hier spricht Lieutenant Commander Asharra von der Behemoth. Ich habe einen taktischen Vorschlag zu machen und hoffe, dass Sie ihn in Erwägung ziehen.“ Abermals atmete er tief durch und fuhr dann fort, als würde er so etwas jeden Tag machen. „Sir, ich schlage vor, die Annihilator aus der Gefahrenzone zu bringen. Machen Sie einen Scheinrückzug. Diese verlogenen feigen Rebellen denken, wir hauen alle ab, wenn mal einer von ihnen lauter hustet, das könnten wir uns zunutze machen. Dann denken die, wir sind hier nur noch ein kleines Häuflein leicht abschlachtbarer Schiffe und wir kreisen das Fischbecken ein und nehmen es von allen Seiten aufs Korn. Sobald sich der Gegner sicher fühlt und sich die Schilde der Annihilator wieder etwas erholt haben, kommen Sie zurück und greifen aus einer anderen Position heraus an. Als Alternative biete ich Ihnen den Status Quo und wir feuern weiter aus allen Rohren auf alles was sich uns nähert. Die dritte Option möchte ich aus Eigenschutz lieber nicht nennen, Sir.“
Jeder wusste, was er mit der dritten Option meinte, das war der Rückzug, auch die Erwähnung des Eigenschutzes machte dies deutlich. Doch die Brückenbesatzung schaute ihn nun erwartungsvoll an. In jedem Blick konnte Norin die Hoffnung auf ein Ende dieses Höllenszenarios erkennen, auch wenn es in Schmach und Schande auf dem Rückzug sein sollte. Es war besser zu leben. Ob er den Männern und Frauen diese Hoffnung geben konnte, wusste er nicht, es hing von Captain Jericho ab, der schlussendlich die Entscheidung treffen musste.
Der Lieutenant Commander hoffte, dass der Captain der Annihilator seine Idee in Erwägung zog. Nicht umsonst wollte er sich Gedanken machen. Doch auch eine anderslautende Antwort würde er akzeptieren und sein bestes geben, damit sie heil aus den Kampfhandlungen hervorgingen. Wobei die dritte Möglichkeit in seinem Hirn herumgeisterte, sie würde das Überleben zumindest der sich an Bord befindlichen Mannschaft sichern. Der restlichen Staffel räumte er nur noch wenige Überlebenschancen ein, wenn man es nüchtern betrachtete und Norin war ein sehr nüchtern denkender Mensch.
„Wir setzen das Manöver fort, bis wir Antwort von der Annihilator haben. Steuermann: Hochziehen, Wende nach Backbord und passen Sie auf unsere Schiffe auf! Feuerleitkontrolle: Ziel ist noch immer die Brücke des Fischbeckens. Drei, Zwei, Eins … sämtliche vordere Turbolaser, Feuer!“
[Corellia-System – Planquadrat E6 – Vindicator Klasse Kreuzer Behemoth - Ersatzbrücke] Norin Asharra, Vlademir Krakov und Brückencrew
Schiffsstatus:
Schilde: 20 %
Hülle: 69 %
Staffeln: verstreut
TIE-Fighter: 4/12
TIE-Bomber: 4/12
Hauptbrücke: zerstört; Hangardeck: zerstört; diverse Decks weisen zusätzlich, kleinere Hüllebrüche auf; drei Turbolasertürme auf der Backbordseite zerstört.