Corellia, Talus, Centerpoint Station, Selonia (Corellia-System)

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Der sechste Planet des Corellia-Systems, Crollia, diente für den Augenblick als Unterschlupf für die paar imperialen Schiffe, die dem lädierten Sternzerstörer der Imperial-Klasse „Agitator“ bis hierher gefolgt waren. Eine mehrstündige Hatz durch den corellianischen Sektor hatten sie hinter sich. Über eine weite Strecke waren die Hapaner ihre ärgsten Verfolger gewesen. Obwohl deren Kriegsschiffe auf die imperialen Offiziere alt, fast antiquiert wirkten, hatten sie dem unabhängigen „Retribution“-Geschwader mehrmals ordentlich zugesetzt. So hatten einige Krater, die nun die hellgraue Hülle der „Agitator“ verschandelten, ihren Ursprung in hapanischen Waffen, die nach längerem Beschuss den Schild problemlos durchdrungen hatten. Hier, in Crollias Schatten, leckten die Imperialen nun ihre zahlreichen Wunden, während sie auf den Grund ihrer Anwesenheit warteten: die „Gladius“.

Erschöpft, mit dunklen Ringen unter den Augen, saß der menschliche Kommandierende dieser recht ramponierten Kampfeinheit in einem Sessel, hielt eine dampfende Tasse Caf in seiner rechten Hand und starrte scheinbar gedankenlos auf eine gespeicherte Holoaufzeichnung. Kurz bevor die Hapaner das „Retribution“-Geschwader nahe dem Govia-System zum letzten Mal gestellt und in ein kleines Scharmützel verwickelt hatten, hatte die momentane Oberbefehlshaberin dieser völlig selbstständig agierenden Flottille, Vice Admiral Nerethin, einen letzten Befehl an zwei ihrer Kommandanten, den sie am meisten vertraute, übertragen. Sie sollten zügig ins corellianische System zurückkehren und der corellianischen Korvette „Gladius“ bei der Evakuierung – hauptsächlich der Weg vom Orbit bis zum Sprung in den Hyperraum – helfen. Begleitet von einem erschöpften Ächzen rieb sich der Line Captain, der hier das Kommando führte, die Schläfen.

Commander Buir, durch Varian Grosceus Feldbeförderung nun quasi der Schiffskommandant, stand auf einmal räuspernd neben dem abgekämpften Offizier. Ebenfalls am Rande seiner Kräfte meldete er:
„Das MRE ist – wie befohlen – ausgeteilt worden und die Wachablösung verschiebt sich um gut eine halbe Stunde. Zudem laufen die Reparaturarbeiten und bisher scheint sich das System friedlich gegenüber unserer Anwesenheit zu verhalten...“

„Haben wir schon eine Nachricht von Commodore Kratas oder unseren drei Aufklärern erhalten?“, erkundigte sich der Line Captain, schlürfte kurz an seinem Caf und blickte anschließend dem längst ergrauten Untergebenen ins Gesicht.

Da mit dem Verlust der Raumhoheit das corellianische System nicht mehr in imperialer Hand war, mussten sich die Reste des „Retribution“-Geschwaders selbstverständlich so verhalten wie es sich für Operationen hinter feindlichen Linien gehörte – sprich: überwiegend Funkstille. Nur ganz kurze Nachrichten, die einen hohen Grad der Verschlüsselung aufwiesen, waren von Zeit zu Zeit gestattet, um die beiden Teileinheiten, die Kampfgruppengröße hatten, zu koordinieren. Der „Masterplan“ sah nämlich vor, dass Commodore Kratas mit ihrem Imperial-II-Sternzerstörer „Accuser“ und den paar Begleitschiffen, die sie noch hatte, ein Ablenkungsmanöver starten würde, während die „Agitator“ die „Gladius“ aus dem Orbit boxte. Jedoch wollte Grosceu nicht so viel Aufsehen erregen. Deshalb hatte er stattdessen drei TIE/sr Scout vorgeschickt. Vom Feind völlig unbemerkt sollten sie sich an den ersten Planeten des Systems, Corellia, herantasten, wo schon die corellianische Korvette in der Atmosphäre wartete.


„Geben Sie der 'Accuser' das vereinbarte Zeichen...“, befahl der hagere Offizier, nachdem Buir ihn restlos aufgeklärt hatte. „Und geben Sie an alle Stationen 'Bereitschaft' aus. Notfalls müssen wir so nah wie möglich an den Planeten springen.“

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[Kernwelten :: corellianischer Sektor :: Corellia-System :: Tralus (Schatten) | Aufklärereinheit :: TIE/sr Scout :: „Aurek Drei“ | Pilot Officer Brenna Rawk]

Etwas unwohl fühlte sich Brenna Rawk. Mit ihrer mitternachtschwarzen Montur saß die TIE-Pilotin im kugelförmigen Cockpit eines klobigen TIE/sr – einem Sternjäger für Aufklärungszwecke. Schon beim Verkünden der Missionsparameter durch den zuständigen Offizier hatte sie diese „Aktion“ im abfälligen Ton als verrückt – oder besser als wahnsinnig – bezeichnet. Wahrscheinlich hatte man die Kiffu deshalb in diese „lahme Schrottmühle“ gesteckt. Nun flog sie gemeinsam mit ihrer gewohnten Rotte bei gut einhundert MGLT Corellia entgegen. Eine einfache Laserkanone am Bug sollte zudem über ihr Leben oder ihren Tod entscheiden. Keine faire Ausgangssituation – empfand die grimmige Pilot Officer. Dennoch hatte sie – wie ihre beiden Kameraden auch – den Auftrag angenommen.

„'Aurek Drei', etwas schneller“, brummte ihr Lieutenant ihr im zackigen Ton ins Ohr.

Ungehört seufzte sie unter ihrem schweren Helm einen leisen Seufzer aus. Sie waren erst auf Höhe der Zwillingswelten. Somit hatten sie noch Drall vor sich. Routiniert prüfte sie ihre Systeme. Bisher hatte keiner ihrer feinen Sensoren Alarm geschlagen. Dementsprechend folgerte Rawk daraus, dass die Rebellen sie noch nicht entdeckt hatten. Zwar hatte ihr der zusändige Commodore auf Nachfrage kurz und knapp versichert, dass der Feind das corellianische System, aufgrund der andauernden Schlacht am Boden, noch nicht gänzlich gesichert hat, aber was konnte sie schon auf dessen wilde Spekulationen geben? Sie hielt den Kopf hin, nicht er. Unwillkürlich umfasste sie den Steuerknüppel noch fester.

Selbst in Corells ungefiltertem Licht konnte man die drei winzigen TIE/sr Scouts mit bloßem Auge nicht ausmachen als sie sich hinter Tralus zeigten. Nah, ganz nah beieinander flogen sie. Der größte Abstand maß auf diesem Flug höchsten einen knappen Kilometer von einem schwarzen Solarflügel zum nächsten. Hier, mitten auf feindlichem Terrain, wollte man sich nicht aus den Augen verlieren und so einen Kameraden unfreiwillig sich selbst überlassen. Äußerst abscheuliche Geschichten über die Kriegsgefangenschaft hatte ein jeder von ihnen schon einmal irgendwo aufgeschnappt, weshalb man das nicht einmal seinen schlimmsten Feind in den eigenen Reihen wünschte. Nein, hier wollten alle heil aus der Geschichte herauskommen. Zumal man in diesem klobigen Sternjäger nur äußerst schwer den Helden spielen konnte, sollte man doch auf Rebellenmaschinen treffen.

Solche und ähnliche Gedanken gingen Rawk andauernd durch den Kopf bis sie Dralls Umlaufbahn erreicht hatten. Inzwischen hatten sie einen perfekten Blick auf Corellia. Kolossal wie alle Planeten auf Sternjägerpiloten in ihre klitzekleinen Maschinen zu wirken pflegten, präsentierte sich ihnen die grüne Welt. Einzelne Trümmerteile, die von der orbitalen Schlacht herrührten, registrierten beiläufig die feinen TIE/sr-Sensoren. Einen Moment gedachte die Pilot Officer den hier Gefallenen, weil laut ihrer Auffassung künftig niemand mehr an sie denken würde. Womöglich tauchten sie höchstens als namenlose Statisten irgendwo in einem Halbsatz auf. Ihr Blick fiel anschließend instinktiv auf die imaginäre Linie, wo gemäß den Instruktionen die Verteidigung der Rebellen sein musste. Natürlich konnte sie mit bloßem Auge nichts ausmachen, aber ihr Verstand besaß genügend Phantasie.


„Kontakt zum Zielobjekt hergestellt“, meldete der Rottenführer einige Zeit später über den Kanal, den sie sich zu dritt teilten. „Langsam traut sich das Tierchen aus dem Bau.“ Kurz hielt die Stimme, die sie über ihre im Helm integrierten Lautsprecher hörte, inne. „Beschützer ist informiert … Gebe schnell den Flugvektor durch. Umkehr in T-minus drei Minuten.“

[Kernwelten :: corellianischer Sektor :: Corellia-System :: nahe Corellia | Aufklärereinheit :: TIE/sr Scout :: „Aurek Drei“ | Pilot Officer Brenna Rawk]

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[Kernwelten :: corellianischer Sektor :: Corellia-System :: Crollia (Schatten) | Teileinheit des „Restribution“-Geschwaders :: ISD I „Agitator“ :: Brücke | Line Captain Grosceu, Brückenbesatzung]


Bis zum Auftauchen der „Gladius“ hatte rein gar nichts spürbare die Anspannung auf der „Agitator“ erfolgreich vertreiben können. Ernste Mienen hatten auf ständig flimmernde Bildschirme gestarrt, raue Hände hatten eisern die Steuerknüppel der Turbolasertürme umfasst und schlaffe Körper hatten sich längst auf einen weiteren Einsatz eingestellt bis die corellianische Korvette endlich aufgetaucht war. Hätte jemand ein feines Gehör gehabt, hätte dieser problemlos das kollektive Aufatmen hören können, das sich bei der verbreiteten Meldung aus den Kehlen etlicher Besatzungsmitglieder beinah parallel löste. Sie hatten tatsächlich das riskante Versteckspiel gemeistert. Sie hatten tatsächlich die „Gladius“ unbemerkt aus Corellias Atmosphäre bis in Crollias Schatten gebracht. Freudig klopften sich Mannschaftler und Unteroffiziere auf die Schultern, bevor der nächste Befehl kam.

Da Varian Grosceu sein Glück nicht überstrapazieren wollte, gab er die Anweisung das viel kleinere Schiff vorher in die Enterschleuse aufzunehmen. Während die „Agitator“ samt deren Begleitschiffe kurz durch den Hyperraum sprang, sollten Sector General de Vries und Moff Wessiri in der gleichen Zeit das Schiff wechseln. Nur äußerst ungern wollte der Line Captain solch hochrangige Personen auf einem so winzigen Schiff wissen. Zudem hatten sich Commodore Kratas und er währenddessen dazu entschieden, dass beide Kampfgruppen unterschiedliche Werftwelten anfliegen sollten, um vor allem den geretteten Informationen eine bessere Chance zu geben. Wie gewohnt ging ein spürbarer Ruck durch das gesamte Schiff als man den realen Raum verließ. Gleichzeitig erreichte Gorsceu die Luftschleuse zur „Gladius“.


„Lieutenant Commander Selgorias, mein Name ist Line Captain Grosceu, stellte er sich ziemlich förmlich seinem Kollegen vor. „In Vertretung für Vice Admiral Nerethin sowie Commodore Kratas soll ich Ihre beiden hochrangigen Passagiere sowie alle die Personen übernehmen, die auf Ihrem Schiff nicht unter Ihrem Kommando stehen.“ Kurz sah er zu de Vries und Wessiri. „Zudem möchte ich Ihnen meine Hochachtung aussprechen. So ein Rettungsmanöver bekommt nicht jeder hin, Sir.“

Sowohl der General als auch der Moff bedankten sich mit knappen Worten bei dem Kommandanten der „Gladius“, bevor sie das Schiff – mit den wenigen Habseligkeiten, die sie noch bei sich hatten – verließen. Erst jetzt wurde dem übermüdeten Flottenoffizier bewusst was für eine enorme Zahl an Flüchtigen die robuste Korvette aufgenommen hatte. Eigentlich hatte man diese kleine Schiffsklasse für höchstens zweihundertfünfzig Personen (Besatzung plus Schiffssicherheit) konzipiert. Grosceu entging auch nicht die (relativ) hohe Zahl an abgekämpften Soldaten. Offenbar hatte man sich den Weg durch Coronet frei schießen müssen. Beiläufig schüttelte der Line Captain den Kopf. Erst als die letzte Gestalt, ein ihm unbekannter Captain (Mile Toral), das Schiff verlassen hatte, knüpfte er noch einmal an das Gespräch an.

„Um zu gewährleisten, dass die Daten der corellianischen Militärführung sowie der Verwaltung bei den richtigen Stellen ankommt, möchte ich Ihnen hiermit in Vice Admiral Nerethins Namen einen letzten Auftrag übertragen“, sagte Grosceu zu Manius Selgorias. „In ein paar Minuten dürften wir in den realen Raum zurückkehren. Dort, irgendwo im leeren Raum, wird meine 'Agitator' Ihr Schiff wieder ins All entlassen. Während sich meine Einheit nach Fondor durchschlagen möchte, soll die 'Gladius' nach Rendili fliegen. Somit werde ich Ihnen nicht nur eine verschüsselten Kopie der Daten senden, die in de Vries' und Wessiris Besitz sind, sondern auch den Vektor zu einem Treffpunkt, wo sie auf Commodore Kratas und deren Einheit treffen werden. Sie wird Ihr Schiff sicher nach Rendili begleiten...“ Mit ernster Miene reichte er dem anderen Flottenoffizier die Hand. „Viel Glück...“

[Hyperraum ins Nirgendwo | Teileinheit des „Restribution“-Geschwaders :: ISD I „Agitator“ :: Enterschleuse :: Zugang zur „Gladius“ | Line Captain Grosceu und Lieutenant Commander Selgorias]

written by
Aiden Thiuro


[OP @ Letos: Du kannst gerne sofort im „Weltraum (Imperium)“-Thread oder gar gleich im „Rendili-System“-Thread weiterschreiben.]
 
(Corelia - Coronet - Raumhafen) Leeam, Devin

Frische Luft. Das war das erste was Leeam von Corelia wahr nahm. Erleichtert schob sich der schmale Bursche durch die anderen Reisenden und ignorierte empörte Rufe in diversen Sprachen, die er meist nicht verstand. Das war ihm nun alles egal. Der umgebaute Frachter, die wohl niedrigste Preisklasse für jeden Nicht-Sklaven zu reisen, war ein enges, feuchtes Grab gewesen. So war es Leeam jedenfalls vorgekommen.
Erinnerungen an die Mienen waren aus den Ecken seines Gedächtnisses gekrochen und Leeam hatte fest gestellt, dass er wohl ein wenig zur Platzangst neigte. Die Reise war jedenfalls wie eine Ewigkeit erschienen und selbst die niedrigsten Arbeiten, die zu erfüllen den Preis soweit gesenkt hatte, dass die Beiden sich den Flug fort von ihrer verarmten Heimat leisten konnten, waren eine willkommene Abwechslung gewesen.
Andererseits war Leeam dabei noch recht gut weg gekommen, er konnte zumindest dem Schiffstechniker zur Hand gehen, einem alten Recken der wie auch Leeam nie eine Schule besucht hatte, sein Handwerk dennoch gemeistert hatte.
Devin hingegen hatte sich die Hände wirklich schmutzig gemacht und ein mitleidiges Schmunzeln umspielte die Lippen Leeam´s, als er daran dachte. Mittlerweile hatte er sich schon nach draussen gearbeitet und sah zurück, wo er Devin´s wütende Stimme hörte, wie er fluchend darum kämpfte zu Leeam aufzuschließen.

"Nun beruhig dich, ich bin doch hier."

ließ er seinen Bruder wissen, kaum dass er ihn erspäht hatte. Ohne jedoch auf ihn zu warten ging er ein paar Schritte und stellte interessiert fest, dass die meisten Reisenden durch eine kleine Luke am Rand des Landefelds verschwanden. Dunkel erinnerte er sich etwas mit bekommen zu haben. Es ging wohl um Einreisekontrollen und die wollten Leeam und Devin vermeiden. Der zwielichtige Kapitän des Schiffes war darin auch ein alter Hase, schmuggelte er doch regelmäßig Leute ins System.
Kurz verspürte er Unbehagen, als er daran dachte wer sonst noch hier mit dabei sein mochte. Dann schüttelte er das Gefühl ab, eine Menge Leute hatten keine offiziellen IDs und kratzten alles Geld für eine Überfahrt zusammen. Diese hier würden sicher auch nach Arbeit suchen, so wie Leeam und sein Bruder.
Als er an Devin dachte wurde Leeam ernst. Der würde wahrscheinlich wieder etwas dämliches versuchen und hier gab es echte Sicherheitskräfte, die nicht erbaut wären einen illegalen Einwanderer beim Stehlen zu erwischen.
Daher eilte er voraus durch den Weg abseits der Kontrollen, um Devin hinter sich her zu ziehen, wissend dass dieser nun keine Zeit hatte um etwas anzustellen und ihm folgen würde.

Als Leeam dann nach einer Weile endlich das Gebäude verließ war er geschockt. Die Sonne schien und ein paar Wolken zogen am Himmel ihre Bahnen.
Doch die Stadt war ein Schlachtfeld. Zumindest war sie das wohl gewesen. Devin hatte etwas über Gerüchte erwähnt, über eine Schlacht die hier vor ein paar Tagen getobt hatte. Aber Leeam hatte das nicht so ernst genommen, bis er die Stadt sah, wo Soldaten der Republik noch immer dabei waren die Straßen zu räumen und mit einem Mal fragte er sich, ob sie nicht vom Regen in die Traufe gelangt waren, bei den vielen Uniformen hier.

(Corelia - Coronet - Straßen) Leeam, Devin
 
(Corelia - Coronet - Straßen) Leeam, Devin

Hinter Leeam her zu rennen war nicht unbedingt Devin´s Lieblingsspiel. Murrend und gelegentlich lauf fluchend eilte er seinem Bruder hinterher, der blauäugig in eine fremde Welt lief, den Kopf voller Versprechungen über die vielen Möglichkeiten die Corelia bot.
Und Devin gingen eine Menge Möglichkeiten durch den Kopf verhaftet zu werden, oder schlimmeres. Corelia würde netter aussehen und mehr reiche Säcke beherbergen als Glados, aber hinter der Fassade erwartete Devin nicht viel Neues. Korruption, Verbrechen und Gewalt. Aber sicher, es würde nicht das Ausmaß seiner Heimat haben, deswegen hatte er sich ja auch zu diesem Flug breit schlagen lassen und ihre Ersparnisse weg geworfen.
Nun ärgerte er sich darüber und kämpfte darum im Strom der Reisenden seinen Bruder wie auch die Tasche um seine Schulter nicht zu verlieren.
Endlich dann schob er sich an einem Rodianer vorbei und packte Leeam an der Schulter.

"Verdammt, renn hier nicht rum wie ein Grubenkäfer! Hier gelten andere Regeln und die müssen wir erst lernen."

herrschte er Leeam an, für den Moment ganz der Besonnene, auch wenn er schon bald wieder Hals über Kopf losstürmen würde und tief in seinem Innern wusste er auch, dass es nicht fair war Leeam so anzufahren. Aber die neue Umgebung machte Devin nevös und er schüttelte leicht den Ärmel seines alten Hemdes, um sich zu vergewissern, dass er das kurze Rohr schnell zu fassen bekommen würde, die einzige Waffe, die er zur Hand hatte.

Dann erst bemerkte er die Spuren des Krieges und schloss sich Leeam an und schwieg einen Moment.

"Komm, wir können nicht hier bleiben."

sagte er nun weit sanfter und zog Leeam mit sich, um irgendwo ein besseres Plätzchen für sie zu finden. Und in der Tat, unbeirrbar fand Devin schnell eine Art Markt, wo improvisierte Stände Waren anboten und das Leben sich gegen den Schrecken des Krieges stemmte. Die Luft war erfüllt von Stimmen und dem Reiz von Möglichkeiten.
Kurz erwog Devin etwas essbares zu ergattern, doch etwas hielt ihn zurück, vielleicht der Gedanke an Leeam, der alles andere als glücklich mit seiner Stehlerei war.
Als kaute Devin einen Moment unschlüssig auf der Unterlippe, dann griff er in seine Tasche und holte ein paar bunter Bälle heraus.
Dann schob er sich durch die Menge an eine etwas verwaiste Ecke und pfiff laut. Damit bekam er nicht viel Aufmerksamkeit, aber ein paar Leute wandten schon den Kopf.
Und in dem Moment begannen die Bälle auch zu fliegen. Mit großem Geschick warf und fing der langhaarige Junge sie, den Blick auf die umstehenden Leute gerichtet.

"Meine Damen und Herren und Geschlechtsneutrale, darf ich Sie, für eine Spende Ihrer Wahl, von dem tristen Alltag ablenken und von den Sorgen des Krieges?"

seine Stimme war wohlklingend und voll und übertänte sogar das allgemeine Gemurmel der Masse auf dem Marktplatz. Lächelnd zog Devin mehr und mehr Bälle hervor, während seine Worte noch auf die Leute wirkten. Einige hatten sich schon abwenden wollen, doch als Devin von einem Rad aus fliegenden Bällen umkreist wurde sahen sie doch ein wenig länger hin.
Die meisten hatte er dann am Haken. Ein dutzend Bälle schwirrte nun durch die Luft, Devin´s Hände nur Schemen. Hoch in die Luft warf er einige, andere schienen in der Luft zu tanzen und stießen kontrolliert gegeneinander. Dann balancierte Devin einen sogar auf seiner Stirn, ohne mit dem Rest aus dem Takt zu geraten.
Und zu guter letzt flogen nun auch noch Werkzeuge aus der Tasche durch die Luft, von unmenschlicher Geschicklichkeit geworfen und gefangen. Devin setzte beide Hände und Füße ein und ließ den ganzen Satz hin und her fliegen, kickte Bälle gegen seine Stirn und schleuderte sie von dort wieder zu seinen Händen.
Der Anblick war spektakulär und fesselte die Leute, wie Devin am Rande zufrieden wahr nahm. Doch er selber war voll konzentriert und schwitzte, während er sich bemühte den ganzen Zirkuss in der Luft zu halten und dabei noch Kunststcke machen zu lassen.
Leeam würde derweil bereit stehen, einen kleinen Beutel in der Hand um die Spenden des Publikums in Empfang zu nehmen, dankbar für Devin´s ehrliche Arbeit die Leute zu erfreuen und dafür auch etwas zu bekommen.


(Corelia - Coronet - Markt) Leeam, Devin
 
Corellia - Coronet - Markt - Kalyn

Es erstaunte Kalyn von Kryvuld, wie schnell sich der Geist der meisten intelligenten Wesen an Ausnahmesituationen gewöhnte. Es war erst einige Tage her, seit die letzten Kämpfe im Corellia-System abgeklungen waren. Die Aufräumarbeiten hatten gerade erst begonnen; überall waren die Spuren des Häuserkampfes zu sehen. Die Priorität bestand immer noch im Beseitigen von Kampfmitteln aller Art, die nicht in falsche Hände geraten durften. Oft genug waren das dumme Jugendliche, so war Keaed Tak, ihr Padawan, auch gerade jetzt wieder dabei, Schlachtsouvenirs aller Art aufzuspüren, bevor diese womöglich ihre unglücklichen Finder vaporisierten, in Fetzen rissen oder sonstwie verletzten oder töteten. Dass ausgerechnet der draufgängerische Nautolaner – für Kalyn jahrelang der Inbegriff eines »dummen Jugendlichen« – diese Aufgabe erfüllte, entbehrte nicht einer gewissen Ironie, doch er machte sie gut und es war zudem zweifellos eine wichtige Aufgabe. Die Befreiung von Corellia hatte auch so schon viel zu viele Opfer gefordert.

Der Begriff »Befreiung« schien auf Corellia tatsächlich zu passen. Lange Jahre von imperialer Besatzung und Propagande waren trotzdem nicht genug gewesen, die Corellianer gleichzuschalten, wie es von jeher das Ziel der Imperiums gewesen war, jener Diktatur, gegen die sie, die Stammhalterin eines der bedeutenderen kuatischen Adelsfamilien, sich einst aufgelehnt und einen hohen Preis dafür bezahlt hatte. Ultimativ war die Natur Corellianer natürlich zu rebellisch, um je wirklich von einer der beiden Seiten überzeugt zu sein, doch welche der beiden sie bevorzugten, war dennoch deutlich spürbar.

Auch die Tatsache, dass die Welt Corellia einst der Hauptsitz des Jedi-Ordens gewesen war und viele Jedi ihr Leben gegeben hatten, um sie zu verteidigen, war keineswegs in Vergessenheit geraten. Jedi-Meisterin Kalyn, Leiterin der Jedi-Mission im System, was beeindruckender klang als es angesichts des kleinen Häufleins verbliebener Jedi war, wandelte stolz erhobenen Hauptes durch die Straßen und spürte den positiven, ermutigenden Einfluss ihrer Präsenz auf die Stimmung ihrer Umgebung. Häufig traten Bewohner an sie heran, die schuldlos in die Mühlen der republikanischen Bürokratie geraten waren und oft genug konnte sie diese ganz unbürokratisch und schnell lösen. Doch auch manch anderer Probleme nahm sie sich direkt an, nun, da die Fähigkeit der Kampfmeditation nur noch phasenweise benötigt wurde.

»Wage es nicht, dich noch einmal mit Diebesgut hier blicken zu lassen, Breego!«

Donnerte die hochgewachsene Menschin mit all der Autorität, die einem über viele Jahrhunderte im Hochadel erwuchs, multipliziert mit der einer erfahrenen Jedi-Meisterin. Der rodianische »Geschäftsmann«, der auf dem Markt Luxusgüter verschiedenster Art zu verdächtig niedrigen Preisen anbot, wirkte eindeutig eingeschüchtert. Die Versorgungslage auf dem Planeten war für die Umstände in Ordnung, lediglich in Einzelfällen gab es Engpässe, und Hamsterkäufe waren streng verboten. Diebstahl war es schon immer gewesen, doch die Dreistigkeit der Täter hatte zugenommen.

»Ich… ihr könnt mit nichts beweisen,«


Stammelte die Schuppenhaut.

»Ich beziehe alle meine Waren aus legalen Quellen… hat man mir jedenfalls gesagt…«

Natürlich war der Rodianer nur eine kleine Nummer, der das Diebesgut am Ende einer Kette von diversen Mittelsmännern kaufte. Den großen Reibach machten andere, doch irgendwo musste man natürlich anfangen.

»Könnten wir dir etwas beweisen, würden Wir Uns nicht mit Abschaum wie dir beschäftigen, Breego.«

Gab Kalyn eiskalt zurück.

»CorSec hätte dich längst in Gewahrsam genommen. Doch Wir wissen, was hier abläuft und Wir sind sehr ungehalten über deine mangelnde Lernwilligkeit. Wir würden dir raten, dafür zu sorgen, dass sich Unsere Stimmung wieder aufhellt.«

Es dauerte eine Weile, bis der nicht übermäßig helle Rodianer die Bedeutung der diversen "Wir"s und "Uns" umrissen hatte, dann wurde er bleich, packte seine Sachen und verschwand.

Etwas völlig anderes erfasste die Aufmerksamkeit der adeligen Jedi. Bettler waren leider nicht allzu selten in diesen Tagen, doch ein Pärchen wie dieses sah man nicht alle Tage: während der Eine (Leeam) Geld sammelte, jonglierte der Andere (Devin) eine beeindruckende Anzahl an Bällen. Kalyn ging auf sie zu, um sich das Schauspiel näher anzusehen und konnte beobachten, wie der Mensch noch einen und noch einen drauf setzte. Was er tat, war bei weitem zu schnell und zu schwierig, um es auf natürlichem Wege zu bewerkstelligen. Möglicherweise gab es dort draußen Spezies, die zu derartigem fähig werden, doch keine Menschen, und alles um Devin sagte »Mensch«.

»Ein beeindruckendes Schauspiel, nicht wahr?«

Sprach sie Leeam mit einem wissenden Lächeln an und war einen kleinen Credchip in den Beutel.

»Aber nicht besonders schwierig, wenn man sich zu helfen weiß.«

Mit diesen Worten streckte sie ihren Zeigefinger über den Beutel aus und ließ die Chips im Beutel wie Nexus in der Manege darüber hüpfen. Ein paar Mal umkreisten sie ihn, bevor sie an ihren ursprünglichen Platz zurückkehrten.

»Wenn Wir uns nicht sehr schwer täuschen, ist Euer… Bruder bei weitem zu talentiert, um seine Zeit mit Taschenspielertricks zu vergeuden.«

Dass sie ein Brüderpaar vor sich hatte, war für eine Person, die in Kindheitstagen mit Ahnenkunde geplagt worden war, nicht schwer zu erraten. Was den Grad der Machtsensitivät anging, bedurfte es wohl noch eines definitiven Tests, doch dass die Macht im Spiel war, daran hatte Kalyn nicht den geringsten Zweifel.

Corellia - Coronet - Markt - Leeam, Devin und Kalyn
 
(Corelia - Coronet - Markt) Leeam, Devin

Leeam fühlte sich seltsam hemisch, während er lächelnd die Menge abschritt und Chips einsammelte. Sie waren auf einer fremden Welt, mit einem hohen, strahlendem Himmel, einer ungewohnt riechenden Lut und selbst das Licht der Sonne kam ihm seltsam vor.
Aber die Leute reagierten wie er es gewohnt war aud die Kunststücke seines Bruders, nur dass er wesentlich seltener leere Hände davon abhalten musste in den Beutel zu greifen als er es gewohnt war. Das Lächeln des Jungen wurde breiter, je länger er sammelte. Corelia würde ihm gefallen. Überhaupt waren die Zuschauer wesentlich gesitteter als daheim, vielleicht eine Nachwirkung der Schlacht, aber vielleicht auch die viel gepriesene Zivilisation.

Und dann sah sich Leeam einer Frau gegenüber. Irgend wie schien sie ihm nicht zu den anderen Leuten hier zu passen und seine grünen Augen nahmen einen wachsamen Ausdruck an als er sich näherte.
Ihre Worte kommentierte er mit einem Nicken.

"Oh ja, ich bin auch immer selbst beeindruckt." gestand er ihr und nickte erneut, diesmal zum Dank für den Chip. Doch als er gerade weiter gehen wollte sprach sie erneut und Leeam wusste diese Bemerkung nicht so recht zu deuten. Warf sie Devin Betrug vor, dass er irgend einen Trick benutzte? Bevor er mehr als die Stirn runzeln konnte geschah nun doch etwas wirklich bizzarres. Das Geld begann sich aus dem Beutel zu erheben und Leeam gingen die Augen über.
Kurz war er völlig erstarrt, dann schnappte er verzweifelt nach den Creditchips, die ihn spöttisch umkreisten und die Menge tobte vor Begeisterung, offenbar in dem Glauben dies sei Teil der Nummer.

Leeam hingegen hatte keinen Schimmer wie die Frau das machte und als das Geld brav an seinen Platz zurück kehrte fragte er sich ob er wohl einen späten Raumkoller bekommen hatte. Unsicher sah er vom Beutel zu der Frau, dann zu Devin. Der war in seine Nummer vertieft und bemerkte nichts, was vielleicht auch besser war. Leeam derweil packte den Beutel fester und bemerkte dann erst, dass die Frau wieder sprach. Und was sie sagte gefiel Leeam gar nicht. Es klang gefährlich nach einer Anwerbung, von der Sorte die man nicht ablehnen konnte und mit einem Schlag gefiel ihm Corelia weit weniger.
Er musterte die Frau, unsicher wog er den Beutel in seiner Hand und fragte sich, ob er wohl einem Syndikatvertreter gegenüber stand. Hatten die Brüder sich in fremdes Territorium gewagt und mussten nun den Preis dafür zahlen?
Panik stieg in ihm auf und Leeam wandte sich wortlos ab um mit schnellen Schritten zu Devin zu eilen, in dem Versuch sich durch die Masse der Leute zu schieben und die Frau abzuhägen, damit er sich Devin schnappen und verschwinden konnte.

(Corelia - Coronet - Markt) Leeam, Devin, Kalyn
 
Corellia - Coronet - Markt - Leeam, Devin und Kalyn

Mit einem Schlag bekamen auch Leeam und Kalyn einen Teil der Aufmerksamkeit der Menge und genau wie ein Teil der Zuschauer, vermutlich weitgehend deckungsgleich mit jenen, die die Macht trotz aller Gegenbeweise für einen Trick hielten, wusste er offensichtlich nicht was er sah. Oder was er mit der Aussage der Jedi anfangen sollte. Kalyn kam jedoch nicht dazu, ihre Aussage zu präzisieren, da der Geldeinsammler die Flucht ergriff und offensichtlich auch seinen Bruder vor ihr warnen wollte.

Über Leute, die beim Anblick einer Jedi-Robe die Beine in die Hand nahmen, wusste die Kuati Bescheid und in der Tat hatte sie seit Ende der Kampfhandlungen schon diverse schlecht geplante Fluchtversuche ertragen müssen, und dieser zählte zweifellos dazu. Es fiel der Jedi-Meisterin leicht, Leeam durch die von ihm mühsam gebahnte Gasse zu folgen und hatte ihn nach wenigen Schritten eingeholt.

Mit der Hand ergriff sie seine Schulter und drehte ihn herum, so dass sie sich ansahen.

»Wartet, es gibt keinen Grund, vor Uns wegzulaufen!«

Versuchte sie, den Menschen zu beruhigen. Es war nicht ungewöhnlich, machtbegabte Wesen an den Rändern der Gesellschaft zu finden, solche, die Gesetze verletzten, sei es aus Not oder um des eigenen Vorteils willen, doch viele Jedi rekrutierten sich von dort, und der Orden war bekanntermaßen bereit, zu vergeben.

»Allerdings wäre es ein guter Zeitpunkt, Euch zu überlegen, ob Ihr etwas ausgefressen habt, das Ihr Uns mitteilen solltet. Bitte ruft Euren Bruder, denn Wir sind nicht wegen dem hier, was ihr bisher getan haben mögt, sondern wegen der strahlenden Zukunft, die euch womöglich bevorsteht.«

Nach einem Blick zwischen den beiden Brüdern hin und her fühlte Kalyn sich genötigt, einen kleinen Hinweis hinzuzufügen.

»Seht bitte davon ab, Eurem Bruder ein Signal zur Flucht zu geben. Es wäre Uns gegenüber beleidigend anzunehmen, ein derartiger Versuch würde von Erfolg gekrönt sein. Wie wir bereits betonten, besteht dazu auch überhaupt kein Anlass.«

Obwohl Kalyn im Zweifelsfall kein Problem damit hatte, notfalls auch beide gleichzeitig mit der Macht am Weglaufen zu hindern und es manchen Subjekten in Coronet gut täte, von einer derartigen Demonstration der Stärke zu erfahren, hätte sie es doch vorgezogen, die Angelegenheit allein durch die Autorität, die sie als adelige Kuati zwangsläufig ausstrahlte, zu lösen.

Corellia - Coronet - Markt - Leeam, Devin und Kalyn
 
[Corellia-System | Anflug auf Corellia | CLQ Caluula] Wonto Sluuk

Zwei Truppenschiffe waren von New Plympto nach Corellia zurückgekehrt. Sie brachten Leichen und Verwundete, aber auch die entkräfteten Soldaten der ersten Angriffswelle von der Front weg und zurück auf Gebiet, das mittlerweile fest in der Hand der Neuen Republik schien. Einer der Transporter, die Caluula, brachte seine Insassen in eine Militärkaserne südlich von Coronet, die vor nicht allzu langer Zeit noch in der Hand des Imperiums gewesen war. Da die offensichtlichsten Symboliken entfernt worden waren, konnte man davon aber kaum etwas bemerken. Eigentlich war der Komplex wie jede republikanische Kaserne auch. Es gab geschlechtergetrennte Gruppenräume für die einfachen Soldaten und etwas großzügigere Unterkünfte für Offiziere, Verwaltungsgebäude, einen großen Exerzierplatz, Fahrzeughangars, Überwachungs- und Kommunikationsanlagen sowie Zäune und Wachtürme, die Eindringlinge abhalten sollten. Auch eine Mauer hatte es gegeben, doch von diese bestand mittlerweile nur noch aus Breschen und Schutthaufen. Zwar hatte man die Hoheitszeichen des Imperiums beseitigt, die Kampfschäden aber noch nicht.

Man ließ den zurückgekehrten Soldaten zwei Tage Zeit zur Regeneration. Wonto nutzte jede Stunde davon, so gut er konnte. Er schlief gründlich aus, erfreute sich der Annehmlichkeiten gut ausgestatteter Waschräume und futterte sich mit überwältigendem Eifer die Pfunde wieder an, die er in den Wäldern und Kampfgebieten von New Plympto verloren hatte. Erst damit kehrte sein Wohlbefinden zurück. Das allerdings nur so lange hielt, wie er es schaffte, die Erinnerungen zu verdrängen, denn zum Aufarbeiten hatte es bisher noch keine Gelegenheit gegeben. Eigentlich war er seit seiner Versetzung zu den Bullheads nur von Gefecht zu Gefecht gehastet und hatte gar keine Zeit gehabt, sich um seinen Seelen- und Geisteszustand zu kümmern. Mit jeder Schlacht waren neue hässliche Erfahrungen und grauenerweckende Bilder, Geräusche und Gerüche hinzugekommen. Was das anging, hatte New Plympto sogar mehr zu bieten gehabt als die weitaus langwierigere und verlustreichere Invasion von Corellia.

Am dritten Tag seines Aufenthalts wäre er vielleicht in der Lage gewesen, sich die ersten dieser überfälligen Gedanken zu machen. Aber es kam nicht dazu. Am frühen Morgen wurde er zu Captain Kuu'kun bestellt, dem Befehlshaber der Bullheads. Er hatte bereits einmal das ›Vergnügen‹ gehabt, mit dem Twi'lek-Offizier zu sprechen: An seinem ersten Tag bei der Kompanie. Das Gespräch war allerdings nicht in einer Weise verlaufen, die ihm Lust auf eine Wiederholung machte. Aber was er wollte, spielte dabei natürlich keine Rolle. Der grünhäutige Mann mit dem verstümmelten Lekku erwartete ihn hinter einem massiven Schreibtisch, der auf den Ortolaner wie ein Richterpult wirkte, und sein mürrischer Gesichtsausdruck passte dazu.


»Stehen Sie bequem, Private Sluuk«, sagte er. Das hieß, es war Wonto nicht erlaubt, sich zu setzen. »Berichten Sie mir von den Ereignissen auf New Plympto.«

Der Soldat kam dem Befehl nach und erzählte, etwas stockend und unsortiert, von seinen Erlebnissen auf dem nahen Planeten. Von der Landung und dem katastrophal verpatzten ersten Angriff. Von seiner Flucht durch die Wälder mit Cecily King, die inzwischen tot war. Vom zweiten Sturm auf die Industrieanlage, dem Straßen- und Häuserkampf. Der Entdeckung der abgeschlachteten Gefangenen im Gefängnis unter der Fabrik. Dabei kamen die ganzen Bilder wieder hoch, völlig ungefiltert und schonungslos, so dass er sich mehrfach unterbrechen musste, um zu schlucken und durchzuatmen. Nur einen Teil der Geschichte ließ er aus: Dass sie in der Fabrik mehrere Zivilisten erschossen hatten.

Ku'kuun hörte zu, ohne Zwischenfragen zu stellen. Nichts an seiner Miene verriet, ob eine Information dabei war, die für ihn interessant oder sogar überraschend war. Er ließ Wonto ungestört zum Ende kommen und schwieg auch dann noch, den strengen Blick auf den Ortolaner gerichtet. Erst nach einigen quälend langen Sekunden Fragte er:


»Warum sind Sie zur Bullhead-Company gekommen, Private?«

Diese Frage hatte er schon einmal gestellt. Bei Wontos Ankunft. Er wusste nicht, was die erneute Frage sollte, und antwortete vorsichtig:

»Äh... haben Sie meine Akte nicht vorliegen, Sir?«

»Habe ich«, sagte der Twi'lek streng und hob das Datapad einige Zentimeter an. »Ich will es noch einmal von Ihnen hören.«

»Ich... ich habe mich auf meinen eigenen Wunsch hin versetzen lassen.«

»Von einer Spezialeinheit hin zu einer x-beliebigen Abteilung der leichten Infanterie. Warum?«

»Hm, weil, äh...«

»Bekommen Sie auch einen Satz heraus ohne zu stottern, Sluuk

»Captain, es... tut mir leid, ich...«

»Schon gut, fahren Sie fort.«

»Wo war ich? Ach ja: Die Versetzung war zu dieser Zeit die einzige Möglichkeit, vom Cortana-Squad wegzukommen.« Ku'kuuns entnervter Blick machte deutlich, dass er keine Lust hatte, ihm jedes Detail einzeln aus dem Rüssel zu ziehen, so dass Wonto etwas zerknirscht fortfuhr: »Ich habe in der Schlacht von Denon eine Fehlentscheidung getroffen und eine Kameradin, Trooper Lyshaa Duare, ist deswegen gestorben. Sie wurde erschossen, als sie mir helfen wollte, nachdem ich mich unnötig in Gefahr begeben hatte.«

Es war tatsächlich die zweite Auflage eines Gespräches, das sie vor der Schlacht von Corellia bereits einmal geführt hatten.

»Sie haben den Vorfall selbst aktenkundig gemacht. Trotzdem wurde nie eine Untersuchung gegen Sie angestrebt. Wissen Sie warum das so ist?«

»Vielleicht weil... ich rein nach den Paragraphen nicht schuld war oder mir man das nicht beweisen konnte. Aber auch wenn es nicht strafrechtlich relevant war, ich habe mich trotzdem schuldig gefühlt.«

»Und Sie haben sich um eine Versetzung bemüht, auf Ihren Rang und Aufstiegschancen verzichtet und sich aus dem Staub gemacht, nur um sich nicht Ihren Kameraden stellen zu müssen. Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich das für einen feigen Entschluss halte.«

»Ja, Captain.«

»Daran hat sich nichts geändert, Sluuk: Ich sehe es noch immer so. Ich weiß nach wie vor nicht, ob Sie wirklich das Zeug zu einem guten Soldaten haben.«

Wonto schluckte. Was kam nun? Schloss man ihn aus dem Militärdienst aus? Aber was blieb ihm dann noch, wo sollte er hingehen? Er war nicht scharf darauf, weiterhin dan der Front zu kämpfen, Leben zu nehmen, Freunde fallen zu sehen und sein Leben zu riskieren. Aber es war alles was er gelernt hatte, alles was er konnte. Er hatte keinen Plan B.

»Aber Fakt ist,« fuhr Ku'kuun fort, »Sie sind kein Frischling mehr. Sie haben einige wirklich harte Kämpfe mitgemacht und überlebt. Zudem haben Sie eine Ausbildung, die eigentlich über den Anforderungen der Leichten Infanterie liegt. Spezialwaffentraining, Pilotenausbildung... das sind Talente, die Sie bei den Bullheads nicht anwenden können.«

Und endlich rückte er damit heraus, warum er Wonto zu sich bestellt hatte:

»Unsere Kompanie ist nicht die einzige, die Verluste hatte. Aber nirgendwo lassen sich die Verluste leichter ausgleichen als bei der leichten Infanterie. Spezialisiertere Einheiten haben es da schwerer. Deshalb erhielt ich den Befehl, einige unter meinen Soldaten auszuwählen, die für ›höhere‹ Aufgaben geeignet sind. Fühlen Sie sich zu Höherem berufen, Sluuk

Diese Frage troff vor Sarkasmus und bis auf ein verlegenes Stottern brachte der Ortolaner keine Antwort heraus. Aber es war ohnehin eine rhetorische Frage gewesen und der Captain fuhr fort:

»Ich werde Sie für eine Versetzung zu den Scouts vorschlagen, Private. Dass man Sie dort nehmen wird, bezweifle ich nicht, denn ich werde Ihre Qualitäten herausstreichen und nach anderen Dingen wird man mich wahrscheinlich nicht fragen. Sie werden die Kompanie also verlassen, und zwar wahrscheinlich schon in wenigen Tagen. Sie erhalten eine Zusatzausbildung und werden dann in eine Kundschaftereinheit eingegliedert.«

Die Nachricht traf ihn hart. Wonto wusste nicht, was er davon halten sollte. Er war ein sehr soziales Wesen, er brauchte Freunde und vertraute Gesichter um ihn herum. Zwar war er nicht lange bei den Bullheads gewesen, doch die gemeinsamen Erlebnisse - sofern er nicht gerade einmal im Kampfgetümmel verloren gegangen war - hatten sie zusammengeschweißt. Er wusste, wie wichtig es war, dass man sich auf seine Kameraden verlassen konnte. Gerade erst hatte er begonnen, ein Teil der Gemeinschaft zu werden. Und nun schickte der Offizier ihn weg? Ins völlig Unbekannte? Wo er ganz von vorne anfangen musste? Er wollte etwas sagen; wollte protestieren, doch er brachte keinen Ton heraus. Dann wollte er respektvolle Bedenken äußern, auch das gelang ihm nicht.

Ku'kuun sah ihm natürlich an, dass er mehrfach ansetzte, aber jedes Mal wortlos wieder abbrach. Er ging nicht darauf ein.


»Da Sie offensichtlich keine Fragen haben, ist dieses Gespräch beendet, Soldat. Sie werden Ihre neuen Befehle in Kürze erhalten. Wegtreten!«

Wie im Traum schlurfte Wonto aus dem Büro. Draußen musste er sich zuerst einmal setzen.

[Corellia | 300 km südlich von Coronet | ehemals imperiale Militärkaserne] Wonto Sluuk
 
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(Corelia - Coronet - Markt) Leeam, Devin, Kalyn

Mit dem Sammelsurium an Bällen und Gepäckstücken in der Luft war Devin reichlich abgelenkt. Selbstbewusstsein und Erfahrung allein schienen die Gegenstände immer dorthin fliegen zu lassen, wo Devin gerade einen Teil seines Körpers hatte um sie in Empfang zu nehmen.
Sein Haar klebte mittlerweile an seinem Gesicht und die Röte war ihm in die Wangen gestiegen. Sein Atem ging schwer und in Konzentration waren die Augen geschlossen, nichts wahrnehmend ausser der Aufgabe die Show am Laufen zu halten.

Und dann zupfte etwas am Rande seines Verstands. Die Erfahrung ließ ihn wissen, dass dies ein schlechtes Zeichen war und für gewöhnlich Ärger bedeutete. Einen Herzschlag lang machte er einfach weiter, dann wusste er mit einem Mal, dass das Gefühl von Leeam ausging. Und ohne zu überlegen setzte er sich in Bewegung. Hinter ihm fiel klirrend ein Beutel mit Werkzeug zu Boden und einen Moment später folgte der Rest. Aber Devin nahm das nicht wahr, nur der Brennpunkt vom Leeam´s Angst in seinem Kopf war wichtig und er huschte darauf zu.
Anders als sein Bruder hinterließ Devin dabei keine Gasse, sondern schlängelte sich wie ein Windstoß an den Schaulustigen vorbei, geschwind und leise. Schon konnte er den Haarschopf seines Bruders sehen, hörte halb die Stimme einer Frau.
Aber die Worte waren bedeutungsloses Geplapper in seinen Ohren. Furcht hatte ihn taub gemacht für den Rest des Universums. Die panische Verlustangst trieb ihn an und mit einem Mal durchbrach er die Mauer aus Leibern und sah undeutlich eine Gestalt, die Leeam an der Schulter hielt.
Der Anblick alleine ließ Devin´s Hand vorschnellen wie ein Blitz, der nun Kalyn´s Handgelenk zu packen bekam und das Gelenk verdrehte um ihren Griff zu lösen. Vom eigenen Schwung getragen raste er halb in die Frau hinein und ohne es recht beachsichtig zu haben fand er sich Aug in Aug mit ihr wieder, dass sich ihre Nasen fast berührten.

Die Reflexe von den Jahren des Überlebenskampfes sprangen an und er funkelte die Frau zornig an, den Zorn unbewusst herauf beschwörend, als eine dürftige Schicht zwischen ihr und seiner Angst. Sein Zorn verbarg die Furcht in seinem Gesicht und half ihm allgemein einen Kampf zu vermeiden, indem er einfach aggressiver auftrat als sein Gegenüber. Daheim hatte ihm das oft gute Dienste geleistet und dies hielt ihn auch davon ab gleich auf die Unbekannte einzuschlagen.
Statt dessen loderten seine Augen mit der Entschlossenheit einen Kraytdrachen mit bloßen Händen anzugehen, sollte es nötig sein.

"Fass meinen Bruder nicht an!"

Devin´s Stimme war im allgemeinen zu weich und warm um wirklich bedrohlich zu klingen, doch sein Gesichtsausdruck glich das wieder aus. Er ließ die Worte einen halben Herzschlag on der Luft hängen, dann ließ er los und machte einen großen Schritt zurück, wobei er Leeam mit einer Hand hinter sich schob. Der Junge in den alten Kleidern stand nun so vor der Jedi Meisterin, ein krasser Gegensatz zu ihr. Seine schweissnassen Haare hingen ihm über das Gesicht, welches nun vollends gerötet war und sein Atem ging stoßweise. Die grünen Augen hielten Kalyn fixiert, bereit jederzeit auf eine hastige Bewegung ihrerseits zu reagieren und zum Teufel mit den Konsequenzen.
Nur langsam begann er über die Situation nachzudenken und irgendwie war er froh, nicht einfach angegriffen zu haben. Und es war nicht die Angst vor den Sicherheitskräften, die ihn so empfinden ließ. Und das irritierte Devin, wenn er auch weiterhin um seine zornige Miene kämpfte.

(Corelia - Coronet - Markt) Leeam, Devin, Kalyn
 
(Corelia - Coronet - Markt) Leeam, Devin, Kalyn

Leeam drängelte sich hastig durch die Menge, erntete ungnädige Rufe und den einen oder anderen unsanften Stoß bei seiner panischen Flucht.
Und dann war es mit einem Mal vorbei als ihn jemand an der Schulter packte. Sein Körper verkrampfte sich und die Furcht explodierte regelrecht in ihm, ließ ihn erstarren wie ein Reh im Scheinwerferlicht.
Die Worte seiner Verfolgerin drangen dumpf zu ihm herüber, aber allzu beruhigend fand er sie nicht. Dieses 'uns' welches sie immer wieder verwendete klang in Leeam´s Ohren nicht besonders angenehm und verdichtete das Gefühl es mit einem Mitglied des organisierten Verbrechens zu tun zu haben.

Langsam drehte er sich zu Kalyn um, sein Gesicht weiß und die Augen geweitet.

"Ich...ich weiß nichts was sie wollen. Wir wollen uns hier nur etwas Geld für eine warme Mahlzeit verdienen, mehr nicht."

stammelte Leeam verängstigt und schüttelte den Beutel zur Bekräftigung seiner Worte. Hinter sich spürte er wie sich Devin in Bewegung setzte.

"Wir haben nichts weiter gemacht und sind bestimmt nicht von Interesse für sie oder ihren Boss."

versuchte er die Frau nun mit Worten abzuwimmeln, da er schlichtweg nicht auf den Gedanken kam einer Jedi gegenüber zu stehen, die für ihn nur Märchengestalten waren, so wie Snarks, Grumpkins und andere Kreaturen aus den Legenden.
Doch bevor er auch nur hoffen konnte die Frau davon zu überzeugen, dass die Brüder bedeutungslose arme Schlucker waren tauchte auch schon Devin auf. Leeam biss sich auf die Lippe und zuckte zusammen in der Erwartung einer Schlägerei.
Doch Devin bewies, für seine Verhältnisse, eine Menge Zurückhaltung. Leeam protestierte leise, als Devin ihn beiseite schob.

"Nicht Dev...Syndikatsmitglied."

zischte er warnend, um Devin davon abzuhalten nun doch noch etwas dämliches zu tun.

(Corelia - Coronet - Markt) Leeam, Devin, Kalyn
 
[Corellia | 300 km südlich von Coronet | ehemals imperiale Militärkaserne] Wonto Sluuk

Nach dieser Nachricht machte Wonto zuerst einen Spaziergang, um den Kopf klar zu bekommen, doch das funktionierte nicht so recht. Als er schließlich in die Gemeinschaftsunterkunft zurückkehrte, sahen die anderen Soldaten ihm sofort an, dass etwas nicht stimmte. Es war keiner unter ihnen, der in den Tagen nach den Kämpfen nicht selbst einmal Trübsal geblasen oder sich sogar in einem depressiven Zustand befunden hatte, dennoch merkten sie, dass etwas vorgefallen war. Als der Ortolaner erzählte, dass er bald mit einer Versetzung und einem dauerhaften Abschied von der Bullhead-Company rechnen durfte, war die allgemeine Reaktion ein betroffenes Schweigen. Er merkte erst jetzt, wie sehr seine Kameraden ihn bereits integriert und akzeptiert hatten. Das machte es natürlich nicht leichter.

An diesem Abend gingen die meisten früh zu Bett, denn kaum einem stand der Sinn nach Unterhaltung, egal welcher Art. Auch Wonto zog sich zeitig zurück. Doch schlafen konnte er nicht. Während der Nacht stand er auf, schlich zum Fenster der Barracke und blickte hinaus in einen sternenklaren Himmel. Er fragte sich, zu welchem dieser fernen Lichtpunkte es ihn wohl als nächstes verschlagen würde und was ihn dort erwartete. Eine Antwort bekam er darauf nicht. Es kam ihm ungerecht vor, aber dass es in der Welt nicht immer nur um Gerechtigkeit ging, das hatte er schon lange bemerkt. Eine Sternschnuppe zuckte über den Himmel. War das nur ein Brocken kosmischen Gesteins oder ein Überbleibsel der Raumschlacht, das in der Atmosphäre verglühte, oder hatte es mehr zu bedeuten? Und falls es ein Omen war, ein gutes oder ein Schlechtes? Ein paar Minuten wartete er und hoffte, eine zweite Sternschnuppe zu sehen, so als könnte diese die Fragen beantworten und ihm Gewissheit geben. Das war natürlich Unsinn. Schließlich zog er sich frustriert wieder in sein Bett zurück.

Vor den geschlossenen Augen sah er die Gesichter der Soldaten, die seine bisherige Karriere beim Militär geprägt hatten. Der Trandoshaner Aeonian Malric und Dur Mantu, genannt Tacker; diesen beiden war er in seiner Heimat Coruscant begegnet und sie hatten ihm dabei geholfen, überhaupt in die Armee und sogar in die Spezialkräfte aufgenommen zu werden. Die Mitglieder des Cortana-Squad, mit denen er in dieser scheußlichen Schlacht auf Denon gekämpft hatte. Die pinkhäutige Lyshaa Duare, die für ihn gestorben war, und der Mon Calamari Pfebbto, den er als Freund betrachtet hatte, bis auch er gefallen war. Cado Jyvun, der einzige, den er nach dem Verlassen der Einheit wiedergesehen hatte, weil auch er zur leichten Infanterie gewechselt hatte: Mit ihm hatte er noch auf Corellia gemeinsam gekämpft. Dort war er auch John Clanc begegnet, einem jungen Soldaten, der ihm mit seiner offenen und treuen Art schnell ans Herz gewachsen war, doch er galt noch immer als vermisst und war mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr am Leben. Auf New Plympto, dem letzten Schlachtfeld auf dem er bis dato gekämpft hatte, war er schließlich Cecily King begegnet, mit ihr gemeinsam durch den Urwald gewandert, vor einer Feuersbrunst geflohen und über einen Fluss geschwommen. Auch sie war nun tot, zuletzt hatte er gesehen, wie sie in einem Leichensack auf die Caluula gebracht worden war. Erschossen von einem imperialen Scharfschützen - was reines Glück war, denn genausogut hätte sie dem Friendly Fire des Lieutenant Wonka Third erliegen können.

Summa summarum war es kein fröhliches Kapitel eines Lebens. Es wurde vor allem von Angst, Ungewissheit und Tod geschrieben. Aber als Wonto es sich durch den Kopf gehen ließ, fielen ihm auch die guten Seiten auf. Kameradschaft. Freundschaft. Zusammenhalt und Treue. Die Tugenden der republikanischen Armee, er hatte sie erlebt und gelebt. Obwohl sein Weg mit Leichen gepflastert war, denen seiner Feinde sowie seiner Freunde, und er nicht wusste, wann er selbst sich zu ihnen gesellen würde, war er doch glücklich bei den Streitkräften - glücklicher zumindest, als er es früher gewesen war.

Dieser Gedanke gab ihm die Ruhe, die er brauchte, um einschlafen zu können. Und als er am nächsten Morgen erwachte, kam ihm der Gedanke erneut. So sehr er es auch bedauerte, dass er die Kompanie verlassen musste - er durfte bei den Streitkräften bleiben. Und er durfte hoffen, abermals Kameradschaft und mehr zu finden, so wie es auch bisher immer wieder der Fall gewesen war.

Doch der Optimismus wurde hart strapaziert. Die neuen Befehle kamen schneller als gedacht. Nur ein Tag und eine Nacht blieben ihm noch, dann musste der Abschied bereits vorüber sein, denn ein Schiff sollte ihn auf dem Raumhafen von Coronet erwarten. Es gab keinen Aufschub, keine Schonfrist. Mit der Nennung seines nächsten Zieles wurde das Unausweichliche konkret. Es ging an einen Ort, der kaum weiter von Corellia entfernt sein konnte. Nach Utapau.


[Corellia | 300 km südlich von Coronet | ehemals imperiale Militärkaserne] Wonto Sluuk
 
Hypperraum nach Corellia |Transporter |Wonka Third, Leutnant Korrado, Soldaten.

Ein gruselige Stille hatte Einzug bekommen. Wonka Third hasste diese Momente, in denen niemand was sagte, sondern man sich nur gegenseitig anstarrte.
Genau jetzt war so ein Moment.
Wonka saß neben Korrado der sich mehrmals während des Fluges per Holodetector mit seinem Vorgesetzten unterhalten hatte.
Anscheinend waren die Informationen schneller als sie, denn auf dem Stützpunkt wussten alle wichtigen Personen bereits jedes Detail ihres Einsatzes.
Korrado wirkte verbittert, anscheinend bedrückte ihn etwas.
Lendix saß alleine in einer Ecke und hatte die Augen geschlossen. Jedoch ließen seine Bewegungen erkennen, daß er von heftigen Alpträumen gepackt wurde.
Er wandte sich an Korrado, der wusste mittlerweile auch Bescheid.

Was passiert jetzt mit ihm?

Erstmal garnichts. Es wird eine Untersuchung gegen Lendix eingeleitet, solange darf er keinen neuen Einsatz annehmen.
Ich wage es zu bezweifeln, das ihre Einheit noch einsatzbereit ist.


Welche Einheit?, antwortete Wonka.
Meine Einheit existiert nicht mehr.
Amivia ist alt. Ein halbes Jahr gebe ich ihm, dann ist Schluss.
Bleibt ein Mann.
Wonka seufzte.

Ist das noch eine Einheit?, fragte er ironisch, bevor er in seinen Sitz gedrückt wurde.
Sie landeten.

Wir reden nachher., sagte Korrado zu ihm.

Fünf Minuten später setzten sie auf. Alle drei traten aus dem Shuttle und helles Licht schlug ihnen entgegen.
Es war hellichter Tag.

Korrado ergriff das Wort.
Lendix, gehen sie zu den Aufenthaltsräumen, sie werden bereits erwartet.

Zu Wonka sagte er nur:
Kommen Sie, gehen war spazieren.

Wonka drehte sich nochmal zu Lendix um und hob die Hand.
Ab jetzt war er nicht mehr sein Anführer.

Warten sieben hier., sagte Korrado und verschwand im Eingang der Kaserne. Kurze Zeit später kam er mit einer Flasche Wasser und einem Brötchen zurück.

Ich denke wir haben etwas mehr verdient, als diesen blöden Energieriegel.

Wonka nickte und griff beherzt zu.

Kommen Sie., sagte Korrado, wir machen einen Spaziergang.

Sie gingen an der Bezäunung der Kaserne lang. Eine Zeit lang sagte niemand etwas, bevor Korrado das Wort ergriff.

Denken sie, sie sind bei der richtigen Truppengattung gelandet?

Wonka musste einen Augenblick überlegen.

Das war mein erster Einsatz.
Für Einschätzungen ist es noch zu früh.


Korrado zeigte keine Reaktion.

Oberst Xash hat mich während des Fluges zur schweren Infanterie versetzt und mir ein paar neue Männer zugeteilt. Ein Platz ist noch frei.
Und er hat gesagt wenn sie Lust hätten...


Wonka überlegte. Das war ein Angebot nach seinem Geschmack. Er wollte jetzt mal keine Befehle geben, sondern mitlaufen und sie ausführen.

Daher fiel seine Entscheidung relativ schnell.

Ich bin geneigt ihren Vorschlag anzunehmen.

Korrado lächelte.
Dann willkommen bei den Deltas!

Deltas, Ahaa.
So schnell wechselt man also von einer Einheit zur nächsten.

Stossen wir an!, sagte Korrado und hob seine Wasserflasche.
Wonka erwiderte und setzte zu einem Schluck an:
Mann, sind wir arm!

Genießen Sie es.
Wir müssen gleich bereits weiter.
Der Geheimdienst hat uns schlechte Nachrichten zukommen lassen.
In der Imperialen Armee herrscht Niedergeschlagenheit aufgrund der bevorstehenden Verhandlungen.
Es besteht die Gefahr einer Desertation, auch auf Grenzplaneten.


Haruun Kal., säuselte Wonka.

So ist es., antwortete Korrado.
Wir wurden aus Sicherheitsgründen nach Haruun Kal verlegt.
Sowohl als Schutz gegen Deserteure, als auch zum Schutz gegen Piraten.


Sie waren wieder beim Transporter angelangt.

Steigen sie ein, ihre Kollegen stelle ich ihnen unterwegs vor.

Damit betrat Wonka den Transporter und damit auch einen neuen Abschnitt in seinem Leben.

Hypperraum nach Haruun Kal |Transporter |Wonka Third, Leutnant Korrado, Deltas.
 
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Corellia - Coronet - Markt - Leeam, Devin und Kalyn

Was Kalyn vorfand, als sie Leeam eingeholt hatte, ähnelte nun nicht mehr dem gewitzten Kleinganoven, für den sie ihn ursprünglich gehalten hatte. Stattdessen war er kreidebleich, als er sich unter dem sanften Druck der Hand der Kuati umdrehte und stammelte, dass er keine Ahnung hätte, was die Frau von ihm wollte.

Dass sich der Bruder (Devin) plötzlich in Bewegung setzte, erregte jedoch Kalyns Argwohn. War die Mitleidstour nur eine raffinierte Ablenkung, damit der Kumpan sich heimlich absetzen konnte? Quasi durch Leaam hindurch behielt sie ihn im Auge.

Aber nein, er kam auf sie zu – gut. Die Jedi mittleren Alters entspannte sich ein wenig und hörte Leeam zu, der beteuerte, nichts verbrochen zu haben und unteressant zu sein für sie oder ihren Boss.
Ihren Boss? Offensichtlich lag hier ein Missverständnis vor. Manchmal, so erschien es Kalyn, wäre es günstiger, sie trüge einen dieser geschmacklosen braunen Morgenmäntel anstatt ihrer schlichten, aber stilvollen grau-schwarzen Robe, die auch als etwas anderes als Jedi- oder Mönchsbekleidung durchgehen konnte. Schließlich kleidete sie sich auch jetzt schon lange nicht so, wie es ihrem Stande entsprach, doch dies war eine bewusste Entscheidung und Zeichen ihres Entschlusses, aufzugeben was sie hatte, um stattdessen den Unterdrückten zu helfen.

Bevor die 48jährige jedoch die Angelegenheit klären konnte, kam Devins Hand von hinten angeschossen und entfernte ihre unsanft von der Schulter seines Bruders. Ganz mit dem Missverständnis beschäftigt, kam der Angriff völlig überraschend und urplötzlich fanden sie und und der Neuankömmling sich auf kürzeste Distanz, Auge in Auge. Doch Kalyn rührte sich nicht, denn immerhin war sie eine Jedi-Meisterin – wenn ein Bantha sich plötzlich unvermittelt Auge in Auge mit einem einsamen Wolf fand, war es auch nicht das Bantha, das zuerst zuckte. Entsprechend ungerührt nahm sie auch die Drohung zur Kenntnis, obwohl dem Mensch zu allem entschlossen schien – aber dies war nun wirklich keine erfolgversprechende Variante, gegen eine Jedi vorzugehen.

Tatsächlich war es Devin, der als erstes einen Schritt zurück machte und Leeam schützend mitnahm, und letzterer protestierte und nannte Kalyn, die sich keinen Millimeter rührte, ein »Syndikatsmitglied«.

»Syndkatsmitglied?«

Die Jedi-Meisterin lachte kurz humorlos auf und schüttelte den Kopf.

»Nein, natürlich nicht. Wo haben Wir denn unsere Manieren gelassen? Wir haben Uns ja noch gar nicht vorgestellt. Unser Name ist Kalyn von Kryvuld, Jedi-Meisterin, und Unser Interesse an euch besteht darin, dass ihr gut und gerne machtsensitiv sein könntet. Womöglich auch mit der Chance auf eine Karriere innerhalb des Ordens,«

Der öffentliche Platz mitten in Coronet war allerdings nicht der geeignetste Platz, sich darüber zu unterhalten. Durch die ganze Aktion hatten sie nicht wenig Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Zu viele Personen beäugten sie, um offen zu reden, oder dass die mutmaßlichen Brüder eine ehrliche Entscheidung treffen könnten. Kalyn hatte Leeams Worte, sich ein warmes Essen verdienen zu wollen, noch im Ohr und die zerlumpte Kleidung der beiden sprach dafür, dass er die Wahrheit gesagt hatte.

»Doch ist das kein Thema, das man beiläufig auf der Straße bespricht. Wärt ihr gewillt, Uns an einen etwas privateren Ort zu folgen? Bei einem warmen Mittagessen, wenn ihr das wollt?«

Fragte sie so ruhig und freundlich wie möglich. Weder wollte sie Leeam noch weiter verschrecken noch den hitzköpfigen Devin dazu bringen, etwas dämliches zu tun.

Corellia - Coronet - Markt - Leeam, Devin und Kalyn
 
(Corelia - Coronet - Markt) Leeam, Devin, Kalyn

Leeam starrte die Frau mit großen Augen an. Sie hatte Devin´s improvisierten, aber durchaus wirkungsvollen Auftritt praktisch ignoriert. Das würde Devin sicher sauer aufstoßen, vor allem wenn er jetzt richtig in Fahrt kam.
Die Zeit lief wie Sirup, zäh und seltsam gemächlich. Leeam sah von einem zum anderen und hatte ein unangenehmes Deja Vue Gefühl.
Die Worte Kalyn´s schienen ein Echo zu haben, nur dass das Echo ihre aktuellen Worte waren wie sie aus dem Mund der Jedi Meisterin kamen.
Leeam blinzelte, während sich sein Kopf anfühlte als pumpe jemand Luft hinein. Ihm war ein wenig schwindelig von der Verdopplung der Ereignisse und langsam schienen sich die 'Erinnerungen' und die folgende Verwirklichung derselben zu entfernen.
Noch bevor sich die Frau als Jedi Meisterin vorstellte riss Leeam die Augen noch etwas weiter auf und die Kinnlade setzte sich in Bewegung.
Da er sowieso schon recht beeindruckt war konnte einem Beobachter diese Wirkung sicher leicht entgehen, während es in Leeam´s Kopf arbeitete, auch wenn das überlkeits erregende Deja Vue Gefühl ihm das Denken schwer machte.
Leicht schwankend stand er hinter Devin und legte ihm eine Hand auf die Schulter, halb um sich zu stüzen, halb um ihn zurück zu halten.
Denn die Reaktion seines Bruders war ihm mit schlafwandlerischer Sicherheit klar.
Auch Devin riss die Augen auf und war einen Moment erstarrt.
Jedi, das Wort war nur ein ferner Mythos für die Zwillinge gewesen und nun behauptete die Frau eine zu sein.
Dann kamen die Gedanken Devin´s wieder zum alten Schema zurück und er betrachtete das ganze als Trick. Und ide Redeweise Kalyn´s machte ihn nicht weniger aggressiv. Vom Plural Majestatis hatte er noch nie gehört, aber er erkannte dessen Bedeutung durchaus als etwas, was Leute erfanden um sich über andere zu erheben.
Und obwohl dies nicht in der Absicht der Jedi war, so fasste Devin es auf.

Leeam sah wie ihm Traum wie Devin laut fluchend ausholte...und dann wurde die Vision seltsam verschwommen als die Jedi reagierte, aber auf jeden Fall kam Devin nicht weit.
Zudem sagte Leeam´s Bauchgefühl, dass Kalyn ihnen kein Märchen auftischte, daher reagierte er, bevor sein Bruder die Jedi Enthüllung verdaut hatte.
Es kam ihm vor als hielte ihn etwas fest, dann machte er mit einem Mal einen wankenden Schritt vor und zerriss die visionäre Erinnerung und ließ die ins Reich der Dinge die nie waren absacken.

"Das...wäre großartig. Ein nettes Essen irgendwo wo wir in Ruhe sind...aber immer noch in Sichtweite der Öffentlichkeit."

sagte Leeam und sah beim letzten Teil seinen Bruder an, damit dieser sich nicht so viele Gedanken um eine Falle machte. Dann sah er wieder Kalyn an und schob sich noch ein bisschen mehr vor und drückte Devin den Beutel mit dem Geld in die Hand. Lautlos gebot er ihm mit einem Händedruck einfach die Klappe zu halten und Leeam machen zu lassen.
Kurz spürte er wie sein Bruder aufbrausen wollte, dann aber nickte dieser nur leicht und hielt sich tatsächlich zurück.
Leeam atmete auf und spürte, dass eine Gefahr vorüber gezogen war ohne zuzuschlagen.

"Also...Jedi Meisterin Kalyn von Kryvuld...wohin nun?"

(Corelia - Coronet - Markt) Leeam, Devin, Kalyn
 
Corellia - Coronet - Markt - Leeam, Devin und Kalyn

Dass das Brüderpaar keine Anstalten machte, stieß Kalyn ein klein wenig sauer auf, doch sie ließ sich nichts anmerken. Immerhin war sie es, die etwas von ihnen wollte, auch wenn die beiden auf lange Sicht aller Wahrscheinlichkeit nach den größeren Vorteil aus einem Engagement im Orden ziehen würden. Das Misstrauen ihr gegenüber war ohnehin noch mehr oder weniger stark ausgeprägt. Während der Geldsammler (Leeam) neben all de Vorsicht einigermaßen aufgeschlossen wirkte, schien der Akrobat (Devin) einigermaßen wütend zu sein. Womit sie sich diesen Zorn verdient hatte, war der Jedi nur teilweise klar und auf sie wirkte er wie einer dieser kleinen Hunde, die jeden ankläfften und von niemanden ernst genommen wurden. Allerdings war er derjenige, der offensichtliches Machtpotential gezeigt hatte, wohingegen sie dies bei Leeam nur vermuten konnte.

Ein, zwei Augenblicke lang fühlte sich Kalyn wie in einer ihrer Kampfmeditationen, wo die beiden Fraktionen sich die Waage hielten und die Frage war, in welche Richtung die Schale kippen würde, vorsichtige Aufgeschlossenheit oder zornige Ablehnung. Die Kuati hätte lügen müssen, wenn sie behaupten wollte, dass sie keine Versuchung verspürte, eingreifen zu wollen und zu probieren, ob sie der ihr genehmen Seite nicht zur Oberhand verhelfen konnte, doch sie hatte ihre Prinzipien und überhaupt, setzte sich einen Moment später augenscheinlich der Bruder durch, der die Chance ergreifen wollte. Leeam machte einen Schritt nach vorne und nahm die Essenseinladung an. Kalyn lächelte.

»Das lässt sich zweifellos arrangieren,«

Erwiderte sie und überlegte, was in Frage kam. An diesem Marktplatz gab es nicht viel ansprechendes, doch an einer belebten Ausfallstraße lag ein nettes Ojomsches Diner. Öffentlich genug für die beiden, nahm die Jedi-Meisterin an. Dieses kleine Misstrauensvotum interpretierte sie korrekt als Versuch, Devin zu beruhigen und nahm sich vor, sich entsprechend zu verhalten.

»In Ordnung, folgt Uns. Der Ort ist nicht weit von hier.«

Mit diesen Worten wandte sie den beiden den Rücken zu und ging voraus. Zwar gab es auch jetzt zwei Möglichkeiten, diese Geste zu interpretieren (wenn man böswillig war, gab es immer zwei Möglichkeiten, etwas zu interpretieren), doch Kalyn hoffte, dass beide sich einfach ohne weitere Komplikationen darauf einlassen würden. Mit einem Magen voll gutem Essen war hoffentlich auch der Schwierigere, zuzuhören, was sie zu sagen hatte.

Fünf Minuten später erreichten sie das Lokal. Es war weniger los als die hochgewachsene Menschin erwartet hatte, nur zwei oder drei andere Tische waren besetzt, also nahm sie an einem zentralen, durch die großen Fensterscheiben auch von der Straße aus einsehbaren Tisch Platz und hoffte, dass dies öffentlich genug war. Es dauerte nicht lange, bis der Besitzer, ein Besalisk, sie bemerkte und drei der elektronischen Speisekarten brachte.

»Danke, Dex,«

Bedankte sich Kalyn und wandte sich ihren beiden Begleitern zu.

»Esst was ihr wollt, ihr seit eingeladen.«

Die vermutlich im Gegenzug kommende Frage wollte die 48jährige gleich vorweg nehmen. Offenheit war zweifellos das beste Mittel in diesem Fall.

»Der Grund, warum Wir dies tun besteht in Unserer Vermutung, ihr beiden könntet machtsensitiv und somit unter Umständen geeignet sein, sich den Reihen der Jedi anzuschließen und gemeinsam an unserer Seite an einer besseren Zukunft für diese Galaxis zu arbeiten und dafür würden Wir euch bitten, Uns diese Vermutung später nachprüfen zu lassen.«

Sie hätte von einem kleinen harmlosen Test gesprochen und das war es auch, aber die Formulierung klang so misstrauenserweckend und das war zumindest bei der Hälfte der Kandidaten überhaupt nicht mehr nötig.

Corellia - Coronet, Hauptstraße - Dex's Diner - Leeam, Devin und Kalyn
 
(Corelia - Coronet - Markt) Leeam, Devin, Kalyn

Devin war überrascht. Er hatte sich einige mögliche Reaktionen seines Gegenübers ausgemalt, aber die ruhige Erklärung sie sei eine Jedi...nun das hatte er gewiss nicht kommen sehen. Verwirrung huschte über Devin´s Gesicht. Aus dem Konzept gebracht starrte er Kalyn ein paar Herzschläge nur mit offenem Mund an und sah zugegeben recht dämlich dabei aus.
Dann aber klappte er die Kinnlade wieder zu und fing sich.
Lächerlich, das war alles. Sie konnte sich sicher einiger Selbstbeherrschung rühmen, aber die Behauptung eine der mystischen Jedi sei mit einem Mal aus dem Nichts gekommen um Devin und seinen Bruder...was auch immer sie von ihnen wollte.
Der impulsive Devin war drauf und dran ihr das ins Gesicht zu sagen...auf die Art und Weise wie man in seinen Kreisen nunmal einen Bluff enttarnte...mit einem saftigen Tritt gegen das Knie.
Er war gerade im Begriff Kalyn ihre affektierte Redeweise in den Hals zu stopfen als mit einem Mal und das völlig überraschend, Leeam die Führung übernahm.
Ein weiteres Mal war Devin überwältigt und das alleine genügte sein impulsive Ader zu zügeln. Er erwog einfach weiter zu machen wie 'geplant', nur dass Leeam ihm doch recht deutlich zu verstehen gab, dass er durchaus wusste was er da tat.
Also schluckte Devin einige Flüche und entspannte sich...ein klein wenig. Er warf der angeblichen Jedi noch einen wachsam, warnenden Blick zu und reihte sich dann hinter Leeam ein, womit er dessen Entscheidung fürs erste aktzeptierte.

Also marschierte er hinter den beiden anderen her und spielte den stummen Wachhund, allzeit bereit sich zu verteidigen. Doch die Atmosphäre hatte nichts bedrohliches, vor allem in dem eher schwach besuchten Restaurant. Devin blieb kurz in der Tür stehen, halb erwartend wieder heraus gejagt zu werden.
Doch Leeam folgte ihrem Gastgeber wie selbstverständlich und sah kurz zurück, also wagte sich auch Devin in das Restaurant und setzte sich, wobei er sich bemühte sowohl den Raum, die Tür und besonders Kalyn gut im Blick zu haben.
Seine guten Vorsätzte gerieten allerdings durch die Speisekarte ins Wanken und tatsächlich sah er kurz aus wie ein Kind unterm Weihnachtsbaum als er die Karte mit der Einladung kombinierte.
Kurzum er vergaß schlichtweg sein Misstrauen, für den Moment und bestellte sich Rippchen, einer der wenigen Punkte auf der Karte, der ihm auch etwas sagte und Erinnerungen an einen besonders gelungenen Beutezug wach rief.
Von der Aussicht auf eine Mahlzeit besänftigt sag er wieder zu Kalyn und runzelte die Stirn, während sich Leeam einen Grillteller orderte, was sicher auch nichts verkehrtes sein konnte.

"Ihr glaubt...was?"

fragte er und kam sich furchtbar ungebildet vor. Doch trotz seines Errötens hackte er nach.

"Was soll dieses...machtsinnsitiv bedeuten? Und mal im Ernst...ihr seid eine Jedi und redet mit Typen wie uns?"

die letzten Worte kamen mit einer Portion Unglauben heraus. Denn Devin war es gewohnt von wohlhabenden und mächtigen Personen nicht einmal wahr genommen zu werden, uasser jemand fühlte sich durch Devin´s Existens gestört. Und wer könnte höher in der Nahrungskette stehen als...naja die mystischen Jedi Ritter, Bezwinger von Tyrannen und der Finsternis selbst.

(Corelia - Coronet - Dex´s Diner) Leeam, Devin, Kalyn
 
Corellia - Coronet, Hauptstraße - Dex's Diner - Leeam, Devin und Kalyn

Tatsächlich sah es so aus, als würde Kalyns Plan funktionieren. Offensichtlich hatte sie Devin richtig eingeschätzt und unter der harten Schale steckte eine Person, die es im Leben schwer gehabt hatte und dessen Reaktion auf all die Widrigkeiten darin bestanden hatte, so zu werden, wie er eben nun war. Tatsächlich bestellten sich beide Brüder große, schwere Gerichte, die gut satt machten, während die Jedi-Meisterin noch in der Speisekarte blätterte und die Bilder studierte, was für sie in Frage käme und nicht viel zu viel war und bestellte sich schließlich einen Salatteller. So weit, so gut – im schlechtesten Fall spendierte sie zwei armen Schluckern auf Kosten des Jedi-Ordens die erste richtig gute Mahlzeit des Jahres. Nun, ihr Budget gab das her und der Orden würde es leicht verschmerzen, zudem machten die beiden allen Eindruck, dass die Ausgaben unter "den Bedürftigen helfen" fallen würden.

Zumindest der misstrauischere von beiden (Devin) wusste nicht, was es mit Machtsensitivität auf sich hatte und seine ursprüngliche Ablehnung wandelte sich kurz in Unsicherheit, um jedoch schnell wieder in Skepsis umzuschlagen.

»Es gibt ein mächtiges, allgegenwärtiges und allumfassendes Energiefeld, welches alle lebendigen Dinge erschafft und die den Jedi ihre Stärke gibt. Dieses Energiefeld nennt sich die Macht, und obwohl das Leben, wie wir es kennen, ohne es nicht vorstellbar wäre, halten es die meisten Bewohner unserer Galaxis für Märchen, Magie oder Taschenspielertrick oder ignorieren seine Existenz komplett, nicht zuletzt aufgrund der Propaganda des Imperiums, welches die Mystifizierung der Sith und die Marginalisierung der Jedi zum Ziel hat. Bezeichnenderweise ist diese Tendenz in unserer technisierten Galaxis verbreiteter als unter Naturvölkern, die keinen Grund haben, offensichtliche Tatsachen wie die Existenz vermeintlich übersinnlicher Fähigkeiten anzuzweifeln,«

Erklärte Kalyn, die solche Gespräche schon oft geführt hatte. Manchmal hatte sie den Eindruck, die Mehrheit der imperialen Bevölkerung hielten Jedi für Terroristen und Märchengestalten und die Mehrheit der republikanischen Bevölkerung für Produkte der HoloFilmindustrie… also auch für Märchengestalten. Aber dann erreichte man eine abgeschiedene Welt im Äußeren Rand ohne Kontakt zum Rest der Galaxis und fand heraus, dass die dortige Bevölkerung einen Jedi als Helden oder Gott verehrten, der sie vor hundert Generationen vor einem Meteoriten, einem Kraytdrachen oder was auch immer gerettet hatte und deren Erinnerung daran lebendiger war als die der galaktischen sogenannten Öffentlichkeit an die Schlagzeilen von letzter Woche. Dankend nahm sie den Salat von Dex entgegen, der auf zwei weiteren Armen die Bestellungen von Leeam und Devin brachte.

»Machtsensitiv bedeutet nun, die Macht bewusst wahrnehmen und bewusst mit ihr interagieren zu können. Jedes Lebewesen ist bis zu einem gewissen Grad machtsensitiv, doch in der Regel geht es nicht über Träume, sogenanntes ›Glück‹ und die Einmal-Im-Leben-Wundertat, von der sich der Betreffende selbst nicht erklären kann, wie er so etwas fertigbringen konnte, hinaus. Auf der anderen Seite gibt es Leute wie Euch,«

Sie sah Devin an, als sie eine Gabel von ihrem Salat nahm,

»Welche in der Lage sind, die Macht intuitiv, also ohne vorherige Ausbildung, und wie selbstverständlich einsetzen zu können. Zumindest glauben Wir, dass Ihr dies beim Jonglieren tut, und es gibt eine gute Chance, dass dies auf Euch ebenfalls zutrifft.«

Dieses Mal war Leeam der Adressat von Kalyns Blicken.

»Und ganz im Ernst möchten Wir zurück fragen: ihr wisst nicht wirklich viel über die Jedi, nicht wahr? ›Typen wie Euch‹, wie ihr es ausdrückt, zu helfen ist eine unsere Aufgaben als Jedi. Wir gaben auf, was wir hatten und waren gezwungen, Unsere Heimat zu verlassen, weil wir nicht bereit waren, mitanzusehen, wie das Imperium mit Nichtmenschen, auf Kuat ›Typen wie Euch‹ umgeht. Anderenfalls wären Wir heute nicht hier und würden nicht diese Robe tragen.«

Die Kuati gab den beiden eine Weile, um zu essen, bevor sie mit dem Geschäftlichen fortfuhr.

»Der Test, den Wir gerne durchführen möchten, ist einfach. Jedes intelligente Wesen verfügt über eine mentale Barriere, die Telepathen und andere Machtsensitive daran hindert, ohne weiteres dessen Gedanken zu lesen. Je stärker die Verbindung zur Macht, desto stärker die Barriere. Der Test besteht nun darin, dass Wir versuchen werden, in Euren Geist einzudringen und je stärker die Abwehrreaktion ausfällt, desto stärker ist die Verbindung zur Macht. Ihr müsst keine Angst haben, dass wir versuchen werden, eure Gedanken zu lesen oder ähnliches, doch falls ihr euch trotzdem nicht wohl fühlt bei der Vorstellung, besteht die Alternative in einem Bluttest, den in den Kernwelten jede normal ausgestattete Arztpraxis durchführen kann.«

Corellia - Coronet, Hauptstraße - Dex's Diner - Leeam, Devin und Kalyn
 
(Corelia - Coronet - Dex´s Diner) Leeam, Devin, Kalyn

Leeam war zufrieden. Er saß in einem Restaurant und sah schon wie sein Grillteller fertig gemacht wurde. Devin´s Skepsis war ihm dabei deutlich bewusst, aber das stachelte seinen Enthusiasmus nur weiter an. Während sich Devin sicher Gedanken darum machte wie diese Einladung eine Falle sein könnte, oder dass das ganze zu gut klang um wahr zu sein war Leeam voll und ganz auf der 'alles wird gut' Schiene.
Als die Jedi Meisterin Kalyn auf die Macht zu sprechen kam sah er sie mit großen Augen an und hing regelrecht an ihren Lippen.
Kurz sah er zu Devin herüber, der wirkte natürlich nicht so beeindruckt, aber Leeam hatte mehr Misstrauen erwartet.

Selbst den Teller mit Essen bemerkte er kaum, danke dem Wirt aber mit abwesender Stimme, um dann mechanisch die Gabel mit Fleisch zu bestücken und zum Mund zu führen, ohne seine wohl beste Mahlzeit seit Monaten auch nur anzusehen.
Er kicherte mit vollem Mund und stupste Devin, der sich auch über seine Rippchen her machte.

"Stimmt...du bist wirklich unheimlich wenn du jonglierst."

brachte er kauend hervor und wurde etwas rot, als er dann den Blick der Jedi auf sich fühlte und sah zum ersten Mal auf seinen Teller. Dann aber hob er wieder den Kopf und sah sie direkt an und schluckte.

"Wieso? Ich meine...was macht das Imperium denn?"

fragte er. Er kannte Propaganda und Gerüchte und auf beides gab er nicht viel, selbst er war nicht so blauäugig etwas zu glauben, was in einem vom Imperium betriebenen Nachrichtensender gesendet wurde, oder was sich betrunkene Raumfahrer auf dem Weg von ihrer Lieblingskneipe so an Räuberpistolen erzählten.
Daher war er sich nicht so ganz sicher wovon Kalyn sprach und Kuat...er wusste, dass es sich dabei wohl um einen Planeten handelte und da endete sein Wissen über Kuat´s politische Lage auch schon.

Und dann wurde es nun wirklich spannend und Leeam setzte sich aufrecht hin auf seinem Stuhl und sah kurz wieder zu seinem Bruder herüber, unsicher ob er etwas dazu sagen sollte. Devin war sich uneins, das konnte man sehen. Er zögerte die Existenz der Macht als solche anzuerkennen und auf der anderen Seite wollte er sich, falls das ganze doch Hand und Fuß hatte, nicht im Kopf herum stochern lassen.
Leeam streckte unter dem Tisch die Hand aus und ergriff die seines Bruders und drückte kurz, eine vertrauliche Geste, wie die zwei sie in der letzten Zeit eher selten hatten und Devin sah nun leicht überrascht zu Leeam herüber. Dieser nickte unmerklich, womit er sowohl seinem Bauchgefühl, als auch dem halb vergessenen Kinderglauben an Magie Rechnung trug und dann wandte er sich an Kalyn.

"Nun, ich will nicht behaupten wirklich etwas von diesem Kram zu verstehen...aber es klingt fantastisch und großartig."

Kurz zögerte er, nachdem er sich etwas hatte mitreißen lassen und befeuchtete seine Lippen.

"Also...es gibt sicher ein paar seltsame Dinge, die wir gesehen haben und die man mit dieser Macht erklären könnte.
Kurz gesagt...ich mache diesen Test. Dieses...Gedankenlesen."

erklärte er. Seine Stimme klang schwach und ein wenig verschüchtert, aber er strahlte Entschlossenheit aus, die sich auch auf Devin übertrug. Dieser nickte lediglich stumm und war weit weniger überzeugt von Kalyn´s Rede und ihm behagte die Idee des Gedankenlesens kein Stück, aber Leeam wusste, für seinen Bruder würde er sich bereit erklären.

"Ich mache dann den Anfang."

sagte er noch mit einem Blick zu Devin. So konnte dieser sich ein Bild machen, falls er es sich noch anders überlegen wollte.

(Corelia - Coronet - Dex´s Diner) Leeam, Devin, Kalyn
 
Corellia - Coronet, Hauptstraße - Dex's Diner - Leeam, Devin und Kalyn

Was Kalyn den Brüdern an Grundwissen über die Macht vermittelte, schien den beiden tatsächlich neu zu sein. Gerade Leeam folgte ihren Erklärungen gebannt, und schien sich auch an den Gedanken zu gewöhnen, Devins Jonglierkünste könnten auf die Macht zurückzuführen sein. Allerdings, und die Kuati konnte das völlig verstehen, hatte die Mahlzeit Priorität, dennoch fragte er nach, was das Imperium tat, dass es Kalyn dazu gebracht hatte, dagegen aufzubegehren.

»Das Imperium tat und tut viele verabscheuungswürdige Dinge, doch das Erste, was Uns seinerzeit trotz seiner Propagandalügen auffiel war, wie willkürlich das Imperium seine Bürger in solche erster und zweiter Klasse einteilt, wobei ›Bürger zweiter Klasse‹ noch ein zu harmloser Begriff ist. Nichtmenschen, und nicht nur sie, sind effektiv rechtlos in der imperialen Gesellschaftsordnung. Man braucht sich nur die Holoberichterstattung anzusehen, welches Bild dort von ihnen gezeichnet wird, und als Wir damit begannen, uns mit der Materie zu beschäftigen, fanden Wir schnell heraus, dass Schikanen, willkürliche Verhaftungen und Gewalttaten gegen sie an der Tagesordnung sind. Die größte Rolle spielt die Zwangsarbeit in den großen Werften, welche das Bild von Kuat ohnehin prägen. Von überall her werden Nichtmenschen zusammengetrieben, um dort unter erbärmlichsten Zuständen zu arbeiten. Sie werden praktisch schlechter behandelt als Droiden, denn Droiden kosten Credits. Zu sehen, dass die Existenz der gewaltigen Sternzerstörer, Stolz von Kuat und neben Sith und Sturmtruppen das Symbol der Macht des Imperiums, sich auf derart unerträgliche Zustände stützt, machte Uns krank und erschütterte Unseren Kuati-Nationalstolz. Anschließend… nun, wenn man jung ist, denkt man, was kostet die Galaxis und man zieht hinaus, um sie zu verändern. Wir wollten, dass jeder davon erfährt, wenn man so will, zettelten Wir einen Informationskrieg gegen die Obrigkeit an, im Glauben, Namen und Autorität eines altehrwürdigen Hauses im Rücken zu haben – und offensichtlich haben Wir verloren, mit der Ergebnis, dass Wir nun, Jahrzehnte später, hier sind und einen echten Krieg führen,«


Erzählte die Jedi-Meisterin. All die Dinge über die Macht und alles andere brauchten ihre Zeit, um zu sacken, und das Essen verdiente es nicht, kalt zu werden, so dass erst nach einer Weile Leeams Entschluss fiel. Der Gedanke, machtsensitiv zu sein, gefiel ihm offensichtlich und es schien einiges zu erklären. Da er zudem aufgeschlossener war als Devin, erklärte sich bereit, den Test durchführen zu lassen und somit den Anfang zu machen.

»Das freut Uns,«

Erklärte Kalyn und lächelte.

»Wenn Ihr, wie Wir vermuten, machtsensitiv seit, könnte es sein, dass Ihr eine seltsame Verbundenheit zu Uns spürt. Vielleicht könnt Ihr sogar wahrnehmen, was Wir tun, wir werden sehen. Wie auch immer, Wir beginnen jetzt,«

Die Jedi-Meisterin beugte sich zu Leeam hinüber und legte ihre Hände auf seine Schläfen und die Stirn. Die Berührung war nicht unbedingt erforderlich, doch es vereinfachte den Prozess, vielleicht wegen des psychologischen Effekts. Als geübte Machtanwenderin brauchte sie nicht lange um bereit zu sein, die äußere Hülle von Leeams zu penetrieren. Ganz vorsichtig testete sie die Barriere und spürte eine starke Kraft, die sie förmlich wegzustoßen versuchte. Kalyn hatte im Laufe des letzten Vierteljahrhunderts unzählige Geistestricks vollführt und hätte zweifellos durchbrechen können, wenn sie das gewollt hatte, doch das war nicht der Sinn und Zweck der Übung, sondern ein anderer. Die hochgewachsene Kuati zog sich auf ihren Platz zurück und legte eine kurze Pause ein, um es spannender zu machen. Schließlich brach sie das gespannte Schweigen.

»Herzlichen Glückwunsch, Ihr seit machtbegabt! Die Tür zu einem neuen Leben bei den Jedi steht Euch offen. Wir sagen nicht, dass es ein einfacher Weg würde, doch ein lohnender, wenn Ihr Euch selbst treu bleibt und bereit seit, für das Wohl anderer einzutreten.«

Die dunkle Seite hatte Kalyn noch nicht erwähnt und tat es wohlweislich auch jetzt nicht. Die potentiellen Komplikationen der ganzen Geschichte würden sie früh und breit genug kennen lernen und würden jetzt nur verschrecken.

»Aus reiner Neugier… was habt Ihr gespürt?«

Corellia - Coronet, Hauptstraße - Dex's Diner - Leeam, Devin und Kalyn
 
(Corelia - Coronet - Dex´s Diner) Leeam, Devin, Kalyn

Leeam wirkte recht bestützt während er Kalyn zuhörte. Je mehr er hörte, desto mehr fühlte er sich an zu Hause erinnert. An die finstersten Erinnerungen von daheim. An Mienensklaven die sich zu Tode arbeiteten, nur dass dort seines Wissens nach niemand als Sklave endete weil er kein Mensch war. Aber solche Details waren unwichtig im Angesicht einer monströsen Maschinerie die Leben aufsaugte und verbrauchte wie ein Feuer das Holz.
Er sah mit säuerlicher Mine zu Devin, dessen Gesicht eine kalte Maske war und er fühlte ein Echo seines eigenen Abscheus in ihm.

"Nun, ich will nicht behaupten, dass mir solche Machenschaften grundsätzlich fremd seien. Sie scheinen sich nicht auf das Imperium zu beschränken...von der Rassismus Sache abgesehen.
Und wenn die Jedi gegen ein solches Böse aufbegehren dann will ich mich euch anschließen!"

bei seinen letzten Worten hatte sie Leeam aufgerichtet und seine Augen leuchteten vor Entschlossenheit, seine Stimme war klar und fest. Es war ein Gefühl wie ein Pfeil es haben mochte, wenn er die Sehne spürte. Das Ziel war in Sicht und der Sprung ihm entgegen zum Greifen nahe.

"Also, gut."

sagte er dann, als Kalyn anfangen wollte. Nervös wartete er ab und fragte sich was sie wohl tun würde. Als sie ihm dann die Hände entgegen streckte und ihn berührte war er nicht überrascht, die Berührung erschien ihm für diese Sache irgendwie sinnvoll, wenn die Jedi auch auf weitere Bewegungen oder sonstwas verzichtete, aber das hier war auch keine Vorstellung und dramatische Bewegungen oder Effekte waren wohl überflüssig.
Leeam wartete ab und für ein oder zwei Herzschläge geschah nichts und er wollte sich gerade von der Angst dass sie sich geirrt hatte übermannen lassen, als etwas an seinem Verstand zupfte. Es war ein wirklich unbeschreibliches Gefühl, wie es wohl jemandem ergehen musste, der mit einem Mal fest stellt, dass er am Rücken noch einen Arm hat, den er nie zu benutzen gelernt hat.
Das Gefühl wurde intensiver, nahm dabei quasi Gestalt an und wurde zu dem Gefühl von Druck, als würde etwas gegen Leeam´s Gehirn pressen. Er schloss die Augen und wehrte sich rein instinktiv gegen den unangenehmen Druck. Ein paar kurze Bilder flammten in seinem Geist auf. Es waren nur kurze, verwirrende Szenen unter einem fremden Himmel...und auch im Innern eines Schiffes, so glaubte er. Zusammenhangslos und kurzlebig war er nicht in der Lage den Visionen etwas abzugewinnen und dann war es auch schon vorbei.

Blinzelnd sah er von Kalyn zu Devin. Unsicher wieder zur Jedi. Was gerade passiert war, das war ein wenig wie etwas, was er von einer mystischen Macht erwarten würde...aber so sicher war er sich dann doch nicht, bis Kalyn die Spannung auflöste und Leeam grinste.

"Oh wow...das ist stark. Dev...hör dir das an..."

Leeam war begeistert. Devin wirkte immer noch etwas skeptisch, auch wenn die Reaktion seines Bruders einen Teil seiner Befürchtungen aus dem Weg räumte.

"Nun, es war seltsam. So etwas habe ich noch nie gefühlt. Und wüsste nicht wie ich es beschreiben sollte...also am Anfang. Danach wurde es wie eine Art Druck...als würde man mir etwas ins Gehirn drücken. Und dann waren da...Bilder. Aber ich habe keine Ahnung was ich eigentlich gesehen habe, es war verwirrend und fremd."

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Offensichtlich war, dass Kalyns Erzählung Leeam betroffen machte, wohingegen Devin keine Miene verzog. Den Worten des einen Bruders nach waren ihm Rücksichtslosigkeit, Ausbeutung und Sklaverei nicht fremd.

»Nein, das tut es leider in der Tat nicht,«

Meinte die Kuati melancholisch.

»Auch der Rassismus nicht, obwohl die Republik für Freiheit und Gleichbehandlung steht, und sicherlich nicht zuletzt dafür, das keine Person wie eine Sache behandelt werden sollte, als sei sie das Eigentum von jemand anderen. Doch Skrupellosigkeit, Gier und Korruption gibt es überall. Manche glauben, die Republik wäre weit weg und meinen die Regierung, oder haben ihre frühere Schwäche im Kopf, für deren Überwindung Corellia ein machtvolles Zeichen ist. Wir heißen jeden willkommen, der bereit ist, mit uns diese Missstände aufzudecken und zu bekämpfen, und manches Mal genügt bereits das Auftreten eines Jedi auf einer fernen Welt des äußeren Rands, um die Verantwortlichen vor Ort an die Werte zu erinnern, für die die Republik steht.«

Der Test auf Machtsensitivität lief zumindest aus Kalyns Sicht unspektakulär aus, Leeam wirkte allerdings emotional sehr mitgenommen, ein Gefühl, das sich erst nach und nach in Freude und Begeisterung zu manifestieren schien. Der junge Mann berichtete von einem komischen Gefühl, einer Art Druck und von verwirrenden Bildern.

»Bilder? Das ist ungewöhnlich,«

Wunderte sich die Jedi-Meisterin.

»Ihr empfandet keine spezifisch positiven oder negativen Gefühle dabei, nur Verwirrtheit? Kann es sich um Szenen aus Eurem früheren Leben gehandelt haben? Dergleichen ist Uns bisher nämlich nur höchst selten untergekommen.«

Das Wort »Vision« wollte sie bewusst nicht in den Mund nehmen. Zu viele Träume und Bilder wurden gerne zu schnell als Vision abgestempelt, waren jedoch eigentlich etwas anderes. Ob das auf Leeam ebenfalls zutraf, wusste sie freilich nicht.

»Das ›komische Gefühl‹, wie Ihr sagt, war vermutlich die Macht. Durch Uns konntet Ihr sie deutlicher wahrnehmen als bisher und der Druck waren zweifellos Wir. Sicherlich werdet Ihr all diese Dinge besser verstehen lernen, falls Ihr Euch für eine Unterweisung in den Fähigkeiten, die in Euch schlummern, entscheiden, was wir natürlich hoffen.«

Sie sah Devin an, dessen Skepsis nur teilweise gewichen war.

»Ihr seit tatsächlich Brüder, nicht wahr? Wir denken daher, dass es nicht unbedingt erforderlich wäre, diesen Test zu wiederholen, da dieser Unserer persönlichen Meinung nach dasselbe Ergebnis zeitigen würde, doch führen wir ihn gerne durch, wenn ihr es möchtet. Ihr habt nur wenig gesprochen, seit wir hier sind. Habt ihr Fragen, die Ihr Uns stellen wolltet, und deren Beantwortung Eure Bedenken ausräumen könnten?«

Zumindest der eine Bruder wirkte ja bereits weitgehend überzeugt, doch Kalyn hielt es für eminent wichtig, dass auch Devin, der eine wichtige Bezugsperson für Leeam zu sein schien, überzeugt war. Selbst wenn er nicht selbst eine Ausbildung anstrebte, sollte er zumindest überzeugt genug sein, um den schwierigen Weg zum Jedi nicht noch schwerer zu machen. Die Kuati hielt nichts davon, jemand entgegen der Überzeugungen seines engen Umfelds zum Jedi machen zu wollen.

Corellia - Coronet, Hauptstraße - Dex's Diner - Leeam, Devin und Kalyn
 
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