- Coruscant - Taxi -
Coruscant zog an ihr vorbei, das geschäftige Treiben, das ihr so vertraut war.
Einmal mehr stellte Chesara fest, wie faszinierend das alles war...und wie gern sie hier lebte.
Das Taxi erreichte das Haus von Ard Gareel, Chesara stieg aus und sah sich um. Lange war sie nicht hier gewesen, lange hatte sie Ard nicht mehr gesehen.
Schon vor der Zahadom-Mission, bevor sie auf Iceland waren, hatte sie kaum Zeit für einen Besuch gehabt.
Sie starrte auf das Paket unter ihrem Arm. Und doch hatte er an sie gedacht und ihr das Kleid seiner verstorbenen Frau für den Ball gegeben.
Er war älter geworden. Ard Gareel war älter geworden und man sah es ihm an. Schon immer hatte er diesen langen grauen Bart gehabt und die langen Haare. Schon immer hatten Falten sein Gesicht geziert.
Doch als er nun vor Chesara stand und ihr die Tür öffnete nur bevor sie angeklopft hatte, glaubte sie, dass seine Haarfarbe mehr in ein weiß überging...uns sie glaubte, seine Furchen im Gesicht seinen tiefer geworden. Ja, der Krieg hatte auch an ihm genagt, die Zeit und die Dinge gingen auch an ihm nicht spurlos vorbei.
Sie konnte ihn nur ansehen und ein Beben erschütterte ihren Körper -
bis er die Arme ausbreitete und sie wortlos an seine Brust zog.
Ards Tee schmeckte jedoch noch wie immer, sein Haus war ihn im Inneren noch genau so vertraut wie an dem Tag, als sie das letzte mal da gewesen war und sein Lieblings-Jurus, einer dieser seltenen Vögel, die er hielt, saß auf einem Schrank und knabberte an einem Körnerkolben.
Schweigend saßen sie beisammen, wie sie es bereits so oft getan hatten. Mit Ard war es immer ein angenehmes Schweigen, Chesara genoss die Vertrautheit und die Lehre, die sie aus seinem bloßen Handeln zog.
Als sie ihren Tee getrunken hatte, nahm sie das Paket, dass sie neben sich gelegt hatte und reichte es Ard.
Danke für das Kleid. Ich konnte meine Rührung kaum zurück halten, als ich es fand. Ich...ich bin stolz, dass ich es tragen durfte. Das bedeutet mir sehr viel.
Ard schüttelte den Kopf und schob das in Packpapier eingewickelte Kleid zu ihr zurück.
"Ich will, dass du es behälst." sagte er "Ich bin überzeugt, du sahst bezaubernd darin aus."
Chesara bekam feuchte Augen und ihre Hände zitterten.
Danke...aber das kann ich nicht annehmen...wirklich nicht!
Beharrte sie, doch Ards Blick sagte ihr, dass es ihm ernst war."Ich habe Lyaii geliebt und ich liebe sie noch immer. Niemand anderes ist es würdig, in meinen Augen, das Kleid zu tragen, wenn nicht du."
Chesara musste schlucken und legte das Paket wieder neben sich.
Danke. Flüsterte sie.
Ard lächelte. Er wusste, dass es nicht nur ein *Danke* für das Kleid war. Es war ein *Danke* für alles, was er für sie getan hatte. Heute und in der Vergangenheit.
"Du musst dich nicht bedanken." Sprach er
"Als ich dich traf, warst du gerade dabei, eine junge Frau zu werden, aber du warst von einer traurigen Vergangenheit zerfressen. Tiefschürende Ereignisse machten dich verbissen, misstrauisch und hart. Doch so warst du nicht wirklich - nicht in deinem Herzen."
Den Kopf senkend biss sich Chesara auf die Lippen. Sie wusste nur zu gut, wie arrogant und abweisend sie damals gewesen war.
"Das Interessante war, wie du versuchtest, dich durch zu schlagen." fuhr er fort "Du wusstest genau, wo du hin wolltest - und du wolltest nichts illegales machen. Dein Wissensdurst hat mich fasziniert...und mich erstaunt."
Nun ihrerseits erstaunt sah Chesara zu ihm hoch. Er nickte und lachte ein wenig.
"Oh ja, ich hatte nicht damit gerechnet, dass du mir zuhören würdest! Erinnerst du dich, als ich am ersten Abend mein Buch schrieb und zur Korrektur laut las? Es hat mich überrascht, dass du heimlich zugehört hast ...und noch mehr, als du mich darauf ansprachst." Er machte eine kurze Pause.
"Das hat mich sehr überrascht...danach nichts mehr."
Ein Lächeln huschte über Chesaras Gesicht, Ard kannte sich aus mit Menschen. Eigentlich kannte er sich mit allem aus. Und darum hatte er es geschafft, ihr das Lachen wieder zu geben. Und wie so oft, erriet er ihre Gedanken auch diesmal.
"Das hast du alleine geschaft, Syonette. Ich habe...nur ein bisschen nachgeholfen."
Er zwinkerte ihr zu und Chesara musste unwillkürlich lachen. Dann stand sie auf und räumte die leeren Tassen in die Küche. Als sie zurück in den Wohnraum kam, fiel ihr Blick auf einen Stapel beschriebenes Papier, dass noch nicht all zu alt sein konnte, den unbeschadeten Ecken und Rändern nach zu Folge.
Sie nahm die Blätter in die Hand und ließ sich neben Ard auf dem Sofa nieder.
Du hast etwas neues geschrieben?
Fragte sie und las die ersten Zeilen.
Es handelte von der Sucht nach dem Leben.
Es ist wundervoll! Sagte sie ehrlich.
Ich lese es, wenn du es fertig hast...wie lange wirst du noch brauchen?
Ard zuckte mit den Schultern.
"Ich weiß nicht" antwortete er "Ich warte auf die richtige Inspiration für den Schluss." Er nickte in Richtung des Jurus, der auf dem Schrank saß.
"Poolp hat gesagt, ich solle noch ein paar Tage warten. Er versprach mir einen herrlichen Sonnenaufgang in zwei Tagen."
Er zwinkerte ihr zu und pfiff nach dem Vogel. Wie auf Kommando setzte der Poolp zum Anflug und landete auf Ards ausgestrecktem Arm.
"Und nun sag mir, was dich bedrückt."
Forderte er.
Hätte sie ihn nicht schon so lange gekannt, wäre sie verwundert zusammen gefahren.
- Coruscant - Ard Gareel's Haus -