- Coruscant - Landeplattform -
Ami stand auf der Landeplattform und sah sich um. Für sie war es immer wieder ein merkwürdiges Gefühl, nach Coruscant zurück zu kehren. Sie liebte diesen Planeten, denn schliesslich war es auch ihre Heimat, aber zu viele Erinnerungen würde sie so gerne aus ihrem Gedächtnis löschen. Sie einfach vernichten wie falsche Daten, die niemand mehr brauchte.
Sie sah Marana kurz an, und deutete auf eine der Gassen die etwas entfernt vor ihnen lagen. Sie musste nicht überlegen oder fragen, um zu wissen, wo Marana mit ihr hin wollte.
Angst hatte Ami nicht, nur ein großes Unbehagen, wenn sie daran dachte, Krib Lhak'il wieder gegenüber zu stehen. Er war alles andere als ein netter Zeitgenosse, und er hatte Ami genauso wie viele andere Kinder ihrer Kindheit beraubt.
Ami hatte auf dem Flug hier her viel mit Marana über diese Jahre gesprochen, auch wenn es ihr schwer fiel, darüber zu sprechen.
Auch als sie jetzt durch die dicht bevölkerten Gassen Coruscants liefen, fing Marana das Thema noch einmal auf.
"Wieso habt ihr euch nie versucht zu wehren, gegen das was Krib euch so lange angetan hat? Du hast erwähnt, daß im grunde niemand freiwillig bei ihm war." fragte sie mit leiser und sanfter Stimme.
Ami schaute zu Marana und zögerte kurz "Ich war klein, als ich zu Krib kam, zu klein, um mich überhaupt daran zu erinnern. Genauso war es bei fast allen Kindern. Wir kannten nichts anderes, und auch wenn es paradox klingt, ohne ihn wären wir wahrscheinlich verhungert. Er war das einzige was wir hatten und das einzige, was wir hatten und das einzige was wir kannten, dafür hat er immer mit ausserordentlicher Präzesion gesorgt. Und für diese miesen und billigen Geschäfte, für die er uns benutzt hat, Handlangereien, Taschendiebstähle und ähnliches, waren wir zu jung, um zu verstehen, was wir da machten. Für ihn war es ein einfaches, da wir nie wirklich für etwas belangt werden konnten, und die Strafe, die uns blühte, wenn wir erwischt wurden war mit Sicherheit nicht schlimmer, als danach zu Krib zurück zu kommen.
Wenn wir alt genug waren, zu verstehen, was wir machten, alt genug, um zu sehen, für was wir missbraucht wurden und gelernt hatten, selbst in den Strassen zu überleben, verliessen wir ihn, und so war es auch bei mir.
Ohne ein Wort hat er uns ziehen lassen, denn im Grunde waren wir dann für ihn auch nutzlos..."
Ami zuckte mit den Schultern
"Aber soweit ich weiss, sind heute noch Leute bei ihm, die schon als Kind zu ihm gekommen sind und arbeiten für ihn. Es ist ein Wunder, daß man nach einer Kindheit bei ihm, noch zwischen gut und böse, richtig und falsch unterscheiden kann..."
Ami überlegte, ob sie selbst es je wirklich erkannt hat und ob sie es heute wusste. Marana nickte ihr nur zu, und die beiden Frauen liefen still nebeneinander durch die immer enger werdenen Gassen. Viele menschen drängten sich hier durch die Geschäfte, Bars und kleinen Stände, die am Rand standen und es war schwer, niemanden anzurempeln.
Plötzlich stiess eine in einen dunklen Umhang gekleidete Person quer durch die Menge auf sie zu und packte Ami schnell am Arm. Sofort hatte Marana ihren Blaster gezogen und einige Leute um sie herum blieben stehen.
Der Mann zog sich die Kapuze aus dem Gesicht und ließ Amis Oberarm aus seinem Griff. Er lächelte verhalten.
Ami kam das Gesicht merkwürdig bekannt vor, aber sie konnte es nicht zu ordnen, und auch Marana schaute weiterhin skeptisch und liess ihren Blaster weiter auf ihn gerichtet.
"Ami? Erkennst du mich nicht?" die Stimme klang sehr hell und liess, genauso wie sein Gesicht auf ein junges Alter schliessen. Marana sah fragend zwischen ihm und Ami hin und her.
Ami musste schlucken, sie war sich nicht sicher und mit zögerlicher Stimme fragte sie "Jon? Der kleine Jon?"
Mit piepsiger Stimme fing der Junge an zu lachen und nickte etwas hektisch. Seinen Gesten nach zu urteilen, erwartete er wohl, daß Ami ihm jetzt herzerfüllt in die Arme fiel, aber diese Reaktion blieb aus.
Noch etwas geschockt und verhalten sagte sie zu Marana, die in diesem moment ihren Blaster runter nahm
"Marana, das ist Jon Gyron, ein Junge aus dem Hause Krib Lhak'il. Jon, das ist Marana, eine....Freundin"
Marana nickte dem Jungen zu.
Etwas aufgeregt und zappelnd stieg der Junge von einem Bein auf das andere "Ich bin so froh, daß du wieder da bist, Ami"
Ami fasste Jon beruhigend auf die Schulter, der auch sofort still stand "Hör zu Jon, ich bin nicht wieder da, und ich werde es auch nie wieder sein. Ich bin hier, um eine alte Rechnung zu begleichen, also hör mir jetzt gut zu, und sag mir, wo ich Krib finde. es ist sehr wichtig für uns."
Man konnte sehr genau die wachsende Enttäuschung in Jons Gesicht erkennen, aber er schien sich zusammen zu reissen. Sein Gesichtsausdruck wirkte kindlich und trotzig
"Wo soll er schon sein? In der Bar natürlich, wo er immer ist...Aber..."
Ami unterbrach ihn bevor er noch irgend etwas sagen konnte "Gut. Jon, du machst jetzt folgendes. Du gehst, und zwar ohne Umwege zum Landeplatz im Süden, da steht eine YT- 2400. Dort gehst du hin und wartest dort auf uns. Hast du das verstanden?"
Jon nickte nur trotzig. Ami lächelte ihn noch kurz an, schaute zu Marana und die beiden Frauen gingen im schnellen Gang die Gasse herunter, ohne zu merken, daß ihnen jemand heimlich, auf jungen aber geübten Füßen folgte.
Es dauerte nicht mehr lange, bis Ami Marana in eine sehr schmale und dunkle Seitengasse führte und vor einer herunter gekommenen Bar stehen blieb. Die beiden Frauen betrachteten das Gebäude von aussen. Es war dreckig, eng, klein und es stank nach altem Essen und Abfällen.
Die beiden Frauen schauten sich kurz an und Marana nickte, bevor sie die Bar betraten. Es waren kaum Leute in ihr, nur an der Bar sammelten sich ein paar Grüppchen von dunklen Gestalten. Ami fasste Marana kurz nach betreten der Bar am Arm und deutete in eine Ecke hinter der Theke.
Sie konnten einen kleinwüchsigen dickleibigen Mann in einem verschwitzen und fettigen Shirt und einer ausrangierten Raumanzugsweste erkennen. Er hatte ein paar Männer um sich versammelt, die ihn an zu himmeln schienen. Er redete laut, anscheinend über angebliche Heldentaten aus seiner Jugend. Ami wusste,d aß das Erfinden solcher Geschichten und vor allem das erzählen eines seiner liebsten Hobbies war. Zwischen den Sätzen erklang immer wieder sein lautes und grelles Gelächter, bei dem es Ami kalt den Rücken herunter lief. Ihr Blick verfinsterte sich, und sie und Marana gingen zum anderen Ende der Theke und setzten sich auf zwei frei Hocker.
- Coruscant - Bar von Krib Lhak'il -