Coruscant

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, alleine

Sie war in ihr Quartier gekommen, ohne, dass irgendjemand sie aufhielt. Ob das daran lag, dass kaum einer mitbekommen hatte, was vorhin geschehen war, oder an ihrem Blick, der definitiv sagte "lass mich in Ruhe"? Unwichtig. Wichtig war nur, dass sie nun endlich wieder alleine war, ohne irgendwelche Leute, die ihr die Hand schütteln und ihr gratulieren wollten.

Ian war nicht da.
Sie stand im leeren Zimmer, für einige Sekunden unbewegt.
Er hatte auch nicht geantwortet - ob es daran lag, dass er die Nachricht nicht gelesen hatte? Daran, dass er sie nicht sehen wollte? Sie hatte keinen Schimmer, und das machte Eowyn besonders nervös. Was, wenn er ihr ihre Ablehnung heute früh richtig übel nahm? Sein Blick hatte Bände gesprochen. Kein Übelnehmen... es war schlimmer gewesen. Als hätte sie ihn mit dieser Ablehnung zerschmettert... Ihr wurde schlecht, und einen Moment setzte Eowyn sich auf das Sofa, nahm das Bantha zur Hand. Ians Blick - voller Schmerz, voller Bitte. Sie hätte die Macht gehabt, es ihm wieder besser gehen zu lassen, aber sie hatte darauf verzichtet. Weil die Jedi ihr wichtiger gewesen waren. Er hingegen hatte ihr gestern noch das Bantha mitgegeben, hatte sich noch in der Nacht entschuldigt... Sie rieb sich die Stirn und unterließ dies im letzten Moment bei ihren Augen - beinahe hätte sie die Wimperntusche vergessen. Ihre Augen brannten mittlerweile, sie war müde, aber jetzt zu schlafen kam nicht in Frage, so verlockend das Sofa auch aussah. Nein, wenn Ian sie hier schlafend vorfand... das ging nicht.
Sie stand auf, legte das Bantha auf den Tisch und besah sich den Strauß, den Ian dort in eine Vase gestellt hatte. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass sie hier Vasen hatten... Er war wunderschön in seiner chaotischen Art und Weise, und Eowyn zupfte eine Blume heraus, strich ihr sanft über die Blütenblätter. Es war eine blaue Blume, und sie hatte keine Ahnung, wie sie hieß - man konnte nicht alle Blumen der Galaxis kennen, das war unmöglich. Aber sie sah schön aus... und Ian hatte sie ihr geschenkt. Ian, ihr Ian. Ob er in ein paar Tagen immer noch "ihr Ian" sein würde? Und nach Bastion?
Ihre Brust schmerzte, in ihrem Bauch befand sich ein Eisklumpen. Die Gedanken der Nacht waren nicht verschwunden, das Sonnenlicht hatte sie nicht vertreiben können. All die Vorwürfe Ians klangen noch immer in ihren Ohren, die Frage, wie es Ian hier im Tempel ging, und wieso sie ihn nicht mehr beachtet hatte... und dann natürlich die Frage aller Fragen. Hieß das alles, hießen diese Worte, die Tatsache, dass er ihr all diese Dinge gesagt hatte - hieß das, dass es nicht funktionierte, über kurz oder lang? Und wenn es so war... quälten sie sich dann nicht beide unnötig? Sie waren schon öfter an ähnlichen Punkten gewesen. Aber so?
Sie legte die Blume sanft neben das Bantha und kam ins Laufen. Am liebsten wäre sie die Robe und die Jedi-Kleidung gleich daneben losgeworden, aber das ging nicht - sie gehörten ab jetzt zu ihrem Leben, und sie musste sich daran gewöhnen. Da fing sie am besten sofort damit an.

Ian hatte gesagt, er hatte nicht alles ernst gemeint, wiederholte sie sich immer wieder. Aber warum hatte er es dann gesagt, warum? Das hatte sie sich auch schon nachts gefragt. Und wenn in seinen Worten Wahres steckte... sie musste es ernst nehmen. Musste versuchen, zu verstehen, was da los war. Bastion, Bastion war so nahe, und da waren so viele Dinge, die noch unausgesprochen waren zwischen ihnen. Dinge, die sie untereinander klären mussten, Dinge, die sie vorbereitend besprechen mussten. Nur wie? Wie sollte das gehen? Sie mussten ehrlich sein, und alleine das hatte so viel Explosionspotential. Waren sie überhaupt
in der Lage, diese Dinge zu klären? Machte das alles einen Sinn? Konnten sie überhaupt auf einer Wellenlänge sein? Liebe reichte nicht aus. So oft hatte sie diesen Satz schon gelesen, gehört, aber niemals hatte sie ihn besser verstanden als heute. Oder lag es schlicht daran, dass sie - Ian.

Da war er plötzlich, und Eowyn blieb stehen, sah ihn an, erleichtert, überrascht, erschrocken. Sie hatte ihn nicht kommen hören.
Sie hatte es sehr gut gemacht? Von was sprach er? Sie runzelte die Stirn, verwirrt, wollte ihn fragen, was er meinte, aber da sah er zu Boden, schien zu kämpfen, und sie starrte einfach nur weiter, unsicher, was sie sagen sollte, unsicher, welches Thema sie anschneiden sollte. Aber als er wieder hochsah, da wurde es noch schwerer, etwas zu sagen, denn sein Blick tat ihr weh. So kannte sie ihn nicht. Nicht so... Und dann die Sache mit dem auseinandertreiben. Sie hätte nicht geglaubt, dass es möglich war, aber sein Blick, seine Augen, sein ganzer Gesichtsausdruck traf sie mitten ins Herz, schmerzte so sehr, dass es kaum auszuhalten war, so sehr, dass sie nach Luft schnappte und diese dann anhielt. Was hatte sie getan, was? Sie hätte heute früh mit ihm reden müssen. Müssenmüssenmüssen. Sie war so dumm gewesen.

Sie atmete wieder aus, gab sich Mühe, die Luftzufuhr wieder zu regulieren, sprach dann leise, als es wieder ging.
Es gibt nichts mehr zu verzeihen, Ian. Sie schüttelte den Kopf. Du hast dich bereits heute Nacht entschuldigt, und ich habe die Entschuldigung angenommen. Und heute früh noch einmal. Was sollte sie sonst noch dazu sagen? Was? Sie war ihm nicht böse. Aber noch immer war da dieser Schmerz, dieser unerträgliche Schmerz in der Brust... Und der Schmerz in seinen Augen. Der mit jeder Sekunde, die sie in dieser Situation verharrten, nicht weniger werden würde, eher mehr. Aber sie konnte ihn nicht sehen, konnte ihn nicht ertragen. Es tut mir Leid, Ian. Sie schloss die Augen. Sie konnte das nicht sehen, nein. Dass ich dich heute früh abgewiesen habe. Dass ich die Jedi vorgezogen habe. Es ging nicht. Sie konnte sich nicht entschuldigen, und ihn dabei nicht ansehen. Das machte man nicht. Außerdem... vielleicht wollte Ian nicht, dass sie so mit ihm sprach.
Sie öffnete die Augen wieder.
Ich hätte die Fassung nicht wahren können. Ich bin... einfach zu schwach. Es tut mir Leid. Und warum tat noch immer alles so weh? Warum?
Wieder schüttelte sie stumm und langsam den Kopf. War es das, worum es hier ging? Was war es eigentlich?

Was machen wir hier, Ian?, fragte sie langsam, flüsternd, während ihr Brustkorb beinahe zu zerspringen drohte. Was geht hier eigentlich vor? Wo führt das hin?

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian
 
Coruscant - Jeditempel - Trainingskomplex - vor dem kleinen Meditations- und Trainingsraum - allein

Gerade hatte sie noch dieses kleine euphorische Erfolgserlebnis. Diesem tollen Gefühl stellte sich nun der allgemeine Ärger in den Weg, "vor die Tür gesetzt" worden zu sein. Was bildete sich dieser Wes nur ein?! Nur weil er Rat war konnte er nicht einfach so in ihre private Trainingsstunde platzen! Und noch dazu nicht in diesen perfekten Raum! Wutentbrannt schoss Aketos davon. Irgendwie durch irgendwelche Gänge des Trainingskomplexes. Sie hatte keine Ahnung, wo sie letztendlich landete, aber sie fand einen Raum. Wieder ein kleiner Raum. Allerdings ohne Fenster. Das Licht dimmte automatisch auf volle Stärke, als sie förmlich die Tür eintrat. Es war ein leerer Raum. Drinnen an einer Wand hingen in Reih und Glied ein paar Trainingswaffen. Lichtschwerter, Kampfstäbe, lanzenähnliche Waffen und so weiter. Ob diese Waffen ihr einen Bonus gaben? Immer noch mit dieser Wut im Bauch krallte sie sich eine der lanzenähnlichen Teile und wog es in den Händen.

Gar nicht so schlecht ausbalanciert...

murmelte sie vor sich hin und macht ein paar Probehiebe. I'Tachi. Perfekt um runter zu kommen. Aketos schloss ihre Augen, konzentrierte sich auf ihre Atmung. Ruhe durchströmte sie. Als sie "ruhig" genug war, begann sie mit einer komplexen und komplizierten Abfolge von Bewegungen. Diese Bewegungen waren auf genau diese Art von Waffe zugeschnitten. Ihr Körper und die Waffe wurden quasi Eins. Dann fühlte Aketos wieder in sich diese Wärme. Diese Spiralbewegungen. Die, die I'Tachi im Inneren des Körpers ausmachten. Sie konzentrierte sich während der Bewegungen stärker darauf und zupfte und manipulierte an diesen Spiralen. Ließ sie aus sich hinausgleiten und über die Waffe hinweg. Zog Linien und Kreise mit dem so gewonnenen Faden. Die Lanzenspitze schien die Luft zu zerschneiden und zog einen kleinen Schweif wie der eines Kometen nach sich. Das Chi in Aketos floss ruhig wie ein breiter Fluss. Unbemerkt nahm sie mehr und mehr den Raum als Ganzes wahr. Nicht nur das, was sie mit ihren Augen sah.

Die Kamino beendete nach der fünften Wiederholung die Lanzenform und griff sich ein Trainingslichtschwert. Ihr momentaner Nemesis neben der Macht natürlich. Dieses Werkzeug musste sie aber früher oder später beherrschen. Mit beiden Händen umklammerte sie die Waffe fest. Schwer atmend von der Anstrengung der Lanzenform schloss sie abermals die Augen, konzentrierte sich und drückte den Aktivator. Der Griff fing zu vibrieren an als die Energiezelle die notwendige Kraft freisetzte und die Klinge zündete. Noch während der Plasmastrahl sich formte begann das Schwert die typischen drehenden Bewegungen zu machen. Diese hatten der Kamino schon immer Schwierigkeiten bereitet und sie auf Alzoc III fast das Leben gekostet. Diese Nierenbeckenentzündung hatte sie noch gut in Erinnerung.

Mit viel Willensstärke drängte sie diese Angstgefühle zurück und glich immer noch mit reiner Muskelkraft die Drehbewegungen aus. Zum Glück begann die Schwertform des I’Tachi mit beiden Händen an der Waffe. Gesagt, getan. Als sie begann sich mit der Waffe zu verbinden, wie es ihr Sensei immer gesagt hatte, hörten die Drehbewegungen plötzlich auf. Ihre Hände wurden warm. Aketos wagte nicht, die Augen aufzumachen. Trotzdem schien sie aber zu sehen. Sie sah den Raum um sich, sie sah die Waffe, wie sie den Raum zusätzlich in ein kaltes weißes Licht tauchen zu schien, obwohl die Klinge grün war. Sie sah ihre Hände, wie die Spiralen sich geordnet um sie und den Klingengriff drehten. Vorsichtig begann sie die Form. Nahm eine Hand vom Griff und breitete beide Hände aus. Eine leere auf die eine und die mit dem Schwert auf die andere Seite. Es fühlte sich wie ein ganz normales Schwert an. Nur das Surren sagte ihr, dass es ein Lichtschwert war. Da stimmte etwas nicht.

Aketos öffnete ruckartig die Augen. Und starrte ungläubig auf die Waffe. Sie blieb immer noch ruhig in ihrer Hand. Wer spielte hier so ein Spiel mit ihr? Da war doch etwas faul! Testweise vollführte sie einen Stich. Nichts Ungewöhnliches passierte. Außer natürlich, dass sich das Lichtschwert wie ein normales Schwert verhielt. Die Kamino trainierte weiter. Stunde um Stunde verging, bis sie plötzlich merkte, wie hungrig und durstig sie eigentlich war. Und wie sehr sie eigentlich geschwitzt hatte. Die Padawan räumte die Lanze und das Schwert auf ihren Platz zurück. Als sie den Raum verließ, dimmte sich das Licht sofort runter und erlosch.


Kantine…

dachte sie eher laut vor sich selber hin. Der Weg in jene war nicht so leicht zu finden und sie musste des Öfteren einen der Protokolldroiden fragen, die durch die Gänge eilten. Sie hatte sich doch erstaunlicherweise tief im Trainingskomplex verlaufen.

Etwas später...

Zufrieden blickte sie auf ihren leeren Teller. Sehr lecker. Und dazu noch ein paar Flaschen Wasser geleert. Der Flüssigkeits-, Mineralstoff- und Nahrungsmangel waren ausgeglichen. Was wohl Eo gerade machte? Und vor allem: was wollte Wes von ihr? Zu ihrer eigenen Überraschung blieb sie sehr cool bei den Gedanken zu ihrem "Rauswurf" aus dem Trainingsraum. Hatte es mit diesem Geheimnis zu tun? Aketos vermutete ja, dass es sich um eine Mission handelte. Aber wohin? Und um was ging es? Vielleicht sollte sie sich doch einmal intensiver mit dieser Sache beschäftigen... allem Anschein nach schien die Zeit ja knapp zu werden. Zumindest wenn man sich auf das Verhalten von Eo verlassen konnte. Normalerweise war sie ja die Ruhe in Person. Außer, wenn sie vor Missionen war. Da wurde sie für ihre Verhältnisse unruhig. So ganz kleine unbewusste hektische Bewegungen und so weiter. Wo konnte die Kamino etwas heraus finden?


Den Leuten hier mal ein bisschen auf die Zähne fühlen...

dachte sie wieder laut vor sich hin...

Coruscant - Jeditempel - DIE EINE Kantine - (gefühlt) allein [obwohl sicherlich noch mehrere Leute da sind ;)]
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn

Da stand er im Türrahmen, da stand sie und als sie zu reden begann, wurde Ians Herz schwer wie Blei. Es gab nichts mehr zu verzeihen? Das klang nicht gut, klang, als wäre das, was er sich gestern geleistet hatte, unverzeihlich gewesen – als gäbe es
deswegen nichts mehr zu verzeihen, doch Eowyn sprach weiter und was sie sagte, war das Gegenteil dessen, was er eben befürchtet hatte, auch wenn es sich noch immer so anfühlte. Dann schloss sie die Augen, meinte, dass es ihr Leid tat und Ians ungute Gefühl wurde von neuem genährt. Eine Entschuldigung anzunehmen hieß nicht automatisch, auch zu verzeihen, oder? Sinnlos, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, sinnlos jetzt mehr zu tun als abzuwarten, was Eowyn noch sagen würde. Am Ende missverstanden sie sich nur und da sprach sie weiter und es wurde klar, was ihr Leid tat. Dass sie ihn abgewiesen hatte. Hätte sie nicht so furchtbar dabei geklungen, es wäre so viel einfacher gewesen, jetzt dabei zu lächeln, aber das, was auf Ians Gesicht erschien, war eher ein Mundwinkel, der, im Versuch nach oben zu wandern, aufgehalten wurde und automatisch wieder nach unten sackte. Sie hatte ihn nicht abgewiesen. Sie hatte ihn bloß nicht umarmt. Eowyn entschuldigte sich erneut, gab die Erklärung ab, weswegen sie ihn überhaupt abgewiesen, nein, nicht umarmt hatte – was Ian jetzt viel eher verstand, als noch heute morgen- und lieferte gleich eine weitere Erklärung ab. Zu schwach. Sie glaubte, sie war zu schwach. Nur… war das nicht richtig.

„Durch eine schwere Zeit gehen,“ war die Antwort, die ihm nicht nur auf der Zunge, sondern auf dem Herzen lag, oder viel eher lastete. „Ich meine, da liegt etwas vor uns, dass kaum zu stemmen ist, das Angst macht, das bedeuten kann, dass alles endet und das lässt zumindest mich… manchmal meinen Kopf verlieren.“ Was ebenfalls das ehrlichste war, was er antworten konnte. „Und dabei fühle ich mich vielleicht genauso kläglich schwach, oder komme mir so vor, wie du es gerade von dir selbst behauptet hast. Und wo das hinführt? Wenn wir beide weiter daran glauben, dann wahrscheinlich dazu, dass wir unter der Last zusammen brechen, obwohl wir das Zeug dazu haben, es zu schaffen.“ Wenn sie sich in den richtigen Momenten die eigene Schwäche zugestehen konnten. „Weil wir stärker sind, als wir eigentlich glauben.“ Was nicht nur Va’art bewiesen hatte.

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian

Kaum eine Reaktion auf ihre Entschuldigung, und Eowyn unterdrückte heftig den Drang, ihre Augen zu schließen. Sie durfte sich nichts anmerken lassen, aber da war nichts - kein Ist okay, kein Schon in Ordnung, nicht einmal ein Danke oder ein Nicken. Weil er sie nicht annahm? Sie sollte ihn fragen - aber sie hatte Angst vor der Antwort, denn selbst, wenn er es nicht akzeptierte, war er völlig im Recht. Es war nicht in Ordnung gewesen. Sie hatte ihn einfach links liegen lassen, ihn quasi ignoriert, und das, obwohl sie gespürt hatte, dass er sie brauchte. Sie hatte damit alles nur noch schlimmer gemacht. Blind tastete sie nach dem Tisch, der vor ihr stand, um sich daran festzukrallen, nur, um das sofort wieder zu unterlassen. Reaktion. Zu viel Reaktion. Und er musste sie nicht annehmen. Er war dazu nicht verpflichtet. Sie hatte es nur gehofft...

Eine Antwort gab es wenigstens auf ihre Fragen, und sie nickte langsam. Angst... Diese Angst erklärte, warum Ian gestern nicht hatte aufhören können. Sie war zu sehr gewohnt, dass er sich, ehemaliger Sith, der er eben nun einmal war, viel zu sehr unter Kontrolle hatte, als dass er sich dergleichen anmerken ließ. Im Sith-Orden hätte dergleichen wohl beinahe sein Todesurteil bedeutet. Aber hier... Ian war eben auch gleichzeitig Ian. Dass er aber seine Schwäche zugab, das war etwas, womit Eowyn nicht gerechnet hatte. Angst. Schwäche. Dinge, von denen Eowyn schon genau wusste, dass Ian sie empfand, aber offenbar davon ausgegangen war, dass er es besser kontrollieren konnte als sie. Was für ein Fehler. Ein Fehler, der sich nicht wiederholen durfte.
Das Zerren in der Brust wurde wieder stärker. Unter der Last zusammenbrechen. War sie nicht ohnehin schon kurz davor, und er auch? Aber was sollten sie schon machen? Die Last verteilen? Unmöglich. Und im Gegensatz zu Ian sah Eowyn nicht, dass sie es schaffen konnte. Wie auch? Wie sollten sie wie durch ein Wunder duch all das durchkommen, ohne Kratzer, ohne sich gegenseitig und auch ohne sich selbst zu verlieren? Und dann noch die Sorgen umeinander. Sie konnte tun, was sie gestern Nacht schon angedacht hatte... aber nicht jetzt, nicht übereilt, nicht nach mindestens 30 Stunden wach sein. In so einem Zustand traf man keine Entscheidungen, das war selbst ihr klar.
Stärker, als sie eigentlich glaubten... nein. Nein, das sah sie ganz und gar nicht so. Eher im Gegenteil. Ihr Schwäche heute früh hatte Eowyn überrascht. Was, wenn sie sich für stark genug, für stabil genug für Bastion hielt, und es nicht war? Ian, Wes, Markus. Genug Leute, die zweifelten. Was, wenn sie Recht hatten... Wobei auch das keine Rolle spielte. Wenn es so war, dann war es so. Wichtig war, dass
Ian durchhielt, nicht sie. Sie musste theoretisch nur die ersten fünf Minuten überstehen.

Aber was nun?
Wieder stand sie da, sah Ian an. Sie brauchten Pläne. Pläne, da durchzukommen. Pläne, sich gegenseitig zu helfen. Pläne, das von gestern aufzuarbeiten. Trainingspläne. Und irgendwo, irgendwo mussten sie ansetzen. Ians Angst musste doch zumindest ein bisschen dämmbar sein!

Was würde dir helfen, Ian?, fragte sie möglichst ruhig. Was soll ich tun, damit es dir wenigstens ein bisschen besser geht? Ein Bad. Wenn er das jetzt sagte, dann würde sie ihn umbringen. Wir sollten in Ruhe über alles reden. Über die Mission, über unser Vorgehen. Über die Grenzen... Langsam zog sie einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich. Nicht das Sofa. Nicht jetzt. Nicht so... Nicht, wenn sie nicht wusste, wo Ian stand, wo er sie sah. Du hast gesagt, du hast dir überlegt, wie wir trainieren sollten? Sie zögerte kurz, fuhr dann aber fort. Ich habe übrigens gestern mit Markus Finn gesprochen, er hat ein gemeinsames Training vorgeschlagen. Ich fände gut... wenn du daran teilnehmen würdest. Fragend sah sie Ian an, und kurz darauf fiel ihr etwas ein. Sie nestelte an ihrem Gürtel herum, in dem sie den sorgsam verwahrten Datenchip untergebracht hatte, den sie nun Ian zuwarf. Für dich. Die Mission. Von Kollegin Rigby. Rat Elliundi hatte ihn ihr kurz vor der Zeremonie zugesteckt mit der Bitte, ihn Ian möglichst unauffällig zu überreichen. Bitteschön. Erledigt. Unauffällig.

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn

Stille trat ein, die sich seltsam und schwer anfühlte, als Ian beobachtete, wie Eowyn nach dem Tisch griff, sich daran festkrallte, um es, als sie es bemerkte, doch wieder zu unterlassen.
Wie gestern, kam es Ian in den Sinn, denn auch da hatte sie versucht, alles, was aufkommen wollte zu unterdrücken, zu unterbrechen. Wenn allein seine Worte das alles ausgelöst hatten, in dieser Intensität, wenn Eowyn jetzt tunlichst darauf achtete, bestimmte Dinge zu tun und andere wiederum nicht, dann… Was war da gestern eigentlich geschehen? Ian war zu müde, um sich diese Frage zu beantworten, aber die Frage drängte bohrend. Hatten ein paar Worte ausgereicht um das, was sie beinahe ein Jahr verband, nachhaltig zu schädigen? Hatte der gestrige Abend gereicht, um alles in Frage zu stellen? Hatte er gestern dafür gesorgt, dass sie sich so weit voneinander entfernt hatten, dass ein Aufeinander zugehen nicht mehr möglich war? Ian wusste es nicht, wusste nur, dass er müde war und in dieser Sache nicht weiter wusste. Was tun, was sagen, wie reagieren – es machte keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Denn offensichtlich erging es Eowyn genauso, aber für Ian war kaum zu begreifen, woher das alles kam. Als hätte er sie in ihrer Grundfeste erschüttert. So stand er einfach nur da und wartete ab, was sie sagen würde. Er selbst konnte bloß dafür sorgen, dass sich aus einem Missverständnis kein weiteres ergab. Dann irritierte sie ihn mit der Frage, was ihm helfen würde, noch sehr viel schwerer war es zu antworten, als sie wissen wollte, was sie tun konnte, damit es ihm besser ging. Das passte nicht zu dem, was er eben gesagt hatte. Nichts davon. Jede Antwort die er ihr auf iher Fragen hätte geben können, hätte zu einem Streit geführt. Hätte dazu geführt, dass sie einander missverstanden. Hätte dazu geführt dass sie nur wieder einen Vorwurf mehr sah, den er machte. Hätte nur wieder mehr wie eine Kritik gewirkt. Hätte nur wieder mehr dafür gesorgt, dass sie selbst sich noch schlechter sah, als sie es ohnehin schon tat. Wie sie ihm helfen konnte? Wie er sich besser fühlen würde? Keiner dieser antworten wollte er ihr geben. Keine dieser Antworten, keine dieser Wünsche konnte sie erfüllen. Nicht einen einzigen. Denn er hatte schon heute Morgen gesagt, was er brauchte und sie hatte abgelehnt. Er würde nicht noch einmal sagen, dass er eine Umarmung brauchte, oder ein anderes, irgendein anderes Zeichen, etwas, das bedeutete, dass wieder alles gut werden würde. Etwas, dass diese Schwere von ihnen nahm. Nein, wenn sie das von sich aus nicht geben konnte, dann war es so, er würde weder darum bitten, noch darum betteln. Sie hatte mit Markus geredet, das wusste er und ein Training würde sie gut finden? "Okay" sagte er mit einem Nicken. „Das lässt sich bestimmt einrichten.“ Was für ein Training das auch immer sein sollte. Ein Training mit dem Schwert? Ein Training, in dem er wunderbar glänzen würde, so wie mit dem Sephi? Ein Training in dem er sich von einem fremden Mann anhören lassen sollte, was er tun musste, damit alles wunderbar funktionierte? Ein Training. Gut. Er hatte eine Umarmung gebraucht, eine Umarmung gewollt, sie wollte, dass er mit Markus traineirte. Das war das letzte, was er gerade wollte, so wenig wie jetzt über irgendetwas zu sprechen.

Ein Datenchip von Rigby? Ian war zu müde, seine Reaktion alles andere als schnell und da fiel der Chip, noch bevor er ihn fangen konnte auf den Boden und genau wie im Cafe von vorhin, schienen sich nun zwei Möglichkeiten zu ergeben. Entweder, er lachte, oder aber er lies die Wut gewinnen. Wie zwei Wege, die markiert wurden, lagen diese beiden Optionen vor ihm und es war, als könne er sie sehen, als könne er sich selbst sehen, wie er auf beide Schilder starrte. Doch Ian ging weder den einen, noch den anderen Weg. Stattdessen war es, als drehte er sich um. Als ginge er zurück. Bloß war das was er jetzt sah, nicht viel besser. War es also das? Eine Jedi Sache? Rigby ließ ihm einen Chip aushändigen. Aha. Langsam hob Ian ihn auf. Ein ausgehändigter Chip. Das passte viel zu gut. Da speicherten sie die Mission auf einen lächerlichen Chip, den sie Eowyn gaben, damit sie ihm diesen gab. Wollte er überhaupt wissen, was genau darauf war? Ob und was die Jedi, der Rat, sich noch überlegt hatten? Sollte er ihnen dankbar dafür sein, dass sie ihn auf
diesem Wege darüber in Kenntnis setzen? Ihre Mission. Er war nur ihr Bauernopfer, wurde das nicht immer deutlicher? Das alles war eine wunderbare Möglichkeit, wenn nicht sogar die perfekteste Möglichkeit für die Jedi. Denn mit ihm hatten sie jemanden gefunden, den sie entbehren konnten, der absolut entbehrlich war. Den sie nicht brauchten. Um sich am Ende als Helden zu feiern? Dass Ahna mitkam, was war der wahre Grund? Weshalb hatte sie Eowyn den Chip gegeben auf dem er, da war Ian sicher, nur informiert wurde? Weil sie kaum alle Informationen mit einem großen bösen Sith, dem sie nicht einen Meter über den Weg trauen, teilen wollen. Weil sie glaubten, er würde sie verraten. Sie ließen Eowyn im Stich, damit sie, am Ende, wenn er auf diesem Planeten oder in einem Gefängnis verreckte, so tun konnten, als würden sie Eowyn doch auffangen. Dann würde Sarid mit ihr sprechen. Dann, nicht vorher. Um Eowyn zu zeigen, wie verdammt blöd sie war, sich auf einen Ex-Sith eingelassen zu haben, der ohnehin nur einen schlechten Einfluss auf sie haben konnte. Ein Ex-Sith, dem es nicht mal gelungen war, gestern für Eowyn da zu sein. Da kam es doch doppelt gelegen, dass Eowyn ihre Rolle wieder abgeben konnte, nämlich dann, wenn die Jedi es brauchten. Nämlich dann, wenn sie sich dafür rühmen konnten, das Virus besiegt zu haben! Am besten wäre es doch, wenn auch Eowyn ihnen den Gefallen tun würde, auf Bastion ihr Leben zu lassen, damit sie sich am Ende weinend das Gesicht zerkratzen konnten, um zu bedauern, dass sie jemanden zurücklassen mussten, nein, dass sie gar keine andere Wahl gehabt hatten. Zwei entbehrliche Personen. Aufgebrauchte Ressourcen. Oh, sie sollte ihren Chip nehmen und daran ersticken, genau wie diese anderen Lügner die sich so freundlich und weise gaben und denen in Wahrheit einzig und allein daran gelegen war, mit ihren schönen Worten zu blenden. Keiner von ihnen war besser als Allegious! Der wenigstens hielt sich an seine Versprechen.

Immer noch sah Ian den Chip an, müde, erschöpft, beinahe traurig und was gewirkt haben müsste, als brauche es Stunden, rastete innerhalb weniger Sekunden durch seinen Kopf. Er war müde, die richtigen Worte zu finden, er war müde Dinge zu stemmen, die sich so unendlich schwer anfühlen. Er war müde von diesem ganzen Misstrauen von ihnen, von seinem eigenen, von allem und vor allem war er müde davon, dass Eowyn und er alleine damit waren. Denn wer vom Rat fragt, was sie brauchten? Wer von ihnen war jetzt da und sagte ihnen, dass es gut gehen würde, dass sie an sie glaubten? Wer von ihnen? Sie beriefen eine Sitzung zusammen, zu der sie ihn dazu gerufen hatten. Vorher hatten sie nicht mit ihm gesprochen. Danach hatte niemand mit ihm gesprochen. Sie hatten sich, sich und ihre Sitzung, ihre Ausreden darüber, dass das Virus sie alle forderte und sie keine Zeit hatten. So sah es doch aus. Sie interessierten sich nicht für ihn, nicht für Eowyn, nicht dafür, wie man sie auf diese Mission vorbereiten konnte. Sie interessierten sich bloß um ihre Wirkung nach außen.

„Ich brauche jetzt Erholung, Eowyn,“ sagte er schließlich, klang dabei sicher so erschöpft, wie er sich fühlte, als er von dem Chip auf zu ihr sah. „Lass uns das nicht jetzt besprechen. Ich werde nicht viel Kluges dazu beitragen können. Wir reden in Ruhe, wenn ich geschlafen habe und wieder normal denken kann, in Ordnung? Alles andere machte keinen Sinn, nicht für ihn, nicht für sie. Nicht, wenn sie auch nur einen Schritt nach vorne machen wollten, nicht wenn er nicht all seine wirren, vielleicht unfairen Gedanken preis geben sollte. Schlafmangel überreizte und Ian war eidenutig völlig überreizt.

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian

Der Chip fiel auf den Boden, und Ian machte erst einmal keine großen Anstalten, ihn aufzuheben. Da stand er, starrte das Ding an und bewegte sich keinen Zentimeter. Dass er ihn überhaupt hatte fallen lassen... wo waren seine Reflexe?! Er konnte doch sonst so schnell reagieren... Müdigkeit? Widerwillen? Da waren so viele Dinge, die von ihm ausgingen, aber sie konnte nicht festmachen, was genau los war. Vielleicht, weil sie es bei sich selbst auch nicht wusste?
Wenigstens hatte er dem Training zugestimmt. Das war doch schon mal etwas, oder etwa nicht?
Vermutlich eher "oder nicht".
Er sah auf, und jetzt überwog die Müdigkeit deutlich. Sicher hatte er auch kaum geschlafen, wenn überhaupt... Erholung. Ja, Erholung wäre etwas wunderbares, und ja, sie wünschte sich ebenfalls, nun einfach kurz in die Dunkelheit des Schlafes fallen zu können... Aber wie? Wie, wenn da noch so viel ungesagtes war, wie, wenn Ian ihr nicht verziehen hätte, wie, wenn alles so aussichtslos schien? Wenn selbst der einzige Mensch, der ihr wirklich nahe stand, nicht wirklich DA war? Es tat weh, aber sicher nicht mehr, als es Ian geschmerzt hatte, als sie ihn heute früh abgewiesen hatte. Sie war selbst schuld an all dem.

Und Ian schien dies zu können. Er schien es auch wirklich zu brauchen... Und so blieb Eowyn kaum eine andere Wahl, als ihm diese Erholung zu gönnen. Was sollte sie auch sonst tun, ihn zum Reden zwingen? Nein, er hatte sicher Recht... später würde er produktiver sein. Logischer. Er hatte ja noch nicht einmal den Chip gefangen...


Okay, sagte sie leise. Ich verstehe. Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst. Ich... bin bereit zu reden, wann auch immer du es bist. Sie griff mit der Macht hinaus und levitierte den Chip auf den Tisch. Tut mir leid. Ich wollte dich nicht überrumpeln... mit nichts von alledem. Sie sah kurz auf die Tischplatte, dann wieder zu Ian. Gute Nacht. Was seltsam war, denn es war hellichter Tag, aber man sagte es wohl so...


Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn

"Eowyn, ich bin einfach nur müde,"
hob er hilflos die Arme und ließ sie wieder sinken, denn Eowyn gab ihm das Gefühl, schon wieder etwas falsches getan zu haben. Er hatte nur gesagt, dass er sich erholen musste. Nicht von ihr. Hatte sie das verstanden? Ach, zum Sarlacc damit. Was er sagte, was sie verstand. Das hier ergab keinen Sinn und da seufzte Ian tief, als er sich in Bewegung, Richtung Schlafzimmer setzte. "Gute Nacht," und mehr Resignation hätte nicht in seiner Stimme klingen können, aber vielleicht wurde sie durch seine Müdigkeit auch abgeschwächt. Er hatte keine Ahnung und es spielte keine Rolle, als er im Schlafzimmer verschwand. Das Bett sah so aus, wie er es verlassen hatte, keine Decke, ein Kissen. Sein Kissen. Bloß das Püppchen saß nicht mehr darauf, aber das war alles, nur kein Trost. Er wollte sich nicht wieder in dieses Bett legen, aber eine besonders große Wahl hatte er nicht, auch wenn jetzt alles noch lauter danach schrie, auf die Nigthtmare zu gehen. Doch Ian blieb im Schlafzimmer, warf das Säckchen mit den restlichen Puppen in den Kleiderschrank, holte einen Bezug für die Bettecke heraus und warf diesen auf eben jenes. Keine Decke, aber besser als nichts. Der heutige Tag knüpfte nahezu perfekt an den gestrigen an. Nahezu? Nein. Er knüpfte perfekt an. Ian zog sich aus, warf seine getragene Kleidung neben sich auf den Boden, schlüpfte in seine Schlafsachen und legte sich, voller Widerwillen ins Bett, wickelte den Bezug um sich und fühlte sich furchtbar. Die Stille, das Alleinsein, es dauerte keine zwei Sekunden bis plötzlich ein Schluchzen kam. Eines, das ganz tief aus Ians innerem hörbar wurde, das ihn, sich davor erschreckend, auf die Seite drehen lassen ließ. Die Seite, die ihm nicht den leeren Platz von Eowyn präsentierte und da presste Ian sich das Kissen aufs Gesicht. Um alles weitere, was folgen wollte, folgen zu lassen, es dadurch nur ein wenig abzuschwächen. Denn verhindern? Was war daran schon zu verhindern? Das einzige worum Ian sich wirklich bemühte war, keinen einzigen Laut von sich zu geben und nach dem Schluchzer der einfach so gekommen war, war es ein Leichtes lautlos zu weinen und irgendwann war es der Schlaf, der ihn in seine Umarmung zog und ihn von seinem Gefühlsasubruch errettete.

Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Eowyn
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian

Er war einfach nur müde? Hilflos sah Eowyn ihn an. Was war jetzt schon wieder? Was hatte sie falsches gesagt? Sie hatte das doch verstanden. Und sie hatte ihm einfach nur gesagt, dass er sich ausruhen sollte und sie bereit war, mit ihm zu sprechen, wann immer er wollte... war das ein Fehler? Ian seufzte, und Eowyn wünschte, sie könnte etwas sagen, nur irgendwas, das ihm helfen würde, aber sie hatte offensichtlich schon so viel falsches gesagt, sie würde es nur immer noch schlimmer machen... Sein 'Gute Nacht' klang einfach... falsch, und noch Minuten, nachdem Ian längst den Raum verlassen hatte, starrte Eowyn ihm hinterher. Was hatte sie falsch gemacht? Was jetzt schon wieder? Sie hatte ihm nur helfen wollen, und hatte es nur noch viel schlimmer gemacht...
Sie schluckte, schloss die Augen und stützte mit beiden Händen ihre Stirn ab, während die Ellbogen auf dem Tisch standen. Gleichzeitig verdrängte sie mit aller Macht jedes kleine bisschen Flüssigkeit, das in ihre Augen treten wollte. Sie hatte nicht das Recht zu weinen, nur, weil sie Fehler am laufenden Band machte.
Noch einmal analysierte sie die Worte, die sie vorhin gesagt hatte, und auch die Worte, die Ian von sich gegeben hatte. Nichts. Sie verstand nicht, was da eben passiert war. Unter der Last zusammenbrechen... taten sie das gerade beide? Bei der Macht, das wollte sie nicht, das hatte sie niemals gewollt. Wenn sie Ian doch einfach nur umarmt hätte... Sie wäre schon irgendwie durch den Tag gekommen, das war sie immer. Wie hatte sie nur so
dumm sein können?!

Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie so dagesessen war, und irgendwann fiel ihr Blick auf die Decke und ihr Kissen, die noch immer auf dem Sofa lagen. Klasse. Wunderbar. Ian schlief nun das zweite Mal ohne Decke. Und das, wo sie auch zum zweiten Mal überhaupt nicht schlief... Vorsichtig tastete sie in der Macht nach seiner Präsenz, nur um festzustellen, dass er anscheinend tatsächlich schlief - oder vielleicht auch nur unruhig schlummerte, jedenfalls war da kein bewusster Gedanke. Langsam stand sie auf, packte die Decke und öffnete leise die Tür zum Schlafzimmer. Da lag Ian, eingewickelt in einen simplen Bettdeckenbezug, und Eowyn schüttelte den Kopf. Das war falsch. Das war einfach so falsch... sachte entfaltete sie die Decke mit Hilfe von Levitation und ließ sie vorsichtig über Ian niedergehen.
Schlaf gut, flüsterte sie, und da war die Tür auch schon wieder zu und sie selbst im Flur.
Und nun? Ja, auch sie sollte schlafen. Dringend. Nur ahnte sie, dass sie auch jetzt nicht zur Ruhe kommen würde. Zwar war sie todmüde, aber das letzte so kurze Gespräch hatte sie beinahe noch mehr aufgewühlt als Ians Worte gestern Nacht. Training? Lieber nicht. Am Ende würde sie sich noch selbst verletzen in ihrem momentanen Zustand. Also blieben eigentlich nur zwei Dinge, und beide konnte sie außerhalb dieser Räumlichkeiten tun. Sollte sie sogar, Ians wegen.
Sie atmete schwer aus und verließ das Quartier.


Ihr neues Büro war steril. Noch nicht einmal ein Namensschild war draußen angebracht, und wenn es nach Eowyn ging, dann konnte das auch noch einige Zeit so bleiben. Würde ihr nur andere Jedi vom Hals halten, die Dinge mit ihr besprechen wollten, für die sie ohnehin keine Berechtigung hatte. Sie war keine echte Rätin, aber je mehr sie diese Arbeit tat, desto schwerer würde es später für alle sein, wenn sie sich wieder zurückzog. Sie würde den Schein waren. Aber nicht mehr.
Aber auch um den Schein zu wahren, gab es genug zu tun. Leider.
Sie verschloss die Tür, um sich vor unliebsamen Besuchern zu schützen. Nicht weit von ihr war Wes zu Gange, sie konnte es spüren... kein Wunder, sie hatten ja nun Büros auf dem gleichen Flur. Fantastisch.
Das Zimmer bestand aus einem Schrank, einem Regal, einem Tisch mit Terminal, einem Stuhl für sie und zwei für Besucher. Das war es, aber mehr würde sie auch nicht brauchen. Wenigstens war ihr Stuhl bequem, stellte Eowyn fest, als sie sich darauf niederließ. In den Schubladen unter dem Tisch fand sie genug Flimsi sowie Stifte, ein Datapad und andere Kleinigkeiten. So konnte sie sich problemlos an die Arbeit machen, um erste Ratstätigkeiten zu erledigen - man hatte ihr simple, öffentlichkeitswirksame Aufgaben übertragen, damit sie schön weiter Aufmerksamkeit bekam - und auch ihre Pläne für Bastion weiter auszuarbeiten. Eine Sache belastete sie seit gestern Nacht deutlich - sie war nicht so stark, wie sie geglaubt hatte. Sie war sich sicher gewesen, das Geheimnis der Mission wahren zu können, lang genug zumindest, bis Ian Erfolg gehabt hatte. Aber was, wenn das nicht der Fall sein würde? Was, wenn sie reden würde, zu früh? Das durfte nicht geschehen, und das war wohl das, was Markus, Wes und Ian befürchtet hatten, als sie ihre Bedenken äußerten. Sie musste einen Weg finden, um das zu umgehen, und ausgerechnet ihr Verfolger von gestern, dessen Akte sie nun endlich vor sich sah, brachte sie auf den richtigen Gedanken. Ian würde es absolut nicht gefallen... und Eowyn war sich unsicher, ob sie mit ihm darüber reden sollte, selbst, wenn sie alles noch irgendwie klären würde. Es war eine Absicherung, IHRE Absicherung. Musste überhaupt jemand davon Bescheid wissen? Der NRGD war diskret. Sie musste nur darauf achten, nicht mit Duval und seinen Anhängern zusammenzustoßen. Oder es gab vielleicht noch andere Möglichkeiten... Marrev würde es wissen, oder Ahna. Einen von beiden sollte sie vielleicht einweihen, das reichte. Aber noch würde sie etwas warten. Zu lange wach, erinnerte sie sich immer wieder. Keine übereilten Entscheidungen in diesem Zustand.

Es war schon Abend, ihre Augen und ihr Kopf brannten alle, als sie schließlich ein Flimsi aus der Schublade zog. Sie hatte es so weit wie möglich herausgezögert, aber sie sollte es angehen - denn wenn Ian sich melden würde - hoffentlich! - sollte sie bereit sein. Ihr Magen knurrte, doch sie ignorierte ihn. Essen würde nur bedeuten, dass sie in die Kantine musste, und das würde sie am heutigen Tag ganz sicher nicht tun. Und die Lieferdienste belieferten wohl kaum ein Büro in den oberen Stockwerken des Jedi-Tempels...
Langsam begann sie zu schreiben, jedes Wort bedacht, sich bewusst, dass sie
jetzt keinen Fehler mehr machen durfte. Das Gefühl dabei war schrecklich, aber hatte sie eine andere Wahl? Mit ihrer Sprache würde sie es nur immer weiter schlimmer machen... also brauchte sie einen anderen Weg.

Lieber Ian.
Ich wähle diesen Weg, weil ich befürchte, dass jedes Wort, das spontan aus meinem Mund kommen wird, alles nur noch schlimmer machen wird. Nichts von dem, was passiert ist, hatte ich irgendwie beabsichtigt. Ich scheine in der letzten Zeit wieder viele Fehler zu machen, vielleicht ist der anstehenden Mission zu danken, vielleicht auch nicht. Jedenfalls möchte ich mir Mühe geben, wenigstens die Sache von heute früh aus dem Weg zu räumen. Vielleicht kannst du mir verzeihen, wenn du besser verstehst, was in mir vorging - auch wenn ich verstehe, wenn du es nicht kannst.
Deine Worte gestern Nacht haben viele Dinge in mir ausgelöst. Ich habe über einiges nachgedacht, wie du vielleicht auch, und leider kamen sie in einem ungünstigen Moment, wofür ich dir aber nicht die Schuld geben möchte. Ich stand unter Druck und war in einer Situation, in der ich selbst nicht genau wusste, was ich tun sollte. Meine Beförderung ist eine Sache, die ich an sich, obwohl es mir absolut nicht gefällt und sicher Konsequenzen haben wird, einfach akzeptieren muss. Ich kann nicht unsere Mission und dein Leben aufs Spiel setzen. Nichtsdestotrotz fiel es mir nicht leicht, den heutigen Tag anzugehen. Ich wusste, dass ich eine meiner besten Schauspieleinlagen würde hinlegen müssen und habe mir Mühe gegeben, unser Gespräch, besonders nach deiner Entschuldigung, für die ich dir noch einmal danke, möglichst in hinterste Ecken meines Kopfes zu schieben.
Ich hätte dich liebend gerne heute früh umarmt. Jeder meiner Instinkte hat mir dazu geraten. Ich hätte es selbst nur allzugut brauchen können, glaube mir. Aber genau deshalb konnte ich es nicht. Verstehst du? Hätte ich dich umarmt, wäre jedes meiner Gefühle für dich, all die Dinge von heute Nacht, wieder hervorgekommen. Ich habe gewusst, dass es nicht bei einer simplen Umarmung bleiben würde, besonders nicht nach deiner liebevollen Geste. Alles wäre aus mir herausgebrochen. Und in diesem Moment, es tut mir unendlich Leid, Ian, weil ich weiß, was ich damit zerstört habe, habe ich mich für die Mission und die Jedi entschieden. Es war keine leichte Entscheidung. Glaube mir das, bitte. Und könnte ich es rückgängig machen... ich würde es tun. Es war ein riesengroßer Fehler. Und ich bereue ihn zutiefst - und ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen kannst.
Ich weiß nicht, was ich heute nachmittag falsch gemacht habe. Es tut mir Leid, ich weiß es nicht. Vielleicht hätte ich dir mehr erklären sollen? Dich vielleicht nicht so überfallen? Auf jeden Fall tut es mir Leid, sehr Leid. Ich habe das nicht gewollt. Ich möchte deinen Wunsch nach Ruhe respektieren und werde deshalb unser Quartier nur möglichst wenig aufsuchen, bis du mich zu anderem aufforderst. Ich bin über Kom Tag und Nacht erreichbar. Kontaktiere mich bitte, wann immer du möchtest.
Es tut mir Leid. Alles.
Eowyn

Sie las den Brief nicht noch einmal durch, bevor sie ihn faltete. Sie sollte sich auf den Weg machen und ihn in ihr Zimmer bringen, aber davor wollte sie sich noch kurz ausruhen. Es konnte sicher nicht schaden, den Kopf kurz abzulegen, nur kurz, bis sie wieder die Kraft hatte, ihre Beine zu bewegen...

~~~

Die Morgensonne strahlte schon kräftig in ihr Gesicht, als Eowyn schließlich wieder die Augen öffnete und dann schlagartig hochfuhr.
Sithspawn! Sie war eingeschlafen, eingeschlafen, ausgerechnet gestern! Verflucht! Sie hätte Ian den Brief sofort bringen sollen. Von wegen, nur kurz ausruhen! Womöglich war er schon seit Stunden wach, er mit seinem miserablen Schlaf, und zerbrach sich den Kopf, verdammt noch einmal! Sie konnten sich das nicht leisten. Jede Stunde, die sie verlor, jede Stunde... Sie stand auf, packte das Flimsi und verließ fluchtartig ihr Büro. Sie scherte sich nicht darum, wie sie vermutlich aussah - ihr Gesicht hatte sicher Abdrücke von ihrer Robe, auf der es gelegen hatte, und was ihre Frisur anging wollte sie gar nicht daran denken. Vielleicht hatte wenigstens das Make-Up gehalten - warben die Hersteller nicht immer damit, dass es so toll wasserfest war? Was war mit schlaffest? Bis heute hatte sie es nie getestet. Auf dem Weg ins Zimmer aber stoppte Eowyn abrupt. Sollte sie jetzt einfach so hineinstürmen? Wundervolle Idee. Ian gestern hatte ihr Blumen gebracht und sein kleines Mitgebsel. Sie würde dastehen, zerzaust, mit einem Brief in der Hand, den sie ihm schweigend reichen würde. Klasse. Ganz wunderbar. Nein.

Eowyn machte kehrt. Sie hatte ohnehin seit gestern früh nichts mehr gegessen - und Ian? Womöglich auch nicht. Es wäre nicht falsch, ihm etwas aus der Kantine mitzubringen, möglichst alle seine Lieblingsdinge, die sie ihm sonst mit vorwurfsvollem Blick zum Frühstück zu verbieten versuchte... In der Kantine ignorierte sie die Blicke, die man ihr zuwarf, gekonnt. Kaum einer sprach sie an, vermutlich wirkte sie entweder zu verschlafen oder zu abweisend, aber es war ihr egal. Sie belud das Tablett mit verschiedenen Kuchen, Keksen, heißer Schokolade, Schokoladenhörnchen und was ihr sonst noch an Süßkram in die Finger fiel, außerdem ein, zwei Kleinigkeiten für sich selbst und einen Kaf. Es brach beinahe zusammen und die Stapel drohten umzufallen, aber wofür besaß man die Fähigkeit der Levitation?
Vor ihrem Zimmer dann schließlich die Feststellung - soweit sie erkennen konnte, schlief Ian noch. Noch, oder wieder? Eine Frage, die sie so nicht beantworten konnte, aber erst einmal spielte das keine Rolle.
Leise betrat sie das kleine Wohnzimmer, stellte das Tablett ab und legte ihren Brief so, dass Ian ihn unbedingt sehen musste. Dann nahm sie ihre Dinge und verließ ebenso leise wieder ihr Quartier, um in ihr Büro zurückzukehren. Sie konnte genauso gut an ihrem Plan weiterarbeiten, der auch jetzt, nach ein paar Stunden Schlaf, noch immer nicht völlig absurd wirkte.

Coruscant – Jedi-Tempel – Eowyns Büro :o
 
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Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, Ian

Unbarmherzig schien die Sonne in das Zimmer und erweckte Ian aus einem Schlaf, der so dringend notwendig, aber so wenig erholsam gewesen war. Sein Kopf dröhnte, sein Hals fühlte sich an, als bestünde er aus Schmirgelpapier und seine Augen? Davon wollte er gar nicht anfangen. Es dauerte, bis er sich an das Licht gewöhnte und er musste sich nicht einmal umdrehen um zu erkennen, dass er alleine im Bett lag und das Eowyn auch diese Nacht
nicht hier geschlafen hatte, denn ihr Kissen fehlte. Da erst fiel ihm auf, dass die Decke über ihm lag, was ihn bloß dazu brachte, die Augen wieder zu schließen und sich mit den nächsten vier Atemzügen und dem Festkrallen an der Decke mit einer Hand, wieder zu beruhigen. Dann entfernte er das Teil so schnell, als sei es ein Insekt oder etwas anderes das er keinesfalls neben oder um sich haben wollte. Eine zweite Decke. Sie würden eine zweite Decke benötigen, so viel stand fest. Oder gleich ein zweites Bett. Oder einen zweites Quartier. Oder einen zweiten Planeten. Zweites. Zwei. Die Buchstaben waren wohl gehörig durcheinander gerüttelt worden, denn die richtige Reihenfolge wäre ent-zweit. So fühlte sich das an und diese Decke konnte daran auch nichts ändern, sondern nur mehr betätigen. Allein unter einer Decke zu zweit. Wunderbar. Ian stand zu schnell auf, ignorierte den Schwindel, griff erneut nach der Decke, legte sie zusammen und schob sie auf Eowyns Seite nur, um sie, diesen Anblick noch weniger ertragend, im Schrank verschwinden zu lassen. Mitsamt seines eigenen Kissens und hätte das Bett hineingepasst – es wäre ebenfalls darin gelandet. Erneut musste Ian tief ein- und ausatmen und erneut wollte ihn eine Welle voller Wut überrollen, von der Ian nicht einmal sicher war, woher sie kam. Weil er alleine geschlafen hatte? Weil dieser … Streit nun einen zweiten Tag andauerte? Weil er beim besten Willen nicht mehr wusste, was er noch tun sollte? Weil es sein verdammtes Recht war auch so wütend zu sein! Als bedürfe es eines Grundes! Als wäre er ein Gefühle verleugnender Jedi! Er war ein ehemaliger Sith. Ganz einfach.

Eowyn war nicht im Quartier, was Ian nicht einmal hätte nachprüfen müssen, er fühlte es auch so und das leere Bett war aussagekräftig genug gewesen. Schön. Was also stand heute auf der To-Do-Liste?
Ah, richtig. Den kalten Krieg beenden, der ausgebrochen war. Ein Kinderspiel. Vielleicht war es ratsam einen Friedensvertrag aufzusetzen, den sie beide unterschrieben. Natürlich. Ian packte die Klamotten, die er gestern neben das Bett geworfen hatte, knüllte sie zusammen und warf sie im Bad in den Wäschekorb. Dann schöpfte er sich eiskaltes Wasser ins Gesicht, putzte sich die Zähne und musste ein drittes Mal an sich halten, nicht aus der Haut zu fahren als es ich, wie seit Jahren, nicht gelang, sich in die Augen zu sehen.
Ian gab sich keine Mühe leise aus dem Bad zu treten, als er ins Wohnzimmer ging, mit dem festen Ziel die Couch aus dem Raum zu entfernen, wenn es sein musste, sogar durch das geschlossene Fenster. Allerdings fiel sein Blick nicht auf die Couch, sondern auf den Tisch, der dermaßen überladen mit Essen war, als lebten in diesem Quartier fünf Personen und nicht nur zwei. Zwei?
Oh, pardon, eine. Die andere war schließlich schon halb ausgezogen. Würden sie jetzt den jeweils anderen mit Decken, Kissen, Kuscheltieren und Essen versorgen und sonst nichts mehr? Er würde das Tablett nehmen und es aus dem Fenster werfen. Bis jetzt hatte er sich zurückgehalten, bis jetzt hatte er sich angestrengt, hatte alles gegeben, hatte dem Sith in sich widersagt. Aber jetzt reichte es ihm. Ein Tablett voller Kuchen, Kekse und Schokolade? Er hatte keinen verdammten Hunger! Und er würde nichts essen, wenn er keinen Hunger hatte. Ganz einfach. Erst als Ian wirklich nach dem Tablett griff, fiel sein Blick auf den Brief und da ließ er es wieder sinken, nicht, ohne das es scheppernd auf dem Tisch aufkam und ein paar der gestapelten Sachen fielen. Wen kümmerte das? Ian griff nach dem Brief und kämpfte dagegen an, ihn einfach liegen zu lassen, weil sich ein nicht geringer Teil von ihm fürchtete, dessen Inhalt zu erfahren. Doch der Teil, der den Inhalt kennen und nicht fürchten wollte, überwog, als Ian den Brief, im Raum auf- und ablaufend las. Ein zweites Mal. Dann ein drittes Mal und als er beim vierten Mal angelangt war, unterbrach Ian sich, fühlte nach Eowyns Präsenz, machte diese ausfindig und stürmte, den Brief fest in der Hand, all die Stockwerke nach oben, die zu den Räumlichkeiten der Räte führten. Bloß, dass es jetzt keien Wut mehr war, die ihn dazu angestifft hatte. Nichts mehr überlegtes, zugegeben, aber keien Wut. Eher eine Befürchtung die er schnell aus der Welt schaffen wollte. Sehr schnell. Sofort. Er klopfte nicht und es war beinahe erschreckend einfach die Türe mithilfe der Macht zu öffnen und wieder zu schließen.
„Was ich brauche,“ sagte er völlig außer Atem, in einer verzweifelten Dringlichkeit, längst nicht mehr wütend, „ist meine Eowyn, die aufhört, sich für Dinge zu entschuldigen, die ich ihr nicht eine einzige Sekunde böse genommen habe. Ich brauche keine Zeit, ich brauche keine Entschuldigung, ich muss dir nicht für nichts verzeihen. Wann, Eowyn, wannund Ians Stimme überschlug sich beinahe, weil er die Treppen zu schnell nach oben gerannt war, „verstehst du das endlich?“ Ian bemühte sich, es nicht wie einen Vorwurf klingen zu lassen, versuchte tief durchzuatmen, denn es war nicht wirklich ein Vorwurf. Eher... eine verdammte weitere Angst. „Du hast nichts zerstört und ich möchte, dass wir beide aufhören, ständig davon auszugehen, das irgendwann, irgendwie getan zu haben. Ich möchte, dass wir uns wie zwei erwachsene Menschen austauschen können, die sich Dinge sagen können, ohne das der andere verletzt und pikiert ist und nur Vorwürfe und Kritik sieht. Ich möchte, dass wir glücklich miteinander sind, Eowyn. Das wir uns vertrauen." Dazu gehörte, auch nach einem Streit noch zu wissen, dass man noch zueinander hielt. Dass sich nichts geändert hatte. "Das wir sicher zusammen, sicher miteinander sind, dass wir einander nicht hinterfragen müssen. Ich möchte, dass wir einander verstehen und uns gegenseitig helfen, wenn wir es einmal nicht tun.“ Kurz schloss Ian die Augen, um Herr über die Verzweiflung, die zwischen manchen Worten durchklang, zu werden. „Ich möchte einfach nur, dass wir wieder glücklich miteinander sind,“ wiederholte er dann, leise, aber nicht minder eindringlich. Oder sollte es zur Gewohnheit werden, dass sie nach einer Meinungsverschiedenheit, nach falschen Worten ewig brauchten, um sich wieder zu verstehen? Dass sie Entschuldigungen formulierten, die klangen, als ginge es darum etwas unentschuldbares wieder gerade biegen zu müssen?

Coruscant - Jedi-Tempel - Büro der Räte - Eowyns heiß geliebtes, lang ersehntes, toll eingerichtetes Büro, das wahrscheinluich liebevoll den namen (Nicht dein) "Ernst" trägt - Eowyn und Ian
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Eowyns Büro

Stirnrunzelnd hielt Eowyn das Datapad in der Hand. Die Akte über den vermutlichen Selbstmörder vorgestern war einfach viel zu kurz - um nicht zu sagen nicht vorhanden. Hier stand nur, was die Mediziner des Tempels hatten herausfinden können. Tashera Marr hatte ihr bisher nur einen Zwischenstand übermittelt, es war gut möglich, dass sie noch mehr herausfinden würde - und Eowyn hoffte sehr, dass das der Fall sein würde, denn der momentane Stand war nicht sonderlich erbaulich. Der Chagrianer war allerdings momentan ihre einzige wirkliche Spur, was Duval anging, und die würde einfach
nicht im Sande verlaufen, oh nein. Sie mochte in ihrer Beziehung versagen, aber nicht hier. Nicht hier!
Nur wenige Organisationen waren in der Lage, die Spuren ihrer Mitglieder so zu verwischen, dass selbst Profis wirklich gar nichts auffinden konnten. Auf Anhieb fielen Eowyn nur drei ein - der IGD, der NRGD und vermutlich auch die schwarze Sonne. Es gab keinen Grund, weshalb die Black Sun Interesse an ihr haben sollte. Blieben also tatsächlich nur das Imperium - oder ihre eigenen Leute. Und Ian schloss das Imperium kategorisch aus.
Es war irgendwie frustrierend, wenn man bedachte, dass es tatsächlich die eigene Seite war, die einem da Steine in den Weg legte, und Eowyn starrte das Bild des Leichnams missmutig an. Wer war er gewesen? Warum hatte er sich gegen seine eigene...

Die Tür, die sie eigentlich verschlossen hatte, ging ohne wirkliche Vorwarnung plötzlich auf, und Eowyn schrak hoch, stand, noch bevor sie ganz offen war und hatte bereits das Datapad auf den Tisch fallen gelassen und ihr Schwert in der Hand, als sie Ian erkannte. Ian, der sie erst gar nicht begrüßte, der gar nicht erklärte, wie er sie hier gefunden hatte, warum er so hereinplatzte, der einfach
losredete, obwohl es so schien, als ob er nicht einmal Luft dafür hätte. Sie zuckte unwillkürlich zusammen, als er sie fragte, wann sie endlich verstehen würde, und unterdrückte ein Kopfschütteln. Wann sie verstehen würde? Als ob es nur darum gehen würde, dass sie verstehen musste. Sie hatte Fehler gemacht, ja, aber er war nun auch kein Kind von Traurigkeit. Er hatte sich doch ebenfalls ein zweites, ihrer Meinung nach unnötiges Mal entschuldigt, meckerte sie ihn deshalb an? Nicht fair, einfach nicht fair, aber sie würde sich hüten, diese Worte zu sagen, sie wusste mittlerweile, dass Ian darauf allergisch reagierte. Und wie sollte sie ahnen, dass er ihr nicht böse war, wenn er sich doch so verhalten hatte?
Endlich bezog er sich mit ein. Trug seine Wünsche vor, Wünsche, die so einfach klangen, bei denen Eowyn aber genau wusste, dass sie beide damit Probleme hatten. Sehr offensichtlich. Dinge, die sie sich ebenfalls wünschte, um die sie sich bemühte, aber es einfach nicht schaffte. Ebenfalls sehr offensichtlich. Wieder glücklich miteinander... Darüber durfte sie nicht zu lange nachdenken, oh nein, denn sonst würden ihre Tränen bald heraustreten und alles nur noch schlimmer machen.
Wieder glücklich, das klang so, als ob sie auf wundervolle Zeiten zurückblicken konnten, aber dem war doch gar nicht so, wie viele wirklich glückliche Momente hatten sie beide denn... Genug.

Langsam ließ sie den unter Anspannung stehenden Arm mit ihrem Schwert sinken und befestigte es wieder am Gürtel. Zeit. Das gab ihr Zeit, jetzt richtig zu reagieren, und dass sie richtig reagieren musste, das war ihr so klar wie die Seen auf Naboo es waren.
Vielleicht wäre es hilfreich gewesen, mir das schon gestern zu sagen. Dass du mir nicht böse bist. Und vielleicht möchte ich mich aber entschuldigen, Ian. Ist das denn so schlimm? Wenn man sich für etwas entschuldigt, von dem man denkt, dass es eben falsch war? Hilflos hob sie die Arme. Woher soll ich erkennen, was du mir böse nimmst und was nicht? Das war nicht ersichtlich. Nicht für mich. Sie zögerte kurz. Aber konnte eine Ich-Botschaft so falsch sein? Ich fühle mich nicht gut dabei, wenn du mir so etwas sagst, verstehst du? Und wenn du mir nicht böse warst - was, Ian, was war es dann in deiner Haltung, gestern früh, als du gegangen bist, wenn es nicht falsch war, wieso habe ich mich hinterher so miserabel gefühlt? Ich verstehe vieles falsch, ich bin schlecht darin, Leute zu lesen, das weiß ich, aber Ian, mich selbst, mich selbst kann ich lesen, und... und ich fühlte mich einfach furchtbar, verstehst du?
Bittend sah sie Ian an. Irgendwie lief das nicht so, wie es sollte. Sie hatte sich entschuldigen wollen, aber Ian kam nur mit noch mehr Vorwürfen um die Ecke - Vorwürfe, die eigentlich keine sein sollten, das wusste sie, er meinte es nicht so. Dennoch fühlte sie sich in die Ecke gedrängt, trotz der Tatsache, dass sie sich dagegen wehren wollte. Er meinte es nicht so. Er meinte es nicht so. Er war nur... aufgebracht, vielleicht, weil es irgendein anderes Problem gab, das sie nicht sah? Wenn er nicht sauer auf sie gewesen war - warum war die Stimmung gestern so seltsam gewesen? Was ist los, Ian?, fragte sie also leise. Was war los, gestern? Ich weiß, du warst müde, aber... ich werde das Gefühl nicht los, dass ich gestern etwas falsch gemacht habe. Vielleicht irre ich mich ja. Ich... Sie rieb sich über die Stirn, sah Ian hilflos an. Ich denke, es ist gut möglich wenn ich mich irre, aber vielleicht auch nicht? Ich dachte eben... dass du es ähnlich gesehen hast wie ich. Dass du gesehen hast, wie ich gegen dich entscheide und nur für diese bescheuerte Zeremonie. Wie kann ich dann nicht davon ausgehen, dass ich etwas zerstört habe? Hilflos hob sie die Arme.
Und ich finde nicht, dass ich vorgestern Nacht zu übertrieben reagiert habe. Ian, ich brauchte den Abstand, ich musste über so vieles nachdenken. Da war Kritik in deinen Worten, wenn du das anders siehst... Traurig sah sie Ian an. ...dann haben wir vielleicht wirklich ein Problem.
Ich vertraue dir - ich dachte, du wüsstest das, ich dachte, du würdest mir auch vertrauen? Ich bin gerade ein wenig... verwirrt vielleicht, oder auch verzweifelt, weil ich nicht verstehe, wie du darauf kommst. Wenn ich dir nicht vertrauen würde, glaubst du, ich wäre dann noch mit dir zusammen? Bitte, Ian...
Was machte sie eigentlich noch hier? Ein solches Gespräch führte man nicht in einem Büro mit einem Schreibtisch dazwischen.
Eowyn ging um den Tisch herum, griff vorsichtig mit jeder ihrer Hände nach Ians, führte sie zusammen und umschloss sie.
Bitte. Ich möchte verstehen. Ich möchte mich ändern. Aber ich brauche dabei deine Hilfe, denn wenn du mir nicht sagst, was dich stört, und es erst in Momenten wie vorgestern Nacht alles auf einmal herausbricht, dann ist es schwer für mich, das alles im Ganzen nachzuvollziehen, verstehst du? Bittend sah sie ihn an.
Ich möchte auch glücklich mit dir sein, sagte sie dann leise, aber da ist einfach so vieles, was sich uns in den Weg stellt. Ich fürchte, es wird noch eine Weile dauern, bis wir wirklich einfach so glücklich sein können, so, wie es in den Märchen am Ende immer der Fall ist... aber wenn wir es am Ende schaffen, war es das dann nicht wert?

Coruscant – Jedi-Tempel – Eowyns Büro, mit Ian
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Eowyn Büro - Eowyn und Ian


Sonderlich überlegt war es nicht gewesen, in das Büro zu platzen, ohne zu klopfen, ohne Rücksicht, ohne alles, doch Ian hatte nicht überlegt, als er hinaufgestürmt war. Erst als Eowyn mit ihrem Schwert in der Hand da stand und Ian längst gesprochen hatte, funktionierte der rationale Teil in ihm wieder halbwegs und machte gleichzeitig deutlich, wie sehr er sie erschreckt haben musste. Es wäre hilfreich gewesen, ihr schon gestern zu sagen, dass er ihr nicht böse war? Sekunden runzelte Ian die Stirn, denn war das nicht offensichtlich gewesen? Schon in dem Moment, als er zu ihr zurück in das Quartier gegangen war, als er ihr gesagt hatte, dass sie ihre Sache gut gemacht hatte? Als er sie noch einmal um Verzeihung gebeten hatte? Offensichtlich war es nicht offensichtlich gewesen. Wie hatte er auch ahnen können, dass sie darauf gewartet hatte, dass er einmal mehr ‚Schon in Ordnung‘ sagte? Für ihn war es nicht nötig gewesen, abzumildern, zu nicken, oder was auch immer zu tun – denn er war ihr nicht böse gewesen. Nicht eine Sekunde.

Nein, es ist nicht schlimm sich zu entschuldigen,“ antwortete er ihr leise, endlich wieder richtig zurück zu seinem Atem findend. Sich zu entschuldigen oder um Verzeihung zu bitten war sicher nicht schlimm. Eine Entschuldigung anzunehmen nicht schwer.Es macht es nur dann schwer für mich, wenn ich das Gefühl nicht los werde, dass du glaubst, etwas getan zu haben, was unverzeihlich ist und für das ich auch lange Zeit brauchen würde, nein, viel eher brauchen müsste, um es zu verzeihen.“ Sie hatte schließlich alles andere als zufrieden damit reagiert, als ihr Wurf mit ihrem Atemgerät nach ihm, für ihn keine große Sache gewesen war. Da hatte sie ihm das Gefühl vermittelt, dass sie verlangte, dass er wütend, dass er nachtragend sein musste und sie hatte es nicht zugelassen, dass er einfach ‚Schon in Ordnung‘ gesagt hatte. Genau darin lag ein essentielles Problem. Verzeihen. Nicht er musste das tun, wenn es um sie ging. Sie musste es selbst tun. Sich verzeihen, wenn sie glaubte, einen Fehler gemacht zu haben. „Und wenn ich böse auf dich wäre, würde ich es sagen.“ Was da gestern früh in seiner Haltung gewesen war, als er gegangen war? Welche Option hatte er da groß gehabt? Ian seufzte leise. „Ich habe verstanden, warum du mich nicht umarmen konntest. Ich habe schon in der Nacht verstanden, warum du auf der Couch geschlafen hast. Eigentlich war, spätestens nachdem was ich gesagt habe klar, dass das alles,“ er schüttelte den Kopf, verzog kurz reumütig das Gesicht, „keine gute Idee gewesen war. Ich habe mich auch furchtbar gefühlt, heute früh vielleicht noch dreimal so sehr, weil ich keinen besseren Tag,“ sarkastischer konnte er kaum klingen, „als diesen aussuchen konnte, um all das zu sagen. Also… ja, ich verstehe, dass du dich furchtbar gefühlt hast und ich verstehe, das mit der Umarmung,“ wiederholte er. „Nur sehr viel mehr als gehen, hätte ich nicht mehr tun können, Eowyn. Ich meine… ich weiß, dass ich es schlimmer als am Abend nicht hätte machen können und das war am Morgen noch immer das Problem. Ich habe ziemlich Mist gebaut, das weiß ich und das wusste ich auch am Morgen noch. Ich hatte einfach gehofft, es wieder etwas besser machen zu können, bevor du gehen musst und als klar war, dass das nicht funktioniert, hat es das auch für mein Gefühl nicht besser gemacht. Schließlich war das der Abend, der der wichtigste gewesen wäre, um da zu sein. Wäre ich im Raum geblieben, was wäre dann passiert? Nichts, was dir geholfen hätte. Nichts, was wir geholfen hätte. Mein schelchtes Gewissen war,“ ist, „riesig und es war besser, es zu nehmen und damit zu gehen.“ Denn er war nicht da gewesen. An diesem Abend. Sicher, er war körperlich anwesend gewesen, hatte sich irgendwie bemüht. Aber statt ihr zu geben, was sie benötigt hätte, hatte er sich in Argumentationen verloren, die für sie nur wie Angriffe gewesen sein mussten. Dabei hatte er nur dafür sorgen wollen, dass sie den anderen, die mehr in ihr sahen, eine Chance gab. Das sie sich selbst die Chance gab, etwas in ihr zu erkennen. Er hatte gewollt, dass sie besser fühlte und das Gegenteil erreicht. Oder darauf hingearbeitet. Ob ihr diese Erklärung genug war, ob sie jetzt verstand? Ian konnte es nur hoffen. Und gestern hatten sie sich nur einmal mehr missverstanden. Einmal mehr war jeder davon ausgegangen, dass der andere glaubte, einen Fehler gemacht zu haben. „Ich dachte, du glaubst, ich weise dich als Person ab,“ und es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sie von so etwas ausging, was kein Vorwurf, sondern etwas war, das Ian zutiefst bedauerte. Weil diese Missverständnisse mehr als Missverständnisse waren. Sie führen zu einem Missgefühl, oder wie auch immer man es bezeichnen wollte und das war etwas anderes. Etwas viel Schlimmeres. Zurückweisung der eigenen Person. Entzug von Liebe. Was gab es, was viel schlimmer war?

Schon ihre nächsten Worte, schon ihre nächsten Worte machten so deutlich, was er eigentlich meinte. Er hatte nie aufgehört, ihr zu vertrauen. Das war nicht das Problem, aber wie sollte er das erklären? Wie sollte er ihr verständlich machen, um was es ihm schon am Abend gegangen war? Warum er auf ihre Entschuldigung so reagiert hatte, wie eben? Eowyn kam um den Tisch herum, griff nach seinen Händen und Ian schluckte. Schluckte noch einmal, als Eowyn etwas sagte, dass er so anders sah. Und das ihn zu vieles befürchten ließ. Es würde dauern, bis sie einfach so glücklich sein konnten? Das klang, als wären sie es nie gewesen und mehr noch klang es, als müssten sie erst kämpfen – als sei das Voraussetzung – um es zu schaffen. Da waren vor allem sie selbst, die sich ihnen in den Weg stellten und Ian fragte sich und er fragte es sich wirklich, ob sie diesen Kampf gewinnen würden. Nicht, ob er es wert war gekämpft zu werden, aber ob sie bis dahin nicht zu viel verlieren würden. Ob sie aushalten würden. Ob sie all das auf sich nehmen wollten. Wollten? Nein. Konnten. Diese Extremen waren ihm zu viel. Viel zu viel. Wie viel Sinn machte eine Beziehung, in der mindestens eine Person schlecht fühlte? Und war es nicht das, was seit geraumer Zeit geschah? Ja, ihnen war es bisher immer gelungen, dass Gefühl irgendwie wieder verschwinden zu lassen – aber das war der entscheidende Punkt. Verschwinden lassen. Es tauchte ständig wieder auf. Hielt länger an. Und das in eiern Zeit, in der es so wichtig war, in der es so verdammt wichtig war, dass sie von anderen Dingen zehrten.

Ich habe nicht nur Angst, dass wir uns dadurch verlieren, dass einer von uns beiden auf Bastion stirbt.“ Sie wollte wissen was los war? Er würde es sagen, weil es ihn auffraß, wenn er es nicht tat. Jetzt suchte auch Ian ihren Blick, egal wie sehr er sich davor fürchtete. Egal, wie schwer es ihm fiel, ihr zu sagen, was er empfand. Aber es war die Wahrheit, es war das, was ihn nicht los lies und es war das, wogegen er alleine kämpfte. „Ich habe Angst davor, dass du dich selbst verlierst, dass nach Bastion oder vielleicht schon davor nicht mehr genug von dir übrig ist.“ Sie hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie viel Angst er davor hatte, nicht einen Hauch „Ich weiß noch genau, wie du mir gesagt hast, dass du immer Eowyn die Jedi bist, dass das ein so fester Bestandteil war, ein Teil deiner Persönlichkeit,“ wenn nicht sogar ihre Persönlichkeit“ „ und ich weiß, wie du gesagt hast, dass all das jetzt wegfällt. Das was du bist, Eowyn. Ich sehe dich an und ich habe so große Angst davor, so große Angst, davor, dass am Ende nichts übrig bleibt. Dass du glaubst, dass am Ende nichts übrig ist,“ und diese Angst konnte er nicht einmal aus seiner Stimme verbergen. „Ich habe Angst davor, dass du diejenige sein wirst, die im Spiegel nichts mehr erkennt, die nicht nur ihre Familie verloren hat, ihren Glauben, ihre Hoffnung, sondern sich selbst. Die alles verliert. Und ich habe das Gefühl, dass ich nichts, dass ich gar nichts tun kann, dass ich nicht die richtigen Worte finde, um es aufzuhalten. Dass ich nicht die richtigen Worte, nicht die richtigen Handlungen finde, um dir bei zu stehen.“ Wie sollte er sich dabei fühlen, wenn er sah, wie sie einen dunklen Ort betrat? Wie, wenn er nichts tun konnte? Wie sollte er sich fühlen, wenn er sie nicht mehr erreichte? Das war nicht nur beängstigend, nein. Mehr noch, tat es unendlich weh. Es war das eine, sich zu wünschen, dass es ihr hin und wieder gelänge, sie mit seinen Augen zu sehen. Aber es war etwas anderes zu hoffen, zu flehen, dass sie überhaupt noch etwas Gutes an sich sehen konnte. Dass es ihr überhaupt noch gelang, sich zu sehen. Sagen zu können, wer sie war. Jemand zu sein. Kein Niemand. „Ich habe das Gefühl, dass ich bloß dabei zuzusehen kann. Zusehen muss.“ Ja, vielleicht, vielleicht konnte sich sagen, dass das gar nicht seine Aufgabe war, ihr einen anderen Weg aufzeigen. Sie festzuhalten, sie davon abzuhalten einen Weg einzuschlagen, auf dem er ihr nicht folgen konnte. Aber Ian hatte nicht einmal das Gefühl, dass es ihm gelang, in diesen Situationen Halt zu geben. Ob es ihr gefiel oder nicht – sie trug jedes Mal zu diesem Gefühl bei, wenn sie ihm sagte, er habe keine Ahnung oder er sei blind. Denn damit wies sie nicht ihn, sondern sich selbst zurück, jedes Mal aufs Neue. „Und das tut mir weh.“ Es tat mehr weh, als er zugeben wollte und es tat allein deshalb weh, weil er sie liebte. Weil er mehr für sie wollte und weil er sich wünschte, dass sie auf die Frage, wer sie war, mehr sagen konnte als "Nichts" oder "Niemand." Sie war die Frau, mit der er alt werden wollte, aber gleichzeitig war sie die Frau, bei der er sich zwangsläufig die Frage stellen musste, ob das möglich war. Nicht nur, weil die Mission auf Bastion sie töten konnte. Sondern weil schon klängst vorher etwas in ihr sterben konnte. Ob sie das verstand? Ian war sicher, dass das der Moment sein würde, in dem sie seine Hände los lassen würde. In dem sie sich ungerecht behandelt fühlte oder in dem sie ihm vorwarf, nicht besser zu sein. „Und,“ er wurde leise, kaum hörbar, denn all das laut zu sagen, es überhaupt zu sagen war eine große Herausforderung, brachte es doch auch ihn näher an seine Angst. „Das ist es auch, was mich eine Entschuldigung von dir nicht hören lassen wollte. Angst davor, dass du glaubst, etwas zerstört zu haben. Angst davor, dass du einen Grund mehr gefunden hast, dich schlecht zu sehen und daran zu zerbrechen.“ Wie viele Gründe brauchte es noch, bis sie daran zerbrach? Einen? Zwei? Wenn er vorhin kaum hatte atmen können, weil er zu schnell gerannt war, dann hatte er jetzt massive Probleme damit zu atmen, weil ihm all das die Kehle zuschnürte. Ihm wie ein Stein auf der Brust lag und das Atmen nahezu unmöglich machte. Vorhin nach Luft geschnappt? War da jetzt kein Einatmen mehr. Wie auch, wenn sie von einem Märchen sprach, einem Märchen, in dem am Ende alles gut wurde. So sehr er Märchen liebte, so wenig war das, in dem sie lebten ein Märchen. Keine Prinzen, keien Prinzessinen. Sie lebten in der Realität und wenn Ian sich als Kind gerne geflüchtet hatte, in andere Realitäten, in andere Welten, jetzt wollte er das nicht mehr. Das Leben war kein Märchen. Aber was am Ende hoffentlich zählte war, dass sie beide glücklich miteinander sein wollten. Auch wenn Ian nicht einsah, dass das 'noch eine Weile dauern' musste. Denn ihre Beziehung wurde nicht nur von äußeren Umständen beeinflusst, sondern vor allen von ihnen. Für diese ganzen Missverständnisse die aufkamen, für vieles was geschah, konnten sie nicht die Jedi und auch nicht die Mission auf Bastion verantwortlich machen. Sie mussten bei sich selbst beginnen.


Coruscant - Jedi-Tempel - Büro der Räte - Eowyns Büro, Eowyn und Ian
 
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[Coruscant / Jedi-Tempel / Gänge -- mit Markus Finn]


‚Wir zwingen niemandem unseren Willen auf‘ und ‚Wir sind die Hüter des Friedens‘. Nun ja, bisher hatte Turwaith einen anderen Eindruck. Er wurde immerhin entführt, und diese Tatsache liess ihn noch immer an der Gutmütigkeit dieser Jedi zweifeln. Dann sprach der Mann von einem Virus. Es stimmt, dass in letzter Zeit in den unteren Ebenen mehr Leute krank wurden als früher, dass das jedoch auf ein Virus zurückzuführen ist, welches scheinbar eine globale Katastrophe darstellte, war niemandem bewusst gewesen. Das Bettenlager, das sie zeitgleich betraten, schockierte Turwaith. Er hatte schon viel Leid und Armut gesehen, jedoch noch nie so viele kranke und schwache Wesen auf einem Haufen. Der Geruch, welcher ihm aus dieser Richtung entgegen schlug, roch ebenfalls entsprechend.

Während der Turbolift nach oben raste, dachte Turwaith über Markus‘ Worte nach. Die Jedi schienen den Menschen da tatsächlich zu helfen. Wobei er die Vorgeschichte natürlich nicht kannte. Ihm wurden gerade die einzelnen Funktionen erklärt, welche man als Jedi in diesem Orden besetzen konnte, da wurde es auf einen Schlag hell im Lift. Die dunkle Betonwand des Liftschachtes war einer Glasscheibe gewichen. Die Sonne schien ihm entgegen und tauchte die Stadt in ein wunderbares Licht. Die Stadt. Turwaith war noch nie in den oberen Ebenen oder gar an der Oberfläche gewesen. Viele, die so tief unten wohnten wie er, hatten noch nie Sonnenlicht gesehen. Man sagte sich, dass auch Ebene U250 einst die Oberfläche des Planeten war, die reichen Leute aber immer höher und höher gebaut hatten. Das einzige, was sie mit der Oberfläche verband, war das ständige Brummen der Maschinen, welche tief im Inneren des Planeten für die oberirdische Elite arbeiteten. Viele der Oberflächenbewohner waren noch nie tiefer als Ebene U10 gewesen, da man die unteren Bewohner als Dreck der Gesellschaft ansah. Ab Ebene U200 interessierte sich auch die Regierung nicht mehr wirklich für die Menschen da unten, und ab Ebene U400, das wusste Turwaith aus Erzählungen, waren seit Jahrzehnten keine regierungszugehörigen Personen oder Sicherheitskräfte mehr gesehen worden. Die tatsächliche Population des Planeten war vermutlich um ein vielfaches höher, als die oberirdischen Behörden annahmen.

Turwaiths Blick schweifte über die Stadt. Der Lift fuhr immer höher, der Jedi-Tempel war scheinbar eines der höchsten Gebäude, zumindest in der näheren Umgebung. Er sah die vielen Wolkenkratzer, welche ihre Schatten auf die benachbarten kleineren Gebäude warfen. Sein Blickschweifte nach unten, wo er versuchte, eine Planetenoberfläche auszumachen. Diese war jedoch einfach nur die Dächer der niedrigsten Gebäude. In den Bars auf U250 hatte er Geschichten gehört, dass die Eliten auf der Oberfläche riesige Parks mit Bäumen und Seen errichtete haben sollen. Die Oberfläche sein grün und die Menschen sässen den ganzen Tag in den Parks und spielten mit ihren Kindern. Offenbar stimmte dies nicht so ganz.

„Wie gross ist diese Stadt? Ich habe gehört, dass es Parks geben soll, mit Bäumen und Wasser!“

Turwaith kam sich ziemlich dumm vor. Natürlich wusste er, dass viele Geschichten, die er in den Bars und auf den Strassen gehört hatte, tatsächlich nur Geschichten waren. Doch hatte er immer gehofft, dass die schönsten von ihnen der Wahrheit entsprachen und er irgendwann in den Genuss kommen würde, diese Welt zu erleben. Er hatte noch nie in seinem Leben einen Wald gesehen, geschweige denn einen Park mit Bäumen und Seen. Die Parks, die man in den U-Ebenen kannte, bestanden aus Innenhöfen uralter Gebäude. Pflanzen, welche grösser als einen Meter waren, gab es da schon lange nicht mehr, und ihre Blätter hatten einen Grauton angenommen. Und die einzigen Seen, die er kannte, waren Abwasserflüsse in den sehr sehr armen Regionen, in denen er sich aber auch nur sehr selten aufhielt.

Als sie oben angelangt waren, öffnete sich die Tür des Turbolifts mit einem Zischen und ihnen kam ein Windhauch entgegen. Turwaith war sich die Luft in den unteren Ebenen schon sein ganzes Leben lang gewohnt; sie war durch die verschiedensten Gase verpestet. Diese Luft hier roch klar. Keine Abgase, keine Schwermetalle in der Luft. Er trat aus dem Lift und betrachtete den Horizont. Die Sonne stand schon relativ tief, er wusste jedoch nicht, ob es Morgen oder Abend war, da er nicht wusste, wie lange er bewusstlos war. Markus erklärte ihm gerade, welche Funktion er selbst in den Reihen der Jedi innen hatte. Personenschutz also. Das erklärte seine militärische Kleidung und sein autoritäres Auftreten.

„Ich habe so etwas noch nie gesehen. Diese Stadt ist wunderschön“

, kam es Turwaith über die Lippen.

„Was kommt als nächstes?“

, wollte er unbedingt wissen. Und eine Frage brannte ihm schon lange auf den Lippen:

„Kann meine Familie hier wohnen wenn ich ein Jedi werde?“


[Coruscant / Jedi-Tempel / Plattform des vierten Turms --
mit Markus Finn]
 
Coruscant - obere Ebenen - Am Rande eines Marktes - Nebbra und Lianna

Lianna musterte ihr Gesicht und bemerkte die Überraschung, die sich durch die dunkle Farbe erkennbar machte.
Sie war freundlich zu ihr, verbeugte sich sogar, was dem Mädchen Unbehagen bereitete. Es hatte sich noch nie jemand vor ihr verbeugt.
Ihr Gefühl sagte Lianna, dass dieses Stück Flimsi eine größere Bedeutung beizumessen war, als sie geahnt hatte, als sie die Elomin darauf aufmerksam machte.
Vielleicht hätte sie es vorher lesen sollen. Naja... jemanden vorlesen lassen.
Aber das gleiche Gefühl sagte ihr auch, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Und dass diese Begegnung mit der jungen Frau etwas verändern würde.

"Was wirst du aus den Früchten zubereiten?" , fragte sie und deutete mit einem Nicken auf die Tasche, die ihre Gesprächspartnerin trug.

Hoffentlich verstand sie, was sie damit meinte.

Normalerweise war ihr so eine Situation unangenehm, sie sprach nicht mit wildfremden Leuten auf offener Straße, das machte sie sichtbar. Die Elomin würde sich bestimmt an das kleine, dürre Mädchen mit den Mustern im Gesicht erinnern, wenn jemand nach ihr fragte. Andere Personen auf dem Markt sehen sie miteinander reden, allein das "Hey" war so laut gewesen, dass sich einige nach Lianna umgedreht hatten.
Warum verließ sie so bereitwillig ihre Deckung? Das war doch sonst nicht ihre Art! Schließlich war ihre Deckung der größte Schutz, den sie haben konnte.
Und doch sagte ihr Bauch, dass es in Ordnung war, dass es wichtig war, dieses Mal präsent zu sein.

Corsucant - obere Ebenen - Am Rande eines Marktes - Nebbra und Lianna
 
Shuttle VCX-100 - Landeanflug Corsucant - Sicherheitssektor - Gaya, JK und Elise - Kläglicher Rest der Söldnertruppe

Sanft setzte das Schiff auf dem zugewiesenem Landepad auf. Dampf schoss aus den Kühlanlagen und hüllte die Zone in einen dichten Nebel.
Unbeeindruckt von all dem stand eine Gruppe von 6 Sicherheitsleuten da um die Söldner unter Arrest zu stellen.


"Tja das wars wohl."

sprach der Pilot ruhig und streckte ihm seine Handgelenke hin.

"Lasst uns die Gastfreundschaft der Neuen Republik genießen."

"Handschellen werden nicht nötig sein, es wäre töricht von euch genau hier einen Fluchtversuch zu starten."

Der Pilot zuckte nur mit den Achseln stand auf und und hob theatralisch die Arme um von ihm 'hinauseskortiert' zu werden.

"Solltet ihr wieder einen Piloten brauchen, ihr wisst wo ihr mich findet Meister Jedi."

Eine seiner erhobenen Hände ballte sich zu einer Faust und zeigte einen ausgestreckten Daumen....Der Jedi würde die Neckereien des Piloten vermissen.

Die Ausstiegsluke öffnete sich und langsam senkte sich die Rampe. JK atmete noch mal durch und sammelte Kraft damit er nicht wie ein Häufchen Elend aus dem Schiff gehumpelt kam.
Langsam, bedacht darauf nicht zu stürzen, stieg er die Luke runter gefolgt von den drei 'Gefangenen'.
Der Captain des Sicherheitstrupps eilte heran und schlug die Hacken zusammen.
Der Jedi erwiderte den Gruß mit einem leichten nicken...


"Jedi JK! Wir führen die Gefangenen ab und bringen sie in Untersuchungshaft, Ihre Aufzeichnungen bezüglich der Taten dieser drei wird dabei ins Urteil einfließen. Ebenso muss ich Ihnen leider mitteilen dass diese Aktion an den Rat gemeldet werden musste. Die Quarantänebestimmungen darf auch nicht von Jedirittern missachtet werden."

"Ja ich dachte mir schon das mir so eine Ehre zu teil werden würde. Ich werde mich umgehend mit dem Rat in Verbindung setzen um meine harte aber gerechte Strafe zu erhalten..."

sprach er sarkastisch.

"Wie auch immer, ich übernehme hier!"


Er winkte seinen Trupp heran die die Söldner in Gewahrsam nahmen und JK blickte ihnen hinterher...er hoffte das sie den ganzen Aufwand und Scherereien wert waren.
Der Kel'Dor hatte etwas geflunkert, er hatte nicht vor den Rat aufzusuchen...noch nicht zumindest. Er brauchte Bacta und neue Kleidung.
Schlaf und was zu essen wären auch nicht verkehrt, dann waren da noch sein Lichtschwertbauvorhaben, das Sith Holocron und sein eigenes kleines Projekt welches seine Aufmerksamkeit benötigte....so viel zu tun.
Wo seine größten Projekte gerade waren wusste er allerdings nicht, wo waren die zwei Frauen ab geblieben? Er wollte definitiv nicht nochmal die Rampe hochsteigen das würden seine Beine, die ohnehin schon zitterten wie Espenlaub, nicht durchstehen.
Stattdessen lehnte er sich an eine der Güterkisten und orderte schon ein Taxi welches sie zum Tempel bringen würde...


Coruscant - Shuttle VCX-100 - Sicherheitssektor - Gaya, JK und Elise
 
.:: Coruscant | Jedi-Tempel | Plattform des vierten Turmes | mit Turwaith ::.


Turwaith schien vom Ausblick sehr beeindruckt zu sein, doch wer war das nicht, wenn er zum ersten Mal hier hoch kam. Der Tempel hatte einen perfekten Standort und überragte so ziemlich alles. Man sah von Weitem auf das Senatsgebäude, die Oper, einige Geschäftstower und vieles mehr. Die Sonne spiegelte sich in den schmutzabweisenden Fenstern. Sie stand schon relativ tief am Himmel. Es würde bald dunkel werden auf ihrer Hälfte der Stadt.

"Die Stadt hat den kompletten Planeten überzogen! Coruscant wird auch Stadtplanet genannt."


, erklärte Markus auf die Frage des jungen Mannes hin. Dieser gab Geschichten wieder, welche er in den unteren Ebenen gehört hatte. Geschichten von Parks und Gewässern. Markus dachte an Corellia. Seine Heimat war sehr natürlich gewesen und er selbst hatte dies viel zu wenig zu schätzen gewusst, bis er gewaltsam vom Planeten verjagt worden war. Der Kampf um Corellia war nun schon ewig her und er hatte es zwischenzeitlich nicht wieder dorthin geschafft. Es wäre interessant zu wissen, wie die Sith die ehemalige Jedi-Basis hinterlassen hatten, doch wenn er an die Stürmung des Honey House auf Coruscant dachte, dann fehlte jede Hoffnung, dass von Corellias Basis noch ein einziger Stein auf dem anderen stand.
Turwaith fragte unterdessen weiter. Sein Interesse war geweckt und Markus schmunzelte innerlich, was er jedoch nicht nach außen trug. Er nickte und drehte sich um.

"Es gibt noch viel zu sehen. Der Tempel ist groß!"

, antwortete er und hatte schon eine genaue Vorstellung, wohin er den Jungen führen wollte.
Als der Turbolift wieder nach unten fuhr, fragte Turwaith, ob seine Familie hier wohnen könne, wenn er Jedi werden sollte. Das war nun nicht ganz so einfach, wie er sich das vorstellte.

"Der Tempel mag groß sein, aber dauerhaft können hier nur Jedi wohnen."


, entgegnete er, dachte einen Moment nach und fügte hinzu:

"Ich kann den Rat über Eure Situation unterrichten. Vielleicht fällt dem einen oder anderen eine Lösung ein."


Die Türen des Lifts öffneten sich wieder und sie gelangten in einen weiteren Korridor, der aussah wie jeder andere im Gebäude. Man konnte sich in den ersten Wochen sehr leicht verlaufen, wenn man nicht aufpasste. Markus ging voraus und führte Turwaith zu einem ganz besonderen Ort. Als sie durch eine Tür gingen, traten sie direkt "hinaus" in einen riesig erscheinenden Garten.

"Das hier ist der Saal der tausend Quellen. Das Sonnenlicht wird künstlich erzeugt. Es gibt kleine Gewässer, Bäche, Bäume, Blumen und sogar Schmetterlinge."

Markus blieb stehen und wartete die Reaktion seiner Begleitung ab. Dies könnte die Gerüchte in den unteren Ebenen geschürt haben, welche er bereits kannte.

"Andere Gebäude haben ähnliche Gärten. Natürliche Vegetation gibt es allerdings schon lange nicht mehr auf Coruscant."

Er wollte nicht zu lange an einem Ort verbringen, also machte er einen anderen Vorschlag:

"Falls du Hunger hast, können wir noch in die Kantine gehen. Auf dem Weg dorthin zeige ich dir noch kurz die Trainingsräume und danach kannst du gehen wenn du willst. Oder wir gehen zu einem der Ratsmitglieder und ersuchen ihre Hilfe für deine Familie. Überleg es dir!"


.:: Coruscant | Jedi-Tempel | Saal der tausend Quellen | mit Turwaith ::.
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Eowyns Büro, mit Ian

Eowyn nickte langsam. Okay... Sie verstand ihn ja, was das Entschuldigen anging. Nur... hatte man einfach nicht immer die Kontrolle darüber, wofür man sich nun schlecht fühlte und wofür nicht. Allerdings waren sie da wieder bei dem Punkt, den es schon einmal gegeben hatte, und hier musste Eowyn sich sicher an ihrer eigenen Nase packen. Wenn Ian sagte, dass es okay war - war es okay.
Dummerweise war das aber in diesem Fall eben nicht eingetreten.
Dass Ian ihr immer sagen würde, wenn er sauer war... nun, das war zu wünschen, aber war das wirklich Realität? Sie atmete ein paar Mal schwer durch. Eowyn konnte sich nicht vorstellen, dass Ian das immer tun würde... aber... Ian war nicht sie. Und wenn Ian sagte, dass das der Fall war...
Okay.

Dann aber musste sie heftig den Kopf schütteln. Das hier... das war... Blödsinn. Nein, nicht Blödsinn, aber auf jeden Fall so gar nicht das, wie sie es sah. Ian, du hast es besser gemacht, mehr noch, es wäre gar nicht mehr nötig gewesen. Ja, da sind Sätze gefallen, die mir nachhängen. Aber du hast dich entschuldigt, ich habe das akzeptiert, du hast alles gemacht, was du konntest, und das wusste und weiß ich auch, verstehst du? Diese Sache gestern früh, dafür konntest du doch nichts. Ja, das Timing war... unglücklich. Sie versuchte sich an einem schiefen Grinsen. Aber hey, wann war unser Timing jemals gut? Und es hätte schlimmer sein können. Sie zuckte mit den Achseln. Das ganze Gespräch eine Stunde vor der Beförderung zum Beispiel. Aber... Sie wurde wieder ernst. Was für mich gilt, gilt auch für dich, Ian. Wenn ich sage, dass ich dir verzeihe, dass es okay ist, dann ist es das auch, verstehst du? Sie sah ihn an, versuchte ihm klar zu machen, dass sie gestern sicher nicht sauer auf ihn gewesen war. Auch vorgestern nicht. Sie war verletzt gewesen, und sie würde viel Zeit brauchen, um all das, was er gesagt hatt, zu sortierten, aber böse auf ihn? Nein.

Es wurde Zeit, das Gespräch ein wenig anders, ein wenig weniger... unpersönlich werden zu lassen. Aber ihren Griff nach Ians Händen, ihr vorsichtiges Mitteilen von "es ist okay, du kannst mich berühren" ging irgendwie unter. Oder war Ian momentan noch zu viel, so wie ihr gestern früh? Sie konnte es nicht sagen, versuchte aber, nichts hineinzuinterpretieren.
Ians Angst war wohl größer, als sie vermutet hatte. Nicht nur Bastion? Für Eowyn war dieser Punkt momentan das Hauptproblem. Dieser Planet hing über ihnen wie ein mächtiges Beil, das sie zu erschlagen oder zu trennen suchte, und es war so einfach, wenigstens eines davon zu schaffen. Wenn Ian noch mehr Probleme sah - wie konnte es überhaupt funktionieren?
Sie spürte, dass Ian mit sich kämpfte, dass das Folgende ihm nicht leicht fallen würde, und versuchte ihm zu helfen, indem sie ihn aufmunternd ansah. Dieses Für-sich-behalten - das war keine gute Sache, und auch, wenn Ian nun wieder Dinge sagen sollten, die sie durcheinanderbrachten, am Ende würde es sie voranbringen.
Hoffentlich.
Dann aber runzelte sie die Stirn, denn Ians Befürchtungen hatte sie so nicht erwartet. Dass nicht mehr genug von ihr übrig war? Es war gut, dass Ian weiter ausholte, denn nur mit diesem Satz hätte sie wenig anfangen können, auch wenn sich langsam ein Kloß in ihrem Hals bildete. Es ging also tatsächlich wieder rein um sie. Sie, nicht ihre Beziehung, stand wieder im Mittelpunkt seiner Überlegungen. Dann aber verdrängte sie diesen Gedanken, versuchte einfach nur, ihm irgendwie zu folgen. Sie sah, sie hörte seine Angst, und sie wollte sie ernst nehmen - musste sie sogar ernst nehmen, denn seine Worte machten auf seine Art und Weise Sinn. Nicht einen Moment hatte sie bisher in diese Richtung gedacht, aber aus Ians Perspektive... war es durchaus logisch, und sie verstand seine Sorge, seine Angst. Die Frage war nur... hatte er Recht? Erging es ihr so, wie er es beschrieb, merkte sie es bloß nicht? Sie wusste, dass es ihr nicht gut ging, sie wusste, dass sie nicht ganz... DA war, aber lag es an Ians Erläuterungen?
Ihre Gedanken drehten sich so im Kreis, dass sie selbst körperlich nicht mehr ganz wusste, wo sie war und sich am liebsten gesetzt hätte. Ians Angst war grundsätzlich und tief, so viel war klar, und Ian hatte selten Unrecht, lag noch seltener falsch. Und schlimmer noch - es war nicht nur eine Angst, sie konnte auch den Schmerz sehen, den all das verursachte. Sehen, spüren... unklar, ob durch die Macht oder mittels normaler menschlicher Empathie, aber das war auch egal.
Warum tat sie das? Warum verursachte sie solche Schmerzen in dem Mann, den sie liebte, und bemerkte es nicht einmal?
Sie nickte leicht und nutzte die Gelegenheit, den Blick von ihm abzuwenden, als er leise die Erklärung für seine Abweisung von Entschuldigungen gab. Ja, das ergab alles Sinn, auch wenn es vielleicht nicht die hilfreicheste Reaktion war - logisch war es allemal. Lange aber konnte sie darüber nicht nachdenken, denn Ian verlangte ihre Aufmerksamkeit. Oder eher, Ians Atmung.

Ruhig, Ian... Atme ruhig. Bitte. Forschend sah sie ihn an. Es ist alles... Gut? Nun ja. In Ordnung, es ist nicht gut, aber... ich werde nicht gleich panisch und schreiend hier rausrennen, okay? Und ich werde mich auch nicht in den nächsten Minuten verlieren. Sie gab seinen Händen einen kurzen Drücker, bevor sie merkte, dass sie sich allerdings durchaus wenigstens setzen sollte. Halbwegs blind ließ sie seine Hände dann los, tastete sie sich rückwärts auf einen der Besucherstühle, ohne, den Blick von Ian abzuwenden. Lass mich nur... gib mir einen Moment, in Ordnung?

Sie schloss die Augen und atmete durch. Was war dran an dem, was Ian gesagt hatte? Warum er gerade jetzt darauf kam war klar - ihre Verärgerung über die Beförderung, ihre Enttäuschung über den Jedi-Rat. Nahm ihr das das Gefühl, den Jedi zugehörig zu sein? Ian hatte zumindest in einem auf jeden Fall Recht - ihm gegenüber hatte sie immer wieder anfangs gesagt, dass sie vor allem eines war, eine Jedi. Und sie hatte auch nicht gelogen. Sie war damit aufgewachsen, mit dieser Vorstellung einer Jedi. Sie hatte dem ihre erste und für lange Zeit einzige Beziehung untergeordnet. Sie hatte mit ihrem Vater gebrochen. Die Jedi waren ihr Leben gewesen, immer, so sehr, dass sie selbst in den Jahren fort von ihnen nicht glücklich geworden war. Und nun... nun eben das. Aber "die Jedi", der Orden, das war nicht nur der Rat - oder? Immerhin waren sie so viele. Dass sie nicht mit dem Rat übereinstimmte, das hieß nicht unbedingt etwas - oder? Es durfte nicht sein. Er durfte einfach nicht Recht haben.
Aber was, wenn doch? Sie konnte es nicht sagen. Die Jedi waren ihre Welt, ja... aber doch nicht nur.

Oder?

Ian brauchte eine Antwort.
Sie öffnete die Augen wieder, suchte Ians Blick.
Es tut mir Leid, Ian, flüsterte sie. Hatte er nicht gesagt, dass sie sich nicht entschuldigen sollte? Egal. Sie wollte aber. Es tut mir Leid, dass du dir so viele Sorgen machst, und ich das nicht gesehen habe. Da... Da war so viel... aber... Sie schüttelte den Kopf. Das sollte nicht sein. Das sollte einfach nicht sein. Wie sollte sie eine gute, gesunde Beziehung führen können, wenn sie nebenbei vom NRGD bedroht wurde, eine Selbstmordmission plante, sich mit ihrem ältesten Freund zerstritt und gleichzeitig... ja, was, ihre Familie verlor, tatsächlich? Aber Ian, Ian war nicht derjenige, der darunter leiden sollte. Nicht ausgerechnet er, aber leider... leider waren es oft ausgerechnet die Dinge, die es am wenigsten verdienten, die verloren gingen.
Sie straffte sich, setzte sich etwas aufrechter hin.
Ich weiß nicht, ob du Recht hast. Ich... denke gerade zum ersten Mal darüber nach. Aber... was ich weiß... Sie wurde langsamer, weil ihre Gedanken jetzt nur auf sie einströmten und Eowyn versuchen musste, sie zu ordnen und gleichzeitig zu sprechen. Und außerdem nichts falsches zu sagen. Was ich weiß... ist, dass ich nicht mehr nur eine Jedi bin, verstehst du? Ich habe es dir schon einmal gesagt... Sie schüttelte den Kopf. ...die Jedi sind nicht mehr meine einzige Familie. Vielleicht auch gar keine mehr, aber das konnte sie nun nicht sagen. Sie wusste es einfach nicht mehr. Die Sache mit Wes, mit dem Rat... das war alles noch zu neu. Ich gehöre auch zu dir. Ich bin nicht mehr nur eine Jedi, ich hoffe... ich hoffe, ich bin wenigstens auch ein kleines bisschen Freundin, Partnerin und Vertraute...? Ängstlich bittend sah sie Ian an. Verstand er das? Sah er es ähnlich? Half ihm das - oder würde ihn das nur noch mehr verzweifeln lassen angesichts der Rückkehr nach Bastion, wenn sie womöglich auch ihn verlieren würde? Garantiert letzteres, bemerkte sie, und hätte die Worte am liebsten wieder zurückgenommen. Aber es war doch wahr... es war wahr. Und sonst... wie bei allen Märkten sollte man auch sonst irgendwie Halt finden in diesem Chaos, dass sich neue Republik und Jedi-Orden nannte? Wie?

Coruscant – Jedi-Tempel – Eowyns Büro, mit Ian
 
- Coruscant – Obere Ebenen - Club - Aftershow Party –

Euphorie floss in Strömen durch ihre Venen, durch jede Faser ihres Körpers. Der Abend war von Erfolg gekrönt, Standing Ovations nach der Filmvorführung, und Akemi befand sich auf einem Höhenflug. Seit sie vor zwanzig Minuten in den Gleiter gestiegen waren hatte sie Richards Hand nicht mehr los gelassen. Es war nicht, so wie sonst, Akemis Ereignis. Dieser Erfolg gehörte ihnen beiden. Einen Film zu drehen war jedes Mal ein aufwändiger Prozess, als Hauptdarstellerin hatte Akemi drei volle Monate jeden Tag und manchmal bis in die Nacht hinein vor der Kamera gestanden. Von Richard stammte die Buchvorlage. „Deirdre und die Jedi-Ritter von Coruscant“ war schon als Roman ein voller Erfolg gewesen. Für die filmische Umsetzung hatte er außerdem an dem Drehbuch mitgewirkt. Für sie beide war die Arbeit an dem Projekt schon seit Monaten beendet. „Deirdre und der Pakt der Sonnenwende“, der Nachfolgeroman des ersten Teils, stand längst in den Verkaufsregalen und Akemi hatte eine lange Pressetour hinter sich um den nahenden Filmstart zu bewerben. Heute zu diesem gemeinsamen Werk zurück zu kehren und die Veröffentlichung nicht nur miteinander, sondern auch mit den anderen Beteiligten zu feiern - den Prozudenten, dem Regisseur und nicht zuletzt mit ihren Co-Stars - war ein ganz besonders magisches Ereignis. Nebenbei - und das klang leichter als es tatsächlich gewesen war - hatte Akemi in den vergangenen Monaten eine bevorstehende Hochzeit organisiert, nicht irgendeine, sondern ihre eigene. Sie drückte Richards Hand fester, als sie hinter ihm durch die Flügeltüren des Clubs trat. Das Blitzlicht der Fotografen folgte ihnen nicht nach drinnen, doch ihre Augen brauchten einen Moment um sich an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Musik spielte im Hintergrund, leise genug um sich unterhalten zu können. Das Stimmengewirr um sie herum war deutlich lauter. „...die perfekte Location für eine Aftershow Party.“ - „...hätte mich fast für andere Schuhe entschieden...“ - „Akemi? Gratuliere! Komm, lass dich drücken!“ Sie wurde jäh in eine Umarmung gezogen. Eine Fülle von Tüll streifte ihr Gesicht, ein etwas zu penetrant nach Rosen aufgesprühtes Parfum reizte ihre Nase. „Der Film war phenomenal, DU warst phenomenal! Wie geht es Dir?“ Auf Armeslänge gehalten hatte Akemi endlich die Chance, ein Gesicht zu erkennen. Die heisere Stimme alleine hätte sie nicht wieder erkannt, es war zu lange her, dass sie mit Lurina Breaach hier auf Coruscant zusammen gearbeitet hatte. Ihre Bekanntschaft war nur kurz gewesen, doch wie im Business oft üblich tat man so als würde man sich schon ewig kennen. “Es geht mir blendend, vielen Dank. Und danke auch für das Lob.“ Akemi blieb nur einen Moment stehen. Von hinten drängten die anderen weiter in den Club. Lurinas Umarmung hatte sie schließlich doch gezwungen, Richards Hand los zu lassen. Sie sah ihn jetzt etwas zu Venetia sagen, ihrer Assistentin, und in Richtung des im hinteren Teil des Clubs aufgebauten Buffets gestikulieren. Dicht bei ihm stand Nella Di, eine Vision in Gold in ihrem bodenlangen Kleid. Es war richtig von Richard gewesen, sie mitzunehmen, ihre Wangen glühten schon den ganzen Abend vor Aufregung und er sah seine Tochter ohnehin selten genug. „Akemi, weisst du wo es lang geht?“ Nathaniels Hand legte sich auf ihren unteren Rücken. Sie drehte ihren Kopf in seine Richtung. “Richard kümmert sich darum. - Ohh, hallo Estella!“ Sie verteilte Küsschen, links, rechts und nochmal links. „Du siehst toll aus, Akemi! Ist Bro‘vianc auch schon hier?“ - “Ich weiss nicht, er ist nicht mit uns gefahren,“ entschuldigend zuckte Akemi mit den Schultern. “Aber weit weg kann er nicht sein.“ Sie ließ sich von Nathaniel aus dem Getümmel schieben. Ohne ihn und Roxanne wäre es heute keine richtige Feier. Zu ihrer Rechten schützte Bone sie vor weiteren begeisterten Gratulationen, und trotzdem schüttelte Akemi im Vorbeigehen noch ein paar Hände. „Wir haben einen großen Tisch nebenan im VIP-Bereich.“ Richard war wieder an ihrer Seite. So lange sie genug Platz für ihre Gruppe hatten war Akemi egal wo sie saßen. Sie waren zu zwölft und ihr war wichtig, dass jeder von ihnen heute einen guten Abend hatte, vor allem Nella und Roxanne, und Nathaniel natürlich auch. Für einen Moment dachte Akemi an ihren Bruder. Masao hätte ebenso sehr wie jeder andere verdient heute hier zu sein. Niemand von ihrer Familie war mit nach Coruscant gereist. Glanz und Glitzer waren nicht deren Welt. Sie umrundeten die Bar, vorbei an einer durch einen wie Sterne glitzernden Boden beleuchteten Tanzfläche und durch einen nahezu blickdichten Vorhang hinein in den VIP-Bereich. Sie hatten eine ganze Sitzecke für sich, Sessel und Kissen genug für alle, kalt gestellten Champagner und eine eigene Bar nur für diesen Bereich. Bevor sie sich setzten schossen sie ein Erinnerungsfoto, Akemi in der Mitte, in ihrem türkis- und roséfarbenen Minikleid das sie nach der Premiere gegen ihre elegantere Robe getauscht hatte. Sie strahlte in die Kamera und auch wenn weder ihre Eltern noch ihre Geschwister hier waren, war sie doch inmitten ihrer Familie.


- Coruscant - Obere Ebenen - Club - Aftershow Party - VIP Bereich -
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Eowyns Büro, mit Eowyn

Ein winziges Lächeln stahl sich auf Ians Gesicht, als Eowyn meinte, er habe es besser gemacht. Ian hätte es sich anders gewünscht, so nämlich, es von Anfang an richtig oder wenigstens nicht komplett falsch gemacht zu haben, aber das stand nicht zur Debatte. Sie war ihm nicht böse, verzieh ihm und darauf kam es an. Sein schlechtes Gewissen würde verschwinden, vielleicht nicht sofort, aber es
würde verschwinden, ohne dass er alles summierte, eine imaginäre Liste führte, die er am Ende nutzen konnte, um ein fatales Urteil über sich zu fällen. Dass Eowyn etwas in diese Richtung – bezogen auf sich selbst tat – war seine viel größere Befürchtung. Aber nicht die Antwort auf die Frage, ob er sie verstanden hatte. „Ich verstehe es und an meinem Timing“, ein zweites, aber schiefes Lächeln folgte, „kann ich bestimmt arbeiten.“

Jetzt schien das richtige Timing gekommen zu sein, um Eowyn ehrlich zu sagen, was ihn dazu bewogen hatte, sich vor knapp zwei Tagen, die falsche Zeit ausgesucht zu haben. Allerdings war es dabei nicht einfach zu atmen, noch weniger, als Eowyn ihn dazu bringen wollte, genau das wieder zu tun. Schreiend oder panisch hinausrennen. Das war nicht die Angst, die im Fokus gestanden hatte. Wenn, dann die, dass Eowyn über seine Worte empört war, sie einmal mehr mit ‚Du hast keine Ahnung‘ oder ‚Du bist blind‘ abwehrte. Das genau das nicht geschah, war gut, aber längst nicht beruhigend. Sie würde sich in den nächsten Minuten nicht verlieren, nein. Aber im schlimmsten Fall, war sie schon längst dabei. Gefühlt war sie schon dabei. Die Zeit ließ sich nicht aufhalten und Ian hatte auch bei Eowyn das Gefühl, sie nicht aufhalten zu können, wenn es darum ging, dass sie sich selbst verlor. Vielleicht gab es kluge Sprüche, die behaupteten, dass man sich selbst verlieren musste, ehe man sich fand. Aber ob sie wirklich der Wahrheit entsprachen? Denn bei Eowyn ging es um mehr. Nicht nur darum, sich zu verlieren, sondern darum zu zerbrechen. An sich. Und das war etwas anderes. Mit einem Nicken gewährte er ihr den Moment, den sie sich wünschte, versuchte in dieser Zeit selbst wieder ruhig zu werden, was nur schwerlich gelang. Gerade hatte er ihr eine Angst präsentiert, die nur sie schmälern konnte und ihre nächsten Worte waren nicht geeignet, um genau das zu tun. Es tat ihr leid. Ian senkte kurz den Blick, ließ Eowyn weiter sprechen und sie entschuldigte sich erneut. Dafür, ihm Sorgen zu machen. Was Ian viel lieber hören wollte war, dass seine Sorge unbegründet war. Diese Erlösung wünschte, nein, ersehnte er sich von ihr und der Grund war nicht rein egoistisch. Nein. Er wollte es vor allem für sie. Aber Eowyn erlöste ihn nicht. Eowyn erlöste sich selbst nicht. Sie wusste, dass sie nicht nur eine Jedi war? Wenn das doch stimmte. Wenn das doch stimmen würde.

Die Jedi waren nicht mehr ihre einzige Familie, zumindest das wusste Ian. Er hatte begriffen, fühlte, dass er ein Teil davon geworden war. Aber das war es doch nicht, um das es ihm ging. Das war es doch nicht. Freundin, Partnerin, Vertraute. All das war sie für ihn aber all das war nicht das, um was es ihm ging. „
Eowyn,“ nannte er sie leise bei ihren Namen, als er auf sie zuging, sich vor sie kniete und eine Hand von ihr nahm. „Du bist all das für mich und ich würde mein Herz in deine Hände legen,“ was ihn ihre Hand zur Faust schließen ließ. „Aber das ist eine Sache. Eine sehr wichtige, aber nicht die, um die es mir geht.“ Und da ließ er ihre Hand los, um die andere zu nehmen. „Ich möchte, dass du jemand bist, verstehst du? Dass du sagen kannst ‚Ich bin Eowyn‘. Ich möchte nicht, dass du dich hinter mir oder etwas anderem versteckst. Ich bin niemand, der dich präsentieren will.“ Es gab Männer, die sich damit brüstete, diese oder jene Frau zu haben. Und es gab Frauen, die immer sagten, dass sie die Frau von wem auch immer waren. Aber das war es nicht, was Ian wollte. Er wollte kein kleines Frauchen haben, das ohne ihn nicht existierte. „Das was ich meine ist, dass ich mir wünsche, dass du von dir behaupten kannst, jemand zu sein. Nicht etwas. Dass du weißt, dass du jemand bist. Jemand von Wert.“ Ian sprach in einer Eindringlichkeit mit Eowyn, die ihm selbst Schwierigkeiten bereitete, denn er wollte nicht verzweifelt klingen, nicht halb weinend. „Wenn ich mich ansehe, dann weiß ich, dass ich jemand bin, der viele Fehler gemacht hat. Ich war schon immer Ian der Zweifler, Ian der Versager, Ian der so vieles falsch gemacht hat.“ Aber das war nicht alles. Das war längst nicht die Summe aller Teile. „Aber ich bin auch Ian der Suchende“ und es war das erste Mal seit Ewigkeiten, dass er seinen Namen mit dem Wort ‚bin‘ und nicht ‚heiße‘ verband. „Ich bin nicht nur Ian der Mörder, sondern auch der Ian, der sein Herz wieder entdeckt hat. Ich bin längst nicht der, der ich sein will und ich kann mir immer noch nicht in die Augen sehen, weil ich mich fürchte, welchen Ausdruck ich darin finden würde. Aber ich weiß, Eowyn ich weiß, dass ich Ian der Kämpfer bin, der Ian, der nicht aufgibt. Der Mann, der erkannt hat, welchen Weg er gegangen ist und der alles dafür tun wird, diesen Weg nicht noch einmal zu gehen. Und ich weiß, ich weiß, dass da mehr ist, dass da etwas Gutes ist, das da immer auch etwas Gutes war. Etwas, das nicht nur verachtenswert ist.“ Ian musste schlucken, mehr als einmal, hoffte, dass Eowyn jetzt begriff, was er meinte. „Ich weiß, dass ich jemand bin und ich weiß, dass du jemand bist, und zwar mehr, als nur die Partnerin eines Ex-Siths. Mehr, als eine Freundin, Partnerin, und Vertraute. Mehr als die Frau, mit der ich alt werden möchte.“ Es war unmöglich zu verhindern, dass sich lautlos ein paar Tränen lösten. „Ich will ein Teil deines Lebens sein Eowyn, aber nicht dein Leben. Ich will, dass du auch ohne mich existieren kannst, ich will, dass du ohne mich jemand bist. Ich will, dass auch ohne die Jedi jemand bist. Nicht niemand. Nicht etwas. Sondern jemand. Allein der Gedanke, dass du am Ende vielleicht nichts mehr haben kannst, nichts mehr bist, weil du jede Grundlage verloren hast, weil du nichts mehr erkennen könntest, nichts mehr erkennst, er macht mich... wahnsinnig.“

Coruscant – Jedi-Tempel – Eowyns Büro, mit Eowyn
 
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Coruscant ~ Obere Ebenen ~ Markt, Nebbra am Rande des Getümmels, mit Lianna

Einen Moment lang war Nebbra verwirrt. Die Früchte? Ah, das Gemüse, das sie gekauft hatte! Klar, daran hatte sie gar nicht mehr gedacht, so sehr war sie von dem Zettel, dem Kind und all dem abgelenkt gewesen. Aber klar, es war nur logisch - wenn das Kind ein Straßenkind war, oder von den unteren Ebenen stammte... und irgendwie so sah sie aus... nun ja, klar, dann hatte sie Hunger. Keine Frage. Und auch wenn das Kind keine wirkliche Frage stellte, es war offensichtlich, was sie mit dieser Aussage bezweckte.
Nebbra lächelte. Eigentlich hatte sie vorgehabt, die Zeit außerhalb der Bibliothek in Ruhe und Frieden mit ihren Gedanken zu verbringen, aber Ruhe und Frieden hatte sie vielleicht auch, wenn sie nicht alleine war. Es war nicht gerade üblich, dass sie fremde Kinder mit in den Tempel brachte, und angesichts der Viruserkrankung, die umher ging, vielleicht auch nicht so sonderlich clever - andererseits kamen täglich genug Erkrankte in die Krankenstation, und dennoch hatte man es geschafft, den restlichen Tempel davon abzuschirmen. Also würde dieses eine Kind nun auch nicht das große Problem darstellen.
Sie zuckte mit den Achseln.

"Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht. Eine Gemüsepfanne mit Reis vielleicht? Oder ein drallisches Sarki?"

Ein Schmunzeln erschien auf ihrem Gesicht.

"Oder hast du noch eine andere Idee? Ich würde dich gerne einladen als Dankeschön für deine Aufmerksamkeit. Wenn du mitkommen möchtest. Du musst natürlich nicht, wenn du etwas anderes vorhast."


Möglich, dass sie gar nicht mitkommen wollte, da wollte Nebbra ihr die Möglichkeit eines höflichen Rückzuges geben. Schließlich war es nun auch nicht normal, mit einer fremden in das nächste Lufttaxi zu steigen und mitzufliegen.

Coruscant ~ Obere Ebenen ~ Markt, Nebbra am Rande des Getümmels, mit Lianna
 
Coruscant - Jeditempel - vor Wes Büro - mit Wes, Arkon, Mya (NPC), und Kyran

Alisah hatte sich eigentlich schon ganz auf Arkon, Wes und die Psychometrie konzentrieren wollen, doch Arkon schien, trotz seiner als Zustimmung definierbaren Reaktion, auch gleichzeitig etwas ablehnend. So fand es Alisah nicht so schlimm sich doch erst noch einmal auf Mya und die Reaktion dieses Vorzimmerdrachen auf sie zu beschäftigen.
V.I.P. ? Hey war die neidisch auf sie? Klang fast so.
Alisah "schenkte" der Frau ein leicht zynisches Grinsen und zuckte dann mit den Schultern als wüsste sie nicht was ein V.I.P. war.
Eingebildet war diese Mya schon ganzschön und auch Wes gegenüber schien sie nicht grade die Höflichkeit in Person. Sie arbeitete für ihn und tat grade so als würde sie ihm nen Gefallen tun wenn sie ihre Arbeit machte. Oder war die pikiert weil sie nicht mit über durfte? Alisah mochte diese Tusse immer weniger.


Also, ich bin nur ne ganz einfache Padawan aber wenn sie mit V.I.P. ne "verdammt interessierte Person die gleich was megainteressantes lernen wird" meinten, dann bin ich das wohl.

War vielleicht nicht Jedilike und vielleicht gehörte es sich auch nicht für ne Padawan, ner Ritterin über den Mund zu fahren, aber das war Alisah grade völlig egal und sie musste nun doch noch ne weitere Antwort geben.

Aber ich versteh schon, dass sie die Bitte eines Rates hinten an stellen müssen. Sie haben im Moment ja wirklich was ganz anderes zu tun.

Meinte Alisah, mit einem Blick auf den Fußboden direkt vor Mya und kicherte leise bevor sie sich wieder Wes und Arkon zu wandte während sie sich teilweise auf ein imaginäres, kleines, bepelztes Tierchen konzentrierte, dass fiepend am Bein von Mya hinauf kletterte, einmal um deren Hüfte huschte und es sich dann auf Mya's Kopf gemütlich zu machen versuchte.
Der größte Teil von Alisah's Aufmerksamkeit lag nun aber wieder wirklich bei Arkon und Wes, das was hier geschah, was sie hier würde lernen können, war ihr wichtiger als eine kleine Rache an dieser eingebildeten Pute, auch wenn es witzig war was hinter Alsiah's Rücken gerade geschah und noch immer ein kleines Grinsen auf ihr Gesicht zauberte.
Ihre Aufmerksamkeit lag trotzdem mit 90% auf der Psychometriesache.
Allerdings gefiel ihr Arkon's Antwort nicht so sonderlich. Der Kodex. Die adäquate Antwort für jeden, der nicht wusste was er sagen sollte. Zumindest ihrer Meinung nach.
Aber sie unterdrückte ein Augenverdrehen und zuckte nur leicht mit den Mundwinkeln, denn Arkon meinte auch, dass er mit den Übungsgegenständen beginnen wollte. Etwas, das ihr durchaus entgegen kam und nun doch ein freundliches Lächeln auf ihr Gesicht zauberte und ein zustimmendes Nicken auslöste.
Wes schien Arkon's Entscheidung auch für die Richtige zu halten, also war alles gut. Und jetzt erklärte ihr Meister auch wieso sie hier dabei sein durfte.
Was? Er glaubte, dass sie eventuell nicht für diese Psychometriesache begabt sein könnte?
Kurz zog Alisah eine enttäuschte Schnute. Es erinnerte sie leider zu sehr an das was Allegious gerne mit ihr gemacht hatte. Sie zusehen lassen was Andere alles konnten und aushielten und ihr dann klar machen, dass sie zu unbegabt und dumm und zimperlich dafür war.
Doch Wes war nicht so und Allegious hatte auch nicht Recht gehabt damit. Sie war nicht schwach und voller Jedimakel. Und sie durfte sich von diesen dunklen Erinnerungen nicht runter ziehen lassen. Also schob sie diese Gedanken weit zurück in die Ecke ihrer Seele, in der sie all die schlimmen Erinnerungen verschloss und reckte dann neugierig den Kopf um zu sehen was Wes da aus dieser Kiste geholt hatte.
Ein Lichtschwert. Ein Gegenstand der bei Alisah ein bisschen Abwehr erzeugte, sie wollte Keines mehr anfassen. Aber das hier hieß ja nicht, dass sie hier damit kämpfen sollte und irgendwie, ja irgendwie vermisste sie ihr Schwert auch. Nicht die Möglichkeit weh zu tun oder gar zu töten fehlte ihr. Es war die Bewegung und Konzentration die einer Art Meditation nahe kamen, fehlten ihr. Doch auch den Gedanken schob Alisah bei Seite, hier ging es um Anderes, darum zusammen zu arbeiten um etwas zu ergründen.
Sie folgte Wes zu der Meditationsecke und hörte aufmerksam zu. Ein Padawan, der gegangen war weil er Angst vor den Prüfungen hatte? Still knien und ein Haarschnitt mit dem Lichtschwert? Das waren aber echt uuuuralte Geschichten. Die hatte man ihr und Adrian erzählt als sie Kinder waren. Aber selbst in den Geschichten war dieser Haarschnitt nicht schlimm. Die Padawane waren danach immer Ritter und so, also auch wenn, war diese Sache nichts wovor man hätte Angst haben müssen.
Je mehr Wes erzählte, um so gespannter war Alisah auf das was das Schwert ihnen würde erzählen können.
Jetzt saß sie mit Wes und Arkon im Kreis, machte es sich bequem, lockwerte ihre Muskeln noch kurz und nickte dann Arkon zu.


Das was wir vor haben scheint mir sehr intim. Wir werden vielleicht eine Vision teilen. Ich verspreche, ich konzentrier mich nur auf das Schwert nicht auf euch. Ich achte eure Privatsphäre.

Und sie hoffte, dass auch er dies tat.
Erst nachdem sie gesprochen hatte, viel ihr jedoch auf, dass er sich darüber vielleicht gar keine Gedanken gemacht hatte. Wer rechnete denn schon damit, dass eine Padawan einen Ritter würde glauben lassen können, er wär ein kleines Mädchen mit Zöpfen.
Na ja, vielleicht hielt er ihre Worte ja auch nur für die Großspurigkeit einer kleinen Padawan eines großen Rates.
Also lächelte sie noch einmal, nickte dann und streckte ihre Hand Richtung Schwertgriff aus, so wie Wes es ihnen gesagt hatte. Noch berührten ihr Fingerspitzen das kühle Metall nicht, denn sie wartete auf Arkon und Wes um dies mit ihnen gemeinsam zu tun und ihre Konzentration mit ihnen zu bündeln. Doch bereits jetzt fühlten sich ihre Hände an als umspielte sie ein leichter elektrischer Strom und sie schloss, tief ausatmend, ihre Augen.


Coruscant - Jeditempel - vor Wes Büro - mit Wes, Arkon, Mya (NPC), und Kyran
 
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