Coruscant-Jedi-Tempel- Turm des hohen Rates- Wes' Büro- mit Wes und Sam
Ihre Idee, sich mehr um die Heiler des Ordens kümmern zu wollen, kam bei ihrem "Chef" gut an. Scheinbar gab es auf dem Gebiet Personalmangel, denn Wes umarmte sie grad nochmal und bedankte sich bei ihr, dass sie sich freiwillig gemeldet hatte. Firedevs grinste.
"Schon recht. Mal schauen, wie ich mich auf dem Gebiet schlage."
So ganz verwundert war Firedevs über den Personalmangel hier nicht. Wenn man sich die meisten Anwärter und auch Padawane so ansah, waren sie ganz heiß aufs Lichtschwert-schwingen. Viele nahmen sich diese Einstellung mit in den Ritter-Rang und wenn man sich im Diplomatie-Bereich mit Anhängern der eignen Partei rumschlug, war der Einsatz dieser legendären Waffe so weit entfernt, wie es für viele Heiler der Fall war. Schließlich konnte man den Politikern der neuen Republik nicht einfach die Laserklinge an den Hals halten, um zu bekommen was man wollte. Auch wenn der Gedanke bestimmt oft verlockend war. Sehr oft. Vor allem, wenn sie auf Stur schalteten.
Was ihre Einstellung, zuerst Meister aufzusuchen, befürwortete Wes ihr Vorgehen, gab aber auch zu bedenken, dass die wahren Experten im Rat sassen. Firedevs nickte.
"Natürlich. Ihr würdet nicht im Rat sitzen, wenn ihr keine Experten wärt. Aber es gibt eben auch recht gute Jedi-Meister, die ihren Titel auch nicht erst seit ner Woche haben und viel Erfahrung mitbringen."
Die junge Ritterin lachte kurz auf.
"Wenn ich so bedenke, was Mya grad gesagt hat. Das weiblicher Besuch spät abends in deinem Büro nur zwei Schlüsse zulässt: Entweder ne Romanze oder schwerwiegende persönliche Probleme… da bin ich froh, dass ich jetzt nicht so viele Probleme habe und wir uns einen schönen, gemütlichen Abend machen konnten. Aber es gibt auch ne Idee, was hier sonst so los ist."
Jedi-Ritter mit persönlichen Problemen schien es im Orden sowieso viel zu viele zu geben. War das auch schon immer so gewesen? Müssten nicht eigentlich gerade Jedi-Ritter mit ihrer hoffentlich gut trainierten Selbstbeherrschung und ihrer Disziplin eher vor psychischen Problemen geschützt sein? Nun gut, sie brauchte nur Sahra anzuschauen um zu wissen: Nein. Und der Job als Jedi war ja auch manchmal mental sehr anstrengend. Man brauchte eine gute Balance mit positiven Erlebnissen und Gedanken, die man sich selber machen musste. Schöne Erinnerungen, die man sich aktiv wach halten konnte, damit sie schlechte Erinnerungen überlagerten und man trotz allem sagen konnte: Ja, meine Berufung ist toll. Ich liebe meinen Job. Der letzte Abend war eine sehr starke, positive Erinnerung.
Sam's Vorschlag, Wes solle es doch mal mit Kraft-und Ausdauersport versuchen, konterte Wes mit dem Zeit-Problem, das wohl alle Räte gemeinsam hatten. Firedevs grinste frech und sorge vorsichtshalber für etwas Abstand zwischen sich und Wes, um nicht sofort einen Knuff zu kassieren.
"Mein Lösungsvorschlag: Alle Rats-Sessel werden durch Laufbänder ersetzt. Reden und Laufen gleichzeitig ist noch anstrengender, als in meditativer Stille seine Runden zu drehen."
Die Vorstellung war zu komisch und der Ratssaal würde wohl schlagartig seine erhabene Atmosphäre verlieren und nur noch wie ein 0815-Fitnessstudio wirken. Aber immerhin hätten sie beim Laufen ne schöne Aussicht. Sie grinste Wes an.
"Nein nein. Du bekommst nen Privat-Coach, keine Sorge."
Sie verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wippte etwas auf ihren Füssen hin und her. Sie würde schon dafür sorgen, das Wes wieder mithalten konnte. Im Umkehrschluss würde er sie wohl auf der mentalen Ebene etwas boosten, was auch nicht verkehrt war.
"Keine Sorge, ich werde dich nicht verletzen.Wär doof, wenn ich das deinen Rats-Kollegen erklären müsste. Ausserdem würd ich dich schrecklich vermissen."
Firedevs spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Gegen die Vorstellung, Wes nicht jederzeit sehen zu können, sperrte sich ihr Geist mit aller Kraft und liess das einfach nicht zu. Nein, sie würde ihn verteidigen, wenn es sein müsste.
Der Rat erklärte ihrem Padawan unterdessen noch einmal den eigentlichen Sinn eines Lichtsschwerts und dessen Symbolwirkung. Firedevs wusste zu seiner Ausführung ein einfaches Beispiel für Sam.
"Denk mal an Sahra. Sie hat auch ein Lichtschwert und nutzt es eigentlich nur als Schutzschild oder wenn sie sich irgendwo Zutritt verschaffen muss. Das ist ja auch noch so ein praktischer Aspekt dieser Waffen. Sie sind super Tür-öffner."
Firedevs zuckte mit den Schultern. Natürlich galt es auch da abzuwägen, denn immerhin war das ja Sachbeschädigung. Je nach Situation.
Auf ihrem Weg zum Trainingsraum erinnerte sie Wes an die gefakte Verlobung und das sie Sahra damit noch ärgern wollte. Das amüsierte ihn offensichtlich ebenso wie sie selbst und sein Grinsen war einfach nur niedlich.
"Partners in crime."
murmelte Firedevs, die das Gefühl mochte, mit Wes zusammen so einen Blödsinn anzustellen, auch wenn aus dem heutigen Scherz vielleicht irgendwann Ernst werden konnte. Aber im Moment machte es einfach nur Spass.
Nach der Aufwärmrunde im Trainingsraum äusserte Azamthoth tatsächlich eine Art Drohung gegen den Jedi-Rat. Firedevs sah ihren Padawan mit gerunzelter Stirn an, während Wes dem Shistavanen versicherte, ihr kein Haar zu krümmen.
"Mal ganz davon abgesehen, dass sich die Klingen unserer Waffen wohl keinen Millimeter unkontrolliert bewegen, solltest du deine Einstellung etwas ändern Sam. Ich weiß, dass du einen starken Drang hast, diese Familie zu beschützen und bei Ty bin ich dir auch sehr dankbar dafür. Aber besonders wenn es um mich geht, liegen die Dinge seit..."
sie blickte auf ihr Chrono
"...einer knappen halben Stunde etwas anders. Ich habe dich als meinen Padawan angenommen und mich damit auch für deine Sicherheit verantwortlich erklärt. Das bedeutet: Sollte ich jemals einen Gegner wie Wes haben, der nicht mein Bestes im Sinn hat sondern mir die Lampe ausschießen will, und ich merke, dass ich den Kampf aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gewinnen werde...dann werde ich dir den Befehl geben zu fliehen. Und dann wirst du rennen wie der Wind, weil wenn ich am Boden bin, bist du der Nächste. Du wirst also fliehen und in den Tempel zurück kehren. Du wirst dem Rat dann berichten, dass ich gefallen bin und das da ein sehr gefährliches Individuum unterwegs ist. Ich bin mir sicher, das Wes oder ein anderes Ratsmitglied dann einen Schatten auf dieses Wesen ansetzen wird. Nicht aus Rache, sondern um zu verhindern, dass dieses Individuum zu einer Gefahr für die Zivilbevölkerung wird. Hast du mich verstanden? "
Sie sah Sam dabei sehr ernst an, da sie wusste, dass diese Anweisung wohl gegen alles ging, was er sich geschworen hatte. Dennoch war es wichtig, dass er sich dran hielt. Es war wichtiger, das der Rat über solche Vorfälle informiert wurde, als irgendwas beweisen zu wollen. Zu viele Jedi waren schon auf Missionen verschollen und einfach nie wieder aufgetaucht. Firedevs' Meisterin Tara zum Beispiel. Niemand wusste, was mit ihr geschehen war und wenn Firedevs so etwas für sich selbst verhindern konnte, indem sie Sam zum Laufboten degradierte, dann würde sie es tun.
"Sollte ich wider Erwarten doch überleben, weiß ich dann auch, wo ich dich finden kann."
Sie lächelte ihrem Padawan aufmunternd zu, auch wenn das Thema ihm wahrscheinlich nen Kloss im Magen beschert hatte. Aber das waren die Tatsachen. Man konnte trainieren so viel wie man wollte. Wenn es der Wille der Macht war, dass man auf einen stärkeren Machtnutzer traf und ihm zum Opfer fiel, dann war es so. Das war das Risiko, dass sie alle eingegangen waren, als sie sich dem Jedi-Orden verpflichtet hatten. Der Macht sei Dank, war Firedevs bisher heil aus solchen Begegnungen heraus gekommen. Aber das war kein Garant dafür, dass es immer so sein würde.
Die Jedi wandte sich dann ihrem Trainingspartner zu, der bedauerte, dass seine Padawan nicht eine ähnliche Einstellung hatte wie Sam. Firedevs grinste.
"Ich denke schon, das sie so einen Beschützerinstinkt hat. Wie ich gehört habe, ist sie vor kurzem Mama geworden. Fordere sie besser nicht heraus."
Mit diesen Worten begann ihr Tanz. Das verblüffte Gesicht ihrer Liebe über ihre identische Ausgangsposition war allein schon jede Anstrengung wert und freute Firedevs diebisch. Als es dann ans Eingemachte ging, wirkte Wes Anfangs leicht abgelenkt, fing sich aber nur eine Sekunde später wieder. Firedevs war erleichtert darüber, denn andernfalls hätte sie ihm mit einem Sprung zurück noch einen zweiten Anlauf einräumen müssen. Seine Bewegungen waren natürlich sehr...kurzfristig. Soresu halt. Aber nach dem zweiten Schlag hatte er doch seine Routine wieder drin, wie es schien. Ein Umstand, der Firedevs die Möglichkeit gab, in ihrem Tempo zu bleiben und sich der Macht und diesem Tanz hinzugeben. Wes wich den ersten Schritt zurück aber Firedevs widerstand der Versuchung, noch mehr Gas zu geben. Bei einem Soresu-Nutzer musste man den Zeit-Faktor berücksichtigen. Wes war mit seinem Kampfstil mit Sicherheit nicht gewillt, wegen Atemnot zu kapitulieren. Sie hingegen legte es darauf an, ihn innerhalb ihrer Power-Zeit zu entwaffnen, so dass ihm sein Soresu auch nichts mehr brachte. Ihr Tritt nach seinen Füssen zwang ihn den zweiten Schritt nach hinten, aber damit weckte sie vor allem seinen Trotz. Das passte ihm überhaupt nicht, das konnte sie spüren. Er wurde offensiver, wollte seinen verlorenen Boden zurückerobern und verlangte dadurch jetzt von ihr mehr Defensive. Soresu-Nutzer nahmen Boden-Verlust erfahrungsgemäß sehr persönlich und Wes bildete da keine Ausnahme.
Plötzlich stockte ihr Arm mitten in der Bewegung. Lähmung. Er hatte es ihr angedroht. Firedevs grinste begeistert. Das war echt gut!
"Echt cool, Wes."
kommentierte sie, während der Jedi-Rat sie vorsichtig umrundete.
"Was du hier siehst, Sam, ist eine Macht-Anwendung, die sich Lähmung nennt. Wes sorgt dafür, dass ich meinen Kampf für einen Moment einstellen muss. Im Ernstfall wär das mein Ende, wenn ich mich dagegen nicht wehren könnte."
Sich gegen Machtanwendungen wie diese hier wehren zu können, war lebenswichtig für eine Kämpferin wie sie. Was brachte ihr all die Stärke und Technik beim Führen eines Lichtschwerts, wenn sie sich durch so eine «Angriffsform» quasi entwaffnen ließ? Sie wartete noch ab, bis Wes seine Position wieder eingenommen hatte und lächelte süss, während sie ihrerseits die Macht um sich herum anzog wie ein Schwamm das Wasser. Da er Lähmung als eine seiner Stärken benannt hatte, versuchte sie garnicht erst, nur gegen seinen Griff vorzugehen. Sie nutzt eine ihrer anderen Stärken: Levitation. In den Schränken an der Wand hinter ihr war Trainingsmaterial. Das war immer so.Also griff sie genau danach. Die Türen von zwei Schränken hinter ihr flogen auf und einige Sitzkissen aus den unteren Regalen sausten auf Wes zu. Das würde ihn beschäftigen und seine Konzentration hoffentlich genug stören, dass sie sich befreien konnte. Firedevs nutzte die Gelegenheit, um ihren Energie-Körper nach aussen zu schieben, damit Wes' Machtgriff ein anderes Ziel hatte als ihren physischen Körper.Wes war gut in dem, was er tat. Sein Griff war trotz der Kissen unnachgibig und es kostete sie einiges an mentaler Anstrengung, ihn zurück zu schieben. Erkennen konnte man das vor allem daran, das ihr Gesicht für einen Moment eine recht gesunde Farbe bekam. Doch es gelang ihr, sich zu befreien und sie drehte sich in eine andere Position. Sie musst Wes wieder hinter sich bringen, aber noch nicht jetzt sofort. Genau jetzt rechnete er wahrscheinlich mit so einem Versuch. Firedevs jedoch beschloss, ihm diesen kleinen Triumpf zu gönnen, den Rücken frei zu haben. Zumindest für ein paar Sekunden, bevor sie mit einem Machtsprung über ihn hinweg setzen wollte. Damit wären sie dann fast wieder in ihrer Ursprungs-Position. Den durch sein Umrunden verlorenen Meter würde sie sich schon zurück holen. Mit ungebrochener Entschlossenheit bewegte sie sich erneut langsam auf Wes zu, um ihren Plan umzusetzen. Doch das war nicht das einzige, worum sie sich kümmern musste.
"Hast du aufgepasst, Sam? Schon eine Idee, wer was macht hier?"
Sie hatte ihm die Anhaltspunkte ja im Vorraus schon gegeben und war gespannt, zu welchem Schluss er gekommen war.
Coruscant-Jedi-Tempel- Trainingsraum- mit Sam, Wes und jeder Menge Schaulustiger?