Bis auf diesen Teil stimme ich deinem Kommentar vollends zu. Von "zufällig" war hier aber nie die Rede. Der Impfstoff wurde angeboten. Das ist auch kein Ausnahmefall. Mir ging das auch schon so, ist aber an der Kurzfristigkeit gescheitert. Im Rückblick bin ich aber fast froh, wenn ich mir das jetzt so ansehe. Bei übrig gebliebenen Dosen soll zwar die Gruppe 1 informiert werden und das ist eine schöne Theorie, aber alle schnell und kurzfristig Greifbaren die auch geimpft werden wollen, haben längst ihre Dosis erhalten. Um die weniger mobilen Personen so kurzfristig impfen zu können, fehlen einfach die Kapazitäten. Bei der ganzen Planung scheint von Regierungsseite übersehen worden zu sein, dass Ehrenamtler auch manchmal ein nächtliches Schlafbedürfnis verspüren.
Ein bisschen habe ich jetzt den Eindruck, dass man solche Bauernopfer dankbar annimmt, um ein paar Planungsfehler nicht ansprechen zu müssen.
Vielleicht hast Du mich auch nicht ganz richtig verstanden.
Ich bin natürlich auch der Meinung, dass keine Impfdosis verfallen sollte und selbstverständlich ist es OK, wenn dafür von der Priorisierung abgewichen wird. Es sollte aber nicht der Eindruck entstehen, dass Leute ihre herausgehobene Position oder ihre Beziehungen dazu nutzen, sich einen Vorteil zu verschaffen. Es gibt viele Möglichkeiten, wie die Verimpfung fair sichergestellt werden kann, z. B. können die Impfzentren Vereinbarungen mit Polizei oder Feuerwehr treffen, oder offene Listen führen, für die sich jeder registrieren kann, der bei Anruf kurzfristig kommen kann (daraus könnte dann entweder ausgelost werden oder man schaut nach Leuten, die relativ hoch in der Priorisierung stehen), oder man nimmt Begleitpersonen, die zufällig da sind. Wäre mir alles recht!
Dass gerade zu Beginn des Betriebs der Impfzentren die Meldungen über irgendwelche Politiker kamen, die zufällig da gewesen sein sollen, hat aber eben das G'schmäckle, dass im Zusammenhang mit der Eröffnung etwas arrangiert wurde.
Mein Kopfschüttler des gestrigen Tages war übrigens die Ankündigung, dass es in Hessen jetzt ein "Pilotprojekt" mit 50 Hausarztpraxen für die Impfungen gibt. Mal abgesehen davon, dass es schon relativ absurd ist, dass die Impfspezialisten überhaupt ein Pilotprojekt brauchen: Wenn man sich anhört, was die alles erfüllen und einhalten müssen, insbesondere auch um sicherzustellen, dass auf keinen Fall außerhalb der Priorisierungen geimpft wird, kann man eine schnelle Durchimpfung wohl auch auf diesem Weg vergessen.
Ein interviewter Arzt hat gesagt, man brauche halt auch Zeit dafür, einem gemeinsam gekommenen Paar zu erklären, warum der 70jährige Mann geimpft werden kann, die 69jährige Frau aber nicht. Was für ein Schwachsinn - als ob das Risiko einer schweren Erkrankung mit 70 sprunghaft ansteigt und die 69jährige noch viel sicherer wäre als ihr Mann... Da schadet es dem Impffortschritt und der Impfgerechtigkeit mehr, wenn man mit der Erklärung Zeit vergeudet, als wenn man jemanden mitimpft, der ein paar Monate zu jung ist...
Micah