Durch diese Lockerungsmassnahmen haben eben (leider) viele das Gefühl, es ist vorbei; meine Mutter gehört auch dazu.
Wir haben geplant, in den Sommerferien zu ihr zu fahren und deswegen mit Beginn der Ferien erst mal zwei Wochen in freiwillige Quarantäne gehen, vor allem weil die Kinder ja wieder Teilzeit in die Schule gehen und trotz allem ein Grundrisiko bleibt.
Aber sie fängt jetzt wieder an, alle ihre tausend Bekannten zu besuchen, sie einzuladen usw. sodass wir wohl ein größeres Risiko haben von ihr angesteckt zu werden als umgekehrt.
Ist mir auch schon aufgefallen, dass die Risikopatienten selbst teilweise weniger besorgt und vorsichtig sind als ihre Angehörigen, die sie indirekt schützen, indem sie das Virus nicht zu ihnen tragen. Hängt vielleicht damit zusammen, dass die Älteren einen möglichen Tod generell gelassener sehen, vielleicht aber auch damit, dass es um ihr eigenes Leben geht, das sie bei Spaß gegen Schutz abwägen. Es ist ja auch wirklich etwas anderes, ob man sagt, ich will jetzt wieder meine Freunde sehen, sonst ist mein Leben nicht lebenswert, und das damit verbundene Risiko nehme ich in Kauf. Oder es darum geht, dass man durch das Sehen seiner Freunde, also für seinen egoistischen Spaß, das Leben von jemand anderem riskiert.
Und da mein Mann auch Risikopatient ist und ich zumindest eine ungünstige Blutgruppe habe (
@SamRockwell das hätte ich auch gelesen) überlegen wir tatsächlich, das Unternehmen abzublasen, was auf völliges Unverständnis stoßen wird, da sie ihre Enkel eben nur so sehen kann.
Ich finde euch da absolut konsequent. Vielleicht könnt ihr ihr das ja auch noch klarmachen, so dass sie sich in der Zeit vor eurem Besuch zurückhält.
Wichtig ist also, dass der MNS auch die Nase bedeckt!!
Das war aber auch schon vorher so, da es ja auch bzw. insbesondere um die durch die Nase
ausgeatmete Luft geht, und dass die Viren enthalten kann, daran hat sich anhand der neuen Erkenntnisse nichts verändert.
Zum Thema Impfstoff stellen sich mir die ganze Zeit folgenden Fragen:
- Was ist, wenn kein Impfstoff entwickelt werden kann?
- Was ist, wenn es den Impfstoff erst in 5 Jahren für die breite Masse gibt?
- Was ist, wenn der Impfstoff nicht 100% Schutz aufweist?
- Was ist, wenn der Impfstoff ausgerechnet schlecht von jenen Menschen vertragen wird, die ihn dringend bräuchten?
So argumentieren ja viele, die der Meinung sind, wir sollten unser normales Leben wieder aufnehmen und eben das Risiko der Infektion tragen (bzw. die, die das nicht wollen/können, sollen sich halt einschließen), weil wir ansonsten vielleicht nie wieder normal leben können.
Natürlich wäre es im schlimmsten Fall möglich, dass eines oder gar alle dieser Dinge eintreffen. Aber es wird ja sehr viel Forschungsenergie und Geld hineingesteckt, da muss man einfach hoffen, dass es zumindest einigermaßen klappt, denn sonst muss man (gerade als jemand, der tendenziell zur "Einschließfraktion" gehört) ja total verzweifeln.
Wenn ich mich recht erinnere, hat Drosten im Podcast auch mal gesagt, dass er keinen Grund sieht, warum ein Impfstoff nicht funktionieren sollte, und das ist eine Einschätzung, auf die ich viel gebe.
Zeitlich liegen die realistischen Schätzungen ja bei 12-18 Monaten, das heißt ab März gerechnet könnte es nächstes Jahr um diese Zeit soweit sein. Aber bis dahin müssen wir uns tatsächlich auf ein mehr oder weniger (je nach Jahreszeit) anormales Leben einrichten. Und es wird dann natürlich sehr interessante Verteilungsdiskussionen geben, sowohl über die Regionen als auch die Personengruppen, die den Impfstoff zuerst bekommen. (Und dann, ganz, ganz, gaaaaaanz hinten vielleicht in 5 Jahren oder so, werden dann noch die Unwilligen zwangsgeimpft.

)
Was die letzten beiden Punkte betrifft, wäre es wahrscheinlich eher untypisch, wenn es nicht so wäre. 100 % Schutz (bzw. in 100 % der Fälle eine wirksame Immunreaktion) gibt es wahrscheinlich bei keinem Impfstoff, und ja, gerade Menschen, die zur Risikogruppe gehören, vertragen Impfungen meist auch schlechter bzw. ihr Immunsystem baut keinen (ausreichenden) Schutz auf.
Aber dafür haben wir ja den Herdenschutz: Wenn eine ausreichende Zahl von Menschen geimpft ist, und insbesondere natürlich die, die mit vulnerablen Gruppen und Personen zu tun haben, dann kommt das Virus gar nicht erst zu ihnen hin, so dass es nicht so schlimm ist, wenn sie nicht selbst geimpft werden können. Und auch wenn der Impfstoff eine Infektion nicht komplett verhindern sollte, sondern die Erkrankung nur in (fast) allen Fällen auf einen Schnupfen abschwächt, wäre ebenfalls schon sehr viel gewonnen.
Auf eine Hochzeit mit vielen Personen würde ich vermutlich nicht gehen, verstehe aber auch die Überlegungen der Brautleute.
Auf Umarmungen und angeregte, längere Gespräche kann man zu solch einem Ereignis schwer verzichten. Dann lieber nächstes Jahr hoffentlich richtig feiern.
Richtig, genau das ist das Problem. Klar kannst Du so eine Veranstaltung, gerade wenn sie draußen stattfindet (was geplant ist, aber natürlich letztlich kurzfristig-wetterabhängig) weitestgehend sicher machen, durch Abstände, kein Umarmen/Händeschütteln, vielleicht gar Maskentragen, solange gerade nicht gegessen wird, keine Musik, damit nicht so gebrüllt werden muss usw. Aber macht das dann noch Spaß? Will man so seine Hochzeit feiern? Man kann doch trotzdem zum geplanten Termin heiraten und dann die große Sause später machen, wenn alle sie unbeschwert genießen können...
Ich habe dieses Jahr auch bewusst auf meine Geburtstagsfeier verzichtet, die in ihrem sehr kleinen und entspannten Rahmen wesentlich beherrschbarer gewesen wäre als so eine Hochzeit, weil die Sicherheitsmaßnahmen und das verbleibende Unsicherheitsgefühl nur alles vermiest hätten.
Ich verstehe die Welt nicht mehr.
Jetzt,wo fast überall gelockert wird müssen wir seit Montag auch im Betriebsgebäude Masken tragen.
Und wir sind als zweite Welle der Zusteller im Regelfall über 5 Meter von den Kollegen weg.
Vielleicht ist das ja eine Reaktion auf die erst in den letzten Wochen so richtig klar gewordene Aerosol-Problematik? Die müsste nämlich eigentlich dazu führen, dass eine ganze Reihe Vorgaben angepasst werden, aber die offiziellen Mühlen scheinen da extrem langsam zu mahlen. Oder vielleicht ist es auch der Aspekt, dass jetzt alle Mitarbeiter wieder höhere Risiken im Privatleben eingehen können, über Kinder in Schulen und Kitas Infektionen in die Familien kommen können etc.
Ich fände es gut, wenn bei mir auf der Arbeit (wo nur wenig Home-Office umgesetzt wurde und stattdessen die Kontakte durch andere Maßnahmen begrenzt wurden) entschieden würde, dass man außerhalb seines Büros eine Maske tragen muss, mindestens aber, wenn man sich zusammen mit anderen Personen oder länger in einem "Fremdraum" aufhält (um nicht unbedingt bei jedem Abholen eines Ausdrucks oder Gang auf's Klo das Ding aufsetzen zu müssen).
Ich weiß, dass andere Firmen, die wochenlang mehr oder weniger komplett Home Office hatten und jetzt beschränkt wieder Leute in die Büros lassen, eine Maskenpflicht haben. Das ist der Nachteil daran, dass es bei uns relativ normal weitergelaufen ist (und ja auch genau das, was Du ausgedrückt hast): Wie willst Du den Leuten klarmachen, dass sie jetzt auf einmal, wo es "doch fast kein Corona mehr gibt" (Anführungszeichen weil ich das nicht glaube!) eine Maske aufsetzen sollen, während wir durch die "heiße Phase" auch ohne gut gekommen sind?
Und um den Mammutbeitrag noch etwas länger zu machen, zu den hessischen Entwicklungen vom Tage:
Hier brechen jetzt auch alle Dämme: Grundschulen im Normalbetrieb ohne Abstandsregeln ab 22. Juni, Kindergärten ebenso ab dem 5. Juli. Erklärt wird von der Politik dabei selbstverständlich nix, nur verkündet. Das ist besonders besorgniserregend, weil der eine Grund, der akzeptabel wäre, problemlos kommunizierbar wäre (nämlich, dass man Erkenntnisse hat, dass es ungefährlich ist). Also ist es wohl ein reines Experiment und Vabanquespiel, ein Einknicken vor den Elterngruppen und Wirtschaftsvertretern, die die Kinder endlich wieder "aufgehoben" haben wollen.
Wenn ich google, wie sich bereits jetzt die Corona-Fälle in Schulen und Kitas bundesweit ansammeln (natürlich alles "Sonder- und Einzelfälle", bei denen die Infektion "anderswo" (weiß man, wo?) stattgefunden hat

) wird mir ganz anders. Außerdem: Wenn ständig das Damoklesschwert über einem schwebt, dass das Kind wegen eines Falls in seiner Gruppe/Klasse nicht nur "einfach so", sondern sogar verschärft quarantänemäßig wieder 14 Tage daheim sitzt, kann man das dann verlässliche Betreuung nennen?
Besonders "schlau" auch das Konzept, mit der Schulöffnung 2 Wochen vor den Sommerferien zu beginnen. Zwar werden dann durch den Ferienbeginn mögliche Infektionsketten innerhalb der Schulen unterbrochen. Aber was wird wohl passieren, wenn die Familienreise zu einem mit Glück noch ergatterten Urlaubsdomizil gefährdet ist, weil im Fall einer Infektion in der Klasse das Kind zu Beginn der Ferien unter Quarantäne steht? Oder wenn (symptomlos, unerkannt) infizierte Kinder das Virus in die Urlaubsregionen oder zu den für die Ferienbetreuung benötigen Großeltern tragen?
Ganz toll, meine liebe Landesregierung!
Micah
PS: Was ist eigentlich mit der Bundeskanzlerin? Gefühlt ist sie seit den "Öffnungsdiskussionsorgien" kurz nach Ostern komplett abgetaucht. Ich habe den Eindruck, sie will nichts davon zu verantworten haben, und
das gruselt mich ebenfalls...