Dem kann ich mich so nicht anschließen. Es ist das gute Recht jedes Menschen, eine medizinische Behandlung, ein bestimmtes Medikament und natürlich auch einen Impfstoff abzulehnen, egal, ob es dafür "vernünftige" Gründe gibt oder nicht. Es handelt sich nämlich um eine Körperverletzung, die erst durch ausdrückliche, informierte Zustimmung des Betroffenen zulässig wird.
Dass auf diese Weise kostbare Impftermine verfallen, ist natürlich trotzdem ein Unding, aber der Fehler liegt woanders. Die Lösung des Problems ist nicht, die Leute unter Druck zu setzen oder zu versuchen, ihnen den ungewünschten Impfstoff unterzujubeln, indem man sie vorab nicht informiert, was für sie vorgesehen ist.
Vielmehr muss schon bei der Terminvereinbarung verbindlich angegeben werden, welcher Impfstoff vorgesehen ist. Wer den nicht mag, macht dann eben erst gar keinen Termin aus und muss die Konsequenz tragen, die in diesem Fall lautet, eine ungewisse Zeit auf den Wunschimpfstoff zu warten und sich so lange weiter zu isolieren oder eine Ansteckung zu riskieren.
Hinsichtlich der Durchimpfung und Pandemiebekämpfung entsteht so insgesamt kein Schaden, weil die Dosen ja dann für andere zur Verfügung stehen, die ansonsten noch hätten warten müssen.
Das gilt jedenfalls, wenn man es organisatorisch auf die Reihe kriegt, ggf. weiteren Priorisierungsgruppen Termine zu geben, was das wesentlich größere Problem beim Loswerden des AstraZeneca-Impfstoffes zu sein scheint als dass es zu wenige Leute gibt, die ihn wollen. In BaWü wurde z. B. Anfang letzter Woche der angeblich massenweise herumliegende AstraZeneca-Impfstoff für Erzieher:innen freigegeben. Meine dort im Kindergarten arbeitende Freundin musste allerdings trotzdem 10 Tage lang immer wieder die Webseite und/oder Hotline bemühen, kam häufig gar nicht erst durch und bekam ein Mal sogar die Auskunft, dass ausgerechnet in ihrer Stadt nichts übrig wäre und sie daher keinen Termin bekommen könnte.
Jetzt hat sie endlich einen Termin ergattert, allerdings erst am 21. März, also in nochmal mehr als 2 Wochen...
Das wird alles noch ein Riesen-Desaster der besonderen Art werden, wenn die Liefermengen massiv ansteigen und man es nicht organisiert bekommt.
In Hessen dürfte beispielsweise folgende kürzlich vorgenommene "Vereinfachung" des Anmeldeprozesses für Probleme sorgen: Vorher hat man auf der Webseite einen Termin vorgeschlagenen bekommen, konnte ihn akzeptieren oder anklicken "anderen Termin vorschlagen". Bis zum Abschluss des Prozesses dürften die vorgeschlagenen, aber nicht angenommenen Termine maximal ein paar Stunden blockiert gewesen sein. (Bei Ticketbuchungen u. ä. hat man in der Regel 15-20 Minuten, bevor sie wieder freigegeben werden, da habe ich für unseren Verwaltungsapparat mal einen großzügigen Puffer draufgeschlagen
). Jetzt aber soll man sich nur noch als Impfinteressent registrieren und bekommt per Mail oder Brief (!) einen Terminvorschlag, den man dann natürlich ebenfalls ablehnen kann. Unter Berücksichtigung von Postlaufzeiten bedeutet das, dass Termine locker eine Woche blockiert sein können, bevor die Leute rückmelden, dass sie einen anderen wollen...
Das Argument für dieses Verfahren ist, dass man das "Windhundrennen" um die Termine ausschalten will und stattdessen die Termine absteigend nach Alter bzw. in den anderen Berechtigungsgruppen per Los vergibt. Als ob das System diese weitere Verkomplizierungs- und Verzögerungsebene gebrauchen könnte!
Micah