@Raven Montclair
Wenn ich jedoch sehe, wie viele der sogar (besonders) vulnerablen Personengruppen all das gar nicht mit derselben Ernsthaftigkeit betrachten wie ich (die mit 19 wohl keine allzu große Angst vor einem tödlichen Krankheitsverlauf haben muss), dann wächst irgendwann die Frustration darüber, dass das eigene Engagement eigentlich komplett im Sande verläuft.
Die Infektionszahlen steigen nämlich weiterhin nahezu ungebremst, weil sich viele eben nicht an die Maßnahmen halten und sich Freiheiten herausnehmen, die ich mir selbst nicht zugestehe.
Ich verzichte also für Leute, für ihrerseits auf nichts verzichten wollen...
Und währenddessen zieht das Leben, so wie ich es mir vor 15 Monaten noch ausgemalt hatte, ungenutzt an mir vorüber..
Das klingt vielleicht für manche überzogen, aber viele meiner gleichaltrigen Freunde fühlen das ganz ähnlich wie ich.
Und es wird immer mehr zur Belastung, nicht zu wissen, wann das alles endlich endet. Wie soll man bspw erwachsen werden, wenn man bestimmte Erfahrungen gar nie machen kann, weil sich das Leben nur noch in künstlichen Schutzräumen abspielt?
Das klingt nicht überzogen, es klingt nach einem ziemlich belastendem Gefühl, das mir ziemlich angebracht scheint. Weil es sich derzeit anfühlt, wie ein Kampf gegen Windmühlen.
Aber du und alle anderen, die sich an die Regeln halten, schützen doch eine ganze Menge. Denn was wir sehen, ist oft das, was schiefläuft, was doof ist, was belastet. Zum Glück entspricht das meiste nicht den "echten" Tatsachen, sondern dem subjektiven Gefühl. Vor lauter Wald die Bäume nicht sehen. Menschen neigen meistens dazu, dass sie eher das sehen, was schlecht ist. Weil das eben die größere "Gefahr" ist.
Das Gute am Leben und an den verschiedenen Phasen ist, dass wir Zeit haben - es gibt keinen linearen Verlauf an Erfahrungen, die zu Zeitpunkt x gemacht werden müssen und danach unwiederbringlich verloren sind. DAS ist das Gute am Leben. Sogar unser Hirn ist, dank seiner Plastizität, in der Lage noch sehr viel zu lernen.
Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt sich zu überlegen, was man erleben will und zu schauen, welche Weichen man dafür stellen kann.
Letztes kam ein Beitrag im Radio über Singles während der Coronazeit und ich fand das sehr, sehr spannend.
Dort wurde gesagt, dass jetzt vielleicht eine besonders gute Chance besteht, sich kennenzulernen, wenn man auf Abstand spazieren geht. Sich eben nicht im Schlafzimmer wiederfindet.
Es klingt total abgedroschen, aber ein paar gute Chancen haben wir wirklich. Auch, wenn es ätzend und anstrengend ist. Auch, wenn manche Dinge einfach nicht möglich sind, wie sie es vorher waren.
Auch ich leide in meiner jetzigen Situation darunter, dass ich meine beste Freundin nicht sehen kann, die ihr zweites Baby bekommen hat. Das ich mein Patenkind nicht sehen kann und ihren neu geborenen Bruder und Mama und Papa davon. Auch mir fällt es schwer zu sagen "Aber irgendwann..."
Aber ich weiß, dass es doch was bringt, wenn ich mich an Regeln halte und andere schütze. Am Ende schütze ich damit nämlich auch mein Gewissen.
Glaub mir, da gibt es noch ganz viele Tage, an denen du nachholen kannst, was du jetzt vielleicht verpasst.
Und so manches, was man erlebt haben zu müssen glaubt, braucht man gar nicht

Durchhalten! Das ist gerde wichtig, auch wenns scheiße schwer ist.